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Trauma, Traumaübertragung und Traumafolgestörung

M

19.03.2025 20:35 • x 2 #571


Scheol
Damir Charf

Traumaheilung

50 Seiten PDF.

https://traumaheilung.de/wp-content/upl...stehen.pdf

20.03.2025 19:36 • x 2 #572


A


Trauma, Traumaübertragung und Traumafolgestörung

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Scheol
Da hier viele aus heiterem Himmel landen , und von einem Partner massivst enttäuscht und auch betrogen wurden , wollte ich mal das Thema

Verratstrauma anschneiden,

damit Menschen eventuelle ihren Zustand nicht nur als „ schwere Trennung“ sehen sondern eventuelle erkennen das das erlebte eventuelle schwerer nachklingt als wie sie und ihr Umfeld vermuten.

Den begriff haben ich vor ca. 7 Jahren zum ersten Mal gelesen und war verwundert was es alles für Trauma gibt.


Warum ist Verrat so traumatisch?
Das Trauma durch Verrat unterscheidet sich erheblich von anderen Traumaarten, da es nicht nur die Erfahrung des Missbrauchs beinhaltet, sondern auch die Erfahrung, von einer wichtigen Bezugsperson betrogen worden zu sein , beispielsweise von einem Elternteil, einem Betreuer, einem Vormund, einem Lebensgefährten oder einer anderen Person, auf deren Unterstützung und Sicherheit man sich verlässt.


Wie geht man mit dem Trauma des Verrats um?
Das Teilen Ihrer Geschichte mit vertrauenswürdigen Personen kann ein wirkungsvoller Weg sein, Emotionen freizusetzen, Unterstützung zu erhalten und Verständnis zu finden. Ein Trauma durch Verrat kann isolierend wirken, und die Suche nach Hilfe und Unterstützung kann ein wichtiger Schritt zur Heilung und Genesung sein. Eine Möglichkeit, professionelle Hilfe zu suchen, ist eine Therapie oder Beratung.


Wie wirkt sich ein Verratstrauma auf das Gehirn aus?
Ein Verratstrauma entsteht, wenn jemand, auf den Sie sich zum Überleben, für emotionale Unterstützung oder für Ihre Grundbedürfnisse verlassen, Ihr Vertrauen in erheblichem Maße missbraucht. Ihr Gehirn kann unbewusst eine „Verratsblindheit“ entwickeln – einen Schutzmechanismus, der das Bewusstsein für Verrat vorübergehend blockiert, um wichtige Beziehungen aufrechtzuerhalten .


Wie fühlt sich Verrat im Körper an?
Der Körper hat nach einem Verrat möglicherweise auch Schwierigkeiten, sich zu erholen, was zu körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen, Schlafstörungen und Appetitveränderungen führen kann.


Kann Verrat Ihre Persönlichkeit verändern?
Jede Erfahrung von Verrat kann zu Leid führen, doch besonders schwierige Erlebnisse erzeugen ein Verratstrauma, das die psychische und physische Verfassung eines Menschen dauerhaft verändern kann . Verrat hat Auswirkungen auf das Gehirn. Für Menschen, die ein Trauma erlebt haben, ist die Heilung dieser Folgen von größter Bedeutung.


Wie lange dauert es, das Trauma eines Verrats zu überwinden?
Den Schmerz und Kummer nach dem Verrat des Partners zu überwinden, kann schwierig sein. Die Genesung vom Verratstrauma lässt sich nicht in ein oder zwei Tagen bewältigen. Die meisten Menschen brauchen zwischen 18 Monaten und drei Jahren, um sich vollständig zu erholen.


Welche Psychologie steckt hinter Verrat?
Die Folgen von Verrat sind Schock, Verlust und Trauer, krankhafte Selbstbezogenheit, geschädigtes Selbstwertgefühl, Selbstzweifel und Wut . Nicht selten führen sie zu lebensverändernden Veränderungen. Die Auswirkungen eines katastrophalen Verrats sind besonders relevant für Angststörungen, insbesondere Zwangsstörungen und posttraumatische Belastungsstörungen.



