59

Sich selbst verzeihen

C
Zitat von Deelayer:
Irgendwie fehlte mich damals auch ein sicherer Hafen. Hinzu kam, dass meine neue Freundin trotz der Intensität am Anfang unsere Beziehung nicht in Worte fassen wollte.


Zitat von Deelayer:
Sie wollte sich durch dieses Miststück (so ihre Worte) ihre neue Beziehung nicht kaputt machen lassen. Dabei kam auch zum Vorschein, dass sie in den ersten Wochen unserer Beziehung noch jemand anderes hatte. Aber es sei nach sechs Wochen nach ihrer Auffassung etweas anderes und ich hätte sie belogen und hintergangen.


Zitat von Deelayer:
Sie hat mich ständig kontrolliert, meinen Standort, den ich freigeben sollte, überprüft und mich hinterfragt, wenn ich bei WhatsApp online war und nicht mit ihr geschrieben habe. Ich sollte sofort nach der Arbeit zu ihr kommen. Habe meine Ex-Freundin aufs übelste aus dem Haus geworfen mit ihr. Sie ist mit mir zum Haus gefahren, als meine Ex-Freundin nicht da war, und hat angefangen ihre Sachen auf die Straße zu stellen.


Zitat von Deelayer:
Sie wollte keinen S. mehr, das sei derzeit nicht möglich. Sie könne mir nicht mehr vertrauen, das müsste ich mir erarbeiten.


Zitat von Deelayer:
Sie hat mich dann als depressiv eingestuft


Zitat von Deelayer:
Ich habe mit mir selber zu kämpfen, dass ich das verbockt habe und vor allem etwas getan habe (Fremdgehen), was ich niemals machen wollte und auch nicht meinem Wesen entspricht.


Du lachst dir eine manipulative Hexe an und kannst DIR das Fremdgehen nicht verzeihen, während sie auch noch die Wochen zuvor selbst durch die Gegend pimpert? Die Gute hat dir ja eine ordentliche Gehirnwäsche verpasst!

Verzeih dir lieber, dass du zum Pantoffelhelden gekrönt wurdest, mehr braucht es hier nicht.

17.06.2021 09:57 • x 3 #31


P
Zitat von Deelayer:
Das sagen viele aber ich möchte sie auch nicht unnötig verteufeln. Sie hatte schließlich für mich auch unheimlich viel Tolles, ansonsten hätte ich nicht so sehr an ihr gehangen.


Lieber @Deelayer
das finde ich wieder sehr interessant. Im Laufe der Zeit habe ich immer wieder erlebt bzw auch bei anderen mitbekommen, daß man auf die Personen besonders stark anspringt, die einen spiegeln.
Das gilt für positives wie für negatives.
Also wenn ich begeistert bin von jemandem, dann lebt diese Person entweder das, was ich auch schon lebe oder
sie lebt das, was ich gerne hätte.
Auf jeden Fall ist diese Seite / Saite in einem vorhanden, ob noch schlummernd oder in irgendeiner Stärke aktiv.
Oder es ist noch etwas Ungeklärtes in einem drin, daß man drauf anspringt - also auch wieder der Aspekt, daß es irgendwie vorhanden ist.

Ob also ein Aspekt, ein Thema noch in mir vorhanden ist, erkenne ich idR daran, daß ich darauf anspringe, heißt: entweder bin ich begeistert oder ich rege mich ordentlich auf oder ich bekomme Panik oder eine andere Reaktion, die automatisch kommt, also nix, wo ich entscheide. Die Reaktion darauf ist da und es lässt mich oft nicht so schnell los.

Von diesem Blickwinkel ausgehend wären die Fragen an dich und für dich:
Was genau reizt dich soo sehr an dieser Frau, daß du alles dafür aufgegeben hast? (und, was hat dich in dieser starken dann folgenden Entwürdigung gehalten?)

Mache dir ruhig Listen. Ergänze diese, wie dir etwas in den Sinn kommt. Keine Bewertung, nur sammeln von Eindrücken, Erinnerungen, Gefühlen, Wünschen, Reaktionen deinerseits. Worüber du dich geärgert hast. Was du erhofft hast. Womit du nicht klar kamst / kommst.
Mache das ruhig eine Zeit lang.
und dann schaue, ob sich da ein Bild ergibt.
ob dich das an etwas anderes erinnert. Aber erst, wenn du schon eine Weile gesammelt hast.

