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Unglücklich in der Ehe mit Kinder - bleiben oder gehen?

T
Hallo zusammen

Die letzten acht Tage waren, nunja ereignissreich.
Letzte Woche am Donnerstag kommt die Sekretärin meines Chefs in mein Zimmer und sagt mir, er möchte mit mir sprechen. Es geht um meine Stelle. Nun bin ich ja seit einem Jahr relativ unproduktiv (für meinen Anspruch). Es stellt sich heraus, dass er mir im Anschluss an meine befristete (bis Mitte 2019) Projekt-Stelle einen Vertrag für ein weiteres Jahr anbieten möchte als Nachfolger meines kürzlich in Rente gegangenen Kollegen. Es wäre für mich eine Möglichkeit, entspannt zu forschen und mich in Ruhe umzusehen. Ich müsste nur eine Vorlesung halten (das ist der Preis). Eine etwas unerwartet schöne Entwicklung.

Dann ging ich mittagessen. Und da sehe ich SIE wieder. Sie war mit einer mir unbekannten Frau da. Wir sehen uns kurz an und signalisieren uns, daß wir uns ja später kurz sehen können. Wir verpassten uns, verabredeten uns aber für vergangenen Mittwoch.

Letzten Mittwoch hatten wir nun also das erste beabsichtigte Treffen seit Dezember 2017.
Ich kann jetzt nicht ins Detail gehen, aber es war ein wunderschönes Treffen. Fast wie früher, nur mit dem Unterschied, dass ich ja weiß, dass sie nun mit jemandem zusammen ist.
Es war ein Treffen mit vielen Zumutungen, sehr ehrlich, offen und ganz viel Mitgefühl von beiden Seiten. Vielleicht das erwachsenste Gespräch, dass ich je geführt habe. Wir haben uns unsere Wahrheiten nicht erspart, oder vlt. sollte ich sagen, wir haben uns unsere Wahrheiten geschenkt.
Es geht ihr jetzt sehr gut mit ihrem neuen Freund.
Ich wagte mich zu fragen, wer er ist. Sie zögerte kurz. Ich habe ihn einmal kennengelernt, beim Klettern im Oktober 2017. Ein sympathischer Kerl. Ich habe die beiden sogar zusammen auf einem Foto. Es ist irgend wie surreal. Ich möchte diese Fotos nicht ansehen. Er hat keine Familie, ist frei wie ein Vogel. Damals beim Klettern war er abee noch kein Thema für sie. Da war ich noch da.

Offenbar hatte sie mit ihrer Psychologin (andere Geschichte wegen Trennung von ihrem Mann) schon sehr früh über mich/uns gesprochen. Lange, bevor ich ihr meine Zuneigung im Nov. 2017 offenbarte. Es wäre alles möglich gewesen, aber sie hat sich bei mir extrem zurückgehalten, wie sie mir jetzt sagte (aufgrund ihrer turbulenten Erfahrungen vor unserer Zeit).
Immerhin werden wir uns wieder sehen können. Nur nicht so oft, weil das nicht gut für Sie wäre. Auch ich werde mich fragen, ob es gut für mich wäre..
Diese Frau wird mich mein Leben lang begleiten, so oder so..
Ich habe seitdem jeden Tag weinen müssen. Teilweise habe ich dabei so schnell und tief geatmet, dass mir schwindelig wurde. K.A. ob das Trauer ist oder ganz kleine Panikanwandlungen.
Ich habe es noch nicht ganz realisiert, dass ich mir die Chance mit dieser Frau durch die Finger gleiten lassen habe.


Heute abend hatte ich nun wieder ein Gespräch mit meiner Frau. Es war in weiten Teilen recht offen.
Sie fragte mich u.A. dies:
Willst Du noch an unserer Ehe arbeiten, hier und jetzt. Ich musste lange überlegen.
Hier und jetzt, habe ich für uns keine Vision, keine Idee. Ich wei es nicht.
Sie lies nicht locker.
Also entschied ich mich schließlich dazu ihr zu sagen, dass ich hier und jetzt keine Lösung sehe und habe es daher verneint.
Aber Du bist noch hier?, Warum?
Es folgte eine ca. 2h langes Gespräch, meist recht konstruktiv. Aber es bleibt die Frage, was aus unserer Ehe wird. Seit ich meiner Frau Anfang November endlich erstmals einen Teil meiner Gedanken offen sagte, ist sie deutlich sanfter geworden. Es war für Sie ziemlich hart gewesen. Mittlerweile sieht sie aber auch selbst viele Fehler bei sich.
Ich versuche jetzt Schuldzuweisumgen zu vermeiden. Die Schuldfrage ist nicht Hilfreich, wenn eine echte Klärung erwünscht ist.

