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Trennung weil Gefühle weg, wegen Überlastung?

L
Zitat von alleswirdbesser:
, ihr macht euch ja Gedanken zum Wechselmodell vs Nestmodell. Und was sagt deine Frau zum klassischen Modell? Würde sie die Trennung wollen, wenn sie die Kinder komplett übernehmen muss und du sie nur an zwei Wochenenden im Monat besuchst? Oder will sie explizit, dass du dich jetzt zur Hälfte um die Kinder kümmerst? Vielleicht sind ihr die Kinder und der Vollzeitjob nun einfach zuviel und sie hofft sich dadurch Etlastung zu verschaffen (jede zweite Woche kinderfrei) Ich vermute es nur, weil du sagst, dass nach dem zweiten Kind bei euch nichts mehr läuft im Bett. Es ist vielleicht nicht eure Beziehung das Problem, sondern das Mutterdasein für sie? War nur so eine Idee.....


Interessant, dass du aus dieser Diskussion heraus zu dieser Frage kommst. Ich habe ja noch ein zweites Thema eröffnet, wo es genau um ihre Überlastung geht.

In der Tat argumentiert sie aus der Sicht heraus, dass ein Wechselmodell für das Wohl der Kinder das Beste sei. Ein klassisches Modell schließt sie aus dieser Argumentation tatsächlich aus. Diesen Vorschlag hat sie mir vergangenen Freitag eröffnet, nachdem sie am Dienstag mir erstmals die Trennung offenbart hatte, ich am Donnerstag sie versucht hatte, sie zu einer Eheberatung zu bewegen. Insofern war mein Puls auf 200 und ich habe nur zugehört und nicht nachgefragt nach ihren tatsächlichen Beweggründen für dieses Modell. Sie beliest sich immer sehr gerne und hatte mir gesagt, dass es viele Studien dazu gäbe, dass das Wechselmodell das Beste für die Kinder sei.

Heute ist es ja nicht so, dass die Mutter allein die Kinder betreuen würde. Ich verbringe viel Zeit mit den Kindern - ich behaupte, dass das nicht wesentlich weniger ist, als was meine Frau tut. Wir beide haben uns aber selbst immer unbewusst unter Druck gesetzt, dass wir immer für die Kinder da sind in keiner für sich mal sein eigenes Ding tun kann. Daran krankt es meines Erachtens bei uns am meisten. Schlechtes Gewissen, wenn ich einmal für eine Stunde joggen gehe oder so.

Wo sie jetzt da bei einer Trennung eine tatsächliche Entlastung für sich erkennt, ist mir ein Rätsel. Wir spielen seit dieser Woche bereits ein Nestmodell, in dem wir täglich abwechseln, wer sich um die Kinder kümmert - der andere ist weg. Und ich habe das Gefühl, dass sie die gewonnene Zeit schon für sich positiv nutzt. Die Entspannung könnte also bereits jetzt eintreten. Auf dieser Basis könnte man sich ja vielleicht doch wieder zusammenraufen. Aber so ein Sinneswandel ist ja wohl schwer vorstellbar, wenn sich jemand schon seit langem mit einer selbst ausgedachten Lösung befasst hat.

30.09.2021 08:18 • x 2 #31


DieSeherin
Zitat von Linus2021:
Wo sie jetzt da bei einer Trennung eine tatsächliche Entlastung für sich erkennt, ist mir ein Rätsel.

nun, ich habe tatsächlich nach der trennung und dann den kinderfreien wochenenden alle 14 tage (mein exmann wollte nicht mehr), tatsächlich soviel erholung aus diesen wochenenden gezogen, wie nie zuvor in irgendwelchen urlauben!

ich finde die überlegung tatsächlich auch interessant.... vielleicht könnt ihr gemeinsam ja mal hinterfragen, ob eine räumliche trennung eure beziehung nicht sogar wieder auf neue füße stellen könnte?

30.09.2021 10:56 • x 3 #32


A


Trennung weil Gefühle weg, wegen Überlastung?

x 3


K
Ich bin mir nicht darüber im Klaren wie sie deinen Auszug fordern kann, selbst im Haus bleibt ohne ein Nestmodell oder klassisch die Kindererziehung in der Hauptsache zu übernehmen. Natürlich kann sich jeder trennen, bestimmen wo der andere zu leben hat, ist jedoch eine zweite Geschichte. Es sei denn, das Haus gehört ihr alleine.

