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Warum wir uns für eine Affäre entscheiden

C
Was in diesem Thread geschrieben wird, finde ich sehr interessant und mit einem hohen Maß an Selbstreflektion, wie z.B. bei Pusteblume, Kätzchen und Kuddel. Wenn wir davon ausgehen, dass Affären durch Mangel in einem selbst entstehen, dessen Befriedigung immer im Außen (beim jeweiligen Beziehungspartner) gesucht wird, würde das in der Konsequenz nicht Folgendes bedeuten:

1. Die Ehe ist gescheitert, weil sie den Mangel nicht befriedigen konnte (logischerweise, denn das ist ja nicht die Aufgabe des Beziehungspartners). Daraus folgt, dass auch ein geplanter Neubeginn scheitern würde.
2. Die Affäre, wenn daraus eine Festbeziehung wird, wird auch scheitern, weil die Mangelbefriedigung in der Affäre nur eine Illusion war (hier schließt sich der Kreis zum Thread, warum aus Affären nicht mehr wird).

Die einzige Lösung wären Selbstreflektion, Erkenntnis und Aufarbeitung. Das wäre auch wünschenswert. Ich bezweifle nur, dass das viele auch wirklich machen. Warum sonst lehrt viele die Erfahrung, wer einmal betrügt, betrügt auch wieder?

Ich bin eine Betrogene, die versucht, sich selbst wieder zu finden und aufzuarbeiten durch diverse Bücher und u.a. in diesem Forum. Mein NM, von dem ich mich getrennt habe, nachdem ich herausfand, dass er seine Affäre eben doch nicht beendete, lebt jetzt bei seiner Geliebten. Ich denke, er gehört zu den Menschen, die nicht refelektieren oder aufarbeiten. Und da ich noch nicht drüber weg bin, freue ich mich auf den Tag (bitte verzeiht mir, aber so ist es), an dem ihn der Alltag in seiner jetzigen Beziehung (und die für ihn damit verbundenen Problemen = Mangel in ihm selbst) einholen oder er seine jetzige Partnerin (ehemalige AF) betrügen wird.

28.08.2016 10:23 • x 4 #61


Blanca
Es kann hilfreich sein, sich an den Gedanken gewöhnen, daß Menschen nicht unbedingt so sind, wie man sie gern hätte. Wer selbst ein ernsthafter Mensch ist, der viel nachdenkt und sich dabei auch selbst immer wieder reflektiert bzw. sogar in Frage stellt, dem kann es schwerfallen die Erkenntnis zu akzeptieren, daß andere auf soviel Arbeit gar keine Lust haben und lieber wie ein Schmetterling durchs Leben flattern, nach dem Motto Carpe Diem und Darüber mache ich mir dann Gedanken, wenn es wirklich mal soweit ist.

Das ist wie der Unterschied zwischen Genießern und Konsumenten.

Muß man nicht mögen, ist aber ein fester Bestandteil dieser Welt und durchaus kein kleiner.

Da hilft nur, ein Stück weit das positive Bild loszulassen, das man sich bislang von der Menschheit gemacht hat.

28.08.2016 13:34 • x 5 #62


A


Warum wir uns für eine Affäre entscheiden

x 3


D
Ja, wenn es keine Selbstreflexion gibt bei den Akteuren, dann wird der Fehler im System sich nur wiederholen. Mein Mann hatte die Selbstreflexion und seinen Mangel behoben. In sofern macht es bei uns, im Hinblick auf diesen isolierten Teil, Sinn weiter zu machen und die Affäre als Teil unseres gemeinsamen Weges zu bewerten.
Es ist allerdings bei uns auch so, dass mein Mann schon lange versucht hat seinen Mangel zu beheben. Die Affäre war nur Teil dieses Prozesses. Er hat sich sehr verändert. Der größere Teil kam jedoch nach der Affäre mit Therapeuten und vor allem durch unserer gemeinsamen Arbeit.

28.08.2016 13:38 • #63


K
Es nutzt NIX, sich selbst etwas vorzumachen, wenn im Leben mal etwas nicht gut gelaufen ist. Es ist MEIST unter eigener Beteiligung etwas nicht gut gelaufen. Das zu ignorieren, macht keinen Sinn. Es braucht den Prozess der Aufarbeitung. Und wie der gestaltet werden sollte - offen und ehrlich, auch wenn es noch so hart kommt.
Wer sich bei der Verarbeitung auch noch etwas vormacht, hat aus dem, was ihr/ihm widerfahren ist, nichts gelernt. Daher braucht es ZEIT, sich dem Prozess der Aufarbeitung zu stellen....und der Prozess kann dauern, was gut ist, aber nicht zur Selbstkastration führen darf. Sehr kritisch zu hinterfragen...vor allem sich selbst, ALLE Steine umzudrehen, auch wenn sie noch so unscheinbar sind...es lohnt sich wirklich - nicht nur für einen selbst, sondern auch für das Umfeld!.

