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Sehnsucht nach Affäre - mir fehlt meine zweite Hälfte

W
Zitat von Jetti:
Aber selbst wenn ich meine Sicht der Dinge überdenken möchte, dem EP zugestehen, andere Erfahrungen zu machen, kann das zunächst mal nur ein Entschluss vom Kopf her sein.
Was emotional mit mir passiert, steht auf einem anderen Blatt.


Ja, natürlich, da ich stimme ich Dir voll und ganz zu. Aber dass emotional so vieles, so Gewaltiges passiert, das passiert eben wegen des psychokulturellen Hintergrunds.
Nicht überall auf der Welt (ja nicht einmal bei allen hier Beheimateten) führt außerpartnerschaftlicher S. zu einem derart enormen Gefühlsaufruhr, dass es schier alles zerreißen will.
Die grundsätzliche Überlegung dazu ist auch eine ganz einfache: Wenn mir etwas zu 50% passieren wird, und das womöglich mehrmals im Leben, und ich weiß, dass ich das kaum oder gar nicht verkrafte - was mache ich dann? Gegen das drohende Übel im Außen oder im Inneren vorgehen? Oder es gleich vermeiden und eben keine Beziehung einzugehen?


Zitat von Jetti:
Auch hier oft genug zu lesen, dass es eben vielfach nicht nur eine bedeutungslos Episode ist, nicht nur S.. Gefühle sind im Spiel, eine ganz besondere Nähe zu AP, Liebe.


Wenn man einmal von bloßen Seitensprüngen absieht, dann spielen sicher häufiger auch nennenswerte Gefühle eine Rolle. Aber auch Gefühle treten doch oft nur episodenhaft auf (wie vermutlich jeder selbst schon vielfach an sich erlebt hat, bezieht man alle möglichen Arten von Gefühlen ein). Und somit blieben die meisten Affären auch Episode, wenn erst gar keine Lawinen aus allen Richtungen herabstürzen würden.
Und überall dort, wo es sich nicht einfach um eine Episode handelt, was in manchen Fällen natürlich vorkommt, sind eben die Gefühle für den ursprünglichen Partner verblasst und jene für einen anderen tief. Das scheint mir dann ja nichts Schlechtes zu sein. Denn was will den der/die Betrogene mit einem Partner, der mehr oder weniger ohne Gefühle ist für einen?
Ich jedenfalls bräuchte eine solche Zwangsbeunglückung nicht. Wer gehen will, weil die Gefühle, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr vorhanden sind oder nur in mehr in schwindsüchtiger Form, der soll auch gehen. Denn er steht einem nicht zuletzt ja selber im Weg und man hockt ganz umsonst abgeschottet herum.


Zitat von Jetti:
Sicher viele AF sind selbst unglaublich zerrissen, spüren auch, was es mit dem Partner macht (machen würde). Aber sie sind meiner Meinung nach eben auch gefordert, etwas zu unternehmen, wenn anderen durch sie Schmerz zugefügt wird.
Klar, das würde auch bei einer Trennung vom EP der Fall sein, aber dann bestünde gleichzeitig die Möglichkeit der Verarbeitung.


Vielleicht ist Dir nicht ganz bewusst bzw. nachvollziehbar, was sich in einem Menschen alles abspielen kann. Obwohl auch das die meisten ja aus eigener Erfahrungen kennen. Man kann von Gefühlen dermaßen überschwemmt und überwältigt werden, dass man absolut nichts mehr in der Hand hat, jede Kontrolle verliert, dass einfach gar nichts mehr aufzuhalten ist. Zugleich aber steckt man in seinem alten Leben fest und kann, ist man verpartnert, eben auch nicht einfach sagen, also ich versuche das nun halt mal, um zu sehen, was dabei herauskommt (wie man das im unverpartnerten Fall eben macht). Und damit steckt man in einer unlösbaren Zwickmühle. Auf der einen Seite bedrängt von den Gefühlen, die noch dazu die paradiesischsten Bilder und Gedanken machen, auf der anderen Seite festgehalten im Schraubstock der bestehenden Beziehung und des gewohnten und oft auch abgesichert erscheinenden Lebens.
Na und was macht man dann? Man weicht ins Heimliche aus, ins Verborgene. Wohlfühlen wird sich kaum jemand damit, aber es bleibt, vor dem gewöhnlichen Hintergrund, halt auch nichts anderes übrig (eine logische, verständesmäßige, meinetwegen auch moralische Betrachtung von außen ist etwas ganz anderes als das innere und tatsächliche Erleben).

