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Erwachsene Kinder verzeihen Trennung, mit Betrug nicht

S
Hallo,
ich habe nach über 30 Jahren meinen Mann verlassen. Die Trennung erfolgte nachdem ich einen anderen Mann kennengelernt hatte. Ich habe meinen Mann betrogen und ihn verlassen.
Das ganze ist drei Jahre her. Mittlerweile sind wir geschieden.
Wie alles angelaufen ist war natürlich nicht richtig und ich bereue es auch, dass ich mich nicht zuerst getrennt habe und den anderen Mann danach langsam in mein Leben gelassen habe. Das tut mir auch für meinen Exmann sehr leid. Ich kann es aber leider nicht mehr rückgängig machen, Dinge passieren manchmal, die man so nicht wollte.
Meine drei erwachsenen Kinder, mittlerweile 31, 29 und 19 nehmen mir das natürlich sehr übel und lassen mich es auch oft spüren. Sie reagieren unterschiedlich, mein ältester Sohn ignoriert mich meistens, meine Tochter näher sich wieder an, mit ihr kann ich auch gut reden. Mein jüngster Sohn ist sehr wechselhaft in seinem Verhalten. Ist aber wohl auch dem Alter und dem Abnabelungsprozess geschuldet,
Meine Frage ist, wem ist es ähnlich ergangen. Was hab ihr versucht um das Verhältnis zu verbessern? Hat es sich irgendwann wieder geändert?
Wie seid ihr mit diesem Verlust und der Trauer umgegangen?
Ich freue mich über Antworten.

17.09.2025 17:27 • x 4 #1


Sonnenschein85
Das tut mir sehr Leid das auch nach 3 Jahren der älteste Sohn sich nicht annähern möchte. Ich denke es hat ihn oder die Kinder allgemein sehr stark verletzt. Man sagt ja Zeit heilt alle Wunden.

Aber bei manchen Menschen dauert es länger als bei anderen.

Suchst du denn ab und an das Gespräch zu ihm ? Oder wie gehst du mit dem Ignorieren um ?

17.09.2025 17:38 • x 2 #2


A


Erwachsene Kinder verzeihen Trennung, mit Betrug nicht

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C
Ich denke, deine Kinder brauchen Zeit, auch wenn dir drei Jahre lang erscheinen. Ich würde die Hoffnung auf eine Annäherung aber sicher nicht aufgeben - da kann noch ganz viel passieren.

Was aus meiner Sicht wichtig wäre: Anerkennen, wie sehr auch die Kinder gelitten haben, ohne das irgendwie zu relativieren. Anerkennen, dass auch sie sich betrogen und verlassen gefühlt haben, ggf. auch abgelehnt (immerhin ist es ihr Vater, der verlassen wurde). Eingestehen, dass du dich falsch verhalten hast - ohne Wenn und Aber und ohne Relativierung und Kleinreden.

Wie ist denn das Verhältnis deines Exmanns zu den Kindern? Reden sie mit ihm über die Trennung? Wie kam er mit der Trennung zurecht / hat er eine neue Partnerin ...? Wie ist das Verhältnis der Kinder zu deinem neuen Partner? Wie ist eure Wohnsituation? Wie lief die Trennung ab? Schreib vielleicht mal noch ein bisschen mehr - dann kann man das Ganze vermutlich noch besser einschätzen.

17.09.2025 17:47 • x 7 #3


S
Deine Kinder waren halt schon erwachsen, als das passiert ist. Sie hatten einen eigenen moralischen Kompass, und vermutlich hätten sie einen Partner, der sie betrügt, zum Teufel gejagt und jegliche Kommunikation eingestellt.
Dass nun ausgerechnet die Mutter, die ihnen vermutlich auch genau diese Moral beibrachte, das tut, ist wahnsinnig schwer zu verarbeiten.
Du hast nicht nur ihren Vater betrogen und verletzt, sondern auch sie. Und verletzte Kinder lassen sich von der Mama trösten. Blöd nur, wenn die nicht trösten kann, weil sie Verursacherin des ganzen ist.
Du brauchst unendlich viel Gefuld, und musst trotzdem immer und immer wieder auf die Kinder zugehen und Präsenz zeigen.

