Zitat von MMHW71: Mein Verdacht als Außenstehende, den ich aber nie geäußert hab, war jener, das auch seine EF keine Gefühle mehr für ihn hat, möglicherweise auch zur Seite schaut. Sie hat es ihm gegenüber mit hormonellen Problemen kundgetan aber was ich zwischen den Zeilen mitbekam war da Vieles, das ich von mir selber kenne.
Die Ehe von ihm und was da nun ist oder auch nicht ist, ist nicht Deine Angelegenheit. Darum muss er sich selbst kümmern und darüber hinaus sind die Erzählungen von Ehemännern über den Zustand der Ehe meist auch mit Vorsicht zu genießen, denn sie sind einseitig. Was seine Frau dazu sagen würde, weiß ja keiner.
Er hat eine kluge Entscheidung getroffen und Dir vor allem gesagt, wie er sich entschieden hat und das ist ihm hoch anzurechnen, denn manche tauchen einfach ab und denken sich, die merkt dann schon, dass ich nicht mehr ziehe.
Wie er seine Ehe wieder beleben will, ist auch nicht Deine Sache, aber Deine Ehe ist Deine Sache.
Ich kenne das alles sehr gut. Eingeschlafene Beziehung, enttäuschende Ehe, die im Alltag erstickt und vor allem, keine Aussicht auf eine Besserung oder Wiederbelebung. Da stellt sich innerlich Frust ein, den man vielleicht erst gar nicht so spürt, der sich aber seinen Weg bahnt.
Und dann steht auf einmal ER vor Dir, die Lichtgestatl und Du fühlst Dich wieder am Leben. Aus zuerst harmlosen Gesprächen und Flirtereien werden lange Mails und dann schließlich die ersten Treffen, sofern es räumlich und zeitlich Gelegenheiten gibt.
Und dann stehst Du auf einmal ganz anders da. Du fühlst Dich geliebt, begehrt und das Leben ist wieder spannend und abwechslungsreich. Du stürzt Dich kopfüber in die Affäre, die Gespräche sind so toll, jedes Wiedersehen ein Fest alles andere natürlich auch. Es geht Dir großartig, ja sogar Deine Ehe zu Hause kommt Dir gar nicht mehr so düster vor, denn da ist ja Dein Fluchtpunkt.
Dann kommen sehr schnell die Illusionen. Ach, wie schön es doch wäre mit uns ... alles viel besser als Deine jetzige Ehe.
Und dann kommen die Hoffnungen, er möge sich zu Dir bekennen, aber da ist seine Ehe und da sind Kinder und da ist auch Deine Ehe und da hängt viel dran.
Manchmal passiert dann Folgendes. Einer will die Sache in trockene Tücher bringen, trennt sich womöglich sogar vom Ehepartner und wartet dann oft umsonst, dass der AM es nachmachen wird. Aber seltsam, auf einmal sind da trotz all der schönen Worte Zweifel, Hindernisse tun sich auf und Du merkst: seine Ehe hält ihn und er wird sie nicht aufgeben.
Manche sind so ehrlich und sagen gleich, dass sie trotzdem in ihrer Ehe bleiben werden und es gibt Frauen, die sich dann auf solche aussichtslosen Affären einlassen und dennoch immer noch hoffen. Wenn ich so und so bin, dann wird er doch ... eines Tages.
Affären gehen meist irgendwann zu Ende. Manchmal nach ein paar Wochen, manche nach Monaten und manche gehen über Jahre.Aber irgendwann gibt es dann doch etwas, was alles ändert. Und dann ist die Affäre sehr schnell wieder zu Ende, denn jetzt sind Entscheidungen gefragt.
Bei mir war es so. Ich hoffte auf eine gute, neue Beziehung mit dem AM und hätte mich möglicherweise sogar von meinem Ehemann getrennt, aber so ganz sicher bin ich mir da jetzt auch nicht. Hätte der AM gesagt, was ist jetzt mit uns, das geht nicht ewig so weiter (er war solo), könnte es gut sein, dass ich auf Zeit gespielt hätte und mich nicht so leichtfertig getrennt hätte.