Und der besondere Clou an solchen Dreierverwicklungen ist ja: Was würde im Normalfall passieren, wenn die Affäre tatsächlich dauerhaft verheimlicht oder vom Angestammten einfach toleriert werden würde?
Der Eindringling beginnt seinerseits zu zerren und will den Affärenmenschen ganz für sich. Dieses Gezerre wird diesem aber zunehmend auf die Nerven gehen, die Gefühle werden abstürzen (bei beiden, weil ja auch der Zerrende immer unzufriedener wird) und die Dinge lösen sich ganz von selber auf.
Und das war es dann wieder.
Und wo es anders läuft oder liefe, dort muss es eben so sein, wie gesagt.

Und noch kurz etwas zur Verarbeitung, die ja auch bei einer Offenbarung und nachfolgender Trennung vom EP nötig wäre: Wären die eigenen Aufgaben bereits ereldigt, hätte man zumindest eine gewisse Realitätsakzeptanz entwickelt, wäre man imstande, den Dingen gelassen ins Auge zu sehen, so wäre da wie dort gar keine Verarbeitung nötig. Verarbeiten muss man ja nur, was man nicht aushält.

27.05.2022 02:21 • #1681


W
Zitat von alleswirdbesser:
Für mich würde zum Beispiel niemand in Frage kommen, der gerne Affären hat. Dieses Dilemma kann man von vorne rein ausschließen, wenn man ehrlich miteinander umgeht. Wäre eigentlich ganz einfach. Will ich keine monogame Beziehung, dann komme ich mit niemandem zusammen, der das will und umgekehrt. Niemand wird gezwungen zu lügen und zu hintergehen. Einfach nur ehrlich sein bei der Parttnerwahl. Und schon kann man ehrlich und offen sein, wenn man 6 mit anderen hat, und zwar beide Seiten.


Du gehst hier, mit Verlaub gesagt, aber von einer falschen Voraussetzung aus, indem Du meinst, wenn zwei monogame Menschen zueinander finden, offen und ehrlich sind usw.
Der Mensch ist von Natur aus nun einmal alles andere als monogam veranlagt. Monogamie ist eine kulturelle Forderung, aber aber keine natürliche Gegebenheit.
Monogamie kommt in der Realität ja auch nicht vor (oder nur in Extremfällen), auch nicht bei jenen, die von sich behaupten, monogam zu sein. Das würde nämlich heißen, in seinem ganzen Leben mit einem einzigen Menschen S. zu haben. Und kennst Du jemandem, sagen wir über 20, bei dem das zutrifft? Ich jedenfalls nicht.
Was hier gemeint ist mit Monogamie, ist eine serielle Monogamie, also dass man nichts mit einem anderen Menschen hat, während man mit einem bestimmten Menschen beziehungsmäßig zusammen ist. Aber das ist eben keine Monogamie im eigentlichen Sinn, sondern gewissermaßen eine zeitlich verteilte Polygamie. Also auch nicht gerade herausragend besser.
Auch das Geschrei der Frauen während des Aktes widerlegt, anthropologisch und evolutionär gesehen, ganz klar die These des monogamen Menschen, dient es doch ursprünglich dazu, weitere begattungsfreudige Männer anzulocken zum Zweck eines breiteren Genpools und einer daraus folgenden geglückteren Auswahl.

Um es noch einmal zu sagen, ehe ich unnötig Aufregung verursache: Ich habe den Menschen nicht erfunden, ich sage nur das, was eben zu beobachten ist.

