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Trennung mit Kindern in einem Haus?

K
Als zweiter Gedanke zu der Liste, die Kinderkleidung heraussuchen und Fingernägel der Kinder schneiden beeinhält: Jemanden zu umsorgen kann auch glücklich machen. Die Liebe zu einem Kind und das Glück darüber, dass man es hat.

Das ist etwas was mir in der Diskussion von Eltern so oft fehlt. Dass Kinder keine zugeloste furchtbare Zusatzarbeit sind. Sondern Kinder bei uns fast immer gewünscht wurden. Dass sie besondere Menschen sind, die wir liebevoll versorgen, die aber auch soviel Fröhlichkeit und Glück mitbringen. Immer. Als Grundgefühl, selbst wenn sie an der Tischdecke ziehen und den Kaffeetisch abräumen.

Kinder werden zur Last, wenn wir sie zur Belastung deklarieren. Vor ihnen laut äußern, dass sie unser Leben ausschließlich erschweren.

Beruflich bin ich gerade in eine Studie zu mentalen Belastungen von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie involviert. Wer sich die Antworten durchliest, der bekommt bisweilen graue Haare. Da steht sehr wenig davon, dass Eltern ihren Kindern sagen wie stolz sie auf sie sind. Wie gut sie Dinge meistern und ja, wie lieb sie sie haben. Wir sehen leider viele Eltern, die selbst nicht komplett erwachsen geworden sind und denken, aus allen Schichten übrigens, sich als Arbeiter in der Familie sehen und das als ungerecht bewerten.

So. Und jetzt bitte wieder auf mich einschlagen.

18.10.2021 07:43 • x 2 #61


L
Zitat von Karili:
Jemanden zu umsorgen kann auch glücklich machen. Die Liebe zu einem Kind und das Glück darüber, dass man es hat.

Ja, Mental Load ist zu so etwas gefühlt der Gegenentwurf. Diese Links betreffen mich einerseits, weil ich tatsächlich an vielen Stellen nicht sehe, was alles dranhängt.

Andererseits: in der Arbeit sind doch auch viele glücklich, weil sie Dinge von vorne nach hinten durchdenken und jedes Risiko im voraus bewerten um damit für das Gelingen der Sache beizutragen. Dort holt man sich ja auch nicht die Motivation nur daraus, das man vom Chef etwas gesagt bekommt. Bei den Kindern müsste das noch umso mehr sein. Und das ist es doch auch: wenn man während der Geburtstagsparty sieht, wie sehr sich die Kinder darüber freuen, was ihnen geboten ist und wenn man sieht, wie oft sie während des Jahres in Vorfreude auf ihren Geburtstag sprechen. Es bereitet doch Glück! Nur wo ich glaube wo bei uns ein Defizit ist: man muss dem Glück Raum geben. Das Problem ist doch: wenn ich total verhaftet bin im stressigen Job und dann nur noch von einer Sache zur anderen hetze, dann stellt sich das Glück nicht ein. Da bin ich wieder bei der Sache: ich biete meiner Noch-Frau nicht nur an, dass ich von den Aufgaben etwas mehr übernehme und gebe meiner Arbeit weniger Stellenwert.

18.10.2021 08:10 • x 1 #62


A


Trennung mit Kindern in einem Haus?

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MissLilly
Weißt du Linus ...es ist schon hart, wenn es ganze 5 Jahre keinerlei Verlagen nach Intimität und S. mit dem Partner gibt, denn auch das ist eine wichtige und emotional bindende Art der Kommunikation.
Deine Frau mag hier vielleicht den ersten Stein geworfen haben, was dich aber nicht davon freisprechen kann, dass du ihn nicht auch angenommen hast..Es ist wirklich nicht böse gemeint, aber ich denke (so wie du auch eurer Kennenlernen beschrieben hast) das ziemlich genau da ein großer Teil eurer Beziehung begraben liegt!
Offensichtlich hat deine Frau eine vollkommen andere Definition von der Art und Ausübung einer Ehe inkl. Familienleben, als du ..

