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Toxische Beziehungen und das Leben danach

I
@Hola15

Absolut richtig, der Typ wird sich nicht reflektieren, mein Ex hat das gleiche Schmema immer und immer wieder abgezogen und war 100 Prozent davon überzeugt, richtig zu sein mit seiner Handlung. Wir hatten ein Gespräch mit Freunden, das vergesse ich nie. Normalerweise hat er immer Fassada nach außen aufrecht erhalten, der brave, der angepasste, der konservative, der liebe Mann. Aber da hat er sich getriggert gefühlt und kurz die Fassung verloren, ich erinnere mich an den Satz Ja, das machen wir Männer, weil ihr Frauen alle sch.... seid. Da hat ein Bekannter von mir erstmals richtig dumm geschaut, da er meinen (damaligen) Freund so nicht kannte.

Ich habe mir abgewöhnt, an ihn zu denken, zuletzt ging es nämlich auch mit der Heulerei (sorry, das waren Krokodilstränen) los, er war ein Heuchler. Dieses Mitleid habe ich mir abgewöhnt. Mein Rezept war, immer wenn ich in die Mitleidsdenkweise kam, hielt ich mir seine Art vor Augen mir gegenüber.

Den anfänglichen Stress habe ich in meiner Beziehung genauso gemerkt. Und bin ihn übergangen. Ich war noch so ehrlich und habe über den Stress mit ihm gesprochen. Er wollte mir dann immer einreden, das sei normal, ich sei halt länger Solo gewesen und der Stress sei halt normal jetzt. Klar. Da fing es auch in meinem Facll früh an, dass er mir erklärte wie man Beziehung zu leben hat.

Ich stelle mir auch viel mehr die Frage, wieso ich bei mir nicht nach maximal einem Monat die Reißleine gezogen habe. Ich glaube, er hat geschickt klar gemacht, dass er der beste Mann für mich ist, der mir je passieren könne. Und ich hatte auch in der Phase große innere Einsamkeit, die ich so garnicht kannte, weil ich mich immer gut beschäftigen konnte. Er hat aber Einsamkeit in meinem Falle bei mir erzeugt, indem er zuerst 100% meiner Zeit einnahm und später ließ er mich 100% fallen. Wenn man erstmal eine gewisse Gewöhnung an einen Ablauf mit einem Menschen hat, fällt es hinterher super schwer, wieder zum Gewohnten zurück zu gehen, auch wenn man vorher jahrelang gut und glücklich gelebt hat.

In meinem Falle wurde ich auch regelrecht genötigt, mitzuteilen, wenn mich irgendwo ein Mann ansprach oder ein alter oder aktueller männlicher Kontakt anschrieb. Instagram musste ich übrigens löschen, das braucht man ja nicht. Er hatte es übrigens behalten. Irgendwann merkte ich, dass ich zwei Varianten habe. Entweder ich teile ihm mit, wenn mich ein Mann anschrieb, oder nicht. Teilte ich ihm das mit, gab es endlose Diskussionen, teilte ich irgendwann nichts mehr mit, fragte er permanent nach. Und es gab auch Diskussionen. Es war einfach furchtbar. Übrigens nahm er sich sämtliche Freiheiten raus, traf sich mit früheren Frauen, die nachweislich etwas von ihm wollten oder er sogar was mit denen einmal hatte.

Ich habe irgendwann auch nur noch geschwiegen, was auch mir vorgeworfen wurde. Wenn du den ganzen Abend nichts sagst, brauchst du auch nicht kommen. Habe ich was gesagt, ... ich meine, natürlich sagt man mal etwas, was man schon irgendwann andermal so oder anders angesprochen hat, fiel er mir sofort ins Wort Hast du mir alles schon erzählt, weiter....erzähl was anderes. Irgendwann konnte ich die Uhr danach stellen...übrigens fiel ich ihm ins Wort, verließ er den Raum, knallte die Tür und ging.

