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Trennung nach Beziehung und neuer Freundin

L
Hallo,
Ich hab vor etwa zwei Jahren jemanden kennengelernt der im selben Haus arbeitet (never *beep* your company - ich brauche keine Verurteilungen), der sich nach 8 jähriger Beziehung getrennt hat (fremdgehen ihrerseits etc.), nur ca 3 Monate später.
Er hat offen und ehrlich von Anfang an kommuniziert, das er sich aktuell keine formale, feste Beziehung vorstellen könnte. Ich bin mir natürlich dessen bewusst, das ich von Anfang an meine Grenzen direkt setzen hätte müssen.
Dieser Mensch hat mir aber sehr sehr lange (obwohl wir keine „feste Beziehung“) gehabt haben, das erste Mal gezeigt, wie schön es sein kann, eine Verbindung mit jemanden aufzubauen und darin zu investieren.Er hat sehr versucht mich mental zu unterstützen (indem er viel Zeit in Gespräche investiert hat, versucht hat das ich langfristig mein Denken ändern kann) und so weiter. Ich hatte das so noch nie gekannt, er ist zu meiner Vertrauensperson geworden und umso schwerer wurde es, da wieder raus zu gehen.
Irgendwann und dann natürlich immer öfter, haben wir aber diese Gespräche geführt, das es keinen Sinn macht so und am Ende für uns beide nicht gut ist weil wir uns nur im Kreis drehen. Weil durch dieses Gefühl von Unsicherheit natürlich Eifersucht und alles andere sehr getriggert wird, wenn man weiß, das eine andere Person nicht zu 100% zu einem steht. Trotzdem habe ich das weiter zugelassen, ich war in diesen zwei Jahren öfter bei ihm zuhause als bei mir, wir waren auf Reisen, wir haben abends immer zusammen verbracht und so weiter.
Dann vor etwa zwei Monaten, hatten wir wieder dieses Gespräch und dann haben wir uns das Erste mal wirklich richtig distanziert und er hat mir geschrieben, das er nur das Beste für mich wünscht und wir beide Zeit brauchen, uns zu verstehen. Im Nachhinein tut es mir sehr weh, weil ich wenn ich ehrlich bin dachte, das er es sich danach anders überlegt. Wir hatten dann nach 4 Wochen ca nochmal gesprochen. Er meinte, dass er für immer unendlich dankbar für diese Zeit sein wird, er weiß, das ich ein toller Mensch bin, das er natürlich öfter gedacht hat, es passt super zwischen uns und wir könnten das ganz fest machen. Er wirklich viel versucht hat mir zu helfen aber es auch beim reisen und so weiter immer zu „unnötigen Streit“ kam. Er hat eingesehen, das es nichts bringt und wir uns nicht weiter im Kreis drehen können und wir jetzt endlich die Dinge anders machen müssen.
Er hatte dann aber zu dieser Zeit jemand anderen kennengelernt. Und auch darüber hatten wir schon mehrmals vorher gesprochen, das es von beiden Seiten aus sein kann, das wir jemand anderen kennenlernen. ich denke, er hat einfach auch schon früher angefangen, mit unserer „Beziehung“ abzuschließen als ich.
Diese Tatsache tut super weh, weil das natürlich der letze „Hoffnungsschimmer“ auslöscht. Ich fühle mich seitdem auch sehr depressiv, mache mir teilweise selbst Gedanken um mich, weil ich nicht mehr aus diesem Loch herauskomme. Der beste Freund und vertraute Mensch ist einfach weg. Jetzt haben wir gestern nach nochmal ca 4 Wochen später lange telefoniert. Es hat mir geholfen. Das Gespräch lief mit viel Respekt und Liebe ab und ich habe das Gefühl, das ich mehr in Frieden abschließen kann. Er weiß das ich sehr verletzt bin und das unsere Gefühle noch zu sehr involviert sind (lt seiner Aussage meine mehr als seine), für das wir eine Freundschaft führen könnten (wir wollten eigentlich von Anfang an als Menschen, die sich unterstützen und vertrauen in unseren Leben bleiben.
Ich weiß auch, das ich das nächste Mal von Anfang an, mir selbst mehr wert sein sollte. Diese Lektion habe ich jetzt endlich gelernt.
Jetzt aber der große Gedanke, mit welchem ich wirklich absolut nicht klar komme. Die Tatsache, dass er einfach als Mensch wirklich der Mensch ist, wie ich mir mein Beziehungspartner vorstelle. Jemand der reflektiert ist, der im Leben steht, der ähnliche Ziele hat wie ich, der mir mit kleinen Geschenken und Aufmerksamkeiten zeigt, das ich wichtig bin (ohne große Worte), jemand der mich zu 100% unterstützt hat und auch jetzt am „Ende“ weiterhin liebevoll und respektvoll ist. Ich habe so große Angst, ihn komplett gehen zu lassen als Mensch und es niemand gibt, der so gut passt.
ich weiß, nach einer „Trennung“ glorifizieren wir alle unseren Partner, aber auch wenn ich länger darüber nachdenke, es gibt nicht eine Kleinigkeit, die mich an ihm als Mensch gestört hat. Ich habe auch gar kein Hass für ihn, Enttäuschung irgendetwas. Ich vermisse ihn sehr als Mensch und wie es ihm geht.
Seine „neue Freundin“ arbeitet ebenfalls bei uns im Haus, und es zerreißt mir das Herz, das er sehr wahrscheinlich (am Ende weiß ich es nicht und es ist nur meine Interpretation) es bei ihr jetzt so sein wird, das er sich doch öffnen kann für eine richtige Beziehung und er ihr die Sicherheit gibt, die mir einfach gefehlt hat (und welche der Grund war, das ich oft emotional übertrieben habe)
Ich sehe die beiden mehrmals täglich und ich halte dieses Gefühl einfach nciht aus, weil ich es nicht verstehen kann, das er uns diese Chance nicht gegeben hat es wirklich zu versuchen und er einfach sagt, das wir beide nicht emotional dafür bereit waren. Bei jedem mal das jemand von beiden vorbei läuft werde ich tief in meinem Inneren mit dieser ohnmächtigkeit und Hilflosigkeit stark verletzt. Ich sehe die beiden mehrmals täglich und ich finde absolut keine „rationale, positiven Gedanken“, das ich damit irgendwie ok werden könnte. Hat irgendjemand eine Idee dazu?
Falls überhaupt jemand mein Text bis zum Ende gelesen hat, danke ich euch ganz herzlich!
ansonsten hat es mir einfach auch viel geholfen, alles einmal runterzuschreiben.

19.10.2023 13:57 • x 1 #1


Ayaka
meiner Erfahrung nach ist ein es reicht nicht für eine Beziehung zumeist eine absolute und keine situative Aussage, ganz egal wie es verbal begründet wird. Auch wenn die Belastungen oder was auch immer gerade das Problem ist weg sind ist es dann zumeist eine Andere bei der das alles plötzlich kein Problem ist. Damit will ich nicht sagen, dass man bewusst getäuscht wird, ich denke in den meisten Fällen ist es demjenigen, der sich nicht öffnen kann, selbst nicht so klar.

Vielleicht fällt es dir leichter Abzuschließen, wenn du dir eingestehst, dass es mit euch zwar sehr schön war und ihr eine tolle Zeit hattet, aber es nicht genug für eine Beziehung gepasst hat. Wenn einer von beiden das so sieht stimmt es ja letztlich für beide.

Der tägliche Kontakt ist natürlich mies, macht es fast unmöglich abzuschließen, da ginge es mir genauso wie dir jetzt. Aber genau das ist der Grund für never f* the company - will man den Kontakt nicht mehr muss man letztlich einen Jobwechsel in Erwägung ziehen.

Vielleicht setzt du dir ja das Zeil es bis Jahresende mal zu versuchen um zu sehen, ob es mit der Zeit erträglicher wird. Wechseln kannst du ja immer noch. Den Arbeitsmarkt würde ich auf jeden Fall zu sondieren beginnen.

19.10.2023 14:16 • x 3 #2


A


Trennung nach Beziehung und neuer Freundin

x 3


N
Zitat von Lisanne112:
Hallo, Ich hab vor etwa zwei Jahren jemanden kennengelernt der im selben Haus arbeitet (never *beep* your company - ich brauche keine Verurteilungen),



Wow, wenn ein Thema schon so anfängt dann spare ich mir das lesen dieses langen Textes. So sammelt man keine Sympathiepunkte indem man schon im ersten Satz den Foristen den Mund verbietet.