Warum ist es so schwer, über Verrat hinwegzukommen?
Aufgrund des erlittenen Vertrauensbruchs, der schwer zu verarbeiten ist, haben die Betroffenen zunehmend Probleme, anderen zu vertrauen, selbst denen, die ihnen nahe stehen. Dies kann sich auch in anhaltender Angst, übermäßiger Wachsamkeit oder aufdringlichen Gedanken und Erinnerungen an den Verrat äußern.



Bei traumatischen Erlebnissen wird unser Gehirn mit Stresshormonen überflutet. Dieses wirkt sich ungünstig auf die Nervenzellen im Gehirn aus, vor allem auf den Hippocampus. Die Zusammenarbeit zwischen der Amygdala und dem Hippocampus ist gestört.


Was ist die beste Therapie für ein Verratstrauma?
Wenn Sie von einer Person, der Sie vertrauten, tief verletzt wurden, kann die EMDR-Therapie helfen. Die Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) ist besonders wirksam bei Verratstraumata.



Verbitterung und Posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED)
Verbitterungsreaktionen treten nach Erlebnissen der Herabwürdigung, des Vertrauensbruchs oder der Ungerechtigkeit auf. Sie werden im Kontext beruflicher wie privater Konflikte beobachtet, aber auch als Reaktion auf andere schwerwiegende negative Lebensereignisse wie beispielsweise Krankheit. Verbitterung ist jedem Menschen bekannt, vergleichbar zu Angst. Eine Sonderform der Verbitterungsreaktion ist die „Posttraumatische Verbitterungsstörung (Posttraumatic Embitterment Disorder = PTED). Sie wurde in wissenschaftlichen Untersuchungen der FPR erstmals beschrieben.
Diagnostische Kernkriterien sind
(1) das Vorliegen eines einmaligen schwerwiegenden negativen Lebensereignisses, in dessen unmittelbarer Folge sich die psychische Störung entwickelt hat.

(2) Der Patient erlebt das kritische Lebensereignis in der Regel als ungerecht oder herabwürdigend.

(3) Wenn das kritische Ereignis angesprochen wird, reagiert der Patient mit Verbitterung und emotionaler Erregung.

(4) Der Patient berichtet wiederholte intrusive Erinnerungen an das Ereignis. Teilweise ist es ihm sogar wichtig, nicht zu vergessen.

(5) Die emotionale Schwingungsfähigkeit ist nicht beeinträchtigt. Der Patient zeigt normalen Affekt, wenn er abgelenkt wird, oder kann beim Gedanken an Rache lächeln. Zusatzsymptome sind,

(6) dass der Patient sich als Opfer und hilflos wahrnimmt und sich nicht in der Lage sieht, das Ereignis oder seine Ursache zu bewältigen.

(7) Der Patient macht sich selbst Vorwürfe, das Ereignis nicht verhindert zu haben oder nicht damit umgehen zu können.

( 8 ) Der Patient meint, dass es ihm „egal“ sei, wie es ihm gehe, und dass er nicht wisse, ob er die Wunde heilen lassen wolle.

(9) Der Patient kann Gedanken an einen Suizid bis hin zu einem erweiterten Suizid äußern.

(10) Die emotionale Grundstimmung ist dysphorisch-aggressiv-depressiv getönt und kann mit einer Depression mit somatischem Syndrom (sog. endogene Depression) verwechselt werden.

(11) Der Patient kann eine Reihe unspezifischer somatischer Beschwerden zeigen, z.B. Schlafstörungen, Appetitverlust oder Schmerzen.

(12) Der Patient berichtet über eine phobische Symptomatik, die eng mit dem Ort oder Urheber des kritischen Ereignisses verbunden ist.

(13) Der Antrieb ist reduziert und wirkt blockiert. Der Patient erlebt sich weniger als antriebsgehemmt, sondern eher im Sinne einer Antriebsverharrung.

(14) Die Symptomatik kann nicht durch eine vorbestehende andere psychische Erkrankung erklärt werden.

Es wurde ein standardisiertes diagnostisches Interview und eine Selbstbeurteilungsskala (PTED-Fragebogen) entwickelt.