Wenn du dir eine neue Wohnung suchen musst, dann wird sie kindgerecht sein müssen. Mehr Zimmer als du eigentlich benötigst und so auch mehr Kosten. Was das Wechselmodell angeht, ist es für Kinder natürlich schön beide Eltern regelmäßig im Alltag zu haben, gleichzeitig ist es eine logistische Herausforderung, bedarf genauen und vielen Absprachen er Eltern und muss sich vor allem an die Bedürfnisse der Kinder anpassen. Ihr müsst euch darauf einstellen, dass eines oder beide Kinder sich irgendwann für einen Lebensmittelpunkt entscheiden oder plötzlich nicht mitgehen oder nach Hause wollen. Wenn ihr den Kindern den Alltag mit beiden Eltern erhalten wollt, wird das wahrscheinlich nicht unkompliziert und weniger belastend als vorher. Ist deiner Frau das klar?

Und weißt du wo sie ist wenn du im Nest bei den Kindern bist?

30.09.2021 11:00 • #33


L
Zitat von DieSeherin:
nun, ich habe tatsächlich nach der trennung und dann den kinderfreien wochenenden alle 14 tage (mein exmann wollte nicht mehr), tatsächlich soviel erholung aus diesen wochenenden gezogen, wie nie zuvor in irgendwelchen urlauben!

ich finde die überlegung tatsächlich auch interessant.... vielleicht könnt ihr gemeinsam ja mal hinterfragen, ob eine räumliche trennung eure beziehung nicht sogar wieder auf neue füße stellen könnte?

Das mit dem: sie ist mal von diesem ewigen organisier-/Kinderalltag weg und kann auch einmal an sich denken und entspannen ist für mich ein absoluter Kerngedanke. Mir fällt gerade etwas ein, wie das vor wenigen Jahren mit uns war: ich war damals immer mega unentspannt, wenn ich nach der Arbeit die Kinder von den Kitas abgeholt hatte und allein war. Damals habe ich teilweise die Minuten gezählt, bis meine Frau zu Hause war. Für sie war das dann auch eine Last: sie bemühte sich immer, möglichst schnell nach Hause kommen, um mich wiederum zu entlasten. Dies ist nun schon über 2 Jahre her, da auch die Kinder natürlich immer leichter zu handhaben geworden sind. Ich selbst bin nun auch viel entspannter unseren Kindern gegenüber geworden. Meine Frau hingegen hat gefühlt das noch immer in sich: muss funktionieren, muss funktionieren, Arbeit, Kinder, Papa entlasten, schnell noch Kleidung organisieren, ach ja, Wochenendplanung, was essen wir nächste Woche, oh, die Büchereibücher laufen ab ...

Die räumliche Trennung kann hier natürlich eine Lösung sein. Aber wie sie heute gefragt hat: morgen wäre eigentlich sie für die Kinder zuständig bis hin zum Abend. Sie will aber früher weg. Ich sage ja, kein Problem. So eine Flexibilität kann ich mir bei einer räumlichen Trennung nicht vorstellen.
Nur wie bringt man das alles in eine Diskussion ein, wo der Wille einer Trennung so stark ausgeprägt ist und die Überzeugung so groß ist, dass die Gefühle weg sind (was ja meine Ursprungsfrage in diesem Thema ist).

30.09.2021 12:31 • #34


L
Zitat von Karili:
und vielen Absprachen er Eltern

ja genau. Wie klappt sowas in einer getrennten Beziehung besser, wenn es vorher offensichtlich nicht geklappt hat und als Hauptursache der abflachenden Gefühle angebracht wird.

30.09.2021 12:33 • #35


Kranich71
Zitat von Linus2021:
ja genau. Wie klappt sowas in einer getrennten Beziehung besser, wenn es vorher offensichtlich nicht geklappt hat und als Hauptursache der abflachenden Gefühle angebracht wird.


