Sich selbst verzeihen

Zitat von Deelayer:

Schade, dass ich dies in der Mitte meines Lebens lernen musste, und nicht in jungen Jahren, in denen ich das (wenigstens noch) auf meine nicht vorhandene Lebenserfahrung hätte schieben können.

Den Satz hier finde ich schon 'besonders', um es nett auszudrücken.
Was wäre denn in jungen Jahren und der nicht vorhandenen Lebenserfahrung anders gewesen?
Hätte man Ar.sch.lo.chverhalten da eher toleriert, belächelt oder durchgehen lassen können, weil man da ja von nix eine Ahnung oder nur sehr wenig hatte?
Nö, oder?

Zitat von Deelayer:

Vielleicht kann mir der eine oder andere einen Tipp geben, wie ich das Alte endgültig loslassen und vor allem MIR SELBST verzeichen kann. Ein Zurück gibt es für beide Seiten nicht und ich will es auch nicht. Aber in mir ist immer noch etwas, was an dieser alten Zeit hängt. Wahrscheinlich auch, weil ich es mir ganz anders vorgestellt habe.

Mach Dich deshalb nicht so fertig, Du hast die Geschichte bestens reflektiert und das war auch das Einzige, was Du noch tun konntest.

Zitat von Deelayer:

Mit meiner Ex, die ich damals verlassen habe, bin ich mittlerweile zum Glück im Reinen. Wir konnten reden, ich mich erklären und sie kannte mich ja auch anders, als ich damals gehandelt habe. Das rechtfertigt nichts, aber sie konnte erkennen, dass es von mir kein Verhalten war, dass gegen sie als solches gerichtet sein sollte, vielmehr, dass ich mich habe fremdsteuern lassen.

Das freut mich sehr und sie hat es definitiv verdient, dass Du Dich ihr erklärt hast. Ich hoffe ihr geht es dadurch auch besser, zumindest muss sie nicht mehr grübeln, was sie denn Schlimmes getan hat, dass so mit ihr umgegangen wurde.

Weißt Du, in meinen Augen bist Du mit der letzten Ex einer sehr toxischen Frau begegnet, die es verstand Dich so umzupolen, dass Du eben so warst...
Ob sie es absichtlich oder ebenfalls aufgrund eigener Schädigungen tat, spielt für Dich keine Rolle mehr. Oft vererbt sich aber so ein Verhalten und Du solltest wirklich aufpassen, dass Du nicht selber in der nächsten Beziehung wieder so agierst oder gar die nächste Partnerin auch so manipulierst, ob gewollt oder ungewollt. Das solltest Du als Erfahrung aus dem Dilemma mitnehmen, Dir jetzt endlich verzeihen und nach vorne schauen

Da muss ich @Butterblume63 auch schon recht geben.

Natürlich gibts schlimmere Sachen, aber wer nach 8 Jahren seine Ex Freundin so ekelhaft mit seiner Neuen rauswirft, zeigt mir doch eher, dass da doch auch ne andere Seite zum Vorschein kommt.

Sich so zu verhalten (vor allem um jemanden zu imponieren?), finde ich besonders gefährlich.

Da würde ich aber auch mal meinen Charakter ordentlich hinterfragen.

Was passiert denn, wenn die nächste kommt und man ihr was beweisen will? Wer muss dann darunter leiden?

Sagen, dass man sich ändert kann man viel, aber sobald die Situation dann wieder vorkommt, entscheidet ein gefestigter Charakter, wie man handelt.

Dass du dich schon seit Jahren gedanklich damit beschäftigst, hat schon seinen Grund. Du kanntest dich wohl doch nicht so gut, wie du dachtest. Versuch da für die Zukunft anzusetzen.

Zitat von Deelayer:

Vielleicht kann mir der eine oder andere einen Tipp geben, wie ich das Alte endgültig loslassen und vor allem MIR SELBST verzeichen kann.

Hallo @Deelayer

Meine einzige Frage ist: Hast du dich mal so richtig aufrichtig und ehrlich bei deiner 1. Exfreundin entschuldigt?

L G Pinkstar

@Dediziert Nein, das rechtfertigt so ein Verhalten auch nicht. Aber man steht nicht schon mitten im Leben und wird aufgrund so eine Erfahrung völlig umgehauen, so wie es bei mir war.

Ich habe mir viel aufgebaut und alles aufgegeben wegen so einer Gefühlsduselei. Und habe jetzt damit schwer zu kämpfen. Seit über 2 Jahren! Das wärfe in jungen Jahren, mit vielen neuen Erfahrungen, die man danach sammelt vielleicht anders. So war das gemeint.

@Pinkstar Ja und wir haben es geschafft, wieder ein gutes Verhältnis aufzubauen. Ich stand ihr auch zur Seite als ihre Mutter gestorben ist. Aufgrund ihrer neuen Beziehung haben wir aber jetzt kaum noch Kontakt.

Mir hat es sehr viel bedeutet, dass sie mir verziehen hat, und sie ist auch ein toller und wunderbarer Mensch. Trotzdem sind meine Gefühle für sie weg und auch das fand ich damals einfach schade. Aber das konnte ich dann nicht mehr ändern.