19.10.2023 14:18 • x 2 #3


L
@Nostraventjo war mir tatsächlich gar nicht so bewusst, danke für die Anmerkung

19.10.2023 14:20 • #4


R
@Lisanne112
meine Sympathie hast Du. Du hast gehofft und Du hast verloren. Zur Zeit lese ich hier viele Geschichten, bei denen die potentiellen Partner zumindest ehrlich waren. Sprich: er hat immer kommuniziert, dass es für ihn nicht reicht um eine Beziehung zu führen.

Und ich gelange langsam zu der Erkenntnis, dass Ehrlichkeit ohne Verantwortung nichts wert ist. Mir hallt hier immer der Satz des kleinen Prinzen im Ohr: Du bist zeitlebens für das verantwortlich was Du Dir vertraut gemacht hast. (So oder so ähnlich.) Was hilft Dir also seine Ehrlichkeit wenn er keine Verantwortung für sein Handeln übernimmt? Kleine Geschenke, gemeinsame Urlaube... er hat Beziehung mit Dir gespielt um seinen Schmerz aus der vergangenen Beziehung nicht spüren zu müssen. Das tuen viele und er war zumindest so freundlich Dir das mitzuteilen.
Und dann lässt er Dich, wie ehrlicherweise angekündigt, fallen.

Aber genauso gilt andersrum das Gleiche. Du hast die Verantwortung Dir gegenüber nicht getragen. Deine Aufgabe war es Dich davor zu schützen. Denn diese Chance bietet Ehrlichkeit in jedem Fall. 2 Jahre und dann so ein Ende in ein und der selben Firma. Das muss schwer sein.

Aber irgendwie weißt Du das alles. Wie können wir Dir helfen? Zuhören? Plaudern? Einfach andere Blickwinkel?

19.10.2023 14:40 • x 7 #5


L
@rosenherz vielen lieben Dank! Wirklich Schon alleine die Frage am Ende, wie ihr helfen könnt, danke!
Hm ich weiß es nicht, am Ende bleibt für mich die Aufgabe, ihn loszulassen und zu akzeptieren, das Leben so funktioniert.

Ich bräuchte einfach dieses Vertrauen in meinem Kopf, dass es Chancen gibt, das ich jemand anderes kennenlernen werde, der mindestens genauso „gut“ mit mir umgeht - aber das kann mir wahrscheinlich niemand garantieren
Mir fehlt so sehr dieses gewisse „Grundvertrauen“ in die Menschen, jemand auf den ich mich wirklich verlassen kann. Diese Situation hier ist glaube ich nicht so schlimm, wegen der Situation an sich, sondern wegen allen Wunden die damit einher aufgerissen werden (Mutter mit zwei Jahren abgehauen, Vater nie kennengelernt, Opa Alk. und mich oft verschlagen, aufgewachsen mal hier - mal da, immer bei Menschen die mich am Ende ausgenutzt haben, SS-Abbruch unter Druck meines „damaligen besten Freundes“ und so weiter..)
Ich weiß, jeder hat hier sein eigenes Päckchen zu tragen, ich denke ich befinde mich da aktuell auch sehr in einer Opferrolle.
ich bin dennoch unglaublich dankbar für die schönen Momente die ich erleben darf. ️‍

Vielleicht würde mir einfach ein bisschen Positivität gut tun, Menschen die wissen, das alles gut werden kann (oder vielleicht auch dementsprechende Forenbeiträge hier)

19.10.2023 15:42 • x 1 #6


R
Liebe Lisanne,

ich danke Dir als erstes für Deine Offenheit zu Deiner Lebensgeschichte. Hast Du das je therapeutisch aufgearbeitet? Ich meine das ist ja nicht nur ein Hammer, sondern ein ganzer Haufen!

Denn ich halte Selbstwert für eine entscheidende Komponente, dass alles gut werden kann. In diesem Fall warst Du es Dir nicht Wert zu sagen: Stopp, ich bin kein Lückenbüßer. Denn er hat Dich nicht gut behandelt. Das ist ein Trugschluss. Oberflächlich betrachtet ja, vielleicht. Aber er hat Dich benutzt um sein Ziel zu erreichen. Nein, das hat nichts mit gut behandelt werden zu tun.

Mit Deiner Geschichte im Hintergrund kann ich aber sehr gut verstehen, warum Du auf diesen Gedanken kommst. ABER: DU bist der entscheidende Faktor, dass alles gut werden kann. Du wählst jetzt, als erwachsene Frau, mit wem Du Dich umgibst. Keine Alk., keine anderen Menschen die Dir nicht gut tun. Das ist der erste Punkt. Der zweite: leider kann ich Dir nicht versprechen, dass Du immer in der Lage sein wirst die Spreu vom Weizen zu unterscheiden. Denn dieser Mann hier war zwar ehrlich und Du hast einen großen Anteil daran das mitgemacht zu haben. Aber dennoch gibt es natürlich immer wieder Menschen, die nur so tun, als würden sie es gut mit Dir meinen. Das was ich jetzt sage soll Dich also nicht in naives, blindes Vertrauen lenken:

ABER JA! Ich glaube alles kann gut werden. Es gibt da draußen jemand der Dich so wie er behandelt und gleichzeitig noch ehrlich und aufrichtig liebt. Verlier nicht das Vertrauen in Dich selbst. Aber auch: traue Dir selbst. Du wirst erkennen was Dir gut tut. Und wenn Du dem folgst bist Du auf einem guten Weg.

19.10.2023 16:09 • x 3 #7


L
@rosenherz oh man, diese Antwort hat mir vor Dankbarkeit gerade Tränen in die Augen geschossen.

Mehr oder minder therapeutisch aufgearbeitet..
Die erste Therapeutin, die ich nach meiner ersten richtigen Beziehung (und meinem ersten Kontakt was es bedeutet wenn Menschen fremdgehen) aufgesucht habe, war sehr unprofessionell und hat mir, ohne mir damals eine Fragen zu stellen - mich angeschnauzt und gesagt, ich sollte ihr mal anfangen zu erzählen was ich bitte habe. Auf mein Schein damals geschrieben, das meine „Motivationsfähigkeit“ zu gering ist und sie kein Handlungsbedarf sieht.
Die zweite Therapeutin, war auf jeden Fall besser, hat aber ebenfalls nach ein paar Sitzungen gemeint, wie super ich alles im Griff habe (ich hab trotz das ich früher sehr abgerutscht war mein Abitur gemacht, Ausbildung im Krankenhaus und so weiter) und das sie auch kein Bedarf mehr sieht.
Naja, diese Situation hat mir den Anlass geben, nun eine Therapeutin zu suchen, die mir wirklich einmal den „Raum halten“ kann für das aufzuarbeiten.

Ich möchte irgendwie gar nicht wahrhaben das ich nur Lückenbüßerin war.. Fühlt sich das so an? So gut? So respektvoll? Und vertrauensvoll? Mit morgens Küsse auf die Stirn geben und immer 24/7 da gewesen sein wenn ich was gebraucht habe?
Vielleicht hat er das am Ende, aber ich hoffe, ohne das er sich darüber ganz klar bewusst war von Anfang an. Ich habe auch wirklich noch den tiefen Wunsch in mir, in einem Jahr oder später, von ihm wieder hören zu können, weil ich ihn als Mensch so schätze.

Deinen letzten Absatz könnte ich mir 1000 mal durchlesen, weil er einfach auf der einen Seite ganz ehrlich und gleichzeitig auch sehr hoffnungsvoll klingt.
Wie kann ich mir selbst trauen? Ich habe das wirklich noch nie verstanden.
Mehr auf mein Bauchgefühl hören?

19.10.2023 16:28 • x 1 #8


U
Zitat von Lisanne112:
Ich möchte irgendwie gar nicht wahrhaben das ich nur Lückenbüßerin war.

Das warst du meiner Meinung nach auch gar nicht. Ihr hattet schöne Zeiten miteinander. Aber Ihr hattet unterschiedliche Vorstellungen, vielleicht waren dir deine eigenen gar nicht bewusst.

Ich finde gut, wenn du dich weiter therapeutisch begleiten lässt. Ist nicht einfach, weil es so wenige Plätze gibt. Und dennoch muss es auch mit dem/der Therapeutin machen.