Denn auch, wenn das, was geschehen ist, vorbei ist, so sind die Muster ja noch in dir drin, die dies ermöglicht haben. Von daher könnte dies ein hilfreicher Ansatz sein, dich selber besser kennen zu lernen.
Das erfordert lediglich die Bereitschaft, voll ehrlich zu sich selber zu sein. zuzulassen, was einem entgegen kommt.
aber dann wird es sehr befreiend sein können.

Viel Glück, so oder so. Welchen Weg du wählst.

17.06.2021 10:06 • x 1 #32


A


Sich selbst verzeihen

x 3


FrauDrachin
Nachtrag:
Flash Backs, Depression und Schuldgefühle können auch Anzeichen von Trauma sein.
Wie du es schilderst, klingt deine Exbeziehung schon traumatisch...

17.06.2021 10:11 • #33


D
Erstmal Danke für die Antworten und Anmerkungen. Leider komme ich mit dem Zitieren hier nicht so klar, deshalb gehe ich einfach so darauf ein.

@FrauDrachin

Da hast du Recht. Mein schlechtes Gewissen bezieht sich mehr auf meine Ex als auf meine ExEx, wobei ich nach meinem Verhalten auch unglaubliche Schuldgefühle meiner ExEx gegenüber hatte. Die Angst davor, meine Ex zu verlieren, sobald ich mit meiner ExEx nochmals Kontakt aufnehme, waren aber größer als dass ich während unserer Beziehung nochmal auf sie zugehen konnte. Erst anschließend konnte ich wirklich in Ruhe mit ihr reden und ihr alles erklären.

Vermutlich kommt mein schlechtes Gewissen auch daher, dass ich meiner Ex gegenüber stärkere Gefühle hatte und mir duch diesen ganzen Mist die von mir erhoffte (also schöne) Beziehung kaputt gemacht habe. Jedenfalls gedanklich, da ich nicht weiß, wie meine Ex wirklich drauf gewesen wäre, wenn der Mist nicht passiert wäre. Vielleicht hätte ich dass dann auch selber erkannt, dass wir nicht zusammenpassen. Dann hätte ich es aber an etwas anderem festmachen können und nicht an mir selber.

Die Paartherapie, die wir gemacht habe, brachte für mich eigentlich keine neuen Erkenntnisse. Es ging darum, dass die Therapeutin natürlich beide Sichtweisen verstehen wollte. Sie hat aber auch schon deutlich gemacht, dass die Art der Kontrolle und des Umgangs, den meine Ex mit mir fährt, nicht in Ordnung ist. Entweder sie schafft es zu verzeihen, was nicht heißt, dass sie es gutheißen soll, sondern lediglich abschließen, oder man sollte sich trennen. Sie hat vielfach Empfehlungen gegeben, bspw. dass wir etwas auf Abstand geben und eben nicht die ganze Zeit miteinander verbingen. Dass wollte meine Ex aber nicht, da sie ja nicht wisse, was ich dann mache, und sie vertraue mir ja nicht.

Dass meine Ex nicht immer am Handy hing, um bspw. meinen Standort zu verfolgen oder zu sehen, ob ich bei WhatsApp online war, gelang erst, als ich es kurz vor der Trennung deaktiviert habe. Vermutlich ist das auch mit ein Grund, der dann letztlich zur Trennung geführt hat.

Ich bin tatsächlich noch einige Male nach der Trennung zur Paartherapeutin gegangen. Sie hegte viele Sympathien für mich und war eher überrascht, dass ich mich nicht getrennt habe. Sie konnte auch rein gar nicht Positives in dem Verhalten meiner Ex sehen und so eine Dynamik hat sie bisher auch noch nicht kennengelernt. Sie hat versucht, mir Tipps zu geben, wie ich mich wieder als den lebenfrohen und glücklichen Menschen sehen kann, der ich vor der Beziehung mit meiner Ex war. Dass sie mir einerseits Bestätigung gegeben hat, dass meine Ex sich nicht korrekt verhalten hat, hat mir schon sehr geholfen. Eigentlich muss ich das selber erkennen und mittlerweile gelingt mir das auch, trotzdem gelange ich noch sehr häufig in die Rolle, dass ich mich als den Schuldigen für diese arme Frau sehe und dass es perfekt hätte werden können, wenn ich nicht so doof gewesen wäre.

