642

Endlich verstanden - nun kann ich weiterziehen

L
Meine ehemals liebe S.!

Lange, lange habe ich gewartet und gehofft, ein abschließendes Gespräch mit Dir führen zu können, weil mir Deine Entscheidung, mich zu verlassen für einen anderen, nahezu gekillt hat und ich bis vor wenigen Tagen nicht wusste, was und warum das geschehen ist.

Ich weiß, wenn es um uns ging, hattest Du zuletzt nicht mehr viel gesprochen. Eigentlich gar nichts, alles wäre immer gut wenn ich nachfragte. Oft nachfragte, es kam immer die gleiche Antwort. Machte mir keine Gedanken und habe gar nicht bemerkt, wie weit Du da schon weg warst von mir. Warum auch immer Du es mir nicht sagen konntest oder wolltest, da hätten bei mir die Alarmglocken läuten müssen. Leider war ich mir Deiner so sicher, nachdem, was wir alles durchgestanden haben:

Die Älteste, die von Deinem 2.Mann jahrelang missbraucht wurde und lange Zeit psychisch angeschlagen war und behutsam und liebevoll aufgebaut wurde.

Der Mittlere, der sich oft missverstanden fühlte, zwischen der Großen und dem Kleinen war, den wir trotz aller Eskapaden, auch wieder und wieder aufgebaut haben.

Und der Kleine, Dein Lütter, der als Sohn Deines 2.Mannes nicht damit klar kam, dass sein Vater die (Stief-)Schwester über Jahre missbraucht hat, es niemand merkte und er sich die Schuld dafür gab, warum auch immer. Der in der Schule immer Schwierigkeiten hatte, irgendwann zu Dr. griff, *beep*, sich gehen ließ, mit dem Gesetz in Konflikt kam. Den wir weit weg geschickt haben zu damaligen gemeinsamen Freunden, raus aus dem Sumpf, damit er ,nunmehr volljährig, sich von dem ganzen Mist distanzieren konnte, sich auf sich selbst konzentrieren konnte.

Alle drei Kinder, Deine Kinder, die ich mal auch meine Kinder nannte, haben sich gemacht. Zwei haben geheiratet und eine Familie gegründet. Und das dritte Kind erobert die Welt. Nach all dem, was da passiert war in der Vergangenheit, die Kämpfe, die Tränen, die nimmermüde Mühewaltung unserer beider Seiten - sie hat sich gelohnt.

Und just in diesem Moment, wo alle Kinder unter Dach und Fach waren, bist Du mir entglitten. Du alleine weißt, wieso. Okay, ich durch unsere gemeinsame ehemalige Freundin auch, wenn das stimmt, was sie mir gesagt hat. Aber es klingt schlüssig, abschließend.

Lange Zeit habe ich mich ins Dunkle begeben. Die Trennung im Spätherbst 2014, nachts von Dir verkündet, als ich von Dir schlaftrunken geweckt wurde. Ich wusste, Du warst bei ihm, ich dachte beruflich. Oft warst Du lange weg, auch abends, wie auch ich sehr oft das machen musste. Du hattest mich geweckt. Ich saß in der Küche, neben mir die Hunde, zwei Katzen in ihren Körben. In wenigen Sätzen, ich glaube, es waren drei oder vier, hast Du mir verkündet, dass Du mich verlässt, weil Du ihn liebst und er Dich braucht, mich auch lieben würdest, aber wir bräuchten nicht aneinander so sehr wie er Dich. In diesem einem Moment, am 9.November 2014, hast Du mich damit getötet. Du gingst fort, ich blieb zurück.

Die Folgen daraus waren brutal, vielleicht weißt Du es, manches sicherlich, manches nicht. Verlust der über alles geliebten Ehefrau, Verlust des gemeinsamen Hauses und der Tiere, Umzug, dann Schlaganfall infolge Burnout, zwangsweise Aufgabe der Selbstständigkeit, Insolvenz, Drohung von Obdachlosigkeit, wieder Umzug, Kämpfe über Kämpfe.