Vermutlich kennst du die Bücher von Steffi Stahl mit dem inneren Kind. Ich habe die nie gelesen, glaube aber schon, dass die Erfahrungen in der Kindheit Beziehungsmuster prägen.

Aber ich glaube auch, dass es nur katastrophal weitergeht, wenn man sich dessen nicht bewusst ist. Ab dem Moment, wo man hinschaut, kann man ändern, kann selbst gestalten. Du siehst hin, und das ist super. Den Selbstwert kann dir nämlich niemand anderes geben als du selbst. Und geben ist eh das falsche Wort: du hast einen Wert und den braucht dir niemand anderes geben. Der ist unabhängig von einem Partner. Ist ein gutes Konzept, das zu merken .

Was mir bei deiner Geschichte einfiel, ist ein weiteres Konzept: das von Paartherapeut Christian Hemschemeier, kannst du googeln, Videos , Podcast, Kurse etc. Wie schon öfter geschrieben, bin ich nicht uneingeschränkt Fan. Was ich aber grandios finde, ist seine Klarheit gegenüber schlechten Beziehungen. Und die Idee von Standards und Dealbreakern in Beziehungen. Er sagt: Standards sind die Faktoren, die einem selbst in einer Beziehung wichtig sind. Das können kleine Alltagssachen sein wie nicht rauchen oder Sachen wie Pünktlichkeit. Je mehr Standards in einer Beziehung verletzt werden durch den anderen, desto genauer sollte man hinschauen, ob die Beziehung gut ist. Dealbreaker sind nichts anderes als Standards, aber da reicht einer schon, um die Beziehung zu beenden, z.b ein Betrug. Wenn man sich für eine Beziehung oder vor einer Beziehung klar macht, was die eigenen Standards sind, ist das hilfreich.

Dein Standard könnte sein, dass du Zuverlässigkeit brauchst. Ein Dealbreaker wäre vielleicht, dass jemand mit dir nicht langfristig planen will. Nur als Beispiel.

Was du hattest, war nicht das volle Ganze. War auch keine Augenhöhe. Du hast aber das volle Ganze verdient, gibt's vielleicht weniger, aber solche Krümelbeziehungen braucht man auch nicht.

19.10.2023 16:59 • x 2 #9


wilmso
Hi Lisanne,

ich glaube dass ich recht gut nachvollziehen kann, wie du dich fühlst, weil ich in einer ähnlichen Situation stecke und familiär gesehen auch ein Paket zu tragen habe, das ich nie richtig aufgearbeitet habe. Früher Tot der Mutter, Vater Schläger, Mobbing in der Schule und einiges mehr. Und zuletzt jemand, der mir diese Sicherheit gegeben hat, die ich in meinem Leben suche, nur um mich dann schmerzlichst abzuservieren und sich vollkommen aus meinem Leben zu verabschieden.

Vielleicht lehne ich mich da jetzt etwas weit aus dem Fenster, aber Menschen wie wir hatten nie - oder zumindest eine sehr lange Zeit - keine richtige Bezugsperson. In der Kindheit fehlte etwas und wenn wir dann jemanden treffen, der in uns diesen Funken auslöst, etwas gefunden zu haben, das uns diese Sicherheit und Geborgenheit gibt, ist es um ein Vielfaches härter, diese Person gehen zu sehen. Ich finde da solltest du dir keinen Vorwurf machen, dass du irgendetwas nicht gesehen hättest oder keine Grenzen gesetzt. Hinterher ist am eh immer schlauer. Dieser Mann hat ein Grundbedürfnis in dir gestillt, das du vielleicht schon lange gesucht hast. Um dieses Gefühl von Sicherheit, Wärme und Geborgenheit nicht zu verlieren, warst du bereit Kompromisse einzugehen und deine Grenzen zu überschreiten, um das zu halten. Zusätzlich musst du dir nun ständig ansehen wie jemand anders das bekommt, das bis vor Kurzem noch dir gehörte. Das schmerzt. Aber wie du schon schriebst, liegt es vermutlich weniger an dem Menschen selbst als an dem, was er dir vermittelt hat.

