Der Wahnsinn der Destruktivität
Die Spur der Beziehungsverwüstung im Leben Antisozialer ist lang, sehr lang. Das wahre Ausmaß der Katastrophe sehen wir oft erst, wenn wir Abstand genommen haben. Denn je weiter wir vorwärts gehen, umso weiter wird der Blickwinkel auf das, was wir hinter uns lassen.
Psychopathen erkennt man daran, dass ihre (nahen) Beziehungen im ungelösten Konflikt enden. Sie enden für Antis aber nicht wirklich, da ja ihr chronischer Daseinskonflikt kein Ende hat. Selbst, wenn ein emotionaler Blutsauger das Ende einer Beziehung ausspricht, da bei uns z. B. nichts mehr zu holen ist, versucht er weiterhin, unsere Grenzen zu unterwandern. Es wurmt ihn besonders, wenn es uns ohne ihn besser geht als in der Verstrickung mit ihm. Das tut es- nachdem wir erkannt haben, wie klein wir dort waren.
Da es Psychopathen an grundlegenden sozialen Fertigkeiten mangelt (anti- sozial), versuchen sie Beziehungen aufzubauen oder ehemalige Beziehungspartner zurück zu gewinnen unter Zuhilfenahme von Machtmitteln (Charme, Geld, Gefälligkeiten, Geschenke, Hilfsbereitschaft...und/oder durch den Aufbau von sozialem Druck).
Eng wird es nach dem Ende einer Beziehung dann für sie, wenn sie sich nicht (wie gewohnt) glaubhaft als Opfer des/der Ex präsentieren können. Für die Meister der Abwehr (Angst) wird es mit der Selbsterkenntnis und mit der Selbstannahme immer schwieriger, da sich ihr Eigenanteil am Scheitern von Beziehungen von Mal zu Mal deutlicher zeigt- also genau das, wovor sie ein Leben lang zu fliehen versuchen, indem sie sich, wo immer möglich, als Beziehungsopfer deklarieren.
Ihre Gefühlspanzerung wird mit jedem Schritt auf dem Fluchtweg härter. Die narzisstische Persona versucht sich mehr und mehr unangreifbar zu machen. Die antisoziale Seele flüchtet sichdarüber hinaus immer mehr in ihre eigene verzerrte Realität. Um ihr seelisches Implodieren zu verhindern, dürfen Betroffene keinesfalls nach innen sehen. Selbstreflexion ist unmöglich. Daher agieren Antisoziale mit Hilfe eines jederzeit aktivierbaren, da dicht unter der Oberfläche liegenden gigantischen Abwehrkomplexes ihren Selbsthass aus (narzisstische Wut, Präventivangriffe, Projektionen, Leugnen, ...).
Antisoziale sind darauf angewiesen, dass ihnen niemand zu nahe kommt.
Daher brauchen sie ein in Illusionen lebendes, verblendetes Umfeld, kein sehendes. Um uns mit ihnen zu verstricken, dürfen wir uns selbst nicht allzu nah sein. Unser Selbstbetrug macht uns zu Betrugsopfern. Erst durch unser diffuses und/oder lückenhaftes Bewusstsein für unsere eigene Geschichte (für unsere frühen narzisstischen Kränkungen) und unseren Mangel an Realitätsbezug fallen wir auf Blender und Betrüger herein.
Solange wir auf der Basis unserer Illusionen mit Antisozialen verkehren, gefährden wir ihr (aus ihrer Sicht überlebenswichtiges) Image nicht. Menschen mit einem glasklaren Realitätsbezug (mit Selbst- Bewusstsein) können nicht in die Falle destruktiver Beziehungen tappen und erst recht nicht dort bleiben.
Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb, schränkt Angst die Wahrnehmung ein.
Je weniger Ängste in uns sind, umso realistischer ist unsere Wahrnehmung. Dies betrifft uns selbst ebenso wie Andere. Denn an dir kann ich nur so viel sehen, wie ich an mir selbst erkennen. Verschließe ich die Augen in Bezug auf meine eigene Lebenswirklichkeit, bin ich auch blind für jenen Menschen, der du hinter deinen Masken und Fassaden bist.
Das gesamte antisoziale Gebaren ist Ausdruck existenzieller Angst.
Da ihre Ängste tief greifend, umfassend und extrem sind, fühlen sich Antisoziale durch vermeintliches oder reales Aufdecken ihrer (Beziehungs-)Realität als Ganzes bedroht. Wenn wir an unserem eigenen Image zu kratzen beginnen, um unsere Lebenswirklichkeit zu erkennen, sehen wir per se auch tiefer in Andere hinein.
