Hey,
ich war bisher als stille Mitleserin (erst als Gast im Forum, dann mit diesem Account, mit dem ich eigentlich schon früher hierzu etwas schreiben wollte) bei diesem wirklich interessanten und emotionalen Thema dabei und möchte mich nach dem Update nun auch gerne zu Wort melden.
Natürlich ist es euer Leben und deine Entscheidung, und ich wünsche dir auch alles Gute auf deinem Weg. Trotzdem möchte ich dir als Außenstehende ganz ehrlich meine Gedanken sagen, weil ich das, was du geschrieben hast, nicht nachvollziehen kann und es für mich voller Widersprüche ist.
Beim Lesen wirkt es auf mich so, als würdest du die Schuld an der Situation eher auf die andere Frau schieben, statt ihn in die Verantwortung zu nehmen. Aber Fakt ist, er hat dich betrogen, er hat eure Beziehung und dein Vertrauen missbraucht, nicht sie. Mit deiner Entscheidung, ihn so schnell wieder zurückzunehmen, hat er im Grunde einen Freifahrtschein bekommen. Er weiß jetzt, dass er so etwas tun kann, ohne echte Konsequenzen fürchten zu müssen.
Du beschreibst viel von euren aktuellen Gesprächen, seiner Aufmerksamkeit, seinen Entschuldigungen und den schönen Momenten, aber das klingt für mich nach den klassischen ersten Wochen nach so einem Neustart. In dieser Phase ist alles besonders intensiv, weil beide Seiten sich Mühe geben und man die rosarote Brille aufhat, aber der Alltag kommt immer zurück, und gerade dann zeigt sich, ob wirklich eine grundlegende Veränderung passiert ist, oder ob er wieder in alte Muster verfällt. Aus deiner eigenen Schilderung lese ich eher, dass er im Moment weiß, was er tun muss, um dich zu beruhigen. Ob er es aus echter Überzeugung macht, ist für mich fraglich.
Besonders kritisch finde ich, wie du deine eigenen Gefühle beschreibst, in Form von extremer Unsicherheit oder Verlustgefühlen. Das sind tiefe Verletzungen, die nicht einfach verschwinden, nur weil er dir jetzt mehr Aufmerksamkeit schenkt oder sagt, dass er dich liebt. Du hast selbst geschrieben, dass du dich minderwertig fühlst, dass du das Gefühl hattest, nicht zu reichen, dass du dich schuldig gemacht hast für etwas, das ER getan hat. Genau das zeigt, dass du versuchst, das Ganze zu rechtfertigen und dir selbst einzureden, es sei der richtige Weg, aber damit übergehst du deine eigenen Bedürfnisse und deine Würde.
Ich denke, dass du ohne Ehe und Kind vermutlich anders entschieden hättest. Du bleibst nicht, weil du wirklich überzeugt bist, dass es immer noch diese eine große Liebe ist, sondern weil du Angst hast, was eine Trennung für dein Kind und deine Zukunft bedeuten würde, und das nutzt er aus. Er weiß, dass du emotional und vielleicht auch praktisch abhängig bist, und wird sich früher oder später am Ende des Tages immer selbst am Wichtigsten sein.
Ich finde auch deine Begründungen widersprüchlich, einerseits sagst du, er habe dich verletzt wie noch nie zuvor in deinem Leben, andererseits schreibst du, dass er der Richtige ist und dass ihr nun noch stärker zusammengewachsen seid. Aber wie passt das zusammen? Kann der Mensch, der dir den größten Schmerz zugefügt hat, gleichzeitig derjenige sein, der dein sicherer Hafen ist? Für mich klingt das eher nach einer Schutzbehauptung.
Du redest davon, dass du jetzt bewusster auf Signale achten willst, dass du klare Grenzen ziehen willst und dass du ihn ansprechen würdest, wenn wieder etwas nicht stimmt. Aber seien wir ehrlich, wenn er dich schon so weit gebracht hat, dass du trotz Betrug bleibst, wie sollen dann Grenzen in Zukunft noch wirken? Er weiß, dass du bereit bist, vieles, gar alles zu akzeptieren, und genau das nutzt er früher oder später wieder zu seinen Gunsten. Nicht heute, nicht morgen, aber irgendwann dann, wenn ihm der Alltag nicht mehr passen wird.
Das alles klingt hart, aber ich möchte dir einfach ehrlich widerspiegeln, was ich beim Lesen empfinde. Du redest dir die Situation gerade schön, du blendest die Realität aus, dass er dich belogen, hintergangen und gedemütigt hat, und du hoffst, dass all das durch ein paar Wochen intensiver Gespräche und Aufmerksamkeiten plötzlich nicht mehr zählt. Früher oder später wirst du merken, dass diese neue Phase nicht ewig anhält, dann bist du wieder an dem Punkt, wo die alten Wunden aufreißen, vielleicht sogar noch tiefer als zuvor. Ich sage das nicht, um dich fertigzumachen, sondern weil es mich traurig macht, zu sehen, dass du deine Würde und deine Selbstachtung als eine wirklich tolle Frau, für einen solchen Mann in einer solchen Beziehung opferst.
Was ich dir ehrlich sagen muss ist, dass ich von deinem Mann aus deinen Erzählungen und seinem Verhalten heraus menschlich sehr wenig halte. Es ist für mich schwer nachvollziehbar, dass er dich und euren Sohn so verletzt hat und am Ende ohne echte Konsequenzen damit durchkommt. Natürlich respektiere ich deine Entscheidung, aber für mich bleibt sein Verhalten menschlich enttäuschend und abstoßend, gerade, weil er damit zeigt, wie wenig Rücksicht er in dieser Situation auf dich und eure Familie als Ganzes genommen hat.
Am Ende ist es natürlich deine Entscheidung, und ich kann und will dir nicht vorschreiben, was du tun sollst. Aber ich wünsche dir, dass du irgendwann die Kraft findest, wirklich ehrlich zu dir selbst zu sein, ohne Schönreden, ohne Abhängigkeit, ohne Angst vor dem, was andere denken, wenn sie dich vielleicht nur noch alleine statt mit Mann an deiner Seite sehen. Denn wenn du dich selbst so weit hinten anstellst, wirst du langfristig nicht glücklich werden.
Weiterhin Alles Gute viel Kraft.
29.08.2025 22:41 •
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