Ich weiß selber, dass ich unheimlich viel falsch gemacht habe, und habe jetzt mit den Konsequenzen zu leben. Bitte seid etwas nachsichtig. Ich habe unheimlich viel durchgemacht, auch mit Therapie etc. Ich glaube, ich habe meine Strafe erhalten und muss damit leben. Ich bin bemüht, dass auch für mich alles wieder etwas ruhiger und besser wird, aber es ist immer manchmal immer noch unglaublich hart.

Ich sehe mich ja selber aufgrund meines Verhaltens als ziemlich blöd an. Ist es aber nicht trotzdem an der Zeit, dass auch ich wieder glücklich werden darf nach mehr als zwei Jahren? Ich weiß nur nicht, wie ich mit dem Vergangenen abschließen kann.

Zitat von Deelayer:

Das wärfe in jungen Jahren, mit vielen neuen Erfahrungen, die man danach sammelt vielleicht anders. So war das gemeint.

Ah, okay.
Ich persönlich denke das einen das in jungen Jahren aber eher verkorkst und umhaut, gerade weil man da nicht gefestigt ist.
So oder so ist so ein Verhalten Müll.
Jetzt weißt du es besser und kannst daraus für die Zukunft eine Menge mitnehmen.

Zitat von Deelayer:

Ist es aber nicht trotzdem an der Zeit, dass auch ich wieder glücklich werden darf nach mehr als zwei Jahren?

Klar, aber wer oder was hindert dich effektiv denn daran?
Doch wohl du und dein Denken, oder?

Wie ich schon geschrieben habe ist das eben die Vergangenheit und diese liegt hinter dir.
Wenn du nicht aktiv auf die Zukunft hinarbeitest, rennst du immer nur im Kreis und landest wieder in der Vergangenheit.
Es ist nunmal so gelaufen.
Vielleicht helfen dir Fragen, wo du z. B. in einem bestimmten Zeitrahmen hin willst, was du erreichen willst und wie du deine Ziele erreichen kannst.

Ja, ich hindere mich selber. Ich weiß aber auch nicht, wie ich es vollends schaffe, von diesen Gedanken wegzukommen.

Einerseits geht es mir soweit wieder ganz gut. Die tiefe Trauer ist weg und ich kann wieder lachen und Spaß haben. Trotzdem gibt es leider noch zu häufig Momente, besonders, wenn ich zB alleine auf der Arbeit vor dem Rechner sitze oder Auto fahre, dass mir die Erinnerungen durch den Kopf schießen.

Ich denke daran, wie blöde ich war. Ich denke daran, was gewesen wäre, wenn ich nicht nochmal zu meiner Ex-Ex zurückgegangen wäre. Ob die Neue dann ebenso drauf gewesen wäre oder ich mich besser hätte wehren können. Ich frage mich, ob ich so bekloppt bin, dass ich immer noch dieser Frau hinterhertrauere und es noch nicht schaffe, richtig in die Zukunft zu schauen.

Zitat von Deelayer:

Ob die Neue dann ebenso drauf gewesen wäre oder ich mich besser hätte wehren können.

Meiner laienhaften Einschätzung nach ja und du kannst in meinen Augen dankbsr sein das der Kelch an dir vorrübergegangen ist, denn du hättest dich nicht besser wehren können.
An diese Stelle möchte ich @Scheol mal hinzuziehen.
Ich bin der Auffassung das dir seine Sicht auf die Dinge helfen kann.

Zitat von Deelayer:

Ich weiß selber, dass ich unheimlich viel falsch gemacht habe, und habe jetzt mit den Konsequenzen zu leben. Bitte seid etwas nachsichtig. Ich habe ...

Ja,du hast für dein Verhalten mehr als genug teuer dafür bezahlt. Und deshalb raus aus deiner gewählten Rolle und neu ins Leben zu starten. Irgendwo habe ich das Gefühl bei dir von Selbstmitleid, Opferrolle und unrühmlicher Täterschaft.Daraus musst du dich befreien.
Du kannst einen Cut unter deiner Vergangenheit ziehen und dich neu erfinden. Akzeptiere,dass du wie jeder Mensch dunkle Anteile im Wesen hast. Daran kann man arbeiten. Dies gelingt aber nicht,wenn du in der Vergangenheit kleben bleibst. Lerne dich so anzunehmen wie du bist und vor allem wieder selbst zu lieben. Du kannst deine Vergangenheit nicht mehr ändern aber du hast deine Zukunft in den Händen....Mach das Beste daraus. Viel Glück.

An der Vergangenheit kannst du nichts mehr ändern.
Aber du kannst für die Zukunft daraus lernen.

Ich finde schon, dass du hier grosse Verantwortung an dem ganzen Mist hast, der passiert ist. Und dabei hast du es irgendwie tatsächlich gut gemeint..
Die Ex würd ich deshalb nicht gleich als toxisch abstempeln, ich denke, sie war auch in einer heftigen Situation.
Es ist eben schwierig, wenn man von einer Beziehung direkt in die nächste springt.

Eine Lehre in meinem Leben war zb : ich kann den Menschen, den ich verlasse, nicht gleichzeitig trösten und es ihm dadurch irgendwie leichter machen. Klare Grenzen und ein harter Schnitt sind da meiner Meinung nach besser.
Wenn ich mich so heftig neu verliebe - was war da eigentlich los in der alten Beziehung? Warum war das möglich? Habe ich weggeschaut, während die alte Liebe verschwunden ist? Hätte ich eigentlich nicht früher Schluss machen sollen?
Usw

Wir sind halt alle nur Menschen, und niemand ist perfekt. Mit böser Absicht hast du nichts gemacht...
Es gibt nicht nur schwarz und weiß, das hast du damit auch erlebt. Du nennst dich einen Fremdgänger, aber bist du wirklich ein eiskalter Betrüger, der plant und verheimlicht?
Eben. Es gibt so viele Grautöne dazwischen!

Klar, irgendwie versinke ich in gewissen Situationen noch im Selbstmitleid. Ich habe es mir anders gewünscht und war wirklich sehr verliebt. Wieso und weshalb ich mich entliebt habe, kann ich heute gar nicht mehr beurteilen. Gemeinsam hätte man das sicher anders machen können.

In solchen Situationen wie jetzt, hilft es mir, zu denken, dass meine Ex auch trotz meines Fehlers zu übertrieben reagiert und mich damit irgendwie abhängig gemacht hat. Klar, ich habe es zugelassen, aber wir beide haben unseren Anteil daran. Es war ja nicht nur der Vorwurf, man könnte mir nicht mehr vertrauen, sondern auch das ständige Zeigen. Ich durfte mich nicht mehr mit Freunden treffen, war ich mal unterwegs, musste ich regelmäßig Fotos schicken, wo ich bin. Mein Handy hat sie überprüft und ich sollte ihr Screenshots schicken. Wenn ich mal beruflich auswärts gepennt habe, musste ich die ganze Nacht über Facetime mit ihr machen, damit sie sieht, dass niemand neben mir liegt. Das ging 10 Monate so, nicht nur die erste Zeit danach.

Zitat von Deelayer:

Ja, ich hindere mich selber. Ich weiß aber auch nicht, wie ich es vollends schaffe, von diesen Gedanken wegzukommen. Einerseits geht es mir soweit ...

Deine Neue wäre nur mit Verspätung auf diesen Zug aufgesprungen. Da ging es um Machtspiele um dich zu beherrschen.Die hätte einen anderen Grund gefunden. Zu lange mit einer attraktiven Frau gesprochen z. B. Mehr Zeit mit deinen Freunden verbringen, vielleicht mit denen ein Wochenende weg zu fahren.
Dein Seitensprung war natürlich Sch eisse aber sie war keinen Deut besser. Im Gegenteil ihr Fremdvög eln hat sie gerechtfertigt. Da zieht es mir die Schuhe aus.Warum du ihr nicht klar gesagt hast: Wir haben beide Mist gebaut. Entweder wir verzeihen uns gegenseitig oder beenden alles! Lieber hast du dich ihr ausgeliefert und dies hat rein gar nichts mit Liebe zu tun.

Hallo Deelayer,

was ich am allerspannendsten finde, und vielleicht eine wirklich wichtige Lernaufgabe für dich:
Wie schlimm du dein eigenes Verhalten einschätzt, scheint kompett von deinem Gegenüber abzuhängen.
Wie meine Vorschreibe auch finde ich tatsächlich von einem objektiven Standpunkt aus, dein Verhalten gegen deine Ex-Ex viel viel schlimmer, verletzender, gemeiner als dein Fehltritt gegen die Ex.
Trotzdem hast du gegen die ExEx viel weniger schlechtes Gewissen, schlicht weil sie dir verziehen hat, und gegen deine Ex ein riesiges schlechtes Gewissen, weil sie nachträgt.
Darüber würde ich mir wirklich gedanken machen, weil die Schuldgefühle ja eher davon abhängen sollten, wie schlimm die Schuld ist, und nicht davon, wie das Gegenüber damit umgeht.

Ansonsten hilft mir gegen Schuldgefühle immer nur eines: mir klar machen, dass ich (auch) gute Gründe für mein Handeln hatte, dass ich nicht aus Bosheit gehandelt habe... Sprich, mir so viel Verständnis entgegenbringen, wie ich meiner besten Freundin auch entgegenbringen würde.

Ansonsten, wenn das wes du über deine ExBeziehugn schreibst, so ungefähr der Wahrheit enstpricht, war das halt einfach eine katastrophale Dynamik zwischen euch... Erst will sie es nicht Beziehung nennen, und dann nahtlos in die volle Kontrolle? Mir scheint, deine Schuldgefühle hier rühren vor allem auch daher, dass du deine eigenen Wahrnehmen, deine eigenen Werte, deine Vorstellungen von Beziehung komplett von ihr hast verdrehen lassen.
Haben sich diesbezüglich in der Paartherapie nicht ein paar wichtige Punkte ergeben?

Hier, genauso wie in der Einordnung deiner Schuld, musst du dich selber, und deinen Standpunkt wiederfinden.