2016, Februar, die rechtskräftige Scheidung. Keine 6 Wochen später hast Du ihn geehelicht. Mein Hass war grenzenlos, hat mich jahrelang geprägt. Mein Herz war einzementiert, ich habe mich komplett zurückgezogen vom Leben. Mehrere Jahre.

Heute haben wir Mittwoch, den 15.Juli 2020. Dieser Alptraum ist nunmehr fast 5 3/4 Jahre her. Eine lange Zeit und doch so schnell vorbei. Lebenszeit, die ich nicht mehr zurückholen kann. Und das würde vermutlich weitergehen.

Wie es Dir geht, weiß ich nicht, will ich auch nicht wissen. Eine Begegnung würde nur den Schmerz aufreißen, wer weiß, was alles passieren könnte. Auch zu den Kindern besteht kein Kontakt mehr, sie haben sich seinerzeit auf Deine Seite gestellt. Das muss ich akzeptieren, somit besteht auch dort kein Kontakt mehr.

Bist Du glücklich? Mit ihm? Mit all dem, was er besitzt, was er kann (noch)? Für was er steht? Lange, lange habe ich mich das täglich gefragt. Und jedes Mal bin ich innerlich gestorben, zerfressen von Wut und Hass. Und war doch so hilflos und alternativlos. Du warst weg, ich alleine. Die Einsamkeit wurde mein Verbündeter. In Frauen sah ich nur noch das, was mir mein Hirn suggerierte. Bezahlbare, kaufbare Wesen ohne Herz und Empathie. Ich konnte, wollte nichts anderes mehr sehen und zog damit magisch jene Frauen an, die zwar gebunden waren, aber eine Affäre in Betracht zogen. Mir fehlen Intimität, Zuneigung, beep, alles, was eine Partnerschaft ausmacht und festigt. Lose einfache Nummern - ich hätte sie haben können. Mehrere Male, heute hier, ,morgen dort. Kein Thema. Wäre ich damit glücklich geworden? Nein, denn ich habe deren Partner bedauert und niemals werde ich der Auslöser für eine Trennung sein, denn ich war selbst wohl Teil einer Trennung - jene, die Du 2014 vollzogen hast.

Ich konnte damit nicht umgehen, ich wollte nicht.

Nun, Jahre später, ist der Fels in der Brandung, wie Du mich einst nanntest, aus den Fluten entstiegen, das Wasser ging zurück und mit allem der Hass und die Wut auf Dich und Deinem Mann. Er wird sicherlich immer von mir Geldopi genannt werden, denn in erster Linie ist er für mich nichts anderes, der Dich mir entrissen hat. Aber in erster Linie sind auch wir dafür selbst verantwortlich, ich habe meine Anteile daran, Du auch.

Ob Du überhaupt noch Gedanken an mich verschwendest? Vermutlich nicht, Du hast ein neues Leben, einen anderen Mann, vermutlich auch noch andere Männer nebenbei, denn ich weiß ja, dass Du ohne beep nicht leben kannst und über die Jahre ist mir (leider) immer wieder zu Ohren gekommen, dass Du nebenbei Schlitten fährst. Vielleicht bist Du in Deiner jetzigen Beziehung nicht (mehr) glücklich. Auch Dir wird manches fehlen, denn ein Mann, der ein Pflegefall ist, über 40 Jahre älter als Du selbst, der kann vermutlich nicht mehr so stark und körperlich aktiv sein wie ein jüngerer oder gleichaltriger Mann. Das holst Du Dir anderweitig, das ist mir bekannt, von vielerlei Seiten, obwohl es mich schon lange nicht mehr tangiert. Es bestätigt nur meine Gedanken.

Aber:

Ich werde mich mit Dir nicht mehr beschäftigen. Mein Leben braucht einen Turnaround und nach all den Schmerzen und Irrwegen habe ich nunmehr eine Basis erstellt. Ein Fundament, auf denen feste Mauern stehen. Und wo das Dach in Arbeit ist.