Mein Ex wollte übrigens auch subtil ständig andeuten, wir müssten zusammenziehen. Weil er so hohe Fixkosten habe, und überhaupt, er wollte dass ich mir in der Straße eine Wohnung kaufe, wo er wohnte, diese vermiete und dann ziehe ich zu ihm, alles perfekt geplant in seinen Augen. Übrigens seine Ex zog zu ihm, er schmiss sie dann nach wenigen Monaten raus.

Ich glaube bei mir lag die Tatsache, nicht nach bereits einigen Wochen standhaft einen Strich gezogen zu haben wie schon geschrieben, Angst vor Einsamkeit und Verlustängste. Meine Besonderheit war in meiner Kindheit, dass wir, meine Geschwister und ich, viel mit Strafen erzogen wurden. Wir wurden oft mit Missachtung und Liebesentzug bestraft, bei schlechten Noten oder wenn wir uns nich regelrecht verhielten, wir mussten gefallen. Ich habe auch eine Therapie begonnen im Frühling, mein Psychologe trichtert mir immer wieder ein, ich muss nicht gefallen um jeden Preis, ich darf auch mal nicht gefallen, das ist super schwer zu lernen als Erwachsener, immer begleitet von der Angst, nicht mehr geliebt zu werden. Und ich glaube, mein Ex kannte diese Schwachstellen extrem, weil wir auch darüber gesprochen haben, ich mich ihm geöffnet habe.


Mein Ex übrigens meinte, sein Vater war totaler Koleriker, rastete sofort aus, und er sehe in mir Teile dessen. Was nicht stimmte, er war jener, der ständig eskalierte. Und daraufhin wurde ich natürlich auch ungehalten. Der Strick, den er mir drehte war dann, dass ich diejenige sei, die ausrasten würde, weil ich am Ende jedenfalls massiv dagegen hielt.

Es braucht lange, sich da raus zu lösen, ich hatte auch Glück und war wirklich sehr stabilisiert zu dem Zeitpunkt. Auch bei mir war es kurios. Er beendete die Beziehung - wie üblich an einem Freitag. Er rief mich im Büro an. Machte schluss, weil er sagte, dass das mit mir alles eh keinen Sinn hat. Ich fragte noch - obwohl ich wusste, dass ich mich sowieso nicht mehr treffe - um ihn mit den eigenen Waffen zu schlafen, ob ich mit das Wochenende frei halten solle und wir uns zur Aussprache sehen würden, woraufhin er sagte Nein, plan dein Leben ohne mich. Dann legte er auf. Das war wie üblich eine Masche, ich kannte das. Der Ablauf war in seinem Sinne so, dass ich spätestens drei Tage später heulend vor seiner Tür stand, einen Brief schrieb oder sonst etwas. Tat ich nicht. Dann rief er an, unter einem Vorwand, ich hätte noch eine Hose bei ihm, ob er die wegwerfen solle. Das war eine alte Jogginghose. Ich sagte: Ja, wirf sie weg. Daraufhin wollte er wieder diskutieren von wegen, ich werfe alles weg, auch die Liebe zu ihm. Also wieder eine manipulative Masche.


Ich glaube auch, dass mein Ex es gerochen hat, dass ich total empfänglich bin für seine Art. Und es genau deswegen geklappt hat.

24.08.2025 13:01 • x 1 #46


P
Ich versuche mal kompakt einzugehen.

Ich empfinde diese paar Monate schon als absolut verlorene Zeit, ich hatte sogar einen Marathon geplant und seinetwegen abgesagt. Aber gut, das ist alles kein Weltuntergang, aber ja, Frauen, Männer, egal wer sich in diesen Beziehungen gefangen halten lässt. Es ist ein absoluter Wahnsinn.

Ich hatte zuletzt auch kurze, wirklich kurze Momente, wo ich alte Bilder ansah und er mir fast leid tat mit seiner verbitterten verhassten Art. Er hasste alles. Er hasste meine Verwandtschaft, meine Freunde, die typische Art, Menschen in die Isolation zu treiben, sicher eine der bekanntesten Taktiken dieser Menschen.

Zu seinen Eltern hatte er ein oberflächliches Verhältnis, lediglich Sorge, er müsse sie mal pflegen. Er lud sich oft zum Essen dort ein. Das war auch krass. Wie oft Samstag und Sonntags schickte er mich gegen Mittag heim, verschwand zu seinen Eltern, aß dort und rief dann an, wann wir uns wieder sehen. Ich kochte daheim erstmal was und war wieder maximal gestresst von ihm. Er hatte ja keine Lust zu kochen. Komplett egoistisches Verhalten. Auch hatte er super oft irgendwelche Verabredungen, und schob das dann so hin Du willst mich ja eh nicht sehen, daher hab ich um 16 Uhr eine Verabredung mit XY. War sowas umgekehrt der Fall? Dann beendete er auch gerne mal eben die Beziehung. Ich war mal zum Laufen verabredet, er wollte genau wissen, ob Männer dabei seien und ich lüge sowieso rum, er wisse, dass dort auch Männer teilnehmen würden, dann könnte man es mit uns gleich lassen, auf sowas habe er keine Lust mehr.

Ich habe mich mit Literatur beschäftigt, worin mein Defizit liegt. Also wieso ich das mitgemacht habe, bereits nach wenigen Übernachtungen habe ich gemerkt, das ist alles total ungesund für mich, ich konnte es sachlich kaum greifen, aber ich habe bei ihm nie gut geschlafen, obwohl er sich vordergründig immer gekümmert hat um mich, mich ständig gefragt hat, willst du was trinken, willst du dies und das, aber das waren vermutlich normale Dinge, die ich überbewertet habe als total fürsorglich.

Wenn ich mir heute Bilder von ihm ansehe, sehe ich einen extrem kranken, verbitterten Menschen, der voller Wut und Hass ist, auch gegen sich selber. Er rauchte wirklich stark, ich sprach das ein paar Mal an, wurde sofort abgespeist, dass man sowieso sterben müsse, daher sei ihm das egal. Er hatte sogar mal eine Krebsvorstufe und schüttelte immer den Kopf wenn ich zu Vorsorgeterminen ging, auch zum Frauenarzt, dass das alles übertrieben sei und ich krank im Kopf und all dies.

24.08.2025 13:14 • x 1 #47


A


Toxische Beziehungen und das Leben danach

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P
Und um das zu ergänzen, ich glaube, diese Typ Menschen merken es total, wenn jemand empfänglich ist für ihre Masche. Ein wenig wie Betrüger, die merken, bei dem funktioniert es oder bei dem funktioniert es nicht

24.08.2025 13:18 • x 2 #48


K
Zitat von PouerPower:
lediglich Sorge, er müsse sie mal pflegen.

ist er Einzelkind?
Zitat von PouerPower:
ich glaube, diese Typ Menschen merken es total, wenn jemand empfänglich ist für ihre Masche.

tausendprozentig. Mit dem ersten Gespräch hast du ihm (natürlich unbewusst) signalisiert, keine Sorge, von mir ist wenig Gegenwehr zu erwarten.

da ich selber keine Erfahrung mit toxischen Beziehungen habe, hab ich mal danach egoogelt, es war als hättest Du die Seite abgeschrieben.
Alles, aber auch alles, z, B dieses extrem eifersüchtige, die Schuldzuweisungen, ach alles einfach, was Du durchmachen musstest steht da so.

Sollte man eigentlich jedes Jahr in den Schulen verteilen, damit die potenziellen Opfer schon früh aufmerksam werden auf derlei gestörte Menschen.

24.08.2025 13:46 • x 2 #49


Scheol
@Ilisia
Zitat:
er wollte dass ich mir in der Straße eine Wohnung kaufe, wo er wohnte, diese vermiete und dann ziehe ich zu ihm, alles perfekt geplant in seinen Augen.

Oh man .

Zitat:
Übrigens seine Ex zog zu ihm, er schmiss sie dann nach wenigen Monaten raus.

