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Sehnsucht nach Affäre - mir fehlt meine zweite Hälfte

W
Zitat von BernhardQXY:
Die S. dient ja nicht nur dem Vergnügen sondern auch der Vermehrung und da hat sich die Monogamie als das am besten passende System heraus gestellt.


Inwiefern hat sich die Monogamie als das am besten passende System herausgestellt?
In einem evolutionären, also natürlichen Sinn kann das jedenfalls nicht gemeint sein. Für Dekadenz hat die Natur so gar nichts über.
Aber natürlich mag es das beste System sein für die Ängstlichen, Selbstzweifelnden, Verzwickten, Verunsicherten, Schrägen, vom Zukurzkommen Dauerbedrohten, die es zugleich aber dennoch nicht schaffen, sich von diesem heißen Thema ganz einfach fernzuhalten, obwohl es ihnen immer wieder nicht gut bekommt.
Dann halt lieber bellen in alle Richtungen. Vorbeugend, nachbeugend, am besten rund um die Uhr.

Da fällt mir gerade ein wieder hinkender Vergleich sein: Angenommen, ich bin allergisch gegen Nüsse, Erdbeeren, Backpulver, Zimt, Schokolade, Rosinen, Mandeln, Mehl, Salz, Vanillezucker, Luftbläschen - und ich sehe auf dem Tisch einen Kuchen stehen, der mir lecker und verlockend vorkommt, aber von dem ich, angesichts meiner Allergien, nicht recht weiß, was ich davon halten soll.
Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, ich bezwinge mich und lasse die Finger davon. Oder ich riskiere es, ist das Verlangen groß genug, selbst auf die Gefahr hin, dass ich umkomme.
Und komme ich um - oder erleide ich zumindest schweren Schaden -: Wo sollte ich vernünftigerweise die Ursache für dieses Unglück suchen?

Offenbar meinen ja welche, ich wollte schlicht und einfach provozieren (was ja auch nichts anderes hieße als in etwa hervorrufen, und das muss ja noch nichts Schlechtes sein), aber dem ist gar nicht so. Sondern ich kapiere das alles fundamental nicht.
Legt man die Welt, in der wir heute leben, zugrunde, und eine andere zugrundezulegen, wäre auch etwas aus der Welt gefallen, also eine Welt, in der sich im Vergleich zu früher vieles geändert hat, alleine schon die Lebenserwartung und die wirtschaftlichen Abhängigkeiten sind gar nicht zu vergleichen - geht man als von heute aus, so ist es doch so, dass man - hat man es mit einem halbwegs attraktiven, S. interessierten, einigermaßen kontaktfreudigen Menschen zu tun - mit einer Wahrscheinlichkeit von wohl gut 50% damit rechnen muss, nach einer gewissen Zeit zumindest, betrogen zu werden. (Ob man das dann auch erfährt oder nicht, ist wieder eine andere Frage.)
(Wobei es natürlich zudem auf die Möglichkeiten ankommt, die jemand grundsätzlich hat für außertourliche Vergnügungen. Bei meinetwegen Versicherungsvertretenden wird es diesbezüglich besser aussehen als etwa bei Kranführenden.)
Und weiß man, wie empfindlich, wie niedergeschmettert und traumatisiert man darauf reagiert - warum lässt man es nicht einfach? Sondern ergeht sich lieber in Wehklagen und Entrüstungen?
Wenn Häuser zu mehr als 50% einstürzen würden, würden sich wohl auch nur die Unerschrockensten oder auch die zuversichtlichen Narren eines bauen.

Und ich frage mich auch, weshalb eigentlich noch nie jemand auf das eingegangen ist, was ich schon öfter mal erwähnt habe, nämlich: Warum werden dauernd die Betrügenden (also außertourlich S. bzw. dazu noch jene, mit denen sie ihn haben) an den Schandpranger gestellt und nicht jene, die eine solche durchaus fragwürdige Überempfindlichkeit aufweisen, dass es ihnen gleich allen Boden unter den Füßen wegzieht. Bzw. ich wünschte mir ja nicht einmal, irgend jemanden an den Pranger zu stellen - sondern diese Überempfindlichkeit, diese erdbebenartige Ego-Erschütterung sollten das werden. Aber die kommen ja nicht einmal verdachtsmäßig ins Gerede. Sondern das Schlimme ist immer und stets der Betrug und nie die Reaktion und ihre Hintergründe darauf. Das scheint mir eine Schlagseite zu haben, die mir durchaus völlig unbegreiflich ist.