Und in einem irrst Du Dich halt gewaltig: Du gehst offenbar davon aus, dass jemand, der fremdgeht bzw. eine Affäre hat, dies schon von Anfang an vorhatte. Er hätte also nur ehrlich sein müssen, dann hätte man sich gleich in Sicherheit bringen können.
Allein - so spielt es das nicht im Leben. Solche Dauerseitenspringer, die tatsächlich wissen, dass sie nicht treu sein können, sind eine Seltenheit (ebenso wie die echten, professionellen Monogamisten). Was also sollte jemand gleich anfangs offenbaren, der vielleicht in fünf, zehn oder zwanzig Jahren von einer Fremdlust überwältigt wird? Zu diesem Zeitpunkt hat er ja nicht vor, mal außertourlich zu genießen, ja in vielen Fällen kann er sich das selber absolut nicht vorstellen. Verliebtheit fixiert alle Sinne, das kennt ja jeder, und kaum jemand wird sich dann bereits denken: Naja, wenn der Rausch etwas abgeklungen ist, dann nasche ich wieder anderswo herum.
Also ich fürchte, es wird Dir kaum ein Mann begegnen, und ist er die ehrlichste Haut, der Dir sagen wird: Übrigens, in 10 oder 15 Jahren werde ich dann mal fremdgehen - selbst wenn er es dann tun sollte. Das folgt doch keinem Plan und auch keiner vorzeitigen Absicht. Und manchmal frage ich mich echt, haben die Menschen so gar keine Ahnung mehr von der Macht und Unberechenbarkeit der Gefühle und des Verlangens. Kann aber sein, denn wahre Gefühlstiefe lässt sich ohnehin kaum noch finden. Und dann, wenn alles nur so dahintümpelt in aller Seichtheit, ist auch die Meinung verständlich, man könne Beziehung reißbrettmäßig planen wie einen Bunker.

Mich erinnert das alles an die Religionen. Erst heute habe ich gelesen, dass 77% der Leute in Österreich einer Konfession angehören, 55% der katholischen.
Na diese weitverbreitete Religiosität möchte ich aber nicht auf die Probe stellen, indem ich als Bettler von Tür zu Tür gehe, die sich mir ja zumindest zu einem Drittel wohlwollend auftun müssten.
Überall dieselbe erbärmliche Heuchelei und Scheinheiligkeit. Diese ganze Menschenwelt kommt mir ja allmählich vor als ein Produkt eines Heucheleiensammelsuriums.

Noch etwas, was den kulturellen Hintergrund des Problems anbelangt, weil mir das gerade heute untergekommen ist.
Ein deutsches Bundesverwaltungsgericht hat den Verweis, den eine Bundeswehrangehörige erhalten hat, für rechtens erkannt. Die hatte nämlich auf einem Datingportal geschrieben, sie führe eine offene Beziehung und sei auf der Suche nach S.. Dazu der Hinweis: All genders welcome. Und begründet wurde dieses Urteil damit, dass solche Veröffentlichungen an der charakterlichen Integrität der Person zweifeln ließen ...
Mich lässt das vielmehr an der charakterlichen Integrität von Leuten zweifeln, und das schwerstens, bei denen diese wesentliche Berufsvoraussetzung sein sollte.


Zitat von alleswirdbesser:
Deine Beschreibung der treuen Menschen als Partner klingt sehr negativ und abwertend. Warum kommt man dann mit solchen Menschen zusammen? Und macht sie mit voller Absicht zu Betrogenen, die man selbst so verachtet?


Ich weiß nicht, was Du hier gar so negativ und abwertend findest.
Ich werte hier nichts ab, sondern ich ziehe das gesamte Konzept in Zweifel. Aber das heißt ja nicht, dass ich jemanden, der treu (in diesem S. Sinn) ist, abwerte. (Das bin ich ja selber, aber ich klebe es mir nicht auf die Stirn wie einen Glorienschein, und zudem - und das ist das viel Wesentlichere für mich - bin ich eben in einem umfassenderen Sinne treu.)
Ich sage nur, für mich, dass ich mit einer solchen Treue nichts anfangen kann, dass sie, ist es jemand, ihn nicht auf einen Thron erhebt und großartig glänzen lässt. Diese Art der Treue - eine recht billige Art übrigens, weil sie zumeist ja nicht viel verlangt, ist der Trieb nicht gerade außerordentlich (oder macht jemand gar aus einer großen Not eine große Tugend) - hilft nämlich niemandem etwas, werden die Zeiten mal schwierig, ist man auf jemand in einem echten Sinne Treuen angewiesen, rumpelt es mal ordentlich im Gebälk. Nur dann nämlich erweist es sich erst, was es mit der Treue von jemandem auf sich hat.