Um wenn du nicht funktionierst , dich besser erpressen zu können. Weil deine Wohnung ist ja vermietet.

24.08.2025 14:05 • x 2 #50


Catalina
Zitat von PouerPower:
Wenn ich mir heute Bilder von ihm ansehe, sehe ich einen extrem kranken, verbitterten Menschen, der voller Wut und Hass ist, auch gegen sich selber.

Ja, ich denke, das trifft es ganz gut. Er hasst sich selber und sein Leben, deshalb muss er dafür sorgen, dass es seinem Umfeld mindestens genauso bescheiden geht wie ihm, damit er sich besser fühlen kann. Er kann es nicht ertragen, wenn es jemand anderem gut geht, denn das gönnt er diesem Menschen nicht. Im Grunde ist das ganz schön traurig, allerdings hält sich mein Mitgefühl da echt in Grenzen, denn diese Menschen machen anderen das Leben zur Hölle und das aus völlig egoistischen Motiven.
Zitat von PouerPower:
Und um das zu ergänzen, ich glaube, diese Typ Menschen merken es total, wenn jemand empfänglich ist für ihre Masche.

Ja, solche Typen riechen das einen Kilometer gegen den Wind.

@Ilisia
Heftig was du erlebt hast und gut, dass es vorbei ist. Erstaunlich auch hier wieder die vielen Parallelen in den Aussagen und Handlungen dieser Männer. Fast als ob es eine Art Handbuch für Gestörte gäbe. Gruselig.

24.08.2025 15:00 • #51


P
@Küstenperle:

Er ist Einzelkind. Es war für mich immer ambivalent.
Einerseits hat er extrem geklammert, und brachte oft das Argument hervor, dass er ja, wenn seine Eltern mal nicht mehr seien, allein wäre. Das war übrigens ein Hauptargument für ihn, eine Partnerschaft zu führen. Einfach nicht allein sein. Andererseits hat er durch das Verhalten, das extreme Klammern und Besserwissen und vieles mehr soviel zerstört an Freiraum, die eine Partnerschaft braucht. Alles mies reden, was der Partner macht, tut und wofür er sich interessiert. Intelligenter wäre gewesen, genau das nicht zu tun, denn so funktioniert in meinen Augen Partnerschaft, wenn sie gesund funktioniert.

Ich glaube heute mich zu erinnern, wie unsere ersten Gespräche liefen, er unterhielt sich und war super interessiert, das kannte ich garnicht von einem Mann. Ich glaube er merkte auch, dass ich ein kleines soziales Umfeld habe, aber eine starke Familie im Hintergrund, Eltern, Onkel, Tante, Geschwister und deren Partner. Von denen hat er mich auch manipulativ trennen wollen, ich habe nur sehr wenige Freundschaften, die ich selten traf. Auch hier ständig die Frage, wieso wir uns nicht gefälligst unter der Woche treffen würden, schließlich sei das Wochenende für uns reserviert. Dabei hatten wir super oft überhaupt nichts vor am Wochenende. Es ging ihm hauptsächlich nur darum, dass ich halt bei ihm rumhänge, Trash-Serien schaue und da bin. Meist begann ja kurze Zeit später irgend ein Verhör, es gab fast immer einen Anlass dafür und irgendwie wurde es fast immer mit irgend einem Thema unangenehm.

Schlimm war, in der letzten Begegung auf dem Schotterparkplatz der Firma, wo er anfing zu weinen, meinte er..... das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, dass er es unfassbar fände, dass es mir offenbar gut ginge nach der Trennung, nachdem er sich wohlbemerkt getrennt hatte. Er war sauer darüber, dass ich mich nicht mehr bei ihm meldete, dass ich ihm nicht erneut zu zig tausendsten Male nachrannte. Er hatte die Beziehung beendet, das muss man sich überlegen. Und ist sauer auf mich, dass es mir besser geht ohne ihn als mit ihm und ich das offenbar auch entsprechend ausstrahle.



