Hallo,
ich (31) habe sehr lange überlegt, ob es für mich nötig und gut ist, mich hier anzumelden. Aber ich denke, es kann nicht schaden, mit jemandem zu reden und vielleicht Ratschläge zu erhalten. Ich befinde mich in einem ziemlichen Tief und der Text könnte sehr lang werden.
Mein Mann (33) hat sich vor 5 Wochen für mich total plötzlich getrennt und ist am nächsten Tag mit unseren Kindern (planmäßig, allerdings auf meinen Wunsch hin dann einen Tag eher) zu seinen Eltern gefahren. Ein paar Tage später hat er sie wieder hergebracht und ist in sein momentanes WG-Zimmer gezogen, das sich ganz in der Nähe befindet. Ich war und bin nach wie vor geschockt.
Wir waren 12 Jahre zusammen, davon 9,5 verheiratet. Unsere Kinder sind 5 und fast 8. Immer hieß es auch von ihm, dass er alles dafür tun wird, dass wir immer zusammenbleiben. Demnach war es vor allem für unsere Große ein ebenso großer Schock.
Wir hatten immer mal Probleme, die wir überstanden haben und ich stand vor allem immer hinter ihm. Umso schlimmer und demütigender ist es für mich, dass er mich nun so fallengelassen hat. Ich muss vielleicht etwas weiter ausholen:
Mein Mann hatte schon am Anfang unserer Beziehung ein "Problem" mit exzessivem Computerspielen. Aber es hielt sich immer irgendwie im Rahmen. 2011 war ich für drei Monate im Ausland, wenige Wochen später war unsere Hochzeit. Während meines Auslandsaufenthalts ging es mit seiner Sucht leider richtig los, aber wir hatten diese Phase irgendwie überstanden.
2013 wurde unsere erste Tochter geboren. 2015 wurde unsere zweite Tochter geboren, die im Gegensatz zu unserer ersten "schwierig" war. Sie schrie viel und da ich seit über 10 Jahren Alleinverdiener bin/war und zudem selbstständig, war die Zeit für mich extrem hart. Mein Mann hat 2009 ein Studium begonnen. 2016 sagte er mir und seiner Familie, dass irgendeine frühere Leistung aufgrund eines Fehlers nicht angerechnet werden könne und er deshalb exmatrikuliert wird. Alle haben es ihm geglaubt. Es hieß, seine Mutter hätte einen Anwalt beauftragt. In meiner Anwesenheit (aber so, dass ich das Gespräch nicht hören konnte) telefonierte er sogar mit diesem angeblichen Anwalt und weinte danach sogar, als es hieß, es gäbe keine neuen Informationen. Als seine Mutter nach ein paar Wochen kurz bei mir war, um mir etwas vorbeizubringen, sprach ich sie auf den Anwalt an. Da erfuhr ich, dass es diesen nicht gab und sie keinen beauftragt hatte. Ich sprach meinen Mann darauf an. Da gestand er mir, dass er wochen- oder monatelang morgens zu seinen Eltern fuhr (die eine Stunde von uns entfernt wohnen) und dort spielte. Er war nicht täglich weg, da sein Semester sowieso nicht mehr so "voll" war mit Veranstaltungen, aber oft genug. Ich hatte nichts bemerkt. Er ging daraufhin regelmäßig zu einer Dro..
Während seines Studiums bekam er keine finanzielle Unterstützung, jedoch einen kleinen dreistelligen Betrag seiner Eltern. Ich bekam Bafög und war da bereits nebenberuflich selbstständig. 2016 brach ich mein Studium ab, um hauptberuflich selbstständig tätig zu sein, was für mich auch nach wie vor der richtige Schritt war. Nach seiner wirklichen Exmatrikulation im Sommer 2016 (denn die andere gab es ja nie) fing er eine schulische Ausbildung an, für die er ebenfalls kein Geld erhielt, jedoch ab dem 2. Lehrjahr einen Studienkredit der KfW-Bank (300 im Monat). Ich arbeitete weiter sehr viel, um uns alle über Wasser halten zu können. So viel, dass ich Ende 2017 völlig erschöpft war und im Frühjahr 2018 zur Kur fuhr. Unsere große Tochter kam mit.