Es kann von einer Prävalenz von etwa 2 bis 5 Prozent in der Bevölkerung ausgegangen werden. Entsprechend fanden sich unter Patienten einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik etwa 4% Patienten mit erhöhten Verbitterungsscores in Reaktion auf Erlebnisse der Herabwürdigung oder Ungerechtigkeit. Patienten mit einer PTED sind im Querschnitt deutlich kränker und häufiger erwerbsunfähig als andere Patienten in psychosomatischer Rehabilitation. 2.8% aller Reha-Patienten hatten verbitterungsassoziierte konkrete Aggressionsphantasien und 3.1% sogar Mordphantasien. Nur 34% berichteten spontan darüber. Verbitterung kann auch soziale Gruppen erfassen. Verbitterung und speziell die PTED haben sich als eher therapierefraktär erwiesen. Ein speziell darauf abgestellter Therapieansatz ist die „Weisheitspsychotherapie“, mit der erste klinisch überzeugende Besserungsraten ermöglicht wurden.

https://psychosomatik.charite.de/forsch...erung_pted

20.03.2025 22:02 • x 5 #573


L
Danke Scheol für das ausführliche Darlegen von Verrat und Verbitterung, wenn es in traumatische Erfahrungen mündet.

Wie schwerwiegend das Gefühl von Verrat für Menschen ist, wurde in der Psychologie erst relativ spät klar. Dazu zählt auch das Empfinden von Ekelgefühlen. Man hat das Empfinden bei Klienten in Traumatherapien erst relativ spät beachtet, weil es erst wie naheliegende Äußerungen wirkte.

Irgendwann wurde dann klar wie bedeutsam ein Empfinden von Ekel nach Gewalterfahrungen ist, weil es evolutionär mit Lebensgefahr verknüpft ist. Man kann nicht vom Kopf her sagen: ich höre auf, mich zu ekeln. Die Belastung bleibt schwerwiegend wie beim Verrat.

Es muss in einer Therapie ebenso beachtet und vorsichtig aufgegriffen werden wie das Gefühl von Hilflosigkeit, Verrat, Scham, Schuld etc.

Verrat erleben Missbrauchsopfer häufig zusätzlich zur Gewalterfahrung, indem ihnen nicht geglaubt wird und wichtige Hilfe verweigert wird.

Tricky sind solche Erfahrungen von Verrat, weil wir als soziale Wesen nicht aus der emotionalen und sozialen Abhängigkeit von unserer Umwelt mal eben aussteigen können. Wir können versuchen vielleicht darüber hinauszuwachsen und einzuordnen warum andere uns verraten haben, uns zu distanzieren, wenn wir alt genug sind, aber wir können nicht mal eben verarbeiten, dass so mit uns umgegangen wurde.

Wusstet ihr, dass auch Menschen mit politischem Engagement nicht selten traumatisiert werden, indem staatliche Reaktionen und Repressionen sie nach und nach mit Machtlosigkeitsgefühlen konfrontieren und ihnen eine traumatische Defensivposition aufzwingen? Das ist deshalb bedeutsam, weil es einerseits das Denken und Handeln massiv blockieren kann, aber vor allem prosoziales Verhalten in politischen Gruppen untereinander verunmöglicht. Und da schließt auch die Verbitterungsstörung mit an, in die so etwas münden kann. Die Leute können nicht mehr in normalen sozialen Rollen miteinander, sondern nur noch feindselig gegeneinander.

20.03.2025 22:23 • x 6 #574


Scheol
@LebedeinLeben

Zitat:
Wusstet ihr, dass auch Menschen mit politischem Engagement nicht selten traumatisiert werden, indem staatliche Reaktionen und Repressionen sie nach und nach mit Machtlosigkeitsgefühlen konfrontieren und ihnen eine traumatische Defensivposition aufzwingen? Das ist deshalb bedeutsam, weil es einerseits das Denken und Handeln massiv blockieren kann, aber vor allem prosoziales Verhalten in politischen Gruppen untereinander verunmöglicht. Und da schließt auch die Verbitterungsstörung mit an, in die so etwas münden kann. Die Leute können nicht mehr in normalen sozialen Rollen miteinander, sondern nur noch feindselig gegeneinander.