18.10.2021 08:45 • #63


K
Zitat von Linus2021:
Ja, Mental Load ist zu so etwas gefühlt der Gegenentwurf. Diese Links betreffen mich einerseits, weil ich tatsächlich an vielen Stellen nicht sehe, was alles dranhängt. Andererseits: in der Arbeit sind doch auch viele glücklich, weil sie Dinge von vorne nach hinten durchdenken und jedes Risiko im voraus bewerten ...

Du bist exakt im Thema.

Mental Load hat es seit Anbeginn der Menschheit gegeben. Die Fähigkeit vorauszuahnen, vorausschauend zu handeln, aus Erfahrungen schnell zu lernen, um besser zu agieren, gepaart mit der Fähigkeit zum Multitasking, ist was den Menschen ausmacht. Frühzeitliche Nomaden hatten in ihren Zuggebieten mit wilden Tieren, feindlichen Menschengruppen, der Suche nach Nahrung, Wasser und Wohnung schon ziemlich Mental Load. Das ist nicht neu.

Neu ist, jede normale Alltagshandlung zu katalogisieren und bei anderen die Ausführung derselben mit Sternchen zu bewerten. Wir leben im Überfluss, da hat man den Luxus zu gucken ob die Gürkchen auf dem Schulbrot zu Schwänen geschnitten sind. Wenn es nichts oder nur wenig zu essen gibt, stellt sich dieser Unsinn gar nicht als Frage. Menschen belasten sich mit Aufgaben, weil sie glauben, das würde so von ihnen erwartet. Aber wer erwartet das genau? Für wen ist Aufgabenüberfüllung bis zur Selbstschädigung ein Gewinn? Ist man sich darüber im Klaren, dass man durch diese Strebermentalität den sozialen Druck auch auf andere erhöht, die wiederum dann erneut aus dieser Druckerhöhung neuen Druck auf einen selbst ausüben?

Bsp: Irgendein Elternteil hat chic im Spielzeugladen eine Box mit Geschenken zusammenstellen lassen, die die Eltern der zum Geburtstag eingeladenen Kinder nur abholen und bezahlen mussten. Mussten! Denn wer mit einem selbstausgesuchten Geschenk kommen wollte, der würde ja die Regeln brechen. Also, mehr Geld als geplant für ein Geschenk ausgegeben, dass man nie selbst ausgesucht hätte - das eigene Kind für den Freund auch nicht. Das Schenken, was ein Grundprinzip unserer menschlichen Gemeinschaft darstellt, ist damit aufgehoben zugunsten eines bezahlt von XY. Diese Art des bezahlen für... setzt sich durch. Kreativität un der Grundgedanke des Schenkens: Ich habe an dich gedacht. Und mir überlegt, dass dich das Geschenk freuen wird , wird zum Ergebnis:Alles aus der Box im Spielzeugladen wurde gekauft reduziert. Effizient, aber sinnentleert.

Wer über Mental Load quatscht, der soll sich fragen, welche Aufgaben wirklich wichtig sind. Und soll sich fragen, ob diese Aufgabenerfüllung über dem Miteinander Spaß haben und dem Glück steht. In deinem Fall, Linus, wird sich bei deiner Frau nichts ändern, solange sie an ihren Prioritäten so festhält wie sie es jetzt tut. Wahrscheinlich erst wenn sie im Residenzmodell erfährt, dass du auch einen Teil ihres Unterhalts übernehmen musst, falls sie nur noch halbtags arbeiten möchte, um für sich selbst und die Kinder da zu sein,

Bleib bei deinem Wunsch des Wechselmodells. Und lass dir nicht einreden, du lebtest im LalaLand und alle anderen schufteten mental geloaded in der Kohlenmine.

18.10.2021 08:47 • x 2 #64


K
@MissLilly

Darüber kann und muss man in der Partnerschaft aber reden. Und nicht erst nach einem halben Jahrzehnt.

18.10.2021 08:48 • #65


MissLilly
Zitat von Karili:
Darüber kann und muss man in der Partnerschaft aber reden. Und nicht erst nach einem halben Jahrzehnt.

