Sie ist emotional verschlossen - Gibt es Hoffnung?

Meine Freundin hat sich gestern von mir getrennt. Ich bin sehr traurig, aber weder die Trennung noch der Grund haben mich überrascht - Sie sagt, sie ist einfach kein Beziehungsmensch und dass es nicht an mir liegt.

In ihrer Familie war jeder auf sich alleine gestellt, ihr Vater war oft wegen der Arbeit unterwegs, ihre Mutter wollte, dass die Kinder selbstständig sind. Später haben sich ihre Eltern getrennt. Sie ist damit gut zurecht gekommen, sagt sie, ihre beiden Brüder aber nicht. Inzwischen hat der eine den Kontakt zu der ganzen Familie abgebrochen, der Andere hat sich mit ihr zerstritten.

Mit 17 Jahren ist sie ausgezogen, in eine komplett andere Stadt. Sie hat sich in dieser Zeit sehr einsam gefühlt, hat sie gesagt.
Sie ist jetzt 21, sie hatte viele Beziehungen, Affären, nicht wirklich etwas Festes, Beständiges.

In der Vergangenheit wurde sie auch schon verletzt, ihre Mutter wurde von ihrem neuen Freund geschlagen, als sie sich ihren damaligen Freund anvertraut hat wusste er nicht, wie er damit umgehen soll, und hat sie verlassen. Sie hat mir damals auch unterstellt, dass ich das auch machen würde.

Sie hat eine sadistische Störung bzw. fe. in diese Richtung.

Es gab schon vorher Probleme in der Beziehung, für mich war diese Art von S. neu, es hat nicht alles auf Anhieb so gut geklappt, sie war deswegen auch enttäuscht und hatte öfters die Befürchtung, dass ich das alles nur ihr zu liebe mitmache.

Sie distanziert sich oft emotional, einmal meinte sie schonmal, sie ist einfach kein Beziehungsmensch, dann wollte sie eine offene Beziehung. Ich habe das abgelehnt bzw. habe ihr gesagt, dass ich damit ein Problem habe, aber eine wirkliche Wahl hat sie mir nicht gelassen, wobei es aber eher so klang, als ob es ihr um die Freiheit an sich geht, und nicht darum, wirklich etwas zu tun.

Nach einer Weile hat sie das Thema nochmal vorgebracht und gesagt, sie kann sich eine monogame Beziehung doch vorstellen, falls das S. zwischen uns besser wird.

Ich habe mich beschwert, dass sie oft distanziert und emotionslos wirkt, sie meinte sie kann das gut verstehen, aber dass sie ihre Gefühle nicht so zulässt, bevor sie sich sicher ist, dass das mit uns funktioniert.

Es gab auch öfter Streit, bzw. sie hat sich wegen Kleinigkeiten sehr distanziert. Sie meinte wenn sie ihre Gefühle zulassen würde, wäre es ständig so, sie hat gesagt es war schonmal so und deswegen hat sie einfach gemerkt, dass es besser ist, wenn sie ihre Gefühle unterdrückt.

Trotz allem habe ich starke Gefühle für sie, und oft hatte ich auch das Gefühl, dass das erwidert wird. Sie wollte selbst, dass es funktioniert, ich weiß noch wie sie gelächelt hat und glücklich war, als wir über das S. geredet haben, und ich gesagt habe dass ich schon denke, dass ich mich da rein finden kann.

Sie sagt sie ist einfach anders als ich, und dass es nur eine Frage der Zeit wäre. Sie sagt es liegt aber nicht an mir. Sie meinte auch, vielleicht könnten wir ein neues, anderes Kapitel anfangen, wenn ich erstmal die Trennung jetzt verarbeitet habe. Damit meint sie wohl ein viel distanzierters Verhältnis, ab und zu am Wochenende treffen um den Alltag zu entfliehen, sie hat gesagt wie ein Hobby. Sie sagt sie hat einfach nicht das Bedürfnis nach einer engen Partnerschaft. Sie meinte sie kommt im Alltag gut alleine und eigenständig zurecht.

Ich will mir selbst nichts vor machen, aber ich habe trotzdem noch die Hoffnung, dass sie einfach nur versucht sich zu schützen, dass sie sich einfach nicht so leicht darauf einlassen kann bzw. dass es noch Möglichkeiten gibt daran zu arbeiten. Ich hoffe einfach, dass ihre bisherigen Erfahrungen im Leben, mit ihrer Familie und den Beziehungen die sie hatte, der Grund für ihr Verhalten ist, und dass ich das irgendwie ändern kann. Ich habe ein bisschen was über unterschiedliche Bindungsarten gelesen, und sie passt sowohl von der Begründung/Hintergrundgeschichte als auch in ihrer Art eindeutig in das Bild des sogennanten Dismissive Avoidant.