In einem Fall trieb mein beginnender Weg in die Selbsterkenntnis und Selbstannahme eine antisoziale Persönlichkeit so sehr in die Enge, dass sie nach einer Phase der massiven Abwehr unter Zuhilfenahme Unwissender ihre Sachen packte und den Wohnort verließ. Damals spürte ich, dass es im Leben Antisozialer um alles oder nichts geht: Entweder du oder ich. Es gibt keine friedliche Koexistenz für diese Menschen. Ihr Beziehungsleben basiert auf Macht und Unterwefung. Auch die vermeintliche Unterwerfung dient in ihrem Fall der (verschleierten Intention der) Machtausübung.
Als die Person fort war, ließ sich der rote Faden ihrer Destruktivität nicht mehr leugnen. Mehrere miteinander verflochtene Lügenkonstrukte brachen zusammen. Nach und nach offenbarte sich durch unterschiedliche Andere und durch Dokumente das gesamte Ausmaß der Katastrophe aus etwa vier Jahrzehnten: eine Lebenslüge.
Viele von uns leiden (oder litten) unbewusst mehr oder weniger am eigenen Selbstbetrug. Bei Antisozialen geht das Ganze noch einen großen Schritt weiter. Denn bei genauer Betrachtung ist bei ihnen nicht nur ein kleinerer oder größerer Graben zwischen Schein und Sein vorhanden- nein, Oberfläche und Wesentliches sind ein Widerspruch in sich. So lange wie möglich zeigen sie nach außen hin das Gegenteil dessen, was sie im Innern sind. Hass (Angst) wird als Liebe verkauft.. . und wir fallen nur darauf herein, da wir dies aus den frühen Jahren unserer eigenen Biografie (unbewusst) kennen.
Die Verschleierung, die Tarnung, das Verdrehen der Realität, der extreme Betrug, das Geflecht von Lügengerüsten... ist die Basis der Antisozialen. Umgeben von Liebenen, hätten diese Menschen überhaupt keine Macht, da Liebende aufgrund ihrer Integrität und ihrer klaren (Selbst- und Fremd-Wahrnehmung) ja Sehende sind. Daher wirken Antis neben Liebenden auch völlig klein und harmlos.
Wer einer/einem Antisozialen zu nahe kommt, bedroht dessen Lebenslüge.
Er gefährdet damit dessen gesamte Existenz. Wie nah antisoziale Wahrnehmung am Wahn ist, möchte ich im Folgenden erklären: Wahn- Sinn meint, dass die Realität ver-rückt wird- z. B., weil die Sinne eines Menschen nicht die objektiv überprüfbare und/oder allgemeine Realität erfassen.
Anderen können diese Menschen (die Opfer ihrer verzerrten Wahrnehmung sind) auch kein realistisches Bild (z. B. von sich selbst oder von vergangenen Beziehungen) vermitteln. Wir glauben ihnen und stellen irgendwann fest, dass, was sie sag(t)en, nicht den Tatsachen entspricht. Wahnsinnige lügen nicht im herkömmlichen Sinne.
Im Wahn haben manche Menschen z. B. akustische oder optische Halluzinationen, die niemand sonst mit ihnen teilt (wir hören nicht, was sie hören und sehen nicht, was sie sehen). Wahn ist für Selbstbetrüger, wie es viele von uns mehr oder weniger sind, schwer zu erkennen, solange er sich noch innerhalb eines angepassten Rahmens zeigt. Angepasst insofern, als der Wahn nur üebrsteigerter Ausdruck dessen ist, was die breite Masse lebt: nur partielle Selbstannahme und daher fehlender Realitätsbezug.
Bei weitem nicht jeder ver- rückte Mensch hält sich für Jesus oder Napoleon, weshalb wir Wahn- Sinnige nicht sofort als solche erkennen.
Wähnen meint irrigerweise annehmen.
Das tut fast jeder Mensch hin und wieder, denn irren ist ja bekanntlich menschlich. Sind wir jedoch nicht vom Wahn erfasst, lassen wir uns im Allgemeinen von unseren Mitmenschen auf unsere Irrtümer hinweisen und gestehen sie uns ein. D. h., wir lassen uns von der Realität (von objektiv überprüfbaren Tatsachen) überzeugen- wahnsinnige Menschen jedoch nicht. Sie halten an ihren Fehlannahmen fest. Es scheint sogar (dies aber ist nur mein persönlicher Eindruck), als hielten sie umso fester daran, je häufiger ihre Überzeugungen von Anderen in Frage gestellt werden.
Im Wahn ist die Wahrnehmung verzerrt, ver- rückt.
Angst verzerrt die Wahrnehmung- in einigen Fällen sogar extrem.
Im Wahn verschwimmen die Grenzen zwischen Innen und Außen. Die innere Realität des Wahnkranken hält er für die äußere. Die Außenwelt wird also z. B. als extrem verwirrend oder feindselig erlebt, obwohl die Verwirrung und der Feind im eigenen Innern sitzen. Bei jemandem, dessen gesamte Existenz auf Angst basiert, ist jedes Gegenüber ein (potenzieller) Angst auslösender und im Zweifelsfall zu vernichtender Feind. Dabei kann uns niemand antun, was wir uns nicht selbst antun.
Diese ver- kehrten, ver- zerrten, ver- rückten Tatsachen (dass Andere uns ärgern, verletzen, kränken oder anderweitig seelisch schaden könnten), er- leben viele Menschen tagtäglich im Kleinen, wie ich bereits in einem anderen Beitrag schrieb. Auf der Basis des jeweils eigenen inneren Unfriedens kommt es zwischen Menschen zu Konflikten. Im günstigen Fall reflektieren wir uns selbst und erkennen, dass Andere uns gar nichts Böses wollten, sondern dass es in uns ist.
Was geschieht, wenn wir auf einen destruktiven Charakter treffen?
Da wir selbst uns weniger Feind sind als er sich, setzen wir nicht voraus, dass er uns von vornherein als Feind, als bedrohlich wahrnimmt und daher als Menschen, die es zu vereinnahmen, zu kontrollieren, zu bekämpfen, in Schach zu halten gilt. Antisoziale hassen sich selbst und daher auch jeden anderen Menschen. Hinter dem Hass steckt die Angst.
Antisoziale haben kein Urvertrauen. Ihre Feindseligkeit (Angst vor der Realität, vor der Nähe, ...) ist daher allumfassend. Aus diesem Grund ist verständlicherweise ihre Wahrnehmung von Grund auf durcheinander geraten.
Ist das Folgende Wahn- Sinn?
Menschen, die sich selbst hassen, hören aus freundlichen Worten Feindseligkeit heraus. Aus Tipps oder Ratschlägen wird Du willst bestimmen, aus Fragen werden in ihrer Wahrnehmung Befehle oder gleich das grundlegende Infragestellen ihrer Existenz (da sie dies selbst tun). Sogar Zuneigung, Zuwendung und Wohlwollen werden von ihnen sehr leicht uminterpretiert in Angriffe auf ihre Existenz. Sind sie Wahn- Sinnige?
Es sieht so aus, wenn wir uns mit dem Thema Wahn befassen. Doch sie beherrschen sich (in der Öffentlichkeit, vor Dritten) so sehr selbst, dass das den meisten Menschen hinter ihren Fassaden nicht auffällt. Wir aber, die jene schmerzhaften und bedrohlichen Gefühle durch unsere emotionale Öffnung aufnehmen und ertragen, vor denen sie selbst fliehen, fühlen uns durch den Umgang mit ihnen z. T. ver- rückt und/oder werden von Dritten so betrachtet.... auf dem Weg durch die Schmerzen in die Lebenswirklichkeit (hoffentlich).
Wie verrückt, wie wahn- sinnig sind Psychopathen, wie ver- rückt sind wir?
Im Wahn versuchen Menschen die Realität durch Bilder zu ersetzen, weil sie glauben, ihre schmerzhafte Lebenswirklichkeit nicht annehmen zu können. Da ihnen diese Bilder über-lebenswichtig erscheinen, können sie sie Anderen (ohne einen glasklaren Bezug zur Realität) auch so glaubhaft vermitteln.
Wir glauben, was uns glaubhaft erzählt oder gezeigt wird, weil wir Vertrauen haben und weil wir auch uns selbst glauben, wer wir sind (wen wir darstellen). Zwar mögen wir schon früh erkennen, dass z. B. an Antisozialen etwas nicht stimmt (nicht kongruent, nicht harmonisch ist), aber unsere eigene Disharmonie (Diskrepanz zwischen idealem und realem Selbst) sehen wir bis dahin nicht. So mancher sieht sie auch nie.
Erfahrene Therapeuten z. B. machen meist sehr rasch transparent, was uns von der Realität Ent- Rückte auf mitunter komplizierten Wegen aus ihrer extrem verzerrten Wahrnehmung und ihren damit zusammenhängenden zerfahrenen Denkstrukturen heraus mitteilen wollen. Profis decodieren die Bildersprache ver- rückter Menschen sehr viel rascher als wir Laien- übrigens auch die unsere jeweils eigene (das, was hinter und unter unserer Oberfläche liegt).
Ver- rückt ist ja eigentlich jeder, der seine innere Realität leugnet (also sie nicht voll und ganz annimt), weil sie ihm zu unangenehm, zu beschämend und/oder zu schmerzhaft erscheint. Verrückt ist jeder, der das ihm Unbequeme, Ungeliebte aus- lagert, weg- schiebt, ver- drängt, um- deutet, leugnet, also im wahrsten Sinne des Wortes ver- rückt, indem er es zum Beispiel auf Andere verlagert (projiziert). Nur fällt das inmitten vieler leicht Ver-rückter nicht sofort auf.
Doch an den vielen kleinen und großen zwischenmenschlichen Konflikten (auf der Basis unerkannter frühester seelischer Wunden) können wir es erkennen. Ist es nicht Wahn-Sinn, wenn jemand dem Nachbarn, Chef oder Kollegen unterstellt, was in ihm selbst begründet ist? Wer wähnt, geht von irrigen Annahmen aus. Viele Menschen halten sich für jemanden, der sie gar nicht sind..., denn sie halten ihre Eltern für Personen, die diese nicht waren und sind (liebende, fürsorgliche Eltern)... und erhalten Images aufrecht. Schon Kinder ver- rücken die Realität, indem sie z. B. missbräuchliche Eltern als liebevoll betrachten (aus Gründen des Überlebens) und die fehlende elterliche bedingungslose Liebe unbewust zu ihrer eigenen fehlenden Liebens- Würdigkeit um- deuten. Je weniger liebenswert sie sich fühlen, umso mehr tun, geben und opfern sie für die Liebe der Eltern... und später für jene anderer Menschen. Wer sich nicht liebt, versucht sich be-liebt zu machen. Immer wieder macht er sich von Anderen abhängig, indem er sich Liebe zu erkaufen, zu verdienen, zu erarbeiten versucht aus dem Wahn- Sinn destruktiver früher Prägung heraus.
Mit den Ketten der Illusionen sprengen wir auch unser Ver- Rückt- Sein.
Unsere Liebe hat den Mut, genauer hinzusehen. Sie rückt uns gerade. Sie nimmt alles einst Ausgelagerte, an den Rand Gerückte, Geleugnete, Verdrängte an. Unsere Liebe bringt uns zurück in unser Zentrum, in unsere Mitte. Dort ist nichts mehr ver- rückt. Wir sehen klar. Unsere Wahnehmung ist ja nicht mehr von (unbewussten) Ängsten und Schmerzen verzerrt. Daher können wir dann auch unsere Mitmenschen realistisch wahrnehmen. Dann unterstellen wir niemandem mehr Feindseligkeit, wo gar keine ist... und natürlich auch niemandem mehr Liebe, wo Hass (Angst) ist.
Den schweren Weg der Integration des von unserem Bewusstsein Weg- Gerückten finden wir im Allgemeinen leichter als Menschen, die ihr gesamtes Wesen von Grund auf verabscheuen. Auch finden wir ihn leichter als jene, bei denen die totale Spaltung herrscht. Den langen und schwierigen Weg der Selbstannahme können wir leichter gehen als jene, die ihr wiederholtes destruktives Handeln (im Zwischenmenschlichen) leugnen, weil ihre Angst viel stärker ist als ihre Liebe.
Jeder, der wie ich ihre extremen Schmerzen und höllischen Ängste (vernichtenden Abwehrmanöver) miterlebt und durch die emotionale Nähe zu ihnen tief in der eigenen Seele gespürt hat, was sie lähmt und blockert, kann sich wahrscheinlich vorstellen, warum sie diesen Weg nicht gehen.
Esther
P.S.: Mit diesem Beitrag wollte ich aufzeigen, dass Andere (hier: Menschen mit so genannten Persönlichkeitsstörungen) gar nicht so anders sind als wir. Sie sind lediglich Menschen in extremeren Ausprägungen als wir. Dies fällt vor allem in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen (und hier besonders in den nahen) auf.
Was bei uns der Selbstbetrug ist, ist bei ihnen die Lebenslüge (also ein sehr komplexer, tief greifender und viele Bereiche umfassender Selbstbetrug auf der Basis ihrer durch Ängste extrem verzerrten Wahrnehmung).
Selbstbetrug hat immer (selbst-)zerstörerische Elemente. Er kommt aus der Zerstörung und ist ein Zeichen mangelnder (Selbst-)Liebe.
Wir lügen alle (meist unbewusst), wir sind alle Betrüger, bis wir uns selbst auf die Schliche kommen...
Vor dem Hintergrund begrenzter, verzerrter Wahrnehmung erscheinen uns Begriffe wie Lüge und Betrug nicht mehr so hart.
Sind Psychopathen aus ihren Ängsten heraus Lügner? Lügen Wahn- Sinnige aus ihren Ängsten heraus? Lügen wir, solange uns das Unbewusste (unsere Angst vor unserer Lebenswirklichkeit) steuert?