Guten Abend!
@ michele
Zwar scheint es Dir nun ja Gott sei Dank wieder besser zu gehen als heute morgen. Aber ich möchte Dir, bezogen auf Deine Situation, einmal etwas Grundsätzliches sagen (aber bitte, vorweg gesagt, verstehe den Begriff Gegner nicht im Sinne von Feind (weder Deine Ex noch ihr Neuer sind Deine Feinde), sondern ich verwende ihn nur, um zu veranschaulichen, worum es geht).
Im allgemeinen sollte man bei Konflikten, welcher Art auch immer, versuchen zu kalmieren, ruhig zu bleiben oder im Notfall einfach flüchten. Aber manchmal kann man auch in eine Situation geraten, in der man weder das eine noch das andere kann, weil es sinnlos wäre, und dann bleibt eben nur zu kämpfen (etwa wenn man sich in einem geschlossenen Raum befindet und sich einem oder auch zwei übermächtigen Gegnern gegenüber sieht - dann bringt es weder etwas, in Tränen auszubrechen, noch zu verhandeln, noch sich mehr und mehr der Wand entgegenzudrücken).
Aber man darf sich dabei nicht verhalten wie ein Wirtshausraufbold, der in Rausch und Rage blindlings um sich schlägt, sondern eher wie ein Kung-Fu-Meister, der genau weiß, was er tut, wie er Angriffe abwehren kann und wo er treffen muß.
Und dazu sind ein paar Dinge wichtig.
Zum einen muß man immer in der Gegenwart, im Augenblick bleiben (und nicht darüber nachdenken, weshalb bin ich überhaupt in diese Situation geraten, wie komme ich daraus wieder raus, wer könnte mich retten usw. - das bringt absolut nichts).
Dann muß man verstehen, daß sich der Gegner überlegen fühlt - und das ist seine größte Schwäche, die man ausnützen muß (sie macht ihn unter anderem unaufmerksam, er verhält sich leichtsinnig und überheblich und wird dadurch angreifbarer, verletzlicher).
Ganz wichtig ist: Keinesfalls das tun, was der Gegner erwartet. Denn darauf ist er vorbereitet, damit rechnet er, er weiß schon, wie er regiert, noch bevor Du selber irgend etwas getan hast.
Weiters muß man wissen bzw. erkennen, wo man den Gegner treffen muß/kann, um ihn außer Gefecht zu setzen.
Nicht zuletzt: Keine Angst zeigen (oder sonstige Emotionen), sondern ruhig und entschlossen und konzentriert bleiben.
Und dieses Prinzip funktioniert nicht nur auf der sozusagen körperlichen Ebene, sondern genauso natürlich auf der geistigen.
Bei Dir ist zunächst wichtig zu verstehen: was läuft hier eigentlich ab, welche Pläne hat Deine Ex bzw. ihr neuer Partner? (also darum, die Situation erst einmal zu analysieren und zu verstehen und mögliche weitere Entwicklungen vorherzusehen).
Ohne nun diese Situation genauer zu kennen - aber grundsätzlich scheint es ja so zu sein (wenn ich es nicht falsch verstanden habe), daß Deiner Ex (und, wie anzunehmen ist, auch ihrem Neuen) am liebsten wäre, alles bliebe wie bisher, mit dem einizigen Unterschied, daß sie eben daneben eine neue Liebesbeziehung hat. Ja offensicht möchte sie sogar, daß Du Dir Deinerseits eine Freundin suchst (sie hat Dich ja selber gefragt, wie es bei Dir mit anderen Frauen aussieht). Der Optimalzustand für sie wäre also vermutlich: Ihr bleibt familiär zusammen wie bisher, habt aber zusätzlich eine Liebesbeziehung außerhalb. (Wenn beide das so sehen und damit leben können, ist es übrigens durchaus ein Modell, das funktionieren kann, nebenbei gesagt - das ist aber nur dann möglich, wenn beide keine tieferen Gefühle mehr füreinander haben.)
Das weist stark darauf hin, daß es bei dieser Beziehung Deiner Ex-Partnerin um eine Affäre geht (möglich, daß ihr Neuer auch gebunden ist und diesen Zustand auch nicht ändern möchte). Es geht also nicht um die große Liebe, denn sonst hätten beide selber das größte Interesse, zusammenzuleben, sondern halt um eine gewisse Verliebtheit und ums Vergnügen - das Alltagsleben soll offenbar unter allen Umständen vermieden werden, weil dies vermutlich das Kartenhaus schnell zum Einsturz bringen würde.
Das schlimmste Bedrohungsszenario für die beiden ist, kann man annehmen, miteinander leben zu müssen bzw., am zweitschlimmsten, daß einer von beiden alleine ankommt (also in diesem Fall Deine Frau) und der andere dann für ihn in gewisser Weise auch verantwortlich ist. Das führt unweigerlich zu einem erheblichen Druck und zu Spannungen, die die Beziehung zumeist nicht aushält, zumindest nicht auf Dauer.
Aber wie auch immer. Es geht ja nun darum, wie Du am besten damit umgehen kannst.
Als erstes (wie ich bei dieser Kampfstrategie eingangs erwähnt habe): verhalte Dich keinesfalls so, wie Deine Ex (und ihr Neuer im Hintergrund) es erwarten. Also lasse Dich nicht von Emotionen leiten, weder von Liebe noch von Haß und Ärger - das würde nur zu Fehlschlägen führen und Dich zum Spielball machen.
Sondern reagiere, auch auf Provokationen, immer so, wie es eben ganz und gar nicht erwartet wird. (Zum Beispiel bei dieser Situation, als Deine Ex im Bademantel vor Dir erschienen ist: Du hast ja irgend etwas gesagt wie: so möchte ich Dich nicht mehr sehen, oder etwas in der Art. Damit hast Du so reagiert, wie erwartet, der Auftritt hat seinen Zweck erfüllt. Viel besser wäre es gewesen, Du hättest etwas gesagt wie: Wow, Du siehst aber g... aus!, ohne sie dabei weiter anzusehen und zu beachten, sondern nur so nebenher.)
Ich weiß ja nicht, ob zwischen Euch der neue Partner ein Thema ist, wenn nicht, dann solltest Du ihn, wenn es Dir irgendwie möglich ist, vorsichtig zu einem machen. Aber nicht in der Weise, daß Du ihn etwa niedermachst (das ist der größte Fehler, den man überhaupt nur machen kann) oder ihr sagst, der benützt Dich ja nur, das geht nie gut oder etwas in dieser Art. Das macht Dich nur klein und mickrig und ihn noch großartiger, es untergräbt nicht die Beziehung, sondern stärkt sie sogar (es muß Dir ja gezeigt werden, daß Du falsch liegst und der Verlierer auf der ganzen Linie bist). Sondern wenn irgendwie das Gespräch auf ihn kommt oder es auch nur um irgendeine Bemerkung geht, dann lobe ihn, erhöhe ihn, finde ihn gut (das darf aber natürlich nicht zynisch wirken, sondern muß ganz natürlich rüberkommen), sage etwas wie, der wirkt ja richtig sympathisch, toller Mann, finde ich super von ihm usw. Macht sie vielleicht einmal irgendeine negative Bermerkung über ihn, dann verteidige ihn, zeige Verständnis für dieses Negative usw. (wie gesagt, es muß unbedingt natürlich wirken, nicht gespielt). Und wenn dann einmal eine passende Gelegenheit kommt, dann sage ihr: Ich freue mich, daß Du Deine große Liebe und den für Dich idealen Partner gefunden hast (und zwar genau so). Das ist nämlich das Verheerendste, was Du sagen kannst. Denn auch wenn sie es selber in ihrer derzeitigen Verliebtheit selber so sehen mag (es macht nämlichen einen Unterschied, ob man sich das selber einbildet oder es zu hören bekommt, noch dazu vom Ex): im Unbewußten setzt das einen zerstörerischen Mechanismus in Gang. Man (bzw. gewisse Instanzen im Unbewußten) stellt sich unwillkürlich die Frage: ist das tatsächlich die große Liebe? Ist er der ideale Partner (den gibt es natürlich nicht, und damit kommen unter Garantie Zweifel auf, die immer mächtiger werden). Warum ist er ausgerechnet für mich der ideale Partner? Was stimmt mit mir nicht, daß dieser Mensch mein idealer Partner sein kann (der natürlich die eine oder andere Schwäche, den einen oder anderen Charakterfehler hat)?
Das zu sagen ist natürlich eine Bosheit ersten Ranges, aber in so einem Fall fällt das unter Notwehr .
Also, vielleicht denkst Du einmal darüber nach. Wie Du es handhaben willst und kannst, ist natürlich Dir überlassen. Wenn Deine Ex ohnehin auszieht, brauchst Du weiters auch gar nichts mehr zu tun, sondern kannst Dich schon einmal gemütlich im Schaukelstuhl zurücklehnen und den Dingen ihren Lauf lassen. (Wohin es führt für die/den Ex kannst Du ja bei Anje nachlesen ...).
Einen schönen Abend!
24.06.2014 21:42 •
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