LEBEN ist auch vergeben (können), sich zu entschuldigen - nicht nur Anderen gegenüber, sondern auch bei sich selbst. Das löst viele innere Knoten und gestaltet das Loslassen einfacher.
LEBEN ist auch loslassen (lernen)! Es macht keinen Sinn, an alten Zöpfen weiter zu flechten, die längst abgeschnitten gehören. Nachteilig Vergangenes kann NICHT ungeschehen gemacht werden, aber es kann durch vergeben/entschuldigen besser losgelassen werden (ohne es zu vergessen, um gleiche Fehler nicht zu wiederholen)!

Oft ist in diesem Thread von Selbstreflektion die Rede...das kann und will nicht jeder! Das kann auch nicht diktiert werden, es zu machen, darf nicht erwartet werden. In wie weit offen und in wie weit ehrlich mit einem Ergebnis einer Selbstreflektion umgegangen wird...jeder hat das Recht, nur das zuzugestehen, was sie/er meint, mitteilen zu wollen. Nur um Ruhe und Frieden halber etwas darüber zu sagen, macht keinen Sinn. Es gibt Dinge, die muss jeder mit sich selbst ausmachen...und das gehört dann NICHT in die Kategorie der kleinen Geheimnisse. Jeder hat das Recht auf Eigenständigkeit, um sich nicht selbst vollkommen aufzugeben.

Affären spiegeln wider, dass etwas im Argen lag. Affären können daher Sprungbrett sein - stellen aber auch einen Tatbestand des Betruges dar. Es bleibt daher zu überlegen, ob der Umweg über eine Affäre WIRKLICH Sinn macht, oder ob es nicht besser ist, die Probleme auf eine andere Weise anzusprechen und sie zu lösen.

28.08.2016 17:23 • x 1 #64


K
Eben gefunden....Affären betreffend....

Die Liebe ist heute zu Adern verkommen, deren Abbau nur in den seltensten Fällen noch lohnt. Romanzen und Affären wirken da wie die Kipploren des Glücks, die größtenteils nur Schutt transportieren.

28.08.2016 17:48 • x 1 #65


D
Jeder Fall ist anders und auch die Beteiligten unterscheiden sich enorm. Am Ende des Tages gilt aus meiner Sicht zunächst die Bereitschaft sich zu entscheiden und sich selbst zu hinterfragen. Mein Mann hat mit Mittags erklärt, was passiert war und nachts habe ich mich spätestens bewußt für einen gemeinsamen Weg entschieden. Wir haben uns beide für einander entschieden. heut sagte mein Mann, er wolle mich noch mehr als jemals zuvor. Unsere bedingungslose Entscheidung füreinander hat uns getragen in all den schwachen und starken Momenten gepaart mit der Bereitschaft uns selbst zu hinterfragen und Verantwortung zu übernehmen. Es gibt sehr viele Bedingungen die notwendig sind, damit man als Paar weiterkommt. Aber auch wenn man nicht als Paar weiterkommt, so steht es jedem frei, wenigstens selber weiter zu kommen. Hätte mein Mann nicht mitgezogen, dann wäre ich halt alleine weitergekommen. Und so sieht es doch für jeden aus, gemeinsam oder alleine. Aber ob es weitergeht für einen selber, hängt von jedem selber ab. es ist die Frage, ob man sich entscheiden kann.

28.08.2016 19:11 • #66


K
Zitat von Dummda:
Aber ob es weitergeht für einen selber, hängt von jedem selber ab. es ist die Frage, ob man sich entscheiden kann.


Das sehe ich ganz genauso! Und entscheiden kann man sich nur, wenn man reif und erwachsen ist und mit sich selbst im Reinen.

28.08.2016 19:36 • #67


D
In erster Linie entscheide ich mich für mich. das ist kein Egoismus oder Narzismus, auch keine Entscheidung gegen jemanden. Ich muss mich finden, zu mir stehen, nur dann kann ich für jemanden anderen da sein, eine Beziehung eingehen. Ob ich mich dabei für meinen Partner oder dagegen entscheide (bzw, wie er sich entscheidet) ist zweitrangig.