Vielleicht hat hier Jemand einfach Anregungen oder eigene Erfahrungen und kann mir sagen, ob es irgendetwas gibt, um daran etwas zu ändern.

Zitat von Erneut:

Trotz allem habe ich starke Gefühle für sie

Du verrenst dich da in etwas. Diese Frau ist - aus welchen Gründen auch immer - ist (noch) nicht bereit für eine Beziehung wie du es dir vorstellst. Google mal weißer Ritter Komplex.

Zitat von Schnickschnack:

Du verrenst Dich da in etwas. Diese Frau ist - aus welchen Gründen auch immer - noch nicht soweit. Google mal weißer Ritter Komplex.

Meine beiden Ex-Freundinnen vor ihr hatten ähnliche Probleme, eine Beziehung zu führen. Anscheinend ziehe ich unterbewusst solche Frauen an, oder sie mich.

Ich hatte ehrlich gesagt selbst oft den Gedanken mich zu trennen, aber wie gesagt - Ich habe starke Gefühle für sie, und ich gebe Niemanden so leicht auf.

Die Trennung tut mir auch sehr weh und ich will sie nicht verlieren. Sie ist mir sehr wichtig. Trotz allem glaube ich auch, dass sie auch Gefühle für mich hat, zumindest bin ich ihr auch wichtig.

Zitat von Erneut:

Ich habe starke Gefühle für sie, und ich gebe Niemanden so leicht auf.

Das ist so ein Helfersyndrom-Indiz finde ich. Mir geht's dreckig, aber ich bin der Held und Wegwerfen und gleich aufgeben ist ganz, ganz böse. Gibt es auch bei Frauen. Wer an was festhält, was einem selbst nicht gut tut, und den anderen heil machen will, sollte mal bei sich selbst ganz genau hinschauen.

Welche Mehr-Wert hat es für Dich, dass es ihr schlecht geht?

Zitat von Schnickschnack:

weißer Ritter Komplex

Den gibt es in dem Zusammenhang nicht.
Für mich klingt das eher nach einer Persönlichkeitsstörung.
Schau lieber mal da nach.

Klingt mir auch so als solltest du das besser lassen.
So leid mir das für dich tut.

Zitat von willan:

Wer an was festhält, was einem selbst nicht gut tut

Die Trennung tut mir deutlich mehr weh. Ich will nicht nochmal so leiden wie letztes mal, das schaffe ich kein Zweites mal.

Im Beitrag wurde sie jetzt vielleicht sehr negativ dargestellt, weil das für den Beitrag das Relevante war, aber sie hat auch sehr viele gute Seiten und an ihr gibt es viel zu lieben.

Sie hat auch immer versucht sich mir gegenüber fair zu verhalten und sie wollte mir sicher nichts Böses. Wegen ihr habe ich auch endgültig mit den Dro. aufgehört, die ich damals wegen der letzten Trennung genommen habe, weil ich es sonst nicht mehr ausgehalten hätte.

Zitat von Erneut:

Im Beitrag wurde sie jetzt vielleicht sehr negativ dargestellt, weil das für den Beitrag das Relevante war

Ich fasse sie gar nicht als so negativ auf. Aber es passt halt nicht zu Dir. Du willst offenbar Nähe, Halt, was richtig enges. Da kann sie derzeit nicht. Und kommuniziert das doch ganz klar. Jetzt willst Du sie nicht gehen lassen und verstehst das als: nur wegen ihrer schwierigen Erfahrungen trennt sie sich und ich rette sie. Vielleicht will sie nicht gerettet werden.

Zitat von Erneut:

Wegen ihr habe ich auch endgültig mit den Dro. aufgehört, die ich damals wegen der letzten Trennung genommen habe, weil ich es sonst nicht mehr ausgehalten hätte.

Das war ein guter Zug von ihr da zu Dir zu halten. Kannst Du dafür dankbar sein? Ohne eine Gegenleistung zu erhoffen.

Zitat von Erneut:

Ich will nicht nochmal so leiden wie letztes mal, das schaffe ich kein Zweites mal.

Doch, dass schaffst Du! Ganz sicher! Du hast es einfach geschafft, warum kein zweites Mal?

Zitat von willan:

Ich fasse sie gar nicht als so negativ auf. Aber es passt halt nicht zu Dir. Du willst offenbar Nähe, Halt, was richtig enges. Da kann sie derzeit nicht. Und kommuniziert das doch ganz klar. Jetzt willst Du sie nicht gehen lassen und verstehst das als: nur wegen ihrer schwierigen Erfahrungen trennt sie sich und ich rette sie. Vielleicht will sie nicht gerettet werden.

