Um dem Ganzen vielleicht einen neuen Anstoß geben zu können, möchte ich allen bisherigen danken, die hier so offen über ihre Empfindungen und Probleme bezülich der Beziehung zu einem Narzissten geschrieben haben.
Ich habe ebenfalls eine solche Geschichte hinter mir, die jetzt bereits längere Zeit zurückliegt, und bin trotz meiner Erfolge im Umgang mit der ganzen Geschichte immer noch sprachlos, wie sehr sich die Verläufe und Empfindungen gleichen.
Das bestätigt meine Erkenntnis, die ich nach einigen Monaten in der Beziehung gefunden habe: das strikte Muster, dem die meisten unserer lieben Narzissten folgen.
Ebenso bestätigt es meinen Entschluss, nach fast zwei Jahren die Notbremse gezogen zu haben.
Die ganze Geschichte wäre schon filmreif, wenn man überlegt
Anfangs traumhafte Romanze, und ich verliebte mich über beide Ohren in sie, eben auch weil sie ihre bisherigen Erfahrungen als so schmerzvoll beschrieb, und wie sehr sie ausgenutzt worden sei. Mein Beschützerinstinkt klingelte dauerhaft, vor allem weil sie mir ständig suggerierte, dass sie jetzt durch mich endlich erkannt habe, dass Liebe auch schön sein kann. Ich sei der absolute Traummann, perfekter S., alles im Superlativ. Das volle Programm halt, und wie ich lesen konnte, kennt ihr das zur Genüge.
Was mich seit Anbeginn störte, ich es aber aus Verständnis schluckte, war ihre ständige Flirterei mit anderen. Ich nahm es hin, zum einen weil ich es nicht sehen wollte, zum anderen weil sie es stets als harmlos abtat. Was in dieser Zeit wirklich mit anderen Männern geschehen ist, ich kann nur mutmaßen, und mir wird regelmäßig schlecht dabei.
Wir zogen zusammen, doch exakt ab diesem Zeitpunkt wurde sie so dermaßen eiskalt und ablehnend, dass ich die Welt nicht mehr verstand. Tage, Wochen und Monate war ich der absolute Traummann, und mit einem Schlag war alles anders. Sie trieb es so schlimm mit ihrem Verhalten, dem Flirten und den Beleidigungen mir gegenüber, dass ich nach einigen Wochen das Weite suchte. Ich suchte ständig die Fehler bei mir, und sie tat ihr Bestes, um mich Glauben zu machen, dass es einzig und allein an mir läge.
Meine Anmerkungen und Fragen, warum sie sich so kalt verhielt, wurden stets als Ausreden gewertet, sie ließ keinerlei Kritik gelten, reagierte stattdessen mit noch mehr Ablehnung. Ich dümpelte monatelang mit tausenden Fragen und Unverständnis.
Doch als ich das Weite gesucht hatte, da setzte sie plötzlich sämtliche Hebel in Bewegung und schwor mir die große Liebe, die Einzigartigkeit unserer Beziehung und wie toll ich doch sei. Nachdem ich zurückgekehrt war, wandelte sie sich innerhalb weniger Tage wieder zum Schlechten. Zwischenzeitlich konnte ich nur allzu deutlich spüren, was sie ihrer Familie wohl erzählt hatte: totale Verdrehung der Tatsachen, damit sie als Unschuldslamm dasteht. Ich kann es letztendlich nur vermuten, doch das vorher herzliche Verhalten ihrer Familie rutschte mit einem Mal ins Distanzierte.
Innerhalb weniger Monate verließ ich sie mehrere Male, immer aus dem gleichen Grund: zunehmende Kälte, desweiteren Beleidigungen und hämische Bemerkungen. Und immer sei ich selbst Schuld an allem, nie ein Wort darüber, dass sie sich auch falsch verhalten haben könnte. Wenn sie mal einen Fehler von sich einräumte, dann nur weil es ihrer Ansicht nach eine Reaktion auf meinen viiiieeel größeren Fehler war. Also doch letztendlich meine Schuld.
Die ganze Zeit über klebte sie ständig nur am Messenger oder in sozialen Netzwerken. Chatten, flirten, wasweißich. Und wenn ich anmahnte, dass es abends nicht sonderlich erfüllend sei, neben ihr zu sitzen und im Endeffekt alleine zu sein, sagte sie lediglich, dass ich ihr nicht verbieten könne, mit ihren Freunden zu schreiben. Doch mittlerweile ahnte ich, mit wem sie da alles schrieb, und worüber.
Kurz danach trennte ich mich endgültig von ihr, weil ich weder aus noch ein wusste. Die Kontaktsperre hielt wenige Wochen, dann machte ich den Fehler, ihre Mails zu lesen. Kurze Rede: ich kehrte zurück.
Erst machte es den Eindruck, dass es sich wirklich gebessert haben könnte, bis ich doch wieder bemerkte, wie sie weiterhin im Web ihr Unwesen trieb. Und wieder diese Komm her- Geh weg- Spielchen. Mal wollte sie eine Pause, weil sie wohl doch beziehungsunfähig sei (einer der wenigen hellen Momente), einen Tag später schrieb sie unzählige Mails, wie wertlos sie ohne mich sei, und rief mich gefühlte tausend Mal an.
Und ich kehrte immer wieder zurück, weil ich die Geschichte vom armen, benutzten Mädchen nicht aus dem Kopf bekam. Kaum war ich da, drehte sich das Rad von Neuem.
Das Verrückte war dass, immer wenn wir ein paar Tage wegfuhren und den Alltag hinter uns ließen, sie wie ausgewechselt war. Wir fuhren zusammen in Urlaub, und sie war es, die mich für sich allein haben wollte. Sie sagte, dass wir die Zeit genießen sollten, ohne Gedanken an andere, nur sie und ich. Doch mitten im Urlaub ertappte ich sie dabei, wie sie mit einem anderen schrieb. Und wieder floh sie in Ausreden, das sei nur ein Freund, obwohl sie mir vorher gestanden hatte, dass sie während unserer letzten Trennung versucht hatte, intensiveren Kontakt zu diesem Typen aufzubauen.
Als ich sie kurze Zeit später dann noch dabei erwischte, wie sie mit eben diesem Kerl Videochat betrieb, war das Maß voll. Das ist jetzt fast ein Jahr her. Und doch ist es manchmal noch so dermaßen furchtbar.
Man kann gar nicht definieren, was das Schlimmste an der ganzen Sache ist:
die eigene Unfähigkeit, die Realität zu akzeptieren?
dieser unvorstellbare Vertrauensbruch?
all die Lügen, das Betrügen, das Ausnutzen?
Doch dank eurer Mitteilungen hier und dem guten Zuspruch von Freunden habe ich erkannt, dass das alles von Anfang an chancenlos war.
Weil sie krank ist. Weil sie das schon immer tat, und niemals damit aufhören wird. Und nun sehe ich ihre Vorgeschichte als das, was es wirklich ist: sie hat auch all die anderen Männer vor mir so behandelt und ausgenutzt, und ihre Schilderung als armes Mädchen war lediglich ihre typische Art, alle Schuld von sich zu weisen. Und ich war nur einer von vielen, die darauf hereingefallen sind.
Doch diese Erkenntnis zu erlangen und wirklich zu verinnerlichen, braucht seine Zeit. Auch heute noch frage ich mich, ob es nicht irgendwann funktioniert hätte.
Doch ich weiß, dass das nicht der Fall sein wird. Niemals. Und noch wichtiger ist, dass ich erkannt habe, dass es nicht an mir lag. Ich habe alles gegeben, wieder und wieder.
Mittlerweile hat sie wieder ein neues Opfer, und sie demonstriert wieder der ganzen Welt online, wie gut es ihr doch geht, und wie toll alles ist.
Aber das ist wieder nur ein verzweifelter Versuch von ihr, das Unabwendbare zu kaschieren: Sie wird es niemals verstehen, denn für sich selbst ist sie in ihrer oberflächlichen Welt perfekt. Fehler machen immer nur die anderen.
Ich wünsche euch allen viel Glück! Haltet durch, und erkennt: es liegt nicht an euch, dass es gescheitert ist! Mit solchen Menschen kann man nicht ans Ziel kommen!
06.05.2013 10:30 •
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