Aber klar, dass ist sicherlich eine Baustelle bei mir, dass ich mein Wesen nicht von anderen abhängig mache, was ich sicherlich in Bezug auf meine Ex gemacht habe. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass ich mal so intensiv jemandem gegenüber empfunden habe. Deshalb hatte sie mich dann auch komplett in der Hand, was mir natürlich auch gegen den Strich ging. Ich habe in vielen Dingen Fehler gemacht auch mir selbst gegenüber, dass ich das mitgemacht und mich so hab gehen lassen. Das ärgert mich jetzt auch noch ziemlich.

@Clara_

Wie ich gerade geschrieben habe, ist das sicherlich auch noch ein Punkt, weshalb es mir teilweise immer noch sehr sehr schlecht geht. Ich habe mich selber so erniedrigt (bzw. erniedrigen lassen), dass ich selber meinen Selbstwert nicht mehr so erkennen kann. Nur ganz kleinschrittig gelingt mir das, aber es ist noch ein weiter weg.

Es ist so leicht gesagt, man solle sich nicht zum Pantoffelhelden machen lassen. Für mich war es eine schwierige Situation. Wenn ich versucht habe, meine Meinung zu vertreten, spielte sie die Vertrauens-Karte. Damit hatte sie mich dann wieder sofort. Oder sie sagte, ich hätte in ihr etwas kaputt gemacht. Egal was komme, nach mir würde sie nie wieder jemandem vertrauen können. Sie würde innerlich sterben, wenn ich nach ihr wen anderes hätte, die ich glücklich mache. Da ich ja angeblich so gut aussehen würde, hätte ich sicher nie ein Problem, schnell wieder wen zu finden.

Auf diese Aussagen bin ich dann sofort angesprungen und habe ihr gesagt, dass das doch alles Quatsch sei. Ich nie wieder wen anderes haben möchte und sie mir vertrauen kann. Ich mich selber nicht so toll fänd, dass alle auf mich stünden, etc. Nur das brachte - rücklickend gesehen auch selbstverständlich - nichts.

@Perzet

Listen habe ich schon viele geschrieben. Ich konnte direkt nach der Trennung und auch selbst jetzt nicht viel Positives finden, was ich auf die Positivseite bei meiner Ex hätte schreiben können. Sie sah gut aus, war lebhaft, selbstsicher (haha, toll) und ging gerne essen. Das war es. Auch ihre Familie fand ich schwierig. Vater hat die Familie verlassen als sie 7 war, daraufhin hat sie ihn nach ihrer Aussage gehasst und 7 Jahre keinen Kontakt haben wollen. Anschließen nach der Versöhnung ist es gestorben. Ihre beiden Schwestern wirken auch sehr hart auf mich. Der Ex-Freund einer ihrer Schwestern stufte sie als gefährlich ein, deshalb habe er auch recht schnell den Absprung geschafft.

@all

Ja, insgesamt war das sicherlich traumatisch für mich. Ich habe mich noch nie so klein gemacht und mich so aufgegeben. Das mir gegenüber wieder gut zu machen, ist echt schwer, und ich bin froh darüber, dass ich heute soweit bin, wie ich bin. Auch wenn ich noch häufig negative Gedanken habe und es mir schwer fällt. Immerhin kann ich wieder lachen, mit meinen Freunden was unternehmen und meinem liebsten Hobby nachgehen, Radfahren. Meine Gedanken hängen aber leider noch viel zu sehr an der Ex. Flashbacks sind an der Tagesordnung. Ich halte deshalb sogar Abstand zu dem Ortsteil, in dem sie lebt, und bin umgezogen. Aber das hilft mir etwas.

17.06.2021 10:44 • #34


FrauDrachin
Zitat von Deelayer:
Ich habe mich noch nie so klein gemacht und mich so aufgegeben.

Jup. Das wird der Kern der Sache sein, vermute ich.

Das wären meine Lehren, glaube ich:
1. Niemals sich selber aufgeben und gegen seine Werte handeln. Nicht aus Pflichtgefühl, nicht aus Liebe...
2. Der Ex ist die falsche Person zum Trösten. So sehr der Ex sich das wünscht.
3. Liebe (in dem Fall würde ich allerdings eher Hormonrausch sagen) fühlt sich wunderschön und stark an, trotzdem niemals den Verstand ausschalten.

