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Wann ists denn endlich mal gut ?!

L
Jede Heilung dauert unterschiedlich lange. Jeder Schmerz verarbeitet sich in unterschiedlicher Dauer.

Das sagt jede/r.

Und dann ist es doch so, dass Partner, Freunde, Familie etc. nicht mehr können und nicht mehr wollen. Zuhören, raten meine ich damit.
Verständlich irgendwo.

Warum mein Thread heute? Habt ihr das übel genommen?

18.06.2023 11:05 • x 5 #1


K
Nö. Das habe ich nie übel genommen. Man hat dafür einfach Verständnis, wenn man die Rollen mal tauscht.

Wenn wir von Familie sprechen, von sehr guten (vor allem echten) Freunden etc, dann erwarte ich, dass man mir zuhört. Dass Verständnis vorhanden ist, dass man sich für meine Lage interessiert. Und dass man auch mal das ein oder andere unbequeme Treffen vereinbart, weils mir dann halt mal sch.ei.sse geht und ich mich auskotzen muss.

Aber irgendwann muss mal wieder gut sein. Irgendwann hat man alles 3,4 oder sogar fünfmal durchgekaut. Ein sechstes Mal muss dann wirklich nicht sein. Als Trauernder sollte sich die Verarbeitung im Aussen irgendwann ins Innere verlagern. Man kommt ja voran, akzeptiert, hat verarbeitet. Und dann beginnt auch der Ausblick auf die Zukunft. Mit besserer Laune, vielen schönen Erlebnissen und ohne Beziehung, die hinter einem liegt.

18.06.2023 11:18 • x 7 #2


A


Wann ists denn endlich mal gut ?!

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Kummerkasten007
Ich glaube es fängt dann zu nerven an, wenn man feststellt, dass wenig bis gar kein Nachdenken/Reflektieren gestartet ist.

So würde es mir gehen, wenn über Wochen und Monate immer und immer wieder über das gleiche gejammert wird und ich den Eindruck habe, es wird überhaupt nicht zugehört und sich ein bisschen auch im Leid gesuhlt wird.

18.06.2023 11:25 • x 7 #3


NurBen
Ob es verständlich ist oder nicht, kommt hauptsächlich auf die Umstände an.

Damals war mein Umfeld auch genervt von mir. Meine persönliche Meinung ist, dass das in einer Freundschaft doch wohl drin sitzt.

Ich stand auch schon auf beiden Seiten. Und ja, ich war natürlich auch oftmals genervt, wenn sich der Abend nur um das Thema der Exbeziehung dreht. Denn noch gehört es sich als Freund so.
Aber es gehört auch dazu, dass man als Freund irgendwann Klartext redet.
Daher ist die Frage eher, wann als Freund das Verständnis nachlässt und das hängt eben von vielen Faktoren ab.

Wenn ich selbst zurückblicke, hatten einige Recht. Aber das habe ich zu dem Zeitpunkt eben nicht gesehen. Ich war wütend, enttäuscht und traurig. Wenn jemand dann zu einen sagt Ist gut jetzt oder wie lange noch ist es erstmal verletzend. Rückblickend hatten sie aber allen recht dazu, mir das zu sagen.

18.06.2023 11:28 • x 1 #4


paul258
Interessantes Thema!

Erst einmal möchte ich mal eine Lanze brechen dafür, dass es ja verschiedene Formen von Umgang gibt. Ich weiß noch wie vor paar Jahren ein guter Kumpel von mir verlassen wurde. Er rief mich am Sonntagabend an und war komplett aufgelöst. Ich beendete das Gespräch recht schnell, schnappte mir meine Sachen und eine Flasche Whisk. und bin zu ihn gefahren. Erst haben wir geredet und dann, als er nicht mehr reden wollte, haben wir einfach zusammen Stirb Langsam geschaut Ich weiß noch, dass der nächste Tag übel war.

Oder bei mir selbst erst vor ein paar Tagen. Meine Ex hat sich ja getrennt und wir lebten zusammen in einer Wohnung. Ein guter Freund meinte dann, dass ich einfach jeden Sonntag vorbeikomme und wir schauen zusammen Netflix Serien – was wir dann auch taten. Manchmal haben wir eine Stunde nicht gesprochen – aber es hat mir so viel gegeben in dem Moment.