27.05.2022 03:51 • x 7 #1682


A


Sehnsucht nach Affäre - mir fehlt meine zweite Hälfte

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Zitat von paulaner:
Für mich geht es beim Fremdgehen überhaupt nicht vorrangig um S.. Der ist ja nur ein Teil davon.
Es geht um das Belügen und Hintergehen. Und das empfinde ICH nicht als loyal.


Ja, und mir geht es um die Hintergründe des Umstandes, dass so viel gelogen wird. Weil eben gelogen werden muss (dazu habe ich mich ja schon geäußert).
Man kann doch nicht so tun, als könne hier frei von der Leber weg geredet werden!
Was bleibt denn jemandem, dem eine Affäre passiert? Gleich Scheidungsanwalt und Hochzeitsaufgebot in einem bestellen?

Das ist doch wie bei allem Verbotenen oder zumindest Verpönten.
Monosexualistische Aktivitäten etwa werden zumeist ja auch im Verborgenen betrieben und nicht am Lachendorfschen Markplatz.
Es bleibt ja nichts, als vieles eben nicht kundzutun, nicht mitzuteilen, es im Verborgenen und Heimlichen zu begehen. Mir wäre eine wirklich radikale, geradezu zerfleischende und selbstzerfleischende Offenheit des unheimlichen Tiers mit den schönen Augen ja weitaus lieber. Aber dann würde die Welt innerhalb kürzester Zeit in sich zusammenstürzen. Was ich zwar auch für kein Unglück hielte, das aber doch für viele ein gewaltiges wäre.

Zitat von paulaner:
Noch ein Nachtrag zum Thema Loyalität.
Nur einige Synonyme: Aufrichtigkeit, Fairness, Ehrlichkeit, Integrität(!), Redlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Zuverlässigkeit.


Für mich verbindet sich der Begriff Loyalität vor allem mit Zusammenhalt.
Auch wenn er mehr eine Art von Privatgesetz oder Privatvertrag bedeutet. Aber das sind wiederum nur leere Hülsen, tote Begriffe, während es doch vielmehr auf einen Inhalt ankommt.

27.05.2022 04:19 • x 2 #1683


L
Es muss nicht gelogen werden, poly und offene Beziehungen sind heutzutage normale Beziehungsformen.

27.05.2022 05:01 • x 3 #1684


alleswirdbesser
Zitat von whynot60:
Du gehst hier, mit Verlaub gesagt, aber von einer falschen Voraussetzung aus, indem Du meinst, wenn zwei monogame Menschen zueinander finden, offen ...

Danke für deine ausführliche Antwort. Ich habe jetzt keine Zeit so viel zu schreiben, aber eine Frage noch: Isst du am Tisch mit Besteck? Beachtest du die üblichen Tischmanieren? Gehst du bekleidet zur Arbeit? Das alles und viel mehr wird uns nicht angeboren, sondern anerzogen, genauso der Umgang mit Mitmenschen und schlussendlich mit unseren Partnern. Das unterscheidet uns von den Tieren, und ist auch ein Grund warum wir uns nicht wie Karnikel benehmen, um immer und überall unseren Instinkten freien Lauf zu lassen, die Mutter Natur uns geschenkt hat.

Was die Partnerwahl angeht. Nun ja, ich bin in dem Lebensalter angekommen, in dem ich Männer kennenlerne, die ebenfalls eine Vergangenheit haben. Bis dahin haben viele ihre Erfahrungen mit Affären gemacht oder nicht. Und hier würde ich mir das ehrliche Gespräch wünschen. Ein Affärenführer kommt schlicht nicht in Frage. Mir ist bewusst, dass jemand, der bisher nicht fremdgegangen ist, es später tun kann, ohne Frage. Aber das Risiko besteht nun mal.

Und ja, es ist richtig, ich schreibe von der Monogamie in der bestehenden Partnerschaft, nicht von der lebenslangen wie es sie im Tierreich gibt.

