Zitat von whynot60: Da stellt sich mir als erstes die Frage: Wer sind die jeweils Betroffenen?
Die heimlich hintergangenen Hauptpartner. Denn für deren Beziehung waren qua Eheschließung andere Spielregeln vereinbart.
Ich betone an der Stelle ausdrücklich, daß dies auch nicht explizit geschehen muß - obwohl es natürlich sinnig wäre, solche Dinge vor der Heirat ausdrücklich miteinander zu besprechen, damit keiner die Katze im Sack kauft. Sofern nicht explizit etwas anderes vereinbart wurde, gilt die Ehe nach wie vor als monogame Beziehungsform. Wer promisk leben will, muß dies daher frühzeitig ansprechen und vereinbaren - ansonsten täuscht er den künftigen Partner nicht nur über wesentliche Eigenschaften seiner selbst, sondern nimmt ihm auch die Chance auf das Leben mit einem S. treueren Partner, das er sich nun mal zutiefst wünscht.
Tragischer sind schon Fälle wo jemand ehrlich dachte, monogam bleiben zu können und sich seine Lust auf fremde Haut erst lange nach der Heirat offenbart. Nepomuk scheint so ein Fall zu sein, jedenfalls wenn dies ihre einzige Affäre war bisher. Zudem hängt sie auch an ihrem Gatten: Wäre es anders gelaufen und sie hätte ihren Liebhaber geheiratet, so würde sie sich ihren jetzigen Mann als Liebhaber dazu wünschen, schrieb sie mal (sinngemäß, nicht wörtlich). Das ist dann schon eine Zwickmühle. Allerdings steht eine Entscheidung eh nicht zur Debatte. Denn auch ihr Liebhaber ist verheiratet und hält an seiner Gattin fest.
Sollte Nepomuk sich ihrem Mann offenbaren, wäre es insofern nicht unrealistisch, daß sie am Ende ganz allein dasteht. Sie würde ja nicht nur ihren Mann in Sachen S. Treue enttäuschen, sondern auch Indiskretion gegenüber ihrem Liebhaber an den Tag legen. Immerhin könnte Nepomuks Gatte auf den Trichter kommen, die betrogene Ehefrau seines Nebenbuhlers über dessen Doppelleben aufzuklären. Man liest hier im Forum mitunter von solchen Aktionen. Da in beiden Fällen auch noch Kinder im Spiel sind, käme das einem Vulkanausbruch gleich.
Zitat von whynot60: Wie sollte das denn real funktionieren, weiß man doch, wie Betrogene im Allgemeinen reagieren?
Die Frage ist, ob Betrogene es tatsächlich auf so einen Vulkanausbruch ankommen lassen oder nicht. In meinem persönlichen Umfeld erinnere ich einen Fall, wo man am Ende tatsächlich zu viert am Tisch saß - am Ende wurden die Partner getauscht und die neuen Ehen halten mittlerweile schon länger als die früheren. War sicher kein einfacher Weg, aber dafür leben jetzt alle frei (!) nach Gusto.
Nepomuk hat diese Frage für sich offenbar anders beantwortet. Sie mag die Reaktionen der Betroffenen korrekt einschätzen und das macht die Fortsetzung ihres Doppellebens nachvollziehbarer; ethisch rechtfertigen tut sie es aber nicht.
Zitat von whynot60: In diesem Sinne verstehe ich Nepomuk voll und ganz. Sie nimmt ihrem Mann ja auch nichts weg. Sondern hat halt ab und zu S. mit einem anderen Mann, wenn ihrer nicht da ist.
Doch, sie nimmt ihm etwas weg: Das Urvertrauen, mit einer Frau sein Leben zu teilen, die zumindest in wesentlichen Aspekten dem Bild entspricht, daß er sich von ihr macht.
Er hat also nicht Nepomuk als Persönlichkeit ganzheitlich (!) geliebt. Sondern nur dieses Bild, das auf den Informationen basierte, die er über sie besaß.
Bisher merkt er es nicht. Flöge es auf, sähe das anders aus. Dann käme es ihm vor, als habe er Jahre seines Lebens mit einer Person verbracht, die ihm jetzt wildfremd erscheint - und die er im Wissen um ihre Polyamorie auch nicht geheiratet hätte - vielleicht. Wir wissen es nicht, denn er wurde ja gar nicht erst gefragt.
Andere Mütter hätten vielleicht passendere Töchter gehabt.
Muß aber nicht heißen, daß er sich deswegen gleich scheiden läßt. Gibt genug Paare, die sich in weiterer Folge arrangieren - in welcher Form auch immer. Wir wissen es nicht, denn durch die Heimlichkrämerei hat er ja nicht mal die Chance selbst zu entscheiden, ob er unter diesen Umständen mit Nepomuk weiter zusammen bleiben will oder nicht.
Insofern ist ihr Doppelleben nicht nur betrügerisch, sondern auch übergriffig.
Zitat von whynot60: Wenn man hier unter Umständen jemanden bedauern könnte, dann ja noch an erster Stelle den Liebhaber, der, nehme ich an, ja nicht zum Zug kommt, wenn N's Mann bei ihr weilt.
Ich gehe davon aus, daß Nepomuks Liebhaber wußte, daß sie verheiratet ist und bleiben will. Es könnte sein Interesse an ihr sogar befeuert haben, denn er ist in derselben Situation und so bleibt die Affäre schön unverbindlich. Eine Singlefrau hätte sich vielleicht als fordernder erwiesen mit der Zeit.
Ob er neben Nepomuk noch weitere Frauen am Start hat, weiß nur er. Auszuschließen ist es nicht: Sein Doppelleben demonstriert ja offen, wie niedrig auch seine Hemmschwelle zu Lug und Betrug ist.
Kurz gesagt: Mein Mitleid für ihn hält sich in Grenzen.
Ich hatte bisher aber auch nicht den Eindruck, daß Nepomuk oder ihr Liebhaber danach suchen. Da war halt vor Jahren ein Ruckler wegen seiner Erkrankung und des dadurch zeitweise unterbrochenen Kontakts. Aber letztlich wurde auch diese Hürde genommen und jetzt läuft alles wieder wie gehabt.
Der Thread hier entwickelte sich danach eher zum Tagebuch, als zum Hilfsgesuch. Jedenfalls verstehe ich ihn mittlerweile so.