Ich bin nicht perfekt und es wird Momente, Abende geben, da werde ich nochmal an Dich denken müssen. Aber nicht mehr wollen. Und das ist der Unterschied zu früher. Weil ich es mir wert bin. Weil ich wieder Leidenschaft, Intimität, Vertrauen und eine Partnerschaft haben möchte. Vielleicht wird das nicht heute sein, ganz sicher nicht, sicherlich auch nicht morgen, übermorgen, nächste Woche. Das wird vermutlich noch dauern. Aber der Tag wird kommen und die Vorfreude darauf ist immens. Und glaube mir, jene Frau, die ich dann in meinen Armen und in meinem Herz halten werde, wird das bestmögliche Fleisch meiner selbst bekommen, mit allem Drum und dran, wozu ich imstande bin. Mit Seele, Tiefgang und Vertrauen. Und ich werde selbiges erfahren und bekommen. Da bin ich mir sicher. Ich weiß nicht wo und wann, frage hier im Forum nach, schaue im Leben. Alles ruhig, bedächtig und souverän. So, wie ich es zu unserem Ende hin wohl nicht mehr war. Aber das ist Vergangenheit.

Ich wünsche Dir ein schönes Restleben und die Liebe, die ich Dir nicht geben konnte. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe, Respekt und Liebe.

Und mir wünsche ich heute, am 15.Juli dieses Jahres, dass auch ich dieses Glück noch mal erfahren werde. Die Zeit wird es zeigen.

Ehemals Dein

U.

15.07.2020 09:03 • x 45 #1


Heffalump
Danke Udi

Schön, wenn du den Weg findest, der Dich glücklicher werden lässt, als derzeit

15.07.2020 09:14 • x 2 #2


A


Endlich verstanden - nun kann ich weiterziehen

x 3


A
Ein unglaublich gut geschriebener Text Deiner Geschichte.

Beim Lesen ist man förmlich dabei und kann es fühlen.

Ich wünsche Dir sehr, dass Du nun frei von all dem vergangenen wieder zu Dir findest und ein glückliches zufriedenes Leben haben wirst.

Auch für Dich nur das Beste

15.07.2020 09:16 • x 7 #3


L
Zitat von T4U:
Danke Udi

Schön, wenn du den Weg findest, der Dich glücklicher werden lässt, als derzeit


Danke schön!

Das werde ich. Und bin bereits dabei.

Es braucht(e) Zeit, ich bin ein langsamer Wiederkäuer in solchen Sachen.

Aber irgendwann muss es auch mal runter und abgeführt werden und Platz schaffen für Neues. Das ist in Gange, langsam, aber beständig.

Liebe Grüße

15.07.2020 09:18 • x 4 #4


L
Zitat von AllesGegeben30:
Ein unglaublich gut geschriebener Text Deiner Geschichte.

Beim Lesen ist man förmlich dabei und kann es fühlen.

Ich wünsche Dir sehr, dass Du nun frei von all dem vergangenen wieder zu Dir findest und ein glückliches zufriedenes Leben haben wirst.

Auch für Dich nur das Beste


Auch Dir vielen lieben Dank!

15.07.2020 09:19 • x 1 #5


Heffalump
Zitat von Leviatan:
Es braucht(e) Zeit

15.07.2020 09:20 • x 1 #6


Urmel_
Du hast die Schrecken der Vergangenheit zum Teil Deiner Zukunft gemacht, in denen Du sie angenommen hast. War ne lange Reise. Ich würde vermuten, dass sowas jeder Mensch im Leben durchmachen muss. Bei den einen ist es so eine geschichte wie bei Dir, bei den anderen ist es eine ganz andere. Und Deine Frau aus der Geschichte, die hat noch nicht mal begriffen, dass sie bereits sehr lange den Antritt der Reise vor sich her schiebt. Und die Seele weiß das, aber in ihrem Kopf ist es noch nicht angekommen. Deswegen läuft sie immer, wenn die Seele zur Abfahrt ruft, weg. Verwechelt die äußere Reise mit der inneren Reise.

