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Unterstützung für Menschen in einer Affäre

R
@Blanca was den Forums-Spoiler betrifft, so wundert es mich, dass dennoch in diesem unterforum, sogar in diesem Strang, der ja explizit für Affärenführer ist, Menschen schreiben, die das triggert.

09.08.2022 09:21 • x 2 #1111


paulaner
Zitat von RonjaR:
was den Forums-Spoiler betrifft, so wundert es mich, dass dennoch in diesem unterforum, sogar in diesem Strang, der ja explizit für Affärenführer ist, Menschen schreiben, die das triggert.

Ich sehe hier, bis auf ein/zwei Ausnahmen, keine getriggerten Menschen.
Allerdings sehe ich viele, die einen anderen Blickwinkel haben und den auch vertreten.
Das widerspricht aber nicht den Forenregeln.

09.08.2022 10:04 • x 7 #1112


A


Unterstützung für Menschen in einer Affäre

x 3


B
Zitat von Elfie1:
Um die verarbeiten zu können, braucht es Wut. Je schonungsloser man also sich selbst die Wahrheit sagt, umso schneller geht es einem wieder besser. Der Schmerz, der dadurch ausgelöst wird, mag heftig sein, aber er ist das Messer, dass die Verbindung kappt. Und erst danach ist man wieder wirklich frei. Also einfach atmen, den Schmerz seine Arbeit tun lassen und abwarten, bis die Zeit vergeht, die es braucht. Mehr kann man nicht tun.


Der Schmerz braucht seine Zeit und die kann sich hinziehen, denn emotionale Verbindungen kappt der Mensch nur schwer, auch wenn er einsieht, dass die Beziehung zu Ende gehen musste.
Die Wut ist eine Phase der Verarbeitung. Bei mir kam die Wut nach der Heulphase ganz am Anfang. Ich wurde wütend auf ihn, auf mich und dann kam wieder die Erinnerung an meine Mutter

... Aha, dachte ich mir. Immer noch. Sie hat Dich als Kind dressiert, Du musstest so und so sein und doch war es selten gut genug. Ich fühlte mich oft unterdrückt, ängstlich und passte mich an, denn nichts war schlimmer als IHRE Wut und ihr Frust, der im Grund genommen nicht mir galt, sondern ihrem Leben im gesamten. Sie war oft unzufrieden und dann genügte ein Fehler von mir und ihre innere Wut brach heraus, die sie oft an mir ausließ. Heute würde ich das als emotionalen Missbrauch bezeichnen.
Andererseits erkenne ich heute ganz klar, dass sie es nicht besser konnte. Sie hatte vermutlich mehrere unverarbeitete Traumen, die sie schon als Kind erlebt hat. Sie war ein Kriegskind und hat schlimme Dinge erlebt.
Ihr Traum von Heirat, Kindern erfüllte sich, aber der Alltag war dann doch jenseits des Traumes.
Sie schleppte zu viel mit sich rum und verstand nie, was in ihr wütete.
Sie hat da einiges an mich vererbt und vieles trage ich immer noch in mir.

Die Wut ist wichtig, aber sie darf nicht das Ende sein. Am Ende muss eine innere Versöhnung mit dem Mann, mit der Beziehung stehen, denn sonst bleibt die Seele stecken. Sie kommt aus der inneren Kriegshaltung nicht mehr raus. Diesen Platz muss man verlassen und das geht wiederum nur mit viel Distanz zum Erlebten und mit Einsicht.

Wie kam da eines zum anderen, wie und warum kippte auf einmal alles, wieso war er so und wieso war ich so? Da kommt man oft auf erstaunliche Dinge. Z.B. erkennt man, dass man was passierte, selbst mit ausgelöst hat und dass man viel zu viel mit sich hat machen lassen ohne aufzubegehren und vor allem ohne irgendwelche Konsequenzen. Er machte was er wollte und ich schaute machtlos zu und war allenfalls Zaungast. Da ich ja verheiratet war, konnte ich sowieso keine Ansprüche stellen. Anfangs hatte ich mir gewünscht, er würde mein Rettungsring werden und mich aus meiner langweiligen und uninteressanten Ehe lösen. Wie blöd war das denn?

