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Trennungsgedanken und Sorge um Tochter

Leony
Liebe Community,
mit meinem Beitrag hoffe ich hier ein paar Denkanstöße zu bekommen.
Ich befinde mich derzeit in einer für mich emotional sehr schwierigen Situation.
Vor drei Jahren bin ich zu meinem jetzigen Mann etwa eine Stunde von meinem Heimatort (also auch Familie/ Freunde) weggezogen. Im Nachhinein denke ich mir, war dies am Anfang unsere damals erst seit zwei Jahren bestehenden Beziehung ein überstürzter Schritt. Es ging bei uns alles relativ schnell mit Heirat nach zwei Jahren und Schwangerschaft kurz darauf. Wir haben seit einem Jahr eine keine Tochter. Zum Zeitpunkt der Heirat hat alles noch gepasst. Natürlich gab es Kleinigkeiten, über die wir uns mal in die Haare bekommen haben, aber die schönen Tage überwogen. Während der Schwangerschaft distanzierte ich mich Stück für Stück von meinem Mann. Seine Art empfand ich manchmal als überheblich und unempathisch. Wir hatten und haben deswegen öfter Diskussionen gehabt. Ich habe versucht ihm zu erklären wie schwierig die Situation für mich ist ohne meine Freunde und Familie zu sein.
Bis jetzt konnte ich mich in der neuen Umgebung nicht heimisch fühlen. Ein Umzug ist für ihn ausgeschlossen, da er ein Haus hier gebaut hat.
Wenn ich also mein Heimweh nicht in den Griff bekomme, dann bliebe mir nur die Trennung und ein Umzug in meine alte Heimatstadt. Wenn da nicht unsere Tochter wäre, hätte ich das wahrscheinlich schon getan. Aber heutzutage bekommt eine Mutter nicht mehr automatisch das Aufenthaltsbestimmungsrecht, nur weil sie die Mutter ist.
Also war ich bereits einmal beim Anwalt und habe mich beraten lassen, was im Falle einer Trennung bez. Unserer Tochter passieren würde. Mir wurde gesagt, dass umso eher ich mich für die Trennung entscheide, es wahrscheinlicher ist, dass ich meine Tochter im Falle eines Umzuges zurück in meine Heimatstadt mitnehmen kann. Umso länger sie allerdings hier in der neuen Umgebung aufwächst, umso schwieriger würde es werden.
Seitdem stecke in einem richtig heftigen Konflikt, der mich innerlich verzweifeln lässt.
Ich bin hier an einem Ort, an dem ich mich nicht heimisch fühle, habe starkes Heimweh, würde am liebsten ausziehen und nach Hause. Mit meinem Mann gerate ich oft aneinander, streiten fast nur noch , sodass mir auch die Beziehung immer weniger gibt.
Und dann ist da unsere Tochter, die mein Mann natürlich auch über alles liebt und der mit Sicherheit um sie kämpfen würde, sollte es zur Scheidung kommen.
Sodass eh ungewiss ist, wie am Ende alles ausgehen würde.
Ich komme an diesem Punkt nicht weiter. Verzweifle jeden Tag, weil ich nicht weiß, wie ich mit der Situation umgehen soll und was das richtige ist.
In einer Beziehung bleiben, die schon sehr gelitten hat und ich nicht weiß, ob sich die Diskrepanzen überwinden lassen. Bei einem Mann bleiben, dessen Art mich fast nur noch aufregt… und soll ich aber der Familie zuliebe einen Weg finden und das Beste draus machen? Denn: vielleicht ist es nur eine Krise, die man überwinden muss?
Oder zu sagen, ich halte das alles so nicht mehr aus und trenne mich- und versuche mit meiner Tochter zurück in meine alte Heimat zu gehen - ohne zu wissen, wie es letzten Endes ausgehen wird. Dies würde bedeuten mir einen Anwalt zu nehmen und die Scheidung durchzuziehen….

Habt ihr einen Rat für mich/ Anregungen/
Was löst das Geschriebene in euch aus?
Ich bin dankbar für jegliches Feedback

09.08.2022 23:40 • #1


Lilli70
Willkommen! Nach so kurzer Zeit, schnelle Beziehung, Heirat, Kind, und dann diese vielen Streitereien, wo man merkt es passt nicht, würde ich erstmal auf Distanz gehen .Trenne dich auf Probe, geh in deine Heimat, das bedeutet nicht die Scheidung. Ihr beide könnt zur Ruhe kommen, dein Kind kommt mit und dann seht ihr weiter. Nutze den Vorteil, das du die Mutter bist und euer Kind zu klein ist, um instabil aufzuwachsen.
Inwieweit ihr noch ein Paar sein könnt, wird sich dann zeigen. Es tut mir leid, dass es so gekommen ist, aber wichtig sind jetzt die Fakten und das eine Lösung gefunden wird.

