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Single-Leben kann Wunden heilen und glücklich machen

W
Zitat von Pinkstar:
Hm, hast du noch guten Kontakt zu deinen Geschwistern oder zumindest zu einer deiner Geschwister?

Meine Schwester, zu der ich immer schon ein gespaltenes Verhältnis hatte, koaliert bis heute mit meiner Mutter. Ist anscheinend die einzige Möglichkeit, sich gegen meinen Vater durchzusetzen, aber trotzdem hab ich ihr seit 10 Jahren nix zu mehr sagen.

Zitat von Anlachen:
@will_hunting, Besser, dass Du es nicht gemacht hast. Die Phantasie dahinter ist doch erst einmal eine gute Vorstellung. In real sieht es dann doch immer etwas anders aus.

Hab zwischenzeitlich noch was Besseres: Meine Therapeutin hat mal angeregt, ich solle eine Trauerrede für meinen Vater schreiben. Hab ich gemacht und die liegt immer noch für den Fall der Fälle in der Schublade, wenn der Alte den Löffel abgibt.

05.04.2021 10:17 • x 2 #241


P
Zitat von Anlachen:
Das hat am Ende Verstehen und Verzeihen geholfen.

Interessant nicht, das solche Umbrüche oft in den Vierzigern passieren.


Komisch ja.

Ich verzeihe immer, wie gesagt, habe mich zu Ostern bei meinen Eltern per Mail gemeldet.

05.04.2021 10:21 • x 1 #242


A


Single-Leben kann Wunden heilen und glücklich machen

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P
Es tut gut mit euch darüber zu schreiben

05.04.2021 10:24 • x 2 #243


W
Zitat von Anlachen:
Resilienz und Anpassungsfähigkeit, das schnelle Durchschauen von Menschen und Situationen... und einen phänomenalen Trotzkopf, der (inzwischen) oft in einem herzlichen Jetzt-erst-recht funktioniert.

Das sind auch Eigenschaften, mit denen ich mich identifizieren würde, allerdings nicht als Verdienst meiner Eltern, sondern eher genau umgekehrt:
Mir wurde immer vermittelt, dass ich so, wie ich bin, nicht ok bin - also war Anpassung die einzige Überlebensmöglichkeit.
Diese sehr feine Antenne für das Zwischenmenschliche war ebenfalls einfach überlebensnotwendig, um schnellstmöglich jede kleinste Art von Verstimmung zu detektieren und sich evtl. vorsorglich aus der Schusslinie zu bringen.
Und Trotz ... naja, das ist so ähnlich wie in meinem Lieblingsfilm: Es gab die Auswahl zwischen Gürtel, Teppichklopfer und Rohrstock - ich wollte immer den Rohrstock.

05.04.2021 10:26 • x 2 #244


Anlachen
Zitat von will_hunting:
Irgendwie tu ich mich immer noch schwer damit, es so zu sehen, dass diese Generation der sog. Kriegskinder (der Alte ist Jahrgang 1940) auch nur Opfer ihrer Eltern gewesen sind, die ihre Traumata aus ein oder sogar zwei Weltkriegen mehr oder weniger subtil an die Kinder weitergegeben haben.


Ich glaube, das ist ein großer Schlüsselpunkt. Zum Glück wissen wir heute mehr um die Psychologie dahinter, behaupte ich mal. Das macht es nicht leichter, aber mir hilft es irgendwie, zu verstehen.

05.04.2021 10:29 • x 1 #245


Anlachen
Zitat von Pinkstar:
Es tut gut mit euch darüber zu schreiben


05.04.2021 10:32 • x 1 #246


P
Zitat von will_hunting:
Mir wurde immer vermittelt, dass ich so, wie ich bin, nicht ok bin - also war Anpassung die einzige Überlebensmöglichkeit.


So erging es meiner Schwester, sie fühlte sich immer als schwarzes Schaf. Nie brav, hat immer gemacht, was sie wollte, in der Schule nich so erfolgreich, wie ich oder meine andre Schwester. Es kam in der Kindheit dann schon zwischen mir und meiner Schwester zum Krieg. Wir hassten uns.

Und jetzt, die Schwester mit der ich meine Kindheit erlebt habe, glaubt mir nicht und die Schwester mit der ich Jahrzehnte ein schlimmes Verhältnis habe, ist seit ca 5 Jahren jetzt das Innigste Verhältnis ever. Ich liebe sie. Wir haben über alles geredet und kamen zum Schluss, dass wir soviel gemeinsam haben, sie ist auch Skorpion wie ich.
@Mapa heisst sie hier, sie hatte mal mit ihrem Partner auch Probleme, aber hat sich doch zum guten entwickelt. Aber Achtung, hab ne schöne Schwester. Die Männer sind meist verliebt dann in sie *lach*

05.04.2021 10:32 • x 1 #247


Anlachen
Zitat von will_hunting:
Und Trotz ... naja, das ist so ähnlich wie in meinem Lieblingsfilm: Es gab die Auswahl zwischen Gürtel, Teppichklopfer und Rohrstock - ich wollte immer den Rohrstock.


Puh, nicht Dein Ernst?

05.04.2021 10:38 • #248


W
Zitat von Anlachen:
ch glaube, das ist ein großer Schlüsselpunkt. Zum Glück wissen wir heute mehr um die Psychologie dahinter, behaupte ich mal. Das macht es nicht leichter, aber mir hilft es irgendwie, zu verstehen.