Und ich kam mit der Wut wieder bei meiner Mutter an, weil ich viele Gefühle und Verhaltensweisen aus der Kindheit ins Erwachsenenleben übernommen hatte, ohne es zu merken. Ängstlichkeit, Verlustängste, Feigheit, lieber klein beigeben, lieber nichts ansprechen, lieber Friede, Freude, Eierkuchen. Und er? Er hatte die Stiefel an und lebte sein Leben. Oft bewunderte ich ihn dafür! Diese Autarkheit, diese Selbstbestimmtheit - das beeindruckte mich, aber andererseits litt ich darunter.
Mit meiner Angst, meiner inneren Verzagtheit habe ich selbst viel kaputt gemacht. Wer hat Respekt vor einem Angsthasen? Keiner, er schon gar nicht. Und auf die Phase der Glorifizierung folgte stillschweigend die Phase der Veränderung unserer Beziehung und letztendlich die Phase der Abwertung. Er wertete mich öfters ab und auf einmal konnte ich nichts mehr richtig machen. Was ihm anfangs gefallen hatte, störte ihn nun.

Ich hätte gehen müssen, aber auch dazu war ich viel zu feige. Stattdessen hielt ich aus, ertrug, fraß viel in mich hinein, litt im Stillen und weinte daheim. Es war Selbstschädigung, was ich mir antat, aber ich konnte aus dem Hamsterrad nicht aussteigen. Lieber leiden als lösen, war meine Devise. ich blieb passiv und wartete.
Er beendete es und das war das Beste was mir passieren konnte. Aber das wusste ich damals natürlich nicht.

Am Ende muss innerer Frieden stehen und die Akzeptanz, dass zwei defizitäre Menschen zusammenkamen und sich aneinander abarbeiteten ohne einen Schritt mit sich weiter zu kommen. Die Abwärtsspirale drehte sich immer schneller.

Viel später kam Dankbarkeit für das Erlebte auf, denn niemand hatte mich so mit meinen inneren Dämonen bekannt gemacht wie er. Ich bin ihm zu Dankbarkeit verpflichtet, weil ich so viel durch ihn lernte wie in Jahren und Jahrzehnten zuvor nicht. Am Ende darf nicht die Wut stehen, denn die Wut richtet sich auf ein Objekt. Sie braucht ein Gegenüber. Der innere Frieden nicht, der gehört einem selbst und der tut dann richtig gut.

09.08.2022 10:51 • x 7 #1113


Blanca
Zitat von cline:
Zu den Aussagen von @alles wird besser und , dass mein AM eine offene Beziehung mit seiner Frau führt:
Das ist nicht so.
Ich schrieb nur, dass sie es weiß. Aber einverstanden ist sie damit natürlich in keinster Weise.

Danke für die ergänzenden Hinweise.

Ich denke daß es nach so langer Zeit schon eine zumindest einseitig geöffnete Ehe ist. Immerhin hat sie den Zustand ja toleriert, statt Konsequenzen zu ziehen. Je länger er anhält, desto mehr wird er ohne ihr (inneres) Einverständnis zur vollendeten Tatsache. Dies zumal Ihr die Geschichte ja sogar gegenüber Dritten offen auslebt.

Widerlich, wie brutal dieser AM nicht nur den ehelichen Machtkampf (bisher) für sich entschieden hat, sondern seine Gattin auch nach außen brüskiert. Da hast Du Dir ja ein echtes Prachtexamplar geangelt. Daß die EF das solange mitmacht - haben die noch kleine Kinder, oder was setzt sie so unter Druck?

Zitat von cline:
Ich kann mir gut vorstellen, dass sie versucht die Geschichte auszusitzen und ich kann´s verstehen.
Das habe ich damals bei meinem Mann auch versucht, bis es für mich nicht mehr ging.

Ohne gemeinsam aufgestellte Regeln pflegt das meist zu scheitern, da gebe ich Dir recht:
https://www.msn.com/de-de/lifestyle/lie...ar-AAXfqlC

https://www.lernen.net/artikel/offene-beziehung-16404/

Nachdem Du Dich nur mit einer erklärenden Feststellung und nicht als Hilfesuchende an diesem Thread beteiligt hast, kommentiere ich das nicht weiter. Deinen Schilderungen zufolge bist Du ja sogar selbst zuvor bereits in den Schuhen der betrogenen EF gelaufen, insofern wüßte ich nicht, was es da noch zu spiegeln gäbe. Rein rechtlich verstößt Du zumindest in DE gegen kein Gesetz damit, insofern ist der Rest (Deine) reine Gewissenssache.