Richtig..und ich habe nicht den Eindruck, dass das BEIDSEITIG erfolgt ist !

18.10.2021 08:50 • x 1 #66


K
@MissLilly

Das ist ein wichtiger Punkt. Linus wird sich fragen müssen, warum er das nicht getan hat und ob er eventuell auch hier der Linie seiner Frau entsprochen hat, ohne selbst anzusprechen und auf einer Lösung zu bestehen. Ich denke hier liegt der Knackpunkt. Einer gibt vor, der andere lässt gewähren, weil er denkt, dass er es so richtig macht - und am Ende die Explosion mit dem Vorwurf zu passiv gewesen zu sein. - Dabei hat sie wahrscheinlich die tatsächliche Aktivitäten des Partners auch noch zusätzlich ausgeblendet, um sich ihr Bild selbst zu bestätigen.

18.10.2021 08:56 • #67


Y
Das Problem beim Mental Load ist ja nicht, dass es nicht auch Spaß macht für andre da zu sein - sondern dass Frau sich irgendwann allein gelassen fühlt, v.a. wenn gleichberechtigte Partnerschaft, beide arbeiten im Beruf, beide Care-Arbeit, ausgemacht war.

Da drüber zu reden ist Aufgabe von beiden, denke ich. Sie muss dann auch loslassen können von ihrer Perfektion. Und ihn mal machen lassen. Das braucht bei Macherinnen aber echte Selbstbeherrschung.

Anerkennung tut da auf jeden Fall gut

18.10.2021 09:12 • x 1 #68


K
Zusatzgedanke. Linus, es entlastet nicht nur die gleichen Aufgaben 50/50 zu übernehmen. Es entlastet auch zu wissen, dass der andere zuverlässig ist. Dass man sich darauf verlassen kann, dass er finanziell sorgt, dass er andere Dinge im Hintergrund übernimmt, die man vielleicht nicht täglich auf dem Schirm hat. Wir bemerken die Müllabfuhr meistens auch erst als Service, wenn sie streikt.

Ich denke, du wirst in der Mediation darauf hinweisen, dass folgende Punkte voneinander getrennt werden.

1 eure Paarbeziehung mit fehlender Intimität und den daraus entstandenen Unzufriedenheiten
2.die reale Aufgabenverteilung in Bezug auf Haus und Kinder und warum die Verteilung so erfolgt und
eingeschliffen ist - Stichwort Aufgaben aus den Händen nehmen, Kontrollzwang
3. ihre Glaubenssätze zu deinem Einsatz für die Familie - und deine Gegendarstellung
4. wie du dir das Wechselmodell konkret vorstellst; was du/ihr dafür voneinander braucht; dein Bestehen auf
diese Modell
5.eure Kommunikation miteinander: Wozu folgst du schnell den Wünschen deiner Frau? Was ist der Vorteil
davon? Was ist der Nachteil? Welche Kommunikation willst du in Zukunft? Stelle dafür konkrete
Kommunikationswege und -szenarien auf

18.10.2021 09:17 • x 1 #69


K
@Yoda563

So, jetzt wird es noch einmal zutiefst unangenehm. Ich hatte bereits in Linus' anderem Thread geschrieben, woran es bei uns in Deutschland im Gegensatz zu anderen (nord)europäischen Ländern noch sehr hakt.

Frauen habe für sich in den 70er Jahren sehr viel erreicht. Eltern und Väter haben in den 2000ern sehr viel für sich erreicht. Das Idealbild ist heute eine finanziell unabhängige Familie, in der beide Partner berufstätig sind und in diesen Berufen Erfüllung finden. Gleichzeitig sollen Elternzeit und flexible Arbeitszeitmodelle sicherstellen, dass die Familie Zeit füreinander hat. Gleichzeitig sorgt der Staat mit geförderten Betreuungsangebote, kostenlosem Schulangebot, kostenlosem Berufsausbildundsangebot und (fast) kostenlosem und z.T. gefördertem Studienangebot für die Betreuung, z.T für die Erziehung und die Bildung der Kinder.Dazu gibt es von der Gemeinschaft mitgezählte Familienkrankenversicherungen, Ermäßigungen etc.

