Seine Eltern akzeptieren uns nicht

Zitat von GreenTara:

Es geht nicht um Angst, sondern um das mit dem fußaufstapfenden Hier in Deutschland ....

Ja, Deutschland ist (hoffentlich weiterhin) ein freies Land, wo jeder so leben darf, wie er eben gerne möchte
Und hier gehts jetzt nun Mal um türkische Eltern.

Wenn sie ihr Mittelalterdenken weiterhin an ihrem Sohn ausleben wollen, dürfen die Eltern gerne in ihr eigenes Land zurückkehren.

Ihr Sohn tut mir sehr Leid und ich hoffe, er lässt sich nicht von seinem Weg, den er mit dem TE bestreiten möchte, abbringen.

Ich finde Eltern generell schlimm, die ihren Kinder nicht ermöglichen, sich so frei ausleben zu dürfen, wie sie es fühlen und denken.

@Heavydreamy

Zitat von Heavydreamy:

Ihr Sohn tut mir sehr Leid und ich hoffe, er lässt sich nicht von seinem Weg, den er mit dem TE bestreiten möchte, abbringen

Mir tut das auch leid. Sich von der Familie loszulassen ist dennoch ein großer schmerzhafter Schritt. Es sind dann auch Familienmitglieder betroffen, die eine neutralere Sicht haben.
Ich persönlich fände es besser, mein Bedauern über die unüberwindbaren Umstände auszusprechen, und dann zu gehen. Statt selbstgefällig mit dem Deutschknüppel die Kluft noch zusätzlich zu vertiefen.

Zitat von odsche:

Weil der erste Versuch schon einige Jahre her ist, er damals auch noch abhängig war vom Elternhaus, das war sein Zuhause und er hatte nicht vor (und damals auch nicht die Möglichkeit) zu gehen.

Ich möchte vorschlagen, vielleicht noch in eine andere Richtung zu denken:

Was, wenn er sich nicht outet?
Dann muss er sich wahrscheinlich bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit fragen lassen, ob und wann und wen er zu heiraten gedenkt, aber er müsste nicht komplett mit seiner Familie brechen, und du würdest nicht in die Schusslinie geraten.
Eure gemeinsame Wohung könntet ihr als WG deklarieren, und trotzdem schauen, dass sie eher wenig bis gar nicht zu Besuch kommen.
Sie können glauben, was sie glauben wollen, und ihr habt euren Frieden, hoffentlich. Und was ihr im Bett anstellt, ist ja wirklich ganz alleine eure Sache.

Die Frage ist, ob du eine Beziehung führen möchtest, wo du mit dem sozialen Umfeld deines Partners nichts zu tun hast, aber diese Frage musst du dir so oder so stellen, weil egal wie ihr euch entscheidet.

Wäre es vielleicht eine Option, eine Weile etwas weiter wegzuziehen, damit erst mal Abstand und Ruhe mit seiner Familie einkehrt?

Zitat von Heavydreamy:

Ich finde Eltern generell schlimm, die ihren Kinder nicht ermöglichen, sich so frei ausleben zu dürfen, wie sie es fühlen und denken.

Wie es auch bei uns ach so fortschrittlichen und freiheitlich denkenden Menschen bis vor 2 bis 3 Generationen absolut usus war, und absolut nicht annähernd überwunden ist.

Gleichgeschlechtlichkeit unter Männern war in Deutschland bis zum 11. Juni 1994 strafbar.

Zitat von Heavydreamy:

Wenn sie ihr Mittelalterdenken weiterhin an ihrem Sohn ausleben wollen, dürfen die Eltern gerne in ihr eigenes Land zurückkehren.

Ähm, bitte?
Nur weil man in einem anderen Land lebt, lässt man doch nicht alle Prägungen, Kultur, Verhaltensweisen zurück und wird über Nacht sowas wie ein guter, überzeugter Beinah-Bio-Deutscher (gott, was ich das Wort verabscheue).
Dann geh doch nach Hause? Hab ich mir immer wieder in ähnlicher Form als dann geh doch in die UdSSR anhören dürfen, wenn ich Kapitalismuskritik übte. Ist nichtmal kein gutes Argument. Ist gar kein Argument.

