Wer soll hier verstehen?

U
Lieber DOM,

manchmal staune ich selbst, wie viel Kraft ich habe, wenn ich eigentlich denke, dass ich am Ende bin und nicht mehr Kraft aufbringen kann. Ich denke, wir können alle viel mehr ertragen wie wir uns vorstellen können. Wenn das nicht so wäre, gingen sicher einige an diesen Seelenqualen zugrunde.

Ich weiss ja selbst, dass ich mir nicht wirklich Hoffnungen machen sollte und eher für mich versuchen sollte damit abschließen zu können. Es ist ja auch nicht so, dass er mir Hoffnungen macht. Er will die Beziehung mit der Ex-ex versuchen und es gibt zwar keine Gewissheit, dass es funktioniert (zumal es ja jetzt Probleme wegen der Trennung, der Zeit mit mir, fehlendem Vertrauen etc. gibt), aber es gibt leider auch keine Gewissheit, dass es NICHT funktioniert.

Aber wie kann ich alle Hoffnung aufgeben, wenn ich immernoch glaube, dass er DER Mann für mich ist und wir zusammen glücklich werden könnten? Wie kann man die Liebe seines Lebens (klingt ziemlich kitschig ich weiss) aufgeben, wenn man zumindest einen kleinen Funken Hoffnung hat? Ich weiss auch nicht, ob nicht irgendwann ein anderer kommt, für den ich genausoviel empfinden werde, aber es war einfach alles so perfekt und ich tue mich schwer zu glauben, dass es nochmal einen Mann geben kann, bei dem ich all das finde, was ich bei ihm hatte.

Ich treffe mich schon immer wieder mit Freunden. Ein paar ganz liebe kümmern sich auch ziemlich lieb um mich und versuchen mich abzulenken. Aber die haben natürlich auch nicht immer Zeit und ein eigenes Leben. Also bleiben immernoch viel zu viele einsame Abende. Wenn ich zuhause Internet hätte, könnte ich wenigstens hier chatten. Schade!

Aber eigentlich ist das hier ja Dein Thema und ich möchte Dir zwar nicht zuviel Hoffnung machen (ich habe selbst erlebt, dass die schnell zerstört werden kann, auch wenn man nicht versteht warum), aber ich denke dass Deine Ex wirklich nur Zeit braucht. Wenn ihr die Zeit mit Dir nur annährend so viel bedeutet hat wie Dir, wird sie zurückkommen wenn sie bereit dazu ist. Sie sucht ja weiterhin den Kontakt mit Dir. Das ist doch ein gutes Zeichen. Also gib nicht auf! Bei Dir scheint noch alles möglich.

Liebe Grüsse und einen schönen Feierabend
(Befolge auch Du Deinen Rat und lenke Dich ab)

U.K.

23.07.2002 17:02 • #16


E
Hallo lieber Dom!

Erst einmal vielen Dank für das nette Lob. Ich habe mich riesig darüber gefreut.

Nun zu deiner Frage, warum ich jetzt nicht zu ihm gehe.
Die ist schwer zu beantworten. Da spielen für mich wohl mehrere Aspekte eine Rolle.
Zum Einen hast du sicher recht, wenn du sagst, ZU GROSSER Stolz. Obwohl ich eher denke, davon besitze ich zu wenig. ;)
Als nächstes denke ich mich am seine Stelle. Versuch ich zumindest.
Ich weiß wie verarscht (sorry!) ich mir vorkomme, daß mein Ex jetzt, nachdem er mich so mit den Füßen getreten hat, wieder ankommt und mir was von Gefühlen vorsäuselt.
Ich habe die Angst, daß er das Gleiche von mir denkt, da ich ihn wirklich so verletzt habe.

Nein, er hat keine Andere, wir sehen uns ab und zu durch gemeinsame Bekannte. Aber das wars auch schon. Leider reden wir kaum noch miteinander. Außer Guten Tag ect.
Und drittens habe ich selbst Angst, daß meine Gründe für einen eventuellen Neuanfang nicht die Richtigen sind.
Ich mag ihn sehr, aber ob ich ihn liebe, will ich nicht beschwören müssen.
Außerdem, sind Sehnsüchte wirklich ein Kriterium für eine Partnerschaft?
Ich habe zwar einiges gelernt in den letzten Monaten, aber bei noch mehr Dingen habe ich nicht den blassesten Schimmer.
Ich denke mir einfach, ich bin noch nicht so weit.
Vermutlich bin ich ein Mensch, der sich entweder komplett oder gar nicht *hingibt*. Und das DAS nicht das Optimale ist, weiß ich leider nur zu gut.

Ich freue mich sehr für dich, daß ihr eure Freundschaft halten und ausbauen wollt/könnt.
Meiner Einschätzung nach, wäre DAS der richtige Weg auch für mich. Was dann kommt, wird man sehen.

Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft und Glück!

LG Nicole

23.07.2002 20:12 • #17


A


Wer soll hier verstehen?

x 3


D
Hallo liebe Nicole,

woaaaah… hart – schlimm – schwer – schmerzhaft – so nah…

Als ich Dein Posting las schoss mir sofort das Wasser aus den Augen! Ehrlich! Ich kenne das nur zu gut: für Andere denken!
Und genau das führt auch so oft zu Probleme, meinst Du nicht auch? Gebe doch jeder die Möglichkeit seine Gedanken und Gefühle selbst mitzuteilen.
Ich habe auch lange so agiert wie Du beschreibst, habe lange für meine Fast-Ex-Frau gedacht und sie hat ständig für mich gedacht. So kommt es das man so vieles nicht sagt, nicht anmerken lässt, nicht zum Ausdruck bringt, weil man sich selbst davon überzeugt, die Antwort schon im Voraus zu kennen. Oder weil man diese sch... Angst im Herzen hat, etwas zu hören zu bekommen, was man gar nicht hören will. Kommunikationskiller!!! Jeder macht doch Fehlern im Laufe seines Daseins hier unten. Wir müssen uns das eingestehen und auch akzeptieren. Das heißt nicht, man kann diese Fehlern ruhig begehen und damit abtun das es menschlich ist – nein! Aber wir müssen vielleicht anders damit umgehen, glaubst Du nicht? Ehrlichkeit vorausgesetzt, natürlich.
Ob Du ihn liebst kann nur Du herausfinden. Und Du wirst es herausfinden. Ganz sicher. Sehnsüchte sind, so meine ich, keine Grundlage für eine Partnerschaft. Das kann nicht ausreichen. Das muss schon etwas mehr sein.
Du scheinst mir sehr verunsichert zu sein, Du machst Dich kleiner als Du bist. Gönne Dir doch auch mal eine Chance! Wo ist schon DAS Optimale? Wir müssen uns zunächst selbst akzeptieren, meinst Du nicht auch?
Zum Thema „Wissen“ möchte ich Dir meine Erkenntnis mitteilen, sage mir bitte, was Du davon hältst: je mehr man weiß, je mehr man „lernt“, desto mehr wir einem klar, dass man im Grunde nichts weiß...

