Lieber @Munzur ,
dein Beitrag hat mich sehr nachdenklich gemacht, mache Dinge, die du beschreibst, erinnern mich an meine eigene Beziehung. Deshalb würde ich ir gerne einige Denkanstöße dalassen.
Das erste wurde hier schon mehrfach erwähnt:
Die Vehemenz und auch Unflexibilität, mit der du deiner Frau DEINE S. Bedürfnisse aufhalst.
Die Undankbarkeit, dich darüber zu beschweren, dass es nur einmal die Woche S. gibt.
Die Meinung, dass es einen Anspruch darauf gibt, dass dir deine Frau deine S. Wünsche erfüllt.
Das Unverständnis, dass das, was zwischen euch S. läuft, genau das ist, was zwischen euch beiden S. möglich ist, ohne dass sich deine Frau komplett verbiegen muss. Und sich S. verbiegen richtet mittlefristig großen Schaden in der Seele an.
Der Druck, den du auf deine Frau in dieser Hinsicht ausübst.
Die Schuldumkehr, die du betreibst, wenn du deiner Frau quasi die Schuld dafür gibst, dass sie dich emotional so verhungern lässt, dass dir quasi gar nix anderes übrig bleibt, als...
Ich denke, hier würde es dir schon gut anstehen, wirkich deine Anspruchshaltung zu hinterfragen. Entweder diese S. Aspekte sind für dich so wichtig, dass du deine Frau nicht in IHRER S. akzeptieren kannst, dann musst du dich trennen. Aber nicht weil sie so emotional kalt ist, sondern weil DU andere Prioritäten hast.
Oder du kommst zu dem Ergebnis, dass sie die richtige Frau an deiner Seite ist, dann versuche doch bitte nicht, ihre S. so gewaltsam zu verbiegen. Ihre S. und ihre Grenzen und Bedürfnisse müssen genauso gültig sein wie deine. Auch wenn das bedeutet, dass du deine Lieblingspraktiken halt eher selten oder gar nicht ausleben kannst. Hier gibt es leider nur sehr, sehr bedingt Kompromisse.
Ich möchte aber noch auf einen anderen Aspekt eingehen, der mich sehr stutzig gemacht hat, an deinen Beiträgen.
Nämlich der, wie sehr du deine Identität als Mann vorrangig über deine devote und passive S. zu definieren bzw. zu leben scheinst, wie wichtig genau diese S. für dich emotional zu sein scheint, damit du dich geliebt fühlst, und wie du dann, in der Hoffnung deine emotionale Leere und deine Sehnsucht nach Liebe zu stillen, wieder auf diese eine S. zurückgreifst, und hier ja scheinbar auf ein bezahltes Angebot, das ja quasi per Definitionem emotionale Leere nicht füllen und Sehnsucht nach Liebe nicht stillen kann.
Ich denke, hier wäre es sehr wichtig, dass du einige Sachen für dich klar bekommst.
Vielleicht zu deiner Identität als Mann:
Zitat von Munzur: Ich wollte gesehen, gespürt, angenommen werden – als ganzer Mensch. Auch in meiner Verletzlichkeit.
Was genau bedeutet das für dich, AUSSER im Bett passiv zu sein?
Wie kannst du Verletzlichkeit in deinem ganzen Leben leben? Wie fühlst du dich sonst so in deiner Rolle als Mann? Wie ist sonst so, außerhab des Bettes, eure Rollenverteilung?
Verstehst du ein bisschen was ich meine?
Es ist eine total unterschiedliche Aussage: Ich möchte gerne meine devote S. leben!
wie: Ich möchte als ganzer Mensch gesehen werden
Im einen Fall geht es um S. (die ein TEIL deiner Identität ist) und im anderen Fall machst du deine S. Vorlieben zu deiner Identität.
Im ersten Fall kannst du schauen, wie sich deine Identität leben lässt, selbst wenn du die S. Aspekte nicht ausleben kannst, im anderen Fall musst du deine ganze Identität verleugenen, wenn es dir nicht ein/e P./in besorgt.
Zitat von Munzur: Es ging dabei nicht um Gefühle oder Nähe, sondern um eine Art von SB in einem extrem belastenden Moment, wo ich mich leer und unerfüllt gefühlt habe.
Und dieser Satz ist halt ein Widerspruch in sich, den ich für ziemlich wichtig halte, aufzulösen.
Du hast dich leer und unerfüllt (ich übersetze das mal in ungeliebt) gefühlt, und deshalb hast du dich an diese Prost. gewandt, und redest dir selber ein, dass es nicht um Nähe und Gefühle ging.
Doch! Du hast dich leer und ungeliebt gefühlt, und deshalb hast du es getan. Es ging sehr wohl um Gefühle.
Und scheinbar, und hier kommt das wichige, was auch in deinen anderen Beiträgen spürbar wird, tust du dir halt sehr schwer, dich erfüllt, geliebt, angenommen zu fühlen, außer in diesem ganz speziellen S. Kontext. Alles was dir einfällt, um diesen Mangel und diese Leere zu bekämpfen, ist genau diese S. Spielart.
Auch hier wieder: S. ist ja EIN Aspekt einer erfüllenden, liebevollen, wertschätzenden Beziehung. Wenn du Liebe, Erfüllung und Wertschätzung nur hier fühlen kannst, dann solltest du da ein zweites mal hinschauen.
So, es ist spät, ich hoffe, ich konnte halbwegs rüberbringen, was ich meine, und ich hoffe, du kannst was mit meinen Worten anfangen.
Liebe Grüße von der Drachin