Wenn du weißt wo du hin kannst ist schon viel gewonnen.
Sprich mit deinem Mann, das die Situation untragbar ist und du Ruhe brauchst. Dafür möchtest du zu deiner Familie.
Aber wie arbeitest du?
Und wie arbeitet dein Mann?
Nimm jetzt die Emotionen raus, und denk daran wie es für Dich weitergeht, und deinem Kind.
Viel, viel Glück!

10.08.2022 00:06 • x 1 #2


A


Trennungsgedanken und Sorge um Tochter

x 3


Leony
Vielen lieben Dank für deine Antwort.
Geht das denn so einfach: das Kind mitnehmen ? Rein rechtlich meine ich.
Vielleicht wäre da ein Gespräch mit dem Anwalt nochmal sinnvoll…
Ich weiß es nicht.
Wir sind ja verheiratet.
Wegen der Arbeit würde das schon irgendwie gehen. Zur Not könnte ich Elternzeit verlängern.
Mein Mann hat flexible Arbeitszeiten und er liebt seine Tochter natürlich über alles. Würde natürlich um sie kämpfen.

10.08.2022 00:11 • #3


Lilli70
Eine Stunde Entfernung ist ja nicht die Welt, um am Wochenende seine Tochter zu sehen. Das ist ja keine Entführung! Nur eine Trennung auf Probe, und so solltest du es ihm ja auch verkaufen. Sprich mit dem Anwalt, aber ich denke, dass geht.
Wenn Ruhe einkehrt, könnt ihr bestimmt wieder besser miteinander reden und du fühlst dich unabhängiger, bist auf ihn nicht mehr so angewiesen.
Gebt euch die Chance, und geht erstmal auf Abstand!

10.08.2022 00:26 • x 1 #4


VictoriaSiempre
Lt. Profil bist Du 40, hast damit bereit doch eine gewisse Lebenserfahrung. Ich finde es jetzt nicht soooo übermäßig schnell, nach 2 Jahren Beziehung zusammen zu ziehen. Gleich zu heiraten, ohne ein Zusammenleben zu üben, ist noch mal ne andere Sache. Das Kind war hoffentlich von Euch beiden auch so geplant und gewollt - evtl. auch Deinem Alter geschuldet?

Aber ich finde auch 1 Stunde Entfernung nicht viel. Klar ist das zu weit auf mal eben schnell nen Kaffee, aber insgesamt doch eine locker zu bewältigende Strecke. Viele Arbeitnehmer nehmen das Wochen täglich 2 x in Kauf…

Deshalb glaube ich, dass es weniger an Deiner Wohnsituation liegt, dass Du unzufrieden bist, sondern mehr an Deinem Mann, für den Du nicht mehr genügend Gefühle hast.

Vermutlich hast Du, solange Eure Tochter noch so klein ist, tatsächlich ganz gute Karten für das Aufenthaltsbestimmungsrecht. Du bist derzeit ihre engste Bezugsperson (und, wenn ich es richtig verstanden habe, momentan auch noch in Elternzeit).

Trotzdem tut auch ein Perspektivwechsel mal ganz gut: Wie würdest Du es denn finden, wenn der Vater mit Eurem Kind ne Stunde weit weg zieht? Wenn Du nicht mehr jeden Tag mindestens morgens und abends ein paar Stunden mit ihr verbringen könntest? Väter lieben ihre Kinder ja meist nicht weniger als die Mütter.

Die Trennung von Deinem Mann steht auf der einen Seite. Dein "Heimweh" auf einer ganz anderen; ich empfinde das als vorgeschoben. Mit einem Kleinkind bekommt man sehr schnell neue Kontakte; durch Kindergarten und Schule (und nein, auch andere Frauen sind nicht nur Muttertiere ). Du müsstest halt nur offen dafür sein. Du bist ja nicht von Ostfriesland nach Bayern gezogen und hättest plötzlich mit völlig anderen Mentalitäten zu tun…

Alternativ könntest Du natürlich auch nur ne halbe Stunde entfernt Dir eine Wohnung suchen.

10.08.2022 00:33 • x 8 #5


F
Zitat von Leony:
Geht das denn so einfach: das Kind mitnehmen ? Rein rechtlich meine ich.

Einfache Antwort:
Nein.
Beide Eltern haben ein Aufenthaltsbestimmungsrecht.
Stellt dein Mann sich quer, läuft das nicht.

Zitat von Leony:
etwa eine Stunde von meinem Heimatort

Kommt drauf an.
Eine Stunde kann auch der Weg einmal durch Berlin sein. In dem Fall wärst du sogar noch in derselben Stadt, was vor dem Familiengericht i.d.R. als akzeptabel entschieden wird (zumeist Strecken von etwa 30-50km innerhalb desselben Kreises).