Deinem AM aber wünsche ich ganz feste, daß seine Frau es doch noch packen wird, ihm die rote Karte zu zeigen - während Du zeitgleich seiner überdrüssig wirst, ihm den Laufpass gibst und das am besten so, daß aber auch wirklich jeder um Euch herum diese Bruchlandung voll mitbekommt. Vielleicht dämmert ihm wenigstens dann ein wenig, was er seiner Gattin da angetan hat - obwohl ich bei Typen seines Schlages bezweifle, daß sie dazu überhaupt imstande sind. Wo keine Empathie vorhanden ist, läßt sie sich halt auch nicht herbeizüchten; vermutlich wird er also lediglich in Selbstmitleid zerfließen, seine Wunden l.ecken und sich neue Opfer suchen.

Hoffentlich haben die keine Kinder, die täten mir einfach nur noch leid. Sowas als Vater wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht.

09.08.2022 11:51 • x 3 #1114


Blanca
Zitat von SchlittenEngel:
@Blanca Also wenn Du mich schon als Beispiel für Deine Belehrungen zitierst, dann doch bitte wenigstens vollständig

Dieses Statement hatte ich schon noch im Hinterkopf. Klang prima - wurde aber leider durch den mit Allerdings... beginnenden Folgesatz sofort wieder relativiert...

Zitat von MissLilly:
@SchlittenEngel ja, ich finde Belehrung trifft es für meinen ganz persönlichen Eindruck ziemlich gut ..

Ich wiederum finde Stutenbissigkeit für einige Beiträge ziemlich treffend.

Aber wie eine von Euch bereits feststellte: Zum Glück gibt es ja den Ignorierbutton. Den nutze ich jetzt, also bitte erwartet keine weiteren Antworten von mir auf Eure Beiträge mehr.

Schönen Tag und schönen Weg!

09.08.2022 12:12 • x 3 #1115


R
@Blanca dem schließe ich mich an!

09.08.2022 12:17 • x 1 #1116


B
@Blanca,zu der Affäre von Cline. Die Ehefrau hat für sich entschieden zu bleiben. Ich sehe es so: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!
Warum sie bleibt wissen wir nicht. Ich kenne einige die die Affäre des Mannes akzeptieren aus ganz pragmatischen Gründen. Und es gibt Ehefrauen die leiden nicht einmal mehr darunter
Zumindest belûgt dieser Mann seine Frau nicht. Ob sie sich brüskiert fühlt?

09.08.2022 12:24 • x 1 #1117


Blanca
Zitat von Begonie:
Viel später kam Dankbarkeit für das Erlebte auf, denn niemand hatte mich so mit meinen inneren Dämonen bekannt gemacht wie er. Ich bin ihm zu Dankbarkeit verpflichtet, weil ich so viel durch ihn lernte wie in Jahren und Jahrzehnten zuvor nicht.

Wow @Begonie - was für ein klasse Beitrag, der kommt definitiv ins Schatzkästchen. Du sprichst da soviel an - das hätte ich nie so formulieren können, hilft mir unheimlich in Bezug aufs eigene Selbstverständnis in Dingen, die hier jetzt nicht nichts zur Sache tun.

Bitte gestatte mir eine Anmerkung:

Ich selbst blicke nicht in Dankbarkeit auf bestimmte Exe zurück. Stattdessen empfinde ich im Rückblick mittlerweile aber milden Gleichmut, denn ich sehe sie und das mit ihnen Erlebte als Stationen auf meinem Lebensweg, die diesen mitbeeinflussten, aber jetzt weit hinter einer Strecke liegen, die ich so nie wieder befahren werde.

Dankbar bin ich meinem Schöpfer und dem Schicksal, daß ich zwar mit einem blauen Auge, aber letztlich umso gestärkter aus diesen Episoden herausgelangt bin. Dabei spielte nicht nur persönliche Willenskraft, sondern auch Hilfe von außen - in welcher Form auch immer - und mitunter schlichtes Glück eine Rolle. Vor allem auf letzteres bilde ich mir nun wirklich nix ein.

Übrigens hatte bei der Hilfe auch dieses Forum einen nicht unerheblichen Anteil daran. Viele Mitglieder halfen mir mit ihren Beiträgen, ohne je auch nur zu ahnen, das und wie sehr...

Dazu zählt jetzt auch Deiner hier. Danke.

09.08.2022 13:05 • x 2 #1118


FrauDrachin
Zitat von SchlittenEngel:
Ignor- Button ,
Ansonsten gern an FL melden, wenn Du was siehst, das nicht den Regeln entspricht.
Schönen Tag !

Warum besteht man auf seinem Recht, da zu sein, wenn einem klar gesagt wurde, dass man nicht willkommen ist?