27.05.2022 08:18 • x 5 #1685


Jetti
@whynot60
Mein Vorschlag wäre, doch in dem anderen Thread weiterzuschreiben, der für solche grundsätzlichen Diskussionen besser geeignet ist.

umgang-mit-verzweifelten-affairenmenschen-t67439.html

27.05.2022 08:49 • x 1 #1686


darkenrahl
Zitat von whynot60:
Wie ich mal gehört habe, sollen die lautesten Rufe gerade das überdecken, was man nicht ist.
Solltest Du einmal eine Freundin oder Frau haben und die geht Dir fremd, wie man gerne so karnevalistisch dahersagt, dann informiere uns doch bitte, ob Du auch tatsächlich loyal geblieben bist. Deiner Frau/Freundin UND Deinem Wertesystem gegenüber, in dem die Loyalität offensichtlich ja ganz oben steht. Extrem ausgeprägt und in jedweder Hinsicht.

Sorry, aber jetzt stehst du neben den Schuhen.
Lies doch mal paulaners Posts alle richtig durch und dann kritisiere ihn.

27.05.2022 09:42 • #1687


alleswirdbesser
Zitat von whynot60:
Mir wäre eine wirklich radikale, geradezu zerfleischende und selbstzerfleischende Offenheit des unheimlichen Tiers mit den schönen Augen ja weitaus lieber. Aber dann würde die Welt innerhalb kürzester Zeit in sich zusammenstürzen

Was hält dich davon ab? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ganze Welt zusammenbricht, solltest du deine animalische Seite ausleben wollen. Wer hätte ein Problem damit? Die Welt doch sicher nicht

27.05.2022 09:52 • x 1 #1688


darkenrahl
Zitat von Ema:
Es ist also nicht die Moral selbst, die infrage gestellt wird. Infrage gestellt wird vielmehr die Moralkeule, die von selbsternannten Moralaposteln ausgepackt wird - während eben das Problem, das Anliegen oder die Frage des TE komplett ausgeblendet werden.
Findest du das nicht problematisch? Vor allem in einem Forum, in dem es um Hilfestellung gehen soll?
Mir jedenfalls geht das auch gewaltig auf den Zeiger.

Die TE meint damit vor allem mich, ich frage auch immer wieder nach und heize damit diesen Thread an.

Nur, Hilfe braucht sie hier nicht mehr, der AM ist schon lange wieder gesund und dadurch wären hier also die Diskusionen überflüssig.
Das einzige, was sie bis heute nicht beantwortet hat ist, wann genau sie die Affäre begann und warum. Das muss in der Zeit gewesen sein als die Zwillinge gezeugt wurden oder kurz danach.
Der Rest hier scheint doch fast allen klar.
Nepomuk, möchtest du das mal beantworten oder bleibt das für immer dein Geheimnis.

27.05.2022 09:56 • #1689


W
Zitat von alleswirdbesser:
Ich habe jetzt keine Zeit so viel zu schreiben, aber eine Frage noch: Isst du am Tisch mit Besteck? Beachtest du die üblichen Tischmanieren? Gehst du bekleidet zur Arbeit? Das alles und viel mehr wird uns nicht angeboren, sondern anerzogen, genauso der Umgang mit Mitmenschen und schlussendlich mit unseren Partnern.


Ich glaube, Du wirfst hier Äpfel und Birnen oder vielmehr Äpfel und Kieselsteine durcheinander. Tischmanieren werden vermutlich bei kaum jemandem in den Bandbereich zwischen Gut und Böse fallen und zu einer moralischen Frage werden. Oder gar das Potential haben, ein beachtliches Trauma auszulösen.
Da ich gerne Suppe esse, würde ich mir ohne Essbesteck auch etwas schwertun.
Nicht alle Errungenschaften müssen Fehlgang sein, bewähren sie sich in der Praxis des Lebens.
Ob bekleidet oder nicht in den Bereich der Moral fällt, weiß ich nicht. Im Normalfall liegt das wohl eher im Bereich des Geschmacks oder am Grad der diesbezüglichen Neurotisierung.
Und was mich anbelangt: Ich könnte sogar unbekleidet zur Arbeit gehen, da ich freiberuflich aktiv bin und zu diesem Zweck nicht außer Haus muss. Aber dennoch bin ich dabei nicht unbekleidet. Das bereitete mir nämlich ein gewisses Unbehagen, wenngleich keinerlei moralisches.

