Liebe Klee,
Zitat von Klee86:Dann bin ich dafür zuständig, mir die notwendigen Dinge zu besorgen um an mein Glück zu kommen.
Und dennoch ist man von diesen äußeren Dingen abhängig.
Da ist meine Einstellung dazu anders. Ich wollte partout dieses Jahr Gleitschirmfliegen und aus bestimmten Gründen ging es nicht. Unglücklich deshalb? Nein, nur traurig. Ich suche mir jetzt halt etwas anderes. Und traurig ist für mich nicht unglücklich. Ich war bei der Beerdigung meiner Oma damals todtraurig, das weiß ich noch wie heute. Aber unglücklich war ich nicht.
Sich auf etwas zu fixieren, das nicht funktioniert, und darum geht es hier: Die Fixierung auf einen bestimmten Partner, ist fatal. Sich ein Boot und Paddel zu besorgen ist im Wesentlichen eine Frage des Organisationstalentes und des Geldbeutels. Das Boot wird es nicht ablehnen, mit Dir in eine Beziehung zu gehen, ebensowenig die Paddel. Ein Mensch jedoch kann Dich ablehnen und wenn Du deshalb unglücklich bist und bleibst, dann steckst Du ewig in der gleichen Sosse. Traurig sein darf man, aber wenn Trauer umschlägt in Unglück, und das scheint mir leider bei ganz vielen hier so zu sein, dann wird es zum Problem. Denn Unglück bezieht sich auf das
ganze eigene Leben, Trauer auf
einen Teil des eigenen Lebens. Glück umfaßt für mich den Hauptteil meines Lebens, auch wenn einige Bereiche schief hängen kann ich glücklich sein.
Du findest bei Deinem Bootsvergleich also durchaus Dein Glück
in Dir, zwar mit Hilfsmitteln, dennoch bist
Du glücklich, Boot zu fahren. Ein anderer kotzt vielleicht Würfel bei dem Gedanken, Boot fahren zu müssen.
Bei einer Partnerschaft ist das Hilfsmittel zum Glück der ganz bestimmte Partner. Hast Du Dir mal einen Tag in der Fußgängerzone angesehen, wer schon rein optisch in Deine engere Wahl als Partner kommen könnte? Du würdest auch nicht unglücklich sein, weil genau
das eine Boot gerade vermietet oder gar gesunken ist. Du würdest Dir ein
anderes Boot nehmen oder gar etwas vollkommen anderes machen, das Dich in Dir drin glücklich macht. Ich kenne Menschen, die mit einem Partner zusammen sind und der sie wohl augenscheinlich liebt und umgekehrt. Die sind aber zum Teil
wirklich unglücklich, denn die haben ganz andere Baustellen. Ein Partner kann also nicht für Glück und Unglück verantwortlich sein, sont wären ja alle diese Menschen glücklich.
Natürlich spielt hier ein besonderes Gefühl eine Rolle, weshalb meiner Meinung nach auch die Bootsgeschichte als Vergleich hinkt: Ich habe noch niemals ein Boot geliebt. Deshalb ist es austauschbar und das macht genau den Partner zu etwas Besonderem. Aber Liebe ist ein Gefühl, das wir auf andere anwenden. Unbewußt, aber gezielt. Ich behaupte, ich liebe mehrere Menschen. Die Intensität der Liebe und das Ziel, das dahintersteckt, die vergebe ich. Nur ich. Darum kann ich auch lernen, einem Partner die Liebe zu entziehen. Oft geschieht das unbewusst und führt dann zu den Dramen, die wir hier oft lesen. Ich kann das aber auch bewußt tun, denn ich entscheide, wen ich liebe und wen nicht.
Oft verwechseln wir aber auch Liebe mit Genuß: Es tut uns gut, einen Partner an der Seite zu haben. Wir geniessen es, wenn sich jemand um uns kümmert. Wir freuen uns, wenn uns jemand küßt oder zärtlich mit uns schläft. Wir jubeln innerlich, wenn man die Zeit schön miteinander teilt. Das schließt nicht aus, das wir den Partner lieben. Aber was vermissen wir, wenn der Andere geht? Die Genüsse oder ist es wirklich Liebe? Das zu hinterfragen hilft vielleicht schon bei der Suche nach Unglück oder Trauer. Viele der Leute, die sich trennen und dann recht schnell wieder was am Laufen haben, die gehören sicherlich zur Kategorie Liebe mit Genuss verwechselt. Oft gehört beides zusammen, klar. Aber den Trennungsschmerz, den verursachen meiner Meinung nach primär die Genüsse.
Ein Partner, der einen verläßt, der steht einfach nicht mehr zur Verfügung. Es ist natürlich, aber dennoch müssig, sich darüber Gedanken zu machen. Er ist weg. Sollte der Partner irgendwann einmal reuevoll vor der Tür stehen, dann, und nur dann, ist es an der Zeit, sich Gedanken zu machen welchen Weg man einschlägt.
Das ist natürlich meine eigene Definition. Sieht vielleicht jeder anders.
Aber zufällig fällt mein Auge gerade auf ein Kalenderblatt mit Sätzen vom Dalai Lama, wirklich gerade eben erst: Der entscheidende Schlüssel zum Glück ist, mit dem zufrieden zu sein, was man im Augenblick hat.
Der sieht´s wie ich, der kluge Mann.
Liebe Grüße
Manfredus