Gleichzeitig gibt es aber wohl auch genug negativ Beispiele. Ich erinnere mich an früher, als mal mein Herz gebrochen wurde und ein „Freund“ beim zweiten Treffen meinte, dass ich nicht so „rumheulen solle“; er wollte „einen schönen Abend haben“. Wir waren dann auch nicht mehr lange Freunde.

Ich glaube @Kummerkasten007 hat es schon ganz gut getroffen. Ich denke es fängt dann an zu nerven, wenn man merkt, dass der andere sich da komplett verbeißt und irrational wird. Ich finde schon, dass man dann als Freund mal was sagen sollte. Gleichzeitig aber auch wissen, dass das ja auch zu einer Trennung gehört und der andere sich das ja meistens nichts ausgesucht hat und leidet. Also nicht verurteilen. Aber auch nicht einfach ins endlose laufen lassen.

Ja, schwierig. Ich denke in solche Situationen zeigen sich wahre Charaktere.

18.06.2023 22:10 • x 5 #5


tina1955
Beispiel: eine Freundin lebt in Trennung und klagt seit Monaten über ihre Situation als betrogene Ehefrau. Sie bekommt Tipps, Hinweise, wie sie damit umgehen könnte, wie sie es akzeptieren könnte, dass es kein Zurück zum Ehemann mehr gibt. Sie wird in jedem Gespräch aufgebaut, ihr Selbstbewusstsein und ihr Selbstwertgefühl werden durch Gespräche gestärkt.

Eine Woche später ist sie wieder an Punkt Null angelangt und die Gespräche, das Zuhören und Ratschläge gehen von vorne los.

Irgendwann kann man als Freundin nicht mehr. Es kostet unheimlich Energie, Zeit und jedes Gespräch regt mich immer mehr auf, weil sie nicht einen einzigen Ratschlag befolgt hat.

Ich musste mir Vorwürfe anhören, wenn ich mal keine Zeit für ihren Kummer hatte.

Ich bin nach inzwischen 8 Monaten nun für sie nicht mehr erreichbar, weil es mich zu sehr belastet hat.
Es tut mir leid, aber ich konnte einfach nicht mehr mit ansehen, wie sie sich selbst quält und nicht handelt.

Natürlich bin ich egoistisch, habe kein Verständnis, in ihren Augen.
Damit muss ich leben.

19.06.2023 00:18 • x 5 #6


alleswirdbesser
Ich habe diesmal kein Bedürfnis mit jemandem aus meinem Umfeld meine aktuelle Trennung zu zerkauen. Ich mache es mit mir aus, zumal es um mehr geht, als nur die Trennung, Grundsatzüberlegungen halt.

Im Moment reicht mir das Forum zum verarbeiten und reflektieren und die netten Kontakte, die hier entstanden sind.

Das Jammern hilft sowieso nicht weiter, und ein Opfer irgendwelcher Handlungen bin ich diesmal bestimmt nicht. Eine Freundin hat von sich aus angerufen und mit mir gesprochen, aber das ist mehr als genug, wir haben auch über andere Dinge gequatscht.

Ich glaube, wenn es einem so oft passiert, ist das Thema Trennung nichts worüber man stundenlang reden möchte. Früher ja, da konnte ich nie genug davon haben. Aber diesmal ist es komisch. Forum ja - woanders mag ich nicht darüber reden.

19.06.2023 06:58 • x 8 #7


E
Menschen sind verschieden, ihre Bedürfnisse auch. Ich versuche meistens herauszufinden, was der Betroffene braucht und wenn möglich, ihm/ihr beistehen. Aber bestimmt nicht grenzlos.

Ich selbst finde meistens Klarheit indem ich meine Gedanken und Gefühle niederschreibe. Bis es sich herauskristallisiert, was genau mir zu schaffen macht. Trete erst dann in Dialog mit anderen, um Tipps zu erhalten.