Aber eine echte Klärung macht eben auch Angst. Angst vor den möglichen Folgen. Z.B. Trennung..

Und wofür?

Momentan bin ich einfach nur traurig. Aber ihr geht es gut.

15.12.2018 04:14 • x 1 #106


Payne
Zitat von ThomasS:
Momentan bin ich einfach nur traurig.

Das verstehe ich. Deine Affäre kannst du nicht haben. Der Zug ist abgefahren.
Hast also Liebeskummer. Verspürst Ärger und Trauer die Gelegenheit mit ihr verpasst zu haben.
Vielleicht läuft auch Kopfkino, was wäre wenn...

Dazu kommt die Angst vor dem Ende der Ehe. Die Angst das gewohnte zu verlieren. Wahrscheinlich auch die Trauer darüber, das die Gefühle für deine Frau nicht mehr da sind.
Wie bist du mit deiner Frau verbleiben ? Weiss sie von der Anderen Frau?

15.12.2018 08:01 • #107


A


Unglücklich in der Ehe mit Kinder - bleiben oder gehen?

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M
Wer durch keine Tür geht, steht für immer auf dem Flur.

15.12.2018 09:25 • x 1 #108


T
Guter Spruch, das mit dem Flur. Sehr tiefsinnig...

@Payne

Meine Frau weiß seit Nov 2017 von der anderen Frau, und auch, dass nichts 5exuelles gelaufen ist. Es war/ist eine emotionale Affäre und wir hatten seit Dez 2018 quasi Kontaktsperre. Sie hatte bis Juli auf mich gewartet und keinen Druck gemacht, um mich nicht zu beeinflussen. Aber bei einem zufälligen Treffen im April, wurde ihr vom Verstand her klar, das wir wohl keine Chance haben. Sie ist einfach verdammt viel klüger als ich, mit ihren Erfahrungen. Auch für sie ist es sehr schwer, aber durch die gute neue Beziehung, schätze ich, tut es nicht so weh. Nach ihrer Entscheidung ging es ihr besser, sagte sie.

Wie bin ich mit meiner Frau verblieben?
Wir haben das Gespräch freundlich neutral beendet, sie hat sich für meinen Mut (zur Ehrlichkeit) bedankt. Sie ist inzwischen etwas nüchterner geworden und findet öfters mal Eigenschaften bei sich, denen sie heute eine Mitschuld an unserer Situation zuschreibt. Wir sind natürlich beide zu gleichen Teilen verantwortlich. Aber wie ich schon sagte, glaube ich nicht, dass die Schuldfrage ultimativ zur Klärung führen kann. Es wurden Dinge gesagt und getan, bzw nicht getan, die zu diesem Zustand geführt haben. Ich habe keine Gefühle, wie für eine Parterin mehr. Wie für ein Familienmtglied, ja. Aber z.B. kein 5exuelles Verlangen. Es braucht Zeit bis zur Erkenntnis der eigenen Rolle. 15 Jahre Beziehung und das eigene Verhalten seit man auf der Welt ist, arbeitet man nicht in einigen Monaten auf.
Was wir letztlich entscheiden, ist noch nicht klar, vielleicht bleiben wir zusammen, vielleicht nicht, vielleicht gibt es eine vorübergehende Trennung.
Ich mag vielleicht nicht wegen des ausgesprochenen Versprechens an meine Frau noch da sein, aber wegen des unausgesprochenen Versprechens an meine Kinder und will nicht vor der Verantwortung fliehen. Ich muss es nun aber auch in Einklang mit meinen Bedürfnissen bringen..

15.12.2018 11:05 • #109


Payne
Zitat von ThomasS:
Nach ihrer Entscheidung ging es ihr besser, sagte sie.

Wahrscheinlich weil sie eine Entscheidung getroffen hat.
Ich kann das gut nachvollziehen.

15.12.2018 12:27 • #110


T
Ja genau. Sie ist befreiter, weil sie entschieden hat. Mit dem Kopf. Ihr Herz wird dann mit der Zeit nachziehen.
Was mit meinem Herzen wird, weiß ich aber nicht. Es fühlt sich irgendwie leer an.

