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Tagebuch zum Untergang einer Ehe

N
Es tut mir leid zu lesen, wie sehr er dein Selbstbild entstellt hat. Gut dass du es nicht ganz verloren hast.
Wenn du deine eigenen Texte ließt, als wären sie fremd, erkennst du dein liebenswertes Wesen darin.
Lass dich nicht unnötig verletzen

02.09.2019 01:08 • x 1 #61


N
Man könnte lachen.
Wenn es nicht so weh tun würde.

Weißt du, alles, was du denkst, ist falsch.
Ganz falsch.
Denn an gar nichts hast du allein die Schuld.

An meinen Gedanken bin ich ganz allein Schuld und weißt du was?
Das ist auch viel besser, es so zu sehen.
Da hat man immerhin noch die Illusion, es läge bei einem selbst, daran etwas zu ändern...

Weißt du, dass ich immer, wenn ich an deine Arbeit denke, auch an die Briefe denken muss, von von Kleist?
Daran, dass ich Dir vorgelesen habe und du eingeschlafen bist.
Und dass ich selbst darüber lächeln muss, dass ich etwas stinkig war, weil du eingeschlafen bist, weil mir das in dem Moment so ungeheuer wichtig vorkam.

Dass du am nächsten Tag gesagt hast, dass du erstaunt warst, wie nett man von einem Menschen denken kann und das sogar ausdrücken kann.
Wie froh ich da war, weil du ja doch alles mitbekommen hattest.


Ich muss immer daran denken, dass er geschrieben hat, dass sie mit Gold und Diamanten behängt waren.
Aber wenn sie mit einem redeten, dann kamen sie ihm kalt vor.

So kalt wie das Metall und die Steine, mit denen sie geschmückt waren.

Und dass er das Gefühl hatte, obwohl der Schmuck wunderschön war, er doch vielleicht auch das Schönste an ihnen war...


Daran muss ich immer denken, wenn du etwas von der Arbeit erzählst.

Und das Gefühl, was ich hatte, wenn ich wusste , was du meinst, das mochte ich.
Weil ich dich verstanden habe.
Weil ich immer verstanden habe, warum du dich so fehl am Platz da fühlst.

Und du verstehst nicht, dass diese Verbindung im Herzen manchmal einfach da ist.
Dass die durch keinen Streit und auch sonst durch nichts, zu kappen ist.
Du hast kein Verständnis davon....

Goethe hat das so gesagt:
Es gehört zu den traurigsten Bedingungen unter denen wir leiden, uns nicht allein durch den Tod, sondern auch durch das Leben, von denen getrennt zu sehen, die wir am meisten schätzen und lieben und deren Mitwirkung uns am besten fördern könnte.


Und du meinst, dass ich alles an Dir negativ sehe.
Du denkst das ernsthaft.

Und nur, weil DU dich so siehst.
Das ist irgendwie einfach irgendwann passiert, weil du in keine der Welten richtig passt.
In keiner der Welten bist du richtig und du kannst es auch nicht sein.

Aber das heißt nicht, dass DU nicht richtig bist.
Du hast versäumt, das zu lernen.
Niemand hat es dir gezeigt und niemand hat es dir gesagt.

Und du wurstelst herum an Äußerlichkeiten und verabscheust sie zur gleichen Zeit...


Und du hast keine Ahnung, was du mir bist.

Das ist ziemlich traurig.
Aber es gehört dazu.
Erst später, viel später, wirst du verstehen, was DU für MICH gewesen bist.


Ich hab so viel gelernt an Dir.
Verzeihen lohnt sich.
Verzeihen muss man.
Egal wie.
Man muss so lange nachdenken, bis man es schafft und es nützt nichts, immer auf dem selben Punkt stehen zu bleiben.

Wenn man die Sache nicht verändern kann, aber man kann die Position verändern, aus der man auf die Sache blickt.

Hass, Frustration, Schuld abschieben...
Niemals kann man damit glücklich werden.
Und man muss sich ENTschuldigen.

Wir haben so eine schöne Sprache, eigentlich.
Ein: Es tut mir leid!, heißt, dass man sich seiner eigenen Schuld entledigt.
Das ist doch gut.
Auch wenn man sich davor erst seiner Wut entledigen muss, von mir aus.

Aber du bist doch nicht mal bis dahin gelangt.....
Du kannst das nicht, du weißt dich dann nicht mehr einzuordnen.

Das darf so nicht sein...
Das musst du immer wissen, selbst dann, wenn es niemand sonst versteht.
Mich darfst du auch nicht darüber stellen.
Das gilt nicht.
Das verletzt die Spielregeln.
Niemand muss mit dir klar kommen.
Aber du selbst.
Du musst das....




Komisch, aber du hast mich auch daran erinnert, wie mein Leben in zwei Hälften geteilt wurde in dieser Nacht.

In ein Davor.
Und in ein Danach.

Und, wenn du mich fragen würdest, ich mochte mich selbst Davor lieber.

Ich hatte viele sehr gute Eigenschaften.

Ich war sehr hilfsbereit und ich habe nie nein gesagt.
Das gab es einfach nicht.
Ich habe auch nie darüber nachgedacht.
Nie über irgendeine Berechtigung sinniert.
Jemand hat mich gebeten und ich habe das gemacht und die Leute mochten mich dafür.

Ich habe auch alles verziehen.
Eigentlich gab es ja auch nichts zu verzeihen im eigentlichen Sinn.
Ich hatte ja keinen Anspruch zu stellen.
War froh und dankbar, wenn man sich mit mir abgab.

Da war auch einfach nichts, was das in Frage gestellt hätte.
Nichts in mir oder um mich, ich hatte den anderen möglichst wenig zur Last zu fallen und mir eine Daseinsberechtigung zu erarbeiten und verdienen.

Und wenn mich jemand verletzt hat, war das eben so.
Selbst wenn es höchst unfair war,
war das eigentlich ohnehin, was ich verdient habe, wozu ich da war.
Das war nichts ungewöhnliches oder komisches.
Es war halt so.
Und ich habe darunter gelitten, aber mehr eben auch nicht.

Und, ha, irgendwie passt es ja, kam es mit einem Knall.
Und plötzlich war alles anders.

Auf den Kopf gestellt, umgedacht.
Alles weg.
Wie ein weißes Blatt Papier, was man neu beschreibt.
Mit eigenen Regeln.

Das hat vorallem eines aus mir gemacht: einen Egoisten.
Davor mochte ich mich lieber.


Ich wünschte, du hättest mich auch Davor gekannt.

Und genauso wünsche ich mir, du findest dein Danach.


Und eines bleibt uns: Wenn die oberflächlichen und auf Äußerlichkeiten bedachten Menschen uns über den Weg laufen, werden wir uns immer gegenseitig angrinsen und wir werden wissen, was wir denken.

Du wirst denken: Sag jetzt bloß nicht laut, was du jetzt gerade denkst!

Und ich werde denken: Ey, zu meiner Belustigung: sag doch bitte jetzt einmal laut, was du gerade denkst!

Aber niemand wird etwas sagen.
Weil es ausreicht, wenn wir uns angrinsen.


Ich will dich nicht verlieren.
Ich kann dich nicht verlieren.

Du bist zu wichtig für mich.

Aber ich muss dich loslassen.
Ich muss.
Weil du dich so nicht entfalten kannst.
Und du musst mich loslassen, weil ich mich so nicht entfalten kann.

Aber ich liebe dich.
Mit diesem ganzen Getue, mit diesem ganzen Gequatsche, ich liebe diese Unsicherheiten, die du dir selbst zurecht denkst, ich liebe, was sie aus dir machen.

Aber ich hasse, wie sie dich quälen.
Und ich will das nicht mehr sehen.
Und ich bin trotzdem ein Teil davon.
Weil ich doch auch nicht anders kann...
Ich geben meinen Teil dazu.
Und das ist es, was ich nicht ertragen kann.

Ich hatte es so schön gedacht.
Nur gedacht.

Wie witzig man es haben könnte.
Wie witzig könnte alles sein, was wir tun.
Wie lustig hätten wir auch die schlimmen Dinge machen können, wenn wir nur zusammen und beieinander gestanden hätten und das zusammen erlebt hätten.
Wie oft hätten wir einfach da stehen und uns angrinsen können, wie oft hättest du lachen können über das, was ich nicht hätte sagen sollen und ich hätte gelacht, über das, was du hättest sagen müssen und was wir beide dann nur gedacht haben.

Es hätte schön sein können, weil unsere Überzeugungen sich verstehen.

Ich habe dir nichts anderes sagen wollen, mit dem, was ich Dir alles vorgelesen habe.
Nicht, dass du falsch liegst.
Du liegst nicht falsch.
Du bist du.
Und ich bin ich.

Und ich fühle mich verantwortlich für dich.
Auch, wenn das wahrscheinlich falsch ist.
Bestimmt.
Bestimmt würde jeder Möchtegern-Psychologe (lustig, dass ich sogar Leute, die das studiert haben, als Möchtegern bezeichne) mir sagen, dass das falsch ist.
Bestimmt gibt es Gründe, warum ich das nicht sollte.

Aber ich tus.
Weil du mir ans Herz gewachsen bist.
Man sagt das so.
Aber ich meine das so.
Du bist da dran gewachsen, du bist ein Teil davon.

Und kein Streit und kein schlechtes Wort ändern etwas daran.

Ich weiß nicht, warum das so ist.
Aber es ist so.
Es wird mir nie egal sein, ob es dir gut geht, oder nicht.
Ich werde immer Anteil daran nehmen.


Du hast mir einen vertrauten Menschen mehr gemacht auf dieser Welt.

Einen, der mich verletzt hat.
Der mit mir gelacht hat.
Auf den ich wütend war.

Aber eben einen, mit dem ich in den grundsätzlichsten Dingen überein gestimmt habe.
Sogar, wenn sie uns auseinander gebracht haben.

Du hast mir einen Menschen auf der Welt mehr gegeben, den ich verstehen konnte.
Und glaub mir, davon gibt es nicht so viele....

Und das liebe ich an Dir.
Auch wenn ich hasse, was wir daraus gemacht haben.

Aber das war nicht allein deine Schuld...

