Wenn du dich ohnehin schon sehr viel mit BL beschäftigt hast, dann weißt du, BL verfügen meist über unterentwickelte Objektpermanenz, wenn du nicht reagierst, existierst du auch bald nicht mehr für sie. Aus den Augen, aus dem Sinn. Zudem tauschen BL ihre Partner bzw Ex schneller aus, als denen lieb ist. Also hast du eigentlich kein Problem. Eigentlich. Denn die Betonung liegt auf als den Ex-Partnern oft lieb ist. Warum kann es die Gegenseite eigentlich umgekehrt nicht lassen?
Also sehe ich jetzt mal als ganz angebracht an, nachdem so viel auf die BL gezeigt und geschimpft oft fast dämonisiert wird, auch mal auf die andere Seite zu blicken. Wird ja sonst schon langweilig. Natürlich kann auch ein gesunder Mensch in die Suchtmechanismen durch die Hormonausschüttungen durch BL reinkippen. Sehr oft ist aber auch eine Störung bei den BL-Opfern zu finden. Sehr oft ziehen sich zwei schwierige, sehr ähnliche oder gegensätzliche, Typen gegenseitig an wie die Motten das Licht. Also belechten wir hier doch mal die gängigsten der üblichen Verdächtigen.
– Verdeckter Narzissmus ist eine gefährliche Dynamik, die leider besonders häufig übersehen wird. Im Gegensatz zum lautenNarzissten tritt der verdeckte Narzisst leise auf, oft mit Selbstmitleid und scheinbar empathisch. Er braucht Anerkennung – vor allem für seine Rolle als „der Gute“. Kritik oder Ablehnung erlebt er als massive Kränkung. Er instrumentalisiert seine „Hilfe“, um sich selbst als Opfer oder leidender Held inszenieren – zum Beispiel mit Sätzen wie: „Ich habe alles für sie getan – und sie trampelt auf mir herum.“ Diese Narzissten bekommen dann auch noch Mitleid, Zuspruch und Applaus für ihr an sich eh ganz klassisches narzisstisches Verhalten, obwohl sie genauso eine Schneise der Zerstörung hinterlassen wie alle Narzissten oder noch schlimmer. Hauptmotiv bei der Partnerwahl: Sich erhaben vorkommen und wie alle Narzissten bewundert zu werden, eben hier nur eben verdeckter in ihrer Rolle als aufopferndes Helfers oder Engels.
– Histrionische oder emotional labile Anteile:. Diese suchen starke emotionale Reize und das Gefühl von „intensivem Leben“, ähnlich wie BL, dadurch natürlich oft mit Süchten kombiniert. Das Drama ist nicht nur erträglich – es wirkt auf sie anziehend. Die Beziehung wird zur Drama-Bühne, gibt es keins im Außen, wird es selbst geschaffen. Das Chaos ist aufregend, sogar romantisiert, ist Energie. Da haben sich in Kombi mit BL dann zwei sehr ähnliche Typen gefunden.
– Co-Abhängigkeit: Diese Menschen haben ein übermäßiges Bedürfnis, gebraucht zu werden. Ihr Selbstwert hängt davon ab, „helfen“ oder sogar „retten“ zu können. Also benutzen sie andere dafür. Sie neigen zwar dazu, ihre eigenen Grenzen zu ignorieren und sich selbst zu vernachlässigen – Motto: „nicht im Stich lassen zu dürfen“ zwar als moralisches Dilemma, aber Basis des eigenen Seins. Weil die Co-abhängige Person sich über das Chaos des BL definiert, braucht es einen BL, Alki Co als Energielieferant. Immer wieder. Das ist oft - aber nicht ausschließlich die Fraktion: Ich habe immer Pech mit Frauen/Männern. Sind aber auch nicht so harmlos, wie hier gern getan wird. Immerhin ziehen sie ihren Selbstwert daraus, dass der andere zumindest bis zu einem gewissen Grad in seinem Chaos bleibt.