Mein persönlicher Umgang mit der Situation ist der, dass ich mich nach 20 Jahren (endlich) dazu entschieden habe, eine Therapie zu machen und an mir zu arbeiten. Nicht nur wegen der akuten Situation, sondern auch um die Dinge aufzuarbeiten, die in meiner Vergangenheit passiert sind. Diese seelischen Narben sind im Bezug auf Trennungen Multiplikatoren und verleiten einen schnell dazu, ungesunde Verhaltensweisen an den Tag zu legen, um etwas nicht zu verlieren, das einem wichtig ist. Ich glaube, dass so schmerzlich es in diesem Moment auch ist, es gleichzeitig eine Chance ist um langfristig glücklicher zu sein und sich selbst mehr zu genügen. Selbstliebe und Selbstwert sind hier die Stichworte.

Setze dir ein Ziel, das du unabhängig von einer Partnerschaft erreichen möchtest und investiere in dich. Vertraue dir selbst und sieh es als Punkt, von wo aus es nur noch bergauf gehen wird. Sehr wahrscheinlich wird es immer wieder Schlaglöcher auf diesem Weg geben, aber du kannst durch Aufarbeitung und Arbeit an dir selbst an einen Punkt kommen, an dem du besser damit zurecht kommen wirst und lernst, damit umzugehen.

Ich hoffe dass ich dir da jetzt nichts angedichtet habe und vielleicht etwas Mut machen konnte. Hab Geduld mit dir selbst, sei so verständnisvoll, gütig und sanft zu dir, wie du es wärst, wenn eine Freundin in deiner Situation wäre. Du packst das!

Alles Liebe.

19.10.2023 17:08 • x 4 #10


Ayaka
Zitat von Lisanne112:
@rosenherz oh man, diese Antwort hat mir vor Dankbarkeit gerade Tränen in die Augen geschossen. Mehr oder minder therapeutisch aufgearbeitet.. Die erste Therapeutin, die ich nach meiner ersten richtigen Beziehung (und meinem ersten Kontakt was es bedeutet wenn Menschen fremdgehen) aufgesucht habe, war sehr ...

Es gewisser Anteil Unsicherheit ist immer mit dabei. Auch das Risiko verletzt zu werden. Mal wäre es besser gewesen genau auf die Worte zu hören die dir jemand sagt (wie in deinem Fall) ein anderes Mal zeigen die Taten auf was eigentlich Sache ist.

Schau dir mal deinen Bauch an - bist du Überängstlich, zu riskierend oder waren deine bisherigen Gefühle eigentlich ganz gut, nur hast du nicht danach entschieden. Und dann hast du ja auch noch deinen, ich glaub ganz schlauen, Kopf wenn du nicht nur dem Bauch vertrauen willst.

ja - es gibt Hoffnung, ich glaub du bist auch schon sehr weit - wirkt zumindest so auf mich. Bis zu einem gewissen Teil muss man sich auch so akzeptieren wie man ist, Blessuren haben viele von uns, wie man damit umgeht ist die Frage.

hadere nicht zu sehr mit dir, aus Hoffnung hast du dich auf etwas eingelassen von dem du dir mehr erwarten hättest können. Schau mit ein bisschen Abstand in 2-3 Wochen noch mal drauf wo du mehr auf deinen Bauch hören hättest sollen, dass deine emotionalen Ausbrüche vielleicht gar nicht falsch aber das falsche Instrument waren, vielleicht waren die ja auch nur Ausdruck des nahenden Endes das du schon gespürt hast.

19.10.2023 17:10 • x 2 #11


Ayaka
Zitat von wilmso:
Setze dir ein Ziel, das du unabhängig von einer Partnerschaft erreichen möchtest und investiere in dich. Vertraue dir selbst und sieh es als Punkt, von wo aus es nur noch bergauf gehen wird. Sehr wahrscheinlich wird es immer wieder Schlaglöcher auf diesem Weg geben, aber du kannst durch Aufarbeitung und Arbeit an dir selbst an einen Punkt kommen, an dem du besser damit zurecht kommen wirst und lernst, damit umzugehen.

toller Beitrag

19.10.2023 17:10 • x 1 #12


R
@Lisanne112
manchmal braucht man einfach jemand der einen in den Arm nimmt und einen Schutzschirm über einen aufspannt. Hast Du gute Freunde im Leben die es wirklich gut mit Dir meinen? Die Dich auffangen wenn es Dir schlecht geht?