19.09.2019 23:59 • x 2 #62


A


Tagebuch zum Untergang einer Ehe

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Via
Hallo
Es sind nun 3,5 Jahre vergangen seit dem ersten Post. Wie hat sich Euer Leben entwickelt?
LG

20.09.2019 00:15 • x 2 #63


N
Oberflächlich ganz ok eigentlich.
Ich bin ja da weggezogen, er ist dort wohnen geblieben.
Ich hatte dadurch eine neue Stelle angefangen, die war nicht der Hit.
Ich hab dann noch mal gewechselt, letztendlich habe ich mich finanziell weit besser gestellt.
Von der Sicht ist es ok.
Auch wohnungstechnisch habe ich mich letztlich verbessert, viel größer und ich zahle das selbe.

Meine Kollegin hat das letztens so gesagt:
Das ist wie mit 16.
Nur dass man zur Arbeit geht statt zur Schule.

Ihm geht es, glaube ich, ganz gut.
Hat wohl auch wie neue Freundin, mit der es ganz gut läuft.
Aber da frage ich auch nicht so genau nach.

21.09.2019 19:34 • x 1 #64


N
Also ich erzähle mal etwas ausführlicher, jetzt kann ich auch mehr erzählen, wir haben eben telefoniert....

Wir haben eigentlich kaum Kontakt.
Ich war ja da weggezogen, habe mich hier, in meiner alten Heimat, neu eingerichtet.
Wohnung, Arbeit, alles halt.
Anfangs war das auch sehr sehr schlimm.
Ich kam nicht wirklich klar mit mir selbst.
Erste Arbeit war doof, Stadt gefällt mir nicht, kaum Kontakte.
Obwohl ich zwei gute Freundschaften, die ich auch schon hatte, bevor ich weggegangen war, wieder neu aufleben lassen konnte.
Das ist sehr schön und freut mich auch.
Meine Familie wohnt auch hier.

Freundschaften von dort sind alle eigentlich eingeschlafen inzwischen.
Von mir so forciert, muss man ehrlich sagen.

Da kommen wir zum eigentlichen Problem:
Ich kann nicht gut zurück sehen, mich macht das fertig.
Ich kann kaum in diese Stadt fahren, ich fühle mich da unwohl und ich kann auch meine eigene Wohnung da nicht mehr betreten.
Das letzte mal, als ich zu einer Eigentümerversammlung da war, bin ich hinten durch den Garten und habe mir von außen angeschaut, was er mir da erzählen wollte, damit ich da gar nicht durchgehen muss.
Wie eine unsichtbare Absperrung.
Er wohnt da ja noch zur Miete (ich bin quasi jetzt seine Vermieterin....) und ich kann aber da nicht mehr hin.
Das liegt nicht an ihm, das liegt an mir.
Ich denke, das ist einfach deshalb, weil das mein einziges, richtiges Zuhause war, was ich je hatte.
Wo man hinkommmt und sich auch zuhause fühlt.
Viel mehr als eine Wohnung...

Naja, wir haben eben recht viel und intensiv gesprochen, sein Leben geht irgendwie weiter.
Er hat Kontakte zu meinen alten Freunden, hat auch schon mal was mit denen gemacht, alle gemeinsam, wie früher wir zusammen.
Alle hatte er über mich kennengelernt.
Ich kann aber sehr schlecht damit umgehen, ich habe alle Kontakte entweder abgebrochen, oder einschlafen lassen.
Ich kann das nicht hören, es geht nicht.
Sogar gute Freunde, mit denen ich teilweise echt viel zu tun hatte: null Kontakt inzwischen.
Mich zieht das jedes Mal zu sehr runter, ich brauche dann Tage, um wieder klar zu kommen und das meine ich echt.
Ich sitze dann tagelang nur zuhause, abgesehen von der Arbeit.
Jetzt gerade ja auch wieder, ich kann nicht, ich weiß nicht, warum.
Obwohl mich schon Leute fragen, was machen wollen, es geht nicht, ich werde regelrecht depressiv davon.
Ich bin nicht mal sauer.
Man könnte ja meinen, ich würde es zutiefst ungerecht finden, dass er da jetzt in MEINER Wohnung sitzt, mit MEINEN Sachen, mit MEINEN Freunden weggeht, sowas.
Aber das ist es nicht.
Es ist auch keiner fies zu mir oder gemein.
Er hat mir gerade sogar noch geschrieben, dass er es schön fand, mit mir geredet zu haben und er hofft, dass wir irgendwann normale Freunde sein können.
aber für mich scheint das unmöglich zu sein.
Wir hatten unsere Zeit und die war teilweise schön und dann aber sehr schlecht und es ist jetzt SEIN Leben.
Und darin habe ich keinen Platz und ich möchte auch keinen haben.
So fühlt sich das an für mich.
Ich wollte hundert Prozent und gegeben hat er mir siebzig und sich letzten Endes dafür entschieden, mich weiter zu belügen, um seiner Familie ein nettes Leben zu finanzieren und es geht gar nicht ums Geld dabei, sondern um das, was das gemacht hat.
Die ganzen Lügen, direkt in mein Gesicht.
Ich will ihn nicht mal mehr bestrafen (eine Zeit lang habe ich mir das gewünscht).
Das ist es alles nicht, ich hoffe, er findet jemandem, mit dem er glücklich wird und ich wünsche ihm nichts schlechtes.
Aber ich komme über diesen Punkt nicht hinweg.
Irgendwie geht das nicht.


Er hat übrigens seine Freundin schon nicht mehr.
Jedes Mal, wenn wir telefonieren (alle paar Monate) erzählt er etwas über eine andere.

Er sagt, er glaubt, er kann sich nicht mehr verlieben.
Er hat das so gesagt:
Ja, ich gehe raus, ich muss mich über Geld nicht beschweren, ich spare nicht mal was von dem vielen Geld, ich mach Urlaub, ich geh feiern, ich lerne Frauen kennen....
Nur glücklich bin ich nicht.
Die glückliche Zeit hatte ich mit dir.
Und ich denke, die ist jetzt einfach vorbei und damit habe ich mich halt arrangiert.

So hat er das eben gesagt.

Wir können normal reden.
Über alles auch.
Er erzählt, dass er mit seinen Jungs in einschlägigen Clubs war, ich lache über die Geschichten darüber.
Auch ohne, dass mir das weh tun würde.
Ich frag mich dann höchstens, wie viel von seinem eigentlichen Leben, was ER gern geführt hätte, was er jetzt eben auch so macht, ich ihm weggenommen habe in der Beziehung.
Denn das überschreiten der Türschwelle zu solchen Clubs wäre für mich ein Trennungsgrund gewesen.
Emojis kommen offensichtlich nicht an, deshalb: hier war ein lachender dahinter.

Achso, ich habe ihn vorhin auch mal gefragt, ob seine Familie (dahin ist ein großer Teil der fünfstelligen Summe, die weggekommen ist, geflossen) , denn mal irgendwas gesagt hat....
Weil ich selbst habe NIE wieder mit denen Kontakt gehabt.
Zu niemandem.
Ich hatte ihn kennengelernt über seine Schwester.
Wir waren mal ganz gute Bekannte...
Mich hat NIE jemand angerufen oder mir geschrieben.
Nichts. Und ich auch nie.


Jedenfalls war seine Antwort darauf, dass seine Schwester wüsste, dass er nie jemanden so geliebt hat wie mich und er manchmal in ihren Augen sehen kann, dass sie sich mit die Schuld daran gibt, dass das auseinander gegangen ist.
Und seine Mutter hat bis diesen Sommer geglaubt, dass wir die Scheidung absichtlich verzögern, weil wir nochmal zusammen kommen....


Tja, so hat sich das entwickelt.
Langsam immer mehr auseinander halt.


Ich denke, ich bin so ein Gewohnheitsmensch.
Ich arbeite gern immer am selben Platz, gehe zu den selben Ärzten, zum selben Bäcker zum selben Einkaufsladen, habe die selben alten Freunde mit ihren Macken und Kanten, fahre das selbe Auto jahrelang, wohne gern für immer da, wo ich mich wohl fühle und schlafe neben dem selben Mann.
Alles, sofern es mich nicht belastet.
Ist der Arzt doof, kann man den wechseln, den Laden auch, den Physiotherapeuten, was auch immer... das stört ja nicht weiter.
Aber eine Beziehung, die belastend ist, ist etwas anderes.
Das haut bei mir ordentlich rein.
Und ich brauche offensichtlich sehr lange, um da wieder klar zu kommen.

Ich habe ja auch jemanden kennen gelernt.
Den ich auch mochte.
Mehr als das.
Viel mehr sogar.
Aber der hat auch so seine Probleme und dass ich es so schwer habe, mit meinem alten Leben abzuschließen, hat, denke ich, viel auch damit zu tun, dass mir mein neues nicht gefällt.

Ich mag die Wohnung nicht.
Ja, die ist fast doppelt so groß, ist auch eine super schöne Wohnung..
Aber es ist nicht mein zuhause.
Ich weiß nicht mal, ob man das verstehen kann, wenn ich das so sage.
Aber ich fühle mich hier wie in einer sehr luxuriösen Übergangslösung.

Ich bin chronisch krank, habe aber hier einmal so ins Klo gegriffen mit einem neuen Arzt, dass ich nicht mal Lust habe, mir einen neuen zu suchen, ich finde die Motivation dazu nicht und lasse notwendige Untersuchungen einfach, seit ich hier wohne, schleifen.
Genau genommen hatte ich nicht eine....
Und fällig wären die eigentlich jedes halbe Jahr.

Mit dem Mann läuft es halt auch nicht.

Ich drücke mich auch davor, mit ihm zu reden, weil ich gar nicht weiß, was ich ihm sagen soll.
Er hat mir vorgeworfen, dass ich manchmal einfach nicht antworte.
Er hat auch gemeint, dass er es schade findet, dass sich unsere Gespräche meistens nur auf Scheidung und Wohnung beschränken, dass ich aber mehr für ihn war und auch immer mehr sein werde.
Ich WILL aber gar nicht mehr.
Ich KANN nicht.

Ich hätte gerne, dass wir zusammen mal was essen oder trinken oder sogar feiern gehen könnten.
Ehrlich, ich würde mir das wünschen.
Kann ich aber nicht.
Ich glaube, wenn er mir jemanden vorstellt (egal ob Mann oder Frau), aus seinem neuen Leben, würde ich heulend aus dem Raum laufen.
Weil ich das irgendwie nicht verpackt bekomme, dass wir mal ein gemeinsames Leben hatten und es jetzt ein anderes ist und das dann noch aufs Brot geschmiert zu kriegen, ist zu viel irgendwie.

