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Tagebuch zum Untergang einer Ehe

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Weißt du, was uns voneinander unterscheidet?
Du sagst Dinge, von denen du denkst, dass die Leute sie hören wollen.
Ich mache das nicht, einfach, weil ich es nicht kann.

Und weißt du, natürlich leide ich unter meiner eigenen Art.
Ich sehe Menschen, wie sie heiraten, glücklich sind, zusammen gehören und ich bin irgendwie immer außerhalb von allem.
Ich frage mich oft, ob das kompromisslos ist.

Und trotzdem bleibt ja etwas.
Es ist ja nichts umsonst gewesen.

Ich habe in den letzten Tagen drei tolle Komplimente bekommen.
Nicht von der Sorte, die mir nichts bedeuten, zum Beispiel, wenn sie sich auf Äußerlichkeiten beziehen und die ich deshalb oft nur belächle.

Ich habe in den letzten drei Tagen mit dir mehr gelacht, als in dem gesamten letzten halben Jahr.

Du warst meine beste Freundin und dann war auf einmal kein Kontakt mehr da und du hast mir total gefehlt, die ganze Zeit.

Immer wenn ich mit meinem Mist zu dir komme, weiß ich wieder, was mir jahrelang gefehlt hat. Nämlich, dass mir jemand seine Meinung ungefiltert in die Schnauze klatscht.
Und wir kennen uns halt noch immer so gut.
Erschreckend gut, manchmal.


Und weißte, das beruht ja immer auf Gegenseitigkeit.

Hätte ich in ihm keinen neuen Abnehmer für die blöden Witze gefunden, würden sie versanden.
Nichts wäre lustig und nichts wäre es Wert, darüber zu lachen.

Wüsste ich nicht, ich könnte ihn nachts anrufen, wenn es hart auf hart kommt, (und das wusste ich in all den Jahren immer) wären wir damals nie Freunde geworden.

Würde sie meine Meinung nicht schätzen (auch wenn sicher nicht alles richtig ist, was ich dann so von mir gebe), wären alle meine Gedanken dazu nutzlos.

Das hast du leider nie verstanden.
Dass es DARUM geht.
Um einen Gedankenaustausch eigener Gedanken.
Es geht nicht darum, dass alles richtig ist, wie man es einschätzt oder richtig ist, wie man es sagt oder richtig, dass man niemanden damit verletzt.
Oder was man auswendig gelernt hat, aus irgendwelchen Büchern, und was man dann einfach abspult.

Es geht darum, dass man sich ehrlich sagen kann, was man zu den Dingen meint.
Und wenn es Mist ist. Mag ja sein.
Aber wenn man nach seiner ehrlichen Meinung gefragt wird, muss man sie sagen.

Heute habe ich was gelesen: Die Wahrheit tut einmal weh. Die Lüge immer.

Und ich habe das so gehalten, nicht um dich zu ärgern, sondern weil ich nicht weiß, was man mit einem Gespräch zwischen zwei Menschen sonst anderes anfangen soll.
Ich weiß es ehrlich nicht.
Ich kann sagen, was ich denke.
Ich kann aber nicht sagen, was ich denke, was der andere vielleicht besser finden würde, dass ich es darüber denke.
Das muss man mir schon sagen und dann kann ich darüber nachdenken.

Es sollte nicht darum gehen, wie viele Leute dir sagen, dass du eine hübsche Frau hast.
Es ging MIR nicht darum.
Ich hab das DIR zuliebe gemacht.
Ich hätte viel lieber gehört: Ja sie ist manchmal zu krass. Aber die ist treu und ehrlich und sie sagt, was sie meint. Musst du mit leben.
Das hätte mir so viel bedeutet, das einmal von dir zu hören.
Stattdessen hast du DICH verteidigt, für MEINE Ansichten.
Hast mich meine oft gar nicht sagen lassen.
Hast mir die Flügel gestutzt und hast zugelassen, dass man seine Spiele mit mir spielt, damit ich was daraus lerne.
Damit ich lerne, mich zu mäßigen, kompatibler zu sein.
Aber das bin nicht ICH. Verstehst du?

Heute fragte sie mich: Sind meine Gedanken dazu böse?
Ich sage: Ja.
Und muss lachen.
Nachfrage: Richtig gemein, oder? Oje, ich komme in die Hölle dafür, oder?
Ich muss lachen.
Ich sage: Vielleicht. Naja, nett ist es nicht.
Sie sagt: Und hasst du mich dafür?
Ich muss lachen.
Ich sage: Es sind deine Gedanken, aber tun könntest du es ja nicht. Du hasst Blut.
Wieder muss ich lachen.
Also. Und es gibt bessere Lösungen und wir überlegen uns einfach eine.
Und das meine ich ernst.


Ich habe inzwischen die Papiere sortiert und du kennst mich ja.
ALLES ist da. Irgendwo.
Ich meine ALLES.
Jeder kontoauszug, jede Gehaltsabrechnung bestimmt so seit 2002, einfach alles.
Gut, irgendwo in dem Stapel, der sich dann halt anhäuft, aber weg kommt eigentlich nichts.

Dabei ist mir ein Blatt in die Hände gefallen, von 2015.
Da hast du einen Kreditantrag gestellt, von dem ich nicht wusste.
Und das Theater was du machst....
Ich verstehe es nicht.
Wie auch?
Und so langsam ist es auch einfach egal.

Weil alles mal einfacher war.
Weil ich mal NUR Leute um mich hatte, von denen ich alles wusste.
Was sie denken, was sie fühlen, wie sie sind, was sie wann warum machen, wann die sich mies fühlen, ja manchmal sogar, welcher zusammenhanglose Satz sie trifft und wann ich besser dann mitleidig grinse oder ihnen besser unterm Tisch auf den Fuß trete, um die unpassende Bemerkung zu unterdrücken.

Du weißt gar nicht, wie das ist, mit jemandem an einem Tisch zu sitzen und sich nur auf diesen einen Menschen zu beziehen.
Weil es DER Mensch an diesem Tisch ist, der wichtig ist.
Weil du von diesem Menschen alles weißt, alles kennst, alles verstehst.
Weil du weißt, warum er wann komisch guckt, wann er sich angegriffen fühlt, wann er warum was denkt.
Du weißt das alles nicht.
Du hast nicht mal eine Ahnung davon.

Das ist furchtbar traurig, beteuerst du ja bis heute, dass du mich so geliebt hast.
Aber die Wahrheit, DEINE ganze Wahrheit hast du mir nie gesagt.



Ich habe heute seine Gedichte gelesen, zufällig.
Beziehungsweise aus Versehen.
Zuerst.
Dann absichtlich.

Jedenfalls spürt man aus jeder Zeile diesen Schmerz und ich habe es genau einem Menschen geschickt und gefragt, was ich denn tun soll.
Nachfragen!
Deutliche Antwort.

Und ich kann nicht, aus verschiedenen Gründen.
Auch, weil MEINE Meinung darüber von den meisten anderen abweicht.

Ist es egoistisch, in seinem Leid zu versinken?
Ist es das tatsächlich, auch dann, wenn man für sich selbst keinen Ausweg sieht?
Wenn man sich eingelassen hat, Jahrzehnte lang, dafür sterbe würde, ALLES dafür machen würde, sich selbst aufgeben, nur um da zu sein, wo dieser eine Mensch ist?
Ist das egoistisch?
Ist es egoistisch, Leute dafür allein zu lassen, die ihr eigenes Leben haben, von denen man sieht, dass sie immer noch lachen, weinen, LEBEN, obwohl die Welt sich für einen selbst nicht mehr weiter dreht, seit dieser eine Mensch weg ist?
Ist es das?
Ist es von den anderen nicht genauso egoistisch, zu erwarten, dass man da bleibt?
Liebt, lacht, lebt. Aber immer nur so halb, weil die andere Hälfte halt fehlt?
Darf man das?
Darf man das überhaupt beurteilen?

So ist das nicht bei uns und so war es nie.
Und deshalb ist es auseinander gegangen.
So einfach ist das.
Aber ich weiß, dass es das gibt.

Das gibt es schon in Freundschaften.
Das gibt es auf so vielen verschiedenen Ebenen, in so vielen Abstufungen.
Und es kann lustig sein oder tiefsinnig oder auch abgrundtief traurig, wenn man sich verliert.

Aber so wie du das machst, ist es gar nichts.
Es hat keinen Wert, weil DU selbst keinen reingelegt hast.

Ich hoffe, du kapierst das eines Tages.
Hoffe ich ehrlich, denn ich habe dich mal gekannt und das ist es, was ich dir noch wünsche.
Dass du eines Tages verstehst....

14.04.2018 19:50 • #46


N
Du hast keine Ahnung, was für eine Erleichterung es mir verschafft, wenn du normal mit mir sprichst.
Ganz normal Sachen klärst.
Einfach einen normalen Ton anschlägst.
Ich kann mir denken, warum und sage: Glückwunsch!
Es würde mich freuen, hättest du jemand Neues.
Du warst plötzlich so anders.
Nicht mehr kleinlich.
Nicht mehr aggressiv.
Nicht mehr so bösartig und gemein.
Du warst sogar richtig nett.
So, wie ich dich mal kannte.
Und es freut mich.

Es würde mich sogar jetzt noch freuen, könnten wir füreinander irgendwas anderes sein als Hassobjekte.
Es geht mir nicht um das Geld und darum ging es mir nie.
Das ist weg und ich habe es lange, lange schon als erledigt erachtet.
Und ich will gar nichts.
Meine Anwältin hat mich fragend angeschaut, aber ich kann das alleine, nur die Blöße mir zu geben, irgendwas von dir zu fordern, widerstrebt mir schon und ich bin auf einem guten Weg.
War langfristig gesehen und diesbezüglich vielleicht die beste Entscheidung meines Lebens und gute Ideengeber habe ich auch noch.


Aber manche Dinge werden länger brauchen, als andere, um geheilt zu werden.
Und du hast Sch..... gebaut mit mir.
Auf vielen verschiedenen Ebenen.
Und die Schlimmste habe ich lange verdrängt.

Dazu war ich sogar zum Arzt und die war bewusst gewählt, auch wenn es gekostet hat.
Da wurde mir gesagt: Ist ja gut, dass Sie kein Ar..... sein wollen. Aber das sind Sie gerade zu sich selbst, wenn Sie sich zwingen, sowas verzeihen können zu MÜSSEN.
Zum Verzeihen gehört vor allem: Ehrliche Reue auf der anderen Seite.
Und danach: Zeit.

Und beides hatte ich dafür nicht.

Mit der Zeit wird das vielleicht kommen.
Mit einer Einsicht, auch bei dir, dass man manche Sachen einfach nicht tut.
Es geht mir nicht darum, dir an den Karren zu *beep*.. .
Ich WILL gar nicht, dass du dich so schlecht fühlst, wie du es getan hast.

Und ich weiß auch nicht, mit wem du gesprochen hast.
Kann M. gewesen sein.
Kann B. gewesen sein.
Keine Ahnung und ich frage nach sowas auch nicht, schon aus Selbstschutz.
Aber jemand HAT dir ins Gewissen geredet und dir gesagt: rien ne vas plus.
Sogar so, dass du es verstanden haben musst.

Hintenrum habe ich mich abgesichert.
Das ist so einfach.
Du hast gar keine Ahnung.
Dafür mag ich die Gegend hier.
Viel einfacher als da drüben.
Kennste den, der kennt den, biste kurz nett... läuft die Sache.
Aber das WILL ich nicht und habe bisher drauf verzichtet.
Und ich WILL es nicht mit DIR.
Das ist so....asozial.
Tut mir leid um das Wort aber das ist es nunmal.
Kann man machen, darf man sein, aber ICH möchte das nicht.
Meinetwegen.
Unseretwegen...

Ich hoffe jedenfalls, wir können genau diese Ebene beibehalten.
Die ist schon ok.
Reicht schon.
Ich brauche keine Entschuldigung und ich brauche keine Rechtfertigung.
Es reicht mir völlig, wenn wir wie normale Menschen miteinander reden können und geklärt werden kann, was noch muss.

Und DANN kann jeder für sich selbst überlegen, was einem leid tun sollte.
Und DANN kann man sich vielleicht nochmal darüber unterhalten.

Aber eben erst dann.

Aber ich verrate dir mal was:
Ob du es glaubst oder nicht, es gibt auch Dinge, für die ich mich entschuldigen muss.
Irgendwann.

Und MÜSSEN... dieses Wort meine ich ehrlich.
Weil ich das nicht anders können werde, weil ich mich dazu verpflichtet fühle, dass du immerhin weißt, was mir persönlich vom Herzen her leid tut und was ich besser machen möchte in der Zukunft.
Vielleicht, was ich an dir gelernt habe.
Vielleicht, damit es uns nicht als sinnlos in Erinnerung bleibt, was wir hatten.
Ich weiß nicht genau...

Wenn die Wut erstmal verflogen ist, alles geklärt ist, wenn wir *beep* und allein auf uns selbst zurück geworfen sind, wenn wir GESCHIEDEN sind, wenn das alles durch ist... dann möchte ich dir tatsächlich ein paar Sachen sagen.
Wenn du es dann noch hören willst...

Und ich hoffe, dann kommt das alles auf eine andere Ebene.

Und ich kann dir (hier) sogar noch was sagen, auch wenn ich es dir im richtigen Leben niemals zeigen würde:
Ich wäre immer traurig, würden wir uns für immer hassen.
Das kann ich nicht und das möchte ich auch nicht.

Du kannst daraus machen, was du für richtig hältst.
Es ist nicht mehr meine Sache.

Aber ich würde mir wünschen, wir könnten uns irgendwann mal freuen, uns über den Weg zu laufen und uns kurz umarmen und ganz ehrlich zueinander sagen können: Ich hoffe, es geht dir gut.

19.04.2018 23:25 • #47


A


Tagebuch zum Untergang einer Ehe

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N
Ich habe immer verdammtes Glück und alles fügt sich ineinander und ich verstehe nicht mal, warum.

Es passiert einfach so und es geht mir besser.
Gut, das wage ich noch nicht mal zu sagen, weil Dinge ungeklärt sind und ich kenne es ja inzwischen...

Ausgesprochen, so darf man das wohl nennen, was ich mit ihm gemacht habe.
Gelacht darüber, was er mir noch fieses nachsetzen wollte und es doch nicht gemacht hat.
Ehrlich, das wolltest du mir SCHREIBEN?
-Ja, ich war in dem Moment so sauer auf dich!
Haha.
Ja manchmal ist das so... da denkt man solche Dinge, die nur dafür da zu sein scheinen, um den anderen zu verletzen und meistens ist es besser, dann den Mund zu halten.
Naja, alles ok.
Stimmt ja sogar auch.

Und deshalb muss ich mich fern halten von dir!
Ich habe es nicht geschafft, diese Distanz zwischen uns zu lassen.
Die Distanz, die notwendig wäre.

Du hast dich nicht richtig geöffnet.

Man versteht dich nicht.

Du hast so clevere Augen und man checkt nie, was du dazu denkst, wenn man irgendwas sagt.

Doch doch, dein Lächeln ist so süß... da siehst du viel jünger aus, aber manchmal guckst du so nachdenklich....

Klar rennen die dir hinterher aber du kapierst das nie.

Ja.
Stimmt bestimmt alles, aber ich denke ja nur so herum und gucke mir das an und KANN meine Gedanken dazu nicht sagen.
Ihm musste ichs dann erklären und habe gesagt, dass ich defensiv abwarte, was so passiert und dann eben meine Entscheidung treffe und obwohl er so anfangs so sauer war, hat er gelacht.
Du machst das schon richtig, das ist völlig ok. Für dich.:.

Sie macht mich an dafür, dass man das echt nicht bringen kann.
Er sagt: Die kennt das alles, lass sie einfach, die weiß, was sie tut.

Und ich?
Keine Ahnung.
Ich lebe so vor mich hin und meistens geht es mir gut und ich halte alles fern von mir, was irgendwie nach herannahender Katastrophe aussieht und sage dann halt: Lieber nicht.

Aber erstmal warte ich.
Laufe so mit und finde dies oder das gut oder weniger gut.

Er hat sich schlapp gelacht über mich.
Alle lachen sich schlapp über mich und wenn ich dann wirkliche Freunde frage, warum, lachen die auch noch und sagen: Du bietest aber auch echt Angriffsfläche zum Lachen.

Ja.
Kann ja sein, aber ich mache das ja nicht mit Absicht.

Ne komische Zeit ist das.
An dich denke ich oft und ich hasse es, dass ich dich so hassen muss.
Aber ich kann dich auch nicht mehr mögen.

Und sonst mag ich zwar Leute, aber eben auch nicht mehr.
Letztens hat er sich kaputt gelacht: Und, was habe ich gesagt, gerade im Auto?!
Die sagt dazu nett.
Aber mehr auch nicht.

Ja war ja so! Und mich irritiert das, dass alle finden, nett sei gar kein positives Wort.
Nett ist nett.
Nett ist besser als doof.
Nett ist doch mal ein Anfang.
Oder könnte einer sein...

Immerhin nehmen mich die Leute inzwischen in den Arm, während sie über mich lachen.
Ist ja schon mal was.

Irgendwie bist du süß.
Ja voll.
Weil meine Gedanken immer nur hin und her schwitchen zwischen: Will der mich veralbern? Mag der mich als Person? Wie sollte er, wenn er gar nichts von mir weiß?
Jaja.
Voll süß ist sowas....
Dieser Zustand Vorallem.
Wenn man sich gar nicht traut, mit jemandem zu reden, weil man sich selbst nicht mehr für voll nimmt.
Extrem süß.

Und sogar wenn ich das ernsthaft versuche, echt mir Mühe gebe...
Rafft es doch keiner.
Wie denn auch?

Dafür bräuchte ich viel mehr Zeit, als die meisten Menschen haben.
Ist schade.
Aber irgendwann lacht mal jemand nicht, sondern sieht es als das, was es ist.
Als etwas, was eben seine Zeit braucht.
In allem.
Und dann ist es eben so und wird auch so genommen.
Und dann ist es vielleicht einfach ok.
Schlimm.
Freut mich ja, dass es für alle unterhaltsam ist und dadurch fühle ich mich sogar besser, als wenn man sich über mich ärgern müsste.

Aber richtig gut István

17.05.2018 01:06 • x 1 #48


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Das Land, durch dass man sich am besten tanzend bewegt.
Das wäre meine Definition.
Und es hat mich plötzlich wie ein freundlicher Blitz getroffen, als mir aufgefallen ist, zu welchem Zeitpunkt ich damals da gewesen bin.
Auch damals bin ich gerade genesen, war in einer Neusortierung, der Welt wieder wohlgesonnen, wieder neugierig, auf das, was kommt, etwas angeschlagen noch und vorsichtig mit den Menschen, aber interessiert und angstfrei und spaßig.

Es macht für mich keinen Sinn, Pläne zu schmieden und dann in ihnen auszuharren und sie ums Verrecken nicht ändern zu wollen.
Ich habs versucht, aber auch Dinge, die man kategorisch ausschließt, treffen einen unerwartet.

Hätte mir vor ein einhalb Jahren jemand gesagt, dass ich heute um fünf Uhr morgens hier mit Jetlag sitze und mir mit Kaffee den Sonnenaufgang ansehe, dass ich gestern mit IHM essen war, nur so zwischendurch, dass er mein Auto repariert hat, während ich weg war....
Dass ich SIE anrufe, um zu fragen, wie ich mich am besten verhalten soll bei dieser großen Sache, die die Gegenwart und die Zuklunft verändern kann...
Dass SIE mich anschreibt, ob ich wieder hier wohne und wir mal einen Kaffee trinken wollen...
Dass ich nun hier sitze und mich gleich fertig mache, damit DU mich in der früh abholst weil du mich an deinem Leben teilhaben lassen möchtest.
Ich wäre in schallendes Gelächter ausgebrochen.
Das ist doch nicht mein Leben!

Und doch ist alles genau so gekommen und es sind alles Dinge, die ich belächelt hätte, abgewunken, die so weit weg waren, dass ich sie mir nicht in meinem kühnsten Traum auszumalen gewagt hätte.
Teilweise hätte ich sie nicht mehr zu hoffen gewagt.

Auch jetzt wieder reden die Leute manchmal auf mich ein.
Wenn es schlimm wird, fragst du, sehr nachdrücklich, oft.
Ich habe keine Angst vor dem, was zu sagst, aber ich habe Angst vor dem, was du denkst.

Und als ich nicht konnte, als es nun wirklich nicht ging und ich dich nur angestarrt habe oder aufgestanden und gegangen bin, hast du mich nicht verurteilt.
Hast mich lange angesehen und gesagt: Du weißt aber, dass es manchmal schwer ist, das alles nicht ganz anders zu interpretieren, oder?
Dass man das auch alles anders sehen könnte, wenn du nicht mit mir sprichst?! Dass man das alles auch in den falschen Hals bekommen könnte?

Oh ja, ich habe das gewusst und konnte trotzdem nichts dagegen machen.
Manchmal hätte ich meine Gedanken nicht in Worte fassen können, weil sie so verwirrt waren.
Geh weg, so lange du dich noch nicht daran gewöhnt hast, aus deinem eigenen Interesse.
Meine Güte, wie sehr mag ich dich, dass du mich gerade weder verurteilst, noch streitest, noch böse wirst.
Ich hab Angst, dass du mir weh tust.
Woher kommen diese Komplexe bei dir, du bist ein wundervoller Mensch...


Manchmal haben sich die Sätze zu meiner Vergangenheit schon als Satz geformt in meinem Kopf und du hast gefragt, was los ist und du hast es anfangs nicht deuten können.
Und ich konnte dich nur anstarren und konnte nichts sagen.
Bin weggegangen, wenn du gebohrt hast, habe sogar das eine Mal alles hinwerfen wollen, habe da gesessen und mein Kopf und mein Herz waren so voll und doch konnte ich dir nichts sagen.

Und dann hast du etwas sehr kluges gemacht.
Du hast dich vor mich hingekniet und hast meine Hände geküsst und hast gesagt: Bitte lass mich nicht betteln. Bitte sprich doch mit mir.
Und auch da hat es noch lang gedauert, wir haben uns lange nur angesehen, aber immerhin konnte ich nicht mehr weglaufen in dem Moment.

Seitdem ist es zwar noch immer so, dass manche Situationen und manchmal, so wie gestern, nur ein Schlüsselwort, mich in eine Schockstarre fallen lassen, aber seitdem du damals dann wieder aufgestanden bist und dich neben mich gesetzt hast, ist es anders, ich kann dir meine Gedanken erzählen.

Ich hatte furchtbare Angst, dass du mich verurteilst, dass du gehst.
Stattdessen hast du dich einfach wieder neben mich gesetzt und bist ernst geblieben, hast diesmal keinen Witz gemacht oder etwas verharmlosendes gesagt, sondern hast mich auf die Wange geküsst und gesagt: Danke für dein Vertrauen.

Und ja, ich sehe, wie du dich manchmal zerreißt.
Wie du manchmal nicht weißt, wie du deine Zeit einteilen sollst.
Wie du hin und her fährst, das eine mal die ganzen vielen Kilometer, nur um mich zu sehen.
Ich weiß nicht, was da in DEINEM Kopf manchmal ist, dass du denkst, du müsstest das.
Ich kann es mir denken, aber gesagt hast du es nur das eine Mal und auch nur die halbe Wahrheit.
Ich habe das noch nie jemandem erzählt.
Auch ich hatte gebohrt anfangs, auch du warst stumm geblieben.
Aber es ergibt sich aus allem, was du mir gesagt hast.
Und es ist ok.
Ich freue mich, dass du das alles für mich tust.
Ich freue mich, dass du mich an deinem Leben teilhaben lassen willst, dass du mir den Part zeigen willst, der dir das wichtigste auf der Welt ist.
Und ich weiß es zu schätzen.
Aber manchmal ist es unnötig, weil ich da bin.
Ich bin hier und ich mag dich und ich habe nicht vor, zu gehen.
Sogar wenn uns 8000 Kilometer trennen, denke ich an dich und hätte dich gern neben mir.

Und inzwischen geht die Sonne auf....

15.07.2018 06:04 • x 2 #49


N
Weißt du noch, was ich dir ziemlich am Anfang von mir gesagt habe?

Ein Freund, ein richtiger Freund könnte so ziemlich alles machen, auch Sachen, die vor dem Gesetz mit der schlimmsten Strafe belegt werden und mein Bild von ihm wird sich dadurch nicht ändern und DAS ist Vertrauen.

Nun hast du den Beweis leider sogar bekommen.
Und ich merke den Unterschied.
Ich hätte Leichen im Keller, so hast du mir das mal vorgeworfen.
Ich wäre wie Buddha oder dalai lama, so ruhig innerlich.
Blödsinn. Völlig.
Ich bin innerlich nicht nur aufgekratzt, ich bin innerlich zerfressen und zwar ständig.
Aber ich schlafe nachts meistens ruhig.
Im Gegensatz zu dir.
Und ich bin nicht blöd.
Und genau DAS ist es, was mich stresst.
DIESE Art von Verhalten.
Du gibst dir Mühe und angeblich für mich.
Damit du mich vom Stress fernhältst.
Hat dich kurz schockiert, was der Arzt gesagt hat, aber mehr auch nicht.

An dem Abend wolltest du mit mir Schluss machen.
Zumindest hast du darüber nachgedacht und überschlagen, wie oft ich dir gesagt habe, dass mich das alles krank macht.
Und du hast es dann mal gehört.
Ich kam mir schon vor wie ein Simulant.
Und das habe ich dem Arzt extra in deinem Beisein gesagt.
Ich wollte auch, dass du das hörst.