28.08.2016 19:45 • x 1 #68


finita
Ich finde mich hier durchaus auch wieder...ich hatte damals auch einen Mangel. Den hatte ich vorher schon, eigentlich schon aus der Wiege mit ins Leben genommen.
Er hatte den selben Mangel. Das und die Gespräche darüber haben eine sehr starke Anziehung verursacht.

Wir sind beide sehr ehrgeizig, erfolgsorientiert, auf attraktives Äusseres bedacht und vor allem auch sehr distanziert, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht. Ein vermeintlich wunderbares Mittel, sich vor emotionalen Verletzungen zu schützen.
Während ich mir stets ebenfalls recht unnahbare Partner (davor nie Affären) zugelegt habe und damit natürlich am Ende trotzdem immer unglücklich war, hat er sich für das Modell Ehe mit dauerhaften Nebenbeziehungen entschieden. Ein ebenso wunderbares Mittel, sich wechselseitig die Damen auf Distanz zu halten.

Während ich mich schon länger mit meiner unglücklichen Problemlösungsstrategie beschäftige, hat er sich in seinem Leben so gut eingerichtet...für ihn funktioniert das so.

Am Ende (das hat jemand hier so schön geschrieben) kann man durchaus für sich selbst an so einer unglückseligen Verbindung reifen, so man denn bereit ist, sich zu reflektieren.

Vielleicht funktioniert seine Strategie bis zum bitteren Ende, vielleicht rächt es sich eines Tages...für mich ist das mittlerweile nicht mehr wichtig.
Ich hab mich drauf verlagert, mich auf andere Dinge zu konzentrieren und mich endlich mal so anzunehmen, wie ich bin, mit mir zufrieden zu sein, ohne ständig besondere Leistungen erbringen zu müssen, besondere Aufmerksamkeit zu bekommen, begehrt zu werden oder oder oder.
Hört sich einfach an, ist es aber nicht.

28.08.2016 21:47 • x 4 #69


P
Zitat von Blanca:
Es kann hilfreich sein, sich an den Gedanken gewöhnen, daß Menschen nicht unbedingt so sind, wie man sie gern hätte. Wer selbst ein ernsthafter Mensch ist, der viel nachdenkt und sich dabei auch selbst immer wieder reflektiert bzw. sogar in Frage stellt, dem kann es schwerfallen die Erkenntnis zu akzeptieren, daß andere auf soviel Arbeit gar keine Lust haben und lieber wie ein Schmetterling durchs Leben flattern, nach dem Motto Carpe Diem und Darüber mache ich mir dann Gedanken, wenn es wirklich mal soweit ist.

Das ist wie der Unterschied zwischen Genießern und Konsumenten.

Muß man nicht mögen, ist aber ein fester Bestandteil dieser Welt und durchaus kein kleiner.

Da hilft nur, ein Stück weit das positive Bild loszulassen, das man sich bislang von der Menschheit gemacht hat.


Es ist mehr als hilfreich. Mir sträuben sichi kurz die Haare. Diesen Satz ich denke darüber nach, wenn es soweit ist - war damals ein prägende Satz meines AP

Dieses Bild loszulassen ist nicht so einfach Biancs. Reflektion bedeutet sich neu zu entdecken und nicht immer mag man nicht das, was man dann vorfinden wird.

Ein Freund sagte mir gestern in euren Gespräch. Ich erwähnte mich gut zu fühlen und frei fördern eine Beziehung wäre.

Entweder musst du dich für eine ruhige und harmonische Beziehung entscheiden oder eine leidenschaftliche. Beides geht nicht, sagte er.
Erst nahm ich den Satz nicht ernst. Heute dachte ich darüber nach.

Es war wie - langjährige Ehe oder Affäre. Irgendw8wirde mir komisch dabei

28.08.2016 22:18 • x 2 #70


K
Zitat von Dummda:
In erster Linie entscheide ich mich für mich. das ist kein Egoismus oder Narzismus, auch keine Entscheidung gegen jemanden. Ich muss mich finden, zu mir stehen, nur dann kann ich für jemanden anderen da sein, eine Beziehung eingehen. Ob ich mich dabei für meinen Partner oder dagegen entscheide (bzw, wie er sich entscheidet) ist zweitrangig.


@Dummda

Schau mal - das ist der letzte Satz meines Affären-Romans ... passte gerade so gut zu Deiner Aussage!