Zu hören das zumindest die Therapeuten der Ansicht sind, dass Du Dein Leben im Griff hast finde ich gut. Dennoch leiden ja auch erfolgreiche Menschen. Vielleicht gelingt es dieses mal besser, ich hoffe es sehr für Dich.

Fühlt sich Lückenbüßer sein so gut an? Offensichtlich ja. Vielleicht hat er auf Dich projiziert, vielleicht mag er Dich auch richtig gern. Aber er liebte Dich wohl nicht.

Wie traut man sich selbst? Bauchgefühl ist für mich immer schwer fassbar. Aber: glaube den Menschen mindestens die schlechten Dinge. Die Guten, lässt Du durch Handlungen bestätigen. Und danach handelst DU dann. Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.

Hier hast Du beides: er sagte, dass ihr nie ein Paar werdet. Schlecht für Dich. Gehandelt hat er anders. Deshalb: es ist wichtig, dass gute Worte UND gute Taten im Einklang kommen. Schlechte Worte mit guten Taten sind seltsam, aber bleiben schlecht. Hier ergeben nur zwei Plus ein starkes Band. So würde ich es versuchen. Und so richtig auf die Nase gefallen bin damit bisher noch nicht... Wobei es wirklich schwer bleibt, wenn es jemand darauf anlegt Dir gezielt Schaden zu wollen... daher ist es vermutlich auch wichtig generell sein Umfeld im Blick zu haben. Gesundes Misstrauen schadet nicht.

19.10.2023 17:12 • x 2 #13


wilmso
@Lisanne112 ich habe dir noch eine PN geschickt bezüglich einer Therapie. Ich hoffe das hilft dir.

19.10.2023 17:14 • #14


L
Leute.. ich schaffe es nicht.. und halte diese Gefühle nicht mehr aus
Meine beste Freundin, die gleichzeitig auch seine Freundin ist, hat mir diese Woche gesagt, das es ihm sehr schlecht gegangen ist und er mir schreiben wollte und sie hat ihm geraten, das er mir einfach meine Zeit gibt. Er hat sie dann noch gefragt aber wieviel Zeit und so weiter.
Sie hat mir auch gesagt, das „die neue“ nicht direkt seine feste Freundin ist sondern sie sich kennenlernen. Wir haben auch diese Woche (also bevor ich das wusste) nochmal telefoniert und sehr sehr lange über alles gesprochen und ich hatte wieder das Gefühl, ich schaffe es, das ich Frieden damit finde und irgendwie, langfristig liebevoll damit abschließen kann
Ich hab ihn komplett gelöscht von Social Media, jetzt habe ich vorhin ein Video seiner Arbeitskollegin gesehen, indem sie beide auf einem Festival sind, beide sind super glücklich, tanzen..
es zerreißt mich. Einfach das er es bei ihr direkt schafft, sie mit zu nehmen und sie wie in ner richtigen Beziehung zu behandeln. Er versteckt sie nicht.
wie ich mir es gewünscht hätte.
und das schlimme ist, wir waren vor einem Jahr auch alle (die Leute von der Arbeit) auch auf diesem Festival.
ich hab ihn den ganzen Abend nicht gesehen, außer als er heimgegangen ist. (Seine anderen Freunde aber auch nicht). Zum *beep* war ich letztes Jahr wohl genug, für mehr nicht.
Ich kann einfach nicht mehr, ich bin so müde von all diesen Menschen in meinem Leben, weil dies das einzige ist, was mir passiert. Ich kann wirklich keine Hoffnung oder vertrauen mehr finden, da sich dieses Muster nun 26 Jahre durch mein Leben zieht.
wie kann ich jemals irgendwie verstehen, warum ich nciht gut genug bin? Was ist falsch mit mir? Außer das ich ein verletztes Herz habe und deswegen manchmal schlecht reagiere?
Mein Text besteht mittlerweile nur noch aus selbstzweifeln weil ich’s einfach nicht mehr schaffe, all das zu verstehen und irgendwie immer wieder weiterzumachen

22.10.2023 02:01 • x 1 #15


A


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