03.01.2024 22:25 • x 1 #2161


ElGatoRojo
Zitat von whynot60:
Inwiefern hat sich die Monogamie als das am besten passende System herausgestellt?
In einem evolutionären, also natürlichen Sinn kann das jedenfalls nicht gemeint sein.

Ach whynot60 - du gibst dir ja richtig Mühe, die Welt zu überzeugen, S. sollte liberalisierter sein.

Die meisten Leute sind aber nicht so. Die meisten wollen sich auch nicht jede Woche jemand Neues suchen, mit dem sie ins Bett gehen. Von der Möglichkeit von Schwangerschaften ganz abgesehen. Die meisten wollen auch nicht S. mit irgendwem, sondern mit jemandem, dem oder der sie vertrauen.

03.01.2024 22:31 • x 9 #2162


A


Sehnsucht nach Affäre - mir fehlt meine zweite Hälfte

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Kuddel7591
Zitat von ElGatoRojo:
Ach whynot60 - du gibst dir ja richtig Mühe, die Welt zu überzeugen, S. sollte liberalisierter sein. Die meisten Leute sind aber nicht so. Die ...

Wenn S. liberaler/liberalisierter werden soll - reicht das, um das Leben konfliktloser zu gestalten.... Nein. Die westlichen Gesellschaften sind insgesamt total verspannt. Und lässt sich das - sorry - wegv.geln? Zeitweise vllt... vereinzelt vllt.

Was @whynot60 meint.... so hab ich ihn verstanden.... dass über Jahrtausende alte Konstrukte aus seiner Sicht überholt sind.... die Gesellschaften allerdings nichts zu verändern in der Lage waren/ sind.
Knöchernes, konservatives, purinanusches Leben, Sitten, Moral, Religionen, Glaube..... starrer geht es gesellschaftlich nicht mehr.
Also.... beim S. anzufangen, gesellschaftlich etwas verändern zu wollen.... es wäre ein Anfang? Nein.

03.01.2024 23:28 • #2163


ElGatoRojo
Zitat von Kuddel7591:
Also.... beim S. anzufangen, gesellschaftlich etwas verändern zu wollen.... es wäre ein Anfang? Nein.

Naja - ist eher so wie Wellenbewegung. Gegenüber 1970 ist 2020 wieder eine neue Prüderie im Zeitgeist. Mag ja irgendwann wieder umschwappen.

Solange Frauen (a la Debby) meinen, für S. etwas zu bekommen, ändert sich da nichts.

03.01.2024 23:35 • x 1 #2164


B
Zitat von whynot60:
Inwiefern hat sich die Monogamie als das am besten passende System herausgestellt?

Das ist herrschende Meinung der Wissenschaft. Dass darfst du gerne negieren. Aber ich mag nicht mehr die ständigen Wendungen richtig zu stellen.

03.01.2024 23:39 • #2165


Kuddel7591
Zitat von ElGatoRojo:
Naja - ist eher so wie Wellenbewegung. Gegenüber 1970 ist 2020 wieder eine neue Prüderie im Zeitgeist. Mag ja irgendwann wieder umschwappen. ...

Einzel- Schicksale sind nicht relevant.
Prüderei ist ein Thema, was nicht zum Thema gemacht wird. Was thematisiert wird, ist, was der Prüderie mehr und mehr Vorschub leistet. FKK z. B.... die Debatte ist fürchterlich, weil FKK im Kontext mit S. gesehen wird. Totaler Humbug ist das. S..... DAS Thema geworden. Saunen in Klamotten. Prüderie pur.... Scham ist etwas ganz anderes.

Also.... was @whynot60 anzureißen versucht, hat weitreichendere Gedanken in petto.... klein-klein- Debatte mag er nicht sonderlich. Wie er es privat hält.... keine Ahnung....

