10/10. Vom letzten gemeinsamen Abend geträumt, bevor meine Welt mit ihr, wie ich sie geliebt habe, zusammenbrach.
Ich bin an diesem Abend etwas später von Arbeit gekommen, als üblich. Ich hab unten im Treppenhaus geklingelt, damit sie oben die Wohnungstür aufmacht. Das haben wir immer gegenseitig gemacht, wenn der andere daheim war. Gibt nix schöneres als dem Partner nach einem langen Tag in die Arme zu laufen, der da freudestrahlend in der Tür steht.
Ja, und da stand sie nun, mit einem riesigen Lächeln. Ich hab mich unendlich gefreut, schließlich war sie die vorangegangenen Tage etwas kühl und distanziert, hat das auf ihre Tage geschoben. Nun, ich nahm sie in den Arm und hab sie wie immer mit einem Kuss begrüßt. Sie schreckte schnell zurück, sie sagte es piekst am Mund. Zu der Zeit hatte ich mir einen kleinen Bart stehen lassen, aber wir hatten eigentlich die letzten Tage vorher nicht geknutscht. Egal, ich war von der Arbeit erledigt und hab nicht groß darüber nachgedacht. Ich sah sie an und sie hatte da in der Tat eine kleine Rötung an der Lippe und am Kinn. Ich sagte, hmm, was Allergisches? Oder hat dich da vielleicht etwas gestochen? Das war Ende Juli, also gut möglich ein Mückenstich. Jedenfalls grinste sie kurz, sagte sowas wie ja kann schon sein und verzog sich schnell wieder ins Wohnzimmer zu ihrem Handy.
Jedenfalls hatte ich am Abend, wie schon die Tage vorher, ein komisches Gefühl. Am Abend haben wir nicht mehr viel geredet, sie hing ständig nur am Handy. Und ja, in der Nacht habe ich dann reingeschaut in ihren Chatverlauf. Der andere Typ hat sie gestochen, sowohl im Gesicht mit seinem Bart, als auch auf andere Weise. Welch Ironie. Ich musste sofort an meine bekloppten Worte denken. Sie hat ihm geschrieben, er kommt jetzt hoch, bin gleich wieder da. Kurzum, sie hat nicht wegen mir kurz gelächelt an der Tür. War in Gedanken schon wieder bei ihm...
Das sind Erinnerungen die ständig wieder aufkommen in meinen Träumen, aber abwechselnd mit richtig schönen Erinnerungen auf der anderen Seite. 1:1 wie ich sie erlebt und was ich gesagt habe. Und sowas setzt mir dann extrem zu. Warum hat sie mich so hintergangen? An sowas erinnere ich mich dann bewusst, um sie von ihrem Podest herunterzuholen, was leider nicht immer klappt. Gerade fehlt sie mir wieder sehr, das übliche Morgentief wo nicht diese negativen Erfahrungen überwiegen, sondern die Sentimentalität der schönen Erlebnisse. Total grotesk eigentlich. Man träumt diese fiese Sache total real, wacht auf, und vermisst sie trotzdem? Zeigt einfach wo ich noch stehe wie sehr ich noch emotional an ihr hänge.
Macht was aus dem letzten Tag des Jahres. Ich hoffe es wird für uns alle besser werden mit dem Wechsel.