Aber das kam nicht in Frage, denn der AM stellte sich als Bindungsvermeider heraus, mit dem ich niemals eine richtige Beziehung hätte führen können. Da ich emotional mittlerweile so verstrickt war, hielt ich dennoch daran fest und lebte nach dem Prinzip Hoffnung: Eines Tages wird er ....und wir werden ...
Dann trennte er sich und ich stand da. Heulte, litt, spürte starke Sehnsuchtsgefühle und lebte nebenher mein Sch...leben weiter. Auf eine Heulphase folgte eine Wutphase und beide gingen über Wochen und Monate. Die Wutphase war kürzer, vermutlich weil sie extrem viel Energie kostet und man nicht ewig wütend auf ihn, den Verräter und sich selbst sein kann.
Dann kam irgendwann die Akzeptanz. Es ist wie es ist, aber es ist nicht gut wie es ist. Ich war zwar (wieder) die Ehefrau, aber innerlich tobten Gefühle unterschiedlicher Art, die aber fast immer negativ waren.
War mein Leben jetzt vorbei? Irgendwie schon, denn meine Perspektive, nämlich die Weiterführung der mittlerweile unglücklichen Affäre, war ja weg. Mein Mann war noch da und er ging immer liebevoll und geduldig mit mir um. Und so was hätte ich weggeschmissen? Ehrlich, da wäre ich ja blöd gewesen und vom Regen in die Traufe gekommen.
Irgendwie hat es unsere Ehe überlebt. Er wusste von der Affäre und er ahnte wie es mich umtrieb und ließ mich in dieser Zeit einfach in Ruhe. Er ist auch keiner, der gerne darüber redet, über so psychologisches Zeugs und Beziehungen.
Und mit der Zeit begriff ich dann vieles. Die Affäre war eine Flucht aus dem frustrierenden Alltag gewesen und ich hatte völlig überhöhte Erwartungen an den AM. Denn der solte mich ja nun glücklich machen, der sollte mein Leben wieder bunt machen und vor allem sollte er mir das Gefühl geben, dass ich liebenswert war. Mein AM sollte eine Art Glücksmaschine für mich werden, aber das begriff ich erst Monate später, als ich mich längst abgelöst hatte.
Da ging mir eines Tages beim Frühstück, als ich alleine war, ein Kronleuchter auf und ich merkte auf einmal, dass ich den AM auch ausgenützt hatte, um meine Defizite aufzufüllen. Da tat er mir fast leid, aber ich wusste auch, es geschah damals ohne böse Absicht.
Und dann änderte sich mein Leben. Ich fand eher zufällig neue Freundinnen, mit denen ich einiges unternahm. Ich lernte, mich selbst glücklich zu machen, indem ich eigenen Interessen nachging. Theaterbesuche, Konzerte, Kinobesuche, alles worauf mein Mann keinen Wert legt, machte ich nun allein und es gefiel mir, das alles allein zu unternehmen.
Beruflich tat sich auch etwas, was mir neues Selbstvertrauen gab. Und ich fuhr endlich nach Berlin auf einen Kongress. Mein sehnsüchtigster Wunsch in der Affäre war gewesen, mal mit ihm ein paar Tage nach Berlin zu fahren. Er war nämlich schon öfters dort gewesen und würde mir vieles zeigen und ich wäre glücklich gewesen.
Ach ja, auch hier, nur Egopush - Sehnsüchte, die sich nicht erfüllten, die aber er erfüllen sollte. Mein AM - meine Bedürfniserfüllungsanstalt.
Und dann machte ich es allein und war glücklich, weii ich mir bewiesen hatte, es geht auch ohne ihn, ja, es geht sogar viel besser als mit ihm.