Was ich aber befremdlich und sehr merkwürdig finde ist mein inneres Gefühl. Das ist vermutlich wieder ein Teil dieses toxischen giftigen Verhaltens.
Wisst ihr......so übel die Wochenenden, insbesondere Freitag, Samstag, Sonntag Abend jeweils waren, sie waren gefüllt, zuletzt mit Streit, anfangs mit teils wirklich guten Erlebnissen, sie waren einfach gefüllt.

Ich kann mich garnicht mehr erinnern, wie ich sie 2024 im Sommer gefüllt habe, irgendwie habe ich mich komplett umstrukturiert und erlebe derzeit gerade Samstags eine unfassbare Leere. Ich habe wenig Freundschaften, die Freunde, die ich habe, warten natürlich jetzt auch nicht Samstags auf mich, das sind auch eher Rede-Freunde, mit denen ich mich zum quatschen treffe, aber natürlich nicht ständig. Die haben ihre Partner. Seither fülle ich meine Samstage abends mit Sport oder eben auch mit Lesen, auch mal TV sehen, aber einfach lesen auf der Couch.

Und ich erwische mich krankerweise manchmal, immer seltener, aber trotzdem manchmal, wie ich mich tatsächlich nach dieser toxischen Zeit sehne, natürlich bilde ich mir nur die schönen Momente ein Samstag Abends, wo wir gemeinsam mal weg waren, aber ich erinnere mich dann genau zurück und merke sofort, dass ich mir all das einbilde, die Situation vor Ort zu jener Zeit war ständig angespannt und von giftiger Atmosphäre geprägt, aber meine Emotionen, mein Herz muss ich ständig erinnern: Hey, hör auf diese furchtbare Zeit zu idealisieren, hör auf sie zu romantisieren.

Gerne würde ich diese Erlebnisse wieder haben, aber nicht mit ihm, ..... sondern einer Person mit der ich wirklich gern Zeit verbringen würde.

25.08.2025 18:28 • x 3 #52


I
Das stimmt. Die Zeiten in der Partnerschaft sind anders, weil man einfach nicht allein ist. Ich weiß auch, dass meine freien Zeiten in der Partnerschaft immer so wunderschön sind, weil man einfach seine Ruhe hat. Ich weiß diese Zeit im Moment sehr zu schätzen, weil es Ausnahmezeiten sind. Es ist was Besonderes. Wenn man ohne Partner ist, dann ist das Alleinsein im Überfluss vorhanden und nichts besonderes mehr. Aber das gilt ja immer und ist kein Grund, weiter mit einem psychisch kranken Mann zusammen zu sein, der einem (emotional) schadet.

25.08.2025 18:54 • x 2 #53


P
Zitat von Ichbleibe-Ich:
Das stimmt. Die Zeiten in der Partnerschaft sind anders, weil man einfach nicht allein ist. Ich weiß auch, dass meine freien Zeiten in der Partnerschaft immer so wunderschön sind, weil man einfach seine Ruhe hat. Ich weiß diese Zeit im Moment sehr zu schätzen, weil es Ausnahmezeiten sind. Es ist was Besonderes. ...

Danke, das beschreibt es sehr gut.

Während dieser (toxischen) Partnerschaft habe ich freie Zeiten zum Aufatmen genossen, dachte fast: Das ist so wertvoll, dass ich jede Sekunde genieße, gerade Samstags. Ich war auch strenger organisiert, weil ich wusste, wir sehen uns Mittags oder Nachmittags

Ich erwische mich jetzt natürlich auch viel mehr beim Trödeln und viel mehr beim Ich ziehe einfache Dinge mal schön in die Länge, damit das Wochenende rum geht. Das ist eigentlich unfassbar traurig.

Obwohl ich viele Interessen habe, fehlt mir ein guter Gesprächspartner und der Austausch. Dieser gute Gesprächspartner war er ja nicht, das war er mal ein paar Wochen am Anfang, wo er in mein Leben gedrungen ist. Das war 1 % der Beziehung, wenn nicht weniger.