Du musst das mal so sehen: Ich kritisiere ja nicht jemanden persönlich wegen seines Weltbildes, seiner Ideale und Werte, sondern ich kritisiere und hinterfrage die Weltbilder, Ideale, Werte selber. Und das liegt einfach daran, dass dieses Hinterfragen und diese Kritik an den Dingen eben mein Metier ist.
Zudem ist es halt wie mit einem Buch: Man muss es nicht lesen. Und diese Möglichkeit besteht auch hier.

Stelle Dir z. B. mal vor, die radikal erzkonservative, gewissermaßen urbiblische Kategorisierung und Definition von Anständigkeit und Sündhaftigkeit würde sich als Norm etablieren und S. gälte grundsätzlich als unanständig, unmoralisch, sündhaft, todessträflich, mit der einzigen Ausnahme der beabsichtigen Zeugung (selbstredend innerhalb des heiligen Standes der Ehe).
Was würde passieren? Hätte dann niemand mehr S. (außer in diesem einen erlaubten und geduldeten, zwangsläufig tolerierten Fall)? Oder würden es die Leutchen heimlich treiben mit hochrotem Gesicht? Aber es vehement verleugnen und bestreiten? Würden sie nichts als Lügen erzählen dazu? Oder hielten sie sich entgegen allen Verlangens darbend und verzweifelt daran? Oder wagten sie gar den Aufstand gegen den Wahnsinn?


Zitat von alleswirdbesser:
Bis dahin haben viele ihre Erfahrungen mit Affären gemacht oder nicht. Und hier würde ich mir das ehrliche Gespräch wünschen. Ein Affärenführer kommt schlicht nicht in Frage.


Ja, das ist ja auch völlig ok und bleibt selbstverständlich ganz Dir überlassen.

Bei mir ist es halt anders. Da kann eine Frau meinetwegen 20 Affären gehabt haben oder auch auf den Stri*ch gegangen sein. Für mich findet sich darin kein Anhaltspunkt für die Beurteilung eines Menschen und seiner Fähigkeiten, Vorzüge, Nachteile und Qualitäten.
Dazu ist mir S. schlichtweg viel zu banal.


Zitat von alleswirdbesser:
Was hält dich davon ab? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ganze Welt zusammenbricht, solltest du deine animalische Seite ausleben wollen. Wer hätte ein Problem damit? Die Welt doch sicher nicht


Gar nichts hält mich davon ab, und ich betreibe durchaus Selbstzerfleischung durch offene und wahre Worte über mich und meine kuriosen Ansichten. Ein wenig ja auch hier, wie Du siehst. Dabei ist mir durchaus bewusst, dass ich dadurch keine überschwänglichen Sympathien einheimsen werde. Allerdings geht es mir eben auch gar nicht darum.
Was ich aber meinte, wie durchaus ersichtlich war, war eine allgemeine Zerfleischung und Selbstzerfleischung durch ungehemmte subjektive Wahrheiten, die sich eben nicht verheimlichen, die nicht für sich behalten werden. Dann stürzte die Welt ein (wegen mir allein natürlich nicht, aber wegen des Prinzips der Wahrheit).


Zitat von Jetti:
Mein Vorschlag wäre, doch in dem anderen Thread weiterzuschreiben, der für solche grundsätzlichen Diskussionen besser geeignet ist.


Danke! Werde ich tun!
In der Neugier, wohin ich mit meinen unzeitgemäßen Äußerungen von wem dann geschickt werde.

28.05.2022 01:42 • x 1 #1690


N
Zitat von Lillilli:
Es muss nicht gelogen werden, poly und offene Beziehungen sind heutzutage normale Beziehungsformen.

Ah ja?
Also ich habe weder in meinem näheren noch weiteren Umfeld Paare, die zu dritt oder abwechselnd auf Geburtstagsfeiern aufschlagen, bei Oma zum Kaffee sitzen oder auf dem Weihnachtsmarkt mit den Kollegen an der Glühweinbude öffentlich mit dem Gspusi anstelle des Angetrauten rumknutscht.
Nicht einmal kenne ich jemanden, der jemanden kennt...
Aber vielleicht lebe ich auch nur in einer erzkonservativen Gegend.

Zitat von darkenrahl:
Die TE meint damit vor allem mich

Nee.
Es ging gar nicht um diesen meinen Faden.
Aber auch gut, wenn du dich angesprochen fühltest, das wird seine Gründe haben.

Zitat von darkenrahl:
Das einzige, was sie bis heute nicht beantwortet hat ist, wann genau sie die Affäre begann und warum.

Über das Warum habe ich hier wahrlich genug geschrieben. Das Wann kann man zurückrechnen. Ob es April war oder November spielt wohl eher keine Rolle.

Zitat von darkenrahl:
Nur, Hilfe braucht sie hier nicht mehr

An dich Lesefaulen noch ein drittes Mal:
Ich bezog das auf andere Themen in dieser Affären-Sparte und auf Menschen, die sich hilfesuchend oder einfach nur traurig an dieses Forum wenden.

Anlass war mein Update und meine Aussage dazu, dass sich viele gar nicht mehr trauen, hier (im Forum) überhaupt was zu schreiben und daher den Austausch per PM vorziehen.
Ein Umstand, der den Moral- und Wutgeschwadern im Forum geschuldet ist.
Auch hier sei jedem selbst überlassen, sich angesprochen zu fühlen oder eben nicht.

28.05.2022 02:19 • x 2 #1691


W
Zitat von alleswirdbesser:
Was hält dich davon ab? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ganze Welt zusammenbricht, solltest du deine animalische Seite ausleben wollen.


Noch ein - wirklich kurzes - Wort dazu, weil ich darauf vorhin vergessen habe.

Ich lege wahrlich keinen gesteigerten Wert darauf, dass auf meinem Grabstein, der hoffentlich eine alte Eiche sein wird, steht: Er war lieb, ehrlich, treu und monogam.

Das käme mir ja geradezu als Beleidigung aus einem Comic-Inseraten-Heftchen für fortgeschrittene Lebensverweigerer vor.

28.05.2022 02:22 • #1692


N
Zitat von whynot60:
steht: Er war lieb, ehrlich, treu und monogam

Sondern?

28.05.2022 02:27 • x 1 #1693


Jetti
@whynot60
Zitat von whynot60:
Danke! Werde ich tun!
In der Neugier, wohin ich mit meinen unzeitgemäßen Äußerungen von wem dann geschickt werde.

Gestern hatte ich dort bereits kurz auf Deinen Beitrag geantwortet.

umgang-mit-verzweifelten-affairenmenschen-t67439.html

28.05.2022 08:13 • x 2 #1694


L
Zitat von Nepomuk:
Ah ja? Also ich habe weder in meinem näheren noch weiteren Umfeld Paare, die zu dritt oder abwechselnd auf Geburtstagsfeiern aufschlagen, bei Oma zum Kaffee sitzen oder auf dem Weihnachtsmarkt mit den Kollegen an der Glühweinbude öffentlich mit dem Gspusi anstelle des Angetrauten rumknutscht. Nicht einmal kenne ich ...


In meinem Umfeld begegnen mir solche Beziehungsformen seit vielen Jahren, verstärkt in den letzten 10 Jahren. Das geht von offener Beziehung, wo es nur um S. geht bis zu gleichzeitig mehrere Beziehungen oder Hauptbeziehung und Nebenbeziehung führen. Bei den polyamorösen Beziehungen wissen auch Verwandte und Bekannte darüber Bescheid. Reine S.*innen werden der Oma jetzt vermutlich nicht vorgestellt. Wundert mich, dass dir das nie untergekommen ist. S. ist grad in aller Munde, zumindest bei den jungen Menschen.

Aber ich denke auch, dass beispielsweise eine offene Beziehung eine Affäre nicht immer ersetzen kann, denn der Reiz des Heimlichen kann eine starke Erregungsquelle sein, die man nicht missen möchte.

28.05.2022 08:45 • x 1 #1695


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