Und bleibt so auf der Stelle stehen. Das holt jeden menschen ein.

Du hast das Abfahrtssignal gehört, Du hast Dich mutig in den Abgrund gestiegen, Du hast das Chaos der Unterwelt besiegt und Du bist zurück ans Tageslicht gekommen. Mit schweren Blessuren am Körper, aber mit einer intakten Seele. Nicht unbeschadet, aber in sich stimmig.

Das schafft nicht jeder. Darauf kannst Du stolz sein.

15.07.2020 09:24 • x 10 #7


L
Zitat von Urmel_:
Du hast die Schrecken der Vergangenheit zum Teil Deiner Zukunft gemacht, in denen Du sie angenommen hast. War ne lange Reise. Ich würde vermuten, dass sowas jeder Mensch im Leben durchmachen muss. Bei den einen ist es so eine geschichte wie bei Dir, bei den anderen ist es eine ganz andere. Und Deine Frau aus der Geschichte, die hat noch nicht mal begriffen, dass sie bereits sehr lange den Antritt der Reise vor sich her schiebt. Und die Seele weiß das, aber in ihrem Kopf ist es noch nicht angekommen. Deswegen läuft sie immer, wenn die Seele zur Abfahrt ruft, weg. Verwechelt die äußere Reise mit der inneren Reise.

Und bleibt so auf der Stelle stehen. Das holt jeden menschen ein.

Du hast das Abfahrtssignal gehört, Du hast Dich mutig in den Abgrund gestiegen, Du hast das Chaos der Unterwelt besiegt und Du bist zurück ans Tageslicht gekommen. Mit schweren Blessuren am Körper, aber mit einer intakten Seele. Nicht unbeschadet, aber in sich stimmig.

Das schafft nicht jeder. Darauf kannst Du stolz sein.


Wow, jetzt krieg ich ja schon einen . Bin ganz verlegen.

Vielen lieben Dank!

Und ich wünsche Dir, dass Du auch bald ,absehbar, wieder Licht am Horizont siehst, ich verfolge Deinen Thread auch eifrig und bin in Gedanken da auch bei Dir. Du hast mir immer über die Jahre versucht, Hilfen, Anleitungen und Ansätze zu geben, Erklärungen, wie auch sehr viele andere Foristen/innen hier. Dafür bin ich sehr dankbar, vielleicht kann ich einzelnen Menschen hier auch ein wenig Hilfe und einen Drücker zurückgeben.

Ich danke Dir!

15.07.2020 09:28 • x 1 #8


B
Zitat von Leviatan:
Und mir wünsche ich heute, am 15.Juli dieses Jahres, dass auch ich dieses Glück noch mal erfahren werde.


Möge dein Wunsch in Erfüllung gehen,ich wünsche es dir

15.07.2020 09:33 • x 2 #9


L
Zitat von Bones:

Möge dein Wunsch in Erfüllung gehen,ich wünsche es dir


Danke schön!

15.07.2020 09:34 • #10


C
Sehr gut, lieber Udi

15.07.2020 10:24 • x 2 #11


Ayaka
Zitat von Leviatan:
Und mir wünsche ich heute, am 15.Juli dieses Jahres, dass auch ich dieses Glück noch mal erfahren werde. Die Zeit wird es zeigen....


ich glaube du hast einen große Schritt dahin gemacht. Ich gönne dir von Herzen, dass du wieder Glück erfahren kannst.

15.07.2020 10:44 • x 3 #12


K
Ich hoffe für Dich, dass Du inzwischen die am Ende formulierten Wünsche auch fühlen kannst und diese nicht lediglich intellektuell als Muss verstehst.

15.07.2020 14:56 • x 4 #13


L
Zitat von KBR:
Ich hoffe für Dich, dass Du inzwischen die am Ende formulierten Wünsche auch fühlen kannst und diese nicht lediglich intellektuell als Muss verstehst.


Hallo @KBR !

Ich danke Dir für diesen Hinweis und ja - ich empfinde es auch so.

