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Was bedeutet Verzeihen

F
Ich gebe nun auch mal meine Meinung ab, was Verzeihen bedeutet.

Verzeihen bedeutet für mich:
-In Gedanken an ein Ereignis, was mich mal verletzt hat, nicht mehr sauer, enttäuscht, wütend, traurig zu sein.
-Ein Ereignis nicht wieder hochzukramen, es nicht zum Vorwurf zu machen, nicht mehr zu erwähnen bei jeder Gelegenheit.
-Langsam wieder Vertrauen in diesem Bereich aufbauen zu können, das deswegen zerstört wurde.

Hier rede ich nicht nur von Betrug. Es betrifft alles, was man verzeihen kann. Sei es, dass man versetzt wurde, von einer guten Freundin dreist angelogen wurde oder vom Partner beleidigt.

Ich liebe sehr stark und möchte verzeihen. Doch es ist verdammt schwer.
Ich habe keine Lust mehr auf Silvester und möchte an diesem Tag meinen Partner gar nicht mehr um mich haben. Er hat mich 2014/2015 so sehr verletzt und unser erstes Silvester verdorben, dass ich keine Lust mehr auf zukünftige habe und auch nicht glaube, dass es toll werden kann.
Hinzu kommt noch, dass ich die 3 Silvester davor in meiner Ex-Beziehung auch alleine zu Hause sitzen gelassen wurde.
Hat das nun was mit Verzeihen zu tun? In Hinsicht auf meinen Freund, ja. Er hat mir auch noch andere Dinge angetan, die ich (trotz, dass ich weiß, dass es eine einmalige Sache war) (noch) nicht verzeihen kann und mir das Vertrauen schwer macht.
Aber ich möchte es. Weil es dann auch leichter für uns ist.
Er sagte bereits: Ich vermisse dein Vertrauen in mich. Ich weiß, ich habe es selbst kaputt gemacht. Aber ich möchte, dass du mir wieder zu 100% vertraust.

100% geht nicht. Vertrauen bleibt nicht konstant. Es wird gebrochen und dann wieder gestärkt. Mit jeder Tat, mit jedem Ereignis im Leben. Ob beim Partner, bei Freunden oder Familie.

Doch wie lange dauert es, wieder zu vertrauen und zu verzeihen? Ein halbes Jahr? Länger? Wie geht das?
Das frage ich mich andauernd... denn verzeihen und vertrauen hängt für mich zusammen.

28.07.2015 08:24 • #76


Wurstmopped
Nun ich denke Verzeihen ist was sehr subjektives...das ist immer ganz davon abhängig wie das vorherige Leben bisher verlaufen. Menschen die schon öfter betrogen, haben wohl eine doch eher realistische Sicht der Dinge!
Ich habe vorher auch immer gedacht, nun was stellen sich die Menschen immer so an, klar kann man eine Dauer sauer auf den Parner sein, aber die Ehe ist nun mal kein Ponyhof und letztendlich gehört es wohl auch irgendwie dazu...also die wirklich dunklen Tage!
So weit so gut, aber auch wenn man innerlich verziehen hat und ja dem Partner so gut es dann noch eben möglich ist wieder vertraut, es bleibt was zurück...ein latentes unwohlsein...ein kleiner Stachel in der Seele, der einem immer wieder daran erinnert, dass man eben doch austauschbar war, diese versprochene immer gegenwärtige Treue, diese Sicherheit, das Gefühl für den Partner was einzigartiges zu sein, ist um ein großes Stück beschädigt!
Wie Pedro schon schreibt, es wirkt nun alles so ohne diesen besonderen Zauber und doch sehr Real und nüchtern!
Ich frage mich dann auch, kann und will ich das auf Dauer...ist eine romantische Liebe nie so richtig Real, macht man sich da generell was vor! Und kommt man dann früher oder später Sommer so zu diesem Punkt einer Beziehung?
Dann aber sage ich mir aber, nein dieses doch romantische ...wundervolle Gefühl der Liebe, des besonderen und einzigartigen..ist wohl das das was mich im Leben beflügelt mich auch glücklich macht und ja du hast ein Recht darauf.
Fazit, ja ich kann verzeihen, jedoch fehlt es mir dann trotzdem diese Grundsubstanz um letztendlich weiterhin glücklich leben zu können.

28.07.2015 17:27 • #77


A


Was bedeutet Verzeihen

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M
@wurstmopped
Was Du da schreibst, spricht mir aus der Seele.
Aber es ist eben keine Lösung.

02.08.2015 09:27 • #78


Bond66

02.09.2015 21:08 • #79


G
In der Tat war es interessant zu lesen!
Ich habe dieses mitgenommen und dafür mein Danke!
Zitat:
Mir hat das Leben gezeigt, dass das Verzeihen und Vergeben auf eigenen Selbstwert zurückzuführen ist.
Was die Einen können, können die Anderen ganz und gar nicht.
Und nicht, weil der Fall komplizierter oder einfacher ist, sondern der Mensch dahinter.
Menschen die realisieren und in sich selbst ruhen können, verziehen und vergeben anders.
Und die Anderen, die tragen das Päckchen mit, zumindest ein Teil davon.
Oft wird das mit Verletzheit oder Sensibilität entschuldigt, ich denke eher, es ist die Unfähigkeit sich selbst zu lieben. Denn sonst würde man sich so etwas nicht antun.


Diese Gedankengänge bekomme ich ständig von meiner Therapeutin mit.
Wer sich selbst liebt, ist stark. Wer stark ist, verzeiht den anderen und sich selbst recht leicht. Nicht dass es ihm nicht wehtun kann, aber in der Stärke nimmt er den Schmerz als was sehr nützliches für sich auf.
Wer sich selbst liebt hat weniger Ängste. Und das hat was mit Vertrauen zu tun.
Alles nicht einfach, aber ich finde es faszinierend. Ich lerne!

02.09.2015 22:26 • #80


G
Nur allein die Tatsache das diese Ängste bzw. die Emotionen die da hervorgerufen wenig mit dem Bewusstsein zu steuern sind ist leider auch eine Wahrheit!
Das sind Prozesse die unterbewusst ablaufen und dich steuern...das Bewusstsein begründet oder erklärt, rechtfertigt....die Emotionen sind aber da!
Das was man sich von der Ratio suggestiv versucht als Stärke zu verkaufen ...wird aber emotional ganz anders wahrgenommen, Wut, Angst, Trauer...

Ich denke es ist auch sehr wichtig sich den Emotionen zu stellen, sie auszuleben und dann über positive Erfahrungen und Erlebnisse das Unterbewusstsein mit positiven Emotionen zu prägen die auch in dem Zusammenhang mit der Affäre, Verlust, Trennung stehen!

03.09.2015 08:45 • #81


Bond66
Ich schließe mich da Günther an.
So einfach Liebe=Verzeihen ist die Gleichung nicht. Und das mit dem sich selber lieben ?
Ich weiß nicht. Das ist mir auch ein wenig kurz gedacht. Das hat schon etwas von selbsterteilter Absolution.
Warum bestrafen wir einen Mörder ? Banale Frage über die man stundenlang philosophieren kann.
Gibt es unter Primaten ja auch nicht. Gab es ganz früher auch nicht.
Aber das geht jetzt wahrscheinlich hier zu weit.
Die meisten Menschen haben ein empfinden für Ungerechtigkeit, aber nicht für Gerechtigkeit.
Sie glauben es aber.
Es gab dazu mal ein sehr nettes Experiment mit Primaten.
Zwei Affen würden in einem Käfig gehalten, der durch eine Glaswand getrennt war. Weintrauben waren ihre Lieblingsspeise. Sie würden jeden Tag mit allem möglichen gefüttert und mit Weintrauben als Schlussmenü.
Dann bekam nur noch einer Weintrauben. Hunger hat der andere nicht gelitten. Er wurde weiter gefüttert.
In der Glasscheibe war ein Loch.
Das hat der benachteiligte noch klaglos hingenommen. Abgegeben hat der andere keine Weintrauben.
Dann bekam der andere gar nichts mehr zu fressen. Der andere Affe reichte ihm durch das Loch etwas, aber keine Weintrauben.
Dann würde der ganze Spieß umgedreht. Das selbe Bild.
Das andern zugefügte unrecht wird ganz anders war genommen , als das eigene.
Ein Beispiel aus der Verhaltensforschung, was weit mehr über uns aussagt, als sich viele eingestehen möchten.
wer betrogen würde erleidet ein Trauma. Vergleichbar mit einem sehr schlimmen Unfall.
Auch da gibt es Forschungen der Uni Göttingen.

Ganz so simpel funktioniert das eben nicht, wie viele sich das vorstellen.

03.09.2015 09:12 • #82


Bond66
Mittlerweile glaube ich, man gar nicht verzeihen.
Was soll/will man auch bei einer Affäre verzeihen?
Das man angelogen wurde? Ok, das kann man verzeihen.
Das man in ein Loch gefallen ist? Wird schon schwierig.
Das der Partner einen nicht mehr geliebt hat , sonder stattdessen jemand anderes ?
Ist das wirklich etwas was man verzeihen kann ?
Kann man jemanden verzeihen das er keine oder zumindest nicht mehr solche Gefühle für einen hatte ?
Ich bin mir da nicht sicher, ob das etwas ist was man mit verzeihen lösen kann.
Im Ergebnis hieße das ja auch irgendwie das man sich selbst etwas vorwerfen müsste, wenn man jemanden nicht mehr liebt.

12.09.2015 19:20 • #83




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