Wie es immer ist, man blendet die furchtbaren Zeiten leider aus und das Schlechte verliert an Bedeutung, es rücken die minimalen wenigen Momente, die schön waren in den Vordergrund. Ich versuche mich in diesen schwachen Momenten immer wieder zu erinnern und mir immer wieder klar zu machen, dass das nur die Sache war, die schön war, nicht der Mann, im Gegenteil.

25.08.2025 19:05 • x 2 #54


Winza
@PouerPower

Zitat von PouerPower:
Dieser gute Gesprächspartner war er ja nicht, das war er mal ein paar Wochen am Anfang, wo er in mein Leben gedrungen ist.

Vermisst du die Idee, wie es aufgrund des Anfangs hatte sein können/sollen?

25.08.2025 20:37 • x 1 #55


P
Zitat von Winza:
@PouerPower Vermisst du die Idee, wie es aufgrund des Anfangs hatte sein können/sollen?

Ich habe mich jetzt ziemlich viel damit beschäftigt, und komme zur Antwort, dass man nicht ihn vermisst, man vermisst dieses Gefühl, nach dem Streit wieder aufzuatmen, das ist die Toxik.

Ich habe die Zeit mal zurück gespult, tatsächlich begann diese Beziehung dermaßen toxisch, nach bereits einer Woche fing es an, sich nicht mehr gut zu fühlen, die guten Tage, waren 1-3 Tage, darunter sogar die ersten Dates, in denen er mich aushorchte, um mich hinterher damit zu bekommen.


Ich habe gelesen, 95 Prozent der toxischen Beziehungsopfer, zu denen ich mich zähle, werden rückfällig, wenn sie den Kontakt nicht komplett abbrechen.

Mein Gehirn ist gewohnt, die Leere mit dieser Beziehung zu füllen. Man muss den Platz neu besetzen.

25.08.2025 20:51 • x 4 #56


I
Oh Mann, dieses extrem gut organisiert sein, kenne ich auch. Ich weiß nicht, wie viel davon mit der Beziehung zu tun hat, aber will immer alles erledigt haben und bereit sein (und nichts falsch machen?). Ich habe angefangen, möglichst viele der schlechten Situationen aufzuschreiben, damit man sich das gut ins Gedächtnis rufen kann, wenn man mal wieder in die „schönen Momente“ abdriftet.

25.08.2025 21:01 • x 1 #57


P
Ich gebe mal ein Beispiel eines typischen Samstages.
Ursprünglich letztes Jahr vereinbarten wir, jeder macht Samstags seine Sachen, wir sehen uns Nachmittags oder Abends. Das ging so 1-2 Wochen gut, dann fingen die Diskussionen an. Er wollte dann, dass wir auch Alltag leben, zusammen einkaufen. Das machte keinen Sinn, denn ich hatte ja auch meine Einkäufe zu erledigen. Er seine Wohnung, ich meine. Während er irgendwie auf der Arbeit in der Kantine aß, musste ich daheim genug haben, um mir Essen mit zu bringen, das verstand er nicht, wollte es nicht verstehen oder es war ihm halt egal, ob ich in der Firma etwas zu essen habe oder nicht.

Er ging dann eben allein einkaufen. Dann wollte er das Zeitfenster für Samstag immer weiter verschieben nach vorn, also wurde die Zeit, in der ich daheim Haushalt, Wäsche, Einkaufen, vielleicht noch Sport machen konnte, immer kleiner. Wir waren von ursprungs 17 Uhr (falls wir nicht etwas spezielles vor haben) dann irgendwann auf 12 Uhr gerückt.


Und trotzdem beschwerte er sich, dass das doch so nicht normal sei für eine Beziehung, man mache immerhin alles zusammen. Sport wollte er mit mir ja sowieso nie machen. Also ich kenne es so nicht und möchte es so auch nicht wieder haben.