Ja das beschreibt die Situation eigentlich ziemlich gut. Es fällt mir einfach schwer, weil ich gemerkt habe, wie wichtig es ihr vor ein paar Wochen selbst noch war, dass es funktioniert - Sie wollte es auch, das hat sie selbst gesagt.

Andererseits bestand dieses Problem davor schon in der Beziehung, und sie hat gesagt es hat sich jetzt einfach manifestiert. Überraschend kam das aber leider auch nicht für mich.

Zu Weihnachten hat sie mir noch einen Schlüsselanhänger geschenkt, ein Fisch mit Magnet im Mund. Sie hat den Gleichen, mit den Magneten kann man sich die Fische küssen lassen

Vielleicht ist jetzt einfach nicht der richtige Zeitpunkt für euch. Sie kommt mit der Enge nicht klar, Du brauchst sie. Denkbar, dass sie das gerade nicht aushält.

Mein ex hat genau das gemacht und gesagt.
Er ist nicht der Typ für eine Beziehung. Dann hätten wir doch eine, aber relativ schnell trennte er sich wieder. Dann kam er wieder, aber trotzdem sagte er, er ist nicht der Typ für was festes und er braucht seine Freiheiten (die ich ihm mehr als genug gab).

Ich wollte ihm auch immer zeigen, dass es klappt, eine Beziehung zu führen und trotzdem Freiheiten zu haben. Ich wollte ihn umstimmen.

Jetzt ist er gerade wieder weg, weil es ihm zu nah wurde (was übrigens von ihm aus ging)

Wenn ich eines gelernt habe, ist es, dass du es nicht schaffst, es zu ändern. Es geht nicht. Man muss akzeptieren, dass sie keine Beziehung wollen. Es ist nicht nur so gesagt, die wollen wirklich nicht

Ich dachte, vielleicht fällt es mir dieses mal leichter als bei der letzten Beziehung/Trennung. Als ein trauriges Lied im Fernsehen kam, musste ich sofort weinen... soviel dazu.

Ich hab so eine Angst, dass es wieder so schlimm wird wie damals. Ich wüsste nicht, wie ich das schaffen könnte.

Hey, erst einmal ganz viel Kraft dir! Ich weiß wie du dich fühlst ... mein Ex hatte auch eine schwierige Kindheit, eine schwierige Familie, ein schwieriges Leben immer noch ... und ich wollte immer diejenige sein, die ihm endlich das gibt was er braucht, Liebe und Geborgenheit, alles ... ich wollte die sein, die ihn glücklich macht. Aber das ist leider ein romantischer Traum ... Denn jemand muss die Hilfe auch wollen, jemand muss sich selber dafür entscheiden. Das ist ihr Recht als eigenständiges Individuum. Wahrscheinlich wäre für deine Freundin erst einmal professionelle Hilfe am besten (wie für meinen Ex auch), damit sie irgendwann fähig ist, ihre Bindungsstörung loszuwerden und eine funktionierende Beziehung zu führen. Aber du kümmerst dich am besten erst einmal um dich selbst! Du musst dir selbst am wichtigsten sein und vor allem dich vor weiteren Verletzungen schützen. Ich weiß, das klingt so abgedroschen, aber es ist definitiv nicht falsch!

Zitat von Erneut:

Als ein trauriges Lied im Fernsehen kam, musste ich sofort weinen...

Finde da völlig ok. Ich behaupte mal von mir, ich kann mit Trennungen besser umgehen als früher. Trotzdem gibt es Lieder/Situationen/Momente/Szenen, in denen ich einfach losheulen könnte, oder das auch tue. Ist das schlecht? Ich bin reflektierter, ich bin anders, mir geht es nicht unbedingt gut, aber ich weiß, dass die Momente in denen es schlimm ist, vorbei gehen. Bewerte da nicht so sehr, ob man mal heult oder nicht.

Du hast vollkommen recht. Das, was dabei wichtig ist, ist das Wissen, dass es einem besser gehen wird. Dass man weiß, dass es wieder gute Momente geben wird, auch wenn es jetzt gerade schwierig ist. Inzwischen lasse ich mich einfach weinen, wann immer ich will. Ich begrüße es manchmal sogar, denn ich weiß, nachdem ich geweint habe, wird es mir wieder besser gehen.

Ich kann mir im Moment einfach nicht vorstellen, sie zu verlieren. Ich kann mir nicht vorstellen mich neu zu verlieben. Ich kann mir nicht vorstellen mich wieder so geborgen zu fühlen wie bei ihr. Ich kann mir nicht vorstellen wieder diese Verbindung und Chemie zu spüren. Es gab so Vieles was uns verbunden hat, so vieles, in dem wir uns ähnlich waren...