Ich habe dasselbe hinter mir, 3 Jahre mit einem verheirateten Mann in der Ferne geschrieben, aus Sympathie wurde Freundschaft, aus Freundschaft Anziehung, Gefühle.... Er war genau wie Deiner, über seine Frau sprach er immer respektvoll, wertschätzend, aber meist kam sie in unserem Universum gar nicht vor.
Ich hatte auch eine heftige Ehetrennung hinter mir bzw. vollzog ich diese während wir schon schrieben, aber noch nichts zwischen uns war. Im Nachhinein denke ich, dieser Mann hat mir überhaupt den Mut, die Kraft und das Selbstbewusstsein zurück gegeben, das ich brauchte, um die Trennung zu vollziehen und auch durchzuziehen.
Er beendete Ende letzten Jahres unseren dreijährigen Kontakt, weil er nicht mehr mit dem emotionalen Zwiespalt umgehen konnte. Eine Trennung von seiner Frau war für ihn nie ein Thema gewesen, er gab unserer Beziehung aufgrund der Distanz und Unsicherheit, ob nicht alles am Ende doch nur eine Illusion ist und man sich gegenseitig nicht idealisiert, weil man sich ja nicht richtig kennt, keine Chance und beendete es, um sich wieder auf seine Ehe zu fokussieren.
Mir tat und tut das immer noch sehr weh, aber ich denk es ist trotzdem richtig so. Er war meine Stütze in einer Zeit, in der ich keinen anderen Lichtblick hatte als ihn, er gab mir die nötige Kraft in einer Zeit, in der ich stark sein musste. Aber ich denke auch, es hat seinen Grund, warum es ein vergebener Mann in unerreichbarer Ferne war, der das in mir auslöste, und nicht ein netter Single um die Ecke: Ich war und bin überhaupt noch gar nicht bereit für eine neue echte Beziehung mit allem drum und dran. Dieser idealisierte unerreichbare Hosentaschenfreund war genau soviel Mann, wie ich in meinem Leben Platz hatte, nicht mehr, nicht weniger. Er tat mir gut, pimpte mein Ego, versüßte mir den Tag. Ich vergleiche es inzwischen wie die Teenieschwärmereien für einen Star. Auch das sind Projektionen für das, was man später, wenn man reif ist, wirklich mal will.
Ich denke, bei dir ist es ähnlich. Es wird seinen Grund haben, warum er dir ins Leben plumpste zu einer Zeit, als es dir mies ging. Und es wird unbewusst auch seinen Grund haben, warum ein vergebener Mann am anderen Ende der Welt das in dir auslöst. Selbstschutz.
Ob seine Ehe schlecht ist, wage ich zu bezweifeln. Wäre sie es, dann würde er dir das sagen. Sie wird einfach alltäglich geworden sein, du bist ein Kick. Aber gerade dass er nicht drüber mit dir redet, auch nicht über Gefühle obwohl Ihr TS habt und alles, zeigt auch, dass er seine Ehe dafür nicht riskieren und das mit Dir nicht vorantreiben will.
Du kannst jetzt nur zwei Dinge tun: Es weiter locker laufen lassen und genießen. Oder anfangen über Gefühle zu reden. Letzteres hat bei uns letztlich die Komplikationen ins Spiel gebracht, die zum Ende führten. Aber auch das ist vielleicht irgendwann dann auch mal Zeit, um im realen Leben auch ohne diese Stütze wieder klarzukommen. Letztlich ist und bleibt es Illusion und Projektion.
Aber das Ganze macht leider auch süchtig und ein Ende kommt einem Entzug gleich. Wenn dir ein Mensch jahrelang von morgens bis abends im Kopf ist und du den Tag damit verbringst, an ihn zu denken und auf seine Nachrichten und Anrufe zu warten, und dir jeder Kontakt einen Kick gibt, dann dauert es, bis man das ersetzen kann durch etwas oder jemand anders. Daher überlege Dir gut, was Du willst und ob du bereit bist, das ggf. zu verlieren, wenn du es jetzt seiner Lockerheit und Unverbindlichkeit beraubst. Denn Verbindlichkeit hat er mit seiner Frau schon und kann sie dir wahrscheinlich nicht bieten.