17.06.2021 10:57 • x 2 #35


S
Zitat von Deelayer:
Zusammenfassend habe ich zum 01.09.2018 eine achtjährige Beziehung beendet, weil ich mich neu verliebt habe. Die neue Beziehung startete unglaublich intensiv, wie ich es zuvor so auch noch nicht erlebt habe. Zumindest kann ich mich nicht an Vergleichbares erinnern.



Die ganze geschichte ist geplagt von irgendwelchen sinnlosen Dopamin Rauschenden Rebounds (die nie gut sind) und betrügen, lügen und nichts verarbeiten und mal abwarten was da so an Wendungen kommt.

Die erste Freundin war die richtige, zu spät eingesehen, viel zu spät. Der Rasen ist nicht immer irgendwo grüner auch wenns anfangs so aussehen mag.

Schwache Nummer. Normalerweise sage ich immer es gibt noch Wendungen und einen nächsten Akt, je nachdem wie man auseinander ging, aber hier weiß ich auch nicht was ich sagen soll.

17.06.2021 11:03 • x 1 #36


P
ok, wir kommen voran @Deelayer
Danke für deine Antworten.

Magst du beschreiben, wie bei dir zu Hause, in deiner (dich prägenden) Kindheit mit dem Prinzip Schuld umgegangen wurde?
War etwas anstellen und erwischt bzw beschuldigt werden wie ein Staatsakt? Wurde schwer bestraft? Nachgetragen? Sonstiges? Gab es Unberechenbarkeiten, das Gefühl, alles richtig machen zu müssen?
Hast du da einen Zugang zur damaligen Zeit?

17.06.2021 11:17 • x 1 #37


Ampelmännchen
Hallo Deelayer,
ich finde, aus deinem Geschriebenen liest sich viel Selbstzerfleischung und vermute eben auch, dass dein Selbstwertgefühl gewalltig im Keller ist oder erst langsam aus diesem rauskriecht.
Zitat von Deelayer:
Ich mich selber nicht so toll fänd, dass alle auf mich stünden, etc. Nur das brachte - rücklickend gesehen auch selbstverständlich - nichts.

Ich vermute, dass hier brachte eine ganze Menge. Nicht um sie Milde zu stimmen aber um an dir selbst rumzusägen. Steckt hinter dieser Aussage Bescheidenheit oder ein Mangel an Selbstwertgefühl?
Das schöne an toxischen Beziehungen, und ich vermute, deine letzte Beziehung war nix anderes, ist, dass es der toxischen Person gelingt dem Gefügigen Schuld einreden zu können.
Aus welchen Gründen auch immer, hast du lange nur gute Seiten an der EX gesehen und vieles übersehen (evtl. auch wollen). Da sie lange die Gute gewesen ist und du der Schuldige warst, braucht es Zeit und ist furchtbar anstrengend sich von solchen toxischen Personen zu lösen. Deine Angst vor einer Begegnung zeigt ja auch deutlich wie sehr dich die Ex emotional im Griff hat. Du bist emotional vermutlich völlig von der Rolle und hast wahrscheinlich gar keinen Plan wo du selber zur Zeit stehst.
Du siehst die Fehler zwar bei ihr, bist dir aber vielleicht doch unsicher ob es nicht doch deine Schuld ist. Und selbst wenn du um die Fehler ihrerseits weißt, kannst du dir selber noch schön die Schuld geben indem du dir vorwirfst, dass alles nicht zeitig gesehen zu haben.
Du quatscht dich (dein Selbstwertgefühl) dabei die ganze Zeit selbst kaputt und bekommst den Absprung dadurch nicht hin um dir selber zu verzeihen. Wie schon jemand schrieb...du machst dich abhängig davon, was andere (Partnerin) über dich denkt/denken könnte. Deine Gedanken stehen dir im Weg. Auf diese kannst du nur Einfluss nehmen. Statt dir Vorwürfe zu machen halt gnädig zu sein und das bist du nicht. Ja, ich habe es nicht gesehen weil...aber dass ich das jetzt erst lernen durfte.... Strafe folgt auf Erkenntnis.