Für dich ist es aber damit abgetan, dass du mir sagst, ich solle mich davon nicht so beeinflussen lassen.
Ich wache nachts auf und du sagst mir sowas und ich starre dich nur an und du weißt nicht mal, was ich geträumt habe.

Du weißt es gar nicht.

Ich hatte geträumt, dass wir in meinem Elternhaus zusammen kochen und deine Kinder sich furchtbar über ihre Mutter aufregen.
Und du hast gar nichts dazu gesagt.
Einfach nichts.
Und ich habe geantwortet, dass sie etwas Verständnis haben sollten und solche Sachen.
ICH musste sie in Schutz nehmen.

Und weißt du was?
Ich habe mich nicht mal schlecht dabei gefühlt.
Weil das die einzige vernünftige Antwort auf so etwas ist.

Auch wenn sie mich im richtigen Leben angebrüllt und beleidigt hat.
Auch wenn ich für euer komisches Ding da nichts konnte.
Auch wenn es mich in deinem Leben nicht gab, als bei euch schon vor Jahren alles vorbei war.

In meinem Traum war es aber gefühlt anders.
Da habe ich das getan, was man tun sollte.
Und für mich war es völlig ok.
Warum ist es das dann für dich nicht, im richtigen Leben?


Und komisch, dass ich das erst mir dir gehört habe.
Aber irgendwie ist es mir im Kopf geblieben:
Das Böse ist nicht das Gegenteil vom Guten.
Bloß die Abwesenheit davon.


Und du hast etwas an mir nicht verstanden:
Du kannst mich anrufen mit dem größten Bockmist, den du in deinem Leben gebaut hast.
Aber zwei Sachen:
Zieh mich nicht mit rein.
Und:
Sei gefälligst ehrlich.
Und das habe ich immer so gehalten und zwar bei allem und bei jedem.

Und das erwarte ich von dir.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Weißt du, was das Dumme ist?
Alles, aber auch wirklich alles, was ich darüber denke und sage, denke ich zu deinen Gunsten.
Du wirst dir mal schreckliche Vorwürfe machen.
Nicht meinetwegen.
Ihretwegen.
Du denkst, die Zeit wird das richten.
Das wird sie nicht.
DU musst das richten.
Alles.
DU wirst sonst nicht glücklich.

Und das hast du nie kapiert.
Egal, wie oft ich dir das gesagt habe.
Mir ist egal mit wem oder wofür oder womit du glücklich wirst.
Hauptsache, du bist es irgendwann.
Und du wirst mich immer anrufen können, wenn du es nicht bist, egal nach wie vielen Jahren, egal wann, egal, was du gemacht hast, denn mein Bild von dir, von dem, was du hättest sein können und sein sollen, in MEINEN Augen, wird sich nicht ändern dadurch.

Ich merke das extrem, weil ich zehn Jahre lang weggeblieben bin.
Jemand hat mich auf der neuen Arbeit besucht und gesagt, er hätte von mir geträumt und mich dann bei Google gefunden und ich würde ja wieder hier wohnen und das alles.
Der gleiche Mensch, der mich nach Jahren schon mal gesucht hatte, weil seine so junge Frau gestorben war und er mit irgendwem reden wollte, der ihm nicht nur allgemein gültige Sätze um die Ohren haut.
Und ich habe nie verstanden, warum er ausgerechnet mich dann sehen wollte.
Und natürlich, ich habe es gefragt.
Und vielleicht ist es eben das: Ich wusste einfach nichts zu sagen auf das alles.
War völlig überfordert.
Kam mir blöd vor.
Ich hatte keine Antwort für ihn.
Manchmal hat man keine. Und manchmal ist man besser beraten zu sagen, dass man keine hat, als sich eine auszudenken.
Vielleicht ist das einfach so.


Oder sie: Nach zehn Jahren und zwischen all den Problemen und zwischen Streit und ohne einander leben denke ich von meiner ehemaligen besten Freundin nur eines: Sie sollte ihre Orcas in freier Wildbahn sehen.

Sie ist anders und in meinem Kopf verklärt worden und ICH habe mich weiterentwickelt, vielleicht mehr als sie, aber trotzdem würde ich alles dafür machen.
Weil das immer ihr Wunsch war.
Die fehlgeleitete Meeresbiologin.
Blöde Kuh, die viel besser dran wäre, wenn sie nicht immer so tun würde, als wäre sie perfekt und deshalb selbst an Ihrer Möchtegern-Perfektion zerbricht.
Und es auch noch jedem auf die Nase bindet und damit ihre Imperktion perfekt zur Schau stellt.
Aber ich liebe sie halt.
Und ich finde, sie sollte ihre blöden Orcas sehen.


Oder er: Anderer Mensch.
Nach siebzehn Jahren, die wir uns kennen.
Einfach ein anderer Mensch.
Und trotzdem: Liefe alles schief, würde die Welt kopfstehen: Erster Ansprechpartner.
Beim Bäcker getroffen, nach Jahren.
Und er sagt mir in der Schlange einfach: Du warst mal meine beste Freundin und dann warst du einfach weg.
Und ich habe dich vermisst.
Mehr nicht.
Keine Vorwürfe.
Keine Fragen.
Einfach so war ich wieder willkommen.
Obwohl ich so voller Fehler bin...
Und hätte ich eine Frau aussuchen können:
Die wäre nicht halb so gut geworden wie die Frau, die tatsächlich am Ende als die Ehefrau da vor mir stand.

Und letzten Endes auch mit ihm:
Ja.
Alles doof gelaufen.
Am Ende bin ich aus meiner Wohnung ausgezogen.
Habe ihm so ziemlich alles gelassen.
Mein zuhause.
Das einzige zuhause, was ich je hatte.
In dem ich mich wohl gefühlt habe.
Aber es ist eben so.
Es war ja meine Entscheidung, nicht darum zu kämpfen.
Diese Entscheidung kann ich ihm nicht anlasten.
War ja nicht seine.
Er hat nur seinen Vorteil daraus gezogen und darauf böse zu sein...?!
Was bringt mir das?
Wut.
Neid.
Eifersucht.
Miese Gefühle.
Was soll einem das mehr bringen, als verzeihen?
Am Ende, für das, was man selbst davon hat, ist es einfacher, zu verzeihen, als wütend zu bleiben.


Und das alles...
All das Wissen und diese ganzen Erkenntnisse, das hast DU mir gebracht.
Du verstehst das wahrscheinlich nicht und das musst du auch nicht, aber das macht deinen Platz in meinem Herzen groß.

Und sogar als ich dir erzählt habe, dass ich den Gedanken von verzeihen habe, hast du nichts gesagt.
Das finde ich ziemlich stark.
Du bist sehr selbstkontrolliert in der Hinsicht.

Aber trotzdem.
Nur in dieser Hinsicht.
Nur bei anderen.

Bei dir selbst kennst du dich nicht aus.

Wenn ich höre, dass Leute dir sagen, dass du das allerletzte seist.
Dass du dich schämen solltest.
Mich trifft das für dich mehr als für mich selbst.

Und ich muss immer an dieses Theaterstück denken:
Sie liebte ihn nicht, weil er war wie sie, sondern weil er elend war.
Sie half ihm nicht nur, weil sie ihn liebte.
Sie liebte ihn auch, weil sie ihm half.

Ich weiß, dass du dich selbst so siehst.
Aber ich weiß auch, dass das nicht stimmt.
Nur...
DU solltest auch wissen, dass das nicht stimmt.

Ich weiß, ich kann es dir nicht einprügeln, einreden.
Ich kann nur machen, was ich immer gemacht habe: dich lassen und da sein, wenn es brennt.

Und hoffentlich kann es dir dann ein Trost sein, dass mein Bild von dir sich nicht geändert hat.

Keine Ahnung.
Du bist stinkig gerade.
Zu recht.
Aber ich liebe dich und du bist ein guter Mensch.
Aber du wirst mir das ja ohnehin nie glauben, weil du das selbst nicht siehst.

Aber irgendwann......
Irgendwann.......

08.12.2018 20:29 • x 1 #50


N
Du fragst mich, warum ich Tränen in den Augen habe, jedes Mal wenn du mich ansiehst und es ist darum:


Er hat mich gestern angerufen.
Mal wieder.
Und diesmal habe ich abgehoben.

Und noch bevor ich keifig werden konnte, hat er losgeredet.
Bevor das Gespräch in diese Richtung gehen konnte, die ich immer einschlage, wenn mich jemand mal sehr verletzt hat.
Sachlich.
Und unverzeihlich nüchtern.
Und am Ende: Unehrlich.

Und zum ersten Mal hat es sich ehrlich angehört.
Dass ich denken muss, er sei ein riesen A......
Und dass er lange nachgedacht hat und mit der Zeit die Fehler gesehen, die er gemacht hat.
Die großen und die kleinen.
Dass er mich allein gelassen hat mit vielem.
Dass ich immer allein einkaufen gegangen bin und gekocht habe, damit er Essen auf dem Tisch hat.
Nach der Arbeit, obwohl es mir teilweise so mies ging.
Dass er das umgekehrt nie getan hat, obwohl er früher zuhause war.
Dass er das hätte tun sollen.
Dass ich denken muss, dass er ein stalker ist und dass er verrückt war zu dieser Zeit und dass ich viel stärker sei, weil ich sowas nie getan hätte.
Auch darauf habe ich geantwortet, wie ich eben bin.
Ich habe gesagt, dass das mit Stärke wenig zu tun hat, ich sei nur nicht so doof, noch hinter den Verletzungen her zu laufen, indem ich es mir bewusst ansehe.
Dass er meine Entscheidung hätte akzeptieren müssen und nie so lange hätte weitermachen dürfen, bis ich alles verliere, hat er gesagt.
Dass ihm das leid tut.
Dass er diesen Film gekauft hat, den ich so gern sehen wollte und ihn doch nie angeschaut hat.
Dass er sich nicht genug bemüht hat.
Dass er in einem einzigen Laden war und nicht auf Anhieb gefunden hat, worüber ich mich so gefreut hätte und es dann dabei belassen hat.
Und dass er es traurig findet, dass ich nicht mehr sehen kann, wie gut ich sei.
Ich wäre so witzig.
Er hätte immer so viel gelacht, auch wenn wir allein waren, ob ich mich erinnern könnte, als wir uns allein auf meiner Terrasse betrunken haben und ich dann vom Tisch in den Pool gesprungen bin, in dem eigentlich viel zu wenig Wasser war, um das zu tun.
Wie oft wir sowas gemacht hätten, wie viel wir gelacht hätten.
Und dass er gern hätte, dass er DAS in seinen Gedanken behält.
Dass er es nicht erträgt, was letztendlich daraus geworden ist.
Und ob wir nicht Freunde sein könnten.
Und bevor ich antworten konnte, hat er gesagt, dass er weiß, er war kein guter Ehemann, aber er sei ein guter Freund.

Und ich, ich habe eigentlich immer nur gesagt, dass es nicht zu ändern ist.
Es ist gekommen, wie es gekommen ist und das sei jetzt nunmal so.
Ich könnte ihm verzeihen und ich würde ihn nicht hassen, aber es würde auch keine Rolle mehr spielen, was ich dazu denke.
Weil es kaputt ist und nicht zu reparieren und daher sollte man daran auch einfach nicht mehr denken.
Das sei mein Standpunkt.
Und ob mir das gelungen wäre, wollte er wissen.

Meistens. Das war meine Antwort.

Und jedes Mal, wenn ich mir die Nase putzen musste, weil ich geweint habe, habe ich es auf die Erkältung geschoben.
Ich habe die ganze Zeit lautlos geweint und alles abgeblockt.
Freunde.
Was soll das auch heißen?
Was soll das sein?

Und so ist es eben...

Und was dann kam, ist genau wieder das, was ich nie geschafft habe, einzuordnen.
Anfangs habe ich es noch geglaubt.
Da hat er angefangen, wie zum Beweis, dass er eine Freundschaft schaffen kann, mir von den Frauen zu erzählen, die er kennen gelernt hat.

Und wie sie heißt und so.
Und ich fand es auch ok und ich habe gefragt.
Und er hat geantwortet.
Fairer Deal.

Und dann hat er gesagt, worüber ich die ganze Zeit weine.
Dass er nicht die Familie kennenlernen will, weil ihm das zu viel ist.
Dass er gemerkt hat, dass es ihn nervt, wenn sie ständig da ist.
Dass er es ihr gesagt hat, dass er keine Kinder will, dass er das alles nicht nochmal denken kann mit jemand anders.
Und dass Frauen komisch seien, weil das anscheinend dazu führen würde, dass sie einem hinterher rennen.
Dass ich das nie getan hätte, ich hätte gewusst, was ich will und dass man nett zu mir sein sollte.
Dass sie sogar eine für ihn sehr nette Erklärung für sein Verhalten gefunden hätte, bloß um es sich schön zu reden.
Dass sie einen Urlaub mit ihm gebucht hat, den er dann abgesagt hat, weil er lieber arbeiten gegangen ist.
Ob sie nicht furchtbar verletzt davon war, habe ich dann gefragt.
Doch, hat er gesagt.
Aber das sei es eben.
Wenn es einem egal wäre, ob jemand bleibt oder geht, würden die Leute sich mehr um einen bemühen.
Und dass er es ehrlich versucht hätte und sich selbst die Chance auch geben wollte, jemanden zu finden, aber dass es nicht gehen würde, es sei eben nicht das gleiche.