Ich glaube, weil ich in meinem alten Leben, auch vor ihm, so glücklich war.
Zumindest sieht es aus der jetzigen Position so aus.
Das ist irgendwie krank, ich weiß.

Ich weiß aber auch nicht, was ich ihm erzählen soll.
Ich will auch nicht nur jammern.
Er versucht das ehrlich freundschaftlich zu halten, mehr als ich das verdiene eigentlich.
Er versucht halt, das auf eine andere Ebene zu heben, wo wir uns nicht ganz verlieren.
Erzählt mir Stories, auch von Frauen.
Ich glaube, um mir zu sagen: Hey,ist ok, ich mach das auch, also erzähl mal von deinen Geschichten, ich freue mich, wenn du glücklich bist.
Er fragt auch nach lustigen Sachen, die mir passiert sind.
Und ich glaube, es zieht ihn runter, wenn ich den Eindruck vermittle, dass ich aber nunmal nicht glücklich bin.

Ich glaube sogar, dass das ein großer Punkt ist, der ihn auch daran hindert, weiter zu kommen.
Weil er sich irgendwie verantwortlich fühlt.
Was er in meinen Augen aber nicht ist.

Sein Ding ist sein Ding und meines ist meines.
Und ICH bin eben so.
Ich brauche halt meine Zeit für Dinge.
Zeit, um mich neu einzuleben, für alles eben.
Mag sein, dass das zu viel Zeit ist, ich weiß nicht.

Irgendwann wird das auch wieder gehen, irgendwann könnte ich mir vorstellen, dass wir sowas wie Freunde sein könnten.
So in meiner Vorstellung.
Weil der unglaublich witzig sein kann.
So ein Spinner halt.
Man hat mit ihm immer etwas zu lachen.
Und im Prinzip bin ich ähnlich gelagert.
Ich glaube, es stört ihn, zu sehen, dass ich das im Umgang mit ihm total verloren habe.
Wir haben so unglaublich lustige Sachen gemacht.
Aber ich kann das nicht mehr.
Ich kann noch über alte Sachen lachen.
Alles, was er neu macht, darüber kann ich nicht lachen.
Es tut nicht weh oder so, aber ich frage mich halt, warum er mir das erzählt.
Warum er will, dass ich das weiß, wenn er sich doch aber mit seinen Lügen für ein Leben ohne mich eigentlich damals schon entschieden hat.
Mich trifft das nicht mehr so.
Aber ich verstehe es halt nicht.

Und dann denke ich, dass das vielleicht nur irgendwie Mitleid ist.
Oder schlechtes Gewissen.
Oder eine Kombination aus beidem.
Und dann denke ich, dass ich dafür aber nicht zur Verfügung stehen muss, weil das ja sein Problem ist.
Nicht meines.
Und dann melde ich mich halt ein paar Wochen wieder nicht zurück, wenn er mich was fragt, weil das so ein blöder Kreislauf ist zwischen nicht verstehen und drüber grübeln und sich mies fühlen und eigentlich bin ich erwachsen und sollte damit besser umgehen können....

Naja.
So hat es sich entwickelt.
Ich glaube, nicht gut.
Hier steht ein Emoji, was zwinkert. Hehe.

22.09.2019 17:19 • x 1 #65


N
Ich finde es völlig in Ordnung, nicht zu antworten. Tut dir bestimmt gut.
Vielleicht möchte er immernoch seine 70% geben und das ist immernoch zu wenig.

29.09.2019 12:30 • x 1 #66


N
n-ever:
Danke für deine Antwort.
Ehrlich Danke, weil du mir eine Sicht gesagt hast, auf die ich so nicht gekommen wäre.

Könnte wahr sein...


Ich hatte an manchen Stellen das Gefühl, dass er manche Sachen sagt, um irgendeine Reaktion zu erhalten.
Aber ich habe nicht verstanden, welche.

Ich verstehe, dass er mir sagen will, dass er auch andere haben kann.
Das sollte ich auch verstanden haben, nachdem er mir Bilder gezeigt hat und alles...
Ich kapiere nicht sofort die Intention.

Aber ich habe gelacht und gefragt, ob er sich das Foto von einer Internetseite gezogen hat.
Hab ihm auf die Schulter gehauen und noch mehr gelacht.
Ihm suggeriert, dass ich das nicht ernst nehme.
Hab ich auch nicht.
Tu ich bis heute nicht.
Zum Glück habe ich so reagiert....

Und DAS empfinde ich eigentlich schon als....
Ich weiß gar nicht als was.

Ich finde es irgendwie beschämend.
Auch für mich persönlich.

Ich sehe jetzt nicht mies aus.
Ehrlich nicht.

Ich finde es aber beschämend, dass man mich auf so eine austauschbare Stufe hebt.
Nimm halt irgendeine andere blonde Tussi und mach sie damit eifersüchtig.
Mit äußeren Werten.


Als wäre ich nur das gewesen.
Das finde ich traurig.
Als ob ich einfach irgendjemand austauschbares gewesen bin für jemanden, mit dem ich so viel Zeit intensiv verbracht habe.
Leere, nette Hülle. Ohne Inhalt.



Auf der anderen Seite finde ich das nicht mal nur traurig für mich.
Mich macht es sogar traurig für ihn.

So eine Sichtweise zu haben ist nicht für die Objekte (Anführungszeichen funktionieren auch nicht...aber sie sollen bei Objekt stehen) traurig.
Sondern auch für einen selbst, denke ich.
Oberflächlich, irgendwie.
Und das ist ja seine Denkweise und nicht meine.

Als ob man gar kein ernstzunehmender Weggefährte war, sondern etwas, was man zur Schau stellen konnte.

Am Ende komme ich damit klar.
Muss ich ja.
Ich kann mich da schon irgendwie raus denken ohne, dass ich eine miese Wut habe, die ich auch gar nicht haben will, weil die einen ja auch nicht weiter bringt.

Aber ich werde mir bei diesem Menschen nie klar sein über seine Absichten, und das ist traurig.
Weil ich deshalb auch immer einen gewissen Zweifel an mir selbst haben werde.
Ich kann mir nie sicher sein.
Über seine Fehler. Oder über meine.

Was mir noch in dem letzten Telefonat aufgefallen ist:
Er übernimmt keine Verantwortung für seine Sachen.
Ich spreche ihn auf etwas an, und mir fällt das schwer.
Mir fällt das schwer, weil ich keine weiteren Lügen hören will.
Ich kann auch keine Freundschaft aufbauen, wenn ich das merke.
Und ich WEISS das.
Ich WÜRDE aber gern eine Freundschaft haben.
Also stelle ich Fragen auch nur sehr zögerlich...
Wenn ich denke, er ist locker genug, um mir die Wahrheit zu sagen.

Aber manchmal merke ich, dass er weiter lügt.
Dieses Schauspiel, was er so gut drauf hat.

Er ist nie er selbst.
Vor mir nicht.
Vor Freunden nicht.
Vor seiner Familie schon gar nicht.

Das geht so weit, dass ich Angst vor ihm habe.
Angst davor, dass er einen Spruch bringt, der mich extrem verletzt, von dem er WEISS, dass er mich extrem verletzt.
Ich aber nichts sagen kann, weil man ihm das immer als Witz oder als Scherz auslegen könnte.

Und diese Angst besteht bis heute...

Obwohl er eigentlich nichts mehr sagen kann.
Ich bin zu weit weg davon.
Mir macht es nicht mehr soviel.
Egal was er machen könnte: Es kann nicht schlimmer kommen.

Und ich habe immer gedacht:
Ok.
Kommst du schon mit zurecht.
Kannst du drüber stehen.
Baust Dir halt alles neu auf.
Haste einmal geschafft.
Schaffst du auch ein zweites Mal.

Und das werde ich auch.

Aber immer, wenn ich mit ihm rede, bin ich zerrissen, zwischen einer (meiner eigenen!) netten Denkweise und einer, die ihm nur schlechtes unterstellt.

Und ich frage mich immer, ob ich mit meiner vorsichtigen (auch hier stehen wieder Anführungszeichen) Denkweise nicht etwas total ungerechtes unterstelle.
Oder ob ich vielleicht das Problem bin.
Ich selbst.
Mir diesen vielen Gedanken.

Und jemand, der einen immer in diese Selbstzweifel fallen lässt...
Mit einem Anruf...
Mit ein paar Aussagen.
Das kann ja nicht gut sein.

Aber ich bin mir nie sicher, ob er das Problem ist, oder ich.

Und ich werde noch ewig brauchen, um das objektiv beurteilen zu können.

Und deshalb will ich lieber gar nicht antworten.

Und ich finde das an mir selbst inzwischen komisch.
Und damit komme ich auch nicht sehr gut klar.
Obwohl sich das alles etwas sehr krass anhört.
Der Alltag geht halt schon weiter.
Aber mein Innenleben ist etwas verwirrt.
Und hier steht wieder ein lachender Smiley.
Immerhin...

30.09.2019 21:47 • #67


N
Es ist irgendwie einfach.
Und das ist es, was ich an Dir mag.

Dass du mich um einen Gefallen bittest, oder zumindest so tust.

Würdest du, könntest du?

Und ich sage: Klar. Aber an EINEM Tag? Etwas anstrengend.

Und du machst ALLES.
Buchst ein Hotel, besorgst einen Mietwagen.
Alles auf meine Bequemlichkeit bedacht.
Achtest darauf, dass wir Essen und Spaß haben dabei.
Bist chillig, stresst nie.

Hast Tränen in den Augen, wenn ich sage, dass ich damit noch den nächsten Monat abwarten muss, weil es einfach vorher nicht geht und du weißt, dass ich mir das so sehr wünsche.

Ich weiß, du willst mir helfen.
Ich weiß es, wenn ich den Umschlag, den du mir aufzwängst, in die Heizung stecke und wieder raus hole, aus Angst, er könnte brennen.

Ich weiß es, weil du merkst, dass ich paranoid werde, wenn überhaupt Bargeld im Haus ist.
Ich weiss es, weil du es mir mal einfach überhaupt nicht sagst, dass du das ganze Geld einfach dabei hast.


Ich weiß, dass du mir helfen willst.
Aber du musst dabei auch MICH akzeptieren.
Ich will das nicht.