Das ist das Idealbild von der Familie mit Unterstützung und Zeit füreinander..

Tatsächlich aber ist in dieser Vision von berufstätigen Eltern mit gleichverteilter Hausarbeit und Kinderbetreuung ein extremer Haken. Wir haben immer noch in den Köpfen ein Bild der sich aufopfernden Mutter. Der Frau, die auch nach außen zeigen muss, seltsamerweise vor allem anderen Frauen gegenüber - dass sie eine tolle, tolle Mutter ist. Die Standards, die eine tolle Mutter ausmachen, sind dabei nicht: Hey, sie war 3 Std mit den Kids draussen toben oder hat mit ihnen gelacht und Polka im Garten getanzt.

Nee. Da wird halt verglichen welches Kind welche Brotdose mit welcher Wurst hat. Ob wir jetzt Geige spielen oder tausend andere Dinge, die nicht so hoch gehängt werden. Wenn man nicht in Prenzl'berg wohnt, hat man es als Mutter bestimmt schwer beim Kita-Elternabend zu sagen: Mein Mann bringt die Kids morgens, er lässt mich immer länger schlafen. - Wie käme das an?

Frauen ziehen bei uns leider immer noch Aufgaben an sich, weil sie befürchten, dass außer ihnen es niemand richtig macht. Und sie dann vor anderen (Müttern) blöd dastehen.

18.10.2021 09:35 • #70


K
Wenn es tatsächlich so wäre, dass nur Frauen evolutionär eine Familie funktional organisieren könnten, weil nur sie feststellen, dass die Kinder Winterkleidung brauchen, müssten jedem Witwer mit Kindern die Kids entzogen werden. Weil der Vater nur eingeschränkt tauglich wäre und die Kids noch mit 14 Jahren in Sandalen Größe 20 rumliefen und nie einer nicht ein Geburtstagsgeschenk für die Einladung kauft. Gottseidank ist das nicht so. Viele alleinerziehende Väter machen einen tollen Job.

18.10.2021 10:17 • x 1 #71


Gretchen
Ja nur eben leider oft erst wenn die Frau weg ist

18.10.2021 11:20 • #72


K
Zitat von Gretchen:
Ja nur eben leider oft erst wenn die Frau weg ist

Ja @Gretchen , das ist eben der Punkt.

Vielleicht können Männer und Frauen hier im Thread mal folgende Fragen für sich selbst beantworten und dann hier mit uns teilen:

1. Welche Gedanken habt ihr wenn die Wohnung unordentlich ist und unverhofft Besuch kommt? Macht es einen Unterschied wer kommt? Was sagt ihr oder tut ihr? Bewirkt diese Situation eine Änderung eures Handelns in Zukunft? Wenn ja, welche?

2. Eine Mutter spricht euch in der Schule/Kita mit sehr freundlichem Lächeln an und sagt:Ich finde es toll, dass deine Tochter sich morgens selbst entscheiden darf ob sie gekämmt oder ungekämmt kommen will. Was denkt ihr hat sie tatsächlich gemeint? Wie fühlt ihr euch nach dem Gespräch? Bewirkt die Situation eine Änderung eures Handelns in Zukunft?

3. Haltet ihr euch auf Elternblogs auf dem Laufenden, und versucht damit sicherzustellen, dass euer Kind nicht ins Hintertreffen gerät?

Ich bin auf eure Antworten gespannt

18.10.2021 11:41 • #73


T
Was willst du mit den Fragen bezwecken? Kommt bei mir so an, als ob ich mich als gutes Elternteil qualifizieren müsste.

18.10.2021 11:48 • #74


K
@TheArtist

Nee, gar nicht Ich gebe meine Antworten danach auch. Es geht darum zu sehen ob und wie Männer und Frauen Situationen unterschiedlich sehen. Für Linus können die Antworten bestimmt einen wichtigen Einblick geben.

18.10.2021 11:59 • #75


A


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