Hallo!
Weil Ruho gestern geschrieben hat: da draußen geht ganz vielen so wie uns ... Ja, damit hast Du völlig recht. Aber man sollte auch bedenken, daß es (liebesmäßig) vielen noch weitaus schlechter geht als uns. Nämlich jenen, die in einer katastophalen, zermürbenden, demütigenden, zerstörerischen Beziehung stecken und sich - aus welchen Gründen auch immer - nicht daraus lösen können. Diese sind noch bei weitem bedauernswerter als wir.
Denn es gibt einen großen Unterschied: wir sind (auch wenn wir noch mehr oder weniger am/an der Ex hängen mögen) frei, wir können unsere Zukunft selbst gestalten und bestimmen, wir haben es selber in der Hand, wir können aus dieser fatalen Trennung lernen, wieder zu uns finden, uns entwickeln - und wir HABEN die Chance, auch wieder glücklich zu werden, und sogar glücklicher als in der Beziehung, die wir verloren haben und der wir noch immer nachtrauern, weil wir eben noch immer zu sehr zurück und nicht nach vorne schauen (aber der Blick ändert sich mit Gewißheit wieder in die richtige Richtung).
Vielleicht kann man es sich so vorstellen: Man war gefangen in einem Strudel, es mag durchaus (teilweise oder ganz) beglückend, schön, wunderbar gewesen sein, und nun hat uns dieser Strudel ausgeworfen und wir treiben ziemlich hilflos im Wasser und müssen vielleicht erst wieder richtigt schwimmen lernen (oder lernen es vielleicht überhaupt zum ersten Mal im Leben). Aber wenn wir gelernt haben, wieder zu schwimmen, wenn wir wieder die Kraft und auch den Antrieb dazu haben, dann können wir hinschwimmen, wohin immer wir wollen, wenn wir gelernt und verstanden haben, was wir eigentlich wollen und was nicht, was uns guttut und was nicht, was unser Herz begehrt und was nicht. Der/die Ex hingegen, der/die eben nicht bereit oder in der Lage war, etwas zu lernen, sich weiterzuentwickeln, treibt weiter wie eine Marionette seiner eigenen Mängel, Ängste, Unzulänglichkeiten, psychischen Belastungen, kindischen Verhaltensweisen usw. in diesem Strudel. Natürlich, mag sein, daß es sehr rasch wieder jemand anderen hineinzieht zu ihm/ihr in diesen Strudel - doch möchten wirklich wir die/der sein? Wo wir doch wissen, im Gegensatz zum neuen Opfer, was uns erwartet ...
Und noch einmal etwas dazu, weil offenbar viele von Euch immer wieder daran denken, wie glücklich der Mensch, der uns so kaltblütig, roh, herzlos und ganz plötzlich weggeworfen hat wie Abfall, jetzt ist - ja, vielleicht ist er jetzt glücklich, und ja, wir sind jetzt die Leidenden, die Gedemütigten, die Verlassenen. Aber wie sieht es wohl in einem halben Jahr oder Jahr aus, in zwei, drei Jahren? Wird dieser Mensch, der nicht bereit oder in der Lage war, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen und sich weiterzuentwickeln, der nicht fähig war, erwachsener zu werden und den Mist, den er in sich trägt, zu überwinden und hinter sich zu lassen und der uns eben gerade deshalb aus seinem Leben geworfen hat - wird dieser Mensch auch in einem halben, einem Jahr, in zwei, drei Jahren noch immer glücklich sein? (Oder sein neuer Partner?) Ihr könnt Euch absolut sicher sein (ich habe das in vielen Fällen verfolgt), er wird nicht glücklich sein, sondern er wird im Gegenteil immer unglücklicher werden, weil er sich dagegen stemmt, die jeweiligen Lektionen zu lernen (das ist fast wie ein Naturgesetz). Ich habe den Vergleich ja schon einmal gebracht: niemand lernt Autofahren, in dem er in ein anderes Auto steigt, niemand lernt kochen, indem er in einem neue Kochbuch blättert, niemand lernt Seiltanzen, indem er auf einem neuen Seil herumtrampelt, und niemand wird in der Liebe glücklich, indem er den Partner wechselt (es sei denn, der Partner wäre ein echtes Scheusal, aber ich habe nicht den Eindruck, daß das auf irgend jemanden hier zutrifft). Das Leben funktioniert so nicht und kann so gar nicht funktionieren. Wir alle haben auch nicht deshalb lesen gelernt, weil wir die Schulbücher weggeworfen und uns neue besorgt haben, wir haben auch nicht gelernt, auf dieses und jenes zu verzichten, inden wir etwa immer mehr und mehr angehäuft haben, wir haben auch nicht gelernt, auf andere Rücksicht zu nehmen, indem wir jeden Tag jemand neuen beleidigt, gedemütigt, weggedrängt, beschimpft haben. So läuft es nicht im Leben. Und daher wird es auch niemandem, der einen Partner einfach wegwirft, entsorgt, vielleicht auch noch ganz plötzlich und mehr oder weniger wortlos, danach besser gehen, kurzfristig vielleicht, ja, weil er in einer neuen Beziehung anfangs Selbstbestätigung bekommt (aber welches Selbst wird hier eigentlich bestätigt - ist es eben nicht gerade dieses unreife, ängstliche, schwächliche, kindliche, sich minderwertig fühlende Selbst?), aber spätestens mittelfristig kommen Katzenjammer, Unzufriedenheit, Unglücklichsein mit Gewißheit wieder zurück.
Aber eine Frage müssen uns schon auch wir selber stellen: Warum sind wir auf einen solchen Menschen, der einen anderen so mir nichts, dir nichts abserviert und sich unter Umständen gleich einen neuen krallt, obwohl er uns doch so sehr geliebt hat, überhaupt hereingefallen, warum haben wir uns von ihm angezogen gefühlt? Und jeder, der diese Frage für sich beantworten kann und die Hintergründe durchschaut, wird sich weiterentwickeln können und in Zukunft nicht mehr auf Menschen hereinfallen, die nicht reif für eine Beziehung sind.
Tut mir leid, es ist wieder etwas länger geworden als beabsichtigt - aber vielleicht könnt Ihr das eine oder andere Euch Hilfreiche darin finden.
Liebe Grüße
02.03.2014 22:20 •
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