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Verlassen worden nach Fehlgeburt - doppelte Trauer

S
Hey Kamikazeherz, hast du denn so gar keine anderen Menschen, die dich in deinem Schmerz wahrnehmen? Ich mein, es ist schön, wenn du das in deiner Ex Familie noch hast, aber du darfst nie vergessen, da klebt leider auch schnell so ein Loyalitätskonflikt dran.

24.01.2019 16:57 • x 1 #166


Kamikazeherz85
Liebe Sorglid, doch, ich habe liebe Menschen um mich rum. Aber ich habe das Gefühl, ich brauche den zweiten Part, um den Verlust meines Kindes zu verarbeiten. Und das können mir weder Freunde noch meine eigene Familie noch meine Therapeutin geben. Ist ja auch nur so ein Gedanke, aber vielleicht suche ich auch deswegen noch die Nähe zu meiner Ex-Familie, weil sie irgendwie der andere Teil meines Kindes sind. Wie gesagt, vielleicht ist das auch Quatsch.

24.01.2019 17:00 • #167


A


Verlassen worden nach Fehlgeburt - doppelte Trauer

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S
Nein ich sehe das nicht als Quatsch an. Aber du musst auf dem Schirm haben: Blut ist dicker als Wasser. Und wenn es hart auf hart kommt, wirst du den Kürzeren ziehen. Deswegen ja, es ist schön, wenn dich die Ex Familie immer noch wahr nimmt und dich in deinem Schmerz noch unterstützen kann. Bei mir gibt es immer noch diese Großmutter von meinem ExEx, da kann ich selbst heute noch hin, denn sie mag mich. Auch wenn der Rest der Familie mich meidet, wie die Pest. Ich habe ihr nämlich diesen ersten Urenkel geschenkt, sie stand immer auf meiner Seite. Mein Sohn feiert nächsten Monat seinen 18. Geburtstag. So kann es laufen, muss es aber nicht.

24.01.2019 17:09 • x 1 #168


Kamikazeherz85
Zitat von Sorgild:
Aber du musst auf dem Schirm haben: Blut ist dicker als Wasser.

Ich weiß. Und ich habe ja selbst schon gemerkt, dass mich dieser Kontakt in meinem Trennungsschmerz zurückwirft. Deswegen habe ich mich gefragt, warum ich die Nähe zu dieser Familie dennoch suche.
Zitat von Sorgild:
Mein Sohn feiert nächsten Monat seinen 18. Geburtstag. So kann es laufen, muss es aber nicht.

Toll, das freut mich für dich!

24.01.2019 17:12 • #169


S
Ich sage mal, es ist ok, wenn es noch Menschen in deiner Ex Familie gibt, denen du nicht egal bist. Und ich denke nicht, dass es irgendeinen Grund gibt, sich da Gedanken zu machen. Nur mach dir trotzdem klar, dass das so nicht immer laufen muss. Es wäre schon besser, wenn du dir jetzt Verbündete suchst, die dir in deiner Krise ohne irgendwelche Vorbehalte zur Seite stehen können.

24.01.2019 17:17 • x 1 #170


Kamikazeherz85
Zitat von Sorgild:
Nur mach dir trotzdem klar, dass das so nicht immer laufen muss

Ja, das ist mir klar. Spätestens wenn mein Exfreund seine Neue (sollte es sie schon geben) mit nach Hause bringt, werden seine Eltern Probleme bekommen - die haben ja auch noch die Photos von ihrem Sohn und mir an der Wand hängen. Und dann werden sie den Kontakt zu mir wohl auch auf ein Minimum beschränken. Bis dahin habe ich vielleicht hoffentlich den Verlust meines Kindes einigermaßen verarbeitet.
Was sagst du eigentlich zu meiner anderen Frage, nämlich ob es etwas über den Charakter eines Menschen aussagt, wenn er seine langjährige Partnerin nach einer Fehlgeburt in ihrer Trauer allein lässt?

24.01.2019 17:26 • #171


S
Zitat von Kamikazeherz85:
Was sagst du eigentlich zu meiner anderen Frage, nämlich ob es etwas über den Charakter eines Menschen aussagt, wenn er seine langjährige Partnerin nach einer Fehlgeburt in ihrer Trauer allein lässt?


