18

Wenn ich los lasse, gehts mir besser-hilft mir jemand?

G
Ihr Lieben,

seit der Trennnung (Mitte Nov.) gehts mir immer bescheidener, ich bin auf einer Spirale nach unten.

Ich lebe nicht mehr, ich vegetiere. Ich verbringe den Tag (habe Urlaub) auf der Couch, ich schlafe auf der Couch, ich schaff den Haushalt nur ein wenig, GsD sind meine Kinder schon aus dem Alter raus wo Mama ihnen alles machen muss, aber trotzdem....

Ich heule jeden Tag, immer. Ich stehe morgens auf - bin in der absoluten Leere, habe Schmerzen (seelische), ich bin wie erstarrt, sage Verabredungen fast täglich ab, weil ich mich der Welt nicht stellen kann.

Aufgrund Erfahrungen in der vergangenheit kenn ich so etwas von mir und ich weiß auch etwas woran es liegt. Ich habe extreme Probleme mit los lassen, denn lasse ich los, verändere ich Dinge, gehe ich meinen Weg (versuche es zumindest), löse ich mich, brauch ihn nicht mehr, sehe es als Verrat, denn die Erkenntnis ist immer - dieser Mann war nicht gut für mich, habe mich entliebt, wollte den Mann dann nicht mehr. Wie gesagt, vom Kopf her weiß ich es, aber diese Erstarrung die ich habe, ist fast nicht zu durchbrechen. Nur ich muss sie durchbrechen um vorwärts zu kommen.

Ich habe am 15.01. einen Termin bei meiner alten Therapeutin, die mir seinerseits (2009/2010) aus einer sehr destruktiven Beziehung geholfen hat, sie kann mich bis Ende April 14-tägig aufnehmen, ab Mai dann wöchentlich.

Das wird anfangs sehr hart, denn nur alle 14 Tage ist sehr wenig.

Die Eckpunkte:
Keinen Kontakt mehr mit Ex, er hat auch bereits eine Neue, er hat mich bei FB geblockt, hat neue Handynummer. Ich habe ihn auch nicht mehr kontaktiert, habe es auch nicht vor (obwohl mein Herz immer was anderes sagt), denn momentan würde ich mich nur vor die Füsse werfen und betteln, so will ich keinem Menschen gegenüber treten.

Jedenfalls weiß mein Kopf was ich machen muss, damit es mir wieder besser geht, aber es ist wie eine Macht die die Kontrolle über mich genommen hat, die mich nur erstarren lässt.

Mit Hauruck oder reiß dich zusammen etc. wird es bei mir nicht fruchten, daher frage ich um ernsthafte Hilfe.

Danke!
Grace

05.01.2015 16:20 • #1


F
Hallo Grace,

Wir hatten ja schon einmal in einem anderen Threat von Dir das vergnügen.
Du machst genau das richtige mit der Therapie. Ich befand mich in dem selben Loch wie Du, habe alles vernachlässigt, meinen Beruf, mich selbst einfach alles.

Ich lag nur auf der Couch und wollte einschlagen, ja am liebsten nicht mehr aufwachen.
Irgendwann kam der Punkt als meine Therapeutin sagte, so geht es nicht weiter und ich bekam Antidepressiva verschrieben.Was soll ich sagen, der Schmerz ist dadurch nicht verschwunden.
Die Wut auch nicht und ja fast schon der HAss gegen die Ex.

Aber es treibt mich irgendwie an. Ich kann wieder arbeiten, Dinge erledigen, wieder mehr als 3 Stunden schlafen und ich versuche dadurch irgendwie um mich zu kämpfen.
Ich sehe noch keinen Sinn dahinter, warum ich das mache, aber ich tue es oft.
Ansonsten hilft nur viel Ablenkung, so gut es geht immer beschäftig sein, die Woche durchplanen. Stillstand ist tot bei mir, Bewegung zumindest Ablenkung.

Beim Rest hoffe ich einfach das irgendwann das Schicksal es gut mit mir meint.
Ich vielleicht wieder mich verlieben kann oder der Schmerz von alleine verschwindet.
Ich hoffe darauf das irgendwann alles gut wird.

Also halte durch, mach das mit der Therapie. Erzähle alles Deiner Therapeutin.
Gehe notfalls vorab schon mal zum Hausarzt, wenn Du ihm Deine Situation schilderst, wirst Du vorab schon mal Antidepressiva bekommen. Ja und zu Deiner Frage loslassen.
Loslassen kann ich auch noch nicht, aber ich weiss auch es gibt keinen Weg mehr zurück.