Angst vor dem Ende der Ehe und dem Gewohnten? Ich weiß nicht. Wohl eher Angst, im Falle einer Trennung nicht ausreichend für die Kinder dasein zu können, dabei beruflich nicht weiterzukommen und meine Frau finanziell nicht ausreichend unterstützen zu können..

Trauer darüber, dass die Gefühle nicht mehr da sind. Das kann ich durchaus bestätigen. Nicht aus vollem Herzen lieben zu können, das ist das eigentlich Schlimme.
Ich habe mich gestern gefragt, was der Sinn ist, am Leben zu sein, wenn es keinen gleichgestellten Menschen gibt, den man respektieren, schätzen und lieben kann. Bei dem man sich auch mal im Vertrauen anlehnen oder fallen lassen kann und will, um einfach nur sein zu können.
Sicher, ich darf für meine Kinder da sein. Das ist aber eine andere Art von Liebe.

15.12.2018 15:12 • #111


Payne
Ich bin ganz ehrlich. Ich persönlich könnte es mir nicht vorstellen unter den Umständen zusammen zu bleiben. Weder für dich noch als deine Frau.
Auch nicht für die Kinder. Klar wäre es schlimm für die. Aber wenn sich beide Parteien gehörig am Riemen reißen, können sie es schaffen ein stabiles Elternpaar zu bleiben und den Kindern Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen zu vermitteln. Auch wenn sie kein Ehepaar mehr sein können.
Elternpaar kann man trotzdem bleiben. Auch wenn es viel Einsatz erfordert.

15.12.2018 15:47 • #112


T
Hallo Payne
Das würde ich Dir jetzt sogar glauben. Du hast aber auch einen sehr schmerzvollen Prozess hinter Dir. Hättest Du vor Deiner Trennung auch so denken können?
Noch bin ich dabei, Dinge zu klären (Psychotherapie) und das wird mir hoffentlich helfen zu lernen, Entscheidungen zu treffen.

Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll: Meine Frau versucht zur Zeit viel, um mir keinen Grund zu geben, alles hinzuschmeißen. Ich habe ihr gesagt, dass ich zur Zeit nicht bereit bin, an unserer Ehe zu arbeiten (damit meine ich vor allem die Beziehungsebene). Das liegt daran, dass ich nicht weiß, ob es sich lohnt, denn es kann sich ja alles wieder zurück entwickeln, wenn man mal eine Weile nicht aufpasst.
Was aber vor allem bei mir noch offen ist: Ich kann nicht ausschließen, dass ich wieder auf irgend eine Frau einsteige, sobald eine kommt, die mich so fasziniert, wie die, um die es bisher ging. Ich fühle mich in meiner Ehe durch die Kriese nicht gefestigter als vorher. Aber irgendwie habe ich noch nicht herausbekommen, was es konkret ist, das mich stört (was mir fehlt). Oder aber ich will es mir noch nicht eingestehen, weil ich die Konsequenzen noch nicht akzeptieren kann.

Letzte Woche bei dem Gespräch mit der anderen Frau: Sie sagte mir, dass sie sich damals beim Psychologen ein ganzes Jahr lang nur im Kreis gedreht hat.


Sie hat auch ziemliche 5cheiße erlebt..

Trotzdem sprechen wir ab und zu miteinander. Gestern konnten wir eine Situation einigermaßen klären, die sich am Tag ereignet hatte. Es geht inzwischen besser, weil ich mir mir jetzt mehr getraue zu sagen, was mich gestört hat und auch endlich mal in der Lage bin mein Missfallen zu formulieren. Früher habe ich sowas ja immer reingefressen und mich bei Angriffen nur gerechtfertigt.

17.12.2018 21:22 • #113


Payne
Zitat von ThomasS:
Das würde ich Dir jetzt sogar glauben. Du hast aber auch einen sehr schmerzvollen Prozess hinter Dir. Hättest Du vor Deiner Trennung auch so denken können?

Jein. Ich hab ihm gewissermassen die Entscheidung überlassen. Ich hab ihm die Frage gestellt ob er sie weiter sehen will. Er sagte Ja. Damit war das Thema für mich gegessen.
Klar hätte ich versuchen können zu kämpfen. Warum ich es nicht getan hab...
1. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Wir wären immer wieder an den Punkt gekommen.
2. Unsere Tochter war noch sehr klein. Dann lieber jetzt wo sie quasi damit gross wird das wir getrennt sind. Mit 9 Monaten ist sie damit sicher einfacher fertig geworden wie mit 9 Jahren.
3. Es wäre der Kampf gegen Windmühlen gewesen in meinen Augen. Zwecklos. Sein Herz war bei der anderen.
Wenn er gekämpft hätte hätte ich es auch .
Zitat von ThomasS:
Ich habe ihr gesagt, dass ich zur Zeit nicht bereit bin, an unserer Ehe zu arbeiten

Du bist auch nicht bereit zu kämpfen. Und einer allein schafft es nicht ne Beziehung zu retten.
Es braucht zwei um die Beziehung an die Wand zu fahren. Es braucht aber auch zwei um sie zu retten.