03.01.2024 23:50 • #2166


B
Mich nervt dieses religiöse vogelt wen ihr wollt und nehmt dabei keine Rücksicht auf irgendwen fürchterlich. Daher meine etwas schroffe Art.
Aber vielleicht lohnt es sich da einmal tiefer zu schauen.
Grundsätzlich erscheint es einfach: die meisten Konflikte entstehen durch Missachtung und Untreue. Eine auf den ersten Blick logische Antwort darauf: lost alle gesellschaftlichen Konventionen und schwupps sind alle Probleme erledigt. Sind sie aber nicht. Wäre es so einfach würde sich dieses Modell durchgesetzt haben.
Daraus ergibt sich ganz zwanglos dass das Konzept Monogamie mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringt

04.01.2024 00:07 • x 1 #2167


Kuddel7591
Zitat von BernhardQXY:
Mich nervt dieses religiöse vogelt wen ihr wollt und nehmt dabei keine Rücksicht auf irgendwen fürchterlich. Daher meine etwas schroffe Art. Aber ...

....weil sich Monogamie etabliert hat, nie großartig hinterfragt wurde, und alle Alternativen mehrheitlich als nicht gesellschaftsfähig gesehen/gehalten werden.
Du hast absolut Recht... die Probleme wären NICHT aus der Welt.... es täten sich andere auf.
Wenn der Umgang mit anderen Menschen ne Katastrophe ist, knallt es. Einander Beachtung schenken, einander zuhören.... daran scheitert es doch schon.... auch hier im Forum.
So ist das, wenn neue Ideen aufkommen, durchdacht werden, aber nicht zu Ende gedacht werden.

04.01.2024 00:25 • #2168


Blanca
Zitat von whynot60:
Inwiefern hat sich die Monogamie als das am besten passende System herausgestellt?

So wurden u.a. weniger Geschlechtskrankheiten (Syphillis gab es auch früher schon) verbreitet und die Erbfolge eindeutig geregelt. (Denk nur mal an Adelshäuser und deren Landgüter dabei...) Es gab noch mehr praktische Gründe, ich belasse es mal bei diesen beiden Beispielen.

Zitat von whynot60:
ich kapiere das alles fundamental nicht.

Bist Du nie auf einer Schule gewesen? Sind doch eigentlich ganz logische Dinge, zumindest was die praktischen Gründe betrifft.

Zitat von whynot60:
eine Welt, in der sich im Vergleich zu früher vieles geändert hat, alleine schon die Lebenserwartung und die wirtschaftlichen Abhängigkeiten

Hierin stimme ich Dir hundertprozentig zu. Das ist in der Tat ein Paradigmenwechsel.

Zitat von whynot60:
mit einer Wahrscheinlichkeit von wohl gut 50% damit rechnen muss, nach einer gewissen Zeit zumindest, betrogen zu werden. (

Auch hierin stimme ich Dir zu.

Zitat von whynot60:
Und weiß man, wie empfindlich, wie niedergeschmettert und traumatisiert man darauf reagiert - warum lässt man es nicht einfach?

Weil man glaubt, zu den 50% zu gehören, die es monogam schaffen werden.

Weil man liebt, vertraut und eine Familie mit dem Partner gründen will, die sich selbst genug ist (von ein paar platonischen Freunden des Hauses und der weiteren Verwandschaft mal abgesehen).

Zitat von whynot60:
Warum werden dauernd die Betrügenden (also außertourlich S. bzw. dazu noch jene, mit denen sie ihn haben) an den Schandpranger gestellt und nicht jene, die eine solche durchaus fragwürdige Überempfindlichkeit aufweisen, dass es ihnen gleich allen Boden unter den Füßen wegzieht.

Aus demselben Grund, aus dem auch Vergewaltiger oder Raubmörder bestraft werden, obwohl ihr Opfer doch eigentlich damit hätte rechnen können, daß es leichte Beute ist, sobald es spätnachts mutterseelenallein an einsamen Orten noch Spaziergänge mit seinem Hund macht oder auch nur an der Bushaltestelle steht: Victim blaming ist ganz schlechter Stil.

