Zitat von Kaetzchen:wenn man das Grundprinzip von Mann/Frau - Yin/Yang - leugnet.
Ich glaube nicht an diese Theorie. Nach meinem Verständnis gibt es keine vorgegebenen typisch weiblichen / männlichen Strukturen sondern gesellschaftliche Rollenbilder, in die wir hineinsozialisiert werden. Ich weiß, dass hier im Forum darüber schon sehr viel mit den unterschiedlichsten Ansichten diskutiert wurde, aber ich habe erst vor ein paar Tagen einen Bericht gesehen, in dem ein Hirnforscher sagte, die Vorstellung, dass genetische Programme eine so komplizierte Struktur wie das menschliche Gehirn programmieren, Nonsens sei. Es seien vielmehr die Lebenswelten, die maßgeblich die Entwicklung des Gehirns beeinflussen. Unsere Prägungen (von typisch weiblichen bwz männlichem Verhalten) basieren nach der Meinung dieses Wissenschaftlers also auf historisch gewachsenen Vorstellungen und nicht auf angeborenen genetischen Programmierungen.
Diese These wird z.B. dadurch gestützt, dass sich geschlechterspezifische Rollenbilder im historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext sowohl unterscheiden als auch verändern (und daher auch beeinflusst werden können). So waren es zur Zeit Louis XIV Männer, die Röcke, Leggins,
High Heels und pink trugen. Dinge, die abgesehen von der rosafarbenen Kleidung (was sich aber auch in den letzten Jahren erst wieder gewandelt hat) derzeit ganz klar als typisch weiblich angesehen werden.
Genderforschung beschäftigt sich übrigens nicht mit der Frage danach, was typisch weiblich bzw typisch männlich ist, sondern mit Geschlechtsrollenstereotypen. Geschechtsrollenstereotypen, denen wir alle von klein auf ausgesetzt sind und die unser Denken und Handeln unterbewusst prägen. Es ist wichtig, dass wir die Festlegung auf solche geschlechterspezifischen Rollenbilder aufbrechen weil sie die vielfältigen Temperamente und Talente der Menschen (schon von Kindesbeinen an) auf den geschlechterspezifischen Habitus beschränken. Plakativ: villeicht will ein Mädchen gerne Autos reparieren und ein Junge gerne Ballett tanzen, sie werden aber bereits in jungen Jahren in der Entfaltung ihrer Interessen gehindert, weil es dann heißt: aber das ist doch nur was für Jungen / Mädchen. (So wurde z. B. auch in Untersuchungen festgestellt, dass Unterrichtende Fragen mit mathematischen Themen häufiger an Jungen adressieren als an Mädchen.)
Und auch bei der geschlechtergerechten Sprache geht es nicht darum, zwanghaft die weibliche Form zu verwenden. Es geht vielmehr darum, nicht nur Männer in der Sprache zu repräsentieren. Sprache formt und manifestiert Wahrnehmung und wer mal genau darauf achtet, wird feststellen, dass Frauen in der Sprache so gut wie nicht vorkommen. Da ist fast immer nur von dem Wähler, dem Bürger, dem Konsumenten, den Politikern usw die Rede. Kein Wunder, dass Frauen in führenden Positionen immer noch unterrepräsentiert sind, wenn immer nur von Professoren oder Aufsichtsräten die Rede ist. Bei der Verwendung dieser Begriffe entstehen bei den allermeisten Menschen innere Bilder von Männern weshalb die Mehrheit dieser Positionen eben auch immer noch an Männer vergeben werden. Die Lösung hierfür kann statt der zusätzlichen Verwendung der weiblichen, die einer geschlechterneutrale Form sein, wie z. B. Lehrende statt Lehrer*innen, Beobachtende statt Beobachter*innen usw. Damit werden dann auch all diejenigen Menschen mitangesprochen, die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen können oder wollen.
Ich glaube schon auch, dass es heutzutage für viele Männer schwer ist, mit der Veränderung des Selbstverständnisses von Frauen klarzukommen. Denn für die Männer besteht im Grunde ja kein Grund zur Veränderung, das Patriarchat hat ihnen ja über Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende ihre gesellschaftliche Vormachtstellung garantiert. Aber durch den Feminismus und das Bestreben, die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft zu erreichen, ändert sich das Rollenbild, das Frauen von sich haben und das hat dann selbstverständlich auch eine Rückwirkung auf Männer und deren Selbstverständnis. Sie können also nicht weitermachen wie bisher sondern müssen sich auch reflektieren und verändern, aus ihrer Comfort Zone heraustreten.
Ich persönlich spüre meine Weiblichkeit übrigens besonders in der ausschließlichen Gesellschaft von Frauen. Keine Ahnung, warum das so ist. Frauensauna, Frauenseminare etc. Villeicht, weil ich da das Gefühl habe, ganz ich selbst sein zu können, niemandem gefallen zu müssen.