Und ich, ich musste an dich denken.
Und wie du bist.
Und daran, dass du nicht abgeschlossen hast.
Und daran, dass du mir leid tust und es mich gleichzeitig verletzt.

Ich weiß, dass du es dir wünschen würdest und gleichzeitig weiß ich, dass du es nicht kannst.
Und ich weiß auch, dass es dir leid tut und mir gegenüber ein schlechtes Gewissen hast, weil du es nicht kannst.
Und ich kann es dir nicht mal vorwerfen.

Und ich frage mich, ob du das jemals können wirst.
Ob ICH das jemals können werde.

Ob überhaupt irgendjemand das kann, der sein Leben eigentlich schon mit jemand anders zu Ende gedacht hatte.

Hundert mal hast du mich das gefragt.
Ich sehe, dass du dich irgendwie quälst, ich sehe dir das an, was ist denn?

Nichts.
Und ich weiß, dass das eine Wort dir tausend Fragen in den Kopf wirft und bei dir sowieso und zusätzlich noch hunderttausend Selbstzweifel.
Weil du so bist.
Und ich genauso bin.
Und dass das unfair ist.
Wir beide. Zu einander.


Letztens hast du gesagt, dass das irgendwie lustig wäre, dass andere Leute sich gegenseitig die Vorwürfe machen würden und wir, wir seien genau anders herum.
Wir müssten uns immer gegenseitig davon abbringen.
Und wenn wir eine Bank überfallen und verhaftet würden, könnte man uns deshalb nicht belangen , weil jeder von uns die Schuld auf sich nehmen würde.

Und das schlimme ist, das wirklich schlimme: ich bin ein guter Lügner geworden.
Ich tu so, als ob ich ich wäre, aber ich bin es nicht.
Sogar vor mir selbst.

Ich habe das gemerkt, als wir da waren.
Ich hätte mir früher nie solche Gedanken gemacht.
Ich wäre mitgelaufen und hätte es zwar dämlich gefunden, aber lustig, ich hätte diese negativen Gedanken nicht gehabt.
Zu keiner Zeit.
In Indien bin ich losgelaufen, ohne einen schlechten Gedanken, habe noch gelacht und es sogar noch GESAGT: haha. Was soll passieren? Dass wir am Ende der Gasse ohne Niere in einer Badewanne wach werden?

Und jetzt?

Oh schütze mich gegen alles und jeden und gegen dich.
So war ich nie.

Ich habe versucht, ihm das zu erklären, dass er besser vergessen sollte, dass eine Freundschaft nicht möglich ist, weil ICH ein anderer Mensch geworden bin.
Und er hat mich gefragt, warum ich dies oder das getan habe.
Und ohne ein Gefühl dazu zu haben, einfach KEINES, habe ich gesagt: Ich denke, weil ich mir selbst beweisen wollte, dass ich sowas verdient habe.
Und da hat ist er sehr leise geworden.
Und hat gesagt: Das hast du nicht.

Und doch.
Wenn er mir Dinge vorwirft, hat er Recht.
Diese Dinge sind dem Begriff Liebe nicht zu vereinbaren.
Was soll ich also sagen, wenn er mich fragt, ob ich ihn jemals geliebt habe?
Wahrscheinlich nicht.
Denn wenn man jemanden liebt, tut man bestimmte Dinge nicht.

Und was ich dir gesagt habe, war vielleicht die einzige Wahrheit, die es gibt: ich kann nicht lieben.
Und es ist nicht deine Schuld.

Aber weißt du, die einzige Definition, die ich habe, die bleibt, es ist sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner, auf den ich kommen konnte: am Ende möchte ich, dass es dir gut geht und am Ende möchte ich, dass DU das findest, womit es dir gut geht.
Und ich würde mein Ego nie darüber stellen.
Ich weiß, das reicht nicht.
Ich weiß, dass ist das mindeste, was man von jemanden verlangen kann, der behauptet, einen zu mögen.
Aber immerhin...
Das kann ich dir versprechen.

Ich weiß, das ist nichts großes und es ist eben nicht das, was eine Beziehung lebendig hält.
Nicht mal eine Freundschaft.
Dafür reiche ich nicht im richtigen Leben, ich weiß das.
Ich bin zu unzuverlässig und ich weiß zu oft nichts zu sagen.

Aber DU bist gut.
Vergiss das nicht.
Du solltest das nie vergessen.

Und wenn du es selbst vergisst, dann denk halt dran, dass ich es mal gewusst habe.

24.12.2018 14:15 • x 1 #51


N
Weißt du, er hat mir noch etwas gesagt, was ich dir nicht gesagt habe:
Als er erzählt hat von seiner Freundin, da hat er mir gesagt, dass es ein großer Fehler an mir sei, dass ich nicht einfach die Dinge so lassen könnte, ich würde die Sachen nicht so stehen lassen sondern dann wieder fragen.
Und wieder und wieder.
Und dann hat er gesagt: Weißt du, eine Lüge ist oft nicht als das gemeint, was du darunter verstehst.
Wenn es einem egal ist, dann ist es einfach, die Wahrheit zu sagen und der andere muss sie dann einfach so hinnehmen.
Wenn man aber etwas behalten will und man mag nicht, wie sich die Sachen anhören, dann lügt man, obwohl man weiß, dass das nicht richtig ist.

Und ich habe gefragt, was ich denn tun sollte, wenn eine Lüge eben für mich so offensichtlich ist und mich die Ausreden und Diskussionen krank machen, viel mehr, als mich jede Wahrheit verletzen könnte.


Tja, weißt du, was mir vor langer Zeit mal jemand gesagt hat?
Wenn jemand dir sagt, dass er lügt, um dir nicht weh zu tun, dann will er in Wahrheit sich selbst nicht weh tun.
Und wenn dir jemand sagt, dass er lügt, um dich zu schützen, dann schützt er damit nur sich selbst.



Weißt du, warum ich wusste, dass du gelogen hast?
Ich wollte dich eigentlich fragen, wenn du in der Tür stehst, wenn du gehst.
Aber ich konnte nicht warten, ich konnte dich nicht mal mehr ansehen, weil ich die Antwort schon kannte.
Beide Antworten.
Deine.
Und die Wahrheit.

Aber ich wollte, dass du weißt, dass ich sie kenne.
Und es ist von einem nein zu einem weiß nicht, zu einem kann sein bis zu einem wahrscheinlich geworden.
Ein einfaches Ja. hätte gereicht.


Du kannst nicht immer davon laufen und ich werde dich das auch nicht tun lassen.
Nicht bei mir.
Da siehst du gefälligst hin.
Das ist das, was du mir schuldig bist.


Weißt du, ich habe so viel gelernt an dir.
Du bist derjenige, an dem ich gesehen habe, was passiert, wenn man immer so weiter macht.
Es ist einfach nicht damit getan, zu verzeihen.
Und sogar das hast du nicht.

Weißt du, was du tust?
Das gleiche, wie ich.
Und das ist nicht ok.

Du kannst dich noch dein ganzes Leben lang hinsetzen und dich in deinem Selbstmitleid suhlen und die Wahrheiten verdrehen und alles gut aussehen lassen, obwohl es das nicht ist.
Du kannst dich auch weiterhin nur damit befassen, was du verloren hast Gott und die Welt dafür hassen und weiterhin gar nichts in Ordnung bringen, dein eigenes Leben nicht.
Du machst das seit vier langen Jahren so und wohin hat dich das gebracht?

Du wirst nicht ändern, dass du auf der anderen Seite jemanden hast, der Einbrüche fingiert, der einfach in dein Leben platzt und dir deine Kinder wegnimmt, der sie manipuliert und ihnen mit der Polizei Angst macht, obwohl es deine Wochenenden sind, bloß, damit du ein schlechtes Gewissen bekommst.
Das alles liegt nicht in deiner Verantwortung.


Aber entweder machst du weiter, wie bisher und verzeihst nicht und bleibst in diesem Leben hocken, wo du dich immer nur danach richtest, was den anderen gefällt.
Damit du diesen Schaden, den unsere Beziehung gerissen hat, wieder richtest.
Damit du den Kontakt zu deinen Kindern wieder haben darfst, den zu deinen Eltern.
Oder du selbst änderst etwas und versuchst wenigstens, dir zu erlauben, glücklich zu sein.


Weißt du, es wäre so oder so zu Ende gegangen, weil ich das nicht länger ertragen hätte, zu sehen, was alles kaputt gegangen ist, seit ich in dein Leben gekommen bin.

Und ich habe dich gestern gefragt, was ich hätte tun sollen, an welcher Stelle ich so falsch abgebogen sei, dass alles so gekommen ist, obwohl es in meinem Kopf doch so anders war.
So schön in meiner Vorstellung.
Und du hast gesagt, dass du dich das auch die ganze Zeit schon fragst, dass du alles falsch gemacht hättest.

Und wenn du dann fragst, warum ich weine, was ich denn denke, dann weiß ich, dass dir die Antwort nichts nützen wird.
Ich habe gedacht, dass vielleicht, nur weil ICH es so nicht könnte, das nicht heißt, dass es für dich nicht das beste ist.

Ich weiß, dass du das wolltest.
Ich weiß, dass du dir das gewünscht hast.
Dass du wolltest, dass endlich alles in Ordnung kommt und du wieder glücklich sein kannst.
Ich weiß, dass du das in mir gesehen hast und ich danke dir dafür, auch wenn ich es letztendlich nicht gewesen bin für dich.
Ich weiß, dass es dir schwergefallen ist, das einzusehen.


Nur, du hast auch MEIN Leben in die Tonne getreten, indem du einfach stillhältst und dich tot stellst.
Es war auch MEIN Wunsch und MEINE Hoffnungen und MEINE Gedanken.

Und es ist einfach nicht fair, um dich zu schlagen und mir Sachen vorzuwerfen, nur weil ich dir das sage.
Es ist nicht fair, dass du mir dieses Telefonat vorwirfst, ohne zu fragen, was ich dazu denn überhaupt denke.
Oder fühle.
Oder warum es mir etwas bedeutet.

Du weißt alles dazu, du kennst die tiefen Verletzungen, mit denen ich bei dir ankam und von denen du einige wieder heile gemacht hast.
Und dann wirfst du mir das vor?
Weißt du, warum mir das etwas bedeutet hat?
Weil es sich ehrlich angehört hat, zum ersten Mal überhaupt war etwas ehrliches in all den Aussagen und es war eine ehrliche Entschuldigung für all das.
Und das hat mir mein Gefühl von richtig und falsch, von fair und unfair wieder richtig gerückt.

Das ist Glück.
Das ist mehr, als man erwarten darf.
Die meisten Leute sind wie du.
Verdrängen und tot stellen und fertig.

Und du hast recht: eine Entschuldigung ändert nichts an der Sache.
Aber sie ändert vielleicht, wie man mit der Sache umgehen kann.


Und weißt du, was mir am meisten Angst macht wegen unserer Sache?
Nach den sieben Monaten, nach den Reisen, nach den Verletzungen und Kämpfen und nach der Trauer....
Was bleibt dann am Ende von UNS?

Ja, es tut mir fürchterlich weh, dass du zu Kreuze kriechen wirst und mich einen Fehler nennst.
Dass du sagst, du möchtest keine Frau mehr, du möchtest allein sein, das ginge zusammen alles nicht.
Es tut weh und es ist nicht fair.
Aber ich weiß, dass das der einzige Weg ist, wie du überhaupt schaffen kannst, dich irgendwie neu zu ordnen und es so werden zu lassen, dass die Möglichkeit dazu besteht, dass du wieder glücklich werden kannst.

Ich habe das gesehen, anfangs, mit den Kindern.
Ich habe es auch gesehen, dass eigentlich das einzige, wie du ehrlich und richtig und glücklich ausgesehen hast, war, wenn du in einer Konstellation warst, die einer Familie nahekam und wenn du fürsorglich sein konntest und verantwortungsvoll.
Weil das ist wie du bist.


Ich frage mich, hätte ich es nicht beendet, wie lange hättest du das noch gemacht?
Wärst abends nach Hause gekommen, hättest gekocht, hättest mit deinem alles-für-mich-tun verdrängt, was du noch nicht in Ordnung gebracht hast.
Du bist so unglücklich mit alledem und das tut mir so leid.


