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Wenn wir aufhören zu reden, wird es still

T
Ich erzähle mal wie es bei uns am Ende war. Muss nicht sein, dass es bei euch auch so ist. Nur um auch auf seine Gefühlswelt mal nen Blick zu werfen.
Ich hab mir jeden Tag anhören dürfen, was ich alles falsch mache. Das waren so banale Dinge wie der Ablauf des Zähneputzens mit den Kindern morgens vor dem Kindergarten. Dabei ist bei mir immer der schale Nachgeschmack geblieben, wieso ich alle ihre Vorstellungen erfüllen soll und keine eigenen haben darf. Meine eigenen Bedürfnisse haben niemand interessiert, es ging immer nur darum ihre Wünsche zu erfüllen und sie zu entlasten. Wenn wir versucht haben, abends darüber zu reden, ist sie schnell vorwurfsvoll und verletzend geworden.Genau das aber hat uns immer weiter voneinander entfernt. Das eigentliche Problem war natürlich ein tiefer liegendes.
Ich weiß nicht, wie eure Kommunikation ist, ich will damit nur sagen nicht immer hilft ein klärendes Gespräch unter 4 Augen. Wenn dich gewisse Dinge so sehr stören, dass du die Beziehung in Frage stellst, würde ich es wirklich mit einer Mediation / Paartherapie whatever bei Caritas oder so probieren.

02.07.2025 06:29 • x 6 #61


M
Zitat von TiefeWurzel:
Eine gewisse Routine fehlt da leider, weil oftmals auch Medien (Handy, Lesen, TV) sich dazwischenschalten...auch hier liegt es bei uns beiden, da mehr aufeinander zuzugehen und darauf zu verzichten bzw. es einzuschränken.

Der Medienkonsum wird an Wertigkeit und Wichtigkeit überschätzt, weil jeder mit seinem Gerät rumhängt. Warum nicht weglegen und zusammen noch ein Glas Wein ohne die Kinder trinken, warum nicht reden über dies und jenes? Es müssen keine tiefgreifenden Themen sein, auch Banalitäten haben ihre Daseinsberechtigung. Und eben auch mal zu zweit reden.

Und ich denke, es ist wichtig einzusehen, dass Dein Partner nicht Dein Bedürfniserfüller ist und Du nicht seiner. Kein Mann wird alle Deine Bedürfnisse adäquat erfüllen können und in jeder Beziehung kommt die Alltagsroutine und Rollenverteilungen schleichen sich ein.
Da kann man schon ein wenig gegensteuern und auch mal sagen: Du, das hat mich heute echt belastet, ich könnte jetzt eine Schulter zum Anlehnen brauchen. Oder, Du, die Traurigkeit über den Todesfall ist heute wieder groß, kannst du mich nicht mal in den Arm nehmen?

Du kommst dann aus der Rolle der Macherin, der Mangerin, der Tüchtigen und Starken ein wenig raus und zeigst, dass Du ein wenig Fürsorge bei aller Alltagstüchtigkeit brauchst. Und darauf kann er dann reagieren - hoffentlch - und kommt aus seiner stummen nd untätigen Rolle raus.

Männer und Frauen sind sehr verschieden. Männer reden oft nicht gerne, am wenigsten über Psychokram, denn das ist ein Thema, mit dem sie sich nicht wohl fühlen. weil es sie überfordert. Sie wurden oft zu stark darauf getrimmt: Schlucks runter und schweige oder ein Mann kennt keinen Schmerz, darf nicht traurig sein oder gar weinen.

Das steckt oft tief drin. Daher ist es vermutlich besser, ihn damit nicht zu überfordern, sondern ihm lieber zu zeigen, dass etwas zu kurz kommt bei Euch.

Das bei Euch ist nicht das Ende, aber ein Zeichen, dass ihr beide eingefahren seid in Euren Rollen und Mustern und da kann man schon ein wenig gegensteuern und mal aus der gewohnten Rolle ausbrechen.
Anschweigen ist oft das Ende der Kommunikation und führt zur inneren Vereinsamung und tötet Gefühle ab.

Aber bitte denke nicht nur an Dich und Deine Bedürfnisse, die zu kurz kommen, denn er hat vermutlich auch welche, die Du zu wenig erfüllst. Er aritkuliert sie nur nicht, weil er nicht weiß wie das geht.

Ratschläge im Forum sind gut, aber umsetzen ist wichtiger - mit ihm. Und lobe ihn doch mal für etwas, was er gut gemacht hat. Jeder braucht auch mal Lob und Bestätigung.