Ich will keine Almosen und ich spare lieber dafür und liebe es dann umso mehr, weil es einen WERT hat.

Geschnorrte oder irgendwie erschlichene Dinge haben keinen Wert für mich.
Auch wenn sie perfekt sind ansich.
Aber sie bedeuten dann nichts.


Ich habe lieber Dinge, die nicht sooo perfekt sind und wenn ich meinen Vater frage, ob ER glaubt, dass ich eine Terrasse selbst verlegen kann, dann sagt er:
Klar, das haben wir doch schon gemacht.
Split und Kies drunter, Platten drauf, du kennst das doch.
Aber wird sicher einige stolperfallen geben, wenn du das allein machst.


Aber ich mache mir Sorgen um das schwere Heben auf dem Weg.

Weil DAS haben die Männer gemacht....


Sogar als ich noch einen Mann hatte, den ich gerade noch dazu bringen konnte, die Steine in das Auto zu heben und ich sie dann von dort stückchenweise in eine Mülltonne gelegt und zum Garten gezogen habe und mir irgendwann ein Freund aus Mitleid geholfen hat, weil ER das vor seinem Urlaub nicht mehr geschafft hat, sie mir dahin zu tragen.....
Sogar da haben die richtige Arbeit ja eigentlich die Männer gemacht.

Aber mir ist das peinlich.
Unangenehm.
Und ich würde von mir aus niemals danach fragen.
Nur meinen Vater.
Und sogar den frage ich nur nach seiner Meinung.
Ob er glaubt, dass ich eine Terrasse verlegen kann.
Ich würde sogar den nie fragen, ob er mir hilft.

Weil es MEIN Garten ist.
Mein Problem, wie ich das mache.
Ich wollte den und muss damit dann andere nicht belasten.
So denke ich das.

Du hast dich über diese Denkweise am Anfang furchtbar aufgeregt.
Inzwischen machst du dich nur noch lustig und das ist mir viel lieber.
Weil ich stur bin.
Sturer als du.


Ich will das nicht.
Ich will nicht, dass du dich um Dinge bemühst, die MEIN Wunsch sind.
Ich freue mich viel mehr, wenn du irgendwann kommst und sagt: Ist cool geworden. Ich fühle mich wohl hier.

Wenn wir da herum hängen, lachen, Spaß haben.
Nicht perfekt aber halt mit Wohlfühlcharakter.

Und ja......
In dem Punkt hast du Recht: Auch, damit ich kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn es auseinander geht und ich es behalte.

Das hatte ich schon und das hat mich tief getroffen.
Mein zuhause war weg.
Bis jetzt habe ich kein neues.

Ich weiß sogar, dass mein eigenes Denken in eine Sackgasse führt und wenn du darauf beharren würdest, würde ich Dir dann auch den Garten lassen...

Weil ich so bin.
Ich ziehe mich dann lieber zurück und baue alles neu auf.
Den Stress kann ich schlecht vertragen.
Es macht mich nicht glücklich Krieg zu führen gegen ehemalige Freunde.


Und trotzdem..... ich will das mit dir.
Ich will ein Zuhause mit Dir.
Wo wir uns beide zuhause fühlen.
Ich will nicht mit dir zusammen sein und das Gefühl haben, dass alles halbherzig ist.

Und du veralberst mich.....
Du tust so, als wärst du auf mich angewiesen, aber dann fängst du langsam an, dass du dein Auto doch nicht abgeben willst und dass du ja eh den Firmenwagen bekommst und dass vier Autos für zwei Leute dann viel zu viel sind.....

Mein Auto ist nicht toll.
Und alt ist es auch.
Ich weiß.
Aber es ist MEIN Auto und es hat mich nie im Stich gelassen.
War günstig und dankbar.
Und ich mag solche Sachen.

Und ich verstehe, wenn du unsere Leben in einem Leben denkst.

Aber du hast auch Mist gemacht mit mir.
Und ich finde, du kannst nicht erwarten, dass ich einfach deinem Sinneswandel vertraue.
Warum sollte ich?
Etwas provokativ frage ich dich das auch manchmal.
Warum sollte ich?


Unfair.
Vielleicht.
Bestimmt.
Selbstgerecht.
Ganz bestimmt ziemlich unfair und selbstgerecht.


Aber ich SEHE, was du versuchst.
Sogar, wenn ich weiß, dass du gegen Mauern rennst, nehme ich wahr, was deine Absicht ist.

Das solltest du wissen.
Auch wenn ich es dir niemals so sagen würde.
Ich würde es dir nicht sagen, weil es eine angriffsfläche bietet.

Aber ich nehme es wahr.
Und deine positive Einstellung zu mir, die eigentlich viel zu nett ist.... aus meiner Sicht....

Die macht, dass ich am liebsten an deinem Rücken schlafe. Immer.
Jede Nacht.
Für immer.
Seit eineinhalb Jahren.

Ich liebe die Art, wie du mich siehst.
Ich liebe, wie du riechst.
Ich liebe so vieles an dir, dass ich denke, ich kann sagen, dass ich dich liebe.

Sieh mal wie du bist....
Du bist einfach liebenswürdig.

Witzig.
Doof.
Menschenfreundlich.
Entspannt.

Du bist ein guter Mensch.

Ich finde nur mies, dass DU dich nicht so siehst......

Das müssen wir ändern.
Du deinen Anteil.
Und ich meinen....

09.11.2019 00:28 • x 1 #68


N
Ich hab dir noch Bücher bestellt.
Bei meinem Kollegen, auf den du so eifersüchtig warst.
Seine Frau bringt sie ihm für mich mit.
Nett von ihr, oder?

Ist nicht schlimm, ich lese sie selbst.

Ich mag ja Bücher, die einen schlauer machen.

Ich mag auch Menschen, die einen schlauer machen.
Ich mag nur nicht Menschen, die einen verwirrter machen.


Ich habe letztens noch daran gedacht.
Wie ER eigentlich reagiert hat.
Und ich musste grinsen.

Kennst du so stoffelige, alte Männer, die was sagen wollen und dann aber nur deine Hand drücken und nicht mal sagen können, was sie sagen wollen, sondern sie sprechen nur deinen Namen genuschelt aus und drücken deine Hand?

Unfähig, zu sagen, was sie sagen wollen...



Und ich weiß, das ist mein allergrößter Fehler:
Ich drücke immer auf diesen Punkt.
Auf diesen wunden Punkt.
Ich sage viel zu viel.


Nicht, weil ich finde, dass dir was weh tun sollte, ganz bewusst.
Sondern weil ich weiß, dass es schlimmer wirkt, wenn es trotzdem weh tut, unbewusst.

Ich hoffe nicht, dass du leidest.
Ich hoffe, dass du hinsiehst.


Es ist mir nicht mein erstes Anliegen, dass du bei mir bleibst.
Es ist mein erstes Anliegen, dass wir uns ehrlich verstanden haben.
Dass ich weiß, wer du bist, wenn du stoffelig meine Hand drückst.
Dass du weißt, wer ich bin, wenn ich als Stilmittel Übertreibungen benutze.


Du wirst das erst viel später sehen.
Und es wird dein Vorteil sein, was du mir jetzt vorwirfst.

Dass ich von Menschen aus meiner Vergangenheit viel zu nett rede, obwohl ich genau weiß, was sie gemacht haben.

Mag sein.

Und trotzdem waren es Menschen, mit denen ich meine Zeit geteilt habe und deshalb, weil sie es mir WERT waren, dass ich meine Zeit mit ihnen teile.
Das muss ja eine Berechtigung haben.
Sonst hätte ich es ja nicht getan.

Das raffst du nicht.
Du bist einer davon.
Und in mir selbst drin, sogar, egal was ich sage, hast DU für MICH eine Daseinsberechtigung, weil du in meinem
Leben warst.
Und irgendwas damit gemacht hast.
Egal was, darum geht es nicht.

Aber wenn du es konkret wissen willst:
Du hast mir gezeigt, wie es ist, wenn man nicht verzeiht.
Vorallem sich selbst nicht.
Sowas geht nicht gut auseinander.
Das tut es nie.

Weil immer, bei allem, was du tust, versuchst du, ein guter Mensch zu sein und du wirst es nie. In deinen Augen.
Du lügst ganz offensichtlich. Du redest Dinge schön.

Ich kann diese Gratwanderung nicht mehr.

Zwischen dem, dass ich weiß, dass du lügst und zwischen dem, wie mich das verletzt.


Das ist so ähnlich, ich weiß gar nicht, das war diese Kurzgeschichte mit dem Brot.
Und den gekachelten Fliesen.
Irgendwas mit krieg.

Sie sah ihn nicht an, weil sie nicht ertragen konnte, dass er log.

Ich glaube, so ging das.

Und diesen Satz kann ich so gut verstehen.
Wie das ist.

Und trotzdem würde ich dich nie in die Pfanne hauen.
Dich ins offene Messer laufen lassen, wenn ich es besser weiß.
Das würde ich nicht tun, das könnte ich nicht.

Unabhängig davon, wie du mich siehst, wie ich glaube, dass du mich siehst, werde ich dich immer auf meiner Seite wähnen.

Sogar wenn du völlig gegen mich bist. Gegen mich kämpfst sogar.
Ich werde das nie so sehen können.
Weil ich dich auch nie so sehen werde.

Sogar wenn du mich anrufst, weil du etwas willst und ich merke, dass du nur etwas willst und ich hart bleibe und ich sage: jetzt nicht!
Es reicht! Nein! Kapier das! Nein!

Sogar dann bin ich eigentlich auf deiner Seite.
Ich werde immer hoffen, dass es dir gut geht.
Ich werde immer hoffen, dass mein in-die-Wunde-drücken dir etwas gebracht hat.
Dir. Nicht mir.
Für mich muss das nichts machen.

Wahrscheinlich wirst du das nie verstehen.
Weil du selbst gar nicht den Sinn gefunden hast oder die Rolle sehen kannst, die du für jemanden spielen könntest.

Tut mir leid.
Und es tut mir ehrlich leid.
Es tut mir leid, dass ich abschließend nicht der Mensch sein kann, der dir das zeigen könnte.

Mein Weg ist hier zu Ende und ich hoffe, du findest deinen.
Der dann auch deiner ist.

Wenn dir das mit mir so weh getan hat, dass du bereit bist, ihn zu suchen, war es das Wert.