Mehrfach bot ich sogar an, dummerweise, dass ich mit ihm auch Alltagssachen erledigen könne, zb einkaufen ne lass mal, ich mach das jetzt alleine, mürrisch gelaunt teilte er mir das dann so mit. Mir schon wieder schlechtes Gewissen einreden.

Nachdem ich mich beeilt hatte, 14 Uhr zb auf der Matte stand, hockte er auf dem Sofa daheim, hatte schlechte Laune, einfach so. Und ich musste dann die Laune aufhellen, indem ich interessante Themen vorschlug oder sonst etwas. Er war oft einfach grundlos mies drauf, irgendwann merkte ich, es war egal, 12 Uhr oder 18 Uhr, er fand immer etwas, was ihm nicht passte.

Als es dann wärmer wurde, unternahm er im Frühling Samstags nachmittags oft etwas mit einem Nachbarn, sie waren dann unterwegs irgendwo auf Messen oder sonst etwas. Das war für mich ok, sogar teilweise echt entspannend, weil ich dann wusste, er hat was zu tun bis frühen Abend.

Aber auch dann warf er mir später vor, dass er ja nichts erledigt bekäme, weil er kommt heim von der Messe und schon stehe ich da vor der Tür, der nervt ihn total. Also auch das war ihm nicht recht.

Wenn man weiß, es ist ohnehin völlig egal was man macht, um wieviel Uhr man sich trifft, er war ja generell schlecht drauf und immer war das Problem verbunden mit mir.

Am Ende saß ich oft von 14-18 Uhr daheim und wartete auf seinen Anruf, wenn er daheim ist und ich zu ihm fahren durfte, in der Zeit konnte ich daheim nichts sinnvoll erledigen, da es 14 Uhr oder 15 Uhr oder 18 Uhr werden konnte und meistens war er dann mies gelaunt.

Übernachtete ich bei ihm, war er Sonntags auch genervt, weil ihm wieder irgendwas nicht passte, ich bin dann irgendwann bei schlechter Stimmung auch einfach heim, weil ich keine Lust hatte mir das jedes Wochenende anzutun. Daheim war ich oft erleichtert.

Interessant ist, es wirkt wie eine Dro., es fehlt diese Erleichterung. Wobei ich heute Sonntags oft aufwache und spüre, es stimmt etwas nicht, ich habe gut geschlafen, mir geht es gut.....irgendwas stimmt nicht. Normal war ich Sonntags von der Diskussion am Vortag total erschlagen und da natürlich nachts oder abends auch nichts mehr lief, war das am nächsten Tag auch gleich wieder Diskussionsthema.

Miese Stimmung sorgte auch für ausbleibende Liebe im Bett und dieser Teufelskreis konnte bei uns bestimmt in den letzten vier Monaten nicht mehr durchbrochen werden - man hatte also immer Grund für Diskussion, jedenfalls er.

Ich habe mich gestern stundenlang mit diesem Thema belesen, und war nicht erstaunt, dass so viele rückfällig werden, wenn sie die Nummer nicht konsequent löschen. Man ist diesen Kreislauf so gewohnt, er hat sich so eingebrannt, dass man das vermisst.

Es ist unfassbar, man vermisst etwas, was einem nicht gut tut. Da muss man gedanklich erstmal durchblicken.

25.08.2025 21:17 • x 3 #58


K
@PouerPower
Zitat von PouerPower:
Wie es immer ist, man blendet die furchtbaren Zeiten leider aus und das Schlechte verliert an Bedeutung, es rücken die minimalen wenigen Momente,

ja, glaube das gilt auch in normalen Beziehungen, die aus Vernunftsgründen beendet wurden z.B - man hat sich ja nicht, zack, entliebt.
Es passt nur einfach nicht und dann sitzt man zu Hause und dente, naja, eigentlich war er ja doch ganz nett und er mochte meinen Hund und meine Eltern mochten ihn. Oder sowas halt ...