In manch -meist muslimisch geprägten- Ländern ist Gleichgeschlechtlichkeit nicht nur verpönt und eine Familienschande - die werfen die aus dem Fenster wie der Putin seine Manager.
Wir hier im ach so freien Westen haben doch auch so unsere Restriktionen. Gleichgeschlechtlichkeit ist erst 30 Jahre oder so legal. Heißt aber nicht dass alle damit umgehen können. Homophobie ist auch bei uns real.
Geh mal bei uns hundert Jahre zurück. Rosa Winkel im Lager tragen. Mittelalter ist da doch sehr viel weiter entfernt. Und wir machen - zu Recht - auch heute bei Kindern, Tieren, Laternen, Teddybären und so einigem auch die Schotten dicht.
So wirklich frei im Sinne von unreglementiert, ohne Tabus, ohne gesellschaftliche oder familiäre Zwänge ist das auch nicht. Auch wir haben die schöne Tradition des Um-die-Hand-Anhaltens beim Vater der Erhofften.

Sollen Menschen lieben können wen sie wollen? Unbedingt.
Gibt es immer einen Kontext, eine Historie, eine Kultur die reinspielt? Unbedingt.
Sollte man die Eltern verdammen? Nein. Aber ihnen den Rücken kehren, wenn man selbst anders ist. Das kann man(n).
Mit Bedauern und schulterzuckend - denn jeder ist seines Glückes Schmied.

Zitat von GreenTara:

Mir tut das auch leid. Sich von der Familie loszulassen ist dennoch ein großer schmerzhafter Schritt

Ich weiss, es ist verdammt schmerzhaft und auch was ganz trauriges, aber in solchen Fällen leider dann wichtig und auch der richtige Weg.

Manchmal ist Familie leider doch nicht Familie

Zitat von HerrZ:

Nur weil man in einem anderen Land lebt, lässt man doch nicht alle Prägungen, Kultur, Verhaltensweisen zurück

Können sie ja für sich weiterleben. Aber Kinder sollte man doch so leben lassen, wie sie fühlen und denken.
Eine eigene Persönlichkeit werden, oder nicht?

Zitat von GreenTara:

Gleichgeschlechtlichkeit unter Männern war in Deutschland bis zum 11. Juni 1994 strafbar.

Gott sei Dank gilt das nicht mehr

@HeavyDreamy

Das widerspricht sich. Wenn Deutschland ein freies Land ist, dann darf sich jeder ausleben, solange er nicht gegen Gesetze verstößt. - Auch wenn uns die Denke einiger nicht passt. Aluhüte z.B. sind kein Gesetzesverstoß, Pfeilköcher- Bewegte auch nicht.

Ich erinnere auch noch einmal kurz daran, dass in der Bundesrepublik bis 1972 Ehemänner noch darüber entschieden ob ihre Frau arbeiten gehen darf oder nicht. Wer in den 60er Jahren auf dem Land in der Bundesreoublik katholisch war und sich in einen evangelischen Partner verliebte, der zog am besten ganz weit weg. Wenn sich in der DDR jemand in eine Vertragsarbeiter verliebt hat, hat der Staat das Problem meistens gelöst. Die Prügelstrafe wurde dann in der vereinten BRD noch viel später abgeschafft.

Dieses mittelalterliche Verhalten ist auch in unserem Land noch gar nicht so lange her.

Zitat von nalea:

Das widerspricht sich. Wenn Deutschland ein freies Land ist, dann darf sich jeder ausleben, solange er nicht gegen Gesetze verstößt.

Richtig, wie schon oben geschrieben, die Eltern sollen das so weiterhin ausleben.

Aber ihren Sohn umändern, dass er bitte doch hetero bleiben soll, das finde ich einfach schaizze, zumal er ja sogar in Deutschland geboren wurde

Ich denke, dass es dazu tazsend und eine Geschichte gibt. Ein Schulfreund vin mir - Deutscher- wurde nach dem Outing von seinen deutschen Eltern auf die deutsche Straße geworfen und hatte jahrzehntelang keinen Kontakt. Zwei deutsche Kollegen um die 50 erzählen auch nach 20 Jahren ihren konservativ deutschen Eltern, sie lebten in einer WG. Eine deutsche Freundin wird von ihrer deutschen Cousine, einer Pastorin - bei jedem Familienfest bloßgestellt und gemobbt.

Das Problem ist die Denke, nicht die Herkunft. Auf Verbortheit hat keine Kultur ein Patent.

Die Idee von @E- Claire eine Selbsthilfegruppe zu finden, finde ich gut.