02.07.2025 12:56 • x 3 #62


A


Wenn wir aufhören zu reden, wird es still

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T
@Balu85 ich denke auch, dass es der tiefe Einschnitt durch den plötzlichen Verlust gewesen ist, der mich zur Frage bringt: was möchte ich überhaupt in meinem Leben und wie soll es weitergehen? Ich habe vorher schon immer mal wieder darüber nachgedacht bzw. spürte eine gewisse Unzufriedenheit. Seit dem Todestag merke ich einen diffusen Wunsch nach Änderung! Ich möchte mein Leben zufrieden leben und erfüllt sein. Das schreiben und die Draufsicht von Außen hilft mir tatsächlich sehr, meine Gedanken zu ordnen und eigentlich auch zu einer Erkenntnis zu kommen: ich kann nur selber etwas ändern und daran arbeiten wieder zufrieden mit mir und meinem Leben zu sein. Es geht da vielmehr um den inneren Prozess und weniger um das äußere. Mir ist auch bewusst geworden, dass ich meine Unzufriedenheit auch meinem Partner zuschreibe und mir wünsche, dass er meine Bedürfnisse sieht und befriedigt. Dabei kann ich das nur alleine schaffen. Sicher hat er auch seine Anteile und Baustellen, aber diese kann ich nicht lösen. Daher bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich eine Strategie entwickel, wie ich wieder zufriedener werden kann und mich mit meinen Themen auseinandersetze. Ich werde ja dann sehen, wie es sich auf die Beziehung auswirkt und ob es mir dadurch gelingt in der Beziehung wieder mehr Feingefühl, Leidenschaft und Interesse einzubringen. Auch in Bezug der Sichtweisen meines Partners.
Also wenn hier jemand Ideen hat, wie der Weg zum inneren Gleichgewicht aussehen kann und welche Komponenten wichtig sind, her damit ️
Ersten Schritt habe ich heute gemacht: Termin beim Therapeuten steht!

02.07.2025 21:48 • x 1 #63


T
@Tobalf ich kann mir gut vorstellen, dass es für ihn auch in so eine Richtung geht. Ich habe oftmals das Gefühl belastet zu sein. In der letzten Zeit aufgrund des Verlustes noch mehr...den seelischen Ballast kann er sowieso nicht abnehmen, aber gerade wenn es im inneren unaufgeräumt ist, wünsche ich mir im Außen mehr Unterstützung, Ordnung und Entlastung. Ein Gesehen werden und gewisse Fürsorge. Da kommt es dann schon zu Überreaktionen und sicher auch falsch formulierten Wünschen. Das ich mich nicht für die Bedürfnisse meines Partners interessiere, stimmt dagegen nicht. Allerdings muss man diese halt auch äußern oder zumindest irgendeine Reaktion zeigen.
Also ja, Unterstützung durch eine Dritte unparteiische Person können wir sicher gebrauchen!
Wie ging es bei euch weiter? Du hast sicher auch einen Thread aber ich habe mich noch nicht bei allem reingelesen.

02.07.2025 22:01 • #64


T
@Margerite ich denke auch, dass wir gerade sehr eingefahren sind und festhängen, daher finde ich deine Gedanken und Ideen sehr hilfreich. Am wichtigsten ist tatsächlich nicht nur die Überlegung, sondern auch das Umsetzen! Ich suche hier noch ein mehr Dranbleiben im Alltagstrubel. Da ich einen Beruf habe, bei dem ich sehr viel spreche und anderen Menschen helfe sich aus ihren destruktiven Mustern zu lösen, genieße ich abends auch einfach mal die Zeit für mich und bin manchmal auch etwas maulfaul. Aber ein Anfang muss sein und beides darf ja auch seinen Platz haben.

02.07.2025 22:09 • x 1 #65


DieSeherin
Zitat von TiefeWurzel:
Also wenn hier jemand Ideen hat, wie der Weg zum inneren Gleichgewicht aussehen kann und welche Komponenten wichtig sind, her damit


es klingt vollkommen blöd, aber ich nehme mir jeden morgen vor, den kommenden tag gut zu finden - egal, was kommt. und ja, ich darf mal kurz mit meinem rechner schimpfen, mich kurz über meine kollegin ärgern, oder sonstwas, aber ich hake es danach sofort ab und halte mir vor augen, wie toll meine leben ist! und auch, wenn das irgendwie seltsam, oder verschwurbelt klingt, es hilft mir sehr

mich hat vor kurzem eine kollegin angemosert, ob mich denn nichts ärgern könne, oder aus der ruhe bringe - und ich habe ihr geantwortet: nur selten, weil es sich nicht lohnt. wie karl valentin sagt wenn es regnet, freue ich mich, weil weil wenn ich mich ärger, dann regnet es auch!

das

03.07.2025 07:59 • x 1 #66


Worrior
Akzeptanz der Dinge die man nicht ändern kann.
Energie in die Dinge die man steuern kann.
Die Vergangenheit liegt hinter mir und ist nicht mehr zu ändern.
Was die Zukunft bringt ist ungewiss.
Aber genau hier und jetzt kann ich Entscheidungen treffen und Dinge tun die mich in die bestmögliche Ausgangslage versetzen.

04.07.2025 05:03 • x 7 #67


Nur-ein-Mensch
Zitat von TiefeWurzel:
Also wenn hier jemand Ideen hat, wie der Weg zum inneren Gleichgewicht aussehen kann und welche Komponenten wichtig sind, her damit

Lass den Dingen ihren Lauf,das ist wohl ein Teil davon.

Akzeptiere das jeder Menschvso sein darf wie er ist,incl. dir.

Sei zufrieden mit dem was du hast.

So wie sich die Menschen im Inneren fühlen,so gehen sie mit dir um.

So wie du mit anderen umgehst,gehen andere mit dir um,Sei immer freundlich, auch wenn es manchmal schwer fällt.

Sei dankbar für alles,die guten und die schlechten Dinge.

Verschwende deine Gedanken und Energie werde für dir Vergangenheit noch für die Zukunft.

Prüfe ,womit du leben kannst und womit nicht und dann trenne dich von den Dingen,mit denen du nicht leben kannst.

Pflege deine Eckpfeiler,Familie ,Freunde,Hobby,Job.

Akzeptanz der Dinge die du nicht ändern kannst.

Erfreue dich an kleinen Dingen.

Suche das Glück nicht im aussen, z.b.Party,Konsum usw.

Usw.,usw.,usw.

04.07.2025 05:16 • x 4 #68


Nur-ein-Mensch
Noch ein kleiner zusatz,

Viel Bewegung

Keinen raffinierten Zucker

Gesunde Ernährung

Keine Dro.,Alc.

Halte dich von Social Media fern

04.07.2025 05:40 • x 4 #69


GreenTara
@TiefeWurzel
Zitat von TiefeWurzel:
Also wenn hier jemand Ideen hat, wie der Weg zum inneren Gleichgewicht aussehen kann und welche Komponenten wichtig sind, her damit

Da gefällt mir dieser Vorschlag sehr gut:
Zitat von Worrior:
Akzeptanz der Dinge die man nicht ändern kann.
Energie in die Dinge die man steuern kann.
Die Vergangenheit liegt hinter mir und ist nicht mehr zu ändern.
Was die Zukunft bringt ist ungewiss.
Aber genau hier und jetzt kann ich Entscheidungen treffen und Dinge tun die mich in die bestmögliche Ausgangslage versetzen

Ohne Handeln geht es nicht, dann helfen auch die Atemübungen nicht viel.
Eine Sache hast du ja auch schon gestartet:
Zitat von TiefeWurzel:
Termin beim Therapeuten steht!

Und natürlich kannst du nicht alles gleich und sofort ändern. Aber du kannst dir gezielt bewusst machen, was dich in deinem Leben stört. Und man kann auch mit kleineren Dingen anfangen, Ich habe meine Wohnung ausgemistet. Das hat den Prozess des Handeln und des Loslassen ausgelöst. Das Gefühl, ich habe mich auf den Weg gemacht Dass ich mir die Dinge, Situationen und Menschen anschaue, und mich frage, ob es noch für mich passt. Ob ich es passend machen kann, oder ob es mich belastet, und weg soll.

04.07.2025 05:47 • x 1 #70


T
@DieSeherin glaube ich dir, dass sich diese Einstellung positiv auswirkt und du dadurch zufriedener bist! Ich werde mir vornehmen auch wieder achtsamer zu sein und mir vor Augen zu halten, was ich alles habe!

04.07.2025 10:03 • #71


DieSeherin
Zitat von TiefeWurzel:
glaube ich dir, dass sich diese Einstellung positiv auswirkt und du dadurch zufriedener bist!


ich bin da überhaupt erst so konsequent mit mir geworden, als ich bemerkt habe, dass meine mutter immer verbitterter geworden ist, weil sie nur noch die negativen dinge der vergangenheit gesehen hat, das hier und jetzt nicht genießen konnte und deswegen natürlich auch schon wusste, wie schrecklich die zukunft sein wird.

und ja, es gibt dinge im leben, die mistscheißkackblöddoof sind, aber wenn man die immer in seiner seele nagen lässt... nö!

04.07.2025 10:06 • x 3 #72


T
@Worrior danke für deine Worte. Sie klingen sehr weise und erstrebenswert! Lebst du danach? Wie leicht / schwer fällt es dir? Für mich ist es tatsächlich manchmal schwierig alles im Einklang zu halten, vor allem wenn das Leben dazuwischen funkt und man plötzlich gezwungen ist, sich mit Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft auseinander zu setzen.

04.07.2025 10:08 • x 1 #73


Worrior
@TiefeWurzel
Ich bin auch noch am lernen aber es klappt jedes mal etwas besser.

04.07.2025 10:09 • x 1 #74


T
@DieSeherin ich mag es auch nicht, wenn jemand immer nur das negative fokussiert und versuche auch lösungsorientiert zu leben. Aber leider funkt dann doch immer mal das Leben dazwischen und irgendwie muss man sich wieder neu ausrichten. Bisher war meine Erfahrung mit Krisen rückblickend doch positiv, da sich dadurch immer eine neue Stärke entwickelt und verfestigt. Aber grade bin ich da im struggle. Deswegen möchte ich wieder viel bewusster und selbstbestimmter das Leben in die Hand nehmen. Dein Tipp ist dabei sehr hilfreich. Danke!

04.07.2025 10:13 • x 2 #75


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