Bei Dir ist das natürlich ne komplett andere Hausnummer, denn selbst wenn er nicht DA war hat er ja Dein Denken bestimmt. Hab ich die richtige Klamotte an (nein), gibt es Stress, wenn ich mit der Freundin weggehe (ja), werde ich heute wieder wie ein Depp nach Hause geschickt, weil hier irgendwas einfügen - egal was, er hätte was gefunden (ja) kann ich heute abend mir selber was kochen (nein) ... usw.

Du bist ja ständig wie auf Eierschalen geschlichen und mal abgesehen, was das mit Deinem Stressfaktor und damit einhergehend Deinem Körper macht, beschäftigt warste jedenfalls.
Ungesunde Beschäftigung, aber hey - vielleicht ist man in der Anfangsphase auch noch der Meinung, wenn ich endlich alles richtig mache, wirds wieder schön.
Zitat von PouerPower:
damit das Wochenende rum geht. Das ist eigentlich unfassbar traurig

das ist eine Strategie und ich find die null traurig. Weil: es wird ja nicht so bleiben.

Das allerschönste Gefühl wird sein, wenn Du erkennst, ey, ich hab den ganzen Tag nicht an den Ex gedacht. Oder erstmal den halben Tag.
Also, wenn Du merkst, es geht bergauf, Du bist wieder ganz bei Dir, kannst Deine Zeit genießen und der Mann ist Geschichte.

Jedenfalls kann ich mich nach schweren Liebeskummer genau an den Moment erinnern, an dem ich dachte bzw. eben wusste wow, es ist jetzt wirklich endlich vorbei Hätte in den Garten rennen können und laut schreien, jubeln ... hab mich damit begnügt, auf dem Sofa zu sitzen und debil vor mich hinzugrinsen. ENDLICH!
Zitat von PouerPower:
Ich habe gelesen, 95 Prozent der toxischen Beziehungsopfer, zu denen ich mich zähle, werden rückfällig, wenn sie den Kontakt nicht komplett abbrechen.

Wahrscheinlich wie bei Alk is, oder Dro gis, da kann man eben auch nicht für den Genuss abends ein Weinchen schlürfen, ein Gläschen, was soll schon passieren, ich bin jetzt 6 Monate trocken - dann ist der Suchti sofort wieder druff und am nächsten morgen geht das Spielchen weiter, zurück auf Start. Dasselbe bei den Drogis, entweder kompletter Entzug oder halt früh abnibbeln.
Es geht halt nicht nur ein bisschen Kontakt, mal Hallo sagen, Käffchen trinken, über alte Zeiten reden. Man muss den kompletten kalten Entzug durchführen. Und das ein Entzug, egal von was, leicht ist, das hat noch niemand behauptet ..

Viel, GANZ VIEL Kraft Dir.

bitte nicht rückfällig werden ...

25.08.2025 21:27 • x 3 #59


K
Zitat von PouerPower:
man vermisst etwas, was einem nicht gut tut. Da muss man gedanklich erstmal durchblicken.

Du machst einen smarten Eindruck und ich finde es wirklich klasse, wie Du Dich mit dem Thema auseinandersetzt. Denn, das aufarbeiten ist jetzt elementar, Du möchtest ja nicht noch mal an einen solchen Schwchmaten geraten.

Deine Leidensfähigkeit und Anspruchslosigkeit (und auch wenig mangelnder Stolz - Stichwort nach Hause geschickt werdenn), da würde ich vielleicht auch mal ansetzen.

Man kann normalerweise keine anderen Menschen beeinflussen oder verändern, es sei denn, diese Menschen wollen das selber aus dem Inneren heraus.
Deiner wollte nur eine Person verändern, formen und das warst Du. Und ich gehe mal stark davon aus, dass Du da nicht mitgespielt hast, weil Du das gut fandst und selber gerne ein Spielball seiner Launen, Entscheidungen und Verhaltensweisen sein wolltest. Vielleicht spielten auch Verlustängste ne Rolle?

Das Gute: Du bist jetzt alarmiert und im Bilde, wenn Dir mal noch so einer vor die Füße fällt, kannst Du zeitnah reagieren.

25.08.2025 21:42 • x 1 #60


A


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