17.09.2025 18:17 • x 16 #4


L
Zitat von Sommersonne1:
Wie alles angelaufen ist war natürlich nicht richtig und ich bereue es auch, dass ich mich nicht zuerst getrennt habe und den anderen Mann danach langsam in mein Leben gelassen habe. Das tut mir auch für meinen Exmann sehr leid. Ich kann es aber leider nicht mehr rückgängig machen, Dinge passieren manchmal, die man so nicht wollte.

Du hast ein Bild zerstört bei deinen Kindern. Auch ein Bild von Dir. Das braucht Zeit. Gib sie Ihnen.

Das (von mir) fett markierte würde ich mir an deiner Stelle zwicken. Es klingt so sehr relativierend und lässt Unsicherheit aufkommen.

Du wolltest es so, denn so hast du gehandelt. Es war kein Unfall, sondern Entscheidungen von dir.

Da hat sich so viel verändert, da war soviel Schmerz, das verändert Menschen.

Wie gehts deinem Ex? Das spielt auch ne Rolle für die Kinder.

17.09.2025 18:30 • x 13 #5


M
Ich würde dir gerne aus einer anderen Perspektive heraus antworten. Aus der Sicht eines Kindes, dessen Vater die Mutter betrogen hat. Ich finde es gut, dass du dich damit auseinandersetzt, auch wenn dir meine Antwort wahrscheinlich nicht gefallen wird.

Dass sich meine Eltern getrennt haben, war für mich ehrlich gesagt nie schlimm. Aber was bis heute, fast 30 Jahre später, noch schmerzt, ist der Betrug. Ein Betrug betrifft nicht nur die Partnerbeziehung, sondern die ganze Familie. Denn belogen wurden auch wir Kinder und das gesamte Umfeld, damit er seine Affäre führen konnte. Das hinterlässt Spuren, die nicht mehr so einfach verschwinden.

Wenn er sagt, dass es ihm leid tut, dann ist mir das einfach zu wenig. Denn er war erwachsen, hatte Verantwortung für uns und unsere Mutter. Und hat gewusst, wem er mit seinem Handeln weh tut, wenn es rauskommt. Hätte ich gesehen, dass er sich um unsere Mutter bemüht, die Beziehung würdig beendet hätte oder sich von seiner Affäre getrennt hätte, dann hätte ich wirklich nachvollziehen können, dass es ihm leid tut. Man will Taten sehen, nicht nur Worte hören.

Mein Vater hat auch seine spätere Ehe beendet, indem er seine damalige Frau mit seiner heutigen Partnerin betrogen hat. Wir tolerieren sie, da wir alle erwachsen sind und mein Vater tun kann, was er will, aber wir werden sie nie lieb gewinnen. An einem tieferen Verhältnis sind wir einfach nicht interessiert. Denn ihre Beziehung begann auf eine Weise, die so falsch war, dass sie für mich immer mit einem Gefühl von Misstrauen verbunden bleibt. Man kann nicht erwarten, dass andere einen Neuanfang einfach so akzeptieren, wenn der Weg dorthin so rücksichtslos war. Ich bin der Meinung, das eigene Glück legitimiert nicht, auf Kosten anderer zu handeln. Es gibt für mich auch einen sauberen Weg, sich zu trennen.

Ich würde dir raten, den Schmerz und die Grenzen deiner Kinder zu respektieren – ohne Druck, ohne Erwartung. Du kannst zeigen, dass du den Kontakt suchst, aber du solltest keine Nähe einfordern. Vertrauen kann man nicht verlangen, wenn man es selbst gebrochen hat. Und nur weil du heute bedauerst, was passiert ist, bedeutet das nicht, dass deine Kinder bereit sind, zu vergeben oder wieder Nähe zuzulassen.

Erwarte nicht, dass sie deinen neuen Partner akzeptieren oder Teil eures neuen Lebens werden wollen. Wenn sie es tun, ist es ihre Entscheidung – aber sie schulden dir keine Versöhnung. Vertrauen muss sich neu entwickeln, und das ist ein langer Prozess, wenn es überhaupt noch möglich ist. Du kannst nichts erzwingen. Du kannst nur zuhören, Verantwortung übernehmen und die Tür offen halten. Aber wie weit deine Kinder durch diese Tür gehen, liegt allein bei ihnen.

Ich wünsche dir alles Gute!

17.09.2025 18:40 • x 38 #6


S
@Sonnenschein85 ja, ich bemühe mich immer wieder um jeden einzelnen von ihnen. Ich rufe ihn mal an, frage ob wir uns mal treffen können. Schaue seine Fußballspiel an. Manchmal klappt es, dass wir uns sehen, meistens lässt er mich abblitzen. Zu meinem Geburtstag ist er nicht gekommen, weil mein neuer Partner da war. Mein jüngster Sohn schon, meine Tochter hat sich nach 2.5 Jahren überwunden und ist mit ihren jüngeren Bruder mitgekommen. Es schmerzt mich so sehr, ich habe Angst, dass die Verbindung, die man miteinander hatte irgendwann ganz verloren geht.

17.09.2025 20:21 • x 1 #7


S
Ich bin mir natürlich der Schuld die ich trage bewusst. Es soll auch nicht so klingen als wäre es einfach passiert.
Ich weiß, dass die Kinder sehr verletzt und enttäuscht von mir sind.
Ich habe nachdem ich diesen anderen Mann kennen gelernt habe es meinem Exmann gesagt und habe die Affäre gleich wieder beendet. Bin mit meinem Exmann dann in einer Paartherapie gewesen. Es hat aber leider nicht mehr funktioniert. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich es meinem Exmann und den Kindern schuldig bin es wenigstens noch mal zu versuchen. Nach einem Jahr habe ich den Kontakt zu diesem Mann wieder aufgenommen. Dann habe ich meinem Exmann und den Kindern gesagt, dass ich ausziehen werde. Meine großen Kinder waren zu diesem Zeitpunkt schon ausgezogen, mein jüngster war fast 17 und ist in unserem Haus mit seinem Vater zusammen wohnen geblieben.
Meinem Exmann ging es sehr schlecht. Er hatte wohl immer noch Hoffnung, dass ich zurückkomme. Mittlerweile geht es ihm besser und wir haben es dieses Jahr sogar geschafft den Abiball unseres jüngsten Sohnes zusammen einigermaßen zu feiern.
Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar.
Meinen Kindern habe ich allen gesagt, dass es mir sehr leid tut wie es gelaufen ist. Ich kann es aber leider nicht mehr ändern.

17.09.2025 20:32 • x 5 #8


F
Zitat von Sommersonne1:
meinem Geburtstag ist er nicht gekommen, weil mein neuer Partner da war.

Da wäre mir mein Sohn wichtiger gewesen.

17.09.2025 20:43 • x 15 #9


F
Zitat von Sommersonne1:
Mein jüngster Sohn ist sehr wechselhaft in seinem Verhalten. Ist aber wohl auch dem Alter und dem Abnabelungsprozess geschuldet,

Du hast Deinen Sohn, als er 16 war, verlassen? Und er durfte seinen Vater trösten, während er selbst trauerte?

Und Du wohnst jetzt mit dem Neuen zusammen?

17.09.2025 20:47 • x 9 #10


Blindfisch
@Sommersonne1
Ich habe deine Texte gelesen, wollte was dazu schreiben.
@Manchmal_Hexe hat es so gut auf den Punkt gebracht, daß ich dem nichts hinzuzufügen kann.
Zitat von Manchmal_Hexe:
Vertrauen kann man nicht verlangen, wenn man es selbst gebrochen hat.

