Zitat von Ruebezahl: Es ist richtig, ich zB. musste als Kind immer etwas dafür tun, gesehen, akzeptiert und geliebt zu werden. Irgendwo ist dieser Mechanismus geblieben.
Siehst Du, die Rückschau ist sehr nützlich. Bei mir war es auch so und oft hatte ich das Gefühl, egal was ich tue, sie lieben mich einfach nicht. Sie nehmen mich nicht ernst, ich fühle mich allein gelassen und einsam. Ich kann mit niemandem darüber sprechen, sonst heißt es, stell Dich nicht so an.
Mein zuverlässiger Kummerkasten war mein Stoffpinguin, dem ich alle Kümmernisse erzählte. Der hörte auf jeden Fall zu.
Es war nicht permanent so, aber ich weiß, dass ich dieselben ängstlichen Gefühle, die ich in der Beziehung spürte, schon sehr sehr lange kannte. Ich trug sie mit mir rum und oft hatte ich diese gräßliche Verlustangst.
Ein wunderbarer Ausgleich zu den Stimmungen meiner Mutter waren die Großeltern, die im selben Haus lebten und eine Art Zufluchtsstätte für mich waren, denn dort erfuhr ich eine gleichbleibende Akzeptanz und Zuwendung. Mein Vater war der ruhende Pol, aber wie meine Mutter mit mir umging, wusste er ja nicht. Er arbeitete viel, bildete sich weiter und kümmerte sich um andere Dinge als Kindererziehung.
ich war mal bei einem Psychotherapeuten, mit dem ich über die verfahrene Beziehung, die gerade zu Ende gegangen war, reden wollte. Vor allem über ihn, diesen unfähigen Bindungsvermeider.
Aber es kam ganz anders.
Der Therapeut fragte nach meiner Kndheit, den Eltern, Geschwistern usw. und sagte, ich solle mich erinnern und auch unerfreuliche Erinnerungen annehmen, denn die nehmen wir mit. Zwar verdrängen wir sie oft, aber sie diirigieren uns aus dem Unterbewusstsein. Sie sind nicht weg, sie lassen sich nicht verdrängen.
Erstaunt merkte ich, dass die Beziehung gar nicht groß zur Sprache kam. Noch erstaunter merkte ich, dass ich jetzt allein das Thema war. Das ist einfach erklärt. Wir schleppen alle unsere Defizite mit uns rum und in Beziehungen zeigen sie sich. Wir suchen uns schon unbewusst das passende Gegenstück, an dem wir sie ausleben. Das ist bekanntermaßen keine helle Freude.
Und worin besteht nun eine Besserung? Unsere Beziehungsprobleme zeigen uns, wo wir unbewältigten Probleme haben. Die Seele wird damit ncht fertig, strebt aber nach Heilung. Und die Seele sorgt dann dafür, dass wir sozusagen einen Spiegel finden, wo wir das alles wieder ausleben. Es ist ein Zeichen der Seele, die uns auffordert, Du, bitte schau mich an, nimm mich zur Kenntnis. Ich bin's, Deine Seele. Warum hörst Du nicht auf mich, warum nimmst Du mich nicht wahr? Ich fühle mich belastet und ich zeige Dir doch genau, womit. Aber Du schiebst mich immer nur weg und belastest mich weiter.
Ich habe es Dir schon in mehreren Beziehungen gezeigt, dass ich mehr Mitgefühl und Wahrnehmung brauche. Aber Du lässt mich einfach außer Acht. Na gut, dann wiederholen wir das Ganze halt mit einer anderen Person. Vielleicht kapierst Du es dann.
Die Beziehung mit Gerhard, mit Alexander und wie sie alle hießen und jetzt mit Alfred - ich habe Dir gezeigt, woran es mir mangelt. Und wenn Du mich nicht mit in Deine Aufmerksamkeit reinnimmst, kommt halt die nächste Beziehung, die wieder so läuft. Es sind alles nur Spielfiguren für mich..
Und von daher war der Ex. gar nicht weiter wichtig, sondern ein Zeichen für mich. Nach dieser Beziehung begriff ich endlich, dass das meiste soszusagen hausgemacht war und dass die Ursachen in mir lagen. Beim Partner ist es dasselbe, aber den können wir nicht zwingen, sich mit sich zu befassen. Der lebt vielleicht seinen Stiefel weiter, aber wir haben alle eine Wahl.
Wir können die Defizite weiter leben und uns weiterhin damit quälen oder wir können uns unserer armen Seele mal zuwenden, die sich freut, wenn sie endlich mal beachtet wird. Das führt tatsächlich zu mehr Wohlbefinden, zu mehr Lebensqualität und dann brauchen wir unsere Spiegelpersonen gar nicht mehr, die uns nur unsere Verletzungen widerspiegeln.
Man kann schon etwas ändern, zumindest ein wenig. Man kann lernen sich anzunehmen, sich gerne zu haben, besser auf sich aufzupassen und das erleichtert vieles. Wir müssen nicht auf immer und ewig diese Dinge mit uns rumschleppen. Wir dürfen sie zur Kenntnis nehmen, ja, das war so, es lief nicht alles gut bei mir, aber ich muss nicht auf immer und ewig diese Dinge wieder abspulen.
Daher rate ich jedem zu mehr Selbstachtsamkeit. Wenn wir mit uns achtsam umgehen, gehen wir auch mit anderen achtsamer um. Das sollten wir lernen.
Geht es uns gut, geht es der Seele gut und es können andere und entspanntere Beziehungen entstehen. Das alles war ja alles hochstressig und Energie raubend und das hält keiner ewig durch. Kein Wunder, dass wir uns in dem Strudel auch so oft erschöpft und ausgelaugt fühlten. Das kommt vom Negativstress.
Dem muss man sich nicht aussetzen. Und wenn man red flags wahrnimmt, sollte man sich hinterfragen, ob diese eine Person wirklich eine gute Wahl ist. Was helfen denn all die guten Absichten oder gar unser Helfersyndrom, wenn wir mur den wechselnden Stimmungen des Partners ausgesetzt sind? Was helfen die viel zu wenigen glücklichen Phasen, wenn unterm Strich Ängste, Wut und Traurigkeit überwiegen?