Und was mir Angst macht, ist, dass ich dich in einem Jahr auf der Straße treffe und du dich vor mir versteckst, weil du dich schämst.
Weil du noch immer gar nichts in Ordnung gebracht hast, weil noch immer alles so ist, dass eine neue Beziehung nicht mit deinem alten Leben zu vereinbaren wäre.
Dich zu sehen und zu wissen, wir haben hingeschmissen, damit es besser wird und das ist es nicht...

Und ich frage mich, ob ich dir fehlen werde.
Du hast gesagt, du könntest dich nicht zerreißen, es würde nicht gehen, aber du hättest Ruhe, wenn du bei mir bist, du würdest das merken, wenn du mich nur berührst, wenn du neben mir schläfst, wenn du mein Gesicht streichelst.
Und du hast mir oft im Schlaf Sachen gesagt und mit mir geredet.
Ich weiß das alles.

Aber es hat eben nicht gereicht und das wird es auch nicht.
Es hat eben einfach nicht gereicht.
Tut mir leid.

26.12.2018 13:48 • x 1 #52


D
Ganz toll geschrieben!
Vielen lieben Dank!

26.12.2018 14:23 • x 1 #53


N
Kennst du das?
Wenn die Dinge leicht aussehen, sich gut anfühlen, wenn jeder Gedanke hell ist?
Früher, ich meine damals, da war das so.
Da war mein Leben so.
Wenn wir das Meer sehen wollten, sind wir halt hin gefahren und die Zeit zwischen Arbeitsende und Arbeitsbeginn war immer ein kleines Abenteuer.
Ich frage mich heute, woher wir überhaupt die Zeit hatten und das Geld.
Ich weiß, wie klein mir die Welt vorgekommen ist, nichts war unmöglich und das war lange so.
Werde erwachsen.
Das habe ich immer zu vermeiden versucht und mit den Menschen um mich herum ging das gut.
Wenn jemand von Verantwortung gesprochen hat oder schlimmer noch: von Vernunft, da haben wir uns angesehen und gedacht: Was für ein Quatsch, oder gestern in diesem schicken Restaurant, wo wir da sitzen und uns die Leute um uns herum anschauen in ihren Kleidchen und Anzügen und mit diesen Diskussionen um nichts, jemand wird wütend, es wird getrunken, man redet zunehmendes lauter, aber niemals von den wirklich wichtigen Dingen, obwohl sich jeder dort selbst so wichtig nimmt, da reicht ein Blick und wir müssen lächeln, weil wir das selbe denken.
Sie grinst mich an und sagt, wie fehl am Platz sie sich vorkommt in dieser Kulisse und ich sage, dass das nicht schlimm ist, dass die mich hier ohnehin schon hassen, weil ich immer das Essen mitnehmen will und das eigentlich hier ja nicht passt, aber da zwischen den Clowns zu sitzen und mir das anzuhören könne man ja nun auch wirklich nicht verlangen.

Weißt du, dass ich das ehrlich an dir liebe?
Dass du das auch hasst?
Du verabscheust das.
Und du sagst das.
Du sagst dann, dass diese blöde Anzughose viel zu kalt ist und dass du die Schuhe ätzend findest und regst dich darüber auf, warum man bei manchen Sachen denn überhaupt so verkleidet aufkreuzen muss, als wenn die Klamotten irgendwas an der Person ändern würden, als würde das den Menschen darin irgendwie seriöser machen.
Und du erzählst mir dann, dass man dir sagt, du seist so negativ und das bist du auch und ich hab dich dann so lieb, weil du selbst das gar nicht merkst.
Und ich muss dann an unser zweites oder drittes Treffen denken, als du von der Arbeit aus im Anzug gekommen bist und dich entschuldigt hast dafür und ich mich gefragt habe, was die Leute wohl denken, was du für ein Typ bist, der sich da im Anzug hinsetzt und dass das total drüber ist aber dir war das egal, du wolltest mich einfach sehen.
Und darum geht es doch, hm?
Um die Leute, die bei einem sind, nicht um die, die drum herum sitzen und von außen beurteilen wollen, was man nur von innen her verstehen kann.

In Unterwäsche auf dem Gartentisch tanzen und in einen Besenstiel singen.
Ha, wie egal uns die Nachbarn waren.
Oder das eine mal, als wir in diesem Hotel waren und einfach niemand kam, er dann hinter die Bar gegangen ist und angefangen hat, so zu tun, als würde er dort arbeiten und die Leute ordnungsgemäß bedient hat, übertrieben höflich und zuvorkommend, völlig ernsthaft, sodass die schon sauer waren, weil sie es wirklich geglaubt haben und sich gefragt haben, warum er dann vorher so lange mit mir da herum gesessen hat.
Was wir für einen Ärger bekommen haben, als der Typ zurück kam und wir aber nicht aufhören konnten zu lachen und der selbst loslachen musste, weil er sich die Predigt stumm angehört hatte, brav genickt, die ganze Zeit ok und am Ende gesagt hat: Ok. Aber ich habe eine Frage, bitte: Was möchten SIE denn trinken?
Als ich mit dir durch diese Sicherheitskontrolle musste und die ganze Zeit nicht geschafft habe, ernst zu bleiben bei diesen Maßnahmen.
Mir kam das so übertrieben und sinnlos vor und wir haben nur gelacht darüber und du hast ständig gepiepst und die haben uns ganz irre gemacht, wir haben an jeder Stelle völliges Chaos verursacht und Wartezeiten produziert, weil wir jedes Mal irgendwas verloren, vergessen, verpeilt haben und eigentlich schon damit überfordert waren, unsere Sachen zusammen zu halten.
Ha, niemand fand das lustig, aber eben das hat es so lustig gemacht.
Diese Absurdität mit welcher stoischen Ernsthaftigkeit die Leute uns begegnet sind.


Und dafür ist das Leben doch irgendwie da, das habe ich immer gedacht, lass die Sorgen, die man sich so machen kann, doch für die anderen, was soll denn schon passieren, wenn jemand anders das dumm findet oder unvernünftig oder bekloppt?
Man hat ein Dach über dem Kopf und kann die Rechnung selbst bezahlen und es reicht sogar noch für den Spaß, das muss doch reichen, um mehr muss man sich doch nicht kümmern, das ist viel mehr, als andere haben.
Und wenn ich in den Rückspiegel schaue, sehe ich vorallem viel Witziges.


Ich denke viel über dich nach und weißt du was?
Du bist nicht fair.
Was ich hatte und verloren habe, das war alles nicht nur die Wohnung und es war nicht nur das Geld und es war nicht nur das Materielle.
Schlimmer, viel schlimmer ist, wenn man jemandem dieses Lebensgefühl wegnimmt und es ihm nicht zurück gibt.
Die positive Einstellung zu den Dingen.
DAS ist ein Verlust.
Dir ist das völlig abhanden gekommen.
Und das ist deine eigene Schuld.
So wie es auch bei mir meine eigene war.
Du hast dich nicht gut genug gekümmert um dich.
Du hast letztens zu mir gesagt, dass du doch nur daran denkst, dass alle um dich herum glücklich sind, warum dann alles immer so kaputt geht.
Das ist der Grund.
Die anderen um dich herum KÖNNEN überhaupt nicht glücklich sein, wenn du es selbst nicht bist.
Du bist selbst das Problem.
Auch jetzt.
Du willst den Kontakt auch nicht einfach beenden, du siehst mich an und ich dich und ich fühle so viel Liebe für dich, ich will dich einfach in den Arm nehmen und dir diesen Schmerz abnehmen, glaub mir, ich würde das tun, aber das geht nicht.
Ich kann es nicht.
Als du mich gefragt hast, worüber ich nachdenke und ich gesagt habe, dass ich es jetzt verstehe....
Da habe ich gemeint, dass man einfach nicht weitermachen und nach vorn sehen KANN, wenn der einst wichtigste Mensch im Leben einem das nicht erlaubt, wenn er einen mit Vorwürfen und schlechtem Gewissen machen und mit dem eigenen Unglücklichsein davon abhält.
Du hast nur gehört, dass ich es verstanden habe, aber sonst weißt du nichts.
Du weißt nicht, mit welchen Augen ich dich sehe, du weißt nicht, wie gut du in meiner Vorstellung bist und wie weh es mir tut, dass du...ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber deine Seele kommt mir so wund vor.
Alles drückt und scheuert, alles ist ein stummer Vorwurf gegen dich selbst und ich meine wirklich alles.
In jeder deiner Fragen, deiner Gedanken, deiner Streitereien drückt sich das aus.
Und weil ich das weiß und weil du nichts dafür kannst, blieb mir doch nichts, als dich in Arm zu nehmen und dir zu sagen: Hör damit auf. Bitte hör jetzt auf.
Aber du hörst nicht auf.
Und wenn ich dann weine, verstehst du nicht mal, dass ich das nicht wegen mir tu...


Manchmal glaube ich, du hältst mich für dumm.
Für richtig einfältig.
Blauäugig und naiv.
Ist ja irgendwie auch so, aber immerhin das habe ich verstanden.
Dass du gar nichts dafür kannst.
Weil du das nicht mal siehst.
Du siehst nicht, dass ich dich nicht heilen kann, dass niemand das kann, außer dir selbst.

Du siehst es einfach nicht und du kannst es auch nicht sehen.
Du sagst zu mir, du seist krank, gestört, depressiv irgendwie.
Das stimmt nicht. Das bist du nicht.
Du bist bloß traurig.
Und dir kommt der Unterschied dadurch so groß vor.
Die Diskrepanz zwischen dem, wie du eigentlich bist und dem, wie du geworden bist.
Und deshalb fühlst du dich wie ein Verrückter, weil du dich selbst nicht verstehen kannst.
Aber ich verstehe dich.
Und das tut weh.

Manchmal sagst du, du hast alles durchtrieben, du weißt das, du weißt auch, dass du alles immer schlimmer machst, aber du musst dringend weg, du willst diese Reise machen und du willst allein sein.
Und ich schaue dich an und weiß, du solltest das tun.
Mach das.
Das ist zwar etwas dämlich, so allein, aber tu das trotzdem.
Du sagst das so entschuldigend und als ich dir gesagt habe, dass ich dich verstehen kann, hast du ganz ungläubig geguckt und gefragt: Ehrlich?
Ja, ehrlich.
Ich kann das besser verstehen, als du dir vorstellen kannst.


Ich weiß, das ist so ziemlich die beste Methode, um verletzt zu werden von dir.
Das ist nichts, was für immer so sein wird.
Irgendwann, wenn es dir besser geht, wirst du mich nicht mehr brauchen und du wirst mich zurück lassen, als Freund, als Liebhaberin, als was auch immer und du wirst nicht nach hinten sehen und mich wird das fürchterlich treffen.
Ich weiß, dass es so sein wird, weil es so sein muss.
Die Weichen dafür habe ich selbst gestellt.


Ganz am Anfang, als wir uns eigentlich noch gar nicht kannten, als alles noch ein Spiel war, da hast du mir in einem Moment gesagt, dass du anfängst, mich zu mögen und dass du mir deshalb sagen musst, dass ich das besser lassen sollte, weil du mich verletzen wirst.
Und du wolltest ein Persönlichkeitsprofil, was schon ziemlich lustig ist, als wäre ich ein Profiler oder so und ich wusste ja gar nichts von dir.
Also habe ich das gesagt, was sofort ins Auge springt und was aus allem quillt, was dich ausmacht:
Du wurdest mal sehr verletzt. Oder du hast jemanden mal sehr verletzt.
Und richtig war beides.
Und du hast dir das nie verziehen.
Du hast bei mir gemacht, was du wohl immer gemacht hast seitdem: Selbstbewusstsein vorgespielt und durch lustige Witzchen deine Unsicherheit überspielt.
Das merkt man, sofort.
Das war von Anfang an völlig offensichtlich.
Darum kommst du nicht weiter und darum bist du so.

Und wenn du nun diesen Impuls hast, dann ist es richtig, ihm zu folgen, du hast das jahrelang nicht getan und sowas ist nicht gut.
Du solltest besser auf dich selbst hören.
Ignoriere mal, dass ich verletzt bin, ich WILL, dass du das ignorierst, verstehst du?
Diese Entscheidung ist sehr bewusst, ich hätte jedes Recht, hier eine Grenze zu ziehen, ich weiß.
Aber ich will es nicht.
Du hast gesagt, dass es so traurig sei, wenn ich weine, dass du das nicht sehen kannst und es dir das Herz bricht.
Und ich habe gesagt, dass das nicht so traurig ist, traurig wäre, wenn ich nicht weinen würde.
Und das stimmt auch.
Traurig zu sein, weil man etwas Schönes verliert, ist nicht so schlimm.
Schlimm ist, wenn man ignoriert, dass man traurig ist.
Weil es doch ohnehin weiter keimt, irgendwo in deinem Schatten, da kann deine Maske noch so lustig sein, es wird nicht gut, wenn du alles nur darunter versteckst.
Deshalb fahr.
Möglichst lange.
Möglichst weit.
Möglichst allein.