Wenn nicht, hat es dir vielleicht trotzdem etwas gebracht.
Das weiß ich nicht.
Und es ist auch nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen.

Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute.

30.11.2019 19:54 • #69


N
Weißt du, meine Freundin hat mir mal gesagt, dass sie sich keine Sorgen macht, ob ich mich wieder auf etwas einlassen kann.
Ich wäre immer wieder genauso blöd.

Einerseits beruhigt es mich noch immer.
Auf der anderen Seite tut es furchtbar weh.

Ich hatte Platz gemacht in meinem Leben.
Klar, noch nicht alle Wunden waren verheilt, hier und da hat es noch gezwickt und geziept.

Aber ich hatte Platz gemacht in meinem Leben für dich.
In meinem Leben, das heißt in meiner Wohnung. In meinem Freundeskreis. Und bei meiner Familie.
Und überall da durftest du dich willkommen fühlen.
Aber das hast du nicht.

Und du hast diesen Platz gar nicht erst geschaffen.

Und so hat alles seinen Lauf genommen....


Weißt du, es mag dir so erscheinen, aber ich bin kein Idiot.

Ich habe es gemerkt, jedes Mal, wenn du ein schlechtes Gewissen hattest.
Und sehr selten habe ich dazu überhaupt etwas gesagt.

Er wird selbst wissen, was er tut und er selbst muss damit leben.
Das habe ich gedacht....

Aber ich habe es gemerkt, wenn du aus schlechtem Gewissen mich fest gedrückt hast oder wenn du es getan hast, weil du in dir frei warst.
Bei dem einen kommen Gefühle rüber und der Blick ist anders.
Es ist nicht, dass bei dem einen mehr da ist, als bei dem anderen, eher so, dass bei dem anderen etwas fehlt, was bei dem einen aber da ist.
Das ist nicht messbar.
Es ist nicht aussprechbar.
Aber es ist fühlbar.

Weißt du, was das einzige ist, was mich gerade noch beruhigt und mich etwas runter bringt?
Sie hast du genauso belogen wie mich.
Schon der Beginn war unehrlich.

Das ist traurig, dass ich daraus den Selbsterhaltungstrieb ziehe, heute überhaupt arbeiten zu gehen.
Seit ich das alles gecheckt habe, geht es mir total schlecht.
Als müsste ich mich ständig übergeben.

Aber es zeigt mir eben auch eines:
Das liegt nicht an mir.
Oder an ihr.
DU bist so.

Und du weißt das auch sehr genau.
Oft genug hast du das zu mir gesagt und oft genug hattest du ein schlechtes Gewissen und oft genug hast du mich mit irgendwas überzeugen wollen, bei dem ich das Gefühl hatte, der einzige, den es zu überzeugen gilt, bist du selbst.
Oft genug hast du Ausgleichshandlungen vorgenommen.
Warst irgendwie gespielt nett, überfreundlich.


Du musst nicht glauben, ich hätte all dies nicht bemerkt und dein hingeklatschter Abschiedsbrief, der nichts erklärt, sondern nur weitere Zweifel pflanzt, tut sein letztes dazu.

Weißt du, du erzählst mir das Blaue vom Himmel, dass ich mehr von dir wüsste, als jeder andere, dass es niemanden gibt, der überhaupt von deiner Krankheit weiß, dass... ach was weiß ich.

Aber ich bin es dir nicht Wert, ehrlich mit mir abzuschließen.
Auch die 1,5 Jahre, die wir uns inzwischen kennen, sind es dir nicht Wert.

Die Schlinge wird enger und du machst dich lieber vom Acker, als mein Urteil anzuhören oder etwas erklären zu müssen.

Und langsam wird mir klar, warum sie dich so sehr hassen kann.
Ich habe dich das anfangs mal gefragt, denn für sowas gibt es meistens Gründe...

Die hast du mir nicht gesagt, du hast stattdessen zuverlässig darauf vertrauen können, dass sie sich auch genauso benimmt wie jemand, den man verraten und verkauft hat: Wie eine Verrückte.
Einfach, sich dann hinzustellen und zu sagen: Siehst du: Verrückt! Sag ich doch!
Dass du das durch Hoffnung machen und sie dann zerschlagen, durch Spielchen, durch ganz direktes Lügen, durch Zuckerbrot und Peitsche und der Schaffung einer Abhängigkeit, BEWUSST (denn du weißt das sehr genau, das hast du mir später sogar mal gesagt) so forciert hast.... das blieb dabei ungesagt.

Stattdessen eine Opferhaltung, mit der du mich auch so oft manipuliert hast.
Du bist der Arme, der ausgestoßene, der sich alle Mühe gibt, aber nie wird das anerkannt.
Du willst doch nur geliebt werden und ob du das denn nicht verdient hast, einfach mal glücklich zu sein...


Ich bin nicht mal richtig sauer.
Und ich hasse dich auch nicht.


Und es gibt Dinge, die ich dir glaube.
Ich glaube Dir, dass du tatsächlich nie richtig intensiv mit jemandem gesprochen hast, darüber, was dich so sehr belastet, dass du nachts kaum schlafen kannst.
Ich glaube Dir, dass du dich wohl gefühlt hast neben mir, zumindest anfangs war das so.
Ich glaube Dir auch, dass dir alles schrecklich leid tut und du ehrlich unter allem leidest.
Dass du fertig bist mit den Nerven.
Auch das glaube ich dir.
Ich glaube Dir auch, dass dich der Widerspruch deiner zwei Welten zerrissen hat.
Dass du nicht weißt, wohin du gehörst.
Welche Werte, welche Welt, woran du überhaupt glauben sollst.
Ich glaube Dir, dass du Angst vor der Zukunft hast, dass du dich allein fühlst und dir nichts mehr wünschst, als Anerkennung und eine Zugehörigkeit zu irgendwas oder irgendwem.


Das alles glaube ich dir und deshalb kann ich dich auch nicht hassen.
Eher tut es mir leid.

Was mir aber auch leid tut und worüber ich tatsächlich sauer bin ist, dass du das nicht hättest tun müssen.
Mich als Menschen und als Person hast du damit in den Dreck geworfen.
Mit allem.
Mehr noch mit den netten Dingen, die du zu mir gesagt und die du für mich getan hast, als mit den schlechten.

Ein Held ist jemand, der tut, was er kann.
Die anderen tun es nicht.

Das habe ich letztens irgendwo gelesen.
Und du hast nicht getan, was du konntest.
Du hättest tausend andere Möglichkeiten gehabt.
Den Schmerz aushalten.
Ehrlich sein.
Schon bei ihr, schon damals, ich meine das sogar noch viel weniger auf mich bezogen, denn das Drama hat lange angefangen, bevor wir uns kannten...

Ich weiß auch, warum du erzählt hast, du hättest sie nicht betrogen.
Du siehst das nicht so.
Dein innerlicher Abschluss ist der Punkt für dich.
Ob du noch bei jemandem schläfst oder sogar wohnst, ob du noch eine Beziehung vorspielst, ob du jemandem noch sagst, dass du ihn liebst.... das alles ist dann nur noch Fassade, dahinter kannst du tun und lassen, was du willst und du siehst es nicht als Betrug an jemandem.
Du hast sie lieber fertig gemacht, als dich vernünftig mit ihr hinzusetzen und ihr einmal die Wahrheit zu sagen, damit dieses verrückt-Sein überhaupt aufhören kann.
Und so hast du es mit mir letztendlich ja auch gemacht.


Es ist dein Ding, weißt du.
Ich gehe mit sowas anders um, ich bin da komplett anders.
Ich muss nicht auf Biegen und Brechen SEHEN, dass alle wissen, wie du bist.
Ich muss auch nicht gegen die Wand laufen und um die Wahrheit betteln.

Ich leide eher still.
Ich will nicht mit meinen Freunden reden und ich will lieber allein sein.
Und was dich anbetrifft, will ich dazu am liebsten nie wieder etwas sagen müssen.
Zu dir nicht und zu keinem sonst.

Und das muss ich auch nicht.
Du weißt, was du gemacht hast und ich weiß, was ich gemacht habe und jeder von uns muss das selbst aushalten.
Sich gegenseitig noch den Hass vor den Kopf zu werfen, bringt nichts.
Sich gegenseitig etwas vorzuheucheln allerdings auch nicht.

Wir können es einfach so lassen, wie es ist, da ist nichts, was uns aneinander kettet.
Wir können unser Leben einfach weiter leben.
Du mit deinen Fehlern und ich mit meinen.
Und irgendwann treffen wir uns vielleicht mal zufällig wieder.
Dann gibt das kurz einen Ruck im Herzen und ich frage mich, was gewesen wäre, wenn.....
Hätte ich und hätte ich nicht, wäre ich, wäre ich nicht....
Wäre ich nachsichtiger gewesen.... hätte ich mehr Geduld gehabt... hätte ich mehr Vertrauen aufbringen können... hätte ich mehr auf SEINER Seite stehen sollen, statt auf mein Recht zu beharren...?!
Hätten wir dann bei uns gegenseitig ein Zuhause gefunden?

Und dann gehen wir wieder auseinader.
Im Wissen, dass diese Fragen einen nicht weiter bringen.
Weil sie nichts, aber auch gar nichts von den Verletzungen reparieren können, die es gibt.
Bei mir.
Aber auch bei dir.
Aus deiner Sichtweise gesehen bist du auch enttäuscht, ich weiß.

Aber deshalb noch Kontakt zu haben, grenzt an Selbstverletzung.
Und deshalb werde ich das auch nicht tun.
Leb du dein Leben.
Und ich lebe meins....

02.12.2019 08:34 • #70


L
Liebe Te
Du bist ein ganz wertvoller Mensch.
Vielleicht schreibst du ein Tagebuch ab jetzt - Aufbruch in die glückliches Zukunft ohne ihn?
Du bist stark , alles wird gut.
Dein Tagebuch ist für uns hier so wertvoll.
Und zugleich , vielleicht schaffst du es nebenher ein neues Tagebuch anzulegen.
Dann erfahren wir beides, dein altes Leid und deinen neuen Weg. Denn du musst jetzt loslassen. Er kann dich nicht mehr verletzen , das Drama ist zu Ende, was meinst du?
GlG

02.12.2019 08:51 • #71


N
Liebe LisaimHeu,
danke für deine netten Worte.
Das ist schön zu hören, wenn man sich gerade selbst gar nicht so fühlt.
Ich denke, ich werde dieses Tagebuch noch benutzen, so lange die Scheidung nicht durch ist.
Und danach mache ich ein anderes auf.
Aber das gehört ja irgendwie noch dazu...

