197

Wenn wir aufhören zu reden, wird es still

T
@Blindfisch danke für die Übersetzung. So verstehe ich es, also was gemeint ist mit ich agiere wie ein Mann...
Ich denke ich habe schon immer die Rolle des Machers und über die letzten Jahre hat es sich verfestigt. Vielleicht ist es auch schwieriger für mich mich fallen zu lassen oder Dinge abzugeben, mich verletzlich zu zeigen...seitdem ich meine jetzige Stelle angenommen habe. Also vor gut 5 Jahre. Ich hab eine Leitungsposition. Also grundlegend kann ich gut organisieren, im Blick halten, deligieren, kontrollieren, vermitteln und an der ein oder anderen Stelle ist ein gesundes Maß an Interessenvertretung für meinen Bereich, mein Team etc. nützlich. Wahrscheinlich fällt es mir schwer diese Rolle zuhause abzulegen und dann die Führung abzugeben.

04.07.2025 12:27 • x 3 #91


DieSeherin
Zitat von Blindfisch:
Du musst machen, organisieren, dich kümmern - sprich du übernimmst die Führungsrolle innerhalb der Beziehung - die Rolle, die ein Mann übernehmen sollte


naja, ich dachte, dass wir diese rollenklischees schon hinter uns hätten!?

ich glaube eher, dass es bei dir - @TiefeWurzel - ganz einfach so ist, dass du deine job-rolle mit ins privatleben genommen hast und dein mann es dadurch bisher relativ komfortabel hatte. warum also, sollte er von sich aus da einen wechasel, bzw. eine veränderung angehen!?

und ja, es ist blöd, wenn gespräche so ablaufen, dass man selber das gefühl bekommt, man rutscht in die rolle der nörgelnden ehefrau, aber dann muss man diese gespräche anders gestalten. sachlich dem anderen sagen, was gerade in einem vorgeht, dass man nicht nur sich selber anschaut, sondern auch die beziehung und dass der andere bei dem beziehungsthema auch mal rauslassen kann, was gerade so passiert (emotional).

04.07.2025 12:40 • x 2 #92


A


Wenn wir aufhören zu reden, wird es still

x 3


Blindfisch
Zitat von DieSeherin:
naja, ich dachte, dass wir diese rollenklischees schon hinter uns hätten!?

Genau an solchen Einstellungen scheitern viele Beziehungen - meiner Meinung nach. Wenn die Frau (nicht alle Frauen) die Führungsrolle übernehmen muss, kann sie sich nicht weiblich fühlen. Mit Führungsrolle meine ich nicht, das der Mann dominiert oder anderweitig über die Frau bestimmt. Er übernimmt Verantwortung und ermöglicht es so der Frau, sich zu entfalten und zu verwirklichen. Das ist nicht möglich, wenn sie neben den Beruf auch noch zu Hause alles managen muss.
Ich zitiere mich mal wieder selbst:
Zitat von Blindfisch:
Einen Partner an seiner Seite zu wissen, bei den man sich fallen lassen kann, mit den man sich austauscht, und den man voll vertraut. Es ist der Mensch, den man ein Teil seiner Seele anvertraut und sich somit auch ein eine Art Abhängigkeit begibt, einer gegensseitigen Abhängigkeit. Denn nur so ist eine tiefe und innige Partnerschaft möglich.

04.07.2025 12:56 • x 4 #93


NothingToLose
Zitat von TiefeWurzel:
@Blindfisch danke für die Übersetzung. So verstehe ich es, also was gemeint ist mit ich agiere wie ein Mann... Ich denke ich habe schon immer die Rolle des Machers und über die letzten Jahre hat es sich verfestigt. Vielleicht ist es auch schwieriger für mich mich fallen zu lassen oder Dinge ...

Liebe TiefeWurzel, ich verstehe Dich zu 100%, da ich sehr viele Parallelen zu meiner Ex-Beziehung sehe. Da mir auch noch viele anderweitige Fragen (so interessehalber - und Dein Thema hat mich wieder angeregt dazu in den letzten Tagen) heute nach über einem Jahr der Trennung durch den Kopf gehen, hatte ich sowieso vor, mal wieder was zu schreiben. Muss aber leider die Zeit dafür finden. Diese war knapp die letzten paar Wochen.

Aber hier spiegelt sich schon viel in den vielen tollen Antworten wieder.