Jetzt danke ich Dir auch für all Deine gute Wünschen, es ist wirklich wie Balsam für die Seele.
Und, wie Du schreibst: „Was dann kommt, wird man sehen“.

Ich wünsche Dir, das Du aufrecht gehst, soviel Kraft und Glück erfährst, wie Du es brauchst.

Liebe Grüßen
Dom

24.07.2002 07:27 • #18


E
Lieber Dom!

Es erschreckt mich in deinen Zeilen zu lesen, was ich im Inneren fühle. Die Gefühle, die ich nicht mal mir selbst eingestehen wollte.

Du hast Recht, wenn du sagst, Kommunikationskiller.
Du hast recht, wenn du sagst, daß ich für andere mitdenke. Das habe ich *leider* schon immer so gemacht. JETZT wo du es aussprichst, wird es mir erst bewußt.
Du hast recht, wenn du sagst, man solle für sich allein handeln und seinen eigenen Gedanken und Wünschen nachgehen. Was kann schon passieren, wenn es *nur* um verbale Dinge geht?
In meinem Falle schlimmstenfalls bekomme ich einen Korb. Aber ich kann dann sagen, ich habe es wenigstens versucht und trauere nicht wieder einer verschenkten Gelegenheit hinterher.

Ich hoffe sehr, daß mir jetzt diese Erkenntnis weiter hilft.

Zu deiner Frage bezüglich dem Lernen und Wissen.
Auch da gebe ich dir recht. Meine Mutter hatte dazu früher immer einen Spruch auf den Lippen:
Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu. ;)

Klar, zum Einen werfen neue Erkenntnisse wiederum neue Fragen auf. Zum Anderen fehlt mir meist das Wissen, MEINE Erfahrungen auch entsprechend anzuwenden.
Trotzdem bin ich wirklich dankbar dafür, daß mir das Leben, meine NEUES Leben, die Möglichkeit gibt mich neu kennenzulernen, andere Dinge zu lernen.
Auch wenn es mich zu Anfang böse und tief in das dunkle Loch der Selbstzweifel gestürzt hat, bin ich heute nun schon etwas stolz auf das, was ICH in den letzten Monaten geleistet habe. Füher hätte ich das nie für möglich gehalten.

Die Trennung ist zwar nun schon fast ein Jahr her und ich möchte mich revidieren, wen ich gesagt habe: Ich habe es geschafft. Da stimmt wohl eher: Ich habe das Schlimme hinter mir. Aber lernen werde ich weiter, möchte ich auch.

Was die Liebe angeht, das ist verdammt schwer, wie wir alle wissen.
Liebe ich ihn? (Es ist ja mittlerweile auch ein dreiviertel Jahr her.) Ich möchte für mich behaupten, daß ich diese Frage erst beantworten kann, wenn ich den anderen Menschen näher kenne und ihn auch ansatzweise einschätzen kann. Meine Gefühle, diese Schmetterlinge waren ja ok. Aber ob es Liebe ist? Und Liebe ist ER wert.
Zumindest werde ich wohl mal mit ihm reden. Mich entschuldigen für mein Verhalten. Was dann kommt, wird man sehen.

Eine letzte Frage? Mach ich mich wirkich klein?
Wenn es wirklich so ist, dann war ich vor ein paar Monaten ein Winzling. Ich bin schon gewachsen in den letzten Monaten. Nur habe ich vielleicht noch nicht alle Entwicklungsetappen durchlaufen.
Ich bin jetzt mal vermessen zu behaupten, daß meine Freunde und Verwanden mich HIER im Forum mit Sicherheit nicht wieder erkennen würden. Sie kennen mich eher als die Stille, die ihren eigenen Kuchen backt. Was ich, ehrlich gesagt, sehr schade finde.
Ich wundere mich schon ein wenig, warum ich mich gerade hier traue meine Gedanken und auch Wünsche offen zu äußern. Im realen Leben fürchte ich mich vor den Menschen.
Ja, ich muß noch viel lernen. Und ich bin sicher, das schaffe ich auch noch.

Dom, du suchst Hilfe bei uns? Du bist so stark, so voller Ein- und Weitsichten, daß ich mich freue.
Vielleicht benötigst du auch *nur* unser Mitgefühl und Verständnis. Aber ich bin sicher, du gehst deinen Weg. Den RICHTIGEN Weg.

Liebe Grüße Nicole

24.07.2002 12:03 • #19


D
Liebe Nicole,

na nu! Du hast es geschafft! Gut das Du nicht sehen kannst, wie verlegen und sprachlos ich im Moment bin... Es fehlen mir nun die Worte! ::)
Dein Posting ist so was von GUT angekommen! Kannst´ Dir nicht vorstellen... Wieder Balsam auf klaffende Wunden. Tut „Saugut“! Hab mich riesig gefreut dieses von Dir zu lesen! :D

Meine Trennung ist erst acht Monate her, aber ans „geschafft haben“ denke ich noch lange nicht. Ich hoffe insgeheim, dass ich es nie schaffe. Warum? Ganz einfach: ich möchte nie, nie, nie wieder die gleichen Fehlern machen wie in der Vergangenheit! Und „geschafft zu haben“ assoziiere ich mit „vergessen“. Und vergessen heißt nicht mehr dieselbe Achtsamkeit wallten zu lassen. Gefährlich, nicht? Außerdem, meine bald Ex-Frau war meine „Erste“ und ist die Mutter meine Kinder (zum Glück gib es sie)! Vergessen wir also das Vergessen! Gewisse Parallelen mit U.K. sind hier rein zufällig, jedoch erkennbar...
Das Schlimme hinter sich zu haben ist auch schon etwas gewaltiges! Mensch, was für ein Weg!
Ich bin froh darüber, das Du Dich jetzt da siehst, denn jetzt kannst Du auch ganz anders mit alldem Schmerz und den Kummer umgehen. Es ist nicht einfacher dafür, aber dennoch etwas weniger schmerzvoll, man kann es rationeller verarbeiten.

Nun zu Deine Frage: „Mach ich mich wirklich klein?“
Es war ganz bestimmt nicht negativ gemeint, ganz ehrlich. Hast Du auch richtig verstanden, wie ich es Deine Zeilen entnehme. Es ist eben das Gefühl das in mir hochkam als ich Deine Worte las. Es ist den Eindruck, den Deine Konfidenzen geweckt haben. Wieso? Schwer in Worte zu fassen! Es kam mir so vor, als ob Du Dich die „richtigen Fragen“ stellst, jedoch die Antworte unter Berücksichtigung Deine „Fehlbarkeit“ finden wolltest (ich versuche es annähernd umzuschreiben)...

Wundere Dich ruhig über Dich! Es ist gut, wenn Du es als positiv empfindest!!! Man muss manchmal seine Gedanken und Wünsche frei äußern dürfen und können. Hier hilft sicher die Anonymität ganz gewaltig; es macht es uns allen viel leichter. Das Bedürfnis macht dann den Rest... Die Furcht, die Angst vor den Anderen ist gewiss eine schwere Last, die Du wirklich nicht tragen musst! Traue Dir etwas mehr zu! Peu a peu! Du wirst bestimmt wieder über Dich staunen!

Viel lernen müssen wir alle, ein Leben lang. Und es ist auch sehr gut so. Man hätte kaum noch Gelegenheit stolz auf sich zu sein!

Was mich betrifft, Ja, auch ich suche Hilfe. Aber ich stecke auch in MEIN Problem. Sehe es daher auch anders. Ich brauche die Meinung, die Lebenserfahrung und auch die Erfahrung im Umgang mit diese Art von Gefühle und Schmerz von Menschen die diesen Weg bereits vor mir gehe mussten, gegangen sind. Mache mich bitte nicht so groß oder stark: Du würdest sonst wieder staunen!

Ob den Weg den wir gehen der „Richtige“ ist lässt sich leider nur zu oft viel später feststellen. Wir gehen alle ein Weg. Der Richtige? ???

Liebe Grüße
Dom

24.07.2002 13:54 • #20


E
Lieber Dom!

Es tut gut mal ein Lob und Anerkennung zu erfahren. Gerade wenn man in den letzten Monaten solche Sachen zu hören bekam wie: Du stellst dich an, wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug wegenommen hat. ect.
Vielleicht auch ein Grund, warum ich nun meine Gedanken lieber für mich behalte. ???

Der *richtige* Weg?
Tja, ich will es einfach glauben, daß es der richtige Weg ist, den WIR jetzt eingeschlagen haben, ich eingeschlagen habe.
So sind es solch kleinen Dinge, die ich mir selbst immer wieder vorsage:

Ich bin dankbar, daß es heute passiert ist und nicht erst in 10 Jahren. Dann wär es schlimmer gekommen.

Nun habe ich wieder die Option auf ein zweites Kind mit einem eventuell neuem Partner. Mit meinem Exmann wär das NIE mehr möglich gewesen. Er wollte nicht mehr. Und Kinder bedeuten mir unbeschreiblich viel.

usw. usf.

Auch ich habe Angst wieder Fehler zu machen. Mit Sicherheit, aber ich WEISS jetzt um meine Fehler und kann sie vielleicht verhindern. Andere Fehler werden garantiert wieder passieren. Aber wie sagt man so schön: Fehler sind da, damit man sie macht und daraus lernt.?

Es waren 2 feste und lange Partnerschaften die ich nun hinter mir habe.
Mit meinem ersten Freund war ich fast 2 Jahre zusammen. Auch in dieser Beziehung habe ich gelernt und die Fehler nicht wiederholt. Sie sind zwar etwas krass, aber ich HABE gelernt.
(Er war ein Schläger und Trinker *furchtbar schäm*) :-[

Bei meinem Mann dann habe ich von Anfang an gesagt und dahinter gestanden, daß selbst der kleinste Rempler ect. ein sofortiges Aus bedeuten würde.
So gab es in unserer Ehe NIEMALS Schläge oder Gewalt. Selbst Schimpfworte gab es nicht. Im Extremfall haben wir uns in der Dritten Person angesprochen und da wußte der Andere: Oha, jetzt wirds eng...

Ich will zunächst an den Punkt kommen, wo ich mein Misstrauen den Menschen gegenüber in ein gesundes Vertrauen verwandeln kann.

Lieber Dom, ich will dir nicht schmeicheln, aber ich bin wirklich froh an Deinen und den Gedanken Anderer teilhaben zu dürfen. Es ist erstaunlich, wieviel ich mir da noch herausnehmen kann.

Das Schlimmste an meiner Art empfinde ich, daß ich eigentlich nie den Mut habe, daß zu sagen, was ich denke. Immer diese Angst den anderen zu verärgern oder vor den Kopf zu stoßen.
So auch momentan wieder, bin ich am grübeln, wie ich meinem zukünftigem Exmann begreiflich mache, daß es absolut vorbei ist, ohne ihn auf die Füße zu treten. Warum bin ich nicht so direkt wie er es war?
Ich liebe dich nicht mehr!
Fertig! Friss oder stirb! (Entschuldigung!)

Leider, und es bricht mir das Herz, sehe ich genau diese Charakterzüge mittlerweile auch bei meiner Tochter. Sie hat es extrem schwer Freunde oder Spielkameraden zu finden. Immer ängstlich und zurückhaltend. Genau wie ich als Kind und auch heute noch teilweise.
Wie kann ich das nur verhindern, wenn ich nicht mal als Mutter Vorbild sein kann?

Vielen lieben Dank für deine aufmunternden Worte. Sie tun mir so unbeschreiblich gut!

Viele liebe Grüße Nicole

Entschuldige, daß ich jetzt vom eigentlichem Thema abgekommen bin.

24.07.2002 14:33 • #21


D
Liebe Nicole,

Irgendwie hänge ich stark hinterher, habe ich den Eindruck. Kann das sein?
Aber nun zum Thema: ahnst Du überhaupt, wie recht Du hast in dem, was Du schreibst?
Es ist sehr viel Erkenntnis und Erfahrung darin zu finden.

„Ich bin dankbar, dass es heute passiert ist...“: bei mir waren es 24 Jahre Partnerschaft, 18 davon Ehe... Siehst Du es kommen?

Wenn Kinder Dir soviel bedeuten, so wünsche ich Dir mind. noch eins. Du wirst schon der „richtige“ Partner für Dich, besser: für Euch finden. Dessen bin ich mir sicher. Jeder hat das Recht auf Glück auf dieser Welt. Und wenn Kinder Dein Glück sind, so wirst Du es auch hinbekommen mit Deine Tochter. Ich las gerade die letzten Zeilen von U.K. diesbezüglich: sie hat ja recht. Man ist nicht Vorbild, wenn man sich an Anderer misst, sondern wenn man tief in und für sich weißt, dass man sein bestmöglichstes getan hat, alles notwendige (Liebe, Geborgenheit, Geduld, Wärme... all das wovon unser einer heute zuwenig hat) GEBEN konnte. Siehst Du was ich meine?
Kinder leiden auch sehr unter einer Trennung, nur sie sprechen kaum davon und müssen es ganz anders verarbeiten. Das ich sehr schlimm. Darum brauchen sie noch mehr Hilfe noch als wir!

Du scheinst eine „sehr bewegte“ Vergangenheit hinter Dich zu haben. Mit all diese Erfahrungen wirst Du Deine Zukunft schmieden. Ganz gewiss! Und Gewalt ist – meiner Meinung nach – DIE Waffen der Schwachen. Wenn die Argumente fehlen werden zu oft und zu leicht die Fäuste eingesetzt...

Ist es denn nicht so, dass Du bereits dabei bist, deine Zurückhaltung Anderer gegenüber zu verarbeiten? Hier kannst Du es riskieren etwas zu sagen/schreiben, was Du sonst „nie tun würdest“. Die Anonymität des Forums erlaubt es Dir, ohne Angst etwas mitzuteilen. Und wenn Du denkst: „Das war Sch...“, dann schreibe bitte: „Das war Sch...“! Wir werden es schon verstehen. Es ist unmöglich, dass alle Menschen EINER Meinung sind! Gott sei dankt.
Aus Auseinandersetzungen (verbale, korrekt geführte) kann man enorm viel lernen. Nur Idioten können es nicht, weil sie es nicht wollen. Stoße ruhig einmal jemanden vor den Kopf. Vielleicht kommt eine Reaktion zurück, mit der Du nie gerechnet hättest: Verständnis usw. Solange es korrekt bleibt ist nicht dagegen einzuwenden. Meinungsfreiheit!
Und deinen zukünftigen Ex-Mann kannst Du es auch so mitteilen, wie Du es empfindest. Es gibt kein Monopol darauf!

Wieso bist Du „vom eigentlichem Thema abgekommen“? Ist das, was uns hier so sehr bewegt nicht DAS Thema? Weiter so. Ich freue mich von Dir zu lesen.

Dom

24.07.2002 16:02 • #22


E
Lieber Dom!

Wieso hängst du hinterher? Ich geb zu, daß versteh ich jetzt nicht ganz. ;)

HubiH hier im Forum hat so einen tollen Leitspruch, den ich mir regelrecht verinnerlich habe.

Um respektiert zu werden, muß man den Mut haben, sich auch mal unbeliebt zu machen.

Finde ich für mich sehr passend.

So ganz allein hätte ich diesen Weg mit Sicherheit nicht geschafft. Da haben sehr viele Leute ihren Anteil dran. Hier mein DANKESCHÖN dafür.
So eben die Rückenstärkung durch meine Freunde. Es sind zwar nur einige wenige, aber die kenne ich schon über mein halbes Leben.
Bin ich ein Mensch, der nur mit festen Fundamenten leben kann? So eben meine treuen und guten Dauerfreunde, meine völlige Hin-und Aufgabe in meinen Partnerschaften und der Familie?

Naja, meine *bewegte Vergangenheit*.
Wenn es dich interessiert schreib ich mal einen ganz groben Umriß meines Lebenslaufes.

Als ich vier Jahre alt war hatten meine Eltern einen sehr schweren Autounfall. Seitdem kenne ich meine Mutter bis zu ihrem Tot vor 11 Jahren nur als eine schwerstkranke, bettlägrige und pflegebedürftige Frau.
Ca. 6 Monate im Jahr war sie in der Klinik, die andere Zeit haben wir sie zu Hause gepflegt.
Während der Schulzeit und später bei der Ausbildung habe ich nach Unterrichtsschluß die Pflege übernommen, bis am nächsten Morgen die Tante kam, damit ich zur Schule konnte.
Ich habe noch 3 Brüder. Der Haushalt wollte irgendwie geregelt werden ect. Mein Vater musste doch schwer arbeiten, um uns irgendwie durchzubringen.

Ich habe so unendlich viel Liebe, Geduld und Fürsorge von meiner Mutter und meinem Vater bekommen, ich war trotz allem zufrieden mit meinem Leben. Meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt meine beste Freundin. Immer da für mich und meine Sorgen.
Allerdings war es in diesem Zeitraum auch, als ich meinen damaligen Freund kennenlernte, in der Berufsschule.
Es kommt mir heute so vor, als wenn ich geflüchtet bin. Von der liebevollen, warmen Hölle in die eiskalte, böse Hölle.

Später lernte ich meinen Mann kennen und es war für mich der Himmel auf Erden.
Als meine Mutter schließlich starb fiel ich auch in ein Loch. Ich hatte auf einmal so unendlich viel Zeit. Zeit für mich, mit der ich nichts anfangen konnte. Ich musste lernen.

Einer meiner Brüder ist an diesen *Familienverhältnissen* zerbrochen. Seit Jahren wissen wir nicht wo er ist und wie es ihm geht. Die letzte Information die wir haben, daß er einer dieser vielen Obdachlosen ist. Wie soll man einen solchen Menschen finden?

Naja, dann lief mein Leben über Jahre sehr schön und glücklich. Ich heiratete und wurde Jahre später schwanger.
Da kam der erste Einsturz in der Liebe zu meinem Mann. Er suchte sich eine Freundin/Affäre, weil er mit dem Umstand des Vaterwerdens nicht klar kam.
Es hat mich fast zerrissen. Aber aus Angst, allein mit einem Säugling zu sein und weil ich seinen Beteuerungen und Entschuldigungen glauben wollte blieben wir zusammen.
Über vier Jahre ging es mehr schlecht als recht. Mein Vertrauen war weg und mein Mann entwickelte sich als Single in der Familie. Er unternahm viel, fuhr weg usw. Aber alles allein, ohne uns. Ich litt damals schon.
Ich habe mit ihm darüber geredet. Er meinte nur, er bekäme Platzangst, wenn er seine Freiheiten nicht hätte. Ich liebte ihn doch so sehr, daher wollte ich ihn nicht durch mein vermutlich übertriebenes Verhalten verletzen.

Naja, vor einem Jahr dann kam der endgültige Bruch. Er hatte wieder eine Freundin. Das erfuhr ich erst später.

Er kam von einem Betriebsausflug nach Hause, rief mich unterwegs noch an und sagte, er habe mich vermisst usw. Eine halbe Stunde später saß er mir gegenüber am Tisch und sah mir nicht mal in die Augen, als er sagte:
Nicole, hiermit beende ich unsere Beziehung.
Das wars. Er stand auf, nahm seinen Schlüssel und das Handy, und weg war er.
Keine 2 Wochen vorher hatten wir erst unsere schöne große Wohnung komplett saniert. Fenster, Türen und auch neue Möbel.
Es kam für mich wirklich absolut unerwartet. Ich hatte keinerlei Anzeichen gesehen. Selbst heute sage ich, ich kann auch jetzt rückblickend keine finden.

Zur gleichen Zeit wurde meine Kleine sehr schwer krank. Der Verdacht bestand auf Leukämie. Die Zeit bis zur endgültigen Diagnose war sogar um ein mindestens 100facheres schwerer als die Trennung von meinem Mann.

Naja, nun bin ich heute hier. Meine Tochter ist gesund. (Ich danke allen Göttern) Mir gehts wieder gut.
Allerdings habe ich versäumt zu erzählen, daß ich in den letzten drei Monaten eine Psychotherapie mache.
Ich selbst hatte mich so verrannt, fand keinen Weg mehr.
Diese Therapie hat mir sehr geholfen, da ich keine Medikamente nehmen wollte. Hatte Angst, daß mir das irgendwann mal auf die Füße fallen könnte, wegen meiner Tochter.

Ich werde dieses Jahr 30 Jahre alt und ich sage heute schon:
Ich bin dankbar für das was ich habe, wa ich hatte und was ich erleben durfte.
Ich hatte eine fantastische Mutter, habe einen unbeschreiblich lieben Vater. Ich bin dankbar für die Liebe, die mir mein Mann gegeben hat und die ich ihm geben durfte. Und ich bin dankbar für meine über alles geliebte Tochter.

Ich möchte mich nicht beschweren. Ich habe das Glück viele so liebe Menschen um mich gehabt zu haben ud noch zu haben.
Ich lebe heute zufrieden. Und ich geb die Hoffnung nicht auf, auch irgendwann wieder GLÜCKLICH zu leben.

Ich wünsch euch allen alles, alles Liebe!
Nicole

24.07.2002 17:12 • #23


D
Liebe Nicole,

Sorry: ich habe wieder mal zu hastig geschrieben, und es wurde undeutlich. Ich hatte fast ein Termin vergessen und musste zu schnell weg. Ich mache mir manchmal zuviel Stress im Beruf: das ist eins meine Arten, mich abzulenken. Ist aber OK, denn mein Beruf ist auch mein Hobby (Glückspilz). So kommt es (andere Umstände wirken da auch mit – später dazu, falls es Dich interessiert), dass ich des Morgens kurz nach 6 Uhr bereits im Büro bin (Aufstehen um 4:30 Uhr), und verbringe mein Tag unter sehr, sehr nette, angenehme Kollege (und seit ein Paar Tage mit den großartigsten Gesprächspartner im Forum) bis mind. 17:30 Uhr. Es wird auch schon mal 20 Uhr. Dann heißt es: ab nach Hause, wo mich keiner erwartet, Duschen, lesen, schreiben usw... und ins Bett für 5 Stunden. Du siehst, sehr abwechslungsreich das Ganze. Aber ich wollte es so. Zumindest vorübergehend; muß ja nicht so bleiben.
Der Satz mit: „Ich hänge hinterher“ war so gemeint: ich hatte kaum Zeit die netten Worten zu lesen, die mir durch das Forum (durch Dich und U.K.) übermittelt werden. Das hat mich etwas verärgert, nicht zuletzt weil ich gelobt habe, nicht mehr einfach so „drauflos“ zu schreiben. Ich möchte schon ab und zu etwas mit Sinn und Verstand von mir geben. Und vor allem, ich lege großem Wert darauf, richtig zu lesen, was mich erreicht, um es auch möglichst richtig zu verstehen.
Es ist leider so, dass ich z.Z. nicht von Zuhause posten kann (kein Tel.-Anschluß), es sei denn via Handy. Sonst würde ich auch ganz gerne mal wieder den Chatt im Forum besuchen.

Es ist unglaublich, wie viel man wiederfindet, wenn man nur kommuniziert: der Satz von HubiH HÄNGT BEI MIR AN DER WAND seit Dezember!!! Der, und noch ein paar andere die ich so treffend finde (z.B. eines von Sehrpferd).

Wir hätten es wohl alle nicht allein geschafft, dieser Weg bis hierher so gut zu begehen. Auch das ist eine schöne Erfahrung des Lebens: es gibt tatsächlich noch Menschen, auf denen man in der Not zählen kann. Menschen die noch Wärme, Verständnis und – wie Du sagst – Rückenstärkung geben! Diesen Menschen kann man einfach nicht genug danken. Ich schließe mich Dir an und sage hier DANKESCHÖN an alle diese Menschen, die mich hier via das Forum begleitet und unterstützt haben. Großartige Menschen. Ehrlich! Auch wenn manchmal zu lesen bekommt, was man am wenigsten lesen möchte (oder vielleicht gerade deshalb?) Schön das es Euch gibt!!! Meine Freunde (auch in übersichtlicher Zahl) kann ich „live“ Danke sagen. Und ich tue es mit Begeisterung.
Was den festen Fundamente angeht, ich sehe es so: braucht das nicht jeder? Ist es nicht der tiefere Sinn diese Einrichtungen (Familie, Partnerschaft, Freunde...), das man hier sein Allerbestes gibt und eben dasselbe zurückbekommt (im Idealfall)? Sei eher stolz darauf, diese Erkenntnis für und über Dich gewonnen zu haben. Du hast Grund dazu, finde ich.

Nun zu dein Lebenslauf. Ich lese, ich habe mich nicht allzu sehr verzettelt... Ja, es interessiert mich. Nicht weil ich neugierig wäre (bin ich doch), aber es hilft verstehen. Weißt Du, ich hatte sehr viel mit Menschen zu tun und habe gelernt, es steckt immer eine bestimmte Vergangenheit in den Charakter eines Mensches. Hier noch eine Bestätigung dafür.
Ehrlich gesagt, ich möchte es erst einmal verdauen, eher ich irgend etwas dazu schreibe. Es ist nicht so einfach. Siehst Du es mir nach?

Bei der Gelegenheit könnte ich Dir auch ein Einblick in mein Leben offenbaren, wenn Du möchtest... Vielleicht schon Morgen. Nein nein, kein Rückzieher. Wenn ich zusage, halte ich mich daran. Aber die Geschichte ist auch nicht von Rosa geprägt. Und trotzdem bin auch ich dankbar für alles...
Resignation? Nein, ich glaube nicht. Fatalismus? Auf gar kein Fall. Und doch... Aber urteile dann selbst, solltest Du es mögen.
Dabei erinnere ich mich an eine Deine Aussagen: hast Du nicht zu verstehen gegeben, das Du eher verschlossen bist? Eher schüchtern und zurückhaltend andere gegenüber? Dein letztes Posting ist wie eine Offenbarung! Denke nur daran, dass jeder Gast im Forum es lesen kann. Du hast es also riskiert! Ich gratuliere Dir. Es gehört eine Menge Mut dazu. Das ist aber auch ein Zeugnis von Vertrauen. Vertrauen in Dich selbst, und auch in den Teilnehmern im Forum. Danke, dass Du es gewagt hast.

Was mich noch erfreut ist Dein Schlusssatz: „Ich lebe heute zufrieden. Und ich geb die Hoffnung nicht auf, auch irgendwann wieder GLÜCKLICH zu leben.“

Das ist schon eine gesunde Lebensphilosophie. Ich bin sehr zuversichtlich, Du bist auf den richtigen Weg, für Dich, für Euch, Du und Deine Tochter.

Nicole, Stärke Dir zu wünsche ist nicht unbedingt nötig: die hast Du in Dir. Aber viel, viel Glück, Zuversicht, Glaube an Dich wünsche ich Dir für die Zukunft.

Dom

24.07.2002 20:06 • #24


E
Hallo lieber Dom!

Nun komm ich endlich dazu deine netten Zeilen zu beantworten.
Und wieder eine *kleine Störung* durch meine Süße. :)

Was deine *Ablenkung* angeht, oh, wie sehr hatte ich mir das vor einem Jahr gewünscht.
Ich war zum Zeitpunkt der Trennung arbeitslos, bzw. wohl eher Hausfrau und hatte so nichts, woran ich mich festhalten konnte.
So saß ich den ganzen Tag allein in der Wohnung (die Kleine im Kindergarten), abends allein, als sie schlief. Konnte sie ja schlecht allein lassen, in ihrem Alter.
Hatte niemanden, der mich, hatte nichts, was mich ablenken konnte.

Zudem hat mein Exmnn damals noch schlimm reagiert. Er verbot mir jeglichen Besuch in meiner Wohnung, da er behaupte, die Kleine könne es nicht verkraften. Sie müsse erst darüber hinweg kommen.
Allerdings hatte das bei ihm andere Gründe. Unsere Tochter wollte seine Freundin nicht sehen. Sie war der Meinung, sie wäre eine Hexe und hatte Angst vor ihr. Er selbst hat ihr von der Freundin erzählt.
Da verlangte er von mir, ich solle Celine (meine Tochter) *überreden* mit hinzugehen. Sie wäre eine liebe Tante ect.
Da habe ich mich geweigert. Warum soll ich meine 4jährige Tochter *bearbeiten*? Eben eine Retourkutsche von ihm. Und Celine hatte es schon schwer genug.
Sie kam zu mir und sagte:
Mama, ich hab dich nicht mehr lieb. Wenn der Papa dich nicht mehr lieb hat, hast du was Böses gemacht. Also bist du schuld.
Auch wenn ich weiß, daß das kindliche Logik ist schmerzt es unbeschreiblich.

Jednfalls seit Mai diesen Jahres habe ich eine Umschulung in Computern angefangen. Es macht mir sehr viel Spaß. Die Arbeit ist toll, die Kollegen sind super nett. Ich komm wieder aus meinen vier Wänden und lern neue Leute kennen.

Auch die finanziellen Probleme sind nicht unerheblich. So hat mein Exmann gleich nach der Trennung einen großen teuren Neuwagen gekauft. Und ich als *Ehefrau* muß mit dafür geradestehen. Auch wenn ich absolut nichts davon habe, von diesem Wagen.
Aber ich komm über die Runden. ;)

Zudem ist es das erste Mal, daß ich allein wohne. Bin damals von zu Hause gleich mit meinem Mann zusammen gezogen. Habe also nie auf den sprichwörtlichen eigene Beinen gestanden. Da war die Angst natürlich gleich um einiges größer. Und dann noch die Verantwortung für ein Kind allein zu tragen.
Aber DAS alles hab ich geschafft. Und DARAUF bin ich stolz.

Meine Stärke?
So langsam fange ich an, daran zu glauben. Dank euch!
Was meinen *Offenbarungseid* angeht, so hab ich schon überlegt, ob ich es schreibe.
Aber da dachte ich mir dann, was kann schon geschehen? Es ist nun mal mein Leben, und ich werde mich nie wieder verstecken!

Nein, resigniert habe ich nicht. Vielleicht war es einmal so. Aber mittlerweile mag ich behaupten, ich habe mich *arangiert*. Mit mir und dem Leben.
Das Leben ist doch so wundervoll. Trotz allem.

Noch eins möchte ich dir sagen.
Ich habe nie das Gefühl gehabt, daß du hier irgendetwas ohne Herz und Verstand geschrieben hast, oder du oberflächlich erschienst. Völlig das Gegenteil von all dem.

Ich würde mich freuen, wenn ich mir einige Dinge von all dem annehmen kann.

Ich wünsch dir was!

Liebe GrüßeNicole


25.07.2002 12:37 • #25


D
Liebe Nicole,

ach tut mir das Herz mal wieder so weh...
Warum? Ich lese Deine wunderbaren Zeilen und möchte so viel dazu sagen, habe aber im Moment nicht die Zeit dafür: ich muss zu dieser Stunde der Beruf an 1. Stelle setzen...

Weißt Du was? Ganz spontan? Ich bin so stolz für Dich. Du hast so verdammt recht!!! Aber ich komme im einzelnen darauf zurück. Ehrenwort.

Ich bin auch so stolz darauf, solche Leute getroffen zu haben, wie Ihr es alle seid!

Ich glaube ich habe wieder mal einen Tief... Wird aber schon wieder... Auch hier: DANK EUCH!

Nochmals, ich melde mich sobald ich genügend Zeit finde, meine Gedanken richtig zu formulieren...

DANKE und bis sehr bald. :'( :'( :'(

Liebe, liebe, liebe Grüße,
Dom

25.07.2002 14:06 • #26


E
Lieber Dom!

Bitte fühl dich nicht gedrängt. das war mit Sicherheit weder U.K.s noch meine Absicht.
Nur ich bin momantan so in Fahrt ;) meinen ganzen Schlamassel ::) aufzuarbeiten, daß mir schon fast die Fingerkuppen glühen.

Ich wünsche dir noch einen schönen Tag! :)

Liebe Grüße Nicole

25.07.2002 14:51 • #27


D
Liebe Nicole (und auf dieser Weg auch Hallo an Alle),

Ich fühle mich nicht bedrängt. Nein, nein. Das ist es nicht. Es ist nur so schwer so viel sagen zu wollen, und nicht dazu kommen zu können. Und ich möchte nun so viel sagen. An Euch alle, speziell Du und U.K. (seht es mir bitte nach!)...

Ich habe zwar sehr wenig Zeit heute, hatte aber Gestern Abend etwas vorbereitet im Zusammenhang mit Lebenslauf. Erinnerst Du Dich?

Nun, ein Mann, ein Wort. Hier ist es.

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Nun, wie zugesagt, hier ein grober Umriss meines Lebenslaufes.
Ich bin in Belgien geboren, bin aber im Alter von 5 Monate nach Afrika geflogen. Mein Vater war dort im Ex Belgisch-Kongo tätig. Er ist immer noch dort, allerdings jetzt pensioniert.
Ich habe noch 2 Brüder, 3 Jahre älter und 1 Jahr jünger las ich.
Unsere Mutter starb in Kongo, da war ich nicht ganz 3 Jahren alt... Sie ertrank im See als sie mir das Leben rettete! Kurz darauf wurden wir nach Belgien zurückgeflogen, wo wir in Pflegefamilien untergebracht wurden. Ich kann mich nur sehr dunkel an dieser Zeit erinnern, was ich allerdings davon noch weiß ist nicht sehr schön. Ich war von meinen Brüder getrennt und wurde auch nur als Störfaktor betrachtet. Mein Vater heiratete in den 60.er die Frau bei der ich untergebracht war (sie hatte sich kurz davor scheiden lassen) und nahm der Tatsache gar nicht erst wahr, das gefängnisähnliche Verhältnisse herrschten (Schläge mit Hundeleine und Ledergürtel, Nahrungsentzug, Einsperrungen...). Nun waren wir, meine Brüder und ich, wieder zusammen gekommen. Dann ging es mit dem Nomadenleben los: 2 Jahre in Afrika, 6 Monate in Belgien, und hin und her mit uns... Schule hinter Schule, nie lange an einem Ort... Ein Leben im Koffer.
Das Leben in Afrika bleibt mir sehr schön, ja großartig in Erinnerung. Ich konnte dort sehr viel von den Menschen und der Natur lernen und begriff dass Geld nicht der einzige Mittel zum Glück ist. Es ist so.
An die Schläge usw. hatten wir uns gewöhnt. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitswesen...
Anfang der 70.er, ich war zu der Zeit bei mein Stiefbruder in Belgien untergebracht (immer noch mit Nahrungsentzug...) um die Uni zu besuchen, habe ich dann mein Mut zusammen gebracht und bin zum Jugendrichter gegangen: ich wollte dieses Tierleben nicht mehr weiterführen. So kam ich denn in ein Jugendheim, den ich mir selbst ausgesucht hatte. Dort konnte ich endlich atmen! Endlich ein menschenwürdiges Leben führen! Es war ein Traum... Ich brach die Studienzeit an der Uni ab, 6 Monaten von dem Ing. (immerhin war ich schon Techniker) und verpflichtete mich mit 18 bei der Armee als Unteroffizier. Zunächst wieder Schule bei der Luftwaffe, dann aber ab nach Deutschland. Ich wollte freiwillig dort hinkommen weil ein Freund aus dem Jugendheim auch hingeschickt wurde. So kam ich in dem Ort, wo ich heute noch lebe.
Hier lernte ich meiner Frau kennen, Ende der 70.er. (ich war jetzt 19 und sie noch nicht ganz 18), und quittierte das Militärleben um mehr Zeit für meine Familie zu haben (wir erwarteten unser erstes Kind). Nach 5 Jahre als Fabrikarbeiter entschloss ich mich wieder zur Schule zu gehen, denn meine Zeugnisse hier nicht anerkannt wurden und das Schichtarbeiterleben doch nichts für mich ist. Wozu hat man den studiert? 30 Monate lang drückte ich dann die Schulbank wieder. Die Zeiten waren sehr hart! Hier bereits gab es jedoch „Reibereien“ in der Ehe: meine Frau hatte sich anderweitig verliebt und tat sich sehr schwer damit. Ich versuchte ihr beizustehen, mir fehlte aber die nötige „Erfahrung“ um es richtig anzustellen und fühlte mich überfordert... und sehr allein. Irgendwann jedoch wurde nicht mehr darüber gesprochen, d.h. keine Andeutungen mehr gemacht, denn gesprochen in diesem Sinne haben wir nie richtig miteinander. Warum? Kann ich gar nicht erklären, denn das Bedürfnis war schon da und ich bin jemanden der gerne spricht und zuhört... Schon erstaunlich, welche Fehlern man so begeht...
Dann kamen meine Versuchsaktionen mit der Selbstständigkeit. Eigene GmbH gegründet, 3,5 J. lang gehalten und Schluss. Arbeitslosigkeit folgte. Dann kam ein Angebot, als Dozent für eine Privatschule im Auftrag des Arbeitsamtes tätig zu werden. Ich nahm an und drückte wieder die Schulbank: die Ausbildungsberechtigung fehlte noch. Hier wieder 5 Jahre, ich möchte sagen erfolgreiche Jahre Arbeit mit Menschen. Es war teilweise großartig, teilweise deprimierend, je nach dem welches Publikum man hatte.
Anschließend kam die Zeit des Rotstiftes für das Arbeitsamt, somit auch für die Privatschule... Ich suchte also ein neuen Job und fand die Stelle die ich heute inne habe. Großartige Kollege, super Betriebsklima, abwechslungsreich... eben „die EDV“ im Großbetrieb! Hier bin ich seit nun fast 2 Jahren.
Es ging uns also viel besser, die Situation war wieder „planfähig“ und stabil. Nur meiner Frau empfand es wohl etwas differenzierte. Sie fing an, allein (d.h..mit eine Freundin???) auszugehen, sie veränderte sich nach und nach und ist stand da mit meine Fragen. Hab alles versucht, das Gespräch mit ihr zu finden: mündlich, fernmündlich, schriftlich... Nichts zu machen. Ständiger Flucht vor mir.
Im Februar 2001, als ich eines Dienstags nach Hause kam, sagte sie mir: „setze dich hin, ich habe dir etwas zu sagen“. Oppps... Mein Herz schlug plötzlich Tempo 200... „So schlimm? Du willst gehen?“ Wie mir diese Frage über die Lippe kam, kann ich noch immer nicht erklären. Es schoss einfach heraus. „Nein“, sagte sie, „viel schlimmer...“. Sie beichtete mir, mehrmals mich mit jemanden betrogen zu haben, den sie per Bekanntschaftsanzeige aus die Zeitung kennen gelernt hatte (SMS´s ohne Ende, vorher angeblich mit ihre Freundin). „Was willst du nun tun? Willst du die Scheidung?“ Wir sprachen nun endlich ausgiebig miteinander. Ich versicherte ihr, das, wenn sie es nicht mehr ertragen konnte weil es sie so sehr belastete, wenn sie mich so liebt wie sie sagt, wenn sie jetzt selbst sagt, es war ein Fehler, dann können wir es gemeinsam verarbeiten und dafür sorgen, das es mit uns besser wird...
Sie meinte auch: „Ich hätte nie gedacht, das man mit dir so reden kann“. Nun, sie wusste es jetzt. Warum es in Zukunft dann nicht öfters tun? Es schien alles in Ordnung zu kommen, ein halbes Jahr lang. Sie schwieg jedoch bald wieder und reagierte nicht mehr auf meine Ersuche... Veränderungen wurden wieder sichtbar und der alter Trott kehrte wieder heim. Ich erfuhr später das, als sie mir sagte „Ich habe lang gezweifelt, weiß es aber jetzt: ich liebe dich und will dich nicht verlieren“, hatte sie bereits der Haustürschüssel einer Anderer in ihre Tasche. Ich fühlte mich so was von machtlos... Absolut deprimiert. Meine tägliche Liebeszettel, meine Komplimente, Gesprächansätze... nichts half mehr. Bis zum 5. Dezember 2001. Den Rest steht bereits im Forum (Trennung mit Scheidungsabsicht).
Soviel von meine Geschichte. Ich kenne schönere Erzählungen, Du sicherlich auch...

Dom

25.07.2002 15:26 • #28


E
Lieber Dom!

Falls es dich interessiert, habe ich dir hier mal den Link zu meiner Geschichte rausgesucht.
War schon alles etwas heftig.
Jetzt zurückblickend kommt es mir gar nicht mehr so schlimm vor, wie im Augenblick damals.
Erstaunlich. Ich staune über mich selbst, wie ich innerhalb so weniger Monate solch große Fortschritte hab machen können.

Liebe Grüße Nicole

krasemaenner.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?board=allgemeinesaction=displaynum=1018980325start=0

25.07.2002 15:28 • #29


D
Hallo Ihr Lieben,

es ist schon eigenartig: ohne Vorwarnung, ohne Vorankündigung, ohne... Plötzlich ist es da! Dieses Loch, dieser Abgrund, dieser Moment an dem man seine Gefühlen nicht mehr in den Griff hat. Es bricht aus einem heraus und bring ein Haufen Elend mit wieder hoch.
Das gehört auch zu den Dingen, die ich nicht verstehe, die ich vermutlich nie verstehen werde. Warum nur? Kennt Ihr das auch? Es ist für mich etwas Neues! Noch nie da gewesen (bis Heute).
Geht es gleich wieder vorbei, oder muß ich mich auf ein längerer Kampf einstellen?

Ich klagte vorhin darüber, zuwenig Zeit für´s Schreiben zu haben; nun, ich hab´ nicht ´mal Zeit zum lesen heute. Find´ ich auch gar nicht gut. Irgendwie gibt mir dieses ein gewisses Ausgleich, über all dem was uns alle so bewegt „diskutieren“ zu können.
Ich muss aber jetzt feststellen, dass ich nicht einmal in der Lage bin meine Gedanken zu ordnen, geschweige denn zu schreiben!!!
Was mich jetzt so versetzt? Nicht ´mal das weiß ich genau! Es ist wie ein Vulkanausbruch. Rauschend, brennend, tobend... Kann ich auch nicht richtig beschreiben.
Nein, es ist nichts passiert. Kein Ereignis, der mich hätte bewegen soll. Zumindest nicht in dieser Hinsicht. Nur beruflicher Kram, was mich sonst so hilfreich ist.
Habe zwar nie gedacht, ich wär´ über´m Berg, aber doch ein Paar Schritte weiter als dort wo ich mich nun wiederfinde. Mensch, gibt es denn nie Ruhe? Und das Wochenende steht vor der Tür. Darf nicht d´ran denken. Oh Gott... Einfach zuviel Elend auf diese Erde. Zuviel Leid und Schmerz. Dafür zuwenig Verständnis, zuwenig Menschlichkeit.

Entschuldigung, ich musste es los werden. Nimmt es nicht so schwer wie es klingt: es geht schon wieder vorbei (hoffe ich).

Dom

25.07.2002 16:53 • #30


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