Ich freue mich, wenn es irgendjemandem helfen kann.
Stellenweise komme ich mir dumm vor mir meinen Selbstgesprächen.

Aber für mich selbst ist es manchmal gut, nochmal nachlesen zu können, wie alles so gewesen ist und was ich gedacht habe.
Manches vergisst man.
Und manches kommt einem in der Erinnerung auch so vor, als wäre einem was mit einem Mal so bewusst geworden und wenn man das nachher liest, erschrickt man über den Zeitraum, den man das eigentlich schon gewusst hat.
Zumindest geht es mir so.
Nur mein Name lacht mich aus, so oft ich ihn schreibe.

Ich hoffe, dass dein eigener Anlass, warum du hier bist, schon etwas vergangen ist und du inzwischen manchmal drüber lächeln kannst....

Liebe Grüße und danke!

02.12.2019 20:57 • #72


N
Die Welt ist so leer, wenn man nur Berge, Flüsse und Städte darin denkt, aber hie und da jemand zu wissen, der mit uns übereinstimmt, mit dem wir auch stillschweigend fortleben: Das macht uns dieses Erdenrund erst zu einem bewohnten Garten.
(Goethe)



Und wie soll das gehen, wenn ich nicht weiß, ob du mich verstanden hast?

Und wenn du nicht weiß, ob ich dich verstanden habe?

Und wofür hatten wir sonst unsere Zeit?


Ich bin extrem traurig.
Wirklich traurig.
Ich verstehe nicht, warum das so notwendig ist.

Obwohl ich weiß, dass es notwendig ist.
Den Kontakt zu dir komplett abzubrechen.
Du wirst mir nur weiter weh tun.
Ich weiß das.


Aber dann kommt ein BILD in meinen Kopf mit dem Lied, was du (nachträglich, du Depp, man kann es aus deiner Schrift lesen!) auf den Brief gekritzelt hast.


Und dann kommt das Lied und das Lied und das Lied.

Und alles pflücke ich auseinander.

Und dein Brief hat mehr gesagt, als du eigentlich sagen wolltest.

Und daraus ziehe ich die Kraft, mich nicht bei dir zu melden.

Und so geht das Wochen.
Ich weiß es, man kennt es ja: das geht Wochen so.

Jeden Tag hundert Mal aufs Handy gucken, jeden Tag hundert Mal enttäuscht sein.
Dämlich, weil du überall blockiert bist.

Und froh gleichzeitig.
Denn dann muss mann sich gar nicht erst mit der Frage schlagen, ob man antwortet und was und ob man nicht besser NEIN statt JA gesagt hätte.


Mal sauer.
Mal nur verletzt.
Mal traurig.
Mal wütend.


Und irgendwann merkt man:
Hey... ich habe schon drei Minuten an etwas anderes denken können.
Und irgendwann denkt man sogar:
Ui, sicher schon zwanzig Minuten.

Und so geht das weiter.
Und damit ändern sich auch die Gefühle.
Und die Gedanken.

Bis man mal einen ganzen Tag nicht daran gedacht hat.
Und dann hat man es doch, weil es einem auffällt.
Und immer tuts weh.

Wird es auch nach zwei Monaten, wenn du dich dazu durchgerungen hast, mal mit unterdrückter Nummer zu fragen, wie es so geht.

Wenn dann die eigene, gelogene Antwort noch mehr mit mir macht als das Wort ANONYM, wobei mich das schon in eine Schockstarre fallen lässt.

Und ich nur darauf hoffen kann, dass diese Starre eben macht, was Starren machen sollen: Mich blöd auf mein Handy glotzen und den Moment vorüber gehen lassen.


Bis ich eben gemerkt habe: ich habe seit Tagen nicht an dich gedacht.
Bestimmt drei Tage nicht.

Dann erst werde ich das Vertrauen in mich wieder finden und an mein Telefon gehen, wenn da Anonym auf meinem Bildschirm steht.

Aber erst dann.
Vorher nicht.

02.12.2019 23:44 • #73


N
Eigentlich, frage ich mich gerade, sollte ich gar nicht hier bleiben und Trübsal *beep*.


Eigentlich sollte ich mich schön vom Acker machen und die Punkte allein verballern, (die ich immer brav für zwei gedacht habe) irgendwo in der Karibik.

Herzschmerz lässt sich besser aushalten, wenn einem dabei die Sonne auf den Pelz scheint und man sich im Whirlpool wund liegt.

Das Geld brauche ich ja nun so schnell nicht und bis nächstes Jahr....

Und dann plane ich einfach meine Urlaube für nächstes Jahr ALLEIN.

Da kommt einem wenigstens kein blöder Typ mehr dazwischen, der ja sowieso immer alles doof fand.
So!

Das mache ich am Donnerstag!

Und die zwei Sachen, die ich schon so lange machen will, für nächstes Jahr gleich mit.
Gibt ja Gruppen, ich kann den Urlaub legen, wie ich will, mache ich es eben so, kann ja auch spaßig sein.

Bis mich der Mut verlässt....
Aber ich kämpfe um ihn, den gebe ich nicht kampflos her!


Und den nächsten, der mich anspricht, lache ich dann nur noch aus und sage: Hab ich echt keine Zeit für. Bin das ganze nächste Jahr schon mit spannenden Sachen verplant und dazwischen muss ich arbeiten, um die spannenden Sachen finanzieren zu können.


Und dann kannst du mich mal mit deinen Händen, die mir immer Gänsehaut gemacht haben.
Du kannst mich mal mit deinem Rücken, an dem ich so gern eingeschlafen bin.


Hey, ich frage mich gerade, wer bin ich denn eigentlich?
Dass ich um normale Sachen bettle und diskutiere....

Ich hab ein ganz nettes Leben, ich hatte es zumindest mal und ich kann es auch wieder haben.


Ich war nie so viel verreist, wie in den paar Jahren, als ich die Wohnung gekauft hatte und Single war.
Das war cool.
Das war chillig.
Ich hab niemanden fragen müssen.
Oder demütig anrufen und fragen, ob es ein Problem ist, wenn....
Oder den Gedanken überhaupt haben müssen.
In einem Jahr war ich viermal auf richtig coolen Reisen.
Das war sogar ein Jahr, nachdem ich die Wohnung hatte.
(Komisch eigentlich, dass das geklappt hat, aber mein Pass sagt das.)


Das war so eine Zeit, da haben meine Freunde behauptet, ich hätte immer Geld.
Sogar am Monatsende.
Und irgendwie stimmte das sogar.
Ich hab das alles lockerer gesehen.
Dann halt keine Sonderzahlungen (weise Entscheidung im Nachhinein), lieber Urlaub.


Und zuhause hatte ich nicht mal eine Couch!
Weil ich auf Pump keine kaufen wollte.
Ich hab auf Gartenstühlen im Wohnzimmer gelebt.
Und ich war total glücklich!
Weil ich meinem Chef bei seiner Haushaltsauflösung leid tat (vielleicht wollte er auch nur seinen Müll loswerden....) und der mir gleich zwei Gartenliegen geschenkt hat, mit Auflagen!
Die waren dann ja quasi eine Couch...
Sogar für drinnen UND draußen.

Und (man glaubt es nicht) ich war GLÜCKLICH, wenn ich zuhause war.
Das war mein Zuhause....

Irgendwann konnte ich eine Couch kaufen und irgendwann sogar ein richtiges Bett und nicht diese Matratze auf dem Fußboden.
Ich konnte draußen sitzen in meinem Garten, auf meiner Terrasse und ich konnte sagen, dass es zwar klein ist, aber dass ich das allein geschafft habe.

Mich selbst zufrieden zu machen.


Und warum, um Himmels Willen, warum soll ich JETZT hier sitzen und mich wie ein Häufchen Elend fühlen?

Ganz ehrlich?
Du hattest die Chance.
Und liebend gern hätte ich sowas MIT DIR geplant.

Und das meine ich....
Ich habe für uns zwei gedacht.
Ich habe NIE überhaupt mal geschaut, was mich das allein kostet.
Nicht ein einziges Mal.
Ich habe immer alles für UNS geplant.

Aber du hast immer blockiert, irgendwie.
Keine Begeisterung, keine Freude, du hast alles immer irgendwie doof gefunden.

Das hat mich so enttäuscht.
Und mich so runter gezogen.

Und irgendwie....
scheint es einfach nicht gepasst zu haben.
Alles irgendwie...
Lustlos.
Ideenlos.


Ich hab Freunde, die mit über 40 in Museen durch irgendwelche Kinder-Gänge kriechen.
Die schon in Kinder-Rutschen stecken geblieben sind...
Ironischerweise sind das dieselben, bei denen meine Mutter mir mit 15 erlaubt hat, bis drei Uhr nachts weg zu bleiben, weil die nicht getrunken haben und ausgestiegen sind und mich bis vor die Haustür begleitet haben.

Bis heute sind sie fürsorglich aber eben für Außenstehende etwas verrückt.
Komisch wahrscheinlich.
Aber es sind eben meine Freunde....


Und heute morgen, da habe ich mich das gefragt.
Weil du nicht auf mich gehört hast...

Was ich von einem FREUND eigentlich so schlimmes verlange, dass es offensichtlich so unerträglich ist mit mir.
So unerträglich, dass man unterschwellig Wut entwickelt.
Und ob das berechtigt ist.
Mich macht das fertig, traurig.
Viel schlimmer, als jede Beleidigung, wenn ich merke, die Verachtung kommt so hintenherum...


Und mir fiel vieles ein, aber der hauptsächliche Gedanke war, dass ich es schlimm finde, dass überhaupt bei niemandem die Frage aufkommt, ob du mit zur Beerdigung gehst.
Bei dir nicht. Bei mir nicht.
Bei ihnen auch nicht.
Nach 1,5 Jahren.

Und dann ist mir eingefallen, was ich von den Menschen in meinem Leben eigentlich will.
Was ich erwarte.
Und über die Antwort musste ich selbst lachen.
Gehört, irgendwo, bestimmt.
Das war sicher nicht mein eigener Gedanke.

Man sollte im Leben Komplizen haben.