Ganz ehrlich?
Warum sollte es dann besser funktionieren? Das ist Irrglaube. Die ganze organisiererei wird für jeden zunehmen.
warum ich das sage? Es ist eigene Erfahrung. Ich wollte auch das wechselmodell, hatte es ja dann 2017, jedoch wollte meine Ex auf einmal nicht dem zustimmen. Das absprechen und organisieren ist extrem Mehraufwand wenn beide nicht so flexibel sind was Arbeit und Co. betrifft.
es ist definitiv einfacher wenn das Kind bei einem wohnt und 14-tägig beim anderen Elternteil ist. Muss ja nicht nur das Wochenende sein, bei mir war es Donnerstag bis Montag.

jeder kann sich drauf einstellen und organisieren.

30.09.2021 12:53 • x 3 #36


K
Es geht bereits wieder um das Organisieren und Funktionieren. Den anderen ständig mit im Blick haben. Es wird sich zwar etwas ändern, die Belastung wird bleiben.

Was mir ebenso auffällt ist dass du und offenbar sie eure Arbeit als eine Belastungsquelle nennt. Was genau belastet euch durch die Arbeit? Ist es das Pendeln, die Tätigkeit, die Kollegen, der Zeitdruck? Oder ist es so, dass ihr beide eure Aufgaben sehr mögt und eher das Nachhausekommen fürchtet und die Zeit bei der Arbeit der eigentlich gute Teil des Tages ist? - Das versuch mal für dich zu benennen.

Wenn es der Arbeitsalltag sein sollte, der für euch beide oder einen für euch solch einen Druck darstellt, warum hat nicht einer oder beide Alternativen zum Zeitaufwand oder dem Job gesucht? Welche Alternativen gab es?

Welche Rolle hat für euch der Hausbesitz gespielt? Wolltet ihr beide ein Haus plus die damit verbundene Zusatzarbeit? Wohnt ihr beide an eurem Wunschort? Habt ihr eventuell das Haus genommen, weil es als Familienzuhause opportun schien, oder weil es bereits da war? - Habt ihr für Haus und Garten Hilfe?

Der wichtigste Punkt für mich ist, dass hr beide neben der Arbeit eure Kinder als Belastungsquelle ausmacht. Warum ist das so? Warum besteht für euch beide offenbar das Thema Kinder nicht in der Balance? Kinder machen ja auch Freude, sind etwas Besonderes und trotz Einsatz für sie auch ein Kraftquell. Warum erscheinen die Kinder eher als organisatorische Aufgabe und eine Belastung, die es zu stemmen gilt?

Im Ganzen erscheint mir deine Situation so, als wolltet ihr alles gleichzeitig haben. Warum ist/war das so? Ist das so erwartet worden? Von wem? Welche Alternativen gab es? Wann setzte für euch oder dich der Moment ein, indem die Liebesbeziehung zur funktionellen Partnerschaft wurde? Wann setzte der Punkt ein, an dem die eigenen, wahrscheinlich gewünschten Kinder, zur zu bewältigenden Aufgabe wurden?

Meiner Ansicht regelt ihr mit der Trennung nichts und werdet ebenso stark belastet sein. Wenn ihr eure eigenen Leben und Motivationen nicht hinterfragt, seid ihr dann getrennt aber im gleichen Hamsterrad. Gewonnen habt ihr nichts. Eure Kinder werden lediglich noch stärker hören und erfahren, dass sie die Eltern an der Entspannung hindern. Das sollte nicht sein.

30.09.2021 13:15 • x 2 #37


DieSeherin
Zitat von Linus2021:
Nur wie bringt man das alles in eine Diskussion ein, wo der Wille einer Trennung so stark ausgeprägt ist und die Überzeugung so groß ist, dass die Gefühle weg sind (was ja meine Ursprungsfrage in diesem Thema ist).


naja, ihr steht doch erst ganz am anfang der gespräche! es ist gerade erst die trennung ausgesprochen worden und ihr befindet euch beide noch in der ersten schock-erleichterungs-phase

warum setzt du dich nicht mal hin und schreibst ihr einen brief? keinen bettelbrief, dass du sie zurück haben möchtest, sondern einen brief, dass es ganz viele frage gibt, die du für klärenswert hältst und von denen du glaubst, dass ihr die gemeinsam mal angehen solltet. und vielleicht könnt ihr euch echte gesprächstermine mit gesprächsregeln machen?