Geduld habe ich meistens, oft ist das, was wie ein Kreis aussieht, eine Spirale. Und führt langsam aber sicher nach oben. Was oft hilft in Gespräche mit Trauernden ist eine differenzierte Betrachtung und das kann man durch Gespräche erarbeiten. Zusammen. Aber manchmal will man einfach nur leiden. Den Schmerz fühlen. Wurdigen. Zulassen.

Interessant finde ich, wie unterschiedlich Männer zu Frauen damit umgehen. Präsenz und Ablenkung scheint trauernden Männer Unterstützung genug zu sein, Frauen erwarzen oft, dass man die Beziehung millionen mal zusammen zerkaut. Das ist anstrengend und ermüdend. Irgendwann gibt es auch nichts mehr, was noch unbeleuchtet ist....

19.06.2023 09:26 • x 3 #8


Cocolores
Ich habe von mir aus irgendwann nichts mehr erzählt, weil ich das Gefühl hatte, dass niemand so richtig verstanden hat, dass eine Trennung aus einer toxischen Beziehung eben anders ist.
Mir hilft reden einfach immer sehr viel, aber eben nicht, wenn ich merke, dass mein Gegenüber so Null Verständnis (mehr) hat.
Dafür habe ich dann eben Foren und Chats schätzen gelernt.

Eine Bekannte hängt in einer toxischen on-off-Beziehung (zur Zeit wieder on) und ich habe mir in der letzten Trennungsphase sehr viel Zeit für sie genommen, mit Engelszungen immer wieder versucht ihr Dinge klar zu machen, weil ich ja weiß, wie das ist... kann daher auch verstehen, dass das für Nicht-Wissende extrem anstrengend sein kann.

19.06.2023 09:35 • x 8 #9


Inexplicitus
Ein schönes und interessantes Thema.

Ich kann die im Raume stehende Frage nicht allein auf wenige Faktoren basierend beantworten. Vor allem weil jeder Mensch anders mit Trennungsschmerzen umgeht. Ich habe eine Toleranzgrenze wenn es um das pure Geheule geht. Wenn der Betroffene ausschließlich sich in Selbtmitleid und Beweihräucherung badet, von mir erwartet das ich den netten Onkel der in den Arm nimmt und nur sagt das alles nicht so schlimm sei, wirds mir dann auch zuviel und ich lasse von demjenigen ab.

Ich werde durch Betroffene motiviert, wenn diese selbstkritisch und auch aus der Sicht des anderen die Vorkommnisse reflektieren und Zugeständnisse machen, nicht dem anderen allein die Schuld zuweisen. Das gibt mir das Gefühl das ein Mensch der in Trauer ist, ernsthaft sich bemüht die Gründe der Trennung in Worte zu fassen und auch zu begreifen. Dann bin ich auch gerne bereit mehr Zeit zu investieren, den anderen zu stützen, aufzubauen und zu motivieren, Trost zu spenden.

Doch in einer Sache kann ich eine ganz klare Haltung einnehmen. Ich nehme Trennungsschmerzen und die Folgen dessen niemandem übel. Ich habe selbst unter einer Trennung schon gelitten, kann also nachempfinden was in dem anderen vorgeht. Ich denke das die eigene Erfahrung in Sachen Trennung eine wichtige Komponente bildet, die die eigene Toleranzgrenze definiert.

@Lumba befindest Du Dich gerade in der Rolle des Tröstenden?

19.06.2023 13:09 • x 2 #10


S
Hallo Lumba!

Danke für das Thema. Also ich glaub ja, das ist generell ein Problem mit diesem Forum, dass hier viele innerhalb weniger Tage genervt reagieren, wenn sie keine Fortschritte sehen. Im realen Leben nehmen sich Freunde schonmal etwas mehr Zeit aber auch deren Geduld ist begrenzt. Manche Dinge, besonders Trennungsprozesse, dauern aber Jahre. Mir hat mal ein Therapeut gesagt ein normaler Trauerprozess dauert zwischen 3 und 5 Jahren, bei pathologischer Trauer sogar noch länger. Pathologische Trauer meint, dass man irgendwo feststeckt und sich im Kreis dreht. Da hilft dann nur eine Therapie oder zumindest der Besuch beim Arzt. Daraus entwickelt sich nämlich schnell eine Depression.