Zwischen 2016 und 2018/19 kam es zu kleineren Rückfällen bei ihm, die wir wieder überstanden haben. Er hatte immer Angst, dass ich mich von ihm trennen würde. 2018 erkrankte er chronisch. Seine Prüfungen bestand er 2019 auch aufgrund seiner Beschwerden nicht. Er konnte ein Jahr dranhängen und die Prüfungen nochmals wiederholen. Leider bestand er sie 2020 wieder nicht auch, weil durch die ersten Kita- und Schulschließungen kaum Zeit zum Lernen blieb, sein Medikament nicht anschlug (er wechselte es nach der Prüfungszeit) und unser Alltag allgemein aus viel Stress bestand. Er begann die Ausbildung an einer anderen Schule erneut. Ich habe ihn immer unterstützt, auch wenn es für mich immer schwer war zu wissen, dass ich keine Zeit zum Durchatmen habe, weil ich länger als gedacht für uns alle Geld verdienen muss. In den Anfängen seiner ersten Ausbildung arbeitete er abends bei einem Lieferdienst. Er war demnach viel abends weg, teilweise bis nachts halb 2. Unsere Ehe litt, woraufhin er irgendwann kündigte. Später hätte er aufgrund seiner vor allem durch Stress verursachten Beschwerden nicht mehr nebenbei arbeiten können.
Da ich für meine Selbstständigkeit einiges an Platz in unserer Wohnung benötigte und immer im Wohnzimmer arbeiten musste, entschied ich mich, dort trotz der nicht bestandenen Ausbildung nicht länger wohnen bleiben zu wollen. Es war einfach nicht mehr tragbar für uns alle. Wir schauten uns Mietshäuser an und unterschrieben im Sommer den Vertrag für das Haus, in dem ich jetzt alleine mit den Kindern wohne. Ein großes Haus konnte ich mir leider nicht leisten, so dass ich mir meinen Arbeitsbereich mit dem Schlafzimmer teile. Das Zimmer selbst ist aber schön groß und ich teile es, sobald möglich, mit großen Regalen (was ihn am Ende auch störte). Auch waren wir Anfang/Mitte 2020 3x im Urlaub, davon 1x für ein paar Tage zu zweit im August. Diese Zeit empfand ich als sehr schön mit ihm.
Ende August begann er seine Ausbildung. Ich hatte eine gewisse Erwartungshaltung, da er die Inhalte bereits kannte und im Prinzip die komplette Ausbildung ja schon gemacht hat. Er selbst wollte natürlich auch gute Leistungen abliefern. Aber mit den Monaten wurde er kühler. Ende November zogen wir in das Haus. Vorher arbeitete ich viel (Weihnachtsgeschäft), war nachmittags 1-2 Stunden im Haus zum Streichen, in der Wohnung musste gepackt werden und nach dem Umzug musste die Wohnung gestrichen und geleert werden. Ich hatte mich extra entschieden, einen Monat lang doppelt Miete zu zahlen.
Ab Anfang/Mitte Dezember wurde er sehr kalt und distanzierte sich. Ich hatte ihn mehrmals gefragt, was los ist. Vor Weihnachten spürte ich, dass etwas gar nicht stimmt. Am 25. sagte ich ihm abends im Bett, dass er mir sagen soll, was ist. Und da rückte er mit der Sprache raus. Es ist ihm alles zu viel und er hatte gehofft, dass sich die Situation im neuen Haus bessert, aber sie sei noch schlimmer geworden. Er schlief dann im Kinderzimmer, meine kleine Tochter bei mir. Viel reden konnten wir da noch nicht. Ich war zu geschockt.
Plötzlich war alles negativ und schlecht. Er warf mir ein paar Tage später vor, so gestresst gewesen zu sein. Er musste in der Zeit die Kinder betreuen, sie abends meistens ins Bett bringen, damit ich arbeiten kann. Später ging es dann auch wieder mit den Schließungen los. Mittlerweile haben wir mehrmals gesprochen, vor allem über meine Fehler. Er hat noch Gefühle für mich (momentan meine einzige Hoffnung), aber sie reichen nicht mehr für eine Beziehung. Wenn wir gesprochen oder ich später mal unten im Wohnzimmer geweint habe, hat er mich in den Arm genommen und liebevoll mit mir geredet. Die restliche Zeit war er jedoch kalt wie ein Eisblock. Aber wenn wir persönlich geredet haben, hat er geweint oder hatte Tränen in den Augen. Ich habe in den letzten Wochen natürlich nichts richtig gemacht. Ich musste einfach so viel loswerden und hatte so viele Fragen, die er mir zum Großteil beantwortet hat. Er ist mir dankbar, dass ich ihn so unterstützt habe (ich fühle mich ausgenutzt). Aber warum kämpft man denn dann nicht selbst für seine Ehe? Vor 2-3 Jahren sprachen wir über eine Paartherapie, aber wie hätte ich sie bezahlen sollen? Über sowas hatte er sich keine Gedanken gemacht. Auch die Ansichten über die Erziehung unserer kleinen Tochter (die ausgeprägte bockige Momente hat und so ganz anders ist als unsere große Tochter). Dass man als Eltern nicht immer derselben Meinung sein muss, sieht er anders. Ja, im Nachhinein bereue ichs, die Paartherapie nicht irgendwie gemacht zu haben. Aber ich verstehe auch nicht, warum er in den letzten Monaten GAR NICHT mit mir gesprochen hat. Er hat unsere Ehe einfach ihrem Schicksal überlassen.
