Ersteinmal bedanke ich mich für die vielen Antworten.
Ich dachte Anfangs auch, dass es sich bei der behaupteten Bindungsangst um eine Ausrede handelt. Nachdem ich mich jedoch näher damit beschäftigt habe (ich lese gerade das Buch Jeder ist beziehungsfähig von Stefanie Stahl, muss ich sagen, dass nicht wenige der typischen Verhaltensmuster bindungsängstlicher Menschen auf ihn zu treffen. Zum einen die Tatsache, dass er seit 9 Jahren Single ist, sich immer eine Beziehung gewünscht hat, aber jede sich anbahnende Beziehung beendet hat, bevor es ernst wurde. Dann seine Aussage, dass ihn unsere Beziehung erdrückt hat, obwohl er selbst zugibt, dies nicht zu verstehen, da ich ihm ja genug Freiraum gelassen habe. Was mich am meisten irritiert hat, ist, dass er mich seinen Freunden und seiner Familie vorgestellt hat (und dabei ziemlich stolz gewirkt hat), um wenige Tage später Schluss zu machen. Wenn man davon ausgeht, dass er tatsächlich von Bindungsangst betroffen ist, könnte man dieses Verhalten damit erklären, dass solche Menschen häufig dann einen Schub bekommen, wenn die Beziehung von außen betrachtet ernster bzw. verbindlicher wird, so z.B. wenn man den Partner der Familie vorstellt, zusammen zieht, heiratet etc. Ich war auch sehr erstaunt darüber, wie verliebt er sich vor seiner Familie gezeigt hat und wie viel er ihnen im Vorfeld bereits von mir erzählt haben muss. Das passt für mich alles einfach nicht zusammen, sodass ich es mir eigentlich nur damit erklären kann, dass er tatsächlich ein Problem hat. Die Ursachen für bindungsänstliches Verhalten sind wie immer in der Kindheit zu finden und die seine war, nach allem was er mir erzählt hat, gar keinen falls leicht und von einer schwierigen Beziehung der Eltern zueinander belastet. Ich möchte auch gar nicht ausschließlich, dass ich mich daran klammere, um die Trennung leichter zu verarbeiten. Es ist einfach nicht so schlimm, wie sich einzugestehen, dass seine Gefühle nichtausgerechnet haben und ich nicht die Richtige für ihn war. Aber auch objektiv betrachtet, spricht durchaus einiges dafür, wenn man sich an den (wohl auch psychologisch anerkannten) Verhaltensmustern orientiert. Der Glaube daran, dass er unter Bindungsangst leidet, erleichtert es mir insoweit mit der Trennung umzugehen, als dass ich mir sicher bin, mit so einem Menschen nicht in einer Beziehung leben zu können aus den bereits im Eingangstext genannten Gründen.
07.07.2022 11:57 •
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