In diesen Worten steckt so viel Weisheit! Eine Trennung der Eltern ist für die Kinder immer schwer, egal wie alt sie sind. Aber wenn der vor der Trennung ein Betrug von statten ging, ist es mehr als eine Enttäuschung für die Kinder. Es ist ein Verrat an den Glaubenssätzen, die von der Person verübt wurde, zu denen die Kinder einen unerschütterliches Weltbild hatten. Mit den Worten
Zitat von Sommersonne1:
Das tut mir auch für meinen Exmann sehr leid. Ich kann es aber leider nicht mehr rückgängig machen

ist es nicht getan. Für dich persönlich ist es vielleicht die richtige Entscheidung gewesen, für deine Kinder aber nicht. Von daher musst du mit deiner Entscheidung leben und die Konsequenz tragen. Du kannst nur beten und hoffen, daß die Kinder es einen Tages akzeptieren (nicht verstehen), aber du kannst es nicht verlangen. LG

17.09.2025 20:51 • x 8 #11


D
Zitat von Sommersonne1:
Wie alles angelaufen ist war natürlich nicht richtig und ich bereue es auch, dass ich mich nicht zuerst getrennt habe und den anderen Mann danach langsam in mein Leben gelassen habe. Das tut mir auch für meinen Exmann sehr leid. Ich kann es aber leider nicht mehr rückgängig machen, Dinge passieren manchmal, die man so nicht wollte.

Sei mir mal bitte nicht böse, aber das ist Blödsinn, dass es dir leid tut, sonst hättest du anders agiert.
Aber, es hört sich gut an, wenn man sowas schreibt, es tut einem leid, wie es gelaufen ist etc.
Das ist aber nicht authentisch!

Zu deinen Kindern solltest du vielleicht auch ehrlich und authentischer sein, und nicht mit irgendwelchen Floskeln.
Vor allem das Gespräch mit deinen Kindern suchen, und ihnen mit unter sagen, das die Trennung mit dir und deren Vater passiert ist, aber es mit ihnen bzw. zu Ihnen nichts zu tun hat.
Und dass du sie liebst.
Wenn sie deinen neuen Partner, so wie es gelaufen ist, nicht akzeptieren können, dann solltest du vielleicht Rücksicht nehmen, das ist Mutterliebe.
Nicht mit der Brechstange.
Erstmal ohne deinen neuen Partner, sich mit deinen Kindern treffen.
Vielleicht funktioniert dann eher wieder eine Annäherung miteinander.

17.09.2025 20:59 • x 1 #12


VictoriaSiempre
Ich denke, es braucht einfach (noch mehr) Zeit, denn ich glaube nicht, dass das Nichtverzeihen in Stein gemeißelt ist. Bzw. es wird irgendwann zur Akzeptanz kommen - was nicht heißt, dass sie Deinen neuen Partner zwangsläufig jemals mögen werden. Aber auch da reicht es ja, wenn sie ihn akzeptieren und nicht bösartig ablehnen.

Niemand möchte betrogen werden, das ist sicher auch im Wertesystem Deiner Kinder verankert. Wenn die eigene Mutter/der eigene Vater betrogen hat und vor allem, wenn das andere Elternteil darunter arg leidet, dann macht das bei den meisten was, auch wenn sie selber schon erwachsen sind. Vielleicht grade, wenn sie schon (halbwegs) erwachsen sind und für sich so ein Verhalten ausschließen.

Wenn Ihr bis zur Trennung ein gutes Verhältnis hattet, dann werden Dich Deine Kinder sicher trotzdem lieben. Auch wenn sie Dich grade nicht leiden können, das eine schließt das andere nicht aus.

Du warst ja anscheinend auch arg jung, als Du geheiratet hast und Mutter geworden bist?

17.09.2025 21:01 • x 3 #13


MissLilly
@Sommersonne1

Hast du mit deinen Kindern mal ein intensives Gespräch gehabt und dich erklärt?
Wenn ja, was hast du ihnen gesagt?

17.09.2025 21:06 • #14


D
Zitat von VictoriaSiempre:
Du warst ja anscheinend auch arg jung, als Du geheiratet hast und Mutter geworden bist?

Ich finde das immer schwierig, wenn man das junge Alter vorschiebt!
Das ist dann keine Selbstverantwortung!
Jeder war mal jung, und ist deshalb nicht zum Betrüger/in geworden.

17.09.2025 21:10 • x 6 #15


A


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