Nach all den Jahren bin ich endlich mal zur Ruhe gekommen, weil ich auch mal die Möglichkeit hatte, mich in der Geschichte mit einer Person austauschen zu können, die alles von Anfang bis Ende miterlebt hat und mir den Input geben konnte, den ich mir immer von meiner Ex erbeten hatte. Diese Person war näher, deutlich näher an meine Ex dran als ich und so konnte ich endlich die Antworten - die meisten jedenfalls - auf meine Fragen bekommen, um das ganze Geschehene zu verarbeiten und mich auch endlich auseinander setzen, was damals schief lief.

Dabei wurde mir auch noch mal gespiegelt, was alles sehr schön war und was wir, auch innerhalb der Beziehung, geleistet und geschafft haben, nicht die ich nenne es mal weltlichen und greifbaren Dinge wie Haus, Bürogründung etc.

Sondern eben auch, wie sich unser damaliger Leben als Patchworkfamilie entwickelte, dass eben alle Kinder trotz unschöner Vergangenheit aufwuchsen konnten, Liebe und Zuneigung empfingen und alle drei sich unabhängig von ihren Problemen und Sorgen entfalten und entwickeln konnten.

Und letztlich hat mir die Frau, die ich ehelichte, auch viele schöne Jahre, Ereignisse und Geschenke gemacht, die ich nicht missen möchte. Wir haben zusammen Zeiten erlebt, in denen wir uns intensiv widmen konnten und uns zugleich gegenseitig unterstützt haben. Lange Zeit haben wir uns gemeinsam entwickelt und sind in die gleiche Richtung mit gleichem Tempo marschiert.

Dann gab es im Laufe der Jahre Punkte und Situationen, in denen wir uns dann leider nicht mehr im Gleichschritt bewegt und entwickelt haben und da muss ich leidlich zugeben, diesen Zeitpunkt und die Zeit danach habe ich schlicht nicht mitbekommen. Es waren kleine Nuancen, eingekehrter Lebensrythmus. Wir waren da immer noch füreinander da, aber es hatte sich eine Routine eingespielt, die sich fortsetzte. Sie war sich dem wohl bewusst und hat mir wohl auch Signale gesendet, leider habe ich diese nicht verstanden. Wir hatten auch unterschiedlich kommuniziert, ich direkt und eingehend, sie eingehend und mit Umschreibungen. Sie wollte mir nicht wehtun, wenn sie etwas anders sah oder wollte, ich habe es schlicht nicht verstanden. Den Schuh muss ich mir anziehen.

Irgendwann kam dann der Punkt, wo wir zu weit auseinander lagen, gedanklich, in unseren Zielen und Wünschen. Vielleicht lag es auch daran, dass wir, bis auf ganz wenige Zeiträume, eigentlich immer in Action waren. Beruflich, der Hausbau, der Tierschutz, die Kinder, die Ärgernisse mit den Ex-Männern meiner damaligen Frau, die immer und überall wieder präsent waren. Die Gerichtsverhandlungen, als der der eine Mann inhaftiert wurde, der jahrelang die Älteste missbraucht hatte.

Zwischendurch kam sie einmal zur Ruhe, dass war in der Kur und da war sie schwach geworden, es gab den Kurschatten. Und vermutlich dort war sie zwar noch mit mir in einer Ehe, aber eigentlich wollte sie da wohl schon raus.

Danach war sie auch verändert im Wesen und im Fühlen, leider hat sie das mit sich ausgemacht, mich nicht einbezogen und/oder ich bemerkte es nicht. Das soll keine Entschuldigung sein, es hatte sich so ergeben, denn wir waren ja immer noch ein Paar, nur innerlich, mit uns, ging es auseinander. Wir hatten noch regelmäßig beep, aber der anders als zuvor. Wir machten uns gegenseitig kleine Aufmerksamkeiten, aber diese waren quasi ein festes Ritual geworden. Ohne, dass ich es bemerkte, überkam uns in der Beziehung eine Leere, eine Linie ohne Ausbrüche oder Entwicklungsmöglichkeiten, im Grunde waren wir gefangen wie im Hamsterrad. Und zugleich, warum auch immer, nicht in der Lage, dieses miteinander zu erörtern. Da wäre die Ehe vielleicht noch mit einem Turnaround zu retten gewesen, es hätte sicherlich viel geschehen müssen, vielleicht sogar in Bereichen, die wir eigentlich als Fundament unserer Beziehung sahen, aber nur Gott weiß, warum wir da nicht aufeinander zugegangen sind.