Ich denke gerade an einen öffentlichen Platz, wo eine Gruppe beieinandersteht...
Ist ja ein öffentlicher Platz, also habe ich das Recht mich mitten hineinzustellen und zu sagen, was auch immer legal ist.
Ist es deshalb richtig?

Ich kapiers einfach nicht...

09.08.2022 13:19 • x 3 #1119


Blanca
Zitat von FrauDrachin:
Warum besteht man auf seinem Recht, da zu sein, wenn einem klar gesagt wurde, dass man nicht willkommen ist?

Eigentlich auch eine interessante Frage mit Blick auf Affären. Wobei man ja zumindest einem der Eheleute durchaus willkommen ist, wenn auch nur bis hierher (meist: Windschatten) und eben nicht weiter (über die Türschwelle des Eigenheims hinaus)...

09.08.2022 13:22 • x 4 #1120


FrauDrachin
@Blanca naja, ich würde eine Ehe nicht als öffentlichen Platz beschreiben...
Aber ja, die Analogie ist da.

09.08.2022 13:23 • #1121


E
Liebe @Begonie , vielen Dank für deinen Bericht. Der hat mich sehr berührt und ich habe viele Parallelen zu meinem Leben erkannt. Auch meine Mutter war schwerst kriegstraumatisiert. Sie war in Ostpreußen geblieben, war zu spät zur Flucht aufgebrochen und geriet zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in Kriegsgefangenschaft. Sie verbrachte Jahre in einem russischen Lager für Zwangsarbeit, blieb aber immerhin bei ihrer Mutter und den kleineren Geschwistern. Ihre älteren Schwestern wurden nach Sibirien verschleppt. Auch war meine Mutter, so wie ihre Schwestern häufiger Opfer von Vergewaltigungen und Misshandlungen. Ich wundere mich heute manchmal, wie man so etwas überhaupt halbwegs gesund überstehen kann.

Für mich war sie trotzdem eine liebevolle Mutter. Irgendwie hatten wir eine besondere Verbindung. Wahrscheinlich weil ich selbst als Kind schmächtig und krank war. Für meine Schwester war es schwieriger. Sie war öfter mal Opfer der Stimmungsschwankungen meiner Mutter, d.h. sie bekam die Schläge ab. Ich dagegen nur ein einziges Mal, was sich bis heute in meine Seele eingebrannt hat. Ich war dennoch das Mamakind, bis eben mein Mann auf der Bildfläche erschien. Ihn bekämpfte meine Mutter bis aufs Blut und bekam dabei Schützenhilfe von meinem Vater.

Mein Vater glänzte in unserer Kinderzeit meistens durch Abwesenheit. Er war in leitender Stellung und hatte eine 6-7-Tage Woche. Oft sah ich ihn wochenlang überhaupt nicht. Meine Schwester war sein Liebling. Sie war ein absolutes Papakind, was mich heute in der Rückschau ehrlich gesagt nicht wundert. Ich war ja das Mama-Kind. DIese Position war also durch mich besetzt. Da aber mein Vater die Hosen anhatte in der Familie, wurde sie als Vater-Tochter oft bevorzugt, auch was die materiellen Zuwendungen betrifft. Das zog sich bis ins Erwachsenenalter.

Ich lief bei meinem Vater so nebenher. Er gab mir das, was ich heute als Krümelliebe bezeichne. Ich bekam das an Liebe und Zuwendung, was eben so vom Tisch fiel. Wahrscheinlich war ich als 2. und letzte Tochter nicht das, was er sich gewünscht hatte. Vermutlich hatte er auf einen Stammhalter gehofft und stattdessen kam eben ich. Ein kränkliches, damals noch dürres Mädchen. Damit konnte er nicht viel anfangen.

Das alles wirkte sich auch auf meine erwachsene Beziehung zu meinen Eltern aus und ich litt sehr darunter, dass ich auch den Draht zu meiner Mutter verlor, nachdem ich mich für meinen Mann entschieden hatte. Als sie dann mit einigen Jahren Abstand starben, ohne dass diese Situation bereinigt werden konnte, war ich am Boden zerstört und wurde psychisch krank. Die Depression machte sich breit und ich bekam relativ schnell Medikamente dagegen, weil die körperlichen Symptome sehr ausgeprägt waren. EIne Therapie lehnte ich aber leider viel zu lange ab. Das alles ebnete dann wahrscheinlich dem AM den Weg. Mit klarem Kopf wäre mir das alles sicher nicht passiert.