Professor Ruppert sprach 2020 oder 2021 von einer Traumatischen Zeit….. wenn man sich die Leute anschaut auf der Straße , wie sie sich verhalten seit 2-3 Jahren , würde ich sagen , er hatte recht mit seiner Aussage.

20.03.2025 22:26 • x 2 #575


P
Auf jeden Fall sehr interessant, diese Erfahrungen mit Namen und Bezeichnungen versehen zu lesen - und sehr hilfreich!

Danke @Scheol !

20.03.2025 22:34 • x 2 #576


M
Zitat von LebedeinLeben:
Wusstet ihr, dass auch Menschen mit politischem Engagement nicht selten traumatisiert werden, indem staatliche Reaktionen und Repressionen sie nach und nach mit Machtlosigkeitsgefühlen konfrontieren und ihnen eine traumatische Defensivposition aufzwingen? Das ist deshalb bedeutsam, weil es einerseits das Denken und Handeln massiv blockieren kann, aber vor allem prosoziales Verhalten in politischen Gruppen untereinander verunmöglicht. Und da schließt auch die Verbitterungsstörung mit an, in die so etwas münden kann. Die Leute können nicht mehr in normalen sozialen Rollen miteinander, sondern nur noch feindselig gegeneinander.

Ja klar.
Massiv erlebt die letzten 5 Jahre.
Sobald man eben nicht handelt, wie Wiehler im o ton gefordert: nichts hinterfragen darf.
Und so ist eben der Plan.
Die einen gehorchen, die anderen werden durch solche Maßnahmen psychisch traktiert.

21.03.2025 07:18 • x 1 #577


Scheol
Udo Bär:

Trauma und Demenz bei der Kriegsgeneration und ihre Folgen


22.03.2025 19:40 • x 2 #578


X
Danke Scheol für deine Beiträge zum Thema Trauma.

Es hat mich zum verstehen meiner Situation gebracht und sehr geholfen.

Schön das du hier bist

24.03.2025 08:52 • x 3 #579


L
Ich feier uns und euch, dass es gerade jetzt möglich ist, diesem herausfordernden Thema einen Raum zu geben.
Es geht nicht immer und überall. Aber gerade geht es hier ohne Kämpfe. Dass Selbstöffnung möglich ist. Stärke ohne Verhärtung. Verletzlichkeit keine Krankheit.
In Gedanken und im Wissen besteht eine Verbindung

24.03.2025 09:31 • x 3 #580


Hansl
Zitat von LebedeinLeben:
Die Leute können nicht mehr in normalen sozialen Rollen miteinander, sondern nur noch feindselig gegeneinander.

Exakt.
Forciert dadurch, der Mensch hat es in der Neuzeit der sozialen Netzwerken usw nicht mehr nötig, anderen Menschen in die Augen zu sehen.
Nonverbales zu verstehen usw.
Es wird oft beurteilt, verurteilt. Auf Basis von Vergleichen...
Es geht auch beim Daten, Kennenlernen oft nur noch um Gewinnmaximierung, was die eigene Welt, Erwartungen und Forderungen betrifft.
Gefühle?
Gelten nicht selten als Bedrohung naiv oder eben gar dümmlich.

24.03.2025 12:11 • x 1 #581


Scheol

24.03.2025 21:07 • x 1 #582


Scheol
Zitat von Xyz1987:
Danke Scheol für deine Beiträge zum Thema Trauma. Es hat mich zum verstehen meiner Situation gebracht und sehr geholfen. Schön das du hier bist

Sehr gerne.
Schön das ein Beitrag dir helfen konnte , dich , oder eine Situation besser zu verstehen.

In der Traumatologie sagt man „ verstehen heißt heilen“.

24.03.2025 21:24 • x 1 #583


Scheol

24.03.2025 21:33 • x 2 #584


Scheol



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24.03.2025 21:36 • x 1 #585


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