Und dann kam halt der Tag, wo ihr als Klient ihr zukünftiger Next begegnete und mit dessen Background sowie die Art und Weise, wie er meine Frau behandelte, hofierte und sich in Herz schwang, war das der Moment, wo sie ausbrechen konnte aus der Ehe, aber nicht, wie bei der Kur, kurzzeitig, sondern dauerhaft. Sie sah unsere Ehe als nicht mehr fortsetzungsfähig an und beschloss dann irgendwann, obwohl sicherlich noch etwas Liebe da war, sich dem neuen Mann anzuschließen. Was dann in der Folge alles geschah, ist hinreichend bekannt und muss nicht nochmal aufgedrömelt werden.

Nach all den Jahren nun hatte ich endlich auf viele, nicht alle Fragen, Antworten. Ich muss nicht alles und jedes Detail wissen, aber um Verarbeiten und Akzeptieren zu können, dass es letztlich unvermeidlich war, dass meine Partnerschaft seinerzeit enden musste, brauche ich das Verständnis für die jeweilige Situationen und Taten und das fehlte mir, dann hätte ich das ganze sicherlich anders und schneller verarbeiten können. So versank ich in Trauer, Wut, Schmerz und letztlich Hass, weil mir das fehlte und ich mit dem Abgang und Ablauf der geendeten Partnerschaft nicht umgehen konnte.

Nach alldem neuen Wissen und nunmehr bekannt gewordenen Hintergründen kann ich auch die positiven Elemente der damaligen Partnerschaft wieder sehen und ehren und auch ein ganz anderes Verständnis für meine Exfrau entgegenbringen. Wir haben uns unterschiedlich entwickelt und verfolgen unterschiedliche Ziele und Strategien. Vielleicht mag es auch am Altersunterschied gelegen haben, meine Ex war 9 Jahre älter als ich und, das ist nur meine Meinung, ist ein zu großer Altersunterschied keine dauerhafte Grundlage für eine dauerhafte Partnerschaft, zumindest bei mir. Aber es war ja auch meine erste Ehe und daher fehlen mir Vergleichspunkte, ob es bei selbigen Hintergrund mit einer anderen Frau anders gelaufen wäre. Aber das sind nur Spekulationen.

Sollte ich nochmal das Glück erfahren dürfen eine Partnerschaft zu haben, werde ich all das sicherlich irgendwo im Hinterkopf haben und muss dann aber natürlich darauf achten, dass man bei Null wieder anfängt, denn jede Menschenkombination ist anders. Aber das ist ja nicht gegeben und so werde ich bis dahin noch sicherlich noch einige Gedanken an das Vergangene verwenden, um mich für die Zukunft zu wappnen, wie auch immer die aussehen wird.

Ich denke, ich hoffe, meine Exfrau wird diesbezüglich auch gerüstet sein, vermutlich ist sie es schon und auch, sie hat ein neues Beziehungsleben. Und für das, was ich hatte, als es schön und innig und intim und sonstwas war, bin ich dankbar. Und ich danke Dir, liebe @KBR , mich daran zu erinnern und es nicht zu vergessen.

Liebe Grüße

16.07.2020 11:29 • x 3 #14


Heffalump
Zitat von Leviatan:
So versank ich in Trauer, Wut, Schmerz und letztlich Hass,

Besonders Wut und Hass in vielen deiner Antworten heftigst zum Tragen kamen.

Freut mich besonders, wenn dieser Berg überschritten wurde

16.07.2020 12:11 • x 2 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag