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Schmerzhafte Hoffnung, obwohl die Realität anders ist

Hydro
Zitat von Issi:
Aber dann finde ich immer wieder Gründe, warum es eigentlich doch gut war und bereue


Liebe Issi,

zu diesem Punkt mag ich Dir einfach nur schreiben, dass mir hier als Stützräder Visualisierungen sehr helfen, alle Gefühle in Einzelbildern, in aller möglichen Ruhe und in ihrer jeweiligen Schärfe zulassen und nachspüren zu können, welche ansonsten in einem dynamischen, tosenden, unberechenbar überwältigenden Meer aus Liebe, Angst, Traurigkeit, Schmerz, Vorwürfen etc. pp vor allem eins sind: brutal überfordernd.

Bei mir steht die ich-liebe-uns-Eiche nahe dem ich-habe-mich-lieb-Strauch, daneben die ich-wertschätze-Dich-Weide bei allen anderen Gefühlsgewächsen, bei den verletzten wie auch den unversehrten - alle miteinander verbunden, Beziehungsfäden über das einzelne Bild hinaus.
Daher gibt es hier auch kein Aber zur Auflösung eines denkmöglichen Widerspruchs (schließlich bewältige ich keine kognitive Aufgabe), sondern nur ein nachgespürtes es ist, wie es ist und das tut meiner Seele gut.

Dir alles Liebe

25.01.2020 19:13 • x 2 #166


T
@Hydro
Lieber Hydro, magst du das mal etwas genauer erklären? Es klingt interessant, aber ich bin nicht sicher, ob ich es verstehe.
Ich danke Dir!

25.01.2020 19:17 • #167


A


Schmerzhafte Hoffnung, obwohl die Realität anders ist

x 3


Hydro
Liebe Tia,

ich bitte um Nachsicht, wenn ich mich in meinem Beitrag nicht klar ausgedrückt habe.
Magst Du mir bitte den Teil benennen, der nicht verständlich war.
Dankeschön.

25.01.2020 19:35 • #168


T
Klar. Nehmen wir mal den Baum/Strauch Schmerz. Er steht einerseits isoliert, ist aber doch mit den anderen verwoben.
Ich versuche zu verstehen, warum dieses Abstrahieren hilft. Häkchen an den Punkt, dass nicht mehr alles ein Riesen-Meer an großen Gefühlen ist.
Aber was passiert mit Dir, wenn du dir das vorstellst?
Ich frage wirklich aus Interesse- wie oben schon gesagt:)

25.01.2020 19:43 • x 1 #169


Hydro
Was mit mir passiert, Tia, ist, dass ich das jeweilige Gefühl nicht zielgerichtet gewichte oder den anderen Gefühlen gegenüberstelle, dergestalt, dass ich abwäge oder aufwiege.
Damit gebe ich jedem Gefühl per se Raum, nachgespürt zu werden. Und das ist schön.

25.01.2020 19:50 • x 2 #170


B
Liebe Issi,

erstmal möchte ich dir sagen, dass du unglaublich sympathisch zu sein scheinst. Ein liebevoller und toller Mensch, außerdem sehr reflektiert...

Und, du bist wirklich nicht alleine mit deiner Geschichte. Du sprichst mir aus der Seele! Wenn ich deine Worte lese... als hätte ich sie geschrieben. Mein Freund zeigt genau die gleichen Eigenschaften wie dein Ex. Noch sind wir zusammen, obwohl ich weiß dass es SO keine Zukunft hat. Das ich auf mich selbst achten und gehen sollte - aber ich schaffe es nicht. Die Hoffnung dass alles besser wird und die Liebe ist noch zu stark...

Ich frage mich auch täglich, ob er mich überhaupt liebt und wertschätzt. Ob ich ihm überhaupt wichtig bin... oder ob es einfach sein Charakter ist. Er hat gerade massive Probleme mit seinen Kindern, die sehr unter der Trennung ihrer Eltern leiden und mich nicht (mehr) akzeptieren. Eigentlich wollte ich nichts wertendes sagen, aber er kann mit Problemen einfach nicht umgehen. Vielleicht harre ich deswegen so lange aus, weil ich hoffe die Probleme werden sich irgendwann lösen und er ist dann wieder normal. Realistisch betrachtet weiß ich aber, dass ich nicht ewig warten kann ohne daran kaputt zu gehen.

Ich weiß, du möchtest das nun nicht hören... aber sei froh, dass Du mir nun einen Schritt voraus bist und anfangen kannst zu heilen. Ich bin mir sicher, du wirst irgendwann erkennen, dass es dir ohne ihn - und ohne diese innere Anspannung - besser geht!