Stellt der Vater sich quer, auch mit Mediation/Beratung, geht es vor Gericht.

Hier gilt: je früher, desto einfacher. Ist das Kind erstmal in einer KiTa angemeldet oder gar in der Schule, wird es schwieriger.
Für die Anmeldung da braucht es die Unterschriften BEIDER Erziehungsberechtigten.

Ich glaube, es ist sinnvoll mit deinem Mann in eine Beratung zu gehen. Mit dieser Situation oann er ja auch nicht glücklich sein.
Warum streitet ihr so viel?
Was habt ihr denn bisher unternommen, um die Beziehung schöner zu gestalten?

Zitat von Leony:
an dem ich mich nicht heimisch fühle

Woran liegt das?
Kannst du das benennen?

10.08.2022 00:49 • x 5 #6


ElGatoRojo
Zitat von Leony:
Vor drei Jahren bin ich zu meinem jetzigen Mann etwa eine Stunde von meinem Heimatort (also auch Familie/ Freunde) weggezogen.

Und deswegen willst du deine Ehe beenden? Ehrlich? Oder was ist der wahre Grund?

10.08.2022 01:06 • x 9 #7


Unterwegs
Ehrlich gesagt denke ich, dass du dich lieber damit anfreunden solltest in der neuen Heimat zu bleiben.
Dein Kind kannst du nicht einfach so mitnehmen (auch nicht bei Trennung auf Probe).

1h Entfernung ist nicht viel, aber wenn das Kind älter wird und sich eingelebt hat (Kindergarten, Schule etc), dann ist ein Wechselmodell wohl eher ausgeschlossen.

Oder würde deinem Mann reichen eure Tochter bspw nur am WE zu haben?

Wenn sich dahingehen ne Lösung findet, könntest du schon wieder in die Heimat ziehen.
Zitat von ElGatoRojo:
Und deswegen willst du deine Ehe beenden? Ehrlich? Oder was ist der wahre Grund?

Nein, die TE kommt mit seiner Art nicht mehr klar.
Tja nach zwei Jahren ohne zusammenwohnen, ist man eben oft noch im Honey-Moon Modus. Der Alltag sieht aber mal wieder anders aus.

10.08.2022 01:10 • #8


VictoriaSiempre
Zitat von Unterwegs:
Tja nach zwei Jahren ohne zusammenwohnen, ist man eben oft noch im Honey-Moon Modus. Der Alltag sieht aber mal wieder anders aus.


Nach 2 Jahren Beziehung vor 3 Jahren zusammen gezogen. Dann irgendwann oder dazwischen Hochzeit, das Kind ist jetzt 1; lt. Eingangsthread der TE. Ich komme da auf insgesamt 5 Jahre Beziehung; das Kind wurde im 4. Jahr gezeugt.

Das empfinde ich jetzt nicht als ausgesprochenen Turbogang. Zumal ja in den 2 Jahren "Fernbeziehung" sicher auch Zeit für die Paarbeziehung samt Alltag war.

10.08.2022 01:26 • x 5 #9


Heffalump
Servus

Irgendwie komm ich bei dem Thema auf Wimmern auf hohem Niveau.

Zitat von Leony:
Während der Schwangerschaft distanzierte ich mich Stück für Stück von meinem Mann. Seine Art empfand ich manchmal als überheblich und unempathisch.

Weil, warum?
War er gemein?

Schwangerschaft ist doch das Ding, wo die Hormone bei Frau auf fast überirdischen Level sind, da werden Lämmer oft zu Xanthippen. Darum auch möglich, er war wie immer, aber du highend
Zitat von Leony:
Ich habe versucht ihm zu erklären wie schwierig die Situation für mich ist ohne meine Freunde und Familie zu sein.

Luxusproblem.
Du hast Mann, Kind, Haus. Du hast ihn geliebt? Sonst hättest du sicherlich nicht geheiratet.
Man kann am Umzugsort sich einen zweiten Freundeskreis aufbauen - und die vorigen wohnen doch auch nur ne Stunde weg.
Ne Std ratz ich im Auto problemlos weg.
Zitat von Leony:
Vor drei Jahren bin ich zu meinem jetzigen Mann etwa eine Stunde von meinem Heimatort (also auch Familie/ Freunde) weggezogen.

Weißt, ich glaub schon, das du leidest. Aber der Ursprung wird mir nicht klar. Hast du der neuen Wohnstatt je eine Chance gegeben? dich bsp.weise mit anderen schwangeren Müttern ausgetauscht, gegrillt usw?
Arbeit, vielleicht auch nur std.weise - würde deine selbstgewählte Einsamkeit unterbrechen?

Anmerk, gibt Andere, die ziehen mit ihrem Ehepartner um den halben Globus. Immer dorthin, wo es ihn arbeitstechnisch verschlägt. Dafür kann man seinen Geist weiten, das neue fremde aufregend wahr- und aufnehmen. Und sich trotzdem immer zu Hause fühlen.
Ich glaub, du hast dem Neuen keine Chance gegeben. Und darunter leidet eure Ehe. Das Problem - bist Du.

10.08.2022 03:41 • x 10 #10


BrokenHeart
Zitat von Heffalump:
Irgendwie komm ich bei dem Thema auf Wimmern auf hohem Niveau.

Du meinst Jammern auf hohem Niveau ......

Hier sehe ich auch so ganz andere Sorgen ... wer weiß, was da hinter steckt

Irgendwas stimmt nicht ........

10.08.2022 03:49 • x 2 #11


Heffalump
Zitat von BrokenHeart:
Jammern



ich meine schon Wimmern

10.08.2022 03:59 • #12


Gorch_Fock
Das ist z.B. der Grund, warum ich eine Stunde täglich einfache Fahrt zur Arbeit pendele - weil mir genau so eine Siuation im Vorfeld klar war. Frauen sind am Wohnort oft viel sozialer vernetzt als Männer und leiden unter dem Wegzug, da die schnellen Treffen oder das sich Sehen in der Stadt wegfällt. Deshalb schon nachvollziehbar. Aber sicher auch typabhängig. Eine Stunde Fahrtweg ist aber nun auch kein wirkliches Problem im Umgang. Und ist ja nett, dass Du dir da Sorgen machst und die Rechtslage im Blick hälst. Richtige Kindsbesitzerinnen würden in so einem Fall mal ohne Probleme 800 km zu einem Next ziehen. Dann ist das Kind noch zwei dreimal transportunfähig krank zum Umgangstermin und der Vater wird Zahlesel. Natürlich kein Modell zum Nachmachen. Wenn trenn Dich ordentlich und richte dem Kindsvater ein Wechselmodell ein. Bei dem DU dich mit Fahrleistung einbringst. Uuuups, und da geht dann bei manchen schon die rote Lampe an, da dann nicht gegnügend Zeit für die neue Freiheit bleibt. Hinterfrag Dich hier mal bitte selbstkritsch.

10.08.2022 05:07 • x 7 #13


Leony
@VictoriaSiempre vielen Dank für deine Antwort. Mir helfen deine Gedanken.
Und natürlich versetze ich mich in meinen Mann, der mit Sicherheit nicht will, dass er seine Tochter nur alle 14 Tage am Wochenende sehen würde, sollte ich mich jetzt trennen und es vor Gericht bringen. Vermutlich würde ich mir das in zehn Jahren nie verzeihen. Ich würde ja genauso leiden, würde ich meinen Alltag mit meiner Tochter verlieren.
Deswegen ist eine Trennung ja in dem Fall nicht so leicht. Denn es hätte für alle Beteiligten weitreichende Konsequenzen.
Und ja- unsere Tochter war ein absolutes Wunschkind von beiden.
Mein Alter spielte natürlich keine unwesentliche Rolle bei der schnellen Familienplanung.

Aber gut. Damals hat ja auch alles noch gepasst. Es hat sich im laufe der Zeit dann doch für mich gezeigt, wie schwierig alles ist: Umzug in neue Stadt, neues Haus, Baby in neuer Heimat weg von meiner Familie (die Familie meines Mannes ist zum Teil sehr vereinnahmend meiner Tochter gegenüber was auch zu Konflikten führt) Arbeitsplatzwechsel… ich habe viel aufgegeben als ich zu meinem Mann gezogen bin und das wird mir immer bewusster.
Mein Mann sagt es sei mein Fehler gewesen, er könnte nichts dafür.
Ich habe mich so entschieden damals und jetzt muss ich wohl das beste draus machen.
So fühlt es sich zumindest an.
ABER: Wie viele Ehen werden geschieden aus vielleicht nichtigeren Gründen?
Wie leidensfähig sollte man sein, um eine Ehe zu retten?

10.08.2022 05:55 • #14


Heffalump
Zitat von Leony:
Mein Mann sagt es sei mein Fehler gewesen, er könnte nichts dafür.


Wer wollte denn nach x. ziehen? Er?
Dort wo du deine Heimat hast, hat er dich kennen gelernt? Wohnte er auch dort?

Fehlentscheidungen kann man auch rückgängig machen, er könnte das Haus vermieten und mit euch beiden wieder mehr in deine Richtung ziehen, oder?

10.08.2022 05:58 • x 5 #15


A


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