Jedenfalls nach dem Affärenende und nachdem dann auch noch meine Ehe fast gescheitert wäre, ging ich endlich in Therapie. Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Die Therapeutin machte mit mir eine Mischung aus Gesprächs-, Verhaltens- und Hypnotherapie. Besonders die unglückliche Bindung an meine Eltern wurde in Hypnose bearbeitet. Das war sehr wirksam. Heute bin ich frei von ihnen und ihrer Geschichte. Sie haben keinen Einfluss mehr auf mich und mein Leben. Ich habe verstanden, wie das alles zusammen hing und woher unsere Verwerfungen kamen. Vielleicht habe ich ihnen auch verziehen aber im Grunde genommen habe ich meine viel zu starke und fast noch kindliche Bindung an sie in der Hypnose auflösen können. Sie spielen für mich heute in meinem Alltag und in meinem Familienleben keine Rolle mehr. Ich treffe meine Entscheidungen heute selbstständig und unabhängig von ihnen.

Ich koche auch nicht mehr die Rezepte meiner Mutter nach und ich backe nicht mehr ihren Kuchen. Essen spielte in unserer Verbindung immer eine viel zu große Rolle. Daher war ich auch lange essgestört. Ich koche heute immernoch gerne aber mittlerweile habe ich eigene Rezepte eintwickelt. Noch nicht mal mehr an Weihnachten backe ich ihre Plätzchen.

Bzgl. meines Vaters, der mir in seinen letzten Lebensjahren besonders weh getan hat, bin ich heute genau so neutral. Was er mir angetan hat, bleibt in seiner Verantwortung. Wo immer er jetzt ist, muss er sich das selbst verzeihen. Ich kann und will ihm das nicht abnehmen. Auch er hatte seine Gründe für sein Handeln und für sein sehr ablehnendes Verhalten mir gegenüber. Ich habe lange gerätselt, was ich ihm getan haben mag. Vermutlich war ich aber nur der Sündenbock für seine eigene Enttäuschung über das Leben. Er hatte stark narzisstische Züge, war sehr leistungsorientiert und wahrscheinlich der Überzeugung, er sei unfehlbar und unsterblich. Ich kratzte schon als kleines Kind an seinem Ego, weil ich trotz meiner labilen Gesundheit besser in der Schule war, als er und einen höheren Bildungsabschluss bekam. Mein Mann verstärkte dieses Ungleichgewicht dann noch, da er einen Studienabschluss hatte. Mit dieser Welt konnte mein Vater nichts anfangen. Und er wertete alles ab, was er nicht verstand. Also auch meinen Mann und mich. Das hat mich sehr verletzt.

Wie gesagt, heute verstehe ich die Zusammenhänge und habe meinen Frieden damit gemacht. Trotzdem, verzeihen kann und will ich das nicht. Verzeihen muss er sich schon selbst. Ich habe mich zum Glück ohne Verzeihen von meinen Eltern lösen können und habe gelernt, für mich selbst einzustehen. Das was sie mir als Kind nicht geben konnten oder wollten, hole ich mir jetzt bei meinem Mann oder gönne es mir selbst. Das war mein Weg der Heilung. Ich hoffe, ich konnte es verständlich schildern.

09.08.2022 13:28 • x 4 #1122


E-Claire
Krümelliebe!

Was für ein tolles Wort.

09.08.2022 13:47 • #1123


Blanca
Zitat von FrauDrachin:
ich würde eine Ehe nicht als öffentlichen Platz beschreiben...

Ich auch nicht.

Jedich: Ist nicht eben das für Betrogene ihr Hauptproblem?

Also daß ihre Ehe vom Partner ohne ihre ausdrückliche Einwilligung einfach nach außen geöffnet und somit zumindest ein Stück weit zu einem öffentlichen Platz wird - wo eigentlich nur ein absolut exklusiver Privatzugang für genau zwei Leute vereinbart gewesen war?

Insoweit wirken Außenpartner mitunter wie Touristen, die unbedingt meinen, die offizielle Schlissführung mal für ein paar Momente verlassen und sich auch hinter der als Privat markierten Tür umschauen zu müssen, um ihre Neugier zu stillen bzw. was anderes zu erleben als die anderen Teilnehmer...

09.08.2022 13:52 • x 2 #1124


T
Zitat von Blanca:
über die Türschwelle des Eigenheims hinaus

Manche Affärenpartner machen ja nicht mal davor halt - eine meiner ersten Fragen an mein Mann.
Aber das ging wohl selbst meinem Mann zu weit, oder war aufgrund der aufmerksamen Nachbarn auch schlicht zu riskant.
*OT off*

09.08.2022 14:14 • x 1 #1125


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