Und das macht mich traurig.
Eigentlich bin ich ein Mensch, der Freude an bekloppten Ideen und Gedanken hat.
Dem manchmal etwas völlig dummes heraus rutscht.
Manchmal richtig doof, verpeilt.
Weil mit den Gedanken ganz woanders.
Und ich freue mich darüber und kann lachen.

Und ich verzeihe vieles.
Wirklich vieles.
Ich verzeihe ihm, dass er in meinem Zuhause wohnt.
Noch immer.
Dass er es mir irgendwie einfach weggenommen hat.
Obwohl ich ihn so oft gebeten hatte, mich einfach in Ruhe zu lassen.
Das hätte ja gereicht.
Und ich war deutlich geworden.
Dass ich alles verliere, wenn er so weiter macht.
Das habe ich ihm gesagt.
Und so ist es gekommen.

Und klar, am Ende war es meine Entscheidung.
Aber einfach war sie nicht.

Ich will ihm nicht die Schuld geben.
aber unschuldig ist er eben auch nicht.

Und ich glaube, ich habe nur einmal davor unter etwas so gelitten.

Mit so vielen Selbstzweifeln und so einer Leere in mir selbst.
So schlimm und unverschont vor dem eigenen Versagen zu stehen...

Und trotzdem überlebt man das.
Und trotzdem lachen die Freunde (die Komplizen) einen noch an (und aus) und sagen, dass sie glauben, man wäre doch WIEDER so blöd, alles herzugeben.....


Und ich habe das nicht schlimm gefunden.
Ich habe Dir vertraut und sogar jetzt finde ich das nicht schlimm.
Du hast mir einiges zurück gegeben...
Und du hast mir nichts weggenommen.


Aber du hast mir weh getan mit deinen Lügen.

Warum hast du das gemacht?
Warum hast du MIR das Gefühl gegeben, wir seien Komplizen und es dann anders gemacht?

Das ist nicht cool.
Das ist sogar ziemlich unfair.

Und wenn ich deinen Worten nicht glauben kann, weil sie mit deinen Handlungen nicht übereinstimmen....

Was soll das dann alles?
Wofür leide ich dann so?
Wofür lohnt sich das?


Und so viel will ich ja gar nicht.
Ich will, dass sich die Zeit lohnt, in der ich gelitten habe.
Nicht für irgendwas materielles.
Nur dafür, dass ich weiß, wer du wirklich bist.

Für einen Komplizen mehr.
Egoistisch, vielleicht.


Aber um was geht es denn sonst?

Dann erkläre du es mir, aus DEINER Sicht.

Wie soll ich das sonst denn jemals verstehen?

03.12.2019 23:45 • #74


N
Du wolltest doch mal ein Profil hören, aus meinem Mund, hier bitte:

Ich weiß, warum das passiert ist, bevor du gefahren bist!

Warum DAS ALLES passiert ist!

Weil du in jeder Hinsicht, in jeder Rolle UNZUREICHEND bist.

Als Vater. Als Liebhaber. Als Mann. Als Versorger. Als Sohn.

So!
Da hast dus!
Du machst immer wieder den gleichen Fehler und du weißt das auch und du leidest sogar darunter und deshalb kommt auch immer wieder das gleiche Bild zurück.
Bei deiner Familie, bei ihr, bei mir.
Überall das selbe Spiel.
Unaufrichtigkeit, Lügen, Manipulation.



Und weißt du auch, warum das so ist?

1. Du kannst nicht loslassen
2. du hast keinen Selbstwert

Und daraus folgt:

3. Du versuchst deine eigenen Mängel auszugleichen nicht durch ehrliche Veränderung, sondern indem du dir Menschen suchst, die dieses Bild zurück werfen.
Du willst angehimmelt werden.
Du willst jemanden, der sich um dich sorgt.
Dich versorgt.
Dich anerkennt.
An dich denkt und für dich da ist.
Weil du es selbst für dich nicht kannst.
Ob das dann ehrlich ist oder aus einer irgendwie gearteten Abhängigkeit oder sogar aus Mitleid resultiert, ist Dir völlig egal.
Dir geht es nicht um den Menschen selbst.
Dir gehts bloß um das Bild, was man dir zurück wirft.
Sogar, wenn du dafür lügen musst, aber dieses Bild, darauf bist du so sehr angewiesen, dass du ALLES dafür tust.
Kann man das nicht nach deinem Wunsch, oder nicht mehr, brauchst du diesen Menschen nicht mehr.
Der hat dann ausgedient.
Ob du den selbst ausgelaugt zurück lässt, das ist dir egal.
Klar bist du ein Schmarotzer.
Du kannst auch noch so oft die Einkäufe bezahlen.
Das ist Schmarotzertum in Reinform, und dabei geht es nicht eine Sekunde lang um Geld...
Ich weiß sogar, dass du das in dir weißt (und auch darunter leidest, dir ist das alles nämlich viel bewusster, als du es wahrhaben willst und du willst niemanden verletzten).
Du hast nicht mal die Sachen mitgenommen, die ich dir geschenkt habe.
Es ist dir zu peinlich.
Einfach zu unangenehm, dich so zu verhalten, verhalten zu müssen und dann noch etwas dafür zu nehmen, denn so empfindest du das dann.


Ich habe es dir sogar noch gesagt: Auch deine Neue wird so werden...
Weil die einfache Wahrheit ist: Nicht die Mädels sind komisch.
DU bist es.
DU bist derjenige, der sich einfach nicht normal verhält, wenn er nie zu irgendwelchen Familien mitgeht.
Nicht zu Weihnachten und auch sonst nie.
Der nicht mit seiner Frau und den Kindern in den Urlaub fährt.
Der nicht mal mit ihnen am gleichen Tisch essen kann.

Neurotisch und zwanghaft bist du.
Total verbissen.
Wütend.

Weißt du, was mit deiner Krankheit passieren wird, die du ja nicht behandeln lassen willst, seit Jahren?
Die breitet sich aus und wird immer schlimmer.
Das wird passieren.
Bis du es irgendwann dann nämlich sowieso operieren lassen musst.


Und weißt du, was an alledem das krasseste ist?
Du weißt das alles!
Du SAGST das sogar.

Ganz am Anfang hast du mir mal gesagt, dass du mir zu meiner eigenen Sicherheit sagen musst, ich würde verletzt werden bei der Sache.

Du weißt das sehr genau.
Dass du dich nicht öffnen kannst und Menschen eher wie Werkzeuge benutzt, um deine Symptomatik zu lindern.


Und eigentlich geht der Teil noch weiter und tiefer und DA fange ICH an, darüber nachzudenken und das Problem zu einem moralischen für mich zu machen:

Du leidest darunter selbst.
Sehr stark.
Und du vermisst dabei die Beständigkeit, du magst Gewohnheiten.
Es ist ein immerwährender Kreislauf, ein Kampf und ein Krampf.
Du manipulierst deinen Spiegel um nicht gekränkt zu werden, bestenfalls positiv gesehen, der Spiegel merkt das, wird wütend und wirft dir kein Bild mehr zurück oder ein schlechtes, du fühlst dich unzureichend.
Und weil du dich unzureichend fühlst, manipulierst du wieder.... und so weiter.


Nun hast du nicht die Mittel, dir selbst zu helfen.
Du hast sie nie gelernt.
Du weißt sie einfach nicht.
Das ist nicht deine Schuld.
Aber es ist deine Aufgabe, danach zu suchen.
Für dich.

Du würdest dazu sagen, wie egal du dir doch selbst bist, und genau DAS ist das Problem...

ICH habe auch keine Mittel, um dir zu helfen.
Aber DARF ich dich dann verurteilen?
DAS frage ich mich.


Es ist so schade, immer zu sehen, wie du dich als Opfer der Umstände erlebst und nie begreifst: Du bist nicht ihr Opfer.
Du bist ihr Schöpfer.
Du hast dich selbst vergessen.
Und wenn ich dir das gesagt habe, dann nicht, weil ich wollte, dass du los rennst und wieder das gleiche Spiel anfängst.
Das Traurige daran ist, dass ich nichts machen kann.
Ich kann zusehen und dir gedanklich beistehen, ich kann deinen Schmerz verstehen.
Ich kann erfassen, warum du tust, was du tust, um selbst nicht allzu wütend zu werden, denn MICH verletzt du ja auch.
Ich kann aber nichts ändern oder dir helfen.

Weißt du, aber es ist mir wichtig, das zu wissen.
Für mich selbst.
Mir ist nicht wichtig, was mein Spiegel dir zurück wirft, ob du wütend darüber bist oder nicht.
Mir ist wichtig, dass etwas anderes durch den Spiegel gegangen ist.
Das, was dahinter ist.
Was du nicht siehst.
Und was du auch nicht sehen willst.

Und das ist schade.
Denn du hast gar keine Ahnung...

Du hast keine Ahnung, dass ich mir wünsche würde, du könntest diese Angst loslassen und hinsehen.
Denn was ich oben von dir geschrieben habe, ist nicht sehr schmeichelhaft aber das ist eben nur die Oberfläche.
Das ist nicht, wie du bist.
Es ist nicht, was dich ausmacht.
Es mag dein Charakter sein.
Deine Persönlichkeit ist es nicht.

Es ist nur das Ergebnis dieser Verletzungen, die du nicht anschauen willst.
Das Resultat.
Ein Symptom.


Aber das ist nicht, was dich ausmacht für mich.

Du WILLST nicht egoistisch sein.
Du bist es, weil du MUSST.
Und du arbeitest dich ab, um gegen die Symptome zu kämpfen.
Dieses abarbeiten macht dich sehr sympathisch.
Liebevoll manchmal.
Auf die Bedürfnisse der anderen achtend.
Fürsorglich.
Zuverlässig.
Uneigennützig im alltäglichen Umgang mit dir.
Und DAS ist, wie du eigentlich bist...


Du weißt es nicht, aber würdest du ehrlich hinsehen, würdest du ein ganz anderes Bild von dir bekommen.

Lustig, wenn man überlegt, WELCHE Krankheiten du hast, durch was sie, ganz simpel zu benennen, gekommen sind.
Übersäuerung des Körpers.
Das ist schon irgendwie lustig, so lustig, dass man dich in den Arm nehmen will und dich festhalten in deiner Wut und dir lachend sagen, dass du verdammt nochmal jetzt aufhören musst, sauer zu sein.
Überleg mal.... in was sich das schon manifestiert.
In richtigen, ernsthaften Krankheiten.


