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Umgang mit besonderern Kindern, jungen Erwachsenen

J
Zitat von PsychoMantis:
Warum passt das nicht zusammen?
Es ist wahnsinnig schlimm in einer Welt zurecht kommen zu müssen in der man von den anderen nicht akzeptiert wird weil man nicht so funktioniert wie die meisten.

Es tut mir leid, dass du so sehr unter deiner Andersartigkeit leidest. Für mich passt das nicht zusammen, weil ich neurodivers als selbstbewussten Begriff empfinde, der eben betont, dass man nicht darunter leidet. Aber das ist natürlich Auslegungssache.

Ich wollte gar nicht in Frage stellen, dass das Leben schwierig sein kann, wenn man anders ist, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Es schien mir nur sehr krass und negativ, es als Hölle zu bezeichnen, ich glaube nicht, dass jeder neurodiverse Mensch das so empfindet. Man lernt doch mit der Zeit, mit seiner Erkrankung/Andersartigkeit umzugehen, es gibt wirksame Behandlungen, insgesamt hat die Akzeptanz in der Gesellschaft zugenommen. Und es sind ja nicht nur Nachteile, sondern auch besondere Stärken damit verbunden, Menschen mit ADHS sind z.B. sehr fantasievoll und kreativ und können einen richtigen Hyperfokus entwickeln, wenn sie an einer Sache stark interessiert sind.

Ich hab auch schon ausgrenzende, beleidigende, diskriminierende Reaktionen von meinen Mitmenschen erlebt. Aber in der Mehrheit Akzeptanz und es haben sich auch schon interessante Gespräche dadurch ergeben. Insgesamt bin ich daran gewachsen.

24.04.2025 11:38 • x 2 #106


PsychoMantis
Zitat von justawoman:
Es tut mir leid, dass du so sehr unter deiner Andersartigkeit leidest. Für mich passt das nicht zusammen, weil ich neurodivers als ...

Ich leide nicht mehr so arg weil ich jetzt weiß was mit mir los ist und ich mit Ablehnung mittlerweile umgehen kann. Aber vor meiner Diagnose war es schlimm zu merken dass man nicht in diese Welt passt aber einfach nicht greifen kann was genau nicht stimmt.

ADHS und Asperger sind in dem Sinne ja weder Krankheiten noch Behinderungen, sondern lediglich eine Andersartigkeit der Gehirnfunktion. Deswegen neurologische Divergenz. Für mich persönlich einfach eine Bezeichnung meines Zustandes

24.04.2025 11:45 • x 2 #107


A


Umgang mit besonderern Kindern, jungen Erwachsenen

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J
Zitat von PsychoMantis:
ADHS und Asperger sind in dem Sinne ja weder Krankheiten noch Behinderungen,

Sie sind durchaus im ICD-11 und DSM-V als Erkrankungen aufgeführt und du bekommst je nach Ausprägung auch einen GdB bzw. eine anerkannte Schwerbehinderung dadurch. Das macht vor allem dann Sinn, wenn man im Berufsleben sonst erhebliche Nachteile hätte.

Zitat von PsychoMantis:
Ich leide nicht mehr so arg weil ich jetzt weiß was mit mir los ist und ich mit Ablehnung mittlerweile umgehen kann.


Hattest du vorher gar keine Idee, was mit dir los ist? Ich habe meine Diagnose (Tourette) auch erst nach 40 Jahren (!) bekommen, mir war aber längst klar, dass es das vermutlich ist. Deshalb habe ich eigentlich keinen Sinn darin gesehen, mich diagnostizieren zu lassen.

24.04.2025 12:11 • x 1 #108


PsychoMantis
Zitat von justawoman:
Sie sind durchaus im ICD-11 und DSM-V als Erkrankungen aufgeführt und du bekommst je nach Ausprägung auch einen GdB bzw. eine anerkannte ...

Das ist mir schon klar. Ander ich persönlich sehe es nicht als Krankheit denn heilen kann man es nicht.

Tatsächlich hatte ich keine Ahnung, war ständig in Therapie aber fiel durch sämtliche Raster da zu reflektiert. An ADHS und Asperger hat bei mir keiner gedacht da ich (leider) durch meine Kindheit sehr gut maskieren und unterdrücken kann. Dazu eine narzisstische Mutter die mich ständig runter gemacht und für alles verantwortlich gemacht hat. Das hat es nicht einfacher gemacht. Sie kam auch nie auf die Idee meinen Leidensdruck zu sehen und dem nachzugehen. Für sie war ich egoistisch und faul und verzogen und stelle mich nur an.

24.04.2025 12:22 • x 3 #109


J
Zitat von PsychoMantis:
Ander ich persönlich sehe es nicht als Krankheit denn heilen kann man es nicht.

Nach der Definition sind dann aber viele chronische Krankheiten keine .

24.04.2025 13:10 • x 2 #110


Hedwig11
Den Grad der Behinderung von 50 hat mein Sohn zu meiner Überraschung sofort nach Antragstellung erhalten. Mittlerweile steht er im Arbeitsleben, und ich glaube, im Betrieb schätzt man seine Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit und vielleicht auch seine ruhige Art. Was mich schmerzt für ihn, ist die Tatsache, dass er keine Freunde hat und nur schwer Kontakt hält. Ich selber tue mich damit auch sehr schwer. In meiner Jugend hatte ich aber immer zumindest eine! Freundin, die sich meiner Aufmerksamkeit und freundschaftlichen Treue sicher sein konnte. Ich glaube, wir wirken teilweise sehr abschreckend distanziert, obwohl wir uns freundschaftlichen Umgang wünschen. Und bei bestehenden Kontakten verschrecke ich vermutlich ganz oft Leute mit meiner manchmal unverblümten Direktheit und impulsiven Schärfe.

24.04.2025 14:01 • x 3 #111


L
Zitat von Hedwig11:
Den Grad der Behinderung von 50 hat mein Sohn zu meiner Überraschung sofort nach Antragstellung erhalten. Mittlerweile steht er im Arbeitsleben, und ich glaube, im Betrieb schätzt man seine Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit und vielleicht auch seine ruhige Art. Was mich schmerzt für ihn, ist die Tatsache, dass er keine Freunde hat und nur schwer Kontakt hält.

Wenn ich fragen darf, wie geht es ihm denn allgemein so? Hat er einen grundsätzlichen Leidensdruck oder ist er im allgemeinen zufrieden und fühlt sich wohl?

24.04.2025 14:34 • x 1 #112


Hedwig11
@Lizzzy Er sprüht leider nicht mehr vor Fröhlichkeit und Zuversicht wie als Kind vor der Einschulung. Er ist sehr introvertiert und hat ja schon einiges einstecken müssen. Seit diese Firma ihn fest übernommen hat und er sich auch nach der Arbeit manchmal (ca 1x pro Woche) mit seinen älteren Kollegen auf ein Feierabendbier trifft, macht er einen gefestigteren Eindruck. Trotzdem hat er z.B. öfters Schlafprobleme und innere Unruhe. Er nimmt auf meine Empfehlung Johanniskraut und manchmal zum Einschlafen Baldrian o.ä. Beim Familientreffen an Ostern war er sehr ruhig. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es ihm schlecht ging. Aber bedauerte es, dass er kaum Gespräche aufnehmen konnte. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass er sich ausgeschlossen fühlte. Er hat so seine speziellen, intellektuellen Interessen, die leider nur wenige mit ihm zu teilen vermögen und über Belangloses mit ihm zu sprechen, ist manchmal echt mühsam.

24.04.2025 15:05 • x 4 #113


Amaible
@Hedwig11 Du sprichst mir echt aus der Seele, geht mir ähnlich. Ist nicht so einfach, da das Umfeld mit den Eigenarten nicht so wirklich zurecht kommt. Als Mutter wächst man einfach mit rein und lernt damit umzugehen.

24.04.2025 15:31 • x 3 #114


J
Zitat von PsychoMantis:
Natürlich habe ich Mitgefühl oder Empathie in bestimmten Themen aber das nieder zu schreiben hilft dem anderen in meinen Augen nicht sondern konkrete Lösungen oder Erklärungen

Wünschst du dir denn in solchen Situationen ebenfalls keine mitfühlenden Äußerungen, sondern nur Lösungen?

Zitat von Hedwig11:
Und bei bestehenden Kontakten verschrecke ich vermutlich ganz oft Leute mit meiner manchmal unverblümten Direktheit und impulsiven Schärfe.

Direktheit finde ich sehr sympathisch. Ich habe selber mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ADHS, ist aber nicht offiziell diagnostiziert. Ich komme gut damit zurecht. Ich finde ich dieses Durchdiagnostizieren ein zweischneidiges Schwert. Es kann entlasten, aber auch dazu führen, dass man sich erst recht anders/gestört fühlt. Und sich auf seiner Krankheit ausruht/eine Sonderbehandlung erwartet statt sich um eigene Lösungen/Verbesserungen zu bemühen.

24.04.2025 15:49 • x 1 #115


PsychoMantis
Zitat von justawoman:
Wünschst du dir denn in solchen Situationen ebenfalls keine mitfühlenden Äußerungen, sondern nur Lösungen? Direktheit finde ich ...

Tatsächlich ja. Ich kann mir von mitfühlenden Worten nichts kaufen. Die bringen mich nicht weiter. Für mich sind das Floskeln. Es geht mir dadurch nicht besser.

24.04.2025 15:52 • x 1 #116


Hedwig11
@Amaible
Manchmal fällt es auch mir schwer mit seiner Art umzugehen. Wenn er so desinteressiert wirkt z.B. Als ich nach meinem Unfall im Krankenhaus lag und er nicht ein einziges Mal von sich aus anrief, musste ich ihm erstmal erklären, wie das auf mich wirkt und er merkte dann erst, wie ich traurig darüber war. In solchen Situationen frage ich mich durchaus verunsichert, ob ich ihm völlig egal bin. Andererseits hilft er mir jedoch im Haushalt oder überweist mir bereitwillig Geld von seinem Gehalt als Anteil am Haushalt. An Geburtstage etc oder mal zwischendurch die Großeltern anzurufen, muss ich ihn immer erinnern und ein bisschen schubsen.

Wenn ich von mir selbst ausgehe, muss ich aber sagen, dass ich durchaus offener und freundlicher auf Menschen zugehe und vieles kompensiert habe. Ich bekomme auch Smalltalk hin. Vieles habe ich mir einfach von anderen abgeschaut und abgehört und mit der Zeit trainiert. Man kann sich wirklich vieles aneignen, aber es dauert eben viel länger, als bei Menschen, die das intuitiv und zuverlässig beherrschen. Vielleicht gelingt das mit der Zeit und Übung auch unseren Kindern besser. Frauen/Mädchen tun sich häufig leichter zu kompensieren, deshalb werden sie ja auch oft gar nicht oder erst sehr spät als neurodivers erkannt.

24.04.2025 15:56 • x 3 #117


L
Zitat von Hedwig11:
Er hat so seine speziellen, intellektuellen Interessen, die leider nur wenige mit ihm zu teilen vermögen und über Belangloses mit ihm zu sprechen, ist manchmal echt mühsam.

Das bringt mich zum lächeln, denn so kenne ich das auch. Spezialinteressen werden bis zum bitteren Ende durchgekaut und bei Bedarf zigfach wiederholt und Themen, welche das Interesse nicht abdecken, finden nicht statt. Kein so tun als ob, kein Smalltalk....
Ich finde, Schlaf ist ein guter Indikator um mitzubekommen, wie es gerade ums Kind steht bzw. ob da etwas rumort im Inneren.

24.04.2025 15:57 • x 3 #118


L
Zitat von Hedwig11:
Vieles habe ich mir einfach von anderen abgeschaut und abgehört und mit der Zeit trainiert.

Ich kann das überhaupt nicht einschätzen, aber ich habe schon oft gehört, dass Mädchen/Frauen sich viel besser integrieren oder auch tarnen können als Jungs. Oftmals bleiben sie dadurch unauffällig und machen vieles allein mit sich ab.

24.04.2025 16:01 • x 1 #119


Amaible
@Hedwig11 Solche Verhaltensweisen kenne ich auch, habe das Gefühl, sobald es schwierig wird für ihn, mit Situationen umzugehen, findet er für sich einen Weg, sich innerlich abzuschotten, um es nicht an sich herankommen zu lassen oder als Überforderung, da es in dem Augenblick einfacher ist, es nicht an sich herankommen zu lassen...

24.04.2025 16:05 • x 2 #120


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