Nun, meiner hat mich ausgetauscht, als bei mir eine Depression diagnostiziert wurde. Was mir dazu einfällt? Der ideale Partner steht zu dir in guten, wie in schlechten Zeiten. Tut er es nicht, ist er ein Hallodrian, wie meine Oma sagen würde. Ich sage dir: Du wirst diese Krise meistern. Auch ohne falsche Freunde. Die helfen nämlich nicht, die halten nur auf. Du wirst diese schwere Zeit zur Not auch allein packen und du wirst daraus gestärkt hervor gehen. Von so Leuten, die einen nur aufhalten, statt wirklich zu unterstützen, brauchen wir nichts erwarten. Im Gegenteil: Sie sind in dieser schweren Zeit eigentlich nur ein zusätzlicher Klotz am Bein, den wir nicht brauchen. Fühl dich gedrückt.

24.01.2019 17:33 • x 1 #172


Kamikazeherz85
Zitat von Sorgild:
Nun, meiner hat mich ausgetauscht, als bei mir eine Depression diagnostiziert wurde.

Ja, ich habe deinen Thread ja auch verfolgt. Dein Expartner scheint mir aber auch wirklich jemand zu sein, ohne den frau besser dran ist (was ich über meinen Exfreund leider nicht wirklich sagen kann).
Momentan weiß ich nicht, wie ich das alles durchstehen soll. Zu viel Verlust auf einmal.
Ich drück dich mal zurück und finde toll, wie du das alles machst (im selben Haus wie der Ex mit seiner Neuen zu wohnen, zeugt von sehr viel Stärke)!

24.01.2019 17:41 • #173


S
Ja, das stimmt und ich lese hier auch so viele Beispiele von Leuten, die aus intakten Beziehungen kommen und trotzdem vor dem gleichen Scherbenhaufen stehen wie ich. Also mit intakt meine ich Beziehungen, in denen der Verlassene bis zum Schluss dachte, das alles gut ist. Im Gegensatz zu mir, wo ich die ganze Zeit wusste, das hier tut mir nicht gut. Ich denke schon, dass ich es leichter hatte, auch wenn ich die eine oder andere Nuss zu knacken hatte. Aber ich mag mir manchmal nicht vorstellen, wie es den Menschen gerade ergeht, für die jetzt wirklich eine Welt zusammen bricht. Trotzdem kann mein Teil der Wahrheit für dich nur ein Puzzlestück sein. Die ganzen vielen anderen Menschen, die so völlig andere Erfahrungen gemacht haben, liefern dir die anderen Puzzleteile, die du am Schluss benötigst, um irgendwie mit deiner Situation abschließen zu können.

24.01.2019 17:54 • #174


Kamikazeherz85
Zitat von Sorgild:
Ich denke schon, dass ich es leichter hatte, auch wenn ich die eine oder andere Nuss zu knacken hatte

Was es mir an deiner Stelle in jedem Falle einfacher machen würde, wären deine Begegnungen mit der Neuen deines Exfreundes, von denen du in deinem Thread geschrieben hast ...

24.01.2019 17:58 • #175


perpetuum
Zitat von Kamikazeherz85:
Was sagst du eigentlich zu meiner anderen Frage, nämlich ob es etwas über den Charakter eines Menschen aussagt, wenn er seine langjährige Partnerin nach einer Fehlgeburt in ihrer Trauer allein lässt?


Wäre es denn besser gewesen, er wäre aus Pflichtbewußtsein bei dir geblieben?
Er ist sicher nicht gegangen, um dich zu verletzen.
Er hatte eigene Bedürfnisse, eigene Gründe. Er hat sich getrennt, obwohl er wußte, dass es dich verletzen wird, dass das Timing nicht gut ist. Er musste (so wird er es empfunden haben) für sich tun. So hart es für dich auch ist.

Auch du hast bestimmt schon mal verlassen, erinnere dich an das Gefühl, wenn der Entschluss steht.
Dann will man nicht noch warten, es hinauszögern, um den anderen nicht zu verletzen.
Und wenn man es doch tut, tut es einem nicht gut.

24.01.2019 18:22 • x 1 #176


Kamikazeherz85
Zitat von perpetuum:
Wäre es denn besser gewesen, er wäre aus Pflichtbewußtsein bei dir geblieben?

So komisch das vielleicht klingt, aber ja, das wäre für mich in letzter Konsequenz besser gewesen, weil ich erst einmal den Tod unseres Kindes hätte verarbeiten können. Das wird hier wahrscheinlich einen Aufschrei geben, aber ich empfinde es so ...
Zitat von perpetuum:
Auch du hast bestimmt schon mal verlassen, erinnere dich an das Gefühl, wenn der Entschluss steht.