Denn am Ende ist Liebe eben doch eine Entscheidung, und ich habe mich für den Menschen entschieden, der meine ganze Liebe verdient hat.

Für mich.

28.08.2016 22:35 • x 4 #71


K
Zitat von Pusteblume15:

Entweder musst du dich für eine ruhige und harmonische Beziehung entscheiden oder eine leidenschaftliche. Beides geht nicht, sagte er.
Erst nahm ich den Satz nicht ernst. Heute dachte ich darüber nach.

Es war wie - langjährige Ehe oder Affäre. Irgendw8wirde mir komisch dabei


Ich glaube schon, dass beides geht! Indem man sich auch in einer ruhigen, harmonischen Beziehung zwischendurch immer mal wieder loslässt. Sich trennt - also nicht richtig, aber emotional, vielleicht auch mal räumlich. Meine Eltern machen das seit über 40 Jahren so, und die bringen immer noch im Urlaub Hotelbetten zum Einkrachen Aber sie geben und nehmen sich gegenseitig immer wieder Freiheiten. Fahren mal getrennt voneinander in den Urlaub, allein oder mit Freunden. Sie sind beide sie selbst geblieben, in all den Jahren. Streiten sich auch mal sehr leidenschaftlich und heftig, versöhnen sich dafür auch umso leidenschaftlicher wieder. Sie setzen einander Grenzen, ganz deutlich. Und natürlich gibt es auch lange, sehr ruhige Phasen. Aber immer auch mal wieder einen kleinen Sturm. Keiner ist für den anderen je selbstverständlich gewesen, obwohl (oder weil?) sie sich auch immer zwischendurch loslassen können. Ich habe das immer sehr bewundert. Aber dazu braucht man eben auch zwei, die ähnlich ticken ...

28.08.2016 22:41 • x 1 #72


finita
Zitat:
Aber dazu braucht man eben auch zwei, die ähnlich ticken ...


Ich hab mich jetzt deshalb darauf verlagert, das Leben entscheiden zu lassen, ob es mir so jemanden über den Weg laufen lässt...alles kann man nämlich auch nicht mit Reflektion hinkriegen.
Es ist einfach auch grosses Glück einen wirklich passenden Partner zu finden.

28.08.2016 22:46 • x 3 #73


K
Zitat von Pusteblume15:
(...) Ein Freund sagte mir gestern in euren Gespräch. Ich erwähnte mich gut zu fühlen und frei fördern eine Beziehung wäre.

Entweder musst du dich für eine ruhige und harmonische Beziehung entscheiden oder eine leidenschaftliche. Beides geht nicht, sagte er.
Erst nahm ich den Satz nicht ernst. Heute dachte ich darüber nach.

Es war wie - langjährige Ehe oder Affäre. Irgendw8wirde mir komisch dabei


@ Pusteblume15

genau DAS ist es - Augen und Ohren offenhalten und auf evtl. Bilder schauen, bzw. auf
Zwischentöne hören und seien sie im 1. Moment noch so bedeutungslos. Oft sind es
Randbemerkungen, die einem später sehr wichtig werden und genau DAS bewirken, was
sie sollen - Gedanken zulassen, nachdenken über ALLES - auch wenn es vermeintlich
unwichtig erscheint. Nur - den Kopf zermartern macht keinen Sinn....dann lieber die Gedanken
vorerst zur Seite legen, um sie später erneut aufzugreifen.

Zum Begriff harmonische Beziehung - ständige Harmonie ist der Garaus für alles. Harmonie
fühlt sich zwar besser an, bewirkt aber genau das Gegenteil. In Harmonie wird nach dem Mund
(des Anderen) geredet - nicht nach dem eigenen Verstand!.

Es klingt erst mal egoistisch, sich für sich selbst zu entscheiden! Wer kennt schon die Beweggründe, warum es zu einer solchen Entscheidung kommt und was sie letztendlich für eine Bedeutung hat. Wer sich für sich selbst entscheidet, kann später sehr viel mehr GEBEN, ohne sich zu verlieren...

28.08.2016 22:53 • x 2 #74


Blanca
Zitat von Pusteblume15:
Entweder musst du dich für eine ruhige und harmonische Beziehung entscheiden oder eine leidenschaftliche. Beides geht nicht, sagte er.

Dazwischen gibt es viele Grautöne. Also laß Dich davon nicht erschrecken und folge weiter Deinem Weg.

28.08.2016 23:23 • x 1 #75


A


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