30.12.2018 17:39 • x 2 #54


N
Du hast keine Ahnung, wie weh es tut, nach Hause zu kommen und alles ist wie immer.
Nur du bist nicht da.
Und du wirst auch nicht mehr kommen.
Ich will auch nicht, dass du noch kommst.

Ich mag nicht mehr, es tut zu weh.
Und fair wäre es, das einfach zu akzeptieren.

Du warst derjenige, der ausgeflippt ist, weil ich alte Dinge zu klären hatte.
Kann ich verstehen, ich bin auch nicht gut darin und nehme es bestenfalls zähneknirschend hin.
Weil alte Dinge eigentlich geklärt sein sollten, bevor man etwas Neues beginnt.
Gut.
Im Idealfall.
Aber diese Welt ist nicht ideal.
Nicht mal gerecht.
Kann man nicht ändern.

Allerdings, und das halte ich dir vor, habe ich alles gemacht, damit du mir vertrauen kannst.
Und mit welchem Ergebnis?

Ich habe zu viel von jemandem erwartet, von dem man das nicht erwarten kann und habe auf sein schlechtes Gewissen gesetzt.
Mies, oder?
Ja. Mies.
Und noch mieser ist, dass er mich nicht enttäuscht hat.

Und du fragst mich, ob ich ihn gefragt habe, was ihr geredet habt?!
Lächerlich.
Brauche ich nicht.
Ich habe seine Worte in deiner Wortwahl wiedererkannt.

Lieber lasse ich dich gehen, als dich neben mir leiden zu sehen.

Weißt du, dass ich es abgewandelt gehört habe, als ich dich begleitet habe, wo du ja so dringend nicht allein hin wolltest?
Als ich den ganzen Tag allein herum gehangen habe, weswegen du sooo ein schlechtes Gewissen hattest?

Man sollte einen Menschen immer mehr lieben, als man ihn braucht.

Weißt du, was das bedeutet?
Weißt du, warum ich dich ausgerechnet zu ihm geschleppt habe?

Du weißt es nicht.
Ist auch nicht schlimm, irgendwann wirst du es schon sehen.

Etwas frage ich mich aber schon...
Was DU ihm gesagt hast.
Denn er hat sich seitdem nicht mehr gemeldet.
Ich habe DICH gefragt und darauf vertraut, dass du mir alles sagst...

Das eine ist der Mensch, der mir so viel über mich selbst beigebracht hat.
Dem ich so dankbar bin.
Er hat mich in den Arm genommen und gesagt: Schön, dass wir uns nochmal gesehen haben.
Nach drei Schlaganfällen sieht man Dinge anders. Demütiger.
Ich weiß, auch ich, mit meinen Problemen, eigentlich mit nichts als Problemen, habe sein Selbstbild bestätigt.
Er wollte Leuten helfen.
Und hat es am Ende getan.

Und ER hatte sich wie ein mieser Mensch verhalten.
Abzocker. Lügner.
Hinterhältig, gemein.
Aber irgendwie... ist das ja nur nach außen.
Das Innere offenbart sich JETZT.
Es wäre so einfach gewesen, dir sonstwas zu erzählen.
Ha, die Wahrheit hätte gereicht.
Die Wahrheit über mich.
Dass ich verdammt anders sein kann...
Alles, was ich ihm gesagt und an den Kopf geworfen habe...

Aber was hat er dir erzählt?
Die andere Wahrheit über mich.
Dass ich ihn geheiratet habe, obwohl mir jeder davon abgeraten hat und dass ich dazu gestanden habe und mich gestritten habe dafür.
Dass ich treu bin und ehrlich und irgendwie bekloppt.
Und ich denke, er hat dir auch gesagt, was er mir gesagt hat.
Dass du alles von mir haben kannst und ich dir alles geben würde und ich im Gegenzug dafür erwarte, an erster Stelle zu stehen.

Er hatte es mir so gesagt:
Ich weiß, was du willst.
Dass du WEISST und zwar ohne Zweifel, dass du an erster Stelle kommst.
Und danach kommst du.
Und dann du.
Und du.
Und du.
Und dann Gott.
Und dann du.
Und du.
Und dann die Familie.
Und dann kommt man selbst.

Vielleicht.
Das ist keine so schmeichelnde Analyse.
Aber wahrscheinlich die treffendste.

Und weißt du, ich kann nicht böse sein, denn sein Spiegel ist nur fair gewesen.
Er hat mich auch an SIE erinnert.
Und ich musste lachen und habe gesagt, dass ich nie wieder Kontakt hatte danach.
Und da hat er gesagt: siehst du...?
Und ich habe wortreich zu erklären versucht, warum es mit ihm gar nichts zu tun hatte, dass das ein Affront gegen unsere Freundschaft ist, meinen Freund, zukünftigen Mann, schlecht zu reden, und er hat gesagt: Siehst du....?


Und weißt du, was ich an diesem Wochenende gelernt habe?
Es ist so schlau, so simpel, aber der Gedanke war mir einfach nie gekommen...

Man kann nicht gleichzeitig zwei gegensätzliche Gefühle haben.
Du kannst dich nicht gleichzeitig für jemanden freuen und ihm etwas neiden.
Du kannst nicht böse auf jemanden sein und gleichzeitig gütig.
Es funktioniert nicht.
Und womit BIST DU glücklicher?

Das alles....
Du tust dir das Vorallem selbst an.
All Deine Selbstzweifel.
Alles DAS.
Wozu?
Schatz, wozu?

Du hast mich in den Arm genommen und du hast mich gestreichelt und du hast zu mir gesagt, wie schön es wäre, dass ich dir das Gefühl vermitteln würde, das ehrlich zu genießen.
Und dann hast du zu mir runter geguckt und gesagt:
Also so, dass ich FÜHLE, dass das ehrlich ist.

Aber wozu ist das gut?
Wenn DU das anzweifelst?
Wenn du DICH anzweifelst?

Wenn es ja gar nichts gibt, was ich dagegen machen kann?
Meine Hübsche.
So nennst du mich immer.
Wenn ich dir sage, wie hübsch ich dich finde, grinst du nur und sagst, das wären nur meine Gefühle und das sei nicht wahr.

Und mich verletzt das jedes Mal so.
Was kann für mich denn wahrer sein, als meine Gefühle?

Und ich bin nicht dumm, ich weiß es schon lange, wir beide erwarten nicht das selbe davon.

Ich weiß.
Ich weiß, dass dich dein schlechtes Gewissen an mir hält.
Deine Unfähigkeit, zu wissen, wie ein Leben allein überhaupt funktioniert.
Dass du dich lieber an jemanden bindest, für den du dich verantwortlich fühlen kannst, als allein mit dir selbst zu sein.

Ich weiß das.
Aber eben das macht dich so liebenswert.
Und so falsch für mich.


Und es ist trotzdem etwas, was ich nicht aufhören kann, zu lieben an dir.
Ich kann nicht.
Ich gucke dich an und deine ganze Last macht mich komplett wehrlos.
Ich kann nicht.
Und du könntest mir noch hundert mal sagen, dass du es allein nicht schaffst und ich würde hundert mal mit dir gehen.

Die einzige Lösung ist, dass du aufhörst, mich darum zu bitten.
Und lernst, allein zu laufen.
Und allein glücklich zu sein.
Um dann, jemand anders glücklich zu machen.

Gott, ich hab dich so lieb, ich würd dich so gern anrufen und dir sagen, dass ich neben dir einschlafen will und du würdest sogar kommen.
Du bist so.
Du würdest niemals absagen, wenn du das selbst willst.
Du hast nicht sowas wie falschen Stolz.
Und das ehrt dich so.
Aber es wäre auch so falsch.
Für uns beide.

Ich hoffe nur, dass du nie vergisst, dass meine Gefühle für dich ehrlich sind.
Mehr will ich gar nicht.
Nur, dass du diese Wahrheit verstehst....

31.01.2019 01:59 • x 1 #55


N
Weißt du...
Ich kann dich gut verstehen.

Aber ich will das nicht für dich sein.
Viel besser wäre es, ich wäre die, an der du verzweifelt bist.
Denn diese Menschen zwingen einen, bei sich selbst hin zu sehen...


Ich selbst habe wieder ein Ziel, langsam kommt es wieder durch.

Und etwas, was ich vor langer Zeit gelernt habe, sehr schmerzlich und sehr trotzig, kommt mir dabei zugute.

Das ist ein Wesenszug, den ich tatsächlich an mir mag.
Ich hab nicht so viele, die ich mag.
Und noch weniger, von denen ich denke, dass andere sie mögen könnten.
Wenn ich richtig darüber nachdenke, vielleicht sogar nur einen einzigen:
Ich bin loyal. Wenn ich jemanden mag.
Das ist das einzige, was man als Freund vielleicht an mir schätzen kann.

Aber den einen mag ich an mir selbst: Ich lasse die Leute einfach quatschen.
Mich verletzt das nicht, wenn jemand mir sagt, dass ich das sowieso nicht schaffe.
Körperlich doch schon nicht.
Da war er wieder, der Satz, der mein Kinn etwas höher hebt und meinen Rücken etwas gerader macht und der mir den notwendigen Tritt in den Hinten verpasst.

Wie damals.
Nur damals war ich noch gesund.
Und trotzdem regt es mich so an, dass ich wieder trotzig werde... haha. Trotzig genug.

Und ich habe es mir jetzt ausgemalt, wie es wäre... und jetzt ist die Idee in meinem Kopf.
Danke.


Und das ist etwas, was du nie gemacht hast....
Du hast nie ein EIGENES Ziel verfolgt.
Deins.
Nur deins.


Aber das ist es, was ich von dir wissen will.
Was wünschst DU dir?
Und dann hast du mir etwas von deinen Träumen erzählt und ich habe gequält das Gesicht verzogen.
Einfältig.
Materialistisch irgendwie.
Kindisch.
So finde ICH das.
Und du solltest das verfolgen.
Unbedingt!
Und du solltest darüber lachen und mir ins Gesicht sagen, dass es dir völlig egal ist, wie ich das finde und dann solltest du deine Wünsche vor mir verteidigen.
Weil es nicht darauf ankommt, wie ich das finde, ob ich das verstehe, ob ich das teile.
Das ist nicht die Frage, die du dir stellen solltest.
DEINE Frage ist: Ist es umsetzbar?
Ist es realistisch?
Und diese Frage ist lächerlich.
Natürlich ist es das.


Du hast mir mal etwas gesagt, was mich lange beschäftigt hat und ich habe lange darüber nachgedacht, wie man Dir das austreiben kann.
Du hast gesagt, du hättest für sowas immer zu viel Angst vor der Zukunft gehabt.

Mich hat das irgendwie traurig gemacht.
Dass man seinen Sinn verliert und sich erst neu sortieren muss: ok.
Dass man seine Lebenspläne ändern muss, weil alles nicht so gekommen ist, wie man dachte: ok.
Dass das mitunter Zeit braucht, dass man trauert und unsicher und traurig ist, dass man eine Zeit lang auch Sorgen hat und Angst: ok.

Aber: Immer?

Und da habe ich mich gefragt, was passieren muss, dass man so denkt.
Und eigentlich weiß ich es ja sogar: So denken Menschen, die alles verloren haben, was ihnen wichtig war.
Aber ich weiß auch: So denken Menschen, die alles verloren haben, was ihnen wichtig war und die den Bezug zu sich selbst nicht mehr finden.
Das Vertrauen in sich selbst verloren haben.

Heute hast du mir gesagt, du hast nicht mal eingecheckt.
Die ganzen Sachen gleich im Auto gelassen, weil du eh wieder fährst.
Du dachtest, du versemmelst es.
Heute Nacht bist du aufgescheucht gewesen.
Und du hast mich gleich mit verrückt gemacht um drei Uhr morgens.
Hast mir später erzählt, ich hätte im Schlaf gesagt, dass ich mitkomme.
Hast mich angerufen und dich bedankt, dass das viel mit mir zutun hätte.
Dass dein Kopf wegen mir frei war.
Blödmann.
Ehrlich.
Idiot.
Du vertraust auf DEINE Fähigkeiten nicht.
Gar nichts, null, hatte das mit mir zu tun.
Einfach nichts.
Nenn es von mir aus Glück, dagegen habe ich nichts, aber das war DEIN Glück...

Aber das ist nicht mal Glück.
Im Buddhismus nennen die das Karma.
Ich glaube, das Wort trifft es am ehesten, weil es so abstrakt ist.
Schicksal ist zu beliebig.
Glück zu zufällig.
Obwohl ich auch immer von Glück rede, aber das trifft es nicht so genau.
Wenn du eine Ahnung davon hast, was du willst, wird sich das schon fügen.
Aber diese Ahnung musst du haben.
Und dafür musst du dich selbst kennen.

Weißt du, das ist ein großer Vorteil, wenn du dir selbst schon den hintern aufgerissen hast für etwas, was du wirklich wolltest.
Und vielleicht ist es ein noch größerer Vorteil, wenn du es dann verloren hast:
Du weißt, dass du es einmal hattest.
Alles, was dich glücklich machen konnte.
Und du warst doch schon glücklich?
Siehst du: das hast DU gemacht.
Und du schaffst es wieder.