04.01.2024 02:32 • x 2 #2169


W
Zitat von Blanca:
Ich betone an der Stelle ausdrücklich, daß dies auch nicht explizit geschehen muß - obwohl es natürlich sinnig wäre, solche Dinge vor der Heirat ausdrücklich miteinander zu besprechen, damit keiner die Katze im Sack kauft. Sofern nicht explizit etwas anderes vereinbart wurde, gilt die Ehe nach wie vor als monogame Beziehungsform. Wer promisk leben will, muß dies daher frühzeitig ansprechen und vereinbaren - ansonsten täuscht er den künftigen Partner nicht nur über wesentliche Eigenschaften seiner selbst, sondern nimmt ihm auch die Chance auf das Leben mit einem S. treueren Partner, das er sich nun mal zutiefst wünscht.


Da kann ich Dir grundsätzlich zustimmen, sieht man diese Dinge einmal rein pragmatisch.
Allerdings: Über Dinge (die nicht einmal Dinge sind) einen lebenslangen Vertrag abzuschließen, die naturgemäß ausgesprochen veränderlich und wechselhaft sind, erscheint mir mehr als gewagt. Bzw. nichtig - weil das ja in Wahrheit kein Mensch kann. Wie man auch keinen Vertrag mit sich selber auf lebenslange Gesundheit abschließen kann. Sondern das alles ist eine Art Feierlichkeit aus ihrer Zeit heraus. Das mag auch schön, es mag von beiden auch ernst gemeint sein - aber dennoch wird sich wohl jeder über 20 zumindest im Hintergrund darüber bewusst sein, welchen Wert ein solcher (mehr oder weniger symbolischer) Vertrag im Lauf des realen Lebens haben wird.
Zum anderen: es gibt ja auch, und es sind nicht wenige, partnerschaftliche Beziehungen ganz ohne Verträge. Und bei solchen Verbindungen sind die emotionalen Ausbrüche keine anderen als bei vertraglich festgehaltenen.
Es scheint mir hier also um etwas anderes zu gehen als lediglich einen Vertragsbruch.
Die meisten Menschen halten es einfach nicht aus, wenn der Partner mal S. mit jemand anderem hat. Das ist alles. (Woraus, nebenher gesagt, zu schließen ist, das S. einen gewaltigen Stellenwert haben muss zur Stabilisierungen des Selbstbewusstseins.)

Ich habe zwar nie geheiratet, das lag mir immer fern, aber ich habe genau das sehr bald zu Beginn jeder Beziehung getan, auch diese Dinge zu besprechen. Und ich habe am Anfang einer Beziehung noch jedesmal gesagt, dass ich keine Baustelle machen werde, sollte meine Partnerin irgendwann die Fremdlust überkommen und sie dem auch nachgeben. Mir erscheint das nur natürlich, und für mich wäre das eben in keiner Weise ein Trennungsgrund und auch kein Grund zum eigenen Zusammenbruch. Verliebt sie sich ernstaft, dann sieht es ohnehin anders aus. Aber das alles sind eben die wechselhaften Strukturen des Lebens, und es fiele mir nicht ein, hier etwas erzwingen, verhindern oder vertraglich festschreiben zu wollen. Das Leben ist nun mal nach meinem Verständnis ein Fluss und kein Kanal.


Zitat von Blanca:
Tragischer sind schon Fälle wo jemand ehrlich dachte, monogam bleiben zu können und sich seine Lust auf fremde Haut erst lange nach der Heirat offenbart.


Aber genau das trifft doch auf die meisten Fälle zu. Den meisten wird es irgendwann ernst gewesen sein mit dieser speziellen Treue. Im Rausch der Sinne ist einem vieles ernst. Nur sinkt nicht selten die Lust aufeinander ab, aber das heißt nicht, dass die Lust überhaupt absackt, sie sich also auf jemand anderen stürzen kann.
Mit dieser Lust auf fremde Haut sollte halt jeder, der sich bindet, schon einmal von sich aus rechnen, hat er alle Sinne halbwegs beisammen. Alles andere wäre auch reichlich naiv und traumtänzerisch.


