Zitat von Kerstin1976: Alles triggert mich hier in meiner Stadt weil wir hier viel zusammen unternommen haben. Manchmal ist es echt heftig. Ich muss die Erinnerungen auch mit neuen, schönen Momenten überschreiben
Das Überschreiben würde ja bedeuten, dass das Alte weg ist, so als ob es nie stattgefunden hätte. Es ist aber (leider) doch Teil Deiner Biografie und auch wichtig. Wichtig, weil schmerzhaft. Leider lernt der Mensch oft nur durch den Schmerz, dass er auf dem Holzweg war. Aber gerade das ermöglicht auch einen Lernprozess, eine Standortänderung und vor allem Selbsterkenntnis. Was habe ich mit mir machen lassen, mich hinhalten lassen, warum klammerte ich mich immer noch an das Quentchen Hoffnung und glaubte, Leiden würde belohnt? Warte noch, eines Tages wird er auf dem weißen Schimmel vorreiten und Dich auf sein Pferd holen und mit Dir ins Märchenschloss der Liebe reiten!
Stattdessen hat er nur Quark erzählt und die ach so schreckliche Ehefrau, mit der er ja eh nur noch Gewohnheit und eine Art Freundschaft verbinden, bekam den Jackpot.
Ganz ehrlich, wollte man solche Männer als Partner haben? Die sich nehmen was sich ihnen bequem bietet weil es für einen Mann einfach nur toll ist, zwei Frauen zu haben. Die eine für das Gewohnte, die Sicherheit, das Zuhause und die andere für das andere.
Bedürfniserfüllung auf Kosten anderer, aber es braucht eben auch die entsprechenden Frauen dazu, die sich darauf einlassen und sich denken ich bin die Bessere.
Und dann irgendwann die Erkenntnis, dass er sich nicht trennen wird, sondern nur zweigleisig fahren will und dann irgendwann der Cut weil es so nicht mehr weiter gehen kann.
Und dann kommen Enttäuschung und Schmach. Wie konnte er nur? Und wie konnte ich nur? Tja, wie?
Vielleicht hat man ja schon viel früher gelernt, dass man nicht viel wert ist und sich deshalb auf halbgare Sachen einlässt? Vielleicht hat man verinnerlicht, dass man sich für ein bißchen Liebe schon sehr anstrengen muss, denn jede Geliebte strengt sich an damit sie gefällt und er eines Tages mit seinem Köfferchen vor der Tür steht und sagt
ich habe sie verlassen und will zu Dir. Vielleicht hat man gelernt, dass Liebe ohne Leiden gar nicht möglich ist, weil Liebe immer mit Leiden einhergeht?
Man kann da einiges an sich entdecken, was nicht schön ist und wieder verdammt weh tut.
Dieser Schmerz ist aber wiederum sinnvoll, denn man leidet um sich und weniger um den Anderen. So toll war der doch gar nicht. Ein Hallodri, der sich nahm was sich bot.
Ein Mann, der nicht treu zu seiner Gefährtin steht. So was wollte man haben? Da ist doch schon vorprogrammiert, dass es einem selbst irgendwann genauso mit ihm ginge. Wenn erst der Lack ab ist, der Frust Einzug gehalten hat, dann schaut er dieser zuckersüßen neuen Kollegin gerne mal nach und vielleicht beißt sie ja an.
Es ist traurig und hoffnungslos und man sieht kein Licht am Ende des Tunnels. Jeder Tunnel hat ein Ende, der ist nur noch so lang, dass man nur ins Dunkel sieht. Aber wenn man sich weiter vortastet, Schritt für Schritt weiter geht, wird es besser. Man erzielt kleine Fortschritte.
Leider gibt es die verdammten Trigger, die einen immer wieder zurückwerfen. Das ist normal, das ist das Gefühlsgedächtnis, das wieder anspringt durch einen kleinen Auslöser.
Ich konnte mal über Monate nicht in einen Supermarkt gehen, in dem wir ab und an gemeinsam gegangen waren. Es war mir unmöglich, diesen Markt zu betreten und selbst wenn ich nur vorbei fuhr, ohne einen Blick dorthin zu werfen, spürte ich doch die Beklemmung und den Schmerz im Bauch und im Herzen. Während er schon die Nächste hatte. Und ich litt immer noch.