Immer wenn ich so zweifle, weil ich nicht weiß, ob es nicht für dich alles immer schlimmer macht, dass ich da bin, sagst du, dass ich dich doch eigentlich selbst gar nicht loswerden will.

Und ich atme dann nur laut ein in aus.


Du weißt gar nicht, was du bist für mich.
Du hast gar keine Ahnung, dass vieles, was Dir so vorkommt, als sei es für dich, eigentlich so egoistisch ist.
Wenn ich im Schlaf an deiner Brust liege oder auf deinem Rücken, wenn ich dich dann küsse, dann mache ich das nicht für dich.
Ich bin dann nur froh, dass du da bist.
Neben mir liegst. Gut riechst.
Dass du auf mich reagierst, wenn du schläfst, und dann meine Hand nimmst.
Oder mich in den Arm.
Sogar wenn du einfach neben mir liegst, das Gefühl was ich dann habe, finde ich egoistisch.
Weil ich glaube, dass es mir mehr gibt, als Dir.

Und das ist etwas, was mir Angst macht.
Dass wir uns verlieren in schlechten Gewissen und selbstzweifeln.
Denn das ist die Gefahr dabei.

Und jedes Mal kniest du vor mir, als wäre es das normalste der Welt, sich vor jemanden auf den Boden hinzusetzen und sagst mir, dass du mich doch aber liebst.

Und jedes Mal frage ich mich, wofür denn eigentlich.

Und eigentlich wünsche ich Dir doch nur das Beste.
Und dann verstehe ich mich selbst nicht mehr.
Und dich auch nicht.

Ich weiß nur: ich hab dich so lieb.
Und du bist so doof.
Und deshalb hab ich dich so lieb.

18.02.2019 23:45 • #56


N
Ich musste heute an dich denken, wegen der ganzen Briefe, die mir mein Gewissen zerreiben und bei denen ich mich immer frage, wie du dich wohl fühlst.

Und dann habe ich bestimmte Lieder gehört und manche Sätze hämmerten mir geradezu ins Hirn...

The last excuse that I'll claim:
I was a boy who loved a women like a little Mädchen

Und ich musste still in mich grinsen, als ich dich dann angerufen habe und gesagt, dass ich hoffe, dass du weißt, dass das nicht auf MEINEM Mist gewachsen ist und du immer von bedroht geredet hast.
Das ist irgendwie lustig, wie du die Sachen siehst, noch immer, weil du sie gar nicht richtig verstehst.
Und dass du es immer ätzend findest, wenn von Gegner die Rede sei, denn das wären wir ja schließlich nicht.
Völlig ausgeschlossen für dich, dass wir Feinde sein könnten.
Oder auch nur Gegner.
Dass du wüsstest, dass ich nichts schlechtes will, dass das Gericht das bestimmt hätte aber du nun wirklich Schwierigkeiten hättest, an diese Unterlagen zu kommen.


Dass du nach den ganzen französischen Kunden etwas anderes machen willst, dass das nicht reicht und du jetzt Englisch lernst und die ganzen Lieder verstehst, hast du gesagt.

Und dann hast du gelacht über dich selbst.
Was du für ein Spinner warst.
Dass du doch tatsächlich alles immer völlig falsch verstanden hast. Ganz anders, als das, was in Wirklichkeit gesagt wird.
Dass du dich schämst inzwischen, das wäre richtig peinlich, weil du manchmal laut mitgesungen hast und das ganz falsch war.
Und ich musste wieder so lachen.

Weil du so unbedarft bist, schon immer warst, du bist so ins Leben gegangen und hast keinen schlechten Hintergedanken dabei gehabt und wenn dann jemand gelacht hat, hast du gefragt, was denn jetzt falsch war und hast dich dann mit schlapp gelacht.

Da musste ich an die eine Gegebenheit denken und musste so lachen.
Weißt du noch?
Weißt du noch?!
Ich konnte mich kaum halten damals, stundenlang musste ich wieder lachen.
Dieser skeptische Blick und die Fragen in deinem Kopf und dann ZWEI Stunden später diese Verständnisfrage und dazwischen hast du nur darüber nachgedacht.

Du hast sowas sooo oft gebracht und ich wusste nie, ob du das nicht extra für mich sogar nur spielst.
Damit ich lache.
Ob du dich extra dumm stellst, damit ich lache.

Aber manchmal warst du dann stinkig.
Wenn ich das erzählt habe oder so.
Deshalb war es vielleicht einfach, wie es war.
Ich weiß es nicht.

It's too late to cry
Too broken to move on

Aber trotzdem ein Lied für dich.
Weil es eines unserer Lieder war.
Ein Lied aus unserer Zeit, was du damals nicht verstanden hast, wenn ich es gehört habe, als es zu Ende ging:

When the streetlights come on and the fireflies flicker,
I am walking her home making plans.
With her shoes in her hands, I am watching her dance,
As the hem of her dress gently kisses the grass.
It suddenly rains on us,
She is laughing and turns up her hands.
Like autumn turns leaves, winter will breathe, cold on her necks, snow in our paths.
Wherever she goes, all that I know about us is that beautiful things never last,
That's why fireflies flash.
When this summertime ends, we will not part as friends,
Things were promised in blood; we have sinned.
Now there's tears in her eyes as she's screaming goodbyes,
I run 'long side the car turning numb to the sound.
I notice a chill in the air,
September is creeping up fast.
Like autumn turns leaves, winter will breathe, cold on her necks, snow in our paths.
Wherever she goes, all that I know about us is that beautiful things never last,
That's why fireflies flash.
Innocence didn't mean we're immune to these things,
Let's blame the passage of time.
Love and loss, truth it costs more than I can spare right now.
Maybe it's simpler to lie...
Like autumn turns leaves, winter will breathe, cold on her necks, snow in our paths.
Wherever she goes, all that I know about us is that beautiful things never last,
That's why fireflies flash


Vielleicht ist es so.
Vielleicht ist auch nur mein Leben so.

Du hast mir das mal gesagt: Dass du jedem nach dir sagen würdest, dass er den Himmel haben wird.
Und danach die Hölle.
Und dass das vielleicht der Preis ist, wenn man jemanden liebt und dann alles verliert.
Aber immerhin hatte man jemanden, den man aufrichtig liebt.

So siehst du die Dinge und ich bin dir so dankbar dafür, denn das ist nicht selbstverständlich, glaub mir, ich habe das gesehen, wie das ist, wenn man sich auf ewig hasst.
Das ist etwas sehr hässliches, was einem selbst auf der Seele liegt und dem Gewissen und im Kopf.
Und es äußert sich im Schlaf....

Und darum bin ich froh, wenn es dir gut geht.
Ich wäre ehrlich froh, wenn du mir sagen könntest, mir ins Gesicht, du seist glücklich.
Aber ich bin auch froh, wenn du mir sagen kannst (nicht sollst, weil ich mir das wünsche oder so), dass es nicht so ist.

Ich bin froh wenn es dir gut geht.

Wenn ich dir wichtig bin, beziehe es ein, in jede Überlegung, die du je zu deinem Leben hattest.
Und in jede Frage, die in der Zukunft regeln soll, wie du mit dir selbst umgehst...

Ich denk manchmal an dich...
Mehr solltest du zu deinem und meinem Schutz eigentlich gar nicht wissen.
Denn unsere Leben funktionieren nur so.
Ohne einander.
Und einerseits ändert sowas alles.
Und andererseits ändert es nichts...

23.03.2019 19:14 • #57


N
Erinnert mich an diesen Witz, der endet mit:
Es gibt Tage, da läufts einfach.


Weißt du, ich habe die letzten Tage schon wieder nachdenklich und mich hinterfragend hier gesessen.
Und das macht mit nichts gutes.

Es ist schade, aber es ist so.
Und deine Frage, allein diese eine Frage und dann diese Aktion, dass du mir zeigst, dass ich angeblich unter deinem Nachnamen bei dir eingespeichert bin und du ja gaaaar nicht weißt, warum eigentlich.
Huch, wie ist das denn SO da rein gekommen?
Ehrlich......
Ich habe deine Unterstellungen satt.
Und ich habe es satt, immer veralbert zu werden.
Ich habe es satt, immer hinterfragen zu müssen, welche Intention dahinter steckt.
Das ist mir zu anstrengend.
Das kann auch nicht laufen unter: Da sind noch Gefühle.
Das ist einfach krank.


Du hast ja keine Ahnung....
Du hast keine Ahnung, dass ich mit meinem besten Kumpel in Kurzurlaub fahre und seine Frau und er mir tagelang noch versichern, dass das der entspannteste Urlaub war, den sie in den letzten Jahren überhaupt hatten.
Du hast keine Ahnung, dass ich das nicht glauben kann.
Du hast keine Ahnung, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte, wenn einer von denen mal gespült hat.
Du hast keine Ahnung, dass mein Freund mir sagt, dass sie das sicher nicht als Problem gesehen haben, dass ich ihm sage, dass ich das weiß, aber dass der Gedanke von mir doch schon irgendwie gestört ist.
Du hast keine Ahnung, dass ich meine Handlungen sehr wohl sehe und sie auch einordnen kann, es mich dann aber wiederum verunsichert, wenn man mir grinsend sagt, ich solle einem nicht seine Arbeit wegnehmen.
Dass ich DANN hinterfage, ob ich nicht sehr anstrengend bin.
Mit dieser Art, nicht anstrengend sein zu wollen.
Du hast keine Ahnung, dass meine Freunde mich angewidert ansehen und mir sagen, ich hätte mich so verändert, ich sei ja auf einmal nett.

Ich sei anders, nicht mehr so, wie man mich kannte, diejenige, die alles so gesagt hat, wie sie es dachte, egal, wer dann was davon hält.
Ich sei ruhiger geworden. Verschlossener. Freundlicher.
Komisch.

Nette Menschen. Umgängliche Menschen. Die es eher so sehen wie ich: dass das jetzt nicht wirklich Arbeit ist.
Locker halt.
Ohne Konventionen, ohne Druck, ohne diesen ganzen unnötigen Krempel. Menschen, die mich 18 Jahre lang kennen.
Oder Freundinnen, die mich noch viel länger kennen, seit der Grundschule teilweise.

Du hast nie etwas versucht, auf eine ehrliche Weise.
Auf eine normale Weise.
Ich glaube, du kannst das auch nicht.
Und ich erwarte das auch nicht mehr.
(Tu ich eigentlich doch, merke ich gerade...)
Dass du mich fragst, in diesem angreifenden Ton, ob ich denn niemals die Beiträge bezahlt habe.
Du fragst nicht mal: Haben WIR.....?
Du fragst: Hast DU....?!?!?
Und dabei hast DU den Fehler gemacht, meinerseits bin ich klar, ich habe damit nicht mal etwas zu tun, es geht mich gar nichts an, was du da veranstaltest.
Nicht mal, dass ich dich nicht informiert hätte. Ich hätte das nicht mal wissen können.
Aber Hauptsache, DU bist nicht Schuld....


Letztens hat er mir einfach so gesagt, dass er denkt, ich hätte in meinem Leben vieles gemacht, was ich eigentlich nicht machen wollte, aus Angst vor den Konsequenzen, diesen Eindruck würde ich vermitteln.
Einfach so. Mir ins Gesicht. Sagt er sowas.

Und da fielen mir diese Situationen wieder ein, die ich fast vergessen hatte, beziehungsweise ich hatte die Heftigkeit vergessen und die Wucht verdrängt, mit der sie mich getroffen haben, damals.
Vor anderen Leuten angebrüllt zu werden, zum Beispiel.
Und nicht reagieren zu können in dem Moment, weil jede angemessene Reaktion auf sowas nur zum endgültigen Bruch hätte führen können und dazu war ich damals nicht bereit.

Dieses Anspruchsdenken.
Einen Anspruch auf eine andere Person zu erheben und das sogar zu sagen.
Über ihr Denken, über ihr Handeln, über ihren Körper zu verfügen nach Belieben.
Hatte ich auch vergessen.

Und weißt du was?
Gut, dass ich das vergessen habe.
Gut, dass diese Gefühle in den Hintergrund rücken, aber sie wirken noch nach.
Und das stört mich.



Aber weißt du, was ER mir für ein Gefühl gibt?
Dass ich so schlecht gar nicht bin.
Letztens hat er in einem Euphorie-Anfall gesagt, ich wäre ja soooo toll.
Lieb und süß und manchmal blöd, aber so süß blöd, das sei gar nicht böse gemeint und klar, auch irgendwie gestört, aber er würde das lieben und würde mich am liebsten jetzt fest drücken und beißen und kneifen und mich abknutschen, weil ich so süß wäre beim Blödsein.
Haha.
Ich weiß jetzt nicht soooo genau, ob das ein Kompliment ist, aber ich denke, er meinte es nett.
Wir sind seit einem Jahr zusammen und wäre ich so furchtbar, wie du es sagst, hätte er es bestimmt mitbekommen. Vielleicht.
Sicher bin ich mir aber nicht und eben das ist das Problem.