Ich habe ihm auch mit seiner "Erlaubnis" eine Liste geschickt mit Dingen, die ich anders machen würde. Er wäre gerne auch mal länger abends bei Mitschülern geblieben oder hätte sich gerne öfter mit Freunden getroffen. Ja, da habe ich ihn unbewusst eingeschränkt und erwartet, dass er eher nach Hause kommt, um mich mit den Kindern zu unterstützen. Ich sehe meine Fehler da absolut ein. Ich habe auch angeboten, dass wir zu einer kostenlosen Erziehungsberatung gehen. Ich habe vieles angeboten, aber scheinbar umsonst. Für ihn scheint es zu spät zu sein.
Ich habe eine sehr gute Freundin, bei der ich mich ausheulen kann. Leider ist sie gerade im Ausland, aber wenn sie wieder da ist, unternimmt sie mit mir viele Sachen. Auch kommt am Donnerstag eine Familientherapeutin zu mir, der ich sagte, dass ich schwer mit der Trennung zurechtkomme und dass ich natürlich noch Hoffnung habe. Ich möchte damit auch meinem Mann zeigen, dass ich ernst meine, was ich sage und ändern möchte, auch wenn ich noch nicht weiß, wie er es bemerken soll.
Mein Mann sagte, er kommt nicht zurück. Als ich fragte, ob wir nicht vielleicht in einem halben Jahr nochmal eine Chance haben, meinte er "vielleicht in 2, 3 oder 4 Jahren". Ich sagte, dass ich dann hoffentlich einen neuen Partner habe. "Dann habe ich halt Pech". Ich erkenne ihn einfach nicht wieder. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er bewusst dafür sorgen möchte, keine Gefühle mehr für mich zu haben. Es ist, als wäre da eine dicke Mauer.
Leider verging bisher kaum ein Tag, an dem ich ihm nicht geschrieben habe. Ich versuche, keine Emotionen in meine Nachrichten einfließen zu lassen. Oft klappt es leider nicht, was zum Teil auch daran liegt, dass der Umgang wegen der Kinder noch nicht perfekt klappt. Dann kommen die Emotionen bei mir wieder hoch und müssen raus. Deshalb hoffe ich, dass ich sie hier in Zukunft niederschreiben darf.
Ja, wir hatten definitiv in den letzten Wochen vor der Trennung Probleme, aber wie ich finde vor allem durch die äußeren Umstände: seine Schule, meine Arbeit, Corona/Schließungen/Kinder, seine Erkrankung
Ich habe noch so viel Hoffnung, dass seine Gefühle einfach nur verschüttet sind. Ist das möglich?
Bisher war er so gut wie jeden Tag hier für mehrere Stunden. Ich bin/war dann immer oben und habe gearbeitet. Aber allein seine Stimme zu hören, führte jedes Mal dazu, dass ich schwach wurde. Da konnte es mir vorher noch so gut gehen. Deshalb kommt er jetzt nur noch an 3 Tagen pro Woche und am Wochenende nimmt er die Kinder wahrscheinlich immer mit zu sich für ein paar Stunden. Ich hoffe, dass mir die 4 Tage ohne ihn am Stück irgendwie gut tun. Ich weiß, ich muss ihn loslassen, um eine Chance zu haben. Aber noch ist das für mich einfach unvorstellbar. Ich weiß, dass da noch etwas ist bei ihm und dass er mich auch ab und zu vermisst und an mich denkt, was er mir mal sagte, so dass ich einfach nur leide. Ich würde so gerne mit den Kindern einfach nur für ein paar Wochen verschwinden, was leider allein finanziell momentan einfach nicht geht. Aber ich beantrage zumindest bald eine Kur für uns und hoffe, dass wir in ein paar Monaten dann wenigstens für 3 Wochen weg können und mir die Zeit hilft. Ich wünsche mir so sehr, dass er zu mir zurückkommt und ich weiß, dass das nicht gut für mich ist, um mit der Beziehung abzuschließen denn das will und kann ich gerade einfach nicht. Er sagte, er denkt nicht, dass sich etwas ändern würde. Aber habe nicht auch ICH eine zweite Chance verdient?
Gibt es noch Hoffnung für uns? Was kann ich tun, damit er irgendwann wieder zu mir zurückkommt? Was kann ich FÜR MICH tun?
Danke fürs Lesen. Tut mir leid, dass es so furchtbar viel geworden ist.
02.02.2021 13:00 •
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