Wie kann man als Betrogener wieder neu anfangen?

@Bond66
Du bist 49. Da weiß man irgendwie das man noch ein paar sehr schöne Jahre haben kann, aber man ist eben auch nicht mehr ganz so gut drauf wie in den 30ern ........
Aber man ist eben doch so alt, das man auch nicht so einfach alles runterschluckt und sagt : Gut dann fange ich nochmal an.

Richtig ist...es ist nie zu spät glücklich zu werden! Auch mit 49zig hat man sehr gute Chance..wenn man sich in Schuss gehalten und gepflegt! ..ob man gut drauf ist...seelisch oder körperlich?

Ich denke das mit dem runter schlucken , gerade weil man eben nicht mehr kann und man nicht noch weitere wertvolle Lebensjahre verpulvern will, das Risiko eingehen mit 55 oder älter festzustellen das die Ehe u. Beziehung eigentlich eine Lebenslüge...sollte man rechtzeitig die Notbremse ziehen und Neu anfangen! wie gesagt es ist nie zu spät!

Mit 30zig kann man das entspannter sehen...so sehe ich das, da einen Versuch zu wagen was zu retten ...ok...die ein, zwei Jahre...aber mit dem Alter würde ich da keine Zeit mehr verschwenden!

@Enrico
Die Logik von Dir ist sicher nachvollziehbar.
Nur, erstens fällt es einem mit 49 schon etwas schwerer einfach so einen Harken zu machen, denn irgendwie gibt man gefühlsmäßig sein Leben auf. Ich weiß das man erst recht dem Fremdgeher dies unterstellen darf und trotzdem.
Zweitens, wenn man wirklich geliebt hat, dann wird da auch nicht so einfach jemand neues nach so vielen Jahren in Dein Leben treten. Das dauert schon eine Zeit bis man dazu bereit ist.
Auf der anderen Seite hast Du natürlich recht, was wenn man in 3 oder 4 Jahren feststellt das es doch nicht geht bzw sie es nicht lassen kann.

@Bond66

Ich denke der Fremdgeher hat es bewiesen, er hat sich aus der Beziehung verabschiedet...in einer Affäre so denke ich bewußt endgültig! Hiermit meine ich verabschiedet von dem alten Leben, seinem alten Leben und der Basis der Beziehung!
Das wird dem betrogenen zuerst gar nicht bewußt, der Schock und Schmerz ist so emotional aufwühlend und traumatisierend, dass er zuerst versucht für sich und die Beziehung eine gewisse Normalität herzustellen. Ja es gibt auch einige Menschen die sofort die Beziehung aufkündigen und das war es, das ist aber gerade bei langjährigen Beziehungen die Ausnahme und zeigt wol eher das man eigentlich nicht in der Lage war vorher einen Schlussstrich unter einer schon zerrütteten Beziehung zu ziehen.
Wie dem auch sei, worauf ich hinaus will, der Betrogene benötigt erst einmal eine gewisse Zeit, unterschiedlich 3 Monate ein halbes Jahr, um die Situation an sich zu realisieren und für sich zu analysieren! Oftmals bekennt man sich aber gerade in dieser Findungsphase schon zu der Beziehung und startet einen Neuanfang...was aber aus meiner Sicht zu früh ist!
Die Entscheidung ob man letztendlich bei dem Betrüger bleibt oder nicht, wird aus meiner Erfahrung erst viel später getroffen!
Aus meiner Sicht und Erfahrung entscheidend ist die Frage, kann man mit einer weiteren Enttäuschung, Betrug, Rückweisung des Partners, auch alleine weiterleben?!? und dann noch einen Neustart schaffen!
Das Problem ist nämlich, dass was man sich hätte nie vorstellen wollen, können ist eingetreten, der Partner hat einem die Würde genommen, dass bleibt in der Seele kleben und kann man nicht mehr Rückgängig machen! Eine weitere Enttäuschung weder besserem Wissen, wer kann das ertragen?!? wer will das Risiko eingehen? also wenn man wirklich! ehrlich zu sich ist und die Welt so betrachtet wie sie ist!