Zitat von Blanca:
Die Frage ist, ob Betrogene es tatsächlich auf so einen Vulkanausbruch ankommen lassen oder nicht. In meinem persönlichen Umfeld erinnere ich einen Fall, wo man am Ende tatsächlich zu viert am Tisch saß - am Ende wurden die Partner getauscht und die neuen Ehen halten mittlerweile schon länger als die früheren. War sicher kein einfacher Weg, aber dafür leben jetzt alle frei (!) nach Gusto.


Schön, solche erfreulichen Verläufe auch mal zu hören!


Zitat von Blanca:
Nepomuk hat diese Frage für sich offenbar anders beantwortet. Sie mag die Reaktionen der Betroffenen korrekt einschätzen und das macht die Fortsetzung ihres Doppellebens nachvollziehbarer; ethisch rechtfertigen tut sie es aber nicht.


Ja, ich weiß nicht ...
Meinst Du, alles und jedes bedarf immer gleich der ethischen Rechtfertigung? Das Leben ist ja kein Ethiksymposium, in dem an allen Ecken und Enden dann die Fachleute mit der Rute herumstehen wie die Krampusse.
Es geht um S., ich kann es nur wieder sagen, S.! Und nicht um Gewaltverbrechen, Mord und Totschlag.

Zitat von Blanca:
Doch, sie nimmt ihm etwas weg: Das Urvertrauen, mit einer Frau sein Leben zu teilen, die zumindest in wesentlichen Aspekten dem Bild entspricht, daß er sich von ihr macht.


Aber solange ihr Mann nichts erfährt, nimmt sie ihm dieses Urvertrauen doch nicht weg. Das würde sie doch erst dann, schenkte sie ihm reinen Wein ein.
Zudem sollte ohnehin jeder sein Urvertrauen in sich selber finden und nicht in anderen oder in Konventionen und Ideen. Ein solches Urvertrauen steht ohnehin immer auf wackeligen Beinen.


Zitat von Blanca:
Sollte Nepomuk sich ihrem Mann offenbaren, wäre es insofern nicht unrealistisch, daß sie am Ende ganz allein dasteht. Sie würde ja nicht nur ihren Mann in Sachen S. Treue enttäuschen, sondern auch Indiskretion gegenüber ihrem Liebhaber an den Tag legen. Immerhin könnte Nepomuks Gatte auf den Trichter kommen, die betrogene Ehefrau seines Nebenbuhlers über dessen Doppelleben aufzuklären.


Ich will da keinerlei Verdacht aussprechen. Aber meinst Du nicht, es gibt bisweilen auch solche untergründigen Absprachen, die zwar nicht ausdrücklich verbalisiert werden, aber über die doch eine Art geheime Übereinkunft besteht? Also in dem Fall: Dass Nepomuks Mann sich vielleicht ähnlich verhält wie sie und eben auch nicht darüber spricht. Paare, die immer wieder über längere Zeit getrennt sind, haben durchaus oft ihre stillschweigenden Übereinkünfte. Denn wenn beiden die Libido nicht nahe an den Gefrierpunkt abgesackt ist, lassen sich gewisse Dinge ja auch denken, ohne dass man sie ausdrücklich zu hören bekommen muss. Ein bisschen Lebenserfrahrung reicht da schon aus.
Zudem scheinen mir beide ja auch nicht auf den Kopf gefallen und durchaus gestandene, souveräne Persönlichkeiten zu sein, und umso wahrscheinlicher ist es doch, dass es hier eine stille Übereinkunft gibt. Die eben vielleicht auch beinhaltet, von diversen Dingen gar nicht zu reden.
Man sollte jedenfalls nie unterschätzen, was es so alles an heimlicher Kommunikation gibt.

04.01.2024 03:32 • x 2 #2170


W
Zitat von Blanca:
Denk nur mal an Adelshäuser und deren Landgüter dabei...