Zitat von ThomasS:
Ich kann nicht ausschließen, dass ich wieder auf irgend eine Frau einsteige, sobald eine kommt, die mich so fasziniert, wie die, um die es bisher ging.

Weiss deine Frau das? Denn irgendwann wird eine kommen. Und du bist offen für andere.

17.12.2018 21:54 • #114


T
In einem Punkt würde ich Dir widersprechen. Ja, es braucht zwei, um eine Beziehung zu erhalten, aber nur einen, um eine Beziehung vor die Wand zu fahren.

Ich habe auch immer Anderen oder der Zeit die Entscheidung überlassen. Das ist aber für das eigene Leben das Schlechteste, was man machen kann. Daran arbeite ich gerade.

Bezugnehmend auf Deinen Thread, ich wollte meine Frau nicht einfach austauschen. Auch verlassen kann ich sie nicht, wenigstens nicht bevor (alle) Themen geklärt sind und alle Fakten auf dem Tisch liegen.

Die andere Frau hat jetzt aber einen Ersatz für mich zugelassen. Es geht mir damit sehr schlecht, aber etwas Ähnliches hätte ich meiner Frau beinahe angetan.
Es ist ja nicht so, dass ich meine Frau hasse. Ich weiß eben nur nicht, ob ich nicht doch ihre und auch meine Zeit vergeude.

Ein Satz eines älteren Mannes, den ich mal (vor 1 Jahr) gelesen habe, hat mich aber auch wieder zum Innehalten veranlasst:
Früher haben wir Dinge repariert und nicht gleich weggeworfen.

Klar kann man da spitzfindig gegenargumentieren, aber das ändert ja nichts an der Grundaussage.

Dass ich wahrscheinlich offen bin für Andere, habe ich ihr noch nicht gesagt, weil ich es im Moment sowieso nicht zulasse. So eine Frau wie die AF läuft einem auch nicht jeden Tag über den Weg. Tatsächlich stelle ich fest, dass mich andere Frauen seitdem kaum reizen. Dass ich trotzdem offen sein könnte, ist mir erst vor Kurzem aufgefallen. Ich werde es ihr noch sagen.

Es fiel mir sehr schwer, ihr zu sagen, dass ich zur Zeit keinen Sinn (Motivation) sehe, an unserer Paarbeziehung zu arbeiten, auch wenn ich es praktisch trotzdem tue, indem ich versuche, offen und konstruktiv mit ihr zu sprechen.

Deine drei Gründe wären nicht nötig gewesen. Schließlich scheint euer Zug ja abgefahren zu sein. Ist denn bei Dir auch etwas Neues in Sicht, oder hast Du erstmal abgeschworen..?

17.12.2018 23:13 • #115


D
Nachdem ich diesen ganzen thread gelesen habe, kann ich nur eines beisteuern:
Du denkst, fühlst und handelst, damals wie heute, in der Annahme, dass Du ein Gegenüber im Sinne von Partner, zwingend BRAUCHST.
Du reflektierst Deine Ehe enorm gewissenhaft, Dich selbst sowieso und sogar die Dame, die in Dir Sehnsucht nach mehr geweckt hat.
All das unter der Prämisse, dass Du eine Partnerin zwingend benötigst, um der eigenen Existenz Sinn, Tiefe und Wachstum zu verschaffen.
Ich glaube, hier liegt der Schlüssel. Es ist kein zwingendes Muss, das Leben mit jemandem zu teilen, es ist eine Option, mehr nicht.
Vielleicht bist Du ein Freigeist und bist durch das bekannte, vertraute und anerzogene es gehört sich so und den Druck Deiner Frau in ein Leben gerutscht, dass Dir gar nicht bekommt?
Weder das reale Leben mit Deiner Familie, noch das erträumte mit Deiner emotionalen Affäre?
Du hast im Laufe der Zeit Deine Unsicherheiten längst abgeschüttelt. Diese Unsicherheiten damals mögen dazu beigetragen haben, dass Du Sicherheit und Schutz in einer Institution gesucht hast, die zwar weit verbreitet ist, aber eben nicht für jeden Menschen der Schlüssel zum Glück bedeutet.
Auf mich wirkst Du wie ein Suchender im absolut positiven Sinne. Aber ich glaube, Du suchst für Dein inneres Selbst ganz andere Dinge als geregelte Zweisamkeit.