Ja, ich habe auch schon verlassen. Allerdings wäre es mir im Traum nicht eingefallen, das zu tun, wenn mein Partner gerade einen Schicksalsschlag zu verarbeiten hat.
Also meinst du, jemanden in einer solchen Situation zu verlassen, sagt nichts über den Charakter aus? Ich selbst bin mir nicht sicher, deswegen frage ich. Aber es wäre natürlich einfacher, wenn hier jetzt alle schreiben würden: klar, du hast was Besseres verdient oder sonst irgendwas ... Dann könnte ich wieder ein bisschen von der wohltuenden Wut aufbauen. Stattdessen ist heute nur alles wieder voller Schmerz.

24.01.2019 19:02 • #177


O
Ich habe darauf ja schon einmal geantwortet. Ich sehe ihn hier nicht als den Bösen. Eure Beziehung war sowieso schon sehr wackelig und nicht stabil.

Als du schwanger warst war er geschockt und wollte das Kind nicht. Er hat sich bestimmt ganz ganz viele Gedanken gemacht. Hat sich oft mit der Freundin aus der Uni getroffen usw. Er ist trotzdem bei dir geblieben.
Hätte er dich schwanger sitzen gelassen, dass hätte ich auch schon übel gefunden.

Als du dann die Fehlgeburt hattest ist ihm wohl einiges durch den Kopf geschossen. Du schreibst selber, dass er deinen jetzt noch viel größerem Kinderwunsch nicht im Weg stehen will.
DAS ist doch eine vollkommen vernünftige Aussage und auch Begründung.
Er möchte jetzt noch kein Kind, Familie, Verantwortung. Der Alltag mit dir , den empfand er als langweilig.

Wie lange sollte er jetzt noch bei dir bleiben ? Das habe ich hier schon oft gefragt. Wann wäre er für dich nicht der Ar. sch?
Wann könnte er sich ruhigen Gewissens und mit deinem Segen trennen ?
Nie ! Es wäre ein endloses Leiden auf beiden Seiten

24.01.2019 19:06 • x 1 #178


Kamikazeherz85
Zitat von Otten82:
Du schreibst selber, dass er deinen jetzt noch viel größerem Kinderwunsch nicht im Weg stehen will.

Das war ja, wie ich im Nachhinein erfahren habe, nur ein vorgeschobener Grund.
Zitat von Otten82:
DAS ist doch eine vollkommen vernünftige Aussage und auch Begründung.

Natürlich wäre das eine vernünftige Aussage, nur eben nicht in der akuten Trauerphase (abgesehen davon, dass dieser Grund wie gesagt nur vorgeschoben war).
Du fragst mich immer, ab wann es für mich leichter gewesen wäre - das kann ich nicht in Wochen oder Monaten beantworten. Es wäre für mich dann leichter gewesen, wenn ich den Verlust einigermaßen verarbeitet hätte. Da hätten wahrscheinlich schon ein paar Wochen oder wenige Monate was gebracht.

24.01.2019 19:12 • #179


Kamikazeherz85
Dass es hier tatsächlich einige Frauen gutheißen oder zumindest nicht verwerflich finden, wenn der Mann seine Partnerin kurz nach einem traumatisierenden Ereignis wie einer Fehlgeburt verlässt, wundert mich im Übrigen irgendwie. Von wegen Frauensolidarität und so.
Meistens ist eine Fehlgeburt für eine Frau schwieriger zu verarbeiten als für einen Mann, das liegt in der Natur der Sache. Mein Exfreund wollte das Kind ja nicht, hat aber nach der Fehlgeburt dann doch auch ein bisschen getrauert und gesagt, er hätte es schön gefunden, etwas zu haben, was uns für immer verbindet - ich antwortete darauf übrigens, dass wir das haben, obwohl unser Kind nicht leben darf. Diese Verbindung scheint er aber jetzt nicht mehr zu spüren. Wie dem auch sei: Ich finde es (für mich) nach wie vor nicht in Ordnung, wenn sich ein Mann nach einem für die Frau so schlimmen Erlebnis einfach aus der Verantworung zieht, weil sich das für ihn besser anfühlt. Deswegen hat er natürlich noch lange keinen schlechten Charakter. Aber umgekehrt hätten Menschen mit gewissen Charakterzügen in diesem Fall wohl anders gehandelt.

24.01.2019 19:23 • x 1 #180


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