30.09.2021 13:25 • #38


K
@DieSeherin

Diese Fragen wird er meiner Meinung erst einmal für sich klären müssen. Genauso wie einen Standpunkt, der seine Emotionen berücksichtigt. Ich denke nicht, dass es hier für beide um eine Trennung vom Partner geht, sondern um eine weniger stressige Organisation des Lebens. Für mich steht im Raum, ob beide noch Zugang zu ihren Gefühlen haben. Sich selbst noch als Menschen spüren können. Sich nicht ausschließlich wahrnehmen als Schmerzbündel.

30.09.2021 13:59 • #39


unbel-Leberwurst
Zitat von Linus2021:
schnell noch Kleidung organisieren, ach ja, Wochenendplanung, was essen wir nächste Woche, oh, die Büchereibücher laufen ab ...


Ja, es ist oft die Kopfarbeit, die bei der Frau verbleibt.
Neulich wurden mal Elternpaare befragt, die zuerst meinten, sie würden sich recht gleich um die Kinder kümmern. Dann wurden aber mal ein paar Fragen gestellt:
Wie heisst der Kinderarzt?
Wann ist der nächste Vorsorgetermin?
Welche Schuhgrösse haben die Kinder?
Wie heisst der/die Klassenlehrer/in?

Da standen die Männer oft auf dem Schlauch, während die Frau das immer wusste.

So scheint mir das hier auch.
Es ist eben was anderes, alles zu organisieren oder ob man mal mit den Kids ne Runde Fussball spielt oder mal ne Gutenachtgeschichte vorzulesen...

30.09.2021 14:26 • x 3 #40


DieSeherin
Zitat von Karili:
Diese Fragen wird er meiner Meinung erst einmal für sich klären müssen.

finde ich nicht! manche frage müssen überhaupt erst einmal konkret formuliert werden, manchen fragen muss er sich beantworten, manche sie sich, manche können nur beide zusammen beantworten, einige können auch offen stehen bleiben...

30.09.2021 14:49 • #41


K
@unbel Leberwurst

Wenn man sich Kinder wünscht, dann weiss man aber auch, dass man sich fast immer ein Leben lang an sie bindet. Dass sie im Notfall 24/7 bei einem sind. Ich kriege schon seit langem eine furchtbare Krise, wenn ich immer lese, dass wir als Gesellschaft etwas für die Familien tun müssen. - Jeder Mensch ist Teil einer Familie. Das ist schon biologisch so. Wir sind Töchter, Söhne, manchmal Eltern, Geschwister, Großeltern, Neffen etc. pp. Jeder ist wichtig.

Und niemand ist so gesondert und besonders belastet, dass er eine Bürde durchschleppt, also die eigenen Kinder. Kinder geben viel zurück. Familienleben soll emotional bereichern. Wer das nicht schafft und glaubt, dass Kinder eine Last darstellen und ausblendet, dass Kinder Freude bedeuten, soziale Nähe und auch mal eine Umarmung und Lachen, der sollte sich schleunigst hinterfragen, ob es die Kinder nur gibt, weil das Haus, das Auto, der Labrador bereits angeschafft war.

Kinder sind Menschen und verdienen diese blöde Diskussion darüber, dass sie ihre Eltern belasten einfach nicht. Eltern sind in der Regel selbst geliebt und erzogen worden, waren in Kitas und durften zur Schule gehen. Sie selbst wurden versorgt, es wurde ihnen zugehört, sie wurden getröstet und waren hoffentlich in einem Zuhause bei den Eltern meistens gut geborgen. Eltern geben zurück, was sie selbst erhalten haben. Hoffentlich von ihrer Familie, aber auch von den Menschen in der Gesellschaft in der sie aufwuchsen. Von der Erzieherin im Kindergarten, die ihnen neue Spiele und Dinge in der Welt gezeigt hat, der Lieblingslehrer, die Großeltern etc.

Familie ist nicht Vater, Mutter, zu erziehende Kinder. Und kein Elternteil steht auf einsamer Flur und in der Wüste mit dem Kind. Das gilt es mal anzuerkennen, mal vom Ach was bin ich gestresst runterzukommen. Sich zu freuen, wenn die Kinder gesund sind und zu verstehen: Diese Aufgabe habe ich freiwillig übernommen. Ich gebe die Liebe und Sorge zurück, die ich selbst als Kind erfahren habe.

Familie ist nicht GmbH und Co/KG!

30.09.2021 14:54 • x 1 #42


unbel-Leberwurst
Zitat von Karili:
@unbel Leberwurst Wenn man sich Kinder wünscht, dann weiss man aber auch, dass man sich fast immer ein Leben lang an sie bindet. Dass sie im Notfall 24/7 bei einem sind. Ich kriege schon seit langem eine furchtbare Krise, wenn ich immer lese, dass wir als Gesellschaft etwas für die Familien tun müssen. - Jeder ...


Ich versuche nur darzulegen, wie sich die Frau vielleicht fühlt.
Gleichzeitig frage ich mich aber auch, warum man Kinder bekommt, wenn man das Leben dadurch nur noch als Belastung empfindet...

(Ich habe übrigens 2 inzwischen erwachsene Kinder und wir waren auch beide lange berufstätig)

Zu retten ist hier glaube ich nichts mehr.
Wenn eine Frau selbst keine Paartherapie nicht mehr will, ist alles zu spät.
Dann ist sie emotional schon gaaaaanz weit weg und/oder Next steht in den Startlöchern.

Da hilft jetzt auch nicht mehr aber Du hast mich ja nicht mal die Wäsche abhängen lassen.

30.09.2021 15:06 • x 1 #43


DieSeherin
Zitat von Karili:
Kinder sind Menschen und verdienen diese blöde Diskussion darüber, dass sie ihre Eltern belasten einfach nicht.

ich glaube auch nicht, dass irgendjemand das hier so meint! nur ist es nun mal so, dass wenn ein haushalt wächst, man sich um abhängige menschen kümmert, einfach mehr arbeit zu tun ist - ganz wertungsneutral. und diese arbeit kann einen an den rand des leistbaren bringen, wenn sie nicht gleichmäßig/fair auf die verantwortlichen personen verteilt ist.

wenn dann auch noch der lebensakku nicht mehr durch positive beziehungserlebnisse aufgeladen wird (ich weiß, dass es mehr gibt, die diesen akku neu laden, aber in einer paarbeziehung ist nicht zu unterschätzen, wieviel energie nähe, gemeinsame gespräche, zweisamkeit, miteinander lachen, ero., S. geben), dann empfindet man schlicht und ergreifend alles nur noch als belastung!

30.09.2021 15:43 • x 3 #44


L
Zitat von Karili:
Es geht bereits wieder um das Organisieren und Funktionieren. Den anderen ständig mit im Blick haben. Es wird sich zwar etwas ändern, die Belastung wird bleiben.

Erstmals vielen Dank für diesen Beitrag und diese Fragen.

Zitat:
Was mir ebenso auffällt ist dass du und offenbar sie eure Arbeit als eine Belastungsquelle nennt. Was genau belastet euch durch die Arbeit? Ist es das Pendeln, die Tätigkeit, die Kollegen, der Zeitdruck? Oder ist es so, dass ihr beide eure Aufgaben sehr mögt und eher das Nachhausekommen fürchtet und die Zeit bei der Arbeit der eigentlich gute Teil des Tages ist? - Das versuch mal für dich zu benennen.
Wenn es der Arbeitsalltag sein sollte, der für euch beide oder einen für euch solch einen Druck darstellt, warum hat nicht einer oder beide Alternativen zum Zeitaufwand oder dem Job gesucht? Welche Alternativen gab es?

Also, die Beantwortung dieser Frage ist vielschichtig. Ich fasse mal knapp zusammen: beiden macht im Grunde die Arbeit Spaß. Es ist wohl eher so dieses Eingespannt sein zwischen den Welten: du bringst die Kinder weg, kannst nicht früher dort sein, weil die Schule erst um 7:45 öffnet, bringst dann das zweite Kind in die Kita, die 5km weiter ist, holst noch schnell Brötchen vom Bäcker und hetzt nach Hause, weil dort schon 15 Leute im virtuellen Meeting auf dich warten und du der Entscheider bist. Abends nach einigen Meetings, die dir immer auch Hausaufgaben mitgeben, schießt du los, damit du die Tour wieder rückwärts machst. Da du tagsüber nicht alles erledigt hast, trägst du im Kopf die Dinge noch mit. Dann ruft auch noch der Chef beim Abendessen an. Da es um dringende Themen geht, schiebst du es nicht auf den nächsten Tag, weil sonst die Firma den Bach runtergeht (jetzt ohne Ironie). Bei mir meldet sich niemand außerhalb der Arbeitszeit. Bei meiner Frau schon. Sie lässt aber auch ihren Chef nicht hängen.
Zitat:
Welche Rolle hat für euch der Hausbesitz gespielt? Wolltet ihr beide ein Haus plus die damit verbundene Zusatzarbeit? Wohnt ihr beide an eurem Wunschort? Habt ihr eventuell das Haus genommen, weil es als Familienzuhause opportun schien, oder weil es bereits da war? - Habt ihr für Haus und Garten Hilfe?

Das Haus ist für uns kein Problem sondern eher der Lichtblick: wir haben eine Haushaltshilfe (wenn sie nicht gerade mal wieder gekündigt hat, was in Großstädten durchaus mal vorkommen kann). Der Ort ist von uns beiden kein Wunschort, aber das Haus selbst ist im Grunde schon sehr gut. Mich belastet es überhaupt nicht. Meine Frau ist hier an mancher Stelle auch belastet: zum Beispiel wenn es im Herbst ums Sträucher schneiden geht: ich nehme wahr, dass es für sie Stress ist. Mich entspannt das eher.
Zitat:
Der wichtigste Punkt für mich ist, dass hr beide neben der Arbeit eure Kinder als Belastungsquelle ausmacht. Warum ist das so? Warum besteht für euch beide offenbar das Thema Kinder nicht in der Balance? Kinder machen ja auch Freude, sind etwas Besonderes und trotz Einsatz für sie auch ein Kraftquell. Warum erscheinen die Kinder eher als organisatorische Aufgabe und eine Belastung, die es zu stemmen gilt?

Die Kinder per se sind nicht die Belastungsquelle (außer in den Momenten, wo sie ausrasten, was ich aber mittlerweile emotional für mich auch gut in Griff habe), haben aber leider in diesem oben geschilderten Korsett nicht die Aufmerksamkeit, die zustehen würde. Wir sind beide in dem Hamsterrad, dass der Freiraum für die Kinder teilweise fehlt. Meine Frau springt zum Beispiel oft, nachdem sie die Kinder abgeholt hat, wieder an den Schreibtisch, um noch irgendwas schnell zu erledigen.
Zitat:
Im Ganzen erscheint mir deine Situation so, als wolltet ihr alles gleichzeitig haben. Warum ist/war das so? Ist das so erwartet worden? Von wem? Welche Alternativen gab es? Wann setzte für euch oder dich der Moment ein, indem die Liebesbeziehung zur funktionellen Partnerschaft wurde? Wann setzte der Punkt ein, an dem die eigenen, wahrscheinlich gewünschten Kinder, zur zu bewältigenden Aufgabe wurden?

Beide sind höchst motiviert und haben geglaubt, dass wir das schon so hinbringen. Meine Frau hatte vor 3 Jahren in etwa ein Motivationstief in der alten Arbeit und suchte sich etwas Neues. Diese neue Arbeit ist im Ergebnis viel interessanter als die alte war aber auch viel anspruchsvoller und zeitaufwändiger. Spätestens da geriet alles aus dem Gleichgewicht. Aber auch schon vorher begannen wir, nur noch zu funktionieren.
Zitat:
Meiner Ansicht regelt ihr mit der Trennung nichts und werdet ebenso stark belastet sein. Wenn ihr eure eigenen Leben und Motivationen nicht hinterfragt, seid ihr dann getrennt aber im gleichen Hamsterrad. Gewonnen habt ihr nichts. Eure Kinder werden lediglich noch stärker hören und erfahren, dass sie die Eltern an der Entspannung hindern. Das sollte nicht sein.

Vermute ich auch. Ich würde gerne uns beide hier rausretten mit fremder Hilfe, wenn sie es aber ablehnt (wie sie es bereits getan hat), kann ich nur noch mich selbst retten. Und das betrübt mich sehr.

30.09.2021 16:10 • #45


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