Schon mal überlegt, eine Traumatherapie zu machen? Du hast dich da teilweise in der letzten Beziehung völlig aufgegeben, das hat seine Gründe und da solltest du forschen. Wie steht es denn generell mit deinem Selbstwertgefühl? Nicht nur heute, auch in früheren Jahren. Woher kam die Verlustangst? Vor was hattest du genau Angst wenn du verlassen wirst?

Oder nimmst du dich vielleicht gar selbst zu wichtig? Auch das könnte ja sein. Die Schuld, die du empfindest, kann deshalb so groß sein weil du der Meinung bist andere würden nun unglaublich darunter leiden. Was aber nicht der Fall sein muss oder sogar ist. Deine ExEx nimmt dir ja nicht mehr wirklich was krumm.

17.06.2021 12:05 • x 1 #38


D
Ich habe das Gefühl, dass es bei mir ganz viel mit Selbstmitleid zu tun hat.

Auch wenn es nicht mehr ganz so schlim ist nach fast zwei Jahren, denke ich zeitweise, dass ich mit meiner Ex eine ganz tolle Frau verloren habe und ich das eben verbockt habe mit meinen Zweifeln zu Beginn und meinem dadurch geschuldeten Fehlverhalten.

Meine ExEx und ich sind uns tatsächlich auch wieder nach der Trennung von meiner Ex etwas näher gekommen, aber meine Gefühle waren einfach weg, egal wie sehr ich es mir gewünscht habe. Es ist dann eben freundschaftlich geblieben und ich freue mich für meine ExEx, dass sie wieder einen neuen Partner hat.

Natürlich wollte ich auch aus eigenem Antrieb etwas machen und habe auch im letzten Jahr eine Therapie gemacht. Die Frage der Schuld war auch hierbei ein großes Thema, natürlich auch mit Gesprächen bezüglich meiner Kindheit. Insgesamt bin ich aber recht behütet aufgewachsen, obwohl ich mich als Kleinster von drei Kindern mit einem gewissen Altersabstand wilder als meine Brüder gefühlt habe. Diese sind sehr ruhig und insgesamt weniger empathisch als ich, wenn ich mir einen solchen Eindruck erlauben darf.

Interessant finde ich den Gedanken, ob ich mich selber zu wichtig nehme. Das habe ich noch nie so betrachtet. Ich war noch nie jemand, der sehr selbstsicher und selbstbewusst war. Alles kam eher mit meiner erfolgreichen beruflichen und dann gesellschaftlichen Entwicklung, mit der ich mich sehr wohl gefühlt habe. Gefühlt war ich bis zum Kennenlernen meiner Ex so gut drauf, wie noch nie zuvor. Eigenes Haus, toller Job, gesellschaftlich gut vernetzt. Dieses ganze Konstrukt (vielleicht war es das auch) ist dann weggebrochen. Mein Haus habe ich dann, nachdem mir meine Ex ein Darlehen gegeben hat, komplett nach ihrem Geschmack eingerichtet, damit mein Haus nicht mehr an meine ExEx erinnert. Das Geld musste ich ihr nach der Trennung natürlich zurückzahlen. So stand ich dann mit einem Haus da, welches mir allein so nicht mehr gefiel. Schlimmer noch, es erinnerte mich einfach alles an meine Ex. Deshalb auch der Umzug jetzt, der mir gut tut.

Sei es drum. In gewissen Situationen fühle ich mich sicher ganz toll. Eigentlich denke ich auch, dass ich ganz gut aussehe. Zumindest kam ich auch immer gut an. Wobei ich ein paar Kilo abnehmen muss, die ich mir in den letzten beiden Jahren angefressen hab.

Ganz langsam merke ich auch, dass ich wieder zu mir finde. Aber eben noch lange nicht so, wie ich vorher war. Ich denke, ich war auch noch nie so selbstreflektiert. Ich weiß gar nicht, ob es so gut ist, dass ich so viel von mir analysiere und denke, wie ich mich positiv verändern kann.