– Das Retter-Syndrom oder White-Knight-Komplex: Menschen, die in Beziehungen nach einem Projekt suchen. Sie möchten jemanden „heilen“, „retten“ oder „neu aufbauen“. Ähnlich wie Co-Abhängige ziehen sie ihre Lebensenergie bzw Selbstwert daraus, ohne sich aber gar so selbst zu vernachlässigen, also näher beim Narzissten. Der BLCo verleiht ihnen Bedeutung – aber führt dazu, dass sie zwischen Unterstützung und Kontrolle nicht mehr unterscheiden können oder wollen. Sie glauben, nur sie könnten die andere Person verstehen oder retten – und verfangen sich so immer tiefer in destruktive Beziehungsmuster. Diese sabotieren dann besonders häufig, wie übrigens auch die meisten der anderen Kandidaten, ihre PartnerInnen bewusst oder unbewusst, weil sonst hätten sie ja kein Projekt und keine Bedeutung mehr, die schillernde Rüstung würde ohne Projekt ja glanzlos.
– Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitszüge haben starke Sehnsucht nach Nähe, aber gleichzeitig große Angst davor. Diese ambivalente Haltung führt dazu, dass sie sich in toxischen Beziehungen verlieren, weil sie glauben, sonst nie wieder Nähe zu erfahren, sind aber die typischen On-Off, Nähe-Rückzug-Kandidaten, da verhalten sie sich also ähnlich wie BL. Oft bleiben sie zwar obwohl sie leiden – aus tief sitzender Verlustangst, aber es geht immer hin und her, wirkliche Nähe können sie nicht zulassen. Das sind natürlich Züge, die das Gegenüber destabilisieren, auch gesunde Menschen, BL Co aber ganz besonders.
– Unverarbeitete Kindheitstraumata: Wer selbst emotionale Vernachlässigung, Grenzverletzungen oder instabile Bindung erlebt hat, empfindet toxische Beziehungsmuster als vertraut. In solchen Fällen bedeutet Bindung oft auch Schmerz – und der wird nicht als Warnsignal erkannt, sondern als Normalität, oft auch als beruhigend. Gleichzeitig leben sie das, was sie selbst kennengelernt haben, dann bekanntermaßen auch oft in ihrem Umfeld, besonders an ihren PartnerInnen aus. Dazu zählt alles, was man sich dann gemeinhin mit der schlechten Kindheit erklärt, also von PTBS bis hin zu Dro., Gewalt Missbrauch etc. Also ebenfalls gar nicht so unähnlich zu BL.
- Autismus-Spektrum, zB Asperger: Diese wirken in Beziehungen oft ruhig, loyal und strukturiert, aber distanziert – Eigenschaften, die auf Borderline-Personen zunächst stabilisierend wirken. Umgekehrt empfinden Autisten die emotionale Intensität von Borderlinern als lebendig und faszinierend. Doch mit der Zeit prallen rationale Distanz und emotionales Nähebedürfnis aufeinander. Autisten ziehen sich bei Überforderung zurück, was Borderliner als Ablehnung deuten, gleichzeitig macht die emotionale Kälte den BL fertig – warum diese durch Drama Nähe erzwingen, was Autisten überfordert. Es entsteht eine konflikthafte Dynamik, ähnlich wie beim ängstlich-vermeidenden Typus, aus Missverständnissen, Rückzügen und Eskalationen – nicht aus Bosheit, sondern aus tief unvereinbaren emotionalen Bedürfnissen.
Also bevor hier wieder seitenlang über BL übers Leder gezogen und mit dem Finger gezeigt wird, denen man hier ohnehin nicht helfen kann, wäre es eindeutig sinnvoller, den Finger mal in die andere Richtung zu lenken. Nachdem zB allein verdeckte Narzissten doppelt so häufig wie BL und Histrioniker ähnlich häufig sind, gebietet das allein schon die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Außerdem hab ich hier wirklich schon mehr genug über BL aufgeklärt, jetzt wärs langsam mal interessanter, genauer auf die andere Seite des Magneten einzugehen. Wieviel zB verdeckte Narzissten hier im Forum schon seitenlangen Applaus für ihre vermeintliche Empathie bekommen haben, geht vermutlich auf keine Kuhhaut.
11.06.2025 03:56 •
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