Ich habe damals viel gelernt:
Affären haben immer einen Grund oder mehrere und die sind Unzufriedenheit mit sich und dem eigenen Leben, lieblose und enttäuschende Beziehungen, mangelnder Sx. Mehr ist es meist nicht. Es kommt natürlich noch Neugierde auf einen anderen Menschen hinzu, Interesse an ihm und das Bedürfnis, über das eigene miese Leben in der toten Ehe zu reden.
Das ist dann der Nährboden, dass man sich oft sehr schnell in eine Parallelbeziehung begbit, die scheinbar alles besser macht, vor allem aber das eigene Ego pusht. Ich muss ja toll sein, wenn dieser tolle Mann sich für mich interessiert.
Affären enden fast immer unglücklich und die Fälle, dass daraus eine gute neue Beziehung entsteht, sind eher selten. Eigentlich kein Wunder, denn man kennt den neuen Partner nicht, man glaubt nur ihn zu kennen, aber man weiß nicht, wie der Alltag mit ihm ist. Und außerdem sind die gegenseitigen Glückserwartungen meist viel zu hoch und können der Realität nicht standhalten.
Affären sind immer auch von Egoismus und Rücksichstlosigkeit und Unehrlichkeit geprägt. Der Ehepartner ist daheim und weiß nichts oder er weiß bzw. ahnt es und muss das dann aushalten.
ich wusste damals, ich musste mein Leben wieder auf Vordermann bringen und da Plan A (neue Beziehung mit dem wundervollen AM grandios gescheitert war), folgte ich Plan B. Und der war, bring mal Dein Leben auf Vordermann. Befasse Dich mit Dingen, die Dir Spaß machen, aktiviere alte Bekanntschaften oder fang mit was Neuem an. Ob das jetzt ein Strickkurs, Sport, Malen oder Musik sind, bliebt ja jedem selbst überlassen.
Es ist nach einer Enttäuschung genau die richtige Zeit, wieder frischen Wind ins eigene Leben zu bringen und eigenen Intteressen nachzugehen.
Und wenn es Dir besser geht, weil Du aktiv Dein Leben in die Hand nimmst anstatt Dein Glück in die Hände eines anderen legst, verbessert sich Deine Situation. Du hast noch was anderes als den Ehemann, der nicht so ist, wie er sein sollte, den Du aber damals durchaus gewählt hast. Unf oft ist der bei näherem Hinsehen gar nicht so übel, auch wenn er nicht gerne über Psychokram und so ein Zeugs redet. Männer haben das meist nicht gelernt und fressen alles in sich rein, weswegen Frauen oft länger leben.
Wenn sich Deine persönliche Situation ändert, kann sich auch Deine Ehe ändern. Entweder Du bescheidest Dich damit und sagst Dir, ich habe es eigentlich gut mit ihm erwischt, wenn ich mir andere so anschaue oder aber Du beschließt, dass Du Deine Ehe nicht weiterführen möchtest. Ob das eine gute Entscheidung war, zeigt sich erst hinterher.
Aber jetzt gilt: kümmere Dich erstmal um Dich selbst, versuche, Dein Leben zum Positiven zu verändern und ein besseres Lebensgefühl zu bekommen. Erwarte nicht von Deinem Mann, dass er Unmögliches tut. Wenn er für eine Theateraufführung nichts übrig hat, dann lass ihn. Es ist sein Recht und Interesse kann man nicht verordnen. Aber das muss ja für Dich nicht bedeuten, dass Du nicht selbstständiger werden darfst.
Verabrede Dich mit Freundinnen, sofern vorhanden, unternimm was mit denen. Das kann sehr lustig und bereichernd sein.
Gehe achtsam und sorgsam mit Dir um und erwarte nicht, dass andere Dich glücklich machen. Und akzeptiere Deinen Mann für das was er ist und schau mal auf seine positiven Seiten, die er sicher auch hat.