Nein, Kuddel, es braucht nicht immer einen Hammer. Die meisten Menschen brauchen keinen. Jeder kann mal in eine Situation geraten, in der ihm der Blick für den eigenen Wert abhanden gekommen ist. Nach langjährigen unglücklichen Beziehungen zum Beispiel ist das meistens der Fall, sagt Dir jeder Psychologe. Weil sich die dauerhafte fehlende Wertschätzung eben negativ auf Deinen Selbstwert niederschlägt. Das musst Du doch am besten wissen - wie es um Deinen Selbstwert bestellt war/ist mit einer 7jährigen Affäre in der Vita, dafür muss man ja nun nicht Psychologe sein, um das zu erkennen.
Meiner Meinung nach hilft Dir übrigens die ewige Selbstkasteiung und die Annahme aller Schuld an diesem Umstand nicht, Deinen Selbstwert zu erhöhen. Im Gegenteil. Umso trauriger, dass Du nicht müde wirst, den Leuten diesen Deinen Weg als den Richtigen zu verkaufen. Er ist nämlich nicht richtig, weil er nach unten führt und nicht nach oben. Nach oben führt der Weg, die eigenen gemachten Fehler anzuerkennen, sich selbst diese zu verzeihen (!) und dafür zu sorgen, dass einem so etwas nie wieder passiert. Jahrelang im Büßerhemd durch die Welt zu laufen taugt vielleicht noch für Hardcore-Christen.
Wertschätzung ist ein Gefühl und keine Ratio. Ich rechne ja nicht nach oh, er hat für das letzte Essen mit mir 54,80 Euro bezahlt, diesmal hab ich aber 65,90 Euro bezahlt, also muss da jetzt noch was von ihm kommen, damit das wieder ausgeglichen ist. Das wäre Ratio. Entweder, ich fühle mich wertgeschätzt, oder eben nicht. Und ob und wann man sich wertgeschätzt fühlt, ist individuell. Manche Menschen mögen sich schon wertgeschätzt fühlen, wenn ihr Partner sie nicht misshandelt oder emotional missbraucht
In all meinen Beziehungen haben mir die Männer zu Beginn eine sehr hohe Wertschätzung entgegengebracht, um mich von sich zu überzeugen. Und genau so ist es richtig, so muss das nämlich sein. Die Werbungsphase ist eine Männerphase. Frauen werben nicht um einen Mann, der Mann wirbt um sie. Und wenn die Frau sich dann aufgrund seiner Wertschätzung auf ihn einlässt, nimmt er sich meistens die Zeit um zu prüfen, ob er sich auch nicht verschätzt hat mit dieser Frau was sein gutes Recht ist. Jetzt beginnt die Phase, in der die Frau sich beweisen muss. Und nur wenn diese beiden Phasen positiv verlaufen sind, wird daraus eine gesunde Beziehung. Je länger der Mann für seine Prüfung braucht, desto schlechter sind die Zukunftsaussichten. Ein sicherer Mann wird sich auch nach einer kurzen Phase des Prüfens (ob er sie vermisst, ob sie ihm vertraut) binden. Tut er das nicht, ergibt eine Beziehung keinen Sinn oder es stimmt grundsätzlich etwas nicht.
Das ist der normale Verlauf einer Beziehung. In einer Affäre sieht es anders aus. Jede Frau mit normal hohem Selbstwert müsste schon bei Erwähnen einer weiteren existierenden Partnerin das Ganze beenden bzw. falls sie von Anfang an davon weiß, sich gar nicht erst darauf einlassen. Habe ich nicht gemacht, haben viele andere auch nicht gemacht, weil wir in diesem Moment nicht auf unseren Selbstwert geachtet haben und stattdessen den Wert des AM für höher erachtet haben als unseren eigenen. Ein Fehler.
Gefühle sind schön und gut, aber Gefühle sind nicht statisch, sie verändern sich und wandeln sich und sie sind abhängig. Abhängig von mir und abhängig vom anderen, seinen Handlungen und Reaktionen. In dem Moment, in dem mein Selbstwert wieder so hoch ist, dass ich mir sage: nö, mit mir nicht - werden auch meine Gefühle dem folgen. Weil ich mir selbst immer mehr wert sein muss als ein anderer Mensch. Und wenn die Beziehung zu einem anderen Menschen meinem Selbstwert schadet, dann muss ich das ändern und diese Beziehung beenden.
16.05.2017 13:22 •
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