Und wenn ich hier so sitze, da muss ich über mich selbst lachen.
Denn mein zentrales Nervensystem ist kaputt. Verwirrt und durcheinander.
Es weiß nicht, was es tut.
Es kämpft, gegen sich selbst.
Merkst du was?
Man bekommt manchmal das, was man sich selbst macht.
Nicht immer, so sollte man das nicht sehen.
Und man VERDIENT sich sowas nicht.
Aber wenn ich viele mit meiner Krankheit sehe.... wenn ich überlege...
Wenn ich das Gejammere höre... Dieses mitleidige und selbstmitleidende...
Warum ich?
Ich muss dann immer lachen und gebe zurück:
Echt? Ich denke immer warum NICHT ich?
Man stirbt doch nicht daran.
Hätte schlimmer kommen können, oder?
Und vielleicht bin es deshalb ICH, weil jemand anders damit wesentlich schlechter hätte umgehen können.
Außerdem ist es doch klar, guck mich doch an, WAS sollte ICH auch sonst bekommen, als dass sich mein Gehirn entzündet?
Als wüsste ich diese Problematik nicht.
Und doch bin ich unfähig, sie aufzulösen.
So wie du.
Nur eben ganz anders.


Mensch du....
Jeder von uns macht das.
Jeder kann nur die Dinge so erfassen, wie er es eben kann.
Jeder nur mit den gleichen, beschränkten Möglichkeiten.
Du, ich, sie, jeder.

Und weißt du, warum ich so gerne reise?
Man trifft auf ganz andere Menschen.
Völlig anderes Leben, völlig anderer Hintergrund, ganz andere Probleme, die mit ganz anderen Mitteln gelöst werden.

Auf der Beerdigung, zum Beispiel....
Du hättest dabei sein sollen.
Du hättest dir das ansehen sollen.
Er und ich haben uns ständig angeschaut und die Augen verdreht.
Was ein Kram und ein Brimborium.
Und ich konnte immer nur fassungslos die Leute in meiner Umgebung ansehen.
Ganz ernsthaft machen die da mit, teilweise ihr Leben lang.
Wahnhaft und krankhaft und so ernst, dass es mir fast Angst macht.
Er hat immer gejammert, weil ihm alles weh tat.
Da habe ich ihm gesagt, er solle sich mal zusammenreißen, das solle auch kein Urlaub sein, DAS HIER sei für Läuterung gedacht.
Da musste er lachen und ich hab ihm in die Seite gehauen, mit dem Blick, der sagen sollte: man lacht nicht auf einer Beerdigung, und versucht, mein eigenes Grinsen zu unterdrücken.
Gut dass wir weit hinten saßen....
Unpersönlich.
In Schablonen gepresst.
Bloß den äußeren Schein wahren, obwohl alle, die da waren, es besser wussten.
Aber IHM hat es gefallen.
Er sagt, er findet das schön.
Und wenn er es tröstlich findet, dann ist das so.

Ok, dann ist das doch ok, und weißt du, darum geht es ja.

Und das suche ich auf Reisen.
Jemanden, der mir SEINE Sicht erklärt.
Ehrlich.
Damit ich MEINE ausweiten kann.
Für mich selbst.
Wenn ich daraus etwas mitnehmen kann.

Wenn du mit jemandem zusammen sitzt und dich unterhältst und du da jemanden hast, mit einem ganz anderen Hintergrund. Religiösen Hintergrund.
Psychisch-sozialem Hintergrund.
Einem anderen kollektiven Gedächtnis von Herkunftswegen, anderen prägenden Erfahrungen, anderer Sprache, anderes Land.
Wie dieses deutsche Mädchen, was sich dafür entschieden hatte, am anderen Ende der Welt in diesem Heim zu leben, in bitterster Armut, aber sie war glücklich, sie sagte, es sei nicht aufzuwiegen, was sie dafür zurück erhalte und ich selbst war geschockt über den Spaß, den wir hatten, ich dachte zuerst, ich würde sicher auf ungehobeltes Verhalten stoßen, das müsste ich ja, das war mir völlig klar, dass es da härter zugehen muss, chaotisch irgendwie.
Und klar hat man mir die Bälle im Spiel abgenommen. Abgeluchst. Mich in die Irre geführt, mich veralbert.
Aber danach hat nicht einmal jemand diesen einfachen Treffer versenkt, sie haben gelacht und mir den Ball zurück geworfen.
Und da habe ich das Mädchen verstehen können.....

Und wenn du dann merkst, manchmal müde und abgeschlagen, an einem ganz entfernten Fleck auf der Welt: Am Ende sind es immer die gleichen Fragen, die die Menschen umtreiben.
Am Ende sucht jeder bloß einen Weg, sich und seine Lieben glücklich zu sehen.
Wenn dich jemand auslacht und dir sagt: Ihr seid lustig mit eurem Denken, ihr macht euch das selbst so schwer.
Und du fragst lachend warum.
Und dann kommt eine Antwort, die so unerwartet durch Mark und Bein geht... dass dir dein Lachen vergeht.
Das ist viel Wert.
Nicht im Neid auf die Dinge sehen, die andere Sicht eher nehmen, wie ein Geschenk, wie, wenn dir ein Werkzeug fehlt, was man dir nun in die Hand gelegt hat, damit DU damit an DIR arbeiten kannst....
Auch wenn man viel mehr Zeit bräuchte, um etwas in allen Facetten zu erfassen, so kannst du dir doch eine Ahnung verschaffen, wie ein Leben mit einem solchen Denken funktionieren kann.
Und du lernst etwas über dich selbst.
Wie lachhaft vieles ist, aus was du ein Problem konstruierst.
Denn überall, einfach überall gibt es Leid und Verlust und Krankheiten und überall versuchen Menschen, würdig dagegen zu halten.

Du mein Freund, bist nicht Mittelpunkt dieser Welt.
Du bist aber ein Teil davon...
Aber statt, dass du versuchst, ehrlich von DEINEM Kampf zu berichten, überspielst du und überspielst du und überspielst du.
Und so ist das.



Und weißt du, wenn wir, früher oder später, mal wieder zusammen sitzen.
Wenn Zeit vergangen ist.
Wenn sich das alles gelegt hat.
Dann wirst du auf meine Narben schauen, die du mir gemacht hast.
Und ganz erschrocken wirst du mich fragen, ob du das warst.
Und ich werde grinsen und sagen: Ja. Das warst du.
Und dann werde ich sagen: Zeig mal deine.
Und ich werde so sein, wie ich dann halt bin.
Kurz werde ich mich an den Schmerz erinnern, unter dem diese Wunde zustande kam.
Ich werde kurz melancholisch und vielleicht werde ich dir ein einziges Schimpfwort lachend an den Kopf werfen.
Aber im Grunde würde ich es unfair finden, wenn du das bedauerst.
Denn mir tut es dann lange schon nicht mehr weh und das sollte es dir dann auch nicht.
Und deine Narben werden sich in mein Hirn brennen.
Und ich werde stottern, innerlich zusammen zucken, verstummen.
Neu ansetzen und dir sagen, dass es mir leid tut.
Mehr nicht... viel mehr bringe ich nicht raus.

Aber unsere Geschichte erzähle ich dir lieber wie ein großes Abenteuer.
So wie eine Narbe, die man hat, weil einen mal ein Hai angegriffen hat.
Alles noch dran, keine Sorge, aber diese Narbe... Haha, das war cool. Da war ich so unfassbar blöd.



Und ich weiß, nichts davon würde ankommen bei dir.
Einfach gar nichts.
Weil auch DU meinen Kampf gesehen hast.
Weil auch du das nicht mehr aushalten konntest.
Weil du einfach wieder glücklich sein wolltest.
Du bist schon zu weit weg....
Weil auch du weißt, wer ich bin.
Dass man mit mir nicht glücklich werden kann.
Es funktioniert nicht.
Es ist zu intensiv und zu durchdringend und nie weiß man so genau, was in meinem Kopf so rattert, wenn man dieses oder jenes sagt.
Wir haben zu viel geredet.
Oder zu wenig.
Du hast das versucht, immer wieder mit deinen beschränkten Möglichkeiten.
Und ich habe es anders gesehen und dagegen gehalten, mit meinen beschränkten Möglichkeiten.

Und so ist daraus ein Kampf geworden, gegeneinander, statt mit- und füreinander.

Und das ist nicht gut.
So oder so ist es nicht gut, denn ich wollte dir keine Wunden reißen.

So wie auch du mir keine reißen wolltest.
Ich weiß..... glaub nicht, ich würde das nicht wissen....

Und am Ende denke ich, es war mehr meine Schuld, als deine.

Weil, du glaubst zwar, ich würde mir nie die Schuld für etwas zuschreiben, aber tausend mal mehr als ich dich zerpflücke, zerpflücke ich mich selbst.
Ich sage es nicht.
Ich selbst würde dir das nie so offenlegen.
Aber ich spüre es ja in meinem ganzen Sein und auch in allem, was mir fehlt.
In meiner fehlenden Beständigkeit.
In meiner fehlenden Geduld.
In dieser Raserei.
Und man muss sich sehr lange kennen, sehr lange, um das zu verstehen.
Um zu verstehen, was von einer Verbindung, die man glaubt, gehabt zu haben, übrig bleibt.
Was von meinem Gefühl zu dir.
Was von meinen Ansichten.
Und was mir leid tut.

Vielleicht interessiert dich das irgendwann nicht mehr.
Vielleicht geht das Leben einfach weiter ohne davon Notiz zu nehmen.
Das weiß man nicht vorher.

Aber es ist eben etwas da, was bleibt.
Ein unsichtbares Band, was man nicht löschen kann oder zerreißen.
Nicht mal konkret benennen.
Du kannst in Wut daran herum zerren, du kannst dich drauf setzen, es belasten, du kriegst es nicht kaputt.
Weil du du bist und ich ich bin und weil wir uns mal sehr nah beieinander hatten.

Und das ist mir so heilig, dass ich immer wieder versuchen würde, es unter Hass und Wut wieder auszubuddeln.
Immer wieder.
Auch wenn ich manchmal Zeit brauche, um Luft zu holen.
Da kannst du drauf kippen, was du willst.
Ich würde das immer wieder tun und wieder und wieder.


Und das bist du mir am Ende Wert gewesen.

05.12.2019 14:36 • #75


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