Zitat von Felica: Und sie sagt ihm, Treue ist nicht ihr Ding. Total unfair?
Ich glauben wir schreiben aneinander vorbei.
Schau, ich finde beide Bedürfnisse völlig legitim und verständlich, also ich kann gut verstehen, wie es ihm geht und ich kann gut verstehen wie es ihr geht. Beide Bedürfnisse sind also zunächst berechtigt.
Als die beiden geheiratet haben, waren deren Bedürfnisse deckungsgleich. Beide haben ihre Beziehung als liebende, monogame Bindung verstanden. Das war der Grundpakt.
Bei einem von beiden hat sich im Laufe der Jahre etwas verändert, weil sich Bedürfnisse eben hin und wieder ändern können. Das hat sie ihm auch offen mitgeteilt und nachgefragt, was ja zunächst ein super wichtiger Schritt ist, ob er sich das vorstellen kann. Kann er leider nicht.
In der Konsequenz stehen sich jetzt diese Bedürfnisse diametral gegenüber. Damit ist aber der ursprüngliche Pakt, ob man es nun gut findet oder auch nicht hinfällig. Sie kann die Ehe nicht einseitig öffnen, er kann an der Veränderung ihrer Bedürfnisse nichts ändern.
Im weiteren kommt er ins Forum und fragt sich, welche Wege es gibt und ob er tatsächlich das moralische Dinosaurier ist, als daß er sich bewusst oder unbewusst von ihr so genannt fühlt. An diesem Punkt beginnt das Problem, was ich versuche anzusprechen.
Wer muss in einem solchen Fall für die Veränderung der Bedürfnisse, die sich also jetzt gegenseitig ausschließen, die Verantwortung übernehmen?
Und da ist meine klare Antwort, der, dessen Bedürfnisse sich verändert haben. Dabei geht es null um Schuld, sondern es geht um die Frage, wer jetzt dieses Dilemma auflösen muss.
So wie der TE die Situation hier schildert, wird das aber nicht getan, sondern seine Frau beginnt eine Verhandlung über sein völlig legitimes Bedürfnis, um ihr völlig legitimes Bedürfnis durchzusetzen.
Hm, das empfinde ich nicht sachgerecht und würde es als erstes red flag beschreiben.
Dennoch kann ich das schon noch so ein klizekleines bißchen verstehen.
Dann aber die Schilderung, daß ihre Argumentation ist, durch die Öffnung der Ehe, wird der Erhalt der Ehe gesichert. Wenn ich bekomme, was ich will, dann bekommst Du, was Du willst. Und das ist BS.
Ersten der TE bekommt nicht, was er möchte. Denn sein Bedürfnis ist eine monogame erfüllte Zweierbeziehung.
Zweitens, ob ein Öffnen der Ehe, diese tatsächlich stabilisiert oder wie oft genug der Fall, dies nur der Anfang eines noch schmerzlicheren Endes ist, als ohnehin schon (die Anziehungskraft des TE auf seine Frau wird ja nur weiter sinken), weiß absolut keiner!
Und das ist jetzt schon echt problematisch, die eigenen Bedürfnisse durchsetzen zu wollen, in dem man etwas verspricht, dessen Eintritt man so nicht in der Hand hat, es aber als gegeben aussehen lassen will. Deutliche zweite Red Flag.
Und für mich die absolute und dritte Red Flag ist ihre Weigerung jetzt aus dieser Diskussion raus zu gehen und in die erwachsene Verantwortungsübernahme für die Situation zu gehen, die nun mal ihre Verantwortung ist. (nicht Schuld!).
Anstatt über alternative echte Szenarien nachzudenken, wie man also damit umgeht, daß dieser Pakt keinen weiteren bestand haben kann, aber dennoch einander verbunden bleibt, verharrt sie scheinbar (wir kennen nur was er schreibt, daher sind meine Worte auch an ihn gerichtet), in einem ich kann aber nichts für meine Bedürfnisse und Deine Weigerung mir ein bissl Freiheit zu gönnen ist kindlich und das eigentliche Problem.
An der Stelle setze ich an und sage, nö das ist BS. Für die Veränderung ihrer Bedürfnisse muss sie die Verantwortung übernehmen. Das heißt, anstatt weiter beim TE anzuklopfen, ob er nicht doch dieses oder jenes, sich auf den Hosenboden setzen und sagen, mein Bedürfnis nach Freiheit ist so hoch, daß ich diesen Schritt wagen muss oder mein Bedürfnis nach Sicherheit ist höher, dem ordne ich meinen Freiheitsdrang unter, weil es mir wichtiger ist am Ende in den Sonnenuntergang zu reiten.
Sie wertet die Bedürfnisse des TE als old-school ab, sieht aber offensichtlich nicht, in welcher kindlichen und verantwortungsscheuen Dynamik sie sich selbst befindet.
Deshalb ist was sie tut unfair.