Überhaupt, zu glauben, jemand meint etwas ehrlich nett zu mir.
Oder wenigstens zu glauben, es ist nicht völlig bösartig gemeint.
Schwierig.
Echt, ich bin total anders geworden seit dir.


Aber weißt du was?
Das ändert eigentlich nichts am Großen und Ganzen.

Denn etwas von mir hast du mir nicht nehmen können.
Dass ich lache.
Dass ich mich freue, wenn sich jemand freut.
Dass ich mich auf das blöde Gesicht freue, wenn jemand etwas wichtiges in seinem
Leben geschafft hat und ich dann alles völlig übertrieben dekoriere, eklig, kitschig, kindisch. Am liebsten mit vielen Herzchen und viel rosa.
Dass ich dann aber Whisk. und B. in die Sektgläser fülle (je nachdem), weil ich niemanden kenne, der ernsthaft Sekt lecker findet und ich den Sinn nicht verstehe, warum man dann damit anstoßen soll.
Dass ich den Stil des Glases verstehe, aber den Stil des Inhalts nicht.
Dass ich reisen liebe.
Dass ich gern in der Natur bin.

Eigentlich hat sich nichts verändert.
Eigentlich hast du mir nichts genommen.

Außer meinem Denken über mich selbst.

Das ist nicht dein Problem und es ist nicht deine Schuld.
Hier liegt die Verantwortung bei mir.
Ausschließlich.

Und das muss ich allein schon deshalb so sehen, weil ich ich nicht auf deine Gunst angewiesen sein möchte.
Ich vertraue dir nicht.
Und ich werde dir auch nie wieder vertrauen.
Weil ich enttäuscht von dir bin.
Und ich keine Lust habe, dass ich es immer wieder bin.

Das war Chance Nummer zwei.
Immerhin auf was freundschaftliches.
Die hast du versiebt.

Das ist sehr schwierig bei mir.
Ich vergesse irgendwann.
Irgendwann sind meine schlechten Gefühle so abgekühlt, selbst die herbsten Verletzungen, dass ich vergesse und den schönen Dingen hinterher hänge.
Und mir Kontakt wünsche oder wenigstens wünsche, es möge dem anderen gut gehen.
Egal was war.

Aber so zu denken und dann wieder enttäuscht zu werden.
Und wieder.
Und wieder.
Und wieder.

Tut mir leid (und es tut mir wirklich leid, denn ich sehe das als Makel, man müsste eine Möglichkeit finden, auch damit umzugehen...), aber das kann ich nicht.

Tut mir ehrlich leid und ich habe es versucht, aber es geht nicht.
Ich mag mich nicht immer blöd fühlen und unfähig und schlecht, bösartig und gemein und egoistisch, bloß damit du Teil meines Lebens bist.

Vielleicht bin ich das alles aus deiner Sicht.
Vielleicht empfindest du das so.
Vielleicht denkst DU dass ICH diejenige bin, der man etwas verzeihen muss.

Aber dann ist es eben so.
Dann gehen die Sichtweisen zu weit auseinander und ich entschuldige mich für die Verletzungen, die ich verursacht habe und die bei mir lagen.
Davon gab es sicher auch einige.

Aber mehr kann ich dann auch nicht machen.

07.06.2019 19:22 • x 2 #58


N
Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört.
So ist es mit dem Verstände. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint.
(von Kleist)


Du hast weinend zu mir gesagt, dass das doch nicht sein kann, dass du mich verletzt, nur weil Dir etwas eingeredet wurde, was überhaupt eigentlich gar nicht deine Meinung ist.
Und ganz verzweifelt hast du hintendran gefügt, dass das ja überhaupt das Problem sei!
Das Problem sei nicht, dass du deine eigene Meinung nicht sagen könntest, das Problem sei, dass du überhaupt erst gar keine hättest!


Weißt du noch, was meine Freundin Dir gesagt hat, als du sie gefragt hast, wie man mich verstehen kann?
Sie hat Dir gesagt: Kannst du nicht. Wirst du nicht. Weil sie ganz sicher drei Schritte weiter denkt als du.

Ich wusste schon immer, dass das eines unserer hauptsächlichen Probleme sein würde.


Weißt du, was schlimm ist?
Ich WUSSTE, dass du mich fürchterlich verletzen wirst.
Man kann auf dich nicht bauen.
Dein Anliegen ist es, niemanden zu verletzen, auf möglichst kleinen Sohlen zu gehen, aber überall, wo das kollidiert, wirst du zum Spielball und irgendjemanden verletzt du so immer.


Sie hat dich gefragt, was ich denn mit alledem zu tun hätte und ich finde diese Frage allein so ungerecht.
Zutiefst.
Weil offensichtlich genau diese Leute NIE das Gefühl hatten, irgendwas damit zu tun zu haben.
Aber das hat man.
In dem Moment, wo man in jemandes Leben tritt.
Immer.
Es kann gar nicht anders sein.


Du hast dazu gesagt, dass du vorher doch nie gelebt hättest.
Du hättest nicht gewusst, dass einfachste Dinge Spaß machen können, dass man dabei lachen kann und sich freuen.
Dass alles für dich bisher nur Pflichterfüllung war.
Mir hast du gesagt, dass ich dich besser kennen würde, viel mehr von dir wissen, als jeder andere, dass du das Gefühl hattest, mir Dinge sagen zu können, ohne dass ich dich verurteilen würde.


Aber du knickst ein, bei einem Krach.
Du knickst weg. Du hältst es nicht aus.
Weil du kein Fundament hättest, auf dem du stehen könntest.
Es gibt keines, irgendwie bist du zerrissen, der Grund und Boden, auf dem du stehst, wackelt.

Du hast mir heute geschrieben, dass du jedes Mal weinen musst, wenn du nur diesen Gedanken hast, dass, wenn du alles anders gemacht hättest, wir jetzt glücklich wären. Dass du das alles nicht akzeptieren kannst.

Und ich sage dir was: Das kann ich auch nicht.
Ich kann es nicht, es geht nicht.
Ich habe es versucht, aber alles daran fühlt sich falsch an, alles ist nicht richtig so.

Du hast gesagt, dass das vielleicht daran liegt, weil das so groß war, was wir hatten, dass wir vielleicht alles damit verbinden.

Das ist süß. Aber so ist es nicht.
Ich weiß auch, dass es nicht so ist.
Du wirst mich noch hundert Mal verletzen.
Du wirst jedes Mal wieder ein Ding bringen, von dem mir Leute sagen, dass das gar nicht geht.


Und heute habe ich lange darüber nachgedacht.
Auch, was meine Freundin mir gestern gesagt hat.
Die andere.
Die Böse.
Dass ich ja leider halt dieses Problem hätte, den Leuten noch immer in die Augen gucken können zu wollen.

Ich weiß gar nicht, warum sie das tun.
Ich weiß es ehrlich nicht, denn ich bekleckere mich nicht mit Ruhm.
Ich raste aus, wenn ich ausraste, ich bin verletzt, wenn ich verletzt bin, ich kann fies und gemein sein.

Aber irgendwann habe ich gedacht, dass ich eines nie bin: Oberflächlich.
Ich kann solche Beziehungen nicht, auch Freundschaften nicht und ich habe nie verstanden, wie man so leben kann.

Zehn Jahre so aneinander vorbei leben.
So ohne Bezug zueinander .
Ohne den ehrlichen Wunsch an einer Teilhabe am Leben des anderen.
Nichts fragen, nichts sagen, es sei denn, es betrifft noch die kleine Ebene, die man zusammen hat.
Über so viele Jahre.

Eine Trennung stand nicht zur Debatte, das war in meinem Kopf gar nicht angelegt, dass man das könnte, oder dürfte, das war einfach gar kein Gedanke in meinem Kopf, das kannst du nicht verstehen, das KANN man auch nicht verstehen.

Sowas sagst du dann.

Ich kann es nicht verstehen.
Ich kann es nicht nachfühlen.
Aber ich kann es nachvollziehen.

Und dann hast du drei Jahre versucht, dich irgendwie raus zu wursteln.
Immer drum herum.
Immer allein, nie ganz ehrlich zu irgendwem.
Zu niemandem.
Das ist ja eigentlich die Sache.
Zur eigenen Familie nicht.
Zu Freunden nicht.
Einfach zu keinem.


Irgendwie wie sie.
Meine nette Freundin.
Fassungslos habe ich manchmal da gesessen, wenn sie mir dazu nur sagte, dass sie ja nie mit jemandem reden konnte, der alles weiß, alles immer nur bruchstückhaft, immer nur alles gelogen, irgendwie.
Fragmente erzählt, anderes weg gelassen.
Ich frage mich immer, wie man das aushalten kann.
Ohne jemanden, der den gesamten Zusammenhang überblickt und ohne jemanden, dem man sein Gefühlsleben erzählen kann.
Das kann ich nicht verstehen.

Und das hast du auch nicht verdient.
Du verdienst einfach nicht, in was du dich selbst da einsperrst.

Ich weiß, es ist genau das Dilemma, was du selbst letztens so ausgesprochen hast:

Das traurigste ist, ich könnte alles kaufen.
Ich könnte dir morgen ein neues Auto hinstellen und dir einen Garten holen und all das.
Aber du würdest nicht einen Fuß da hinein setzen.
Und willst gar nicht sehen, dass ich das FÜR UNS mache.
Und nicht für dich oder für mich.


Und damit hast du Recht.
Und ich habe auch Recht.
Wir beide haben Recht.
Du auf grün und ich auf irgendeiner anderen Farbe.
Und beides ist die Wahrheit.


Du kannst nicht damit umgehen, es mit dir selbst aushalten zu müssen.
Für DICH selbst etwas zu überlegen, was DIR Spaß macht. Was DIR hilft.
Was DU willst.
Du brauchst jemanden, auf den du das projizieren kannst.
Und ich bin ein denkbar schlechtes Objekt.
Egal, was du drauf wirfst, es kommt in einer anderen Farbe zurück.

Ich weiß.
Ich weiß es, weil ich es ja provoziere.

Es ist anstrengend.
Schon in Kleinigkeiten.
Aber anstrengend ist ok.
Es wäre ok.
Wenn es nur die Kleinigkeiten wären.
Aber so ist es nicht.
Dein ganzes Leben ist so aufgebaut.

Als ich mal mies zu Dir war, da hast du mich gefragt, was du denn dann für mich warst.

Es wäre einfach gewesen.
Ich hätte es dir sagen können.

Du warst der, der mich nicht in sein Leben integrieren wollte.
Du warst der, der alle Leute nur anlügt.
Du warst der, dem ich eigentlich ganz egal bin.


Aber das ist nur die halbe Wahrheit.


Du bist auch der, der mich, egal wie viel Streit wir hatten, niemals abgewiesen hat, wenn ich ihn in den Arm nehmen wollte.
Das ist nichts Entscheidendes.
Ich weiß.
Aber du hast das kein einziges Mal gemacht, du hast mich immer, einfach immer in den Arm nehmen WOLLEN.

Du warst auch der, bei dem ich immer eine Gänsehaut bekommen habe, wenn er mich angefasst hat.
Der, bei dem ich dachte, ich hab was am Ohr, wenn er mir das Gesicht gestreichelt hat, weil einfach ein Rauschen da war, in meinem Ohr. Das hatte ich noch nie.
Du warst auch der, den ich selbst jetzt anrufen könnte mit einem Problem und der eine Lösung finden würde über zwanzig Ecken und über Bekannte, die dir einen Gefallen schuldig sind.
Du warst der, der immerhin versucht hat, über seinen Schatten zu springen.
Der an irgendeinem Punkt mal versucht hat, alles ins Reine zu bringen und der es dann gelassen hat.

Du bist beides.
Du bist nicht nur grün und es wäre schade, wenn du das niemals sehen könntest.

Am Ende....
Ach je, das Ende.....
Ich glaube, du bist so ein Mensch, an dem ich mich aufreiben muss.
Abreiben.
Bis ich (fast) dran kaputt gehe.

Glaub mir, ich weiß das.
Ich sehe das ganz genau und ich denke hundert mal am Tag an dieses Gedicht, dessen Ende ist:

Und wenn ich mich gemartert von dir wende, spielt um die Lippen dir ein müder Zug.
Der lächelt stumm: ich kenn ja auch das Ende.
Wies immer kommt: mit Ekel und Betrug.



Aber wir kennen doch auch das Ende....
Wir alle beide kennen es.
Aber du siehst es in grün.
Und ich in irgendeiner anderen Farbe.

30.08.2019 22:44 • x 2 #59


L
Wer bist du? Du schreibst klasse! Ich habe vieles ähnliche erlebt! Bitte erzähle weiter!

31.08.2019 11:33 • x 1 #60


A


x 4




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