Fühl dich von mir umarmt!

25.01.2020 21:20 • x 1 #171


Issi
Ich war ein paar Tage abgetaucht. Mir ging es nicht so gut. Ich bin zu allem Überfluss krank geworden.
Ich hab mir aber auch die Zeit genommen, mich mit mir auseinander zu setzen. Inzwischen ist da unheimlich viel Wut! Und das tut mir gut! Die Wut gibt mir neue Energie!
Wichtig ist aber der Abstand zu ihm! Ich fühle mich halbwegs sicher, denn ich hab ihn überall blockiert. Aber vorhin schrieb mir eine Freundin, dass sie ihn am Wochenende gesehen hat. Da hat sich mein ganzer Magen zusammen gezogen... und ich hab gespürt, dass ich NICHTS hören will!

Zitat von Nachtlicht:
Ich möchte dir gern sagen, dass du in ein paar Jahren zurückblicken und sanft den Kopf über dich selbst schütteln wirst, dass du dein Wohl so sehr hinten an gestellt hast.


Das hoffe ich sehr! Immerhin verstehe ich jetzt schon ein bisschen mehr, warum ich mich so daran geklammert habe. Aber das ist eine längere Geschichte, die hier vermutlich zu weit führen würde...

Zitat von Nachtlicht:
Hast du jemanden, den du zu Rate ziehen könntest?

Ja, ich war heute bei meinem Therapeuten und das war sehr gut! Das hat sich für mich endlich ein Puzzle zusammengesetzt und diese Geschichte und das Nicht-Loslassen-Können, obwohl ich gemerkt habe, dass er mir schadet, war ein Teil davon. Wie gesagt, es würde hier zu weit führen und ich bin auch selbst noch nicht soweit, das alles in Worte fassen zu können. Aber ich glaube, es ist der Anfang eines schmerzhaften Heilungsprozesses...

Zitat von Tia:
Toll ist auch, dass so unheimlich gute und schöne Antworten hier im Thread kommen


Oh jaaaaaaaaa! Da bin ich euch allen auch unglaublich dankbar! Das hat mir in den ersten schrecklichen Tagen unheimlich geholfen! Schon allein das Gefühl, mit diesem Schmerz nicht allein zu sein und verstanden zu werden, hat gut getan!

Zitat von Hydro:
zu diesem Punkt mag ich Dir einfach nur schreiben, dass mir hier als Stützräder Visualisierungen sehr helfen, alle Gefühle in Einzelbildern, in aller möglichen Ruhe und in ihrer jeweiligen Schärfe zulassen und nachspüren zu können, welche ansonsten in einem dynamischen, tosenden, unberechenbar überwältigenden Meer aus Liebe, Angst, Traurigkeit, Schmerz, Vorwürfen etc. pp vor allem eins sind: brutal überfordernd.


Wow, danke! Da steckt ganz viel neuer Input drin!
Brutal überfordernd - genau das ist es zuweilen!

Zitat von Tia:
Ich frage wirklich aus Interesse- wie oben schon gesagt:)

Danke, dass du nachgefragt hast! Ich habe es danach auch verstanden... das Differenzieren und Aufteilen in die einzelnen Gefühle...

Zitat von Hydro:
Damit gebe ich jedem Gefühl per se Raum, nachgespürt zu werden. Und das ist schön.

Meinst du schön, weil es dann leichter zu ertragen ist? Oder wie meinst du das schön? Weil du es besser verstehen und einordnen kannst? Denn ein negatives Gefühl zu spüren, ist doch eigentlich nichts Schönes. Oder wie meinst du das?

Zitat von becca_:
erstmal möchte ich dir sagen, dass du unglaublich sympathisch zu sein scheinst. Ein liebevoller und toller Mensch, außerdem sehr reflektiert...

Oh danke, das ist super lieb und tut meinem Selbstwert gerade mega gut! Der ist nämlich extrem im Keller!

Zitat von becca_:
Ich weiß, du möchtest das nun nicht hören... aber sei froh, dass Du mir nun einen Schritt voraus bist und anfangen kannst zu heilen. Ich bin mir sicher, du wirst irgendwann erkennen, dass es dir ohne ihn - und ohne diese innere Anspannung - besser geht!