Gerade am Adel sieht man aber, wohin ein allzu verengtes Geschlechtsleben führt.
Praktisch mag es ja sinnvoll sein, Krone, Titel, Landgüter usw. in interner Linie immer weiterzuvererben. Aber die Natur scheint darüber nicht eben erfreut gewesen zu sein.
Übrigens: War nicht auch Katharina die Große eine Adelige? Die scheint da offenbar etwas aus der monogamen Linie gefallen zu sein. Und ich glaube, sie war nicht die einzige.


Zitat von Blanca:
Bist Du nie auf einer Schule gewesen? Sind doch eigentlich ganz logische Dinge, zumindest was die praktischen Gründe betrifft.


Teilweise schon (Schule).
Hat bei mir aber offenbar wenig gebracht, und ich hätte es gleich seinlassen können.
Logisch ist da für mich gar nichts. Nicht einmal in praktischer Hinsicht. Denn eine Praxis, die den Tatsachen des Lebens alles andere als gerecht wird, ja sie geradezu ausblenet, standhaft negiert und ignoriert, ist ja eher dem Wahnsinn zuzurechnen als sonst etwas.


Zitat von Blanca:
Weil man liebt, vertraut und eine Familie mit dem Partner gründen will, die sich selbst genug ist (von ein paar platonischen Freunden des Hauses und der weiteren Verwandschaft mal abgesehen).


Ja, ist ja auch schön so.
Und glaubt man eben nicht, man würde zu den 50% Unbetrogener gehören, sondern sieht es, wie es ist, also ganz offen, so müssen eben solche Seitensprünge das traute Heim ja nicht zum Einsturz bringen.
Überdies möchte ich zu bedenken geben, es gibt auch so manch andere Gründe, die zu einer Trennung führen, die also gar nichts mit Fremdsex zu tun haben. Und auch in diesen Fällen hat man geliebt, vertraut, geträumt usw.
Die Lebenswünsche und -träume, die man so hat, sind immer etwas höchst Ungewisses und Bedrohtes. Man sollte also besser gewappnet sein.
Aber schön für alle, für die sie sich erfüllen!


Zitat von Blanca:
Aus demselben Grund, aus dem auch Vergewaltiger oder Raubmörder bestraft werden, obwohl ihr Opfer doch eigentlich damit hätte rechnen können, daß es leichte Beute ist, sobald es spätnachts mutterseelenallein an einsamen Orten noch Spaziergänge mit seinem Hund macht oder auch nur an der Bushaltestelle steht: Victim blaming ist ganz schlechter Stil.


Solche krassen Vergleiche sind aber kein besserer Stil.
Ein Gewaltopfer ist etwas vollkommen anderes als ein Betrugsopfer. Da lassen sich nun wirklich gar keine Vergleiche ziehen. Warum, brauche ich hoffentlich nicht zu erklären.

04.01.2024 04:03 • x 1 #2171


N
Boah...ganzer Beitrag weg ..also nochmal in kurz:
Zitat von Blanca:
Im übrigen ist man Atheist und glaubt nicht an sowas wie ein jüngstes Gericht, vor dem man sich dereinst verantworten wird müssen.

Korrekt.
Und ich habe auch kein Problem damit, dass mein Umfeld mich nicht zu 100% kennt - das ist im übrigen mit geheimen fe. etwa ebenso. Kaum einer geht damit im Familien- oder Freundeskreis hausieren, dass man auf S. in Windeln steht, der eigene Ehemann aber leider nicht.
Zitat von Blanca:
Weil man glaubt, zu den 50% zu gehören, die es monogam schaffen werden.

Ja, das dachte ich mal. Aber ich spiele auch kein Lotto und das Leben hat mir nun etwas anderes gezeigt. Ich war nicht so, wie ich dachte, dass ich wäre.
Zitat von Blanca:
Aus demselben Grund, aus dem auch Vergewaltiger oder Raubmörder bestraft werden, obwohl ihr Opfer doch eigentlich damit hätte rechnen können, daß es leichte Beute ist

Echt jetzt?! Du vergleichst Fremdgehen mit Vergewaltigung?
Zitat von Blanca:
(Syphillis gab es auch früher schon) verbreite