Da hast Du Recht.

Für mich war es 2019 in der Reha schon eine gewisse Erleichterung als ich (endlich) die richtige Diagnose bekommen hab, die die ganzen Symptombereiche, die vorher nur nebeneinander gestanden haben, unter einen Hut bringen konnte.

Das Problem ist, dass es diese Diagnose offiziell erst ab Anfang 2022 geben wird, momentan wird sie schon seit Jahren vergeben, aber im Diagnosesystem wird sie erst nächstes Jahr aufgenommen. Es gibt noch zu wenige Fachleute, die sich damit auskennen. Emotionaler Missbrauch ist kein Straftatbestand und eigentlich schützt das Gesetz (mit Artikel 6 des Grundgesetzes) sogar noch die Täter.

Zitat von Pinkstar:
So erging es meiner Schwester, sie fühlte sich immer als schwarzes Schaf. Nie brav, hat immer gemacht, was sie wollte, in der Schule nich so erfolgreich, wie ich oder meine andre Schwester. Es kam in der Kindheit dann schon zwischen mir und meiner Schwester zum Krieg. Wir hassten uns.

Bei uns war es umgekehrt: Ich als Erstgeborener war meistens angepasst und hab funktioniert - während sich meine Schwester schwerer getan hat und wahrscheinlich deswegen auch immer neidisch gewesen ist.

05.04.2021 10:39 • #249


P
Zitat von will_hunting:
Bei uns war es umgekehrt: Ich als Erstgeborener war meistens angepasst und hab funktioniert -


Bin auch erstgeborene und sie wollten eine perfekte Tochter. Die bot ich ihnen auch, bis ich mit 18 einen schweren Verkehrsunfall verursachte. Dann wars vorbei mit perfekt. Und dann, als ich krank wurde, musste ich mir immer anhören: Mensch, was ist nur aus dir geworden, früher warst du so sportlich und fit und trallala.

Tja, Kinder entwickeln sich eben unterschiedlich.

05.04.2021 10:43 • #250


W
Zitat von Anlachen:
Puh, nicht Dein Ernst?

Leider doch ...

Weisst, als mein Opa und Oma väterlicherseits in den 30er Jahren geheiratet haben, bekamen sie auf dem Standesamt zwei Bücher geschenkt: Die damals allgegenwärtige Schmähschrift des selbsternannten größten Feldherrn aller Zeit und das Erziehungsbuch von Johanna Harrer - einer der schlimmsten Befürworterinnen der schwarzen Pädagogik. Das ist der Geist, in dem mein Vater und seine drei älteren Schwestern erzogen wurden und was er eins zu eins dann später in der eigenen Familie fortgeführt hat.

Wenigstens weiss ich mittlerweile, dass meine sog. somatoforme Schmerzstörung, also Schmerzen ohne körperliche Basis, Körperflashbacks sind, die mit der komplexen PTBS zusammenhängen.

05.04.2021 10:44 • x 2 #251


Anlachen
Btw. in einem anderen Thread hatte ich ja schon von Ursula Lambrou geschrieben. Von ihr zu lesen, hat mir sehr geholfen. Ihr Hauptbuch bezieht sich zwar auf Alk., aber die Systeme dysfunktionaler Familien sind darin sehr gut beschrieben. Das System innerhalb einer Familie ändert sich auch mit wechselnden Konstellationen.

05.04.2021 10:45 • x 2 #252


P
Ich bekam mal mit den Kochlöffel, der darauf hin auch zerbrach

Und meine Schwester wurde von meiner Mama mal so dermaßen angeschrieen und geschüttelt, weil meine Schwester bei einer Hausaufgabe ein Wort nicht richtig sagen konnte, dass ich das bis heute im Kopf hab und meine Schwester auch.

Ich hab meinen Eltern dann auch letztes Jahr gesagt, dass sie mit uns 4 Kinder überfordert waren. Das haben meinen Eltern mir ebenfalls übel genommen.

05.04.2021 10:47 • x 1 #253


W
Zitat von Pinkstar:
Ich bekam mal mit den Kochlöffel, der darauf hin auch zerbrach

Als der Rohrstock kaputtgegangen ist, wurde mir das Geld für den neuen vom Taschengeld abgezogen.

Das sind keine bedauernswerten Einzelfälle, sondern es passiert immer noch, immer wieder - nur das vielleicht die Auswirkungen heute ein kleines bisschen anders sind, die betroffenen Kinder noch früher verhaltensauffällig werden, im Schulalter schon depressiv werden, die Borderline- und/oder ADHS-Diagnosen bei Jugendlichen durch die Decke gehen und diese Kinder dann wunderbar medikamentös ruhiggestellt werden können, um dann als Erwachsene kaum was auf die Kette zu kriegen.

Zitat von Anlachen:
Ursula Lambrou

Interessant - den Namen kenn ich nicht. Werd's mir mal anschauen.

05.04.2021 10:52 • x 1 #254


P
Zitat von will_hunting:
Das sind keine bedauernswerten Einzelfälle, sondern es passiert immer noch, immer wieder - nur das vielleicht die Auswirkungen heute ein kleines bisschen anders sind,


Zum Glück ist das heute alles strafbar und die Kids können sich, wenn sie sich das getrauen, Hilfe holen.
Aber leider ist die Dunkelziffer noch sehr hoch, was Schläge angeht.

05.04.2021 10:54 • x 2 #255


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