Doch, klar will ich das hören! Es tut uns doch allen gut zu wissen, dass wir nicht allein mit unseren Geschichten und Gefühlen sind!
Das stimmt, ich bin jetzt einen Schritt weiter. Einen schmerzhaften.
Solange der Stachel drinsteckt, kann die Wunde nicht heilen. Sie entzündet sich und eitert. Das Entfernen des Stachels tut schrecklich weh. Aber dann endlich kann es heilen und die Wunde wächst zu...

Ich finde das ein sehr gutes Bild!
Und bei einem Stachel würde man ja auch nicht zögern, ihn heraus zu ziehen oder ziehen zu lassen... Obwohl man sich des Schmerzes bewusst ist!
Warum also lässt man den Beziehungsstachel so lange drin stecken?
Das hat meist einen anderen Grund!
Einen, der mit der Beziehung nichts zu tun hat, sondern mit sich selbst.
Ich habe meinen Grund heute erkannt, denke ich. Zumindest im ersten Absätzen.
Und auf einmal fällt es mir viel leichter, diese Trennung zu akzeptieren. Denn mein Schmerz und meine Trauer gehören eigentlich woanders hin...

Ich wünsche dir, dass auch du diesen Stachel sehr bald entfernen kannst!

Danke für all die Nachrichten!
Und liebe Grüße!
Issi

27.01.2020 23:26 • x 3 #172


Hydro
Zitat von Issi:
Oder wie meinst du das schön?


Liebe Issi,

es war gerade 7.00 Uhr. Ich war im Garten, schaute Richtung Wald.
Was ich sah, war eine eintönige, dunkle, hölzerne Wand; alles schien gleichförmig. Hey Bäume, hörte ich mich reden heute Morgen tragt ihr `mal wieder die dunkelste Farbe namens Einerlei.
Oberhalb der Baumwipfel änderte sich das Spiel der Farben, auch wenn der Himmel noch reichlich wolkenverhangen war. Die aufkommende Helligkeit ließ mich mich besser schauen.
So ähnlich sieht meine Gefühlswelt aus.
Zu Anfang glaubte ich nur eine Gemengelage aus Gefühlen spüren zu können: einen miserabel zubereiteten Gefühlsbrei, ein emotionales Durcheinander, das ohne mein Zutun und meine Kontrolle immer mehr an Tempo aufnahm, das sich ausweitete zu etwas Riesigem, als würden dunkle Wolken im Sturm miteinander verschmelzen.

Wenn ich meditiere, dabei ruhig werde und in dieser Ruhe visualisiere, stelle ich mir die Frage, was es ist, das ich gerade fühle, wo es ist, das Gefühl, wo es feststeckt, ob es in Begleitung ist oder allein. Wenn es sich zeigt, bin ich dankbar und demütig, zu spüren, dass Etwas, das ich abspaltete, verleugnete oder verdrängte sich mir zeigt.
Dieses Gefühl, genau dann mit sich verbunden zu sein, das ist schön.

Dir einen guten Tag, Issi

28.01.2020 09:10 • x 1 #173


T
Zitat von Issi:
Wichtig ist aber der Abstand zu ihm! Ich fühle mich halbwegs sicher, denn ich hab ihn überall blockiert.

Stolz guck, super Issi. : )

Zitat von Issi:
und ich hab gespürt, dass ich NICHTS hören will!

Ja, sehr gut keine weitere Energien von seiner Seite aufnehmen.

Zitat von Issi:
. Aber ich glaube, es ist der Anfang eines schmerzhaften Heilungsprozesses...

Was heilt, hat Recht. : )

Zitat von Issi:
eil es dann leichter zu ertragen ist? Oder wie meinst du das schön? Weil du es besser verstehen und einordnen kannst? Denn ein negatives Gefühl zu spüren, ist doch eigentlich nichts Schönes.

Negative Emotionen und Gefühle sind nicht schön, aber ein Teil von dir, uns allen. Sie zu negieren, wäre als würdest du ein Teil von dir abspalten. Die Transformation liegt darin sie anzunehmen, in dem sie durchlaufen werden. Wegrennen klappt eh nicht. Ablenkung nur bedingt. Wir nehmen uns überall hin mit, die Gefühle und Emotionen folgen auf dem Fuße, wie gehorsame Hunde. Wegschicken geht nicht.

Zitat von Issi:
Ich habe meinen Grund heute erkannt, denke ich.
Ich kann die Freiheit von deinen Dämonen schon spüren.

Issi Du liest Dich gut und ich drücke dir kräftig die Daumen, dass du auf deinem Weg bleibst und er dir inneren Frieden gibt.