Sie ist erstens total glücklich, das sehe ich ja wenn Sie nach Hause kommt oder zu ihm fährt.
Und zweitens ich könnte Ihr das nie verzeihen, was Sie mir angetan hat.
In meinem Bekanntenkreis und Sie wusste unserer Wohnsituation, der gemeinsamen Freunde.
Das alles war Ihr egal, ja Sie hatte nicht mal den Mut zu reden oder vielmehr den Anstand.

Nein es wird nie mehr was, also an was soll ich festhalten. Das einzige ist weiter machen, alles zu ertragen und hoffen auf was besseres. Ihr und ihm wünsche ich nichts gutes. Ich hoffe es zerbricht bei denen. Ich spüre da wirklich Hass und Wut sehr stark.
Aber ich kann es nicht beeinflußen, nur das Schicksal zeigt hoffentlich irgendwann GErechtigkeit...

05.01.2015 17:28 • #2


A


Wenn ich los lasse, gehts mir besser-hilft mir jemand?

x 3


G
Hallo Feuer,

ja, deine situation habe ich lesen können, ein alptraum

Antidepressiva nehme ich schon länger, die Dosis wurde erhöht, aber ich habe das Gefühl es schlägt nicht mehr an.

Ich habe bei mir das Gefühl das ich mir selbst nicht erlaube das es vorwärts geht. Gehe ich vorwärts, ist es Verrat. Ist logisch nicht zu erklären, deshalb suche ich ja Hilfe, wie man da evtl. zusätzlich zur therapeutischen/Psychologischen Hilfe raus kommt. Da das mit der Therapie ja noch dauert.

05.01.2015 18:43 • #3


A
Hi Grace,

nebst Hund, Arbeit und geerbtem Garten ... ich werde nächstes Jahr 2 Bienenstöcke aufstellen. Freu! Ein Freund von mir imkert, ich hab ein paar Vorkenntnisse und les mich nun über den Winter ein.

Als meine Tochter jetzt da war (die wohnt am andren Ende Ds) waren wir shoppen und ich hab mir grasgrüne Stiefel gekauft. Tochter sagte: Huhh, wie hässlich^. Ich, ach pfeif drauf. Heut bin ich das erste Mal mit rumgestöckelt. Hach!

Auch mal liegen bleiben können; Schlabberklamotten. Heute: Trauertag. Ohne Rechtfertigung andren gegenüber: Mir geht's mau und fertig

Nichts großes kochen; kleine Sachen; viel Obst und Gemüse essen. Lecker Eis in die TK packen. Gummibärchen ... Schokolade

Die Neue meines Ex ist 30. Hmm, alt werden wir alle. Das alter ist was, da kann man am wenigsten dran schrauben, also nutzt Kummer deswegen hier gar nüscht

Wochende: Mindestens 3x täglich zwingt mich der Hund, mich zu gewanden, die Nase zu pudern und raus zu gehen. Danke, Mucki....du bist der Beste

Ich hab nichts gemacht, was ich nicht wollte. Keine Lust auf Musik? OK, keine Musik. Keine Lust auf TV? Ok, Glotze aus. Keine Lust auf Telefonieren: Klingeln lassen

Das Schlimmste war für mich in den ersten Wochen der Kleinstadt-Kack. Die gemeinsamen Kneipen. Die Veranstaltungen, wo ich wusste, da IST er auch.
So doof das klingt, irgendwie haben mich so SMSs von ihm sogar angespornt: Bleib du mal in deinem Stadtviertel Ich: Ach, Leck mich doch

Heute (du glaubst es nicht) ne SMS mit: Du brauchst mal wieder guten S..x Hat man Töne?

Vielleicht leg ich mir nen Doldi zu (ne Arbeitskollegin sagte letztens: Besser geht's nicht)

Die Gitarre wieder auspacken? Tanzkurs machen?

Wenn sich irgendein Zipfel Energie zeigt, pack ihn am Schopf ... und überlege, wohin damit. Auf ne Art und Weise, die dir gut tut und dir Freude bereitet. Und wenns ganz kleine sind, am Anfang ... sie werden größer

05.01.2015 20:31 • x 1 #4


G
In der theorie weiß ich auch was ich machen könnte.

mir macht aber das, was ich schrieb angst und sorgen.

Warum kann ich nicht gut für mich sorgen?
warum verbiete ich mir aus dieser Trauer rauszutreten, aus dieser Erstarrtheit?
Warum empfinde ich es als Verrat?
Und wie finde ich Dinge, die mir dabei helfen es doch zu tun.

05.01.2015 21:01 • #5


A
PS: Tagebuch schreiben fand ich auch sehr hilfreich. Man muss die Gedanken sortieren und merkt, wie verquer man denkt ...

Auch, wenn das albern klingt: Ich hab mein alten Teddy vom Dachboden geholt zum Knuddeln und mein Leid klagen. Der ist so ein geduldiger Zuhörer und er meckert n i e ...

05.01.2015 21:03 • #6


A
Zitat:
Warum kann ich nicht gut für mich sorgen?
warum verbiete ich mir aus dieser Trauer rauszutreten, aus dieser Erstarrtheit?
Warum empfinde ich es als Verrat?
Und wie finde ich Dinge, die mir dabei helfen es doch zu tun.



Theorie und Praxis .... B hilft. Einfach was tun. Und selbst, wenn es dir anfangs gar nicht so sinnvoll vorkommt. Probieren, experimentieren ...

Stell dir vor, du machst eine Reise zu einem geplanten Ziel. Auf dem WEG dahin können dir aber auch viel tolle Dinge passieren, mit denen du gar nicht gerechnet hast. Vielleicht gefällt es dir irgendwo soo gut, dass du das Ziel streichst und woanders landest nun da bleibst?
Mit dem TUN kommen die Gelegenheiten, die Chancen ... und da findest du plötzlich Dinge, die dir Spaß machen. Und die halte fest. Das Leben ist eine übervolle Wundertüte

05.01.2015 21:10 • #7


Tiefes Meer
Hallo Grace,

ich habe jetzt zwar keinen konkreten Tipp für Dich, springe aber gerade total auf das Wort Verrat an, weil ich das von mir selber auch kenne.

Kurzfassung meiner Geschichte - mein Ex hat mich vor längerem verlassen. So langsam ging es mir besser - aber dann hatte ich vor ein paar Monaten einen heftigen emotionalen Rückfall, der damit endete, daß ich total traurig dachte - So, nun bin ich wohl an der Reihe und muß mich von Dir trennen. Und gleichzeitig kam das vage Gefühl auf, daß ich dazu kein Recht habe und es da etwas gibt, was ich ihm doch nicht wegnehmen darf ....

War nur so ein Aufblitzen am Rande, weil ich das Gefühl so schräg fand, daß ich es schnell weg gedrückt habe. War vielleicht etwas voreilig. Vielleicht ist da mehr dran als ich in der Situation gemerkt habe. (Hab immer noch Mühe mit dem finalen Loslassen, auch wenn es mir derzeit deutlich besser geht).

Jetzt denke ich grade - zu einem Verrat gehört ja wohl, daß es eine (unbewußte) Vereinbarung gibt, die man verraten könnte. Ich frage mich also - wozu genau eigentlich habe ich da mich innerlich unbewußt (und vielleicht recht einseitig) verpflichtet ?

Du schreibst:
Zitat von Grace_99:
sehe es als Verrat, denn die Erkenntnis ist immer - dieser Mann war nicht gut für mich, habe mich entliebt, wollte den Mann dann nicht mehr.


Worin genau besteht der Verrat, bzw. wie sieht die verratene Vereinbarung aus ? (Also jetzt natürlich nicht vom vernünftigen Kopf her aber auf dieser unvernünftigen Herzensebene.) Wenn Du Dich damit schon näher auseinander gesetzt hast, kannst/ magst Du beschreiben, was das bei Dir ist ? (Wenn das hier zu weit führt vielleicht per PN ?). Würde mich sehr interessieren, weil ich da jetzt mal näher bei mir nachschauen möchte.

05.01.2015 21:10 • #8


sahara
Liebe Grace

du weisst mit deinem Verstand, dass du raus MUSST.
Wenn du liegen bleibst, dann wirst du irgendwann gar nicht mehr aufstehen.

So schwer es dir fällt, STEH AUF, zieh dich an und geh raus.
Nicht gleich in die Vollen, nicht unbedingt in grosse Gesellschaft oder grössere Veranstaltungen. So etwas würde dich eher runterziehen und überfordern.
Zuerst nur ums Haus, beim nächsten Mal etwas weiter, noch ein nächstes eine grössere Runde.
Tu das für dich und deine körperliche und seelische Gesundheit.

Wen denkst du, würdest du 'verraten' ?
Du würdest dich selbst verraten, wenn du dich nicht selbst an die Hand nimmst. Nur DU kannst das, nur DEIN Überlebenswille zählt.

Dein Leben gehört DIR.
Du hast ein Recht darauf, dass es dir besser geht. Du hast ein Recht auf ein gutes Leben!
Nimm es in deine Hände.

Ich wünsche dir viel Kraft für den ersten Schritt

05.01.2015 21:29 • x 1 #9


G
wenn ich es nur genau beschreiben könnte was ich als verrat ansehe.

wir hatten eine on/off beziehung, ich bin immer in die vollen (emotional) gegangen um ihm zu zeigen hey, ich bin eine tolle, mich kann man lieben, ich habe wirklich mehr gegeben. emotional, auch finanziell (bin also öfter zu ihm, hab ihm bei einigen dingen geholfen, schriftkram), hab viel mit organisiert, versucht ihm ruhe zu geben, hab mich wegschieben lassen, hab mich wieder zurückholen lassen, habe immer gehofft es wird etwas festes - aber er stand nie hinter mir.

ich kann bis heute nicht an die schlechten erfahrungen/erlebnisse denken - ich vermute das kann ich erst in der therapie, in dem für mich geschützen rahmen.

der verrat...... tja, ich habe über 1 jahr gegeben, wie oft geweint, meine bedürfnisse hinten an gestellt (ohne es bewusst zu merken), habe ihn als den mann gesehen. ihn geliebt. vor/neben/hinter ihm gestanden, bei seiner zerrissenheit, bei seinem humor, bei seinen eltern usw.

wenn ich mich jetzt abwende, was bleibt dann noch von dem tollen mann? ich stosse ihn vom thron. von meinem thron. ich muss mir eingestehen das er nicht toll war, dass er mich benutzt hat, egoistisch sein ding gemacht hat und ich mich habe ausnutzen lassen.

das tut mir so weh, dass ich es kaum aushalten kann. und wenn ich das verinnerliche muss ich mir eingestehen das ich einem traum aufgesessen bin. mich habe blenden lassen.

es ist sehr schwer in worte zu fassen, da ich den roten faden ja selbst noch nicht greifen kann.

auch muss ich verantwortung für mich übernehmen - davor hab ich angst.

sorry, vielleicht alles etwas wirr?

05.01.2015 22:12 • x 1 #10


Tiefes Meer
Weiß nicht, ob das wirr ist, bei mir kommen die Bilder an und das ist spannend. Es gibt im grundlegenden Muster Ähnlichkeiten in unseren Geschichten. Ich möchte das gerne heute Nacht mal sacken lassen. Ich schreibe Dir wieder, sobald ich da ein bißchen weiter bin.

Vielen Dank Dir erstmal

05.01.2015 22:25 • #11


A
Zitat:
wie oft geweint, meine bedürfnisse hinten an gestellt


Das ist der Knackpunkt. Das hintenan stellen

Ich denk nicht mal, dass dein Ex egoistisch ist. Die Sichtweise mag es dir erleichtern, momentan.
Es gibt Menschen, denen ihr Autonomiegefühl abhanden kommt, wenn man zuviel für sie macht. Seinen Schreibkram z.B., den hättest du ihm selbst überlassen können.
Dann wirst du zu einem Helferlein und zwar aus dem Grund, weil du das genau von ihm für dich forderst. Insgeheim.

Hättest du bei ihm daheim auf der Couch gesessen, die hochhackigen auf den Tisch gelegt und dir die Nägel lackiert (krasses Beispiel)....hätte er mehr Respekt gehabt. Er hätte sich gedacht, whow, was für ein toller Hecht bin ich. Diese Frau bleibt bei mir. Und sogar freiwillig. Und ich kann meinen Schreibkram selbst erledigen. Und du klimperst mit den Augen, sagst Na, Schatz, das war sicher wahnsinnig anstrengend für dich! Ich bin ganz doll stolz auf dich, WIE du das alles hinkriegst!

Er kriegt dann durch eine faulere, nicht so hilfsbereite Dame die Bestätigung, dass er es auch alleine hinkriegt. Und dass man es alleine schafft, erfüllt mit Stolz, jeden Menschen.

Und dich kann er alleine zurücklassen, weil du ihm ja gezeigt hast, dass du alles managen kannst.

Deine Schwäche und Verletzbarkeit zuzugeben, nicht immer in seine Bresche zu springen, auch mal NEIN sagen (ohne Angst vor Ablehnung) hätte eine Chance sein können, aus ihm einen Ritter zu machen. Und aus dir eine Frau, die kriegt, was sie braucht und will. Einen super Geliebten und einen Mann, der sich um dich bemüht.

Nach dem Spiegelprinzip seid ihr gleich gestrickt. Jeder sucht nach Anerkennung. Doch hat das Gleichgewicht bei euch nicht ganz hingehauen. Oder euer beider Lösungsstrategien.

05.01.2015 23:28 • #12


W
Das neue Jahr hat begonnen. Ich starte es so:

Schreibt euch folgendes auf:
Wer will ich sein? Wie will ich mich fühlen?

Dann:
Was will ich tun?

Dann:
Was möchte ich erreichen?

Und zwar unabhängig von anderen Menschen! Es geht nur um dich. Das machst du jeden Tag! Jeden Tag aufschreiben! Mind. 30 Tage! Irgendwann ist es drin und du machst es! Aber nicht vergessen! Es geht nur um dich! Kein ich will ihn zurück etc.. Es geht nur um dich! Was du willst! Bsp. ich will wieder leben! Weg von der Couch! Nicht mehr an Ihn denken! Jeden verdammten Tag bis der Hebel umfällt. Viel Erfolg dabei!

05.01.2015 23:40 • #13


S
Liebe Grace,

Du hast die Gabe, Deine Gefühle sehr intensiv beschreiben zu können- mir sind Deine Worte sehr nah gegangen und ich finde mich selbst zum Teil darin wieder.

Zitat:
warum verbiete ich mir aus dieser Trauer rauszutreten, aus dieser Erstarrtheit?
Warum empfinde ich es als Verrat?


Ich kenne genau dieses Gefühl, etwas nicht loslassen zu können, obwohl ich weiß, dass es der einzig richtige Weg für mich wäre- ein Weg zurück zu meiner Lebendigkeit.
Auch ich habe Wochen und Monate einfach nur in enormer innerer Anspannung verharrt und konnte nichts mehr tun. Ich habe mein Leben massiv vernachlässigt, war wie gelähmt. Als stünde die Zeit still.
Ich habe mich übrigens nicht abgelenkt und für mich war es so richtig. Ich wollte verstehen, was mit mir passiert.

Eigentlich sind wir alle ständig voller Lebensimpulse. Man muss sich nicht zu etwas schönem (Deinem Leben) zwingen. Das Tun geschieht von ganz alleine aus einem innerem Antrieb wenn Du bereit bist, es zuzulassen.
Wenn aber ein enormer Schmerz bei Dir unter einer hauchzarten Decke zurück gehalten werden muss, dann geht alle Energie in diese Blockade hinein. Man kann nicht unter Wasser die Luft anhalten und gleichzeitig lachen, atmen und vorangehen...

Auch ich habe mir vehement verboten aus der Erstarrung herauszutreten. Bei mir war es eine extreme Verweigerung, einen leider unsinnigen Traum aufzugeben. Ich wusste, er wird nie in Erfüllung gehen, nie und ich wusste auch, dass all das, was mich glücklich machen könnte, genau dort ist, wo nicht dieser Traum ist. Aber ich habe mich dem Leben wegen dieses Traumes verweigert.
Es ist echt so, als würdest Du Dir stur in den Kopf gesetzt haben, dass an einer ganz bestimmten Stelle auf der Wiese des Lebens ein Schatz begraben ist und so buddelst und gräbst Du Dir bei Wind und Wetter die Hände wund...besessen von der Vorstellung, dass Du- wenn Du nur alles gibst- irgendwann an den Schatz heraunkommst. Die Sonne brennt Dir auf dem Rücken, der Schnee lässt Deine Hände gefrieren aber beharrlich gräbst Du weiter.
Um Dich herum blüht und tobt das Leben aber dafür hast Du keine Energien mehr. Das Leben um Dich herum erscheint Dir wertlos, sinnlos. Die Liebe ist da, wo Du sie vermutest, tief in dieser Grube, in der Du gräbst.
Du meinst Graben zu müssen, dabei wäre es viel einfacher, damit aufzuhören und Dich dem Leben um Dich herum einfach zu öffnen- denn der Schatz ist dort- links und rechts von Dir- und nicht einmal vergraben
Ich alte Buddlerin weiß es

Ich kann mir vorstellen, dass diese Lähmung noch andere Gründe hat.
Zum einen schreibst Du selbst, dass Du so viel in diesen Mann investiert hast..mit dem Resultat, dass Du auf der Beziehungsebene jetzt gerade bei Null stehst, vielleicht sogar eher bei minus 20.
Es ist sehr schwer, zu akzeptieren, dass man keinerlei Früchte aus einer Sache erntet, in die man so viel hinein steckte. Das kann zur Erstarrung führen. Man will den Bankrott nicht fühlen. Du hast alles aus Dir herausgeschleudert, Dich verschenkt und hast nichts geerntet. Das schöne daran ist, dass man erfährt, dass es der denkbar falscheste Weg zum Glück ist, all seine Energien in eine Beziehung anstatt in sich selbst zu stecken. Dennoch, einen Traum aufzugeben kann sehr wehtun. Es kann eine Weile dauern, bis Deine Seele bereit ist, den Schmerz anzunehmen.
Aber wenn man einen Traum aufgibt, der sowieso keinerlei Chance auf Verwirklichung hat, dann macht man den Platz in sich frei, um sich dem Leben zuzuwenden, sein Herz anderen Dingen- und vor allem sich selbst zu öffnen.
Kennst Du das Kinderspiel Mein rechter, rechter Platz ist frei?- ich wünsche mir den Ex herbei Der Platz neben und in Dir, den hälst Du besetzt. Es kommen viele Gelegenheiten, mal für eine Minute etwas anderem Platz zu lassen- sei es nur einer Verabredung. Du aber lehnst alles ab und sagst Pardon, dieser Platz ist besetzt

Wenn man jemand verrät, dann deckt man manchmal eine Lüge eines anderen auf. Ich kann z.B. mir selbst verraten, dass mein Prinz in Wirklichkeit ein ziemlich liebloser Kerl ist. Vielleicht willst Du dieses Geheimnis noch in Dir hüten?

Der Verrat...vielleicht ist es auch ein Verrat an Dir selbst? Wie Du es beschreibst, hast Du offenbar angenommen, Dich selbst verleugnen zu müssen, um ihm zu entsprechen, um Dir seine Liebe zu verdienen. Das, was Du an Energien und Liebe hättest für Dich selbst aufbringen können, hast Du in ihn gesteckt. Ist das nicht ein Selbstverrat?
Und es ist gut, dass Du damit aufgehört hast, indem Du wenigstens rational weißt, dass Du ihn nicht mehr willst. Es ist der erste Schritt, Dir selbst wieder näher und treu zu sein. Du beendest eine Situation, die für Dich nicht mehr erträglich war...und bist zwar noch nicht bereit, Dich etwas Neuem zu öffnen aber das wird kommen...Noch rollst Du Dich wahrscheinlich wie ein verwundetes Tier in Deinem Schmerz ein.

Noch ein anderer Gedanke zum Verrat, der nur mich persönlich betrifft, aber möglicherweise auch etwas in Dir anregt. Ich hatte auch dieses Gefühl des Verrats gegenüber meinem Ex (obwohl er nicht gut zu mir war). In der Therapie fand ich heraus, dass ich ein kindliches Bild in mir trug. Wenn ich gehe, dann lasse ich meinen Vater zurück, lasse ihn allein. Ich war also in der Identifikation mit meinem Vater, nicht aber bei dem Gefühl, selbst verlassen worden zu sein. Ich hatte das Gefühl, wenn ich diesen Mann (meinen Ex) aufgebe, dass ich dann meinen Vater aufgebe. Mit meinem Ex hatte das wenig zu tun. Und eine kleine Tochter liebt schließlich ihren Vater von allen Männern am meisten. Es ist etwas anderes, seinen Vater, oder seinen Partner zu verlassen. Emotional war das aber in mir verwoben.

Ich kann Dir nur raten, jetzt gerade nicht streng mit Dir ins Gericht zu gehen, Deine Gefühle, genau so, wie sie jetzt gerade sind (also zunächst einmal diese Erstarrung), anzunehmen. Vielleicht sogar kleine Dialoge (schriftlich?) mit Dir selbst zu führen- und dabei immer annehmend sein, nie verurteiilend, sondern eher befragend. Befrage Dich wie eine zärtliche Mutter selbst und reagiere beschützend auf Dich (kannst Dir auch ein Plüschtier zur Hilfe nehmen). Alle Gefühle, jede Stimme in Dir wollen so angenommen sein, wie sie sind. Dann verwandeln sie sich mit der Zeit von ganz alleine. Wenn Du aber gegen sie anarbeitest, sie Dir verbietest, dann liegen sie in Dir auf Eis und Du bleibst in dieser Regungslosigkeit.
Gefühle sind naturgemäß immer im Fluss, immer in Bewegung. Erst wenn wir sie daran hindern, stockt es in uns und ein Gefühl bleibt quasi stehen. Also fürchte Dich nicht vor Schmerzen...wenn Du lernst, Deinen Gefühlsfluss nicht mehr zu unterbrechen, dann wird nie nur ein Gefühl permanent in Dir sein.

06.01.2015 02:19 • x 5 #14


G
Zitat von abigail14:
Zitat:
wie oft geweint, meine bedürfnisse hinten an gestellt


Das ist der Knackpunkt. Das hintenan stellen

Ich denk nicht mal, dass dein Ex egoistisch ist. Die Sichtweise mag es dir erleichtern, momentan.
Es gibt Menschen, denen ihr Autonomiegefühl abhanden kommt, wenn man zuviel für sie macht. Seinen Schreibkram z.B., den hättest du ihm selbst überlassen können.
Dann wirst du zu einem Helferlein und zwar aus dem Grund, weil du das genau von ihm für dich forderst. Insgeheim.

Hättest du bei ihm daheim auf der Couch gesessen, die hochhackigen auf den Tisch gelegt und dir die Nägel lackiert (krasses Beispiel)....hätte er mehr Respekt gehabt. Er hätte sich gedacht, whow, was für ein toller Hecht bin ich. Diese Frau bleibt bei mir. Und sogar freiwillig. Und ich kann meinen Schreibkram selbst erledigen. Und du klimperst mit den Augen, sagst Na, Schatz, das war sicher wahnsinnig anstrengend für dich! Ich bin ganz doll stolz auf dich, WIE du das alles hinkriegst!

Er kriegt dann durch eine faulere, nicht so hilfsbereite Dame die Bestätigung, dass er es auch alleine hinkriegt. Und dass man es alleine schafft, erfüllt mit Stolz, jeden Menschen.

Und dich kann er alleine zurücklassen, weil du ihm ja gezeigt hast, dass du alles managen kannst.

Deine Schwäche und Verletzbarkeit zuzugeben, nicht immer in seine Bresche zu springen, auch mal NEIN sagen (ohne Angst vor Ablehnung) hätte eine Chance sein können, aus ihm einen Ritter zu machen. Und aus dir eine Frau, die kriegt, was sie braucht und will. Einen super Geliebten und einen Mann, der sich um dich bemüht.

Nach dem Spiegelprinzip seid ihr gleich gestrickt. Jeder sucht nach Anerkennung. Doch hat das Gleichgewicht bei euch nicht ganz hingehauen. Oder euer beider Lösungsstrategien.


Puh, schwere Kost

Ich sag mal so, ich bin Bürokauffrau, er arbeitet nicht im Büro, für mich ist/war es ein leichtes Briefe fertig zu machen, die mich nicht mal 2 Minuten Zeit kosten, da täglich Brot. Im Gegenzug hat er meinen Umzug fast allein organisiert, gemacht, getan.

Das Problem ist - ich fühle mich nicht besonders. Hab ich noch nie. Ich find mich leidlich hübsch. Im Prinzip alles leidlich an mir; obwohl mir Freunde immer sagen Bildhübsch. Intelligent. Loyal. super Humor etc. Ich glaubs immer irgendwie nicht

Ich denke halt immer, wenn mich ein Mann mag (liebt), dann bin ich was. Und meinen Ex fand ich mega klasse, super aussehend usw. - und hab mich halt immer gefragt was will so ein toller Mann mit mir?

Da haben wir den Punkt - abhängig von jemand anderer Meinung. Und jetzt hat mich dieser jemand weggeschmissen und ich fühle mich wie Dreck. Müll halt.

06.01.2015 10:02 • #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag