@maus (und natürlich ebenso an alle)
Hallo!
Weil Du mich gefragt hast, wie es mir geht: Mir geht es ziemlich gut, ehrlich!
Und ich möchte Dir und Euch einmal schreiben, wie sich die Dinge nach der Trennung entwickelt und angefühlt haben (es werden einige Wiederholungen dabei sein, wenn es wegen des Verständnisses nicht anders geht).
Also zunächst einmal war ich gute drei Monate wie erschlagen und konnte überhaupt nicht begreifen, was hier eigentlich abgeht. Es war wie der schlimmste Alptraum, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint, die reinste Hölle. Ich war nicht nur seelisch völlig gebrochen, sondern auch verstandesmäßig wie gelähmt, und ich dachte nicht nur einmal, ich werde verrückt, ja meinte sogar, es wäre eine Erleichterung, verrückt zu werden..
In dieser Zeit war es so, daß meine Ex und ich uns noch geschrieben (und einmal auch geskypte) haben. Ich habe ihr Fragen gestellt, in der Hoffnung, vielleicht irgendeine Antwort zu bekommen, ich habe ihr wieder und wieder gesagt, daß es doch unmöglich und völlig absurd ist, daß eine so große Liebe an dieser Lächerlichkeit (die Mails, Ihr wißt) zerbricht. Ich habe mich sogar bei ihr entschuldigt wegen dieser Mails (ja, so blöd kann man werden ...!) Sie hat jedoch alles nur abgeblockt und mich mehr und mehr niedergemacht und mir Dinge an den Kopf geworfen, die so irrational und absurd waren, daß es jede Vorstellung übersteigt.
Dazwischen hat sie mir zum ersten Mal geschrieben, daß sie einen neuen Partner hat, den sie liebe und dem vertraue, der immer zu ihr stehen werde, dem sie niemals wehtun werde (wenn der wüßte ...) usw.
(Ihr Mails hat sie übrigens immer mit Leb wohl beendet ... und mir dann doch immer wieder geschrieben.)
Gut. Ich habe mich dann mehr und mehr zurückgezogen, aber mich immer noch sehr tief mit ihr verbunden gefühlt. Ich war so richtig verzweifelt und habe mich völlig hilflos und ausgeliefert gefühlt.
Das nächste (nach dieser nahezu dreimonatigen Schockstarre) war, daß ich damit begonnen habe, endlos im Internet herumzusuchen und alles zu lesen, was irgendwie mit Beziehung und Trennung zu tun hatte. Das allermeiste davon war aber ein solcher Schmarren, daß ich das dann gelassen und begonnen habe, mich wieder auf mich selbst zu besinnen.
Wie Ihr wißt (oder zumindest die meisten von Euch wissen), habe ich den Kontakt zu Weihnachten schließlich ganz abgebrochen und bin auch nicht mehr auf die Seite gegangen, auf der wir uns kennengelernt hatten und auf der sie (zu Weihnachten) geschrieben hatte, sie hoffe, noch vieles und lange von mir zu lesen.
Nun ist es zwar die eine Sache, den Kontakt abzubrechen, aber eine ganz andere, nicht mehr dauernd an sie zu denken. Bis vor etwa vier Wochen dachte ich ja so gut wie immer an sie, es war, als hätte sich dieses Denken an sie völlig automatisiert. Und das hat mich natürlich in allem völlig blockiert und mich im Leid und Selbstmitleid, in der Verzweiflung festgehalten.
Ja, und dann dachte ich mir, so kann und darf das nicht weitergehen. Daher habe ich, um dieses Zangsdenken loszuwerden, zu einem psychologischen Trick gegriffen (Ihr dürft das aber nun bitte nicht als esoterisch verstehen, auch wenn es sich so anhört - aber etwas anderes und Besseres ist mir nicht eingefallen). Ich habe damit begonnen, immer, wenn ich an sie gedacht und mir quälende Fragen gestellt habe, diese augenblicklich einem alten Baum zu übergeben. (Zur Erklärung, ehe Ihr nun glaubt, ich sei ja doch verrückt geworden - Ihr kennt das ja vielleicht, wenn man etwas dem Universum übergibt oder sich mit etwas an Gott wendet; nur war das nicht mein Ding, da ich weder an das esoterische Universum glaube noch an Gott. Und bei diesem Baum handelt es sich um eine uralte (mindestens 800 Jahre hat die schon auf der Rinde) Eiche, bei der ich schon als Kind oft war und die mich schon immer sehr beeindruckt hat - also habe ich dieser meine Gedanken und Fragen bezüglich meiner Ex übergeben, und zwar stets sofort, wie mir etwas in den Sinn gekommen ist). Und ich habe das so konsequent durchgezogen, daß die Gedanken an sie immer weniger geworden sind. Und ich konnte bald auch wieder konzentriert an etwas anderes denken.
Der nächste Schritt war: Ich bin wieder selbstbewußter geworden. Ich habe mir gesagt, wenn ihre Liebe tatsächlich so unendlich war und ich das Beste, was ihr je begegnet ist und begegnen kann, ich für sie die große Liebe war, sie mich für immer und ewig lieben wird, es nichts Wichtigeres und Wertvolleres für sie gibt als mich und unsere Liebe - dann hat sie durch die Trennung ja die Ar. gezogen. Sie hat ja, wenn ich da wieder rauskomme, nicht mich bestraft, sondern sich selber (und ich glaube, so war es auch tatsächlich, sie meinte ja, wie ich schon geschrieben habe, sie habe so viel Liebe und Glück gar nicht verdient).
Ja, und dann habe ich begonnen, mich nicht länger als Opfer zu fühlen. Mir fehlt es ja an sich durchaus nicht an Selbstvertrauen, auch wenn dieses damals sehr im Keller war. Auch habe ich mich mit ihren unbewußten Mustern beschäftigt und habe immer deutlicher verstanden, worum es eigentlich gegangen ist, und habe kapiert, daß nicht ich der Arme bin, sondern sie. Ihr Leben war (wie sie mir auch gesagt hat) besch... und wird auch immer besch... bleiben, wenn sie sich nicht einmal wirklich gründlich mit sich selber konfrontiert und eine enorme Entwicklung durchmacht. Alles, was sie an Glück je empfunden hat, hat sie nur deshalb empfunden, weil sie sich eine Scheinwelt aufgebaut hat, mit der sie ihr inneres Elend übermalt hat. Und mich hat sie da eben eine Zeitlang mit hineingezogen bzw. ich habe mich hineinziehen lassen ...
Jedenfalls habe ich erkannt, nicht ich bin das Opfer, sondern sie. Ja, sie hat mich vorübergehend ins Unglück gestürzt, in die Hölle gezogen, zu sich hinab - aber sie lebt überhaupt dauerhaft dort, daran können auch noch so viele große Lieben nichts ändern, weil keine Liebe der Welt, und sei sie noch so tief und aufrichtig, sie retten kann. Sie kann sich nur selbst retten, wenn sie es vermag und das negative Programm, nach dem ihr Leben abläuft, ändert.
Und das habe ich schließlich so akzeptiert.
Wenn ich doch wieder einmal etwas melancholisch geworden bin (gewisse Rückfälle kommen ja hin und wieder vor), dann habe ich die E-Gitarre (ich konnte ja auch monatelang nicht einmal Gitarre spielen) zur Hand genommen und habe schnulzige oder romantische Lieder (The Rose, It's all over now, baby blue (paßt ja irgendwie perfekt , As tears goes by, November rain, Morning has broken, Angie usw.) in einer recht eigenwilligen Metal-Version gespielt . Klingt zwar sch..., aber vertreibt augenblicklich die Melancholie ...
Ja, und dann bin ich zu guter Letzt noch auf diese Seite gestoßen und glücklicherweise auch gleich auf diesen Thread (danke, maus ! - denn Du hast ihn ja eröffnet). Und Ihr alle habt mich liebe- und verständnisvoll aufgenommen - ein großes und herzliches Danke dafür! Und nachdem ich gelesen hatte, mit welchen Problemen Ihr so konfrontiert seid, dachte ich mir, vielleicht kann ich Euch die eine oder andere nützliche Anregung geben, da ich mich ja beruflich schon lange mit Thema Beziehung, Liebe, Partnerschaftsprobleme usw. beschäftige und überhaupt mit den seelischen Mustern des Menschen und deren Hintergründen - nur sich selber helfen, das geht leider nicht.
Und seither denke ich hauptsächlich über Eure Probleme nach und darüber, was ich Euch dazu sagen kann. Das hat schließlich dazu geführt (innerhalb kurzer Zeit, ich bin ja noch nicht lange hier), daß ich heute vielleicht noch ein-, zweimal kurz an meine Ex denke, und auch das ziemlich neutral und nüchtern. Lange war es ja besonders vor dem Einschlafen sehr schlimm - aber jetzt denke ich dabei daran, ob ich hoffentlich in meinem Nachtposting an Euch keinen Blödsinn geschrieben habe ... .
Und daher geht es mir wieder gut, ich zweifle nicht daran, daß ich es geschafft habe (ich hoffe, ich werde deshalb nun nicht von Euch des Threads verwiesen ... das wäre sehr ).
Und was ich auch heute bereits weiß: Ich halte es für möglich, daß mir meine Ex zu meinem Geburtstag - im April - schreiben wird (muß nicht sein, aber kann sein). Ich werde die Mail nicht öffnen, aber ihr trotzdem antworten, und zwar: Danke, daß Du an mich gedacht hast! Ich freue mich für Dich, daß Du nach der großen Liebe nun Deine große Liebe und den für Dich idealen Partner gefunden hast!
Und Ende.
@ maus Ja, wenn Du einen Sinn für Satire hast, dann werde ich wieder einmal etwas in dieser Art posten - nun ist mein Kopf ja wieder frei, um sich Unsinn auszudenken .
Liebe Grüße an Euch alle, eine guten Morgen und einen schönen Tag!
28.02.2014 04:52 •
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