Liebe Grüße von Tuvalu

28.01.2020 13:50 • x 1 #174


Issi
Hallo,
ich dachte, ich melde mich mal wieder.
Hab heute so einen Tag, an dem ich wieder durchhänge...

Ich gehe seit einer Woche wieder arbeiten und das tut mir gut. Ablenkung ist überhaupt sehr gut! Das Schwierige ist aber, dass mir jeglicher Antrieb fehlt. Ich muss mich sehr zusammenreißen, etwas zu tun.
Heute sind die Kinder bei ihrem Vater. Die Sonne scheint, aber ich liege auf meinem Sofa und schaue Netflix, weil mir einfach die Kraft und der Antrieb fehlen, etwas zu tun. Und das legt sich wieder negativ auf meine Stimmung nieder.
Unter der Woche war es okay. Da waren die Kinder, die Arbeit, Termine... Aber heute? Niemand hat Zeit und ich fühle mich allein.
Heute Abend bin ich auf einer Feier eingeladen. Aber ich weiß noch nicht, ob ich das schaffe. Da werden lauter Pärchen sein.

Meine Gedanken landen immer wieder bei ihm. Es ist anders geworden, ich will ihn nicht mehr haben. Nicht den, der er war. Wie er sich zuletzt gezeigt hat.
Aber die Erinnerung an die guten Momente holt mich immer wieder ein. An den Spaß, den wir zusammen hatten. An die Unternehmungen, die Urlaube.
Und jetzt ist da nichts mehr.
Ich frage mich immer wieder, welche Mitschuld ich trage... Aber ich war einfach nur ich selbst, ich hatte mich echt bemüht... Ich denke, wir hatten einfach völlig verschiedene Vorstellungen von Beziehung. Und er hat mich nicht geliebt!
Will ich das? NEIN!
Trotzdem tut es weh. Und ich bin traurig. Niedergeschlagen. Antriebslos.
Wie gesagt, ich will ihn nicht zurück... Das ist schon ein großer Schritt, finde ich!
Aber ich würde mich gerne wieder leichter fühlen! Dass nicht mehr jeder Schritt so hart und schwierig ist und mich so viel Kraft und Überwindung kostet...

Das wollte ich euch einfach mal schreiben. Vielleicht hat noch jemand einen Tipp, wie es leichter ist, wieder in die Gänge zu kommen. An etwas anderes zu denken. Den Antrieb zu steigern...
Ich bin dankbar für alle Ratschläge, die ihr habt! Danke und liebe Grüße!

08.02.2020 13:09 • x 1 #175


Nachtlicht
Liebe Issi,

ich hatte gestern noch an dich gedacht und mich gefragt, wie es dir wohl geht. Schön von dir zu lesen, und noch schöner, dass du schon sehr viel aufgeräumter klingst als noch vor kurzem.

Zitat von Issi:
Es ist anders geworden, ich will ihn nicht mehr haben


Das ist ein riesiger Schritt nach vorn, den du da machst in der Trennungsverarbeitung.

Die Trauer gehört doch dazu, es wird leider sicher noch einige Zeit dauern bis dein Alltag wieder normal läuft und es ist auch verständlich, dass alles dich momentan noch viel Kraft kostet. Deine Seele hat ja eine riesige Baustelle zu bewältigen. Finde es schon toll dass du arbeiten gehst und dass Ablenkung für dich funktioniert.

Zitat von Issi:
Aber heute? Niemand hat Zeit und ich fühle mich allein.


Und das muss, oder darf, auch mal sein. Es ist okay, du kannst es zulassen und wirst feststellen: auch das schaffst du. Man kann allein unglaublich viel schaffen. Mach es dir so wohl und gemütlich wie du kannst, wenn die traurigen Gefühle kommen, lass sie zu, und beobachte, wie sie danach auch wieder abebben.

Zitat von Issi:
An den Spaß, den wir zusammen hatten. An die Unternehmungen, die Urlaube.
Und jetzt ist das nichts mehr.


So etwas hattest du bereits erwähnt, und das zeigt dir ja auch, welche Lücke dieser Mann in deinem Leben gestopft haben könnte. Vielleicht findest du auf längere Sicht andere Möglichkeiten, Spaß, Unternehmungen und Abenteuer in dein Leben zu integrieren, mit anderen Menschen, einem anderen Mann oder gar durch eigene erweiterte Initiative? Es wäre bestimmt lohnend für dich, diesen Wünschen nachzuspüren.

08.02.2020 13:24 • x 1 #176


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