17.12.2018 23:48 • x 1 #116


Payne
Zitat von ThomasS:
aber nur einen, um eine Beziehung vor die Wand zu fahren.

Hab ich mich wahrscheinlich etwas blöde ausgedrückt. Meine halt Anteile haben meistens beide das es nicht mehr klappt.

Zitat von ThomasS:
Es ist ja nicht so, dass ich meine Frau hasse. Ich weiß eben nur nicht, ob ich nicht doch ihre und auch meine Zeit vergeude.

Gehasst hat mein Ex mich auch nicht. Aber eben halt auch nicht mehr geliebt.

Zitat von ThomasS:
Früher haben wir Dinge repariert und nicht gleich weggeworfen.

Das ist halt das Kunststück. Erkennen wann man noch was reparieren kann und wann was unwiederbringlich kaputt ist.
Ich finde gut das du dir die Entscheidung nicht leicht machst. Wünschte meiner hätte sich zumindest ein bisschen Gedanken darüber gemacht.
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden

Zitat von ThomasS:
Es fiel mir sehr schwer, ihr zu sagen, dass ich zur Zeit keinen Sinn (Motivation) sehe, an unserer Paarbeziehung zu arbeiten, auch wenn ich es praktisch trotzdem tue, indem ich versuche, offen und konstruktiv mit ihr zu sprechen.

Natürlich ist dir das nicht leicht gefallen. Etwas hat euch ja mal verbunden. Und
vermutlich fragst du dich wo diese Verbundenheit hin ist und warum du sie nicht mehr fühlst. Und bist vielleicht auch traurig das sie weg ist. Wünschte meiner hätte mal nen Versuch gestartet zu reden. Dann wären einige Dinge etwas anders gelaufen in der Trennung. Auch wenn es an der Trennung selbst nichts geändert hätte.



Zitat von ThomasS:
Deine drei Gründe wären nicht nötig gewesen. Schließlich scheint euer Zug ja abgefahren zu sein. Ist denn bei Dir auch etwas Neues in Sicht, oder hast Du erstmal abgeschworen..?

Die Gründe hab ich nur zum besseren Verständnis aufgeführt, warum ich nicht gekämpft hab. In meinen Augen hat es sich nicht gelohnt zu kämpfen. Ein totes Pferd kann man nicht reiten.

Weder noch. Es ist nichts neues in Sicht. Aber wenn man sich übern weg läuft und es ergibt sich dann ist das so.

18.12.2018 00:13 • #117


J
Zitat von ThomasS:
Ein Satz eines älteren Mannes, den ich mal (vor 1 Jahr) gelesen habe, hat mich aber auch wieder zum Innehalten veranlasst:
Früher haben wir Dinge repariert und nicht gleich weggeworfen.


Aber früher ist man auch oft in ner unglücklichen Ehe geblieben weil es keine Alternative gab. Daher finde ich den Spruch etwas verklärend.
Du lotest deine Gefühle aus, sprichst ehrlich mit deiner Frau. Wenn die Gefühle dann trotz allem nicht mehr ausreichen, trennt man sich lieber. Ich weiss, einfacher gesagt als getan.

18.12.2018 13:53 • #118


T
Danke erstmal für eure Antworten!

Zitat von Dattel:
All das unter der Prämisse, dass Du eine Partnerin zwingend benötigst, um der eigenen Existenz Sinn, Tiefe und Wachstum zu verschaffen.


Mit dieser Einschätzung liegst Du gleichzeitig falsch und richtig. Tatsächlich komme ich aus dieser Richtung, aber ich habe vor einem Jahr (endlich) begonnen, das zu hinterfragen. Ich glaube, irgendwo in diesem Thread schrieb ich schon einmal, dass man erst dann wirklich beziehungsfähig ist, wenn man gelernt hat, dass man genug im sinne von ausreichend, ist (da gehört Lebenssinn und Tiefe mit hinein), dass man nicht stirbt, wenn man verlässt/verlassen wird und sein Seelenheil nicht von der Laune seines Partner abhängig macht. Leider müsste ich da erst durch, um zu diesem erlauchten Zustand zu gelangen. Also ja, ich wäre gern unabhängiger von dem Drang, in einer Beziehung leben zu wollen.