Syphilis befindet sich auf einem noch nie dagewesenen Vormarsch. Früher fehlten Allein die korrekten Erfassungsmechanismen für das Krankheitsbild.
Zitat von Blanca:
Er hat also nicht Nepomuk als Persönlichkeit ganzheitlich (!) geliebt. Sondern nur dieses Bild, das auf den Informationen basierte, die er über sie besaß

Ja. Das ist ok. Jeder besitzt nur begrenzte Vorstellungen dessen, was den anderen wirklich umtriebt. Seien es Eltern oder der Partner. Wir stecken nicht in der Haut, haben nicht alle Infos, Lle Wünsche, alle Erinnerungen.
Zitat von BernhardQXY:
Die S. dient ja nicht nur dem Vergnügen sondern auch der Vermehrung und da hat sich die Monogamie als das am besten passende System heraus gestellt.

Ersetze Monogamie durch Patricharchat und ich stimme dir zu. Mit Blick auf die Vermehrung ist das Matriarchat immer die logischere Variante, die sich seltsamerweise fast nirgendwo durchgesetzt hat.
Möglicherweise hat eine Patricharchal organisierte Religiosität in fast allen Religionen der Welt damit zu tun...
Zitat von whynot60:
Und ich mag mir ja nicht einmal vorstellen, wie es wäre, wären die Menschen tatsächlich immer so ehrlich, vielleicht auch noch, was so ihre Phantasien und heimlichen (dann eben nicht mehr heimlichen) Begehrlichkeiten und Lüsternheiten betrifft - das gäbe ja ein Gemetzel ungeahnten Ausmaßes!

Allerdings.
Zitat von Blanca:
ungeplant schwanger, fängt sich keine Geschlechtskrankheiten von ihm ein und hat kein Problem damit, daß selbst ihr engstes Umfeld sie nicht vollständig kennt, wie sie ist.

Nein, dafür trage ich sorgfältig Sorge..und das andere...s.o.
Zitat von whynot60:
Aber nach ehtischen Maßstäben? Kommt halt auf die jeweilige Ehnie an.

Ich wählte diese hier, weil wir nun mal in diese leben und unsre Hirne seit Geburt darauf geprägt sind.
Zitat von carlos7:
Eine implizite Erwartungshaltung existiert immer.

Ja. Ich wäre höchst irritiert, käme mein Mann nach Hause und hätte keine Lust auf mich. Die Quantität ist klar auch von den äußeren Umständen abhängig.
Zitat von carlos7:
Der erwartet in den gemeinsamen Zeiten sicherlich auch eine ihn erfüllende 6ualität

Ja. Ich auch.
Zitat von darkenrahl:
Die Kinder sind in Kürze alle volljährig und EM hat dann nicht mehr den Bonus des Familien tauglichen Mannes

Wenn mein Mann nur den Bonus *Familienvater*hätte, wäre ich sicher nicht mehr mit ihm zusammen. Dafür wuppe ich alleine den Laden zu gut.

PS: nein, ich habe mich nicht mit meinem Freund getroffen. Diese Zeit gehört allein meinem Mann.

04.01.2024 05:03 • x 5 #2172


B
Zitat von Nepomuk:
Echt jetzt?! Du vergleichst Fremdgehen mit Vergewaltigung?

Also das lese ich nicht daraus, sondern die Botschaft: victim blaming ist Mist.
Blanca nutzt das Stilmittel der Übertreibung.
Im Übrigen:
Das was Betrug beim betroffenen auslöst ist in der Regel mehr als ein Schulterzucken.

04.01.2024 08:29 • x 1 #2173


Blanca
Zitat von BernhardQXY:
Also das lese ich nicht daraus

Ist auch nicht so gemeint.

Zitat von BernhardQXY:
die Botschaft: victim blaming ist Mist.

Bingo.

04.01.2024 12:19 • #2174


ElGatoRojo
Zitat von Nepomuk:
Möglicherweise hat eine Patricharchal organisierte Religiosität in fast allen Religionen der Welt damit zu tun...

Zumindest in den drei abrahamitischen Judentum, Islam und Christentum. Liegt auch daran, dass viele Frauen gern den Anführern der Soziogruppe folgen.

04.01.2024 15:37 • x 1 #2175


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