Ich denke eine Trennung ist ja im Grunde nichts anderes als ein Trauerprozess. Egal unter weilchen Umständen und egal ob von einem Lebens-, Ehe oder sogar Affärenpartner. Immer wurden ja irgendwie Bindungen aufgebaut, egal ob die jetzt gesallschaftlich akzeptiert sind oder nicht. Bindung ist Bindung.

Bei einer Affäre ist sogar die Wahrscheinlichkeit und das Risiko für einen pathologischen Trauerprozess stark erhöht, weil ja schon die Beziehung an sich nicht gerade gesund war. Insofern kann ich nur sagen, ja, die Dinge dauern. Und wer jetzt von Freunden oder sogar von Forumsteilnehmern erwartet, dass sie die gesamte Zeit über mit offenen Ohren und Herzen den Weg mitgehen, der wird sehr wahrscheinlich eine weitere Entäuschung erleben müssen.

Hier im Forum ist es wenigstens ein Vorteil, dass es immer neue Mitglieder gibt, die sich zum Helfen und Lesen bereit erklären. So kann man hier also den Kummer getrost immer wieder raus lassen. Wen es nervt, der soll halt den Igno-Knopf drücken.

Liebe Grüße
Shedia

19.06.2023 13:28 • x 6 #11


Kiara36
Ich muss sagen , was mir in meinem persönlichen Umfeld aufgefallen ist . Einige können gar nicht nachvollziehen wie man sich fühlt. Zum Beispiel auch wenn man aus einer Toxischen Beziehung kommt wird man doch meistens eher belächelt. Oder wenn nachgefragt wird ist es nur aus Neugier. Deswegen habe ich mir abgewöhnt mit Menschen darüber zu sprechen.

Wenn mich jemand fragt wie es mir geht hört man von mir nur noch . Es ist alles okay.

19.06.2023 14:54 • x 2 #12


Einfachatmen
Zuhören und reden - gerne, aktuell habe ich eine Freundin und auch einen Freund mit denen ich mich im Rahmen auch gerne ab und zu austausche.

Wenn's mir ganz schlecht geht, mag ich gar nicht reden. Kann ich dann auch nicht.

Stufe 2 ist eher wenns wieder geht, so daß ich reden kann. Dann lieber hier...

Stufe 3 wäre relativ lockerer Austausch mit Freunden...

Aber ja, lieber bin ich hier unterwegs.
Ich will kein Mitleid oder noch schlimmer mitgeweine...

Andersrum denke ich, das es einigen genauso geht. Manchmal hilft nur zuhören, das kann ich sehr gut, auch sehr lang.

Mit meiner Familie kam ich es nicht

19.06.2023 15:03 • x 5 #13


L
Ich glaube, das grundlegende Problem ist, dass jede Liebe, jede vorangegangene Beziehung, jede Trennung und jeder Mensch einfach viel zu einzigartig ist. Deswegen schließen die meisten Freunde oder andere engere Personen von eigenen Erfahrungen und Empfindungen auf die anderer — woraus dann manchmal gutgemeinte, aber weniger hilfreiche Ratschläge oder eben gar zeitliche Rahmen herrühren, “wann man abgeschlossen haben müsse.”

Was ich schade fand, war, dass eigentlich keiner mal ganz schlicht und einfach gefragt hatte, was brauchst du von mir. Denn reden wollte ich darüber recht schnell nicht mehr (siehe oben), aber ein paar feste Umarmungen samt Schulter zum Ausweinen, ganz ohne Worte, hätten sehr geholfen.

Und wer weiß, vielleicht ist es bei dem ein oder anderen tatsächlich nie mehr ganz gut.

19.06.2023 17:19 • x 4 #14


Hansl
Zitat von NurBen:
Wenn jemand dann zu einen sagt Ist gut jetzt oder wie lange noch ist es erstmal verletzend. Rückblickend hatten sie aber allen recht dazu, mir das zu sagen.

Das dürfte sehr oft zutreffen.
Aber es können sich auch viele täuschen.
Einem Gefühle absprechen, eigene Interpretationen überstülpen.
Dies kann bis Gaslighting gehen.

19.06.2023 17:23 • x 2 #15


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