@Gast317
Ich finde (im Vergleich) nicht unwesentlich, dass Du die Affäre beendet und Deinem Mann gebeichtet hast.
Möglich, dass sich die Frau des T.E. irgendwann ebenfalls losgelöst, ggf. ihrem Mann gestanden und sich mit ihm um die Aufarbeitung von Problemen bemüht hätte.
Ich befürchte jedoch, sie wird ihrem Zeitvertreib aktuell noch nachhängen und sich allenfalls schämen. Das wiederum macht es noch schwieriger.
Aber klar, sind nur Mutmaßungen..
@Enrico P
In diesem Fall hier, mag sie ihn vielleicht für einen Narren gehalten haben, doch behält der T.E. seine Würde m.M. sehr wohl. Er bestimmt für sich überlegt (soweit möglich), wo er sein möchte (Paartherapie, Familie) und handelt entsprechend..
Aus meiner Sicht hat sich der Betrügende seiner Würde entledigt.

Zitat:

Die Entscheidung ob man letztendlich bei dem Betrüger bleibt oder nicht, wird aus meiner Erfahrung erst viel später getroffen!

Das denke ich auch! Ich habe viele Paare gesehen, die versuchten und letztendlich nach 2-5 Jahren aufgeben mussten.
Die, die nach solchen Geschichten noch zusammen sind, würde ich keinesfalls als glücklich bezeichnen.

Und ich habe viele Menschen gesehen, die mit 50 und später neu angefangen haben. Mein Tantchen hat mit 66 kirchlich geheiratet. In einem langen roten Kleid und strahlenden Augen.
Meine beste Freundin, rund 50, richtet grade eine schöne Wohnung ein, mit dem neuen Partner. Hinter ihr eine Langzeitehe, 3 erwachsene Kinder und sie behauptet, dass das Leben erst jetzt ausgekostet wird.

Dem TE möchte ich nicht viel sagen, außer dass das Leben auch weitergehen wird. So gut, wie gut er das haben wollen wird.
Ich persönlich kann seinen Fall nur äußerst skeptisch betrachten, denn die Art und Weise, wie seine Frau handelt, kann man gewiss nicht als hoffnungsvoll betrachten.
Aber wir sind hier und er da, er muss selbst reinfühlen und muss selbst sich entscheiden. Möglichst ohne Ängste, die jede Entscheidung in die falsche Richtung lenken können.

LG Gästin

@everwhere

Das sich die Betrügerin der Ehe nicht würdig verhalten hat...geschenkt!

Ich sage ja nicht das sich der TE entwürdigend verhält ...ganz im Gegenteil wie du auc festgestellt hast, er wurde zu tiefst, erniedrigt und gedemütigt und das von dem Menschen den er mal meisten vertraut und geliebt hat! Das ist aus meiner Sicht so ein tiefgreifender Eingriff in die eigene Würde, welcher immer bleibt und nicht wett gemacht werden kann, auch wenn man es persönlich möchte!

Die Angst wird immer da sein, so etwas von dem gleichen Partner nochmals erleben zu müssen!
Und die Frage die sich daraus stellen...werden auch bleiben...

Hallo skyfullofstars,

Du hast nun schon einige Antworten bekommen und irgendwie sind alle richtig, zumindest aus dem jeweiligen Blickwinkel. Vermutlich kann ich auch keine Ordnung darein bringen, aber ich werde versuchen Dir Anregungen aus meiner eigenen Erfahrung zu geben.

Meine Geschichte, die Ähnlichkeiten aufweist, kannst Du in meinem Thread nachlesen, damit will ich diesen Thread nicht auffüllen.

Als erstes und härtestes empfehle ich Dir unbedingt auch, bleib bei Dir. Werde nicht zum bettelnden Hund und verbiege Dich maßlos. Mach das schwerste überhaupt und halte eine gewisse Distanz zu Deiner Frau. Nicht einfach ziellos weggehen, sondern eine innere Distanz wahren. Gönn ihr und Dir Ruhe und Abstand. Sei Deiner Frau gegenüber ehrlich und sage ihr wie beschissen das alles für Dich ist. Sei aber kein Waschlappen, das entfernt Dich nur. Versuch tatsächlich was für Dich und Dein Selbstwertgefühl zu tun. Sei stark für die Kinder und vor allem steh nun unbedingt zu dem was Du sagst. Versuche doch das leben Zuhause für Dich so zu gestalten, als wärst Du bald auf Dich alleine Angewiesen. Mach also alles was im Haushalt notwendig ist und vor allem zeige Deinen Kindern Präsenz, nicht nur Anwesenheit.

Paartherapie?
Das kann ich Dir aus eigener Erfahrung nur wärmstens empfehlen. Ohne Therapie wären meine Frau und ich jetzt nicht in der 2-ten Chance. Dort können die Geschehnisse der Vergangenheit so aufgearbeitet werden, dass man diese auf eine sachliche Ebene bringen und verstehen kann. Paartherapie ist übrigens nicht einfach!

Kann man verzeihen?
Ja, ob Du das kannst wirst Du selber in Erfahrung bringen müssen und das wird sicher eine lange Zeit dauern. Ich weiß es bei mir noch nicht und bei uns läuft der 2-te Versuch schon seit vielen Wochen recht gut.

Angst, Schmerz, Trauer, Hoffnung ...
Leider habe ich in diesem punkt keine guten Nachrichten für Dich, bezogen auf meine eigenen Erfahrungen.
Egal welchen Weg Du wählst, Trennung oder Rettungsversuch, beide Wege werden schmerzhaft sein. Viele, die vor der Trennung stehen, haben wahnsinnige Verlustängste und entsprechende Schmerzen. Man meint dann, der zweite Versuch mit dem alten Partner bringt die Rettung. Das ist falsch! Nach jedem Schritt, den man nach vorne gegangen ist, warten wieder neue Erfahrungen mit Trauer, Angst und Schmerz auf einen. Es gibt dann natürlich auch schöne Momente, in denen man voller Hoffnung nach vorne blickt, aber man erlebt immer wieder Rückschritte.

Empfehlung:
Falls Du dich für einen Rettungsversuch entscheidest, ist das aus meiner Sicht völlig OK, egal welche Motive Du dafür hast (Kinder, Haus, Geld, Verlustängste, Liebe ...). Das musst Du nur mit Dir ausmachen.
Ich empfehle dann dringend eine Paartherapie, sofern ihr Beide daran wirklich teilnehmen wollt. Man muss sich darauf einlassen!
Zudem empfehle ich Dir ein Buch von Eva-Marie Zurhorst: Liebe dich selbst, dann ist es egal wen Du heiratest - oder so ähnlich. Aber Vorsicht, wenn man das Buch im Kern versteht, dann kommt man zu dem Schluss, dass ganz viele Dinge in einem selbst liegen und ein neuer Partner meistens nur einen Aufschub bringt, bis wieder ähnliche Probleme auftreten.
Ihr müsst also, um eine Chance auf eine erfüllte Zukunft zu haben, Eure Partnerschaft grundlegend ändern. Der Wille ist erst mal einfach, der Weg aber leider undurchsichtig und ich sage auch hier aus eigener Erfahrung: Man kommt zwischendurch zu völlig verwunderlichen Erkenntnissen und merkt erst während des Weges, was sich tatsächlich alles ändern muss, damit man noch eine gemeinsame Zukunft hat.

Ich wünsche Dir viel Kraft, für die Tage die vor Dir liegen!

Gruß, Tundil

Vielen Dank für die Anregungen, Tips und Stellungsnahmen. Ich sag ja, ich bin hin und her gerissen was ich machen soll. Aber ich glaube, was everywhere und tundil schreiben ist mein Weg.
Erst einmal Abstand nehmen. Ich kann mir jetzt ein Bild davon machen wie die Affäre lief und wie die 7 Monate gelaufen sind. Ich muss das nicht mehr hochholen. Viel wichtiger ist es dass es mir jetzt besser gehen soll. Das haben ja auch viele geschrieben.
Wir lassen uns Zeit und gehen uns aus dem Weg ohne negative Gefühle etc. 2-3 Monate. Ich brauche dringend diese Zeit und meine Frau soll diese Affäre auch im Kopf abschliessen und sich im klaren werden was sie will. Das ist die Grundlage um überhaupt wieder Vertrauen zu fassen. Es geht mir dann bei der Paartherapie nicht darum den ganzen schei. wieder raufzuholen sondern Wege zu finden wieder zueinander zu kommen. Es ist klar dass nichts mehr so ist wie es war. Genau an diesem Punkt entscheidet sich dann auch wohin die Reise geht. So ist der Plan. Darauf haben wir uns verstädigt.
Was mein Alter (49) betrifft - darüber habe ich mir tatsächlich keine grosse Gedanken gemacht. Ich weiss nicht wer von den Schreibern in meinem Alter ist (offensichtlich niemand), aber ich fühle mich nicht so furchtbar anders als mit 30. Man schiebt halt die Grenze ab wann man echt alt ist immer weiter nach oben - oh Gott wenn ich 60 bin, bin ich richtig alt...

@Sky...
Zitat:
..meine Frau soll diese Affäre auch im Kopf abschliessen und sich im klaren werden was sie will.

Klar soll sie das mit dem Kopf abschließen....aber viel, viel wichtiger ..sie muss sich emotional davon gelöst haben...abgeschlossen haben!

Ich habe den Eindruck, dass Du die ganze als eine Art unappetitliche Angeleinheit wahrnimmst, und doch schon sehr verkopft an die Sache heran gehst!
Nun, deinen Emotionen, Gefühlen wirst du dich stellen müssen...auch in der Paartherapie!

Mit im Kopf abschließen meine ich gedanklich einen Schlusstrich ziehen zu können und abzuschließen. Da hängen in erster Linie Emotionen dran.
Meine Frau weiss was sie mir angetan hat. Aber ich sehe sie nicht als Monster. ICH möchte das für mich abschließen können und das heisst auch die negativen Gefühle in Bezug auf die Affäre zu akzeptieren, damit schmerzfrei umzugehen und nicht als Wurfgeschoss gegen meine Frau einzusetzen. Wenn ich das nicht schaffe, brauche ich an einen Neuanfang nicht zu denken. Ich möchte zum Zeitpunkt X eine Beziehung 2.0 auf Augenhöhe. Das hat m.E. nichts mit verkopft zu tun.

Nun aus meiner Erfahrung, ich habe meiner Frau verziehen und glaube auch den Betrug verarbeitet, aber auch nach jetzt doch schon länger Zeit...fast 2 Jahre gibt es immer noch Monente die nicht schmerzfrei sind und es einfach im Raum steht. Es ist nicht so das ich ihr dann Vorwürfe mache oder sonstige negativen Gefühle für meine Frau entwickel.
Damit zu leben gehört dazu und das ist wohl die Wahrheit.

Und genau das ist der Grund, weshalb man sich fragen sollte ob man das wirklich in seinem Leben braucht. Wäre es nicht besser, einen Neuanfang mit jemanden wo nichts dazwischen steht, zu wagen?

Zitat von davedave:

Und genau das ist der Grund, weshalb man sich fragen sollte ob man das wirklich in seinem Leben braucht. Wäre es nicht besser, einen Neuanfang mit jemanden wo nichts dazwischen steht, zu wagen?

Das ist aber doch irgendwie sehr rational.
Grundsätzlich hast Du schon irgendwie recht. Auf die Flashbacks kann man getrost verzichten und irgendwie machen sie einen auch kaputt und entzweihen.
Aber geht es einem wirklich besser, wenn man sich trennt und da noch Gefühle sind ?

Bond66, Gefühle oder Ego und gewinnen wollen?
Ich behaupte, wenn beide wollen und noch genug Gefühle vorhanden sind, dann sollte das Verzeihen leicht gefallen. Wenn es nicht so ist, fragt sich selbst nach, ob das noch Gefühl ist oder eher das andere Zeugs.
Liebe ist normaler Weise stärker als das Ego.

Mit dem Ego und Gewinnen wollen hat das meiner Meinung nach wenig zu tun. Wenn noch Gefühle da sind, ist es sehr schwer wenn man geht, aber mit Sicherheit lohnender für das Lebensglück aller Beteiligten.