Es verging dennoch, aber es war ein langer Weg, der in keinem Verhältnis zur Dauer der Beziehung stand. Der Abschied dauerte viel länger als die Beziehung. Ich glaube, es war nicht mal der Schmerz um diesen Mann und das Vermissen seiner Person. Aber er hatte mir auch was gebracht, kurze Augenblicke des Glücks, der Sicherheit, dass ich einzigartig und wundervoll war. Ich fühlte mich toll, wenn er liebevoll war und schrecklich einsam, wenn er es nicht war.
Ich war sein Spiegel, weil ich kein Ich hatte. Daher brauchte ich die Resonanz von außen damit ich mich positiv in meinem Spiegel sehen konnte. Und nun zeigte mir der Spiegel nur wieder die alte Person, die nicht gut genug gewesen war. Wie immer, wie so oft! Alles erlernt schon in der Kindheit. Da gab es schöne Zeiten, wenn ich z.B. gut in der Schule war, aber wie oft hatte ich das Gefühl, dass ich wieder mal nicht gut genug war? Dabei vermittelten mir das nur meine Bezugspersonen, die selbst nicht mit sich klar kamen und dann glaubten, wenn dieses Kind perfekt wird, dann fühle ich mich gut,´weil ich meine Aufgabe gut gemeistert habe.
Solche Dinge können einen das ganze Leben verfolgen und immer wieder hervorbrechen. Weil wir nicht lernen uns anzunehmen und weil wir uns von dem Erlernten nicht lösen können. Das ist dann die Wiederholung von uralten Schmerzen, die nie geheilt wurden. Und die Wiederholung kommt so lange, bis wir endlich damit aufhören, alte Defizite zwangsweise nachzuleben weil wir gelernt haben, dass das was uns beigebracht wurde, einfach nicht wahr ist. Weil wir mehr sind als nur ein Produkt unsere Umwelt.
Der einzige Weg ist der der Selbstakzeptanz und des Selbstwertes. Ich bin in Ordnung wie ich bin, ich bin eine einzigartige Person und brauche diesen Mann nicht mehr dazu, dass ich es glauben kann. ich schaffe es von selbst. Und wenn ich dann besser zu mir stehe und vor allem mehr auf mich achte, dann brauche ich solche halben Sachen nicht mehr. Männer, die kommen und dann wieder gehen, ehe sie wieder antraben. Männer, die erzählen, wie toll ich doch bin und doch ihre Frau nie verlassen würden. Männer, die mir mehr Hölle als Himmel beschert haben.
Leider selbst schuld. Reingefallen, sich einlullen lassen und die Realität ausgeblendet. Ehe ein Mann sich nicht gelöst hat, ist er nichts für eine neue, glückliche Beziehung.
Aber Männer tun sich da oft leicht. Sie gehen recht bedenkenlos darüber hinweg und wissen nicht, wie sehr sie die Seelen von empfindsamen Frauen verletzen. Denn sie sehen sich, ihren Vorteil, ihr bequemes Leben. Daher traben sie oft wieder an und wollen einen wieder gefügig machen und in ihr Leben holen - als Ergänzung, als Add-on. Wenn das Opfer dann wieder darauf hineinfällt, dumm und doof -geht es wieder von vorne los. Frauen die sich nicht viel wert sind, sind das ideale Opfer.
Geht weiter durch den Tunnel, denn manchmal ahnt ihr schon ein Fünkchen, ein kurzes Aufflackern. Und je mehr ihr geht, desto heller wird es. Noch ein paar Stürze, okay, es ist ja dunkel hier und man stolpert schon mal. Über den Supermarkt oder den Park wo man einstmals mit ihm saß.
Das Ende ist dann erreicht, wenn auch der Supermarkt nicht mehr weh tut und man reingeht und sich sagt, was um alles in der Welt habe ich an diesem Mann gefunden? Der war doch nicht mal nett, nicht mal sonderlich liebevoll, der war oft gemein und geizig obendrein Sein Vorteil war das Maß aller Dinge und um so was litt ich?Ja, leider.
Aber heute nicht mehr und darauf kommt es an, das hier und jetzt. Und das was ich neu gelernt habe und das mir niemand mehr nehmen wird. Nie mehr einen vergebenen Mann der sich aber gerne noch eine Nebenfrau als Abwechslung und zum Ego-Push hält. Ich bin mir ab jetzt mehr wert als das.