Rückblickend kann ich vielleicht sagen, dass meine Ex, als ich sie kennengelernt habe, exakt so war, wie ich mir meine Partnerin gewünscht habe und was mir an meiner ExEx fehlte. Beruflich erfolgreich und karrierebewusst und sehr extrovertiert. Das war ich zu dem Zeitpunkt auch. Aber es war dann ganz plötzlich verflogen. Wie auch, wenn ich pünktlich, wie angekündigt, das Büro verlassen musste, da ich mir andernfalls wieder Vorwürfe hätte anhören müssen, dass ich nicht verlässlich sei. Ich musste mir sogar einmal einen Vortrag über ihr fehlendes Vertrauen anhören, weil ich auf dem Klo saß und nicht rangegangen bin (es saß jemand neben mir in der anderen Kabine). Ich hätte sie über alles stellen sollen. Musste Fotos von mir machen auf beruflichen Seminaren, wo auch die anderen zu sehen sind, damit sie sicher sein konnte, dass ich auch da bin, obwohl sie ja meinen Standort sehen konnte.

Ja, es war alles sehr toxisch und verrückt und bekloppt. Jetzt im Nachhinein weiß ich es besser. Mein Ego wäre auch deutlich stärker, wenn ich das früher erkannt hätte, obwohl ich es ja eigentlich sogar habe, aber nicht wahrhaben wollte. Ich dachte, da muss ich eben für meinen Vertrauensbruch durch. Irgendwann wird es wieder so, wie am Anfang.

Ich denke auch, dass die s. Komponente eine große Rolle spielte. Die letzten Monate vor der Trennung durfte ich nicht mehr in sie eindringen. Sie hat sich aber mit meinem P. an sich befriedigt. Ich fühlte mich unglaublich benutzt und klein. Wenn ich mich falsch bewegt habe, hat sie mich angemacht, dass ich ihr Gefühl gerade kaputt gemacht hätte und ich mich gefälligst mal mehr anstrengen sollte.

Alter Schwede, wenn ich das jetzt so schreibe und lese, wird mir richtig schlecht. Was habe ich mich nur so behandeln lassen.

17.06.2021 13:32 • x 1 #39


Ampelmännchen
Hui...da ist es bis zum Hundehalsband ja wirklich nicht mehr weit hin gewesen. Frage dich ernsthaft, wieso es soweit kommen konnte. Was hat dir da gefehlt, dass du dich selbst so weggeworfen hast?

Toxische Menschen kommen anfangs super sympatisch rüber. Ist vermutlich auch eine Art ihrer Manipulation.
Die Dame hat vielleicht auch ganz gewalltige Selbstwertprobleme und pumpt sich ihren Wert über die Schultern anderer auf. Fällt so einem Menschen dann ein Instabilerer Mensch vor die Füße, werden sie solange ausgesaugt bis nichts mehr außer Missachtung für den Instabilen übrig bleibt und man wird abserviert.
Du solltest dein Schreiben für dich fortsetzen. Dir könnte vielleicht klarer werden, dass du dir der Frage um die Schuld vermutlich nicht wirklich viele Gedanken machen musstest/musst.

Und ja, ich bin davon überzeugt, dass man an sich zu viel reflektieren kann. Statt Antworten gibt es nur mehr Fragen.
Frag mich! Die Verkopftheit kann soweit führen, dass dir irgendwann die Lockerheit und der Spass flöten gehen.
Achte auf dich!

17.06.2021 13:54 • x 1 #40


P
Zitat von Deelayer:
Ich dachte, da muss ich eben für meinen Vertrauensbruch durch.


Selbstbestrafung?
Warum denkst du das?
Zitat von Deelayer:
Alter Schwede, wenn ich das jetzt so schreibe und lese, wird mir richtig schlecht. Was habe ich mich nur so behandeln lassen.


Du kommst langsam in den notwendigen Abstand perfide und oder toxische Verhaltensweisen zu erkennen.
Wenn man in so einen Sog hinein kam - und nicht rechtzeitig den Absprung geschafft hat (wieder die Frage, die evtl erst in Jahren beantwortet werden kann, Warum nicht? ) dann wird man in einen regelrechten Re-aktions Kreislauf gebracht, wird konfus vernebelt, Schuldumkehr, etc. Die Liste perfider und toxischer Methoden ist lang und sie wurde angewandt.