Wenn Dein Partner nicht stark genug ist, Deine mächtige Persönlichkeit auszuhalten bzw. mit Dir klar zu kommen, gerät oft alles in Schieflage. Ich kann nicht für Männer sprechen, aber Dein ganzes Wesen wird Selbstständigkeit, Kontrolle, Selbstbewußtsein und Führung ausstrahlen. Das ist - wenn vielleicht auch unterbewußt - für viele Männer (steinigt mich nicht). ein Problem. Vielleicht weiß Deiner das noch nicht einmal. Meiner weiß es auch erst seit seiner Therapie. Du agierst im normalen Alltag, ohne Dir klarzumachen, wie Du auf andere Menschen wirkst. Allein das kann eine redflag sein für manches Gegenüber, weil die vielleicht nicht so die Kontrolle über Ihr Arbeits- und Privatleben haben und sich selbst kleiner oder unsicher fühlen. Ich kenne das, bin auch in einer Führungsposition und mir wurde das schon gesagt. Hätte ich vieles vor Jahren oder früher gewusst und hätte ich damit umgehen können, wäre vielleicht bei mir auch einiges anders gelaufen. Wer weiß das schon.

Du bist vielleicht noch nicht an dem Punkt, wo bei Euch nix mehr zu retten ist. Kann ich nicht einschätzen, weil die Sichtweise Deines Mannes fehlt. Aber ich sehe, wie Du versuchst, Dich zu reflektieren und Deine Fehler auch ausgräbst. Das ist schon mal super.
Hoffentlich habt Ihr noch die Chance. Ich weiß nur leider im Moment auch keinen Weg, wie Du mit Deinen Gefühlen bzw. Ansichten so an Deinen Mann herankommst, dass es auch was nützt. Ich denke mal drüber nach.

04.07.2025 12:57 • x 4 #94


T
@DieSeherin danke! Es passiert ja sowieso, dass wir in Beziehungen Rollen einnehmen. Durch die Sichtweisen und den Draufblick von Außen wurde mir das echt nochmal deutlich. Also wo wir gerade als Paar stehen und was sich da eingeschlichen hat. Aber die permanent nörgelnde Frau bin ich nun echt nicht, auch wenn es vielleicht so rüber kommt aber natürlich ist es mir wichtig, dass das was ich sage, mir wichtig oder mich stört, irgendwo Gehör findet. Bei dem Weg hab ich mich da wahrscheinlich etwas verrannt und sehe es auch so, dass ich an den WIE arbeiten muss. Aber das ich mich jetzt komplett umkremple, anders werde, ruhig und verschlossener, wird wahrscheinlich nicht passieren. Trotzdem kann ich natürlich auch an dem Punkt des Gesehenwerdens arbeiten sowohl optisch als auch emotional.
Ich möchte hier aber auch mal betonen, dass der Mann (mein Partner) genauso an sich arbeiten sollte! Wenn mir auch bewusst, dass ich ihn das nicht aufdrängen kann. Auch wenn ich mir natürlich für ihn und mich wünsche, dass er mal sein Potenzial ausschöpft.
Gibt es das eigentlich hier im Forum, dass sich auch Paare anmelden bzw. im verschiedenen Threads schreiben? Würde mich mal interessieren, ob das positiv oder negativ ist?!

04.07.2025 12:58 • x 2 #95


DieSeherin
Zitat von Blindfisch:
Mit Führungsrolle meine ich nicht, das der Mann dominiert oder anderweitig über die Frau bestimmt. Er übernimmt Verantwortung und ermöglicht es so der Frau, sich zu entfalten und zu verwirklichen.


auch mit der erklärung finde ich deine sicht auf die geschlechterrollen innerhalb einer beziehung schon sehr... nunja...

mein mann und ich übernehmen beide verantwortung für alles! geld verdienen, haus und garten, eltern-betüddeln... und geben uns gegenseitig die gelegenheit uns zu entfalten und zu verwirklichen. jeder darf stark sein und jeder darf schwach sein!

Zitat von TiefeWurzel:
Also wo wir gerade als Paar stehen und was sich da eingeschlichen hat. Aber die permanent nörgelnde Frau bin ich nun echt nicht, auch wenn es vielleicht so rüber kommt


ich schätze dich auch null so ein, nur leider kommt es beim anderen ganz oft so blöd an, wenn es in manchen phasen halt nur noch die alltagsabmachungen kommuniziert werden, der alltagstrott besprochen wird.... und wenn dann noch so ein trauerfall dazu kommt, ist da dann natürlich nicht viel positives. es ist halt nicht immer einfach, gemeinsam emotionale nähe zu schaffen.

und nur zur beruhigung, bei uns ist das auch keine selbstverständlichkeit und klappt immer!

04.07.2025 13:03 • x 2 #96


NothingToLose
Zitat von TiefeWurzel:
Ich möchte hier aber auch mal betonen, dass der Mann (mein Partner) genauso an sich arbeiten sollte! Wenn mir auch bewusst, dass ich ihn das nicht aufdrängen kann. Auch wenn ich mir natürlich für ihn und mich wünsche, dass er mal sein Potenzial ausschöpft.

Du siehst noch Potential und das ist gut. Die Frage ist, ob er das genauso sieht oder eine völlig andere Einstellung dazu hat.

Zb. Mein Ex ist auch in einer Führungsposition. Ich habe ihn in einem Gespräch mal gefragt, wie er das denn geschäftlich handhabt, wenn er mit Kritik und Beschwerden umgehen muss seitens der Kunden (das hat er oft in der Branche)

Antwort: ich versuche es so lange zu vermeiden, wie es geht. Dann muss ich mich ja irgendwann damit auseinandersetzen.

Ist weder im privaten noch im beruflichen hilfreich und führt nur zu mehr Verwicklungen. Leider hat er das bis heute nicht verinnerlicht. Traurig.

04.07.2025 13:04 • x 3 #97


M
Zitat von TiefeWurzel:
ich kann nur selber etwas ändern und daran arbeiten wieder zufrieden mit mir und meinem Leben zu sein. Es geht da vielmehr um den inneren Prozess und weniger um das äußere. Mir ist auch bewusst geworden, dass ich meine Unzufriedenheit auch meinem Partner zuschreibe und mir wünsche, dass er meine Bedürfnisse sieht und befriedigt. Dabei kann ich das nur alleine schaffen. Sicher hat er auch seine Anteile und Baustellen, aber diese kann ich nicht lösen. Daher bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich eine Strategie entwickel, wie ich wieder zufriedener werden kann und mich mit meinen Themen auseinandersetze. Ich werde ja dann sehen, wie es sich auf die Beziehung auswirkt und ob es mir dadurch gelingt in der Beziehung wieder mehr Feingefühl, Leidenschaft und Interesse einzubringen

Ich hatte ab und an Phasen im Leben, in denen ich orientierungslos und vor allem ratlos war. Alles ödete mich an. Mein Mann - na klar - er versteht mich nicht, also schweige ich. Dass er mich nicht verstand, kam mir nicht in den Sinn.
Die Arbeit - Stillstand, es dümpelte so vor sich hin und meine Lebensfreue? Weggeblasen, stattdessen Hadern mit sich und der Welt, Unzufriedenheit mit allem, aber am meisten mit mir selbst und vor allem Perspektivlosigkeit.

Sollte das ewig so weiter gehen? Jahr um Jahr? Ich wusste mir keinen Rat, dachte darüber nach, mich woanders zu bewerben und fühlte doch, in dieser Phase solltest Du keine weitreichenden Entscheidungen treffen, denn die Chance ist groß, dass ich die falschen treffen würde. Irgendwas zu ändern nur damit sich was ändert, ist keine Lösung.

Das größte Problem für mch war das mit der Selbstakzeptanz, aber das begriff ich erst viel später. Ich hatte beständig einen inneren Kritiker auf der Schulter sitzen, der mir permanent sagte, was alles falsch lief und wie wenig ich doch wert war. Hier was falsch gemacht, dort nicht genügt, da und dort müsste ich besser, selbstbewusster sein. Andere konnten das, aber ich?
Bei der Theorie blieb es, weil ich keine Ahnung hatte, was ich ausgerechnet mit mir anfangen sollte und wie ich die Situation verbessern könnte.

Die Lösung war dann eine Affäre, die gründlich schief lief, aber die mich nach der Trennung und nach Durchleben der von Emotionen geprägten Phasen auf den Weg brachte. Ich merkte, mein Beziehungsmuster setzte sich fort und hatte sich schon seit der Jugend wie ein roter Faden durch das Leben gezogen. Warum war das so? Zufall, nein, wiederkehrende Muster sind niemals Zufall. Ich besuchte einen Therapeuten und war zweimal dort. Vieles, von dem was er mir sagte, wusste ich in der Theorie, aber ich hatte zu wenig den Bezug zu mir selbst hergestellt.

Wenn sich etwas wiederholt, ob das nun Beziehungsmuster oder sonstige seltsame Verhaltensweisen sind, so steckt dahinter ein Hilferuf der Seele, die leider viele unverdaute Altlasten mit sich rumschleppt. Da diese meist ins Unterbewusstsein verdrängt werden, damit man sie nicht spüren muss, sieht man sie nicht und man will sie auch nicht sehen. Ich bin doch stark, ich bin doch stabil, ich beiße mich durch und allein das zählt. Das allein zählt nicht, denn Deiner wunden Seele wird damit nicht geholfen. Man muss sie anschauen, fragen, was kommt denn eigentlich zu kurz, wo bin ich falsch abgebogen und warum sehe ich eine Affäre als Problemlösung an? Anstatt dass die Probleme in mir und mit mir gelöst wurden, kamen sie mit doppelter Wucht wieder zu mir zurück.

Nichts hatte sich geändert. ich hatte keinen Gewinn für mich daraus gezogen. Aber ich begriff erstmals, dass vieles in mir nicht rund lief, auch wenn ich es mir immer einbildete. Ich brauche doch keine Hilfe, ich doch nicht. Doch, ich brauchte Hilfe, aber dabei würde mir auch keine Therapie helfen. Ändert eine Therapie die Einstellung zu sich selbst? Nicht zwingend.

Mir wurde so einiges bewusst. Z.B. die Tatsache dass ich mich ständig prüfte und mich kritisch bewertete, mit einem großen Hang zur negativen Kritik. Mussten die schwarzen Kobolde, die immer hämisch über mich lachten und mich weiter nieder machten, so eine große Macht über mich haben? Nein, denn es waren genau die Mächte, die mir schon in der Kindheit eingepflanzt worden waren. Du bist nur gut, wenn Du was leistest und so bist, wie ich Dich haben will. Und wenn das nicht gelingt, dann bin ich unzufrieden, stelle mich selbst in Frage.

Ich könnte doch auch mal auf das schauen, was ich gut kann und gut mache. Es ist doch nicht alles schlecht. Vielleicht sollte ich den Blick mal mehr auf das Positive lenken? Vielleich kann ich was dafür tun, dass ich zufriedener mit mir werde und anerkenne, was ich gut mache, aber auch mit dem lebe, was ich nicht gut mache oder kann?

Das kann man üben und mit Üung kann man viel erreichen. Es ist anfangs befremdlich, da ungewohnt, aber das ist nur anfangs so. Die ständigen kritischen Fragen und Bemerkungen, die ich seit Jahrzehnten gewohnt war und verinnerlicht hatte, mussten aufhören. Mein Selbstwert brauchte dringend Pflege und mein Selbstbewusstsein im wahrsten Sinn des Wortes musste wachsen. Bewusstwerdung dessen was in mir wütete und mich klein hielt und beeinträchtigte, brachte mich weiter.

Schön war das nicht, denn es tut verdammt weh, wenn das Selbstbild erst mal durchgerüttelt wird und Sprünge bekommt? Was schleppte ich nicht alles mit mir rum, schon seit Jahren. Welche Ängste feierten in mir tolle Feste, die ich kannte seit Kindestagen? Viele, ich war zu sehr ein dressiertes Kind meiner Umgebung geworden, in die ich hinein geboren wurde.

Dabei hatte ich großes Glück gehabt. Ein stabiles Elternhaus, zunächst keine schlimmen Änderungen der Lebensumstände wie Exitenzsorgen der Eltern, Trennungen. Und meine geliebten Großeltern im Haus, bei denen ich immer Akzeptanz fand und nicht in Frage gestellt wurde. Mein Hort der inneren und äußeren Geborgenheit, die ich bei meinen Eltern zu wenig fand. Sie waren integre Menschen, wollten natürlich das Beste, aber auch sie waren geprägt von vielen Dinge. Der Erziehung und der Kriegserfahrungen. Über Jahre Verlust des Vaters, der in Russland im Feld war, Ungewissheit, Armut, Gefahr durch feindliche Angrife - das prägt. Und meine Mutter, ein Flüchtlingskind aus dem Sudetenland. Auch hier, der Vater in Russland, der große Bruder in Rumänien gefallen und die Mutter schlug sich mit ihren 2 Töchtern durch. Dann kamen die Tschechen und vertrieben sie. Sie hatten wenige Tage, um ein paar Sachen zu packen, dann setzten sie sich in einen Zug mit unbekanntem Ziel. Es ging zum Glück nach Westen, aber ein gewaltsamer Heimatverlust ist ein Trauma.

Da hatte ich in der Nachfolgegeneration auch noch viel abbekommen. Die Unzufriedenheit meiner Mutter, die ich wohl unbewusst übernommen hatte, ihre unberechenbaren Stimmungsschwankungen. Ich fühlte immer wie sie drauf war und richtete mich danach - ein wachsames Kind fährt alle Antennen aus, um sich halbwegs in Sicherheit zu bringen.

Meine Ängste, meine Verlustängste, meine Kontrollaktionen (oft verdeckt), die mir Sicherheit geben sollten, mein mangelndes Selbstwertgefühl, das auf Zufuhr ovn außen angewiesen war - alles hing mit allem zusammen.

Mit der Zeit wurde es besser. Die Affäre hatte ich längst verarbeitet und eines Tages aus heiterem Himmel machte es auf einmal tatsächlich Klick. Ich erinnerte mich an den Affärenmann, mit dem mich viel verbunden hatte, in erster Linie mangelnde Selbstakzeptanz und mangelnden Glauben an sich selbst. Wir wir uns zunächst gefunden hatten, weil uns so viel verband. Dieselben Zweifel, die gefühlte Isolation, der nicht vorhandene Glaube an den Wert der eigenen Person. Aber zwei Lahme können zusammen auch nicht gehen, sie leben nur ihre Defizite aneinander aus.

Traurig war das alles gewesen und von gegenseitigem Unvermögen geprägt. Das Klick bestand dann darin, dass ich erstmals (ca. 2 Jahre nach der Trennung) mich selbst im Spiegel sah. Wie ich mich gegeben hatte, wie verlogen oft alles war, wie erbärmlich und - das war das Schlimmste - das auch ich ihn ausgenützt, ja missbraucht hatte.

Wer wollte denn die eigenen Probleme nicht angehen und was für sich selbst tun, sondern flüchtete sich in fremde Arme auf der Suche nach jemandem, der einem bewies, dass man liebenswert war? Bitte liebe Du mich, damit ich mich endlich selbst lieben kann. Bitte bestätige Du mir, dass ich gut genug bin, damit ich endlich an mich selbst glauben kann. Und bitte sei so gut und löse meine Probleme. Hier hast Du mein Herz, ich gebe es Dir, mache es heil, damit ich endlich glücklich bin.

Das traf mich schwer, mir kamen die Tränen. Wie niederträchtig ich doch gewesen war. Meinen Ehemann verraten, damit ich endlich das große 'Glück mit mir selbst fand. Wie hatte ich ihn iins Abseits gestellt, übergängen, obwohl er die ganze Zeit über (er wusste recht bald von der Affäre) zu mir gestandn hatte.

Ich begann ihn wieder mit anderen Augen zu sehen und ich begann mich mit anderen Augen zu sehen. Die Schwäche in mir anzuerkennen und damt zu leben. Die permanenten 'Selbstansprüche, hörten auf. Ich bin wie ich bin, jenseits von perfekt, aber damit lässt es sich gut leben. Das ist der Schlüssel zu mehr Selbstzufriedenheit, die Aussöhnung mit sich selbst und die Sicht auf das, was einen ausmacht - auch die negativen Seiten.

Du bist bedingt durch den Trauerfall in ein Loch geraten, eine Art Lebenskrise, die Dich beutetl. Sei dankbar dafür, denn der Mensch lernt nur aus Krisen etwas. Ohne Krisen tritt man auf der Stelle, kein Bedarf zum Nachdenken, keine Fragen an sich selbst. All das kommt erst auf durch Krisen, Verlustsituationen, die einen merken lassen, dass es Zeti für eine Neuausrichtung ist.
Wie die geht, das musst Du selbst herausfinden. Aber fange nicht an, in Deiner Umwelt die Ursache für Deine Unzufriedenheit zu suchen. Die kann kaum was dafür, die Ursache bist Du selbst.

Bin ich nun ein toller, rundum zufriedener Mensch? Nein, ich blieb dieselbe, aber ich kann besser damit leben, das ist alles. Und mein Mann nervt mich oft, ich kenne seine sich wiederholenden Aussagen und denke mir oft genug ja, ja, ich weiß das alles, blablablupp. Vermutlich denkt er auch oft so über mich. Mann, ihre Unordnung, die Sachen, die sie bständig sucht, warum kriegt sie das nicht in den Griff?. Ganz einfach, in mir wohnt ein Chaot und den kriege ich nicht in den Griff. Sorry, das ist so, aber die Chaoten haben auch ihre Vorteile - manchmal..

Und so kommen wir dann doch ganz gut zusammen aus. Ich mag die Abendessen mit meinem Mann. Ich arbeite noch, er nicht, aber unser Abendessen ist mir heilig. Die einzige Zeit, die wir zusammen verbringen können. Was ist daran toll? Eigentlich nichts, aber ich mag das als Ritus. Wenn das wegfällt, fehlt mir was. Wir reden kaum über tiefgreifende Dinge und Diskussionen lassen wir meist sein, weil wir über viele Dinge unterschiedlich denken und urteilen..
Aber wäre das ein Grund sich von einem Menschen zu trennen, der einen aushält und doch noch mag?

Eine Ehe und Familienleben ist kein Ritt auf dem Glücksross und kein Bullerbü. Eine Beziehung ist Arbeit, hat viel mit Akzeptanz und Toleranz zu tun, aber das betrifft jede Beziehung. Es gibt nicht den einen, der alles gut macht und richtet. Dafür bin ich schon selbst verantwortlich, denn da kann mir keiner helfen. Jeder kann nur bei sich anfangen, lernen, etwas für sich selbst zu tun und vor allem, mit den Fallstricken, dem Unvermögen, das bleibt, zu leben.

Geht es mir nun rundum gut? Nein, das nicht, aber es hat sich vieles in mir geändert. Ich habe deutlich an Selbstvertrauen und Selbstwert gewonnen, ich stelle mich weniger n Frage und ich habe gelernt, es mir gut gehen zu lassen. Ein Kaffee draußen und eine Zig. (nur eine oder zwei und nur im Sommer), der wöchetnliche Stammtisch, die Freude darüber, wenn mir etwas Schwieriges gut gelungen ist - und Bücher, aber bitte gedruckt. Ich lese gerne, man kann so schön dabei nachdenken , sich hineinfühlen und manche literarische Figuren wurden bei uns schon fast Mitbewohner. Z.B. Erlend, eine literarische Figur aus der Trilogie von Sigrid Unset, die dafür sogar den Literaturnobelpreis erhalten hat - völlig zurecht. Wir lasen die drei Bände zeitgleich, dann wieder und sprachen oft darüber. Meine Güte, was Erlend wieder alles falsch gemacht hat, dieser Idiot. Warum schlägt er immer wieder über die Stränge, es ist doch nicht auszuhalten. Ja, es ist ein Kreuz mit ihm und dennoch mag man ihn. Und dann die ewig zweifelnde Kristin nervt mich auch auf Dauer.

So was verbindet, auch reden über Banalitäten schafft Gemeinsamkeit. Und auch mal gemeinsam über etwas lachen zu können, verbindet. Trauer ist gefährlicher, denn sie macht oft stumm und einsam und man fühlt sich unverstanden.

Du kannst aus dem was jetzt ist, was machen. Es ist vieles da, was Du brauchst, du musst es nur sehen und nützen lernen.

Damals als ich mein Leben anödete bis zum Erbrechen, sage ich zu einer Freundin. Ehrlich, mich nervt alles. Angefangen bei meinem Mann über die Arbeit bis zu den Nachbarn mit ihrem Horizon bis zum Gartentor. Es ist einfach alles Sch...

Sie, weiser und lebenserfahrener als ich, lächelte. Es ist alles das, es liegt vor Dir, aber Du siehst es nicht. Du brauchst keinen neuen Mann, keine klügeren Nachbarn und Kollegen, keine Reisen, keine neue Bluse, keinen Wechsel der Arbeit. Du musst nur lernen, es zu sehen - und zu würdigen. Zwei Jahre später wusste ich, sie hatte Recht gehabt.

Ene Änderung der Lebensumstände, was hätte sie gebracht? Ein wenig Kosmetik, ein wenig Übertünchen der alten Probleme mit mir selbst. Erst als ich begriffen habe, dass ich bei mir ansetzen muss, brachte es mich einen Schritt vorwärts oder auch zwei.

Mach was aus der jetzigen Situation der Zweifel und der vielen Fragen. Du wirst die Antworten finden, aber nicht gleich. Der Mensch ist nämlich langsam und er geht auch mal einen Schritt zurück und es geht nichts schnell, was wirkllich wichtig ist. Es will alles durchlebt und ausgestanden werden, auch Trauer und Verlust und Selbstzweifel. Aber man kann gerade diese Umbruchsituationen auch nützen, um mit sich weiter zu kommen.

Bewegt sich was in Dir, so wirkt sich das auch auf Deine Umwelt aus. Z.B. auf Deinen Mann. Der merkt nämlich auch genau, wie Du zu ihm stehst und zu Dir selbst. Er kann es nur nicht artikulieren, aber er fühlt es. Männer sind oft meilenweit von sich entfernt, das haben ihnen Frauen voraus.

Es wird alles wieder gut werden. Gib Dir Zeit, nimm Dir Zeit - vor allem für Dich. Du darfst leiden, auch über Dich selbst taurig und verzagt sein. Aber nicht nur, denn Selbstmitleid und Selbstzweifel dürfen sich nicht auf Dauer festsetzen, denn die blockieren einen und ziehen einen noch mehr runter.
Lerne einfach, für Dich zu sorgen - in jeder Hinsicht. Und Dich zu pflegen und damit meine ich keine Creme. Seelenhygiene, auch mal Zeit für sich, ist sehr wichtig. Das kam vermutlich in den letzten Jahren zu kurz, da Du immer für andere da warst, aber darüber hast Du Dich selbst vergessen. Jetzt kommt die Zeit, das zu ändern.

Übigens fiel mir ein Wort in Deinem Post besonders auf: ich muss eine Strategie entwickeln, dies und jenes ....
Auch hier, Ausdrücke, diei m Arbeitsleben ihre Berechtigung haben, wendest Du auf Dich an. Es geht nicht darum, Strategien zu entwickeln, es geht darum, sich selbst zu sehen und auch mal was geschehen zu lassen.

Du kannst im seelisch- emotionalen Bereich, keine Stategien anwenden geschweige denn überhaupt finden. Allein dieser Ausdruck!. Es geht um Dein Seelenleben, das Dir abhanden kam vor lauter Funktionieren und Planen und strategischem Vorgehen. Du bist kein Automat, sondern ein fühlendes Wesen, das auch unter sich leidet und leiden darf. Das aber nicht akzeptieren will. weil das ja Schwäche des eigenen Selbst ist. Und diese Schwächen hast Du an Deinen Mann ausgelagert und wurnderst Dich nun, dass er Dich nicht halten kann im wahrsten Sinn des Wortes. Du hast ihn zu sehr entmännlicht und das Frausein, das auch für Weichheit und Sänftheit steht, vernachlässigt. Und dann wundert es Dich, dass Dir der starke Mann, an dessen Schulter Du Dich anlehnen darfst, abhanden kam?
Fang bei Dir an, erkenne Deine Schwachheit und mache diese zu etwas Starken. Du bist zu sehr im Funktionsmodus verhaftet und Schwäche lehnst Du ab und lässt Du nicht zu. Doch, lass sie zu und es wird Dir besser gehen.

04.07.2025 13:21 • x 4 #98


T
Ehrlich gesagt habe ich als Mann ein Problem mit diesen pauschalen Rollenbildern. Die Emanzipation hat uns doch absolut zurecht dahin geführt, dass zumindest in meinem Verständnis Männer mittlerweile viel mehr Anteile an Kinderpflege und -fürsorge übernehmen (sollten), genauso wie eine gerechte Verteilung von Aufgaben und Pflichten im Haushalt, Einkaufen, kochen, Wäsche waschen, was weiß ich. Und eigentlich geht es der TE doch darum, dass sie genau hier mehr von ihm erwartet.
Gleichzeitig soll er die Führung übernehmen und alle männlich verstandenen Aufgaben übernehmen, damit die Frau sich fallen lassen kann, was auch immer das bedeutet.
Vielleicht hab ich aber auch was falsch verstanden und es gibt natürlich immer diverse Ausprägungen. Das wichtigste wäre natürlich, dass sich alle mit dem Arrangement wohl fühlen.
Ich finde den Vorschlag von Allabama aber gut, einfach mal was für sich zu tun. Triff dich mit Freunden usw. und nimm deinen Mann in die Pflicht, dass dir das selbstverständlich möglich ist.

04.07.2025 14:13 • x 2 #99


Hansl
Eigentlich ist es immer das gleiche.
Ein Muttertier lebt die eigenen Bedürfnisse bis zur Erschöpfung aus.
Ist dann erschöpft, erkennt unbewusst, daß die eigenen Bedürfnisse lange zu kurz kamen.
Nun greifen die Bestätigungen von außen, der vermeintliche Applaus von außen, die Aufmerksamkeiten von außen nicht mehr.
Nun muß natürlich auch ein schuldiger Mann von außen her.
Denn, er klatscht ja nicht mehr.

Gratulation, hier findest Du durch entsprechende Mitstreiterinnen Bestätigung und Unterstützung, auf geht's
Deinem Mann alles Gute auf seinem hoffentlich neuen Weg, in echter Zweisamkeit.

04.07.2025 15:05 • x 2 #100


Razor_cgn
Blindfisch hat komplett recht mit dem was er sagt. Das was immer vergessen wird ist, das man Biologie und Natur nicht mit gedachten Rollen überschreiben kann. Du bist zuhause und in deinem Job der Boss. Wo ist der Gegenpol, der das mitträgt?
Das hat eine gewisse Zeit geklappt, aber was passiert jetzt, du brennst langsam aus und das überträgt sich auch auf deinen Partner. Das ist ein schleichender Prozess, den man nicht immer erkennt, besonders dann nicht, wenn man nicht das Gegenteil mal gelebt hat.

Nichts gegen starke Frauen, ich liebe sie, der Punkt ist, ich kenne es, wenn sie in ihrer vollen Kraft sind und wie sie sich verhalten, wenn der entsprechende Gegenpart da ist. Sie kippen zuhause automatisch in die feminine Rolle, weil sie sich fallen lassen können, weil der Mann das halten kann und die Sicherheit gibt. Wenn es der richtige Mann ist, kostet den das nicht mal Kraft, weil er so ist, wie er ist. Wenn es für beide passt, ist die Beziehung auch mühelos. Sie tankt zuhause auf, weil der Mann ihr das gibt und sie kann im Job glänzen. Das sind zwei Zahnräder die passen. Das Denkmuster was viele starke Frauen haben Kontrolle = Sicherheit. Ist das bei dir auch der Fall?
Das kann sie nur loslassen, wenn der Mann das entsprechende Gegenstück ist. Das kannst du nicht mit Paartherapie machen, das Gefühl gibt es nur, wenn es gelebt wird!

Ich kann dir sogar biochemisch sagen was passiert: Was bei dir abläuft ist, das dein Cortisol Spiegel dauerhaft am Anschlag ist, zusammen mit Adrenalin. Das geht auf Kosten von Oxytocin, Dopamin und Serotonin. Das sind die drei Hormone, die für eine dauerhafte Bildung unersetzlich sind. In einer normale Beziehung passiert das:

Mann
Testosteron steigt:
Er strahlt Klarheit, Führungsenergie und Antrieb aus
Das gibt der Frau Sicherheit und Orientierung

Cortisol bleibt niedrig:
Er ist stressresistent, ruhig, fokussiert
Frau kann ihren eigenen Stresspegel senken, weil sie sich aufgehoben fühlt

Dopamin ist stabil:
Er ist motiviert, humorvoll, lebendig
Das wirkt inspirierend und anziehend auf sie

Serotonin ist stabil:
Selbstwert, Souveränität und emotionale Balance
Frau spürt: Er braucht keine Drama-Spiele, er IST

Oxytocin steigt (durch Verbindung):
Sein Schutzinstinkt wird geweckt
Frau fühlt sich gehalten und will Nähe

Noradrenalin punktuell aktiviert (z. B. in Gefahr):
Er reagiert blitzschnell, bleibt kontrolliert
Frau wird weich, weil sie weiß: Er regelt

Frau
Oxytocin steigt:
Sie fühlt Vertrauen, Bindung, Nähe
Mann spürt: Sie lässt sich ein, keine Masken, keine Spielchen

Cortisol sinkt:
Ihr Körper entspannt sich, Schlaf, Haut, Zyklus stabilisieren sich
Ihre weibliche Energie kann fließen, sie wird strahlender, S. empfänglicher

Dopamin steigt:
Sie flirtet, wird verspielt, euphorisch
Das bestärkt den Antrieb als Mann, er fühlt sich als Mann gebraucht

Serotonin steigt:
Sie wird ausgeglichener, kein Zicken-Modus, oder Konfrontation
Harmonie entsteht, ohne Anstrengung

Testosteron sinkt leicht:
Sie muss nicht führen, nicht kämpfen, nicht kontrollieren
Ihre Sinnlichkeit und Weichheit kommen durch, Mann fühlt sich angenommen

Noradrenalin wird bei Reiz punktuell aktiv:
Wenn Mann z. B. klar spricht, sie berührt oder führt
Sie reagiert mit Lust oder Gänsehaut

04.07.2025 15:59 • x 4 #101


T
@Hansl du weißt ja richtig gut Bescheid. Toll, wenn sich Klischees so bestätigen. Da wünsche ich dir auch mal alles gute auf der Suche nach echter Zweisamkeit. Bei soviel Empathie und Lebenserfahrung ist das bestimmt kein Problem für dich.

04.07.2025 15:59 • x 2 #102


Hansl
Zitat von TiefeWurzel:
Da wünsche ich dir auch mal alles gute auf der Suche nach echter Zweisamkeit.

Die mußte ich noch nie suchen.

Zitat von TiefeWurzel:
Bei soviel Empathie und Lebenserfahrung ist das bestimmt kein Problem für dich.

Nein, hatte ich noch nie ein Problem. Denn Menschen, die auch gut alleine zurecht komme zecken weder selbst, noch brauchen sie Menschen, die aufgrund entsprechender seelischer Unselbstständigkeit zecken.

04.07.2025 18:09 • x 1 #103


T
@Hansl bloß gut, es gibt solche tollen Menschen wie dich, die selbstständig und alleine im Leben zurecht kommen und uns unselbstständigen und emotional belasteten Menschen Hilfe leisten. Fragt man sich tatsächlich wie du hier in einen Forum über Trennungschmerz und Beziehungsprobleme landen konntest. Aber wahrscheinlich möchtest du einfach deine Weisheit teilen und dich erhaben fühlen. Alles Gute für dich!

04.07.2025 19:53 • #104


M
Es ist keine Liebe mehr vorhanden. Nur das erklärt eure Problematik. So einfach ist das

04.07.2025 21:23 • #105


A


x 4