Vor einer Weile (2 bis 3 Monate her) habe ich beim Psychologen mal einen wissenschaftlich fundierten Test gemacht. Dieser ergab, dass ich im Kern jemand bin, der eher verwaltet als aufbaut (*würg*). Kein Kreativer, sondern ein Bewahrer. Einer, der eigentlich keine Veränderungen will, sondern Sicherheit. Ein Familienmensch ohne Ambitionen auf das große Abentheuer. Ein typischer Beamter. Das hat für mich ein ziemlich unschönen Beigeschmack, weil man ja bestimmte Stereotypen damit verbindet.
Mit meiner Selbstwahrnehmung stimmt das also nicht überein und darum hat sich auch ein ziemlicher innerer Widertand, gegen diese Einschätzungen aufgebaut. Viele Verhaltens- und Denkweisen sind ja auch infiltriert. Es sind also Ideen, Überzeugungen, Weltanschauungen Anderer, die man irgendwann mal angenommen hat (warum auch immer) und sie nun für seine Eigenen hält.
Das passiert z.B. auch, wenn Menschen sich heute radikalisieren und sich nach außen mit ihrer unerschütterlichen Wahrheit präsentieren. In Wirklichkeit hatten diese Menschen vorher keine eigene Meinung und etwas hat diese Lücke gefüllt und ihrem Leben Sinn gegeben. Ich schweife ab...
Es gefiel mir jedenfalls nicht, weil ich mich durch dieses Testergebnis in eine Schublade gesteckt fühlte. Vielleicht ist es ein Teil meines echten Charakters, in so einem Fall (vorerst nach innen) rebellisch zu reagieren.

Gestern kam mir der Gedanke, dass ich möglicherweise von der Beziehung zu meiner Frau abhängig bin. Wenn sie z.B. schlecht gelaunt ist, finde ich keine echte Ruhe, bis sich das gelegt hat. Das ist etwas, dass mich ziemlich belastet, wenn ich es recht bedenke. Wie kann ich da herauskommen, ohne sofort gleichgültig zu werden?
Eine Option (Vermutung) auch hier wieder: Trennung auf Zeit, um zu sich selbst zu finden und nicht alles auf sich selbst zu beziehen.

Zitat von Dattel:
Du hast im Laufe der Zeit Deine Unsicherheiten längst abgeschüttelt.


Ich wünschte, es wäre so, aber nein, meine Unsicherheiten habe ich noch lange nicht abgeschüttelt. Immerhin habe ich aber schon Hammer und Meißel angesetzt. Ob ich ein Freigeist bin, weiß ich auch nicht. Das werde ich erst sehen, wenn ich gelernt habe loszulassen und so zu sein, wie ich eigentlich bin.


Zitat von Payne:
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden


Den Spruch hat meine Frau auch seit einem Jahr an ihrem Spiegel kleben.



Da ist sicher etwas dran, an dem, was Du sagst. Ich schrieb ja auch, dass man Gegenargumente bringen kann. Es spiegelt eben eine persönliche Haltung desjenigen, der es sagt (und meint). Oder eine rückwirkende Rationalisierung, für ein unglückliches Dasein, wenn man es in Deinem Sinn beantworten möchte.

Aber ja, leichter gesagt als getan, denn Partir, c'est mourir un peu. Solange der richtige Teil von einem stirbt, kann es natürlich auch ein Segen sein. Man muss da halt sehr sehr achtsam sein und das braucht bei mir zumindest u. A. eine Menge mentaler Vorarbeit.

20.12.2018 13:35 • x 1 #119


F
Ich habe gestern im Auto ein Lied gehört. Ich kannte es nicht und es war nicht mal besonders gut, aber 3 Minuten später stand ich, heulend wie ein Schlosshund, auf dem Parkplatz.
Es wäre leicht, so leicht, sich wieder in diese Beziehung fallen zu lassen die Schultern zu geben und zu denken: naja, ok. Mehr ist halt nicht drin.

Ich denke immer, dass anderen Menschen das leicht von der Hand geht... Die bauen Häuser, kriegen Kinder und wissen, dass sie ihren Partner lieben.
Ich weiß das nicht.
Ich bin nicht mal sicher, ob ich wirklich weiß , wie sich das anfühlen sollte/müsste.

20.12.2018 14:23 • x 2 #120


A


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