Yep, schreibe weiter. Das hilft immens. Besonders wenn du siehst, daß hier einige so etwas kennengelernt haben.
Ich war einmal, nach einem typischen, nun noch intensiverem Telefonat, nicht in der Lage, ordentlich am Straßenverkehr teilzunehmen. Diese totale Vernebelung und permanente Schuldumkehr führte dazu, daß ich nur wenige hundert Meter weiter nicht in der Lage war, meine berechtigte Vorfahrt in Anspruch zu nehmen. Schließlich könnten die anderen auch alles verdrehen und mich trotz Vorfahrtsrecht sonstwas unterstellen. Ich war einfach nur schwer verunsichert. Und was machten die anderen Autofahrer? Sie warteten, bis ich endlich fuhr und machten klar, daß sie mir unter keinen Umständen mein Vorfahrtsrecht nehmen würden. Sie wurden irgendwann nur ungeduldig und wedelten mit Armen und Händen bis ich endlich fuhr. Das war eine normale, gesunde Reaktion. Das half mir.
Natürlich bin ich erst an die Seite ran und mußte kapieren, was für unglaublich kaputte und kranke Vorstellungen von der anderen (!) Person am Telefon gefordert worden war.
Für mich war diese Situation damals echt hilfreich gewesen, wenn auch sehr eigen für die anderen Autofahrer.

Schreibe weiter. Das hilft dir, klarer zu werden.

17.06.2021 14:06 • x 2 #41


D
Zitat von Perzet:
Selbstbestrafung? Warum denkst du das?


Sicherlich auch irgendwie mir selbst geschuldet. Sie hat es immer so bezeichnet, dass wir nun erstmal durch das Tal der Tränen gehen müssten, bis die Krise überwunden ist und sie damit umgehen kann.

Meine Mutter meinte dazu nur, wenn ihr jemand gesagt hätte, man müsste durch das Tal der Tränen gehen, hätte sie nur geantwortet, dass der das schön alleine machen könne.

Das hätte ich genau so machen sollen. Ich war in den 1-2 Monaten nach meinem Fehltritt so kurz davor, zu gehen. Letztendlich haben mich aber solche Aussagen und Aussagen, dass ich der erste sei, den sie so liebt und dass ich perfekt sei, davon abgehalten.

17.06.2021 14:14 • #42


P
Zuckerbrot und Peitsche von ihr. Komm her, geh weg Spiele. Du bist der Beste - Schmeichelei. Du bist das Monster - Beschuldigungen.
Mit ganz großem Abstand sieht man Kindergarten Sandkasten Verhalten: ich mag dich nur, wenn du tust, was ich will...

Aber auch Warnungen von anderen.

Na, das braucht ne Weile, bis die Auswirkungen runterfahren.

17.06.2021 14:18 • x 2 #43


Ampelmännchen
Das merke dir mal für die Zukunft: Worte, sind nix anderes als Worte.
Mit Mitte 40 durfte ich diese Erfahrung ebenfalls heftigst erfahren. Die Kombination aus schönsten Liebesbekundungen und stetiger Kritik, Zweifel bis hin zum dicht machen können einen blind und blöd werden lassen und ein raushüpfen aus diesem Teufelskreis verhindern.
Monate nach der Trennung wurde mir bewusst, dass meine Ex das Band in der Hand hielt und ich das durchdrehende, blöde Stück Plastik war, was man JoJo nennt. Aus diesem Sumpf später wieder rauszukommen und sich emotional völlig zu distanzieren, kann sich sehr lange ziehen.
Und natürlich hatte sie angangs der Trennungsverarbeitung nie Schuld. Nur ich.
Stimmt so gesehen auch. Hab´s mit mir machen lassen und das hat Gründe. Die zu suchen, zu finden, zu entdecken und abzuarbeiten...das ist hart. Aber Lohnt.

17.06.2021 14:34 • x 1 #44


D
Danke für eure vielen und hilfreichen Antworten.

Ja, ich denke auch, dass es einfach noch sehr viel Zeit braucht. Ich weiß ehrlich gesagt, was das Gefühl in mir aussagt. Schuld der Ex gegenüber, Selbstmitleid, Angst, Trauer um ExEx (dass die Gefühle weg waren). Ich weiß es nicht.

Ich bin froh über jeden Moment, den ich gelassen nehmen und das Leben wieder genießen kann. Versuche auch, mich mehr auf die Zukunft zu konzentrieren. Die Flashbacks